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Blüthen der Thorheit

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13.09.2014
 

Leerschlagsirrsinn
Ueberraschung!

St. Gallen heißt offiziell gar nicht St. Gallen, sondern St.Gallen.

Was es damit auf sich hat, erklärt der Schweizer Typograph Ralf Turtschi in der Medienwoche.




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Kommentare zu »Ueberraschung!«
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.09.2014 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1415

Der größte/grösste Witz ist natürlich folgende Begründung:

«Das einheitliche Erscheinungsbild ermöglicht Imagetransfer und Synergie; die Kommunikation aller Ebenen verstärkt sich gegenseitig. Auch die Kosten sinken – nicht zu Beginn, weil die Einführung Initialkosten verursacht. Danach aber fallen teure Einzelmassnahmen und Sondergestaltungen weg. Die Pflege unterschiedlichster Erscheinungsbilder ist kostspielig – die Vereinheitlichung bringt namhafte Einsparungen.»

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 28.09.2014 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1418

Anläßlich des Besuchs einer Konferenz im Kanton Zürich ist mir aufgefallen, daß man dort vielerorts ganz selbstverständlich das "K" durch "Ch" ersetzt, z.B. "Chindergarten". Das ist gegenüber dem großen Kanton im Norden natürlich doppelt listig, weil man auf diese Weise sowohl seine sprachliche und regionale Eigenständigkeit betont, als auch die letztendlich deutsche (Gallmann und seine Schweizer Klone ausgenommen) Regulierungswut unterwandert (von der Signalwirkung der Buchstabenkombination "ch" ganz zu schweigen).

Ich persönlich finde das ebenso schön wie die Schweiz, obwohl diese regionalen Eigenheiten kaum zum Gegenstand des Deutschunterrichts werden dürften.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2014 um 15.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1419

Im Hochalemannischen wird die Lautverschiebung auch auf neuere, also z. B. eindeutig entlehnte Wörter wie Kaffee angewendet.

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.09.2014 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1420

Ähnlich ist es in Nordtirol und Vorarlberg.

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.09.2014 um 09.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1421

Das mit der Lautverschiebung ist schon klar. Die Frage ist nur, wie konsequent man dabei ist. 3Sat zeigt ja jeden Abend auch die Schweizer Nachrichtensendung, wobei die Moderatoren stets Hochdeutsch sprechen, aber Interviewte meist Schweizerdeutsch, das wiederum mit hochdeutschen Untertiteln unterlegt ist. Gestern abend habe ich beispielsweise die Aussprache /chonchret/ für "konkret" gehört. Das wird sich schriftsprachlich wohl kaum durchsetzen.

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.09.2014 um 13.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1422

Man muß tolerieren, daß schriftliches Hochdeutsch regional unterschiedlich ausgesprochen wird. Hochdeutsch ist in manchen Sprachgebieten nun mal die erste Fremdsprache, die in der Schule gelehrt wird.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2014 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1423

Nun, wenn die Verschlußlaute in gewissen Positionen verschoben ausgesprochen werden, dann IST die Standardschreibung eben so zu lesen, man hat nur eine etwas anderes "Graphem-Phonem-Entsprechung".

Wir denken uns die Lautverschiebungen so, als wären gewissermaßen bei einer Schreibmaschine einige Typen ausgewechselt worden. Die hochdeutsche Lautverschiebung war irgendwann im Mittelalter und ging dann zu Ende. Neue Wörter oder bereits einmal durch Verschiebung entstandene wurden nicht mehr verschoben. Aber da kommen nun die Schweizer und verschieben ganz neue Wörter! Das nennt man Analogie. Im Prinzip war aber die echte mittelalterliche Lautverschiebung auch nichts anderes.

Meine Frau mußte neulich lachen, als ich ihr von Leuten erzählte, die "Quarch" sagen.

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.09.2014 um 22.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1424

Früher sagte man in Südniedersachsen "eine jute jebratene Jöttinger Jans".

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2014 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1425

Das ist ein Versuch in volkstümlicher phonetischer Umschrift. Man gibt die Aussprache des Niederdeutschen mit dem Graphem-Phonem-System des Hochdeutschen wieder. Wäre es die Standardaussprache, könnte man ohne weiteres g schreiben, so wie man ja auch im Hochdeutschen die automatischen Angleichungen etwa bei der Auslautverhärtung nicht eigens schreibt.

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.10.2014 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1426

Man muß wegen regionaler Sonderschreibungen nicht auf die Schweizer eindreschen, zumal die "ch"-Schreibungen ja meist nur eine Demonstration regionaler Eigenständigkeit sind, die in Deutschland oder Österreich ebenso anzutreffen ist, in der Schweiz aber wegen des allgegenwärtigen Gegensatzes von Alemannisch und Hochdeutsch (und auch dem Verhältnis zu Deutschland) manchmal übertrieben wird.

Schweizer Hochdeutsch ist meines Erachtens ausgesprochen (in beiden Bedeutungen) schön, und die Schweiz hat, gemessen an der Einwohnerzahl, unverhältnismäßig viel zur Qualität der deutschsprachigen Literatur beigetragen. Wer möchte schon Gottfried Keller oder Friedrich Dürrenmatt missen?

 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.10.2014 um 13.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1427

Einmal angenommen, man könnte alle bestehenden Unterschiede abschaffen, also z. B. die Schweizer ss-Schreibung, würden doch unweigerlich wieder neue entstehen. Es gibt ein Bedürfnis nach Abgrenzung, wie man auch im Englischen sehen kann, wo die -ize-Schreibung inzwischen weithin als Amerikanismus betrachtet wird.

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 02.10.2014 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1428

Eben. Man denke nur an den Slogan "Wir können alles, außer Hochdeutsch", mit dem ein ganzes Bundesland für sich geworben hat, oder "Mia san mia". Es ließen sich viele weitere Beispiele aus anderen Dialektgebieten anführen.

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 02.10.2014 um 08.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1429

Zum von Herrn Ickler erwähnten "Quarch": Ich habe im Frühjahr in Franken (Würzburg) eine Schulung abgehalten, und der lokale Dialekt erschien mir als Hessen (dessen dialektale Einfärbung in etwa den Aussprachegepflogenheiten Herrn Icklers entspricht) als stark gewöhnungsbedürftig, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Im Fränkischen scheint eine Tendenz vorzuherrschen, jegliche Konsonantenverhärtung aufzuweichen.

Wie dem auch sei, alemannisch geprägtes Hochdeutsch ist da viel angenehmer für meine Ohren, ebenso wie niederdeutsch geprägtes.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2014 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1430

Na klar! Daher ja die Baddideller (vgl. www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1620#26734).

Ein junger Mann aus Münster (!) hat kürzlich eine Stelle in einem ländlichen mittelfränkischen Handwerksbetrieb angetreten. Jeder kann sich vorstellen, welche Sprachhürde da zu nehmen war. Ein Chinesischkurs ist nichts dagegen. Er hat sich aber dann doch recht schnell eingehört.

Die Schönheit des Mittelfränkischen erschließt sich erst allmählich, ebenso das Verständnis für die Anhänglichkeit der Mittelfranken an ihren Dialekt. Wie jeder echte Dialekt hat er Grobheiten und Zartheiten, die man nur ahnen kann.

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.10.2014 um 08.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1431

Der Direktor eines Kasseler Museums, das schon an seinem Namen erkennen läßt, daß Besucher dort nur stören, stammt aus Franken und ist nebenbei auch Theologieprofessor in Erlangen. Aus seinem Munde hört sich die Museumsbezeichnung in etwa so an: "Museum für Sebbulgralguldur". Da fällt es Nicht-Franken schwer, ernst zu bleiben, obwohl es ja um ein sehr ernstes Thema geht.

Im Vergleich dazu ist der "Chindergarten" doch eine Petitesse!

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.10.2014 um 10.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1432

Die Franken amüsieren sich selber über die "Baula mit hartem B".
Aber früher muß man anders gesprochen haben, denn auf alten Nürnberger Stadtansichten liest man immer wieder "Nuremperk".

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 06.10.2014 um 07.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1433

Da muß man vorsichtig sein, denn die Zeichner, Illustratoren und Schreiber waren nicht notwendigerweise Franken (im heutigen Sinne).

 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 06.10.2014 um 09.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1434

Albrecht Dürer 1506 aus Venedig an Willibald Pirckheimer:

Jch wolt, daz jr hÿ zw Venedich werd, es sind so vill ertiger geselln vnder den Walhen .... Dorgen finter awch dÿ vntrewesten verlogen tibisch pöswicht, do jch glawb, daz sÿ awff ertrich nit leben...
Awch sind mir jr vill feind vnd machen mein ding in kirchen ab vnd wo sy es mügen bekumen. Noch schelten sÿ es vnd sagen, es sey nit antigisch art, dorum sey es nit gut. Aber Sambelling [Giovanni Bellini] der hett mich vor vill czentillomen fast ser globt. Er wolt geren ettwas von mir haben vnd jst selber zw mir kumen vnd hat mich gepetten, jch solt jm etwas machen, er wols wol czalen. Vnd sagen mir dÿ lewt alle, wy es so ein frumer man seÿ, daz jch jm gleich günstig pin. Er jst ser alt vnd jst noch der pest jm gemoll...
Awch las jch ewch wissen, daz vill pesser moler hÿ sind weder dawssen meister Jacob jst. Aber Anthoni Kolb schwer ein eÿt, es lebte keim pessrer moler awff erden den Jacob...

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.06.2016 um 10.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1793

Frage an die Schweizer Diskussionsteilnehmer: Ein Schweizer Korrektorat hat in einem Textbeitrag von mir "schnellstmöglich" in "raschestmöglich" geändert. Handelt es sich dabei um eine vom Schweizer Hochdeutsch her gebotene Anpassung?

 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 01.07.2016 um 01.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1794

Nein, lieber Herr Schaefer, der Eingriff in Ihren Text ist durch nichts geboten. Man versteht und verwendet schnellstmöglich in der Schweiz so wie bei Ihnen. (Dagegen ist raschestmöglich eher ein Wort des Amts- und Politikerjargons.)

 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.07.2016 um 08.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=200#1795

Besten Dank für die Auskunft, Herr Herter. Das Herüberwuchern des Verwaltungsjargons in publizistische und wissenschaftliche Texte hinein scheint kein rein deutsches Phänomen zu sein.

Leider hat es, zumindest im großen Kanton im Norden, inzwischen auch die Schulen und den Deutschunterricht erfaßt. Der bürokratische Sprachgebrauch vieler Deutschlehrer, inklusive der berüchtigten Passivkonstruktionen, ist teilweise zum Fürchten. Langfristig konnte das natürlich nicht ohne Auswirkungen auf Lektorate bzw. Korrektorate bleiben.

Was den Artikel selbst angeht, so ist er nicht in der NZZ, sondern in einer Fachzeitschrift erschienen, die nur Abonnenten beziehen können. Von daher ist kein bleibender Schaden entstanden.

 

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