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13.06.2008
 

GfdS läßt gefühlten Rechtschreibverfall untersuchen

Im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Sprache hat das Institut für Demoskopie Allensbach im April 2008 1.820 Personen zum Thema ‚deutsche Sprache‘ befragt.

In seiner Auswertung der Ergebnisse überspielt der staatlich gestützte Verein die weiterhin kaum meßbare Zustimmung zu der von der GfdS über Jahrzehnte geforderten und betriebenen Rechtschreibreform mit dem tröstlichen Hinweis, daß immer noch nur ein knappes Drittel der Befragten Rhythmus richtig schreiben kann.



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Kommentare zu »GfdS läßt gefühlten Rechtschreibverfall untersuchen«
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Kommentar von ub, verfaßt am 13.06.2008 um 19.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6781

Der Text der im Internet eingestellten GfdS-Pressemitteilung endete zunächst mit dem Satz: "Eine detaillierte Zusammenfassung der Studie wird die Gesellschaft für deutsche Sprache im Herbst 2008 im Dudenverlag, dem Förderer des Deutschen Sprachrates, veröffentlichen." Nach einer Aktualisierung um 15.12 Uhr fehlte dann der Knicks vor dem Sponsor. Wie ich eben feststelle, wurde später ersatzweise (?) ein Link auf "Dudenverlag" gesetzt.

Die ursprüngliche Formulierung ist übrigens in der Einladung des Deutschen Sprachrates zu der heutigen Pressekonferenz erhalten geblieben. In dessen Internetauftritt ist die Förderung durch den "Dudenverlag" allerdings sowieso nicht zu übersehen.


Kommentar von F.A.Z., 14.06.2008, Nr. 137 / Seite 41, verfaßt am 13.06.2008 um 21.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6782

"Satellit" schreiben, das können sie – aber sonst?
Formfehler: Aufschlussreiche und nicht unbedingt beruhigende Erkenntnisse der Gesellschaft für deutsche Sprache

Die Rechtschreibreform wird auch zwölf Jahre nach ihrer Verkündung und zwei Jahre nach ihrer endgültigen Einführung von der Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht akzeptiert. Das ist das wichtigste Ergebnis einer Studie zum Sprachverhalten der Bundesbürger, die die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) beim Institut für Demoskopie in Allensbach in Auftrag gegeben hat. Demnach lehnen fünfundfünfzig Prozent der Deutschen die Rechtschreibreform immer noch prinzipiell ab, neun Prozent befürworten sie; einunddreißig Prozent erklären, die Reform sei ihnen egal. Bei der Frage nach den täglichen Problemen mit dem Deutschen entscheiden sich sogar neunundsiebzig Prozent der Teilnehmer für die Aussage "Durch die Rechtschreibreform weiß man bei vielen Wörtern gar nicht mehr, wie sie richtig geschrieben werden". Selbst eine Mehrheit der Reformbefürworter (vierundfünfzig Prozent) teilt diesen Standpunkt.

Die Allensbach-Studie offenbart eine weitverbreitete Skepsis über die kulturelle und sprachliche Entwicklung des Landes. Zwei Drittel der Befragten erklärten, die deutsche Sprache drohe "immer mehr zu verkommen". Als Hauptgrund für den Verfall wird der Umstand genannt, dass heute weniger gelesen werde als früher. Eine knappe Mehrheit beklagt den zunehmenden Einfluss anderer Sprachen im Deutschen und den Verfall des sprachlichen Ausdrucks in E-Mail- und SMS-Mitteilungen. Auch die schädliche Wirkung des Fernsehens (vierundvierzig Prozent) und der Elternhäuser (einundvierzig Prozent) wird genannt.

Von einem "Lamento", das sich nicht unbedingt in der Wirklichkeit spiegele, sprach der Allensbach-Projektleiter Rüdiger Schulz bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Rudolf Hoberg, der Vorsitzende der GfdS, erklärte, noch nie sei in Deutschland so viel gelesen worden wie heute. Auch die Orthographie habe sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht verschlechtert. So konnten im Jahr 1957 nur sechsunddreißig beziehungsweise elf Prozent der Befragten die Wörter "Lebensstandard" und "Rhythmus" richtig schreiben; jetzt sind es sechsundfünfzig beziehungsweise dreißig Prozent. Allerdings seien, so Hoberg, die Rechtschreibkenntnisse seit Mitte der achtziger Jahre auch nicht besser geworden, obwohl sich im selben Zeitraum die Zahl der Abiturienten verdoppelt habe. Nur beim Wort "Satellit" gibt es einen spürbaren Aufwärtstrend.

