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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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05.08.2010
 

Es geht doch!
Zeitungen toleranter?

Nachdem ich mit leichter Überraschung in der Süddeutschen vom 3. August meine längere Göttert-Rezension in herkömmlicher Rechtschreibung gesehen hatte, sehe ich nun, daß auch das Hamburger Abendblatt heute einen umfangreichen Text von Matthias Politycki ausdrücklich in "alter" Rechtschreibung abgedruckt hat.

Bis auf den unpassenden Begriff der "alten" für die wirklich moderne Rechtschreibung gefällt mir das natürlich sehr gut, und ich frage mich, ob die Zeitungen vielleicht allmählich zur Besinnung kommen.

Man müßte deutlicher machen, daß den Schülern wirklich kein Schaden zugefügt wird, wenn sie die bewährte Schreibweise zur Kenntnis nehmen. Den meisten erwachsenen Lesern gefällt sie ohnehin besser.



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Kommentare zu »Es geht doch!«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2022 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#49138

Markwort feiert seinen 85. Geburtstag nach, alles läuft hin (s. Klatschbericht in der SZ). Seiner Verdienste um die Durchsetzung der Rechtschreibreform wird sicher nicht gedacht werden, darum will ich es hier tun. Es war keine große Sache in seinem Leben, aber doch erhellend. Näheres hier im gleichen Strang.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2018 um 08.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#40422

Auch Ransmayrs Dankrede zur Verleihung des Kleist-Preises ist nichtreformiert abgedruckt (FAZ 28.12.18).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2018 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#39838

Rechtschreibkünstler Helmut Markwort wird Alterspräsident des bayerischen Landtags.
Zur Erinnerung:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16674
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16678
usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2018 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#39383

Horst Dreier: Staat ohne Gott. München 2017 (2. Aufl. erscheint Dez. 2018) (C. H. Beck)

Gutes Buch, gute Rechtschreibung (nicht reformiert)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.06.2018 um 19.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#38970

Vielleicht war er nicht ganz so auf dem Holzweg und hatte Begräbnisgewölbe im Sinn.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2018 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#38969

Gestern druckte die FAZ eine Dankrede von Christoph Ransmayr in nichtreformierter Schreibweise.

Andererseits meinte ein (promovierter) FAZ-Leser, die Weltkriege hätten Katakomben von Toten gefordert.

Zu Hekatombe, das hier gemeint war, gibt es übrigens eine interessante etymologische Überlegung: Nicht "100 Rinder", seien geopfert worden, sondern ein Opfer im Wert von 100 Rindern; das Wort Hekatombe wäre demnach ein Bahuvrihi-Kompositum gewesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2017 um 11.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#35371

Kurt Flasch: Der Teufel und seine Engel. Die neue Biographie. München 2015 (C. H. Beck)

Nicht-reformierte Rechtschreibung, der Qualität des Werks entsprechend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2017 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#34910

Auf Brigitte Kronauers subjektiven Beitrag über ihre Ilias-Lektüre meldete sich vorhersagbarerweise ein emeritierter Altphilologe, der in einem Leserbrief seine eigene Fachkenntnis dagegensetzte.

Gut gemeint, aber so einschüchternd, daß niemand außer dem Experten noch über Kunstwerke aller Zeiten und Völker zu sprechen wagen darf, womit sie dann wirklich tot und erledigt wären.

Kronauer selbst hatte ja keine wissenschaftlichen Ansprüche erhoben, sondern sich als erlebnisfähige Zeitgenossin geäußert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2017 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#34849

Die FAZ druckt einen Beitrag von Brigitte Kronauer über ihr "erstes Mal" (nämlich die erste Ilias-Lektüre) in nichtreformierter Schreibweise. (8.4.17)

Der Qualitätssprung fällt in die Augen.
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 18.01.2017 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#34348

Ebenfalls in normaler Rechtschreibung: "Cox. Oder der Lauf der Zeit" von Christoph Ransmayr (S. Fischer), aktuell die Nummer eins der Bestsellerliste. (Basler Zeitung 12.1.2017)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2017 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#34347

Die Carl Friedrich von Siemens Stiftung schreibt nichtreformiert, so auch der gerade erschienene Band "Goethes Faust I" von David E. Wellbery.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2013 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#23787

Botho Strauß hat seinen neuen Essay im SPIEGEL in "alter Rechtschreibung" drucken lassen. Ich frage mich, ob es eine Empfehlung ist.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 08.02.2011 um 21.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#17987

... und wieder was gelernt!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2011 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#17986

Die "befohlene Schreibweise" ist jetzt leidtun, vorher war es Leid tun, und üblich war leid tun. Wie man sieht, kommt es vor allem darauf an, daß sich etwas ändert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2011 um 10.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#17985

Auch Trennungen wie Vo-raussetzung, hi-nüber, hinü-ber, vo-ran usw. benutzen z. B. FAZ, Süddeutsche und SPIEGEL nicht, andere Zeitungen (Mannheimer Morgen) jedoch ständig.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 07.02.2011 um 22.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#17984

Ich lese die FAZ regelmäßig, und in der Tat ist deren Hausschreibung angenehmer zu lesen als der übliche Neuschreib. Die genannten Ausnahmen von den diktatorisch befohlenen Regeln gelten immer noch, jedoch ist "leid tun" sowieso die heute befohlene Schreibweise.

