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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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15.10.2010
 

Dudenwerbung
Filmchen bei Youtube

Unter dieser Adresse kann man ein etwas hausbackenes Werbefilmchen für den Duden-Korrektor ansehen.
Auch Peter Gallmann tritt auf, allerdings als Jenaer Professor der Sprachwissenschaft, nicht als der Dudenautor, der er ja auch ist. Diese Verbindung erspart es dem Verlag, Gallmann für seinen Auftritt besonders zu entlohnen. Auch die ungeschulte Stimme aus dem Off, die den ganzen Film begleitet, deutet auf Sparzwang hin.



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Kommentare zu »Dudenwerbung«
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Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 15.10.2010 um 18.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#16921

Auf der Frankfurter Buchmesse, vor einigen Tagen, traf ich zwei Dudenstände an. Der eine wartete mit einiger Kinder- und Schülerliteratur auf, am anderen berieten zwei agile Herren die Kundschaft, allerdings nur zu Softwarefragen. (Besonders herausgestellt und "beworben" wurde dort der "Korrektor", im Dreierpack.)
Einen Katalog zu Sprachtiteln? Gibt es nicht, schauen Sie doch im Internet nach.
Am Rande dieses Standes fand ich ein Regal mit neuwertigen Büchern (vielleicht auch Titeln aus dem modernen Antiquariat), produziert von anderen Verlagen. Was davon zu halten sei? Gehörten diese Verlage nun auch zu Cornelsen? Ja, doch.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.10.2010 um 19.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#16922

Wie es scheint, führt der Klipp den neuen Duden-Werbespruch ein: Rechtschreibung ist wichtick fürs Immitsch.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 15.10.2010 um 20.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#16923

Gallmann in dem Film (ab 3'29"): »Offenbar ist Lesen ein störungsanfälligerer Prozess [Gallmann ist Schweizer, daher mit Doppel-s – JMW] als Hören, das heißt, beim Hören sind wir offenbar flexibler als beim Lesen.«

Diese Einsicht steht bzw. stand offenbar den Leseverschlechterungen durch die Rechtschreibreform nicht im Weg. Was soll man dazu noch sagen!

Direkt im Anschluß daran die Stimme aus dem Off: »Anscheinend verändert sich die deutsche Sprache nicht nur durch Rechtschreibreformen, [...]«

Ach so? Tja, was soll man dazu noch sagen!
 
 

Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 16.10.2010 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#16927

Ob der streng den Empfehlungen der Dudenredaktion folgende Korrektor jetzt angepaßt wird, wenn das stimmt, was die Deutsche Sprachwelt gestern über Facebook verkündet hat?

Dort wurde gemeldet, daß der Deutsche Journalisten-Verband bekanntgegeben hat, der Rechtschreibrat würde ab 2011 Variantenempfehlungen abgeben, und zwar durchgängig diejenigen der dpa bzw. der 7. Auflage des Wahrig (2009).

Unabhängig davon, daß die Hausorthographie der Nachrichtenagenturen nicht nur mangelhaft, sondern auch aufgrund ihres komplexen Konstruktionsprinzips (prioritär Übereinstimmung von Duden und Wahrig als Auswahlkriterium, danach bisherige Orthographie entscheidend, diese aber wegen angeblich dann entstehender Ungleichbehandlung vergleichbarer Wörter wiederum nur in 80 % der Fälle, so daß auch Schreibungen wie konformgehen usw. zustande kommen) extrem inkonsistent ist, zeigt das Ganze, daß Zehetmair über den unangekündigten Alleingang der Dudenredaktion 2006, was deren Empfehlungspraxis betrifft, offenbar mehr erbost war, als man vermuten konnte.

Des weiteren wird klar: Der Ratsvorsitzende ist ein »Bertelsmann«, was nicht nur dadurch deutlich wird, daß er für das Wörterbuch von Wahrig zweimal das Vorwort verfaßt hat.

Sollte die Meldung der Deutschen Sprachwelt zutreffend sein, wäre zumindest das Schicksal der Duden-/Springer-/ZEIT-Orthographie endgültig besiegelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2010 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#16928

Im Werbefilm für den Dudenkorrektor wird der Eindruck erweckt, als ob die Presse jetzt schon flächendeckend ihre Texte durch dieses Programm prüfen läßt. Das kann aber gar nicht sein, sonst wären die Zeitungen nicht orthographisch so buntscheckig und fehlerhaft, Seite für Seite.
Der Dudenkorrektor wird sicherlich angepaßt werden, es gibt in Zukunft nur noch Bertelsmann. Wann die Redaktionen zusammengelegt und entsprechend verkleinert werden, kann man vielleicht einem Geschäftsbericht entnehmen, der irgendwann zu erwarten ist.