Ein zweites wichtiges Thema der Studie sind das Vordringen englischer Ausdrücke in die deutsche Alltagssprache und die Präsenz des Deutschen in der Europäischen Union. Dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied in der Einschätzung zwischen Älteren und Jüngeren und zwischen Ost- und Westdeutschen. So stören sich sechsundvierzig Prozent der Ostdeutschen an Wörtern wie "Kids", "Event" und "Meeting", im Westen sind es nur siebenunddreißig Prozent. Bei den über Sechzigjährigen bekunden sechsundfünfzig Prozent ihr Missfallen gegenüber englischen Ausdrücken, in der Altersgruppe zwischen sechzehn und neunundzwanzig Jahren dagegen nur fünfzehn Prozent. Gleichwohl sind knapp zwei Drittel der Gesamtbevölkerung der Meinung, viele Eigenheiten der deutschen Sprache gingen allmählich verloren. Die Zustimmung zu den Aussagen "Die deutsche Sprache verliert in der Welt an Bedeutung" und "Die Verständigung mit dem Ausland wird erleichtert" ist gleich hoch (rund vierzig Prozent). Eine Mehrheit von dreiundfünfzig Prozent findet, das Deutsche sollte in der EU stärker verwendet werden. Achtundsiebzig Prozent sprechen sich gegen eine europäische Einheitssprache aus.

Interessant ist die Entwicklung der Fremdsprachenkenntnisse. So hat die Verbreitung des Russischen in Ostdeutschland seit dem Fall der Mauer von dreißig auf einundzwanzig Prozent abgenommen, die des Englischen ist von dreiunddreißig auf neunundvierzig Prozent gestiegen. In der Liste der wichtigsten Fremdsprachen liegt Englisch mit achtundneunzig Prozent an der Spitze, dahinter folgen Französisch (achtundvierzig), Spanisch (zweiunddreißig) und überraschenderweise Chinesisch (neunzehn). Latein und Russisch halten sich bei fünfzehn Prozent, während Altgriechisch bei einem Prozent liegt.

Wer das Drama der deutschen Rechtschreibreform kritisch verfolgt hat, die intellektuellen Intrigen und politischen Winkelzüge, die ihre Einführung begleitet haben, muss sich in seiner Skepsis durch die Allensbach-Studie bestätigt fühlen. Wie von vielen vorausgesagt, hat die Reform die Unsicherheiten im Umgang mit der deutschen Sprache nicht vermindert, sondern verstärkt. Die Abneigung gegen das Reformwerk geht, auch wenn die Studie diesen Aspekt nicht aufschlüsselt, offenbar quer durch alle Altersgruppen. Aber vielleicht werden uns die Tücken des Deutschen ja einmal winzig vorkommen, wenn wir erst alle mit unseren Kindern Chinesisch büffeln. Bis dahin zappen wir uns munter weiter mit den Kids von Event zu Event.
ANDREAS KILB


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 14.06.2008 um 01.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6783

Da kann man ja zumindest von einem Teilerfolg sprechen, wenn 21% der Befragten nicht meinten: "Durch die Rechtschreibreform weiß man bei vielen Wörtern gar nicht mehr, wie sie richtig geschrieben werden".
Ob diese 21% einer Überprüfung wohl standhielten? (oder Stand hielten).


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 14.06.2008 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6784

Wenn 87% der Reformgegner, 54% der Befürworter und 72% der Gleichgültigen den Satz "Durch die Rechtschreibreform weiß man bei vielen Wörtern gar nicht mehr, wie sie richtig geschrieben werden" für zutreffend erachten, dann verstecken sich die angeblichen Vorteile der Neuregelung äußerst effizient. Vermutlich ist die Mehrheit auch zu blöd, die behauptete bessere Logik zu erkennen. In Wirklichkeit ist die Reformschreibung also nur etwas für eine elitäre Minderheit, und so kommt sie mir tatsächlich vor; ich kenne nämlich niemanden, der Reformschrieb intuitiv beherrscht.


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 14.06.2008 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6785

Zu respektieren ist immerhin der Mut von Rudolf Hoberg und Karin Eichhoff-Cyrus, die für ihre Bestrebungen so vernichtenden Umfrageergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Oder sehen sie wirklich nicht, was diese aussagen? Da sind zum Beispiel die immer noch konstant um die zehn Prozent Zustimmung zur Reform. Die Zahl läßt sich ja auch – im Sinne der Auftraggeber – optimistisch deuten: Von einem Abbröckeln der Unterstützung für die Reform in der Bevölkerung kann keine Rede sein, und zehn Prozent Zustimmung reichen allemal aus, um ein Regime aufrechtzuerhalten, vorausgesetzt, die zehn Prozent verteilen sich auf diejenigen Positionen in der Gesellschaft, auf die es ankommt.

Aber was tut Hoberg? Er interpretiert, jedenfalls dpa zufolge, die ungebrochen starke Ablehnung der Reform als eine Art Verschleierungsmanöver, zugespitzt, eine Verschwörung des Faktischen gegen sich selbst. Warum ließ er dann überhaupt Daten erheben, von denen er von vornherein wußte, daß sie für seine, wie auch immer sonst geartete, Fragestellung irrelevant sind?

Vollends seinen Zweck verfehlt der Versuch des Nachweises einer Diskrepanz zwischen reformbedingt "gefühlten" und den tatsächlichen Rechtschreibfähigkeiten anhand der Wörter Rhythmus und Lebensstandard. Man muß nicht einmal eine böse Absicht annehmen, die zur Wahl von reformneutralen Wörtern führte (vermutlich hatte man keine anderen, die einen Vergleich über einen längeren Zeitraum hinweg erlauben; insofern dokumentieren sie, in welche Richtung die Reform einmal hatte gehen sollen).

