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»Sprache und Politik«


Beiträge zum Thema

»Aufstand der Unanständigen«

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Walter Lachenmann
Waakirchen

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2005 um 18.24 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=17#60


Der schönste Satz in der soeben bekannt gewordenen Pressemitteilung ist vielleicht dieser:

»Mit diesem, zwischen dem Vorsitzenden des Rates und der Kultusministerkonferenz abgestimmten Vorgehen ist sichergestellt, dass die Schulen die Rechtschreibung im nächsten Schuljahr auf einer verlässlichen Grundlage unterrichten können.«

Wohlgemerkt: »im nächsten Schuljahr«. Und zwar »verlässlich«.

Was ab dem übernächsten Schuljahr und dann jeweils Jahr für Jahr die »verlässliche Grundlage« sein wird, müssen die Bildungsverantwortlichen ja heute noch nicht entscheiden.

Wie lange lassen sich diejenigen, die wirksam dagegen Sturm laufen könnten, insbesondere die bislang immer noch gutwillige Presse, diese Impertinenzen eigentlich noch gefallen? Und wann platzt Herrn Zehetmair und den um »Schadensbegrenzung« wie auch immer bemühten Ratsmitgliedern der Kragen?
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2005 um 18.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=17#61


Als ich den ersten Erklärungspunkt las, dachte ich, daß nun das Ende von Zehetmairs Ratsvorsitz ansteht – denn es ist absurd, gravierende Fehler der Groß- und Kleinschreibung (GKS) mit der Begründung nicht zu korrigieren, es handele sich bei der GKS um ein strittiges Thema, das „nur einen relativ geringen Teil des Gesamtumfangs“ ausmache. Aber dann las ich, daß das Verfahren mit Herrn Zehetmair abgestimmt ist. Wie kann das sein, da er so großen Wert auf Staatsferne legt? Ich bin entsetzt.
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Walter Lachenmann
Waakirchen

Dieser Beitrag wurde am 13.04.2005 um 00.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=17#62


Wer in den letzten Monaten die intensive Anzeigenwerbung vom Duden verfolgt hat, die gleichlautend immer noch unverdrossen, trotz aller Rücknahmediskussionen vom Sommer und Herbst 2004, wo es doch ziemlich brenzlig ausgesehen hat für die »Planungssicherheit«, auf der Duden-Internetseite steht, und wer in München den von den »larmoyanten« Reformkritikern sichtlich amüsierten Dudenchef Wermke erlebt hat, der kann sich über die heutige KMK-Pressemitteilung eigentlich nicht wirklich wundern. Nun ja, da läßt die KMK zwar plötzlich mit sich über alles reden, ist offen für Kritik, nimmt die brillantesten Wissenschaftler mit »ins Boot«, aber nur um das Boot alsbald zu versenken, denn daß an der Reform was geändert wird, kommt nicht in Frage und das hätte man sich ja von Anfang an auch denken können.

Die KMK steht nämlich im Wort. Worthalten hat in diesem unserem Hier-zu-Lande seit Kohl eine neue Qualität bekommen, und man hüte sich, hier an so etwas wie Ganovenehre zu denken. Nein, man ist ja ganz nah bei dem Reformator aller Reformatoren: Hier stehe ich - ich kann nicht anders. Und zwar nicht aus Glaubens- sondern aus ganz anderen Gründen. Sonst käme man nämlich möglicherweise ganz gewaltig in die Debrouille. Wir lassen mit uns reden und nehmen alles zur Kenntnis und die Kritiker dürfen auch was sagen, aber wir lassen alles, wie es ist, denn wir müssen »verlässlich« sein, nicht den »Kindern« gegenüber, das schaffen wir sowieso nie, sondern denen gegenüber, die uns ansonsten empfindlich in die Pfanne hauen könnten. Der Eichel hat so schon Sorgen genug.

Wer trotz der kräftigen öffentlichen Infragestellung des Weiterbestandes der Rechtschreibreform und trotz der Diskussionen um Änderungen vor deren Inkrafttreten eine selbstbewußte und kostenträchtige Werbung betreibt, mit den Worten:

»Duden: Worauf Sie sich verlassen können!
Aktueller Stand in Sachen neue Rechtschreibung.

Der neue Duden vermittelt die neue Rechtschreibung, die laut Beschluss der Kultusministerkonferenz vom Juni 2004 ab August 2005 für Schulen und Behörden allein verbindlich sein wird.«

der hat sich vorher gut abgesichert und weiß auch seinerseits, worauf er sich verlassen kann. Planungssicherheit eben. Den Dudenleuten mag man ja mit einer gewissen Berechtigung Nähe zum Analphabetentum nachsagen dürfen, aber sie sind ja nicht blöd.
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Thomas Paulwitz
Erlangen

Dieser Beitrag wurde am 13.04.2005 um 09.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=17#63


Das einzige, was "verläßlich" ist, ist der Betonmischer der KMK. Da könnte sich eigentlich die MPK (Ministerpräsidentenkonferenz) wieder einmal berufen fühlen, einzugreifen.
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