Hier noch eine Nachbemerkung zum Werbefilm. Man sieht darin einen gestandenen Mann im Zweifingersystem auf die Tastatur einhacken. Ein jammervoller Anblick. Absicht? Soll vielleicht gezeigt werden, daß gerade der Unbedarfte wie du und ich den Korrektor braucht? Eine flott blindschreibende Sekretärin wäre wohl weniger überzeugend gewesen.
Auf absehbare Zeit wird wohl noch jeder Text eingetippt werden, deshalb sollte jeder Schüler es lernen.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 17.10.2010 um 13.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#16930

Der Grundfehler ist, Korrektur für ein technisches Problem zu halten, das entsprechend technisch lösbar ist. Ein Korrektor hat andere Schwerpunkte als ein Redakteur, aber auch er ist im Kern ein Probeleser. Im Unterschied zum gewöhnlichen Leser hat er ebenfalls die Möglichkeit und die Aufgabe, Texte für diesen verständlich herzurichten. Das setzt Textverständnis voraus. Deshalb kann man ein Korrekturprogramm noch so "tief" im Redaktionssystem verankern, es wird nie mehr leisten können als etwa eine elektronische Einparkhilfe. Die Entscheidung muß immer ein Mensch treffen.

Andererseits ist es jedoch auch nicht so, daß die Fehlerhaftigkeit und Inkonsistenz der Orthographie in den Printmedien von Personaleinsparungen im Lektorat herrühren, wie der Film suggeriert. Richtig ist zwar, daß viele Verlage ihre Korrektoren dezimiert haben. Das war in dem Maße möglich, wie durch die Digitalisierung der Textbearbeitung der Aufwand für die Erstkorrektur entfiel. Aber in den Produkten der Häuser, die auf Entlassungen verzichteten, sieht es seit August 1999 nicht besser aus. Warum auch sollte dem Korrektor eine Orthographie geläufiger sein, die weder Redakteure noch Mitarbeiter beherrschen? Daß an Fehlern in der Zeitung das Korrektorat schuld sei, war immer schon eine billige Ausrede in den Redaktionen.

(Übrigens dürften Redakteure, die das Zehnfingersystem beherrschen, eher die Ausnahme sein. Unvergeßlich ist mir ein Kollege, der seine Schreibmaschine fast ausschließlich mit dem Mittelfinger der rechten Hand bearbeitete, im Stinkefingersystem also gewissermaßen, und das mit einem Affenzahn. Das war auch nicht als Ausdruck der Wertschätzung seiner Arbeit zu verstehen, dafür war er zu tüchtig. Ich selbst bin mit sechs Fingern immer gut über die Runden gekommen, ohne das Gefühl zu haben, von einer Last ungetippter Einfälle erdrückt zu werden. Warum schneller schreiben, als man formulieren kann? Anders sieht es sicherlich beim Tippen von fertigformulierten Fremdtexten aus, sei es für die Sekretärin beim Diktat oder für die "Tasterin" mit dem Papiermanuskript.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2010 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#16931

Ich beherrsche das Zehnfingerschreiben ja leider auch nicht und habe auch nicht mehr die Geduld umzulernen. Ich schreibe auch ungefähr mit sechs Fingern und sogar recht schnell. Aber ich könnte es gern besser. Dabei geht es mir auch weniger um die Geschwindigkeit als um die Treffsicherheit, ich muß einfach zu viele Fehler in einem zweiten Durchgang korrigieren.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 10.11.2010 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#17086

Gibt es irgendwo Daten, wie sich der Duden-Zweifelsfälleteil (die Rechtschreibung betreffend) seit der Reform umfangsmäßig entwickelt hat?
Bei einer erfolgreichen Reform müßte der ja ziemlich geschrumpft sein, ist das so?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2011 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#18661

Der Duden-Korrektor wird bei amazon nicht gerade bejubelt. Hat jemand Erfahrungen damit? Meine Tochter braucht aus beruflichen Gründen ein Korrekturprogramm für Word-Dateien. Soll sie sich den Korrektor kaufen?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.04.2013 um 03.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#22920

Ich habe eine Idee, wie der Duden seinen Duden-Korrektor bewerben könnte:

Wie schreibt man das eigentlich: so là là, so la la, so lala oder solala? Und schreibt man oh là là, oh la la oder oh lala? Oder o là là? Oder o la la? Oder vielleicht Olalá? Das wissen Sie nicht? Sie brauchen den Duden-Korrektor!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2016 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1350#32369

Bei Dudens kann man einen Text kostenlos korrigieren lassen: http://www.duden.de/rechtschreibpruefung-online/
Rechtschreibfehler werden rot markiert, Grammatikfehler grün. Ich habe die 800 Zeichen nicht ausgenutzt, sondern nur eingegeben:

Seit kurzem lerne ich deutsch.

Der Korrektur unterstreicht Seit kurzem grün, das ist alles, was er auszusetzen hat.
 
 

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