Einmal unterstellt, daß die verbreitete Wahrnehmung einer Verunsicherung über richtige Schreibweisen infolge der Reform nicht einfach eine kollektive Halluzination ist (und zumindest soweit diese Wahrnehmung eine eigene Rechtschreibunsicherheit zum Gegenstand hat, impliziert sie den Nachweis, daß sie zutrifft): Dann beweist die relative Konstanz der Fehlerquote bei Rhythmus und Lebensstandard gerade nicht, daß die Rechtschreibfähigkeiten nicht unter der Reform gelitten haben, sondern das Gegenteil – daß das "allgemeine Lamento" über einen "'Verfall der Sprachkultur'" in der Tat irrig ist, weil es sich eben nicht um einen sich selbsttätig vollziehenden Prozeß handelt, sondern um die Folgen eines dilettantischen Eingriffs in die Schriftsprache.

Damit ist auch das immer wieder zu hörende Argument vom Tisch, die von ihren Kritikern der Reform angelastete Verwahrlosung der Schriftkultur sei in Wirklichkeit mit ungenügender Lesepraxis, einem Mangel an Korrektoren oder ähnlichem zu erklären – erledigt von führenden Köpfen der Reform selbst. Chapeau.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 14.06.2008 um 16.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6786

Na, wer ist denn noch so am gefühlten Schreibverfall Schuld: "Mann, bist Du schön! / Ein gepflegtes Äußeres ist keine Kaprice mehr für einen echten Kerl – sondern Karrierebedingung. Daran sind auch die Frauen Schuld." (SZ.de. 14.06.2008 16:34)


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 14.06.2008 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6787

Herr Ludwig hat natürlich völlig recht; ein Vergleich der Zeitungsorthographie von 1998 mit der von heute sollte eigentlich ausreichen für den Nachweis, daß die Rechtschreibfähigkeiten massiv beeinträchtigt sind. Gerade bei der GZS sieht es in der redaktionellen Praxis auch zwei Jahre nach der letzten Revision immer noch katastrophal aus (am schlimmsten übrigens in den Texten von Kolleginnen mit abgeschlossenem Germanistikstudium, die vor zehn Jahren noch tadelloses Deutsch schrieben).

Da Leuten wie Hoberg aber ein bißchen die, nun ja, sagen wir: Sensibilität für das Offenkundige fehlt, war mir daran gelegen, in ihrem System zu bleiben und zu zeigen, daß ihre Argumentation immanent scheitert.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 16.06.2008 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6790

Wenn der Verfall der Rechtschreibung in den Zeitungen beklagt wird, sollte betrachtet werden, wem früher und wem heutzutage das Korrekturlesen anheim gestellt war und ist.
Trifft die landläufige Annahme zu, daß vor zehn Jahren noch viel mehr Lektoren und Setzer vorrangig für die Orthographie zuständig waren und mithin jeden Text auf Rechtschreibrichtigkeit geprüft haben? Macht das heute nur noch das Computerprogramm, dessen Fähigkeiten eben begrenzt sind?
Wenn das stimmt, muß die Rechtschreibsicherheit der Redakteure nicht abgenommen haben. Dann hat auch die Rechtschreibreform nicht so verheerende Auswirkungen gehabt.


Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 16.06.2008 um 16.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6791

#6790: In sich ein richtiger Gedanke hinter Herrn Mahlmanns Einwurf. Aber bei allem hier steht mehr zur Debatte als nur "die Rechtschreibsicherheit der Redakteure". Daß wir Computerprogramme zu Hilfe nehmen, ist eine Sache, daß wir sie aber ohne relevante Fragen zu Hilfe nehmen, wo's um unser eigenes Handwerkszeug und unser eigenes Mitdenken in einer großen Kulturfrage geht, das müßte doch die Journalisten als vierter Säule in einer Demokratie besonders in Bewegung bringen. (Die Germanisten übrigens auch.) Die verheerenden Auswirkungen sind weniger die Unsicherheit bei daß/das/dass (obwohl ein Redakteur da wirklich keine haben sollte, wo doch noch bis vor zehn Jahren jede Sekretärin bei sowas keine an den Tag legte), sondern die allgemeine Sorglosigkeit auf dem Weg des geringsten Widerstandes in einer kulturell und politisch wichtigen öffentlichen Sache.

Dazu eben nur etwas aus nur einem *Welt*-Artikel eben: "Man griff antikommunistische Kräfte auf der ganzen Welt unter die Ame, begegnete nuklearen sowjetischen Drohungen mit eigener Hochrüstung und wartete im Übrigen geduldig ab, bis der Ostblock zerbröselt war. [...] Er könne sich zum Beispiel ohne weiteres vorstellen, einen Einsatz in Pakistan zu befehlen, falls dies nötig werden sollte. [...] Kann sein, dass all diese mühsam errungenen Fortschritte über Nacht wider in sich zusammenbrechen." Nicht mal Anfänger im Journalismus sollten sowas im übrigen ohne weiteres, also ohne weiteres eigenes Mitdenken weitergeben; jemand vom Fach müßte diese Abgänger mit Abitur in den Journalismus dabei doch unter die Arme greifen...


Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 16.06.2008 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6792

Diese Dinge gehören solide dokumentiert und den Verantwortlichen unter die Nase gerieben, auch mit Vergleich vorher-nachher, sonst wird die Qualität weiter erodieren und keiner einen Finger rühren. Die völlig fehlende Evaluierung ist ja ein noch immer wachsender Stein des Anstoßes.


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 17.06.2008 um 00.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6793

Korrekturprogramme sind sehr nützliche Hilfen, um Buchstabenverdreher und ähnliche Tippfehler aufzuspüren (also die Sorte von Fehlern, die man früher in der Zeitung fand – wenn man welche fand). Es mag auch sein, daß ihre Leistungsfähigkeit sogar von Profis immer noch überschätzt wird. Jedoch ist die Verfügbarkeit von Korrekturprogrammen nicht der Hauptgrund für den Rückbau der Korrektorate (wenn überhaupt einer, der irgend ins Gewicht fällt).

Es genügt, sich die von ihnen gemachten Korrekturvorschläge für "angemeckerte" Wörter anzuschauen, um zu verstehen, daß solche Programme das menschliche Urteilsvermögen nicht ersetzen können. (Nur als Anekdote am Rande: Einmal ist eine von mir bearbeitete Reportage – aus Gründen, zu denen hinterher selbstverständlich niemand Angaben zu machen vermochte – in einen anscheinend vollautomatisierten Korrekturgang geraten. Das Ergebnis – unter anderem fand eine Frau "Einfeld" sich am nächsten Tag als Frau "Einfalt" in der Zeitung wieder – war so katastrophal, daß die Situation sich nicht mehr durch Richtigstellungen, sondern nur noch durch den Neuabdruck des Artikels in der ursprünglich beabsichtigten Form retten ließ.)

Der Grund für den Rückbau der Korrektorate (oder auch Lektorate) liegt in der Digitalisierung der Manuskripte. Diese hat zur Folge, daß der Redakteur mit bereits erfaßten Texten arbeitet, d.h. mit Texten, die immer schon "im System" stehen (ob er sie nun selbst verfaßt oder bloß redigiert). Die Arbeitsgänge der Erst- und Zweitkorrektur entfallen deshalb insoweit, als sie den Zweck hatten, für die Übereinstimmung des von den "Tasterinnen" erfaßten Textes mit dem Papiermanuskript zu sorgen. Damit ist der Korrektor auf eine Aufgabe beschränkt, die er früher gewissermaßen nebenbei miterledigte, nämlich eventuelle Versäumnisse oder Fehler des Redakteurs auszubügeln. Diese Entwicklung hatte bei den meisten Verlagen natürlich Personalabbau zur Folge.

Der Einwand von Herrn Mahlmann wäre triftig unter der Voraussetzung, daß für Orthographie bei den Zeitungen die Korrektoren zuständig sind und nicht die Redakteure. Die reden sich zwar gerne auf ein Versagen des Korrektors hinaus, wenn sie schlampig gearbeitet haben; grundsätzlich ist es aber ihre Aufgabe, die Druckreife eines Textes sicherzustellen. Die orthographische Kompetenz des Redakteurs ist, jedenfalls idealtypischerweise, nicht geringer als die des Korrektors, und seine diesbezügliche Verantwortung ebensowenig. Richtig bleibt allerdings, daß es der Qualität von Zeitungstexten dienlich ist, wenn sie vor Druck gegengelesen werden; das gilt auch für ein Gegenlesen, das sich auf das Orthographische beschränkt.

An dieser Stelle liegt die Relevanz von Herrn Mahlmanns Einwurf. Da die Einführung der Rechtschreibreform und die Digitalisierung der Zeitungmanuskripte (und der damit verbundene Rückbau der Korrektorate bei den meisten Zeitungen) einander zeitlich überschnitten haben, läßt sich der Qualitätsverlust der Zeitungsorthographie nicht ohne weiteres und auf Anhieb stringent auf die Rechtschreibreform zurückführen. Anders gesagt: Wir wissen nicht, ob die Zeitungen ihre Korrekturkapazitäten nur in dem Maße zurückgebaut haben, wie es unter sonst gleichbleibenden Umständen dem Rationalisierungsgewinn durch die Digitalisierung entsprochen hätte, oder darüber hinaus.

Die Fragestellung auf den Punkt zu bringen sollte eigentlich ausreichen, um ihre Absurdität zu zeigen. Aber ich gehe gerne noch ein Stück weiter. Zum Beweis der These, der Qualitätsverlust der Zeitungorthographie habe in nennenswertem Umfang (oder überhaupt) mit dem Rückbau der Korrektorate zu tun, müßte es Zeitungsverlage geben, die ihre Korrektoren nicht dezimiert haben und bei denen es sich anders verhält. Nun, es gibt solche Verlage (bei einem von ihnen bin ich angestellt). Deren Produkte sind jedoch orthographisch genauso dürftig wie die anderer Häuser.

Wie sollte es auch anders sein? Schließlich korrigieren die Korrektoren nicht nach einer anderen Orthographie als derjenigen, nach der die Redakteure zu schreiben bzw. zu redigieren versuchen; sie haben dieselben Probleme. Wenn die einen versagen, darf man von den anderen nichts Besseres erwarten.

Die Wahrheit ist ganz einfach: Eine selbst nur im formalen Sinne der Regelkonformität korrekte Rechtschreibung ist unter den durch die Reform hergestellten Bedingungen mit betriebswirtschaftlich vertretbarem Aufwand nicht möglich.


Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 17.06.2008 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6794

Wer sich etwa auf "Duden-Korrektor" verlassen möchte, sollte sich eine Desillusionierung gönnen:
http://www.allegro-c.de/formate/duktest.htm
Es wurden alle fünf Einstellungen mit einem Problemtext getestet. Grün markiert sind alle Fehler und Problemfälle, die in allen fünf Einstellungen durchgingen. Dies untermauert Herrn Bärleins Diktum, daß Produkte mit korrekter Reformorthographie nicht mit vertretbarem Aufwand herstellbar sind.


Kommentar von AH, verfaßt am 17.06.2008 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6795

Herr Bärlein hat recht. Insbesondere der Zeitungsjournalist macht heute zunächst alles am Computer alleine (einschließlich des Layouts und der Bildbeigaben!), wie ich von einer Lokalredaktion weiß, von der die Artikel per Datenleitung unbesehen in den Druck wandern. Manche können's, manche nicht.

Zu ergänzen ist demnach m.E. eine neuartige Variante des Publish-or-perish-Syndroms (wie schreibt man das nun wieder?). Es wird erst publiziert, dann korrigiert. Es interessiert die Journalisten nicht wirklich, w i e sie schreiben, sondern nur, was sie schreiben, oft genug nur die Mitteilung ihrer Meinung, in welcher sprachlichen Form auch immer. Ich habe dies mehrfach beobachtet an Online-Artikeln, z. B. von Thorsten Denkler in der "Süddeutschen": erste Fassung voller Verstöße gegen alte wie neue Rechtschreibung, nach etwa zwei Stunden hatte sich ein Korrektor des Artikels erbarmt und die gröbsten Fehler beseitigt, allerdings gab es immer noch Fehler (das/dass). Auch die "Tagesschau-online" verfährt so, ebenso die FAZ und wahrscheinlich viele Zeitungen. Hauptsache, wir sind schnell. In der Print-Ausgabe ist dann vieles bereinigt, weil doch nachträglich Korrektur gelesen wird. Früher aber beschäftigte eine Zeitung vor der Veröffentlichung ganze Stäbe von Germanistikstudenten zum abendlichen Korrekturlesen, und die konnten es damals auch noch.


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 17.06.2008 um 18.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6796

Um wieviel steigt meine Auflage, wenn ich statt 3 nur 1/4 Rechtschreibfehler pro Seite habe? Solche und ähnliche Fragen – sie sind in anderen Branchen seit langem üblich – stellen Zeitungsmacher mit Sicherheit ebenfalls. Wer kann darauf eine Antwort geben?

Ich meine, 90% aller Leser bemerken Rechtschreibfehler gar nicht, der Rest schmunzelt (vielleicht).

Auflagenrelevanz haben Rechtschreibfehler, sofern sie sich in Grenzen halten, m. E. nicht.


Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2008 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6797

Den Bericht von Andreas Kilb liest man mit gemischten Gefühlen, einfach weil die FAZ ja mitmacht, wenn auch nicht richtig. Die Zeitung ist in Rechtschreibdingen nicht mehr glaubwürdig.
Es wird nicht besser dadurch, daß die deutsche Übersetzung eines Textes von Churchill in Forsetzungen abgedruckt ist – in traditioneller Rechtschreibung. Um es mit den Worten der FAZ selbst zu sagen: Dass kann zu Konflikten führen. (FAZ 14.6.08)


Kommentar von Taunusbürger, verfaßt am 18.06.2008 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6798

Die Reaktion auf die zugrundeliegende Pressekonferenz (angeblich waren mehr als 30 Journalisten anwesend, was für Berlin am Freitag viel ist) und die sich anschließende Berichterstattung waren nicht klein, und man kann recht viele Meldungen, zum Teil in Kommentarform wie etwa bei A. Kilb, registrieren.
Was mir auffällt: Wenn das Teilthema Rechtschreibreform behandelt wird, dann nicht in affirmativer Form, sondern teils spöttisch, distanziert und teils kritisch (mit dem Tenor: diese überflüssige, ärgerliche Reform). Was mich aber auch nicht beruhigt. Herr Ickler hat schon recht. Journalisten lassen bei dieser Gelegenheit ihre Skepsis oder Kritik zum Ausdruck kommen, machen aber mit ...
(Es ist freilich nicht immer einfach; beruflich bin ich auch verpflichtet, der "neuen Rechtschreibung" zu folgen, bemühe mich dabei aber immer, in der Regel im Wege der Variantenschreibung, die unsinnigsten und sprachwidrigsten Neuschreibungen zu vermeiden. Was übrigens ohne weiteres geht, denn die behördlichen bzw. arbeitgeberseits verantwortlichen Orthographieaufseher beherrschen die Neuregelung keineswegs.)


Kommentar von Hustensaft, verfaßt am 19.06.2008 um 11.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6799

Herr Faupel aus dem Taunus lebt vor, wie man geschmeidig bleibt. Andere sehen die vermeintliche "berufliche Verpflichtung" hingegen gar nicht ein.


Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.06.2008 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6800

"Produkte mit korrekter Reformorthographie sind nicht mit vertretbarem Aufwand herstellbar."
Die übliche Erwiderung der Gegenseite wäre: "Andere können es doch." Wäre diese Behauptung wahr? Gibt es fehlerfreie Reformorthographie auf Gebieten, wo der Aufwand mitzählt?


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 19.06.2008 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6801

Was ist denn ein betriebswirtschaftlich vertretbarer Aufwand? Wenn der null ist, ist jede Fehlerkorrektur Luxus, für den die Innenrevision Rügen ausspricht.

Hat jemand Überblick, was Schulbücher (nicht nur Deutschunterricht) angeht? Sind die orthographisch in Ordnung? Sind sie überproportional teurer geworden?

Erfreulich wäre es auch, sollte es jemandem gelingen, Korrekturkosten nach bewährter und reformierter Orthographie gegenüberzustellen, so daß der Unterschied in Mark und Pfennig sichtbar wird.


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 20.06.2008 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6803

Herr Mahlmann hat ja eine ganze Menge Fragen gestellt. Ich versuche mal, sie zu beantworten, soweit sie ähnlich von Herrn Strasser formuliert wurden (und soweit ich das kann).

Zunächst scheint mir unerheblich, ob ein Leser das, worüber er in einem Zeitungstext stolpert, als Rechtschreibfehler zu identifizieren vermag oder nicht, falls man nicht Herrn Strassers These gelten lassen will, daß als solche erkannte Rechtschreibfehler vor allem einen Heiterkeitswert haben (dann wären sie ein zusätzlicher Kaufanreiz, und die Zeitung sollte darauf achten, nicht zu sparsam mit ihnen zu sein). Sodann scheint mir unerheblich, ob das, worüber der Zeitungsleser stolpert, im formalen Sinne der Abweichung von irgendeinem Wörterbuch oder „Regelwerk“ ein Fehler ist oder nicht. Über Sätze wie „Mithilfe meiner Oma habe ich den Kuchen gebacken“ oder „Bombay setzt im Kampf gegen Menschen jagende Leoparden auf Schweine“ wird man immer stolpern, egal, ob die betreffenden Schreibungen nun verboten, zulässig oder vorgeschrieben sind, während ein Satz wie „Ich dulde zuhause keine Bücher in Reformdeutsch“ allenfalls eine – vermutlich beabsichtigte – inhaltliche Irritation auslöst, außer bei den Leuten, die die Vorschrift zu kennen glauben, nach der hier zu verfahren ist.

Den Zeitungen liegt viel daran, dem Leser Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Das läuft unter „Leserführung“ und wird von den Redaktionen sehr ernst genommen. Es beginnt mit jedermann einsichtigen Regeln wie der, die wichtigeren Themen nach vorn und nach oben sowie auf rechte, sogenannte Aufschlagseiten, zu sortieren und die unwichtigeren entsprechend nach hinten, nach unten und auf linke Seiten, und endet in Quisquilien wie der letztlich unentscheidbaren Frage, ob es besser ist, den „Kasten“ als Layoutinstrument zu verwenden (erleichtert zum Beispiel die Text-Bild-Zuordnung, dient also der Leserführung) oder zur Hervorhebung besonders unterhaltsamer oder wichtiger Stoffe (dient ebenfalls der Leserführung).

Wenn man sieht, welche Energien in den Chefetagen auf die Lösung von Problemen wie dem verwendet werden, ob bei einem gegebenen Format der Fünf-, der Sechs- oder der Siebenspaltenumbruch am leserfreundlichsten ist, kann man sich nur wundern über die Duldsamkeit, mit der sich die Zeitungen von den Reformbetreibern haben herumschubsen lassen. Schließlich ist Orthographie nichts anderes als Leserführung im kleinen (und zugleich dort, wo sie am wichtigsten ist).

Hier steht die Presse in einem Zielkonflikt. Einerseits will sie möglichst reformgetreu schreiben (um den Kindern nicht zu schaden, um ihre Leser von morgen nicht zu vergraulen; was es halt so an Begründungen gibt). Andererseits will sie ihren Lesern ein möglichst verständliches, das heißt orthographisch unauffälliges Deutsch bieten. Das ist jedoch um so schwieriger zu haben, je reformierter es ist.

Die Frage, welcher Korrekturaufwand erforderlich ist, um ein im Sinne durchgehender Regelkonformität korrekt geschriebenes Produkt herauszugeben, stellt sich in der Praxis gar nicht mehr. Er ist nicht nur nicht zu bezahlen, sondern er ist vor allem auch völlig nutzlos (wenn nicht sogar schädlich).

Zur Illustration noch eine Anekdote. Neulich hatte eine Kollegin (studierte Germanistin, versteht sich) den Bericht über eine kulinarische Veranstaltung mit der Überschrift „Mit Feuereifer beim Knödel kochen“ versehen; Schriftgrad 28 Punkt, also nicht ganz unauffällig. Das hatte nicht nur der Korrektor anstandslos durchgehen lassen, sondern auch der Schlußredakteur, der mir auf meine Intervention hin mitteilte, die Seite sei bereits auf dem Weg in die Rotation, und dann freundlich-interessiert nachfragte: „Also groß und zusammen?“


Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 21.06.2008 um 10.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6804

Mir fällt am veröffentlichten IfD-Schaubild "Die Bevölkerung kann sich noch immer nicht mit der Rechtschreibreform anfreunden" gerade folgendes auf:

Die beiden letzten Punkte im grünen Graphen ("Bin dafür") sind mit 8 bzw. 9 beschriftet (gemeint sind wohl %). Der Graph geht aber von 2005 zu 2008 deutlich nach unten. Mißt man nach, so sieht man, daß der Punkt für das Jahr 2005 oberhalb, der Punkt für das Jahr 2008 unterhalb der 10%-Marke liegt. Ich hatte ursprünglich auch einen Wert von 11% pro-Rechtschreibreform für diesen Zeitraum in Erinnerung.

Wird hier mit den Zahlen getrickst, um wenigstens eine kleine Verbesserung zu suggerieren?


Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 21.06.2008 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6805

Ich glaube einfach, daß früher weniger Fehler durchkamen, weil die Mehrheit der Redakteure die Rechtschreibung von Haus aus intuitiv beherrschte. Durch den Wegfall der intuitiven Beherrschung werden einfach mehr Fehler gemacht, und ein Teil davon bleibt unentdeckt. Das ist einfach Statistik.

Auch scheint es bei den Zeitungen unterschiedlich gehandhabte Bereiche zu geben. Vor allem die aktuellen Meldungen, die in den Online-Ausgaben 1:1 erscheinen, machen den Eindruck, wenig bis gar nicht geprüft zu sein. Offenbar auch deshalb, weil sie, so wie sie sind, von den Agenturen übernommen werden (das führt manchmal dazu, daß derselbe Fehler in unterschiedlichen Medien gleichartig durchkommt).


Kommentar von P.L., verfaßt am 21.06.2008 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6809

Ich bin, was den Wegfall der intuitiven Beherrschung der Rechtschreibung anbelangt, ganz und gar Ihrer Meinung, Herr Strasser.


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 21.06.2008 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6815

Die Intuitivität der Orthographie für den Schreiber ist nur die Kehrseite ihrer Unauffälligkeit für den Leser. Daß etwa Wörter zusammengeschrieben werden, entspricht der Erwartungshaltung des Lesers. Solange der Schreiber dem Grundsatz folgt, dieser Haltung entgegenkommen zu müssen, haben beide keine Probleme. Sobald der Schreiber sich aber anderen Grundsätzen verpflichtet fühlt, die auf der Ebene von Regelwissen nur beherrschbar erscheinen, wenn man sie in einem Satz wie "Der Staat (oder das Kindeswohl, oder was immer auch man an dieser Stelle einsetzen will) gebietet, daß wir Wortbestandteile erkennen und diese durch Spatien kenntlich machen" zusammenfaßt, kommen beide ins Straucheln. Das ist doch wirklich nicht schwer zu verstehen.


Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 22.06.2008 um 01.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6827

Ich schlage vor, die Kabbeleien beiseite zu lassen und weiter die Sachfrage zu erörtern. Diese scheint mir nämlich nicht so ganz geklärt.


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 22.06.2008 um 02.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6828

Darf ich daran erinnern, was hier die Sachfrage ist? Herr Bluhme hatte einen Versuch unternommen, zu ihr zurückzukehren, der jedoch leider untergegangen ist. In diesem Strang geht es um eine von der GfdS an das Institut Allensbach vergebene Umfrage, um deren Ergebnisse, um die Validität dieser Ergebnisse und um die Frage, was von ihnen sonst noch zu halten ist.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 23.06.2008 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6840

Ein Dank an Herrn Bärlein, der mir die Wichtigkeitsbewertung der Rechtschreibung im journalistischen Bereich nähergebracht hat. Allerdings nimmt es mich nunmehr noch stärker wunder, daß soviel Mist passiert.


Kommentar von P.L., verfaßt am 24.06.2008 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6842

Lieber Herr Strasser!