Angenehm ist auch das "rauh", wodurch der rauhe Wind wieder ein solcher sein darf, das Rauhbein nicht zum Raub-Ein wird und die gute alte Erfurter Rauhfaser nicht mehr so revolutionär aussieht.

Blättert man übrigens die FAZ von vorn nach hinten, wird die Rechtschreibung zunehmend schlechter (schlächter?): Die Deppenleerzeichen vermehren sich, die Umschalttaste feiert Triumphe, Anglizismen treten auf, und auch die galoppierende Genitivitis kommt nicht zu kurz. Vielleicht haben's die Wirtschaftsweisen nicht so mit der Orthographie?
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 07.02.2011 um 19.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#17981

Ich erinnere mich vage, im letzten Jahr gelesen zu haben, die F.A.Z. habe sich mittlerweile von einer kleinen Gruppe altbewährter Ausnahmeschreibungen (s. unten) verabschiedet, die 2006 als Feigenblätter ihre Kapitulation beschönigen sollten.
Weiß jemand etwas darüber? Hat die F.A.Z. die Volksetymologien übernommen?
––––––––––––––––––––––––––––––––
behende – behände
einbleuen, verbleuen – einbläuen, verbläuen
greulich, Greuel – gräulich, Gräuel
leid tun – leidtun
numerieren – nummerieren
plazieren – platzieren
rauh – rau
Quentchen – Quäntchen
schneuzen – schnäuzen
Stengel – Stängel
Tolpatsch – Tollpatsch
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2011 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#17979

Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung erschien am 5.2.11 ein ganzseitiger Vorabdruck von Sibylle Lewitscharoff in herkömmlicher Rechtschreibung (demnächst bei Suhrkamp).
 
 

Kommentar von FAZ, 27.05.2010, Nr. 120, S. 7, verfaßt am 07.11.2010 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#17046

Der Verfasser ist Historiker und emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität München. Er besteht darauf, dass sein Text in der "bewährten Rechtschreibung" gedruckt wird.

(redaktionelle Anmerkung der FAZ zum Beitrag "Abbruch einer Ordnung" von Professor Dr. Christian Meier)
 
 

Kommentar von Maria, verfaßt am 18.10.2010 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16935

Ist mir doch glatt die falsche Frage in die Feder geflossen.

Erkundigen wollte ich mich eigentlich: Sehen in Deutschland Denkende diese Tendenz auch?
 
 

Kommentar von Maria, verfaßt am 18.10.2010 um 19.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16934

Tendenz: beruhigend

Ich bin nur hin und wieder in Deutschland, stöbere dann in den Buchhandlungen herum und stelle erleichtert fest, daß viele Bücher in klassischer Rechtschreibung gehalten sind – immer solche, denen ein gewisser Anspruch eignet, scheint mir.

Um auch einige Beispiele zu nennen:
Orhan Pamuk, Istanbul, Fischer 2010 (Lizenz Hanser 2006)
Stefan Weidner, Mohammedanische Versuchungen, Suhrkamp 2008 (Lizenz Ammann 2004)
Hans-Martin Gauger, Was wir sagen, wenn wir reden, dtv 2007 (Lizenz Hanser 2004)
Peter Sloterdijk, Philosophische Temperamente, Diederichs 2010

Ferner: Lettre International und die Zeitschrift für Ideengeschichte.

Warum orientieren sich die Mitläufer nicht an den Intelligenten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2010 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16881

Die SZ druckt heute Brigitte Kronauers ganzseitige Besprechung einer neuen deutschen Ausgabe von Nabokovs „Ada“ in herkömmlicher Rechtschreibung. Allerdings unterlaufen muss, bisschen, genusssüchtig, unermesslich, 16-jährig, 14-jährig. Vielleicht hat die Rückumstellung nicht ganz geklappt, oder Frau Kronauer selbst konnte schon ihr Textprogramm nicht ganz überlisten. Immerhin, es geht, wenn man nur will.
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 05.10.2010 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16861

Beim Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist soeben ein Buch von Nina-Maria Wanek über Egon Wellesz erschienen. Der jüngste Verlagsprospekt bewirbt es mit "Egon Wellesz in Selbstzeugnissen. Der Briefnachlass in der Österreichischen Nationalbibliothek". Auf dem abgebildeten Buchdeckel steht "Briefnachlaß".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2010 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16860

Meine Vermutung, daß Adolf Muschgs Roman "Sax" bei C. H. Beck in Reformschreibung gedruckt sein könnte, trifft nicht zu. Das hat die Süddeutsche eigenmächtig geändert.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.09.2010 um 23.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16780

Liebe Schüler, Zeitunglesen gefährdet Eure Rechtschreibung und damit Eure Deutsch-Note.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.09.2010 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16776

Die F.A.S. überwindet sich heute und bringt Auszüge aus Raddatzens Tagebücher über die Vanitas des Literaturbetriebs in der Originalschreibung.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.08.2010 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16742

Zu einem SZ-Quiz auf deutsch: "Sylt, Tanga, Pils - auf deutsch klingt das nach Strandