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31.12.2005
 

Silvester oder Sylvester?
Ein Berliner Terminmagazin versucht aufzuklären

»Der Jahreswechsel stellt die Veranstalter immer wieder vor die gleichen Probleme: Heißt es nun Silvester oder Sylvester?

Obwohl es orthografisch keine Zweifel gibt, kommen selbst wir ins Grübeln, denn zu lesen sind in gleicher Häufigkeit beide Varianten. Da gibt es die große Sylvestersause neben einer Silvesterparty. Natürlich in Gegenwart und Zukunft 2005 & 2006. Selbst Word scheint an beiden Wörtern Gefallen gefunden zu haben. Dabei ist, und jetzt bitte merken liebe Veranstalter, die Schreibweise Sylvester so falsch wie Pappnase mit nur zwei P zu schreiben.

Wer jetzt mit Englisch argumentiert, dem sei gesagt, dass man im angloamerikanischen Raum nicht Sylvester, sondern New Year´s Eve feiert. Und auch wenn Sylvester Stallone durchaus eine starke Persönlichkeit sein mag: Nicht er ist gemeint, sondern ein gewisser Papst Silvester I, der an einem 31.12.335 bedauerlicherweise verstarb und dessen Namenstag der Grund dafür ist, dass man in Deutschland Silvester Silvester nennt.«
(Berlin 030)




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Kommentare zu »Ein Berliner Terminmagazin versucht aufzuklären«
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Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 04.01.2006 um 22.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=87#206

Die oben erteilte Auskunft auf die Frage, ob Silvester oder Sylvester richtig sei, ist doch gar zu schlicht ausgefallen und fordert deshalb eine kurze Klarstellung heraus. Die ursprüngliche Schreibung des lateinischen, zu silva "Wald" gehörigen Adjektivs (das dann als Name gebraucht wurde) ist silvester. Seit der Spätantike aber wird das eigentlich korrekte i nicht nur in vielen griechischen, sondern auch in so manchen genuin lateinischen Wörtern gerne durch ein hyperurbanes y ersetzt. So schrieb man statt stilus und silva jetzt oft stylus und sylva, also auch sylvester. Das lateinische Mittelalter übernahm solche Schreibungen und baute sie noch aus, und selbst in der frühen Neuzeit lebten viele von ihnen noch munter fort. In einigen Fällen entstand dadurch sogar eine neue Norm; davon zeugen etwa style im Französischen und Englischen oder auch die nicht nur im Deutschen verbreitete Schreibung des Vornamens Sylvia. Die Sache mit Silvester oder Sylvester ist, so ahnen wir, vielschichtiger und bildungsgeschichtlich aufschlußreicher, als mancher mit seinem Viertelwissen posierende Glossenschreiber behauptet.

 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 06.01.2006 um 20.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=87#207

Unwillkürlich würde ich Sylvester als "Sülvester" aussprechen...

Dazu ein Zitat aus meinem e-Duden: Die Bezeichnung für den letzten Tag im Jahr wird, anders als der Vorname Sylvester/Silvester, ausschließlich mit i geschrieben.

 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 07.01.2006 um 16.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=87#208

"Heißt es nun Silvester oder Sylvester?" — Wie es heißt, ist völlig klar. Wie man's schreibt, da haben einige jedoch Probleme, — die aber Herr Stiene für uns aus dem Weg geräumt hat, wie schon vorher der Duden, wo er zuverlässig ist. Das mit dem unwillkürlichen Sprechen ist aber so eine Sache für sich, lieber Herr Lindner. Auch "Lybien" wird "richtig" in der ersten Silbe mit langem "i" gesprochen (naja, mit kurzem oder mittlerem, um genau zu sein, jedenfalls aber mit dem Klang vom langem "i"), und Sylvia spricht man mit "ü" wohl auch nur, wo man muttersprachlich "Kürche/Kürsche" statt "Kirche/Kirsche" sagt (wie z. B. letzteres in meinem Elternhaus).
Laut www.visumexpress.de/laenderinfos/lybien.htm gibt's übrigens mit Hinweis auf "© 1995 - 2003 Auswärtiges Amt" auch "Libyen", — aber wer in unserer Regierung kann heute noch richtig schreiben! Englisch schreibt sich das Land selbst allerdings "Libya".

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2006 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=87#209

Der neunmalkluge Verlag des verstorbenen Michael Ende hat sogar den Eigennamen Sylvester (im "Wunschpunsch") in reformkonformes Silvester umgeändert.

 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 24.01.2006 um 16.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=87#220

Noch ein später Nachschlag zur Neigung, Fremdwörtern ein Ypsilon einzuschmuggeln. Der Nimbus wird gelegentlich "Nümbus" ausgesprochen. Daß dabei ein "Nymbus" gedacht ist (anders als landschaftliches "Kürche" für Kirche), lehrt der Blick in Google. Dort wird man auch für "Hyppologie" fündig. In seiner Quizsendung fragte Kulenkampff einmal einen Kandidaten, was "Hüppologie" sei. Vermutlich stand die Pferdekunde als Hyppologie auf seinem Zettel.

 

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