Vor zwei Jahren nahm ich an einer Klassenzusammenkunft teil. Bei jener Gelegenheit brachte ich die Rechtschreibreform zur Sprache; und ein jeder meiner ehemaligen Schulkameraden gab zu, beim Briefeschreiben immer wieder ins Stocken zu geraten. „Zusammen oder getrennt?“, „Groß oder klein?“ – diese beiden Fragen, sagten sie mir, kämen ihnen so oft in den Sinn, daß ihnen der eigentliche Sinn des Briefes nicht selten entfalle. Woher diese Unschlüssigkeit stamme? fragte ich meine Schulkameraden. Die einhellige Antwort lautete: Von der Zeitungslektüre. Auf meine Frage: „Wie handhabt ihr denn nun das Schreiben?“ antworteten die meisten: „Ich schreibe ganz einfach unbekümmert drauflos.“

Ihr nachdenklicher

P.L.


Kommentar von F.A.Z. / Briefe an die Herausgeber, 28.06.2008, verfaßt am 29.06.2008 um 00.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#6871

Zum Schaden unserer Sprache

Man konnte es erwarten: Die neueste Studie der Gesellschaft für deutsche Sprache – Andreas Kilb berichtet darüber in der F.A.Z. vom 14. Juni – zeigt, dass 55 Prozent der Deutschen die unsägliche, mit Tricks und Unwahrheiten gegen den Widerstand fast aller Sprachkundigen von der uneinsichtigen Politik stur durchgesetzte Rechtschreibreform ablehnen, welche auch jetzt noch 79 Prozent unserer Mitbürger völlig verunsichert. Jeder, der mit Schreibenden aller Bildungs- und Altersstufen zu tun hat, wird bestätigen können, dass inzwischen beim Schreiben große Beliebigkeit auch dort eingekehrt ist, wo zuvor kaum Probleme bestanden. Die neue Rechtschreibung ist das getreue Spiegelbild einer Politik, die sich in Aktionismus ergeht und schlampig vorbereitet oft gegen besseres Wissen und vor allem gegen alle Vernunft durchsetzt, was sie als selbsternannte erzieherische Heilsbringerin dem ach so belehrungsresistenten Volk anzupreisen nicht müde wird. Es wird so weitergehen: Man wird die Reform reformieren müssen, und das immer wieder – so wird alles noch schlimmer werden zum Schaden unserer gesprochenen und geschriebenen Sprache. Dr. Diether Steppuhn, Würzburg


Kommentar von ka-news.de, 4. August 2008, verfaßt am 11.08.2008 um 21.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#7269

Ergebnis der ka-news-Umfrage
Tendenz zur "Schlechtschreibreform"

Karlsruhe - Am vergangenen Freitag wollten wir von unseren Lesern wissen, wie ihre Meinung zur Rechtschreibreform ist. Machen die geänderten Regeln ein Schreiben einfacher oder eher kompliziert? Dabei bekam die seit zehn Jahren existierende Schreibnorm ein relativ schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Etwa 60 Prozent verweigern sich der Reform kategorisch und behalten die alte Schreibweise bei. Immerhin 40 Prozent sind der Rechtschreibreform gegenüber zumindest aufgeschlossen. Von den Befragten insgesamt etwa zehn Prozent scheinen keinerlei Probleme mit der Umsetzung zu haben. Ein Fünftel der Befragten kämpft noch mit kleineren Schwierigkeiten, fühlt sich aber zunehmend sicherer. Und acht Prozent der gesamten Befragten konsultieren regelmäßig den Duden um sich einer korrekten Schreibweise zu vergewissern. Es erscheint überraschend, wie groß die Abneigung selbst nach zehn Jahren noch ist. Viele werden wohl auch weiterhin gegen den Strom Rad fahren.

Wir bedanken uns bei 620 Lesern für die Teilnahme [...]

http://www.ka-news.de/karlsruhe/news.php4?show=pbm200884-3B


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 01.12.2008 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#7427

Herr Hoberg hatte uns doch eine "detaillierte Auswertung" der Allensbach-Umfrage in einer in diesem Herbst erscheinenden Publikation des "Dudenverlags" versprochen. Weiß jemand, was daraus geworden ist?


Kommentar von Rolf E. Gerlach, verfaßt am 02.12.2008 um 00.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=590#7428

zu 590#7427

Auf der aktuellen Site der GfdS (http://www.gfds.de/) wird die im folgenden spezifizierte Broschüre angeboten, die mittels eines mit 0.85 € frankierten B5-Umschlags angefordert werden kann.
Ich kenne den Inhalt bislang nicht, befürchte aber, daß das IfD nach wie vor nicht in der Lage ist, Zeitreihen korrekt darzustellen.

Wie denken die Deutschen über ihre Muttersprache und über Fremdsprachen?
Eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für deutsch Sprache
Herausgegeben von:
Prof. Dr. Rudolf Hoberg und Dr. Karin M. Eichhoff-Cyrus (Gesellschaft für deutsche Sprache) sowie Dr. Rüdiger Schulz (Institut für Demoskopie Allensbach)
Dudenverlag, Gesellschaft für deutsche Sprache; Wiesbaden 2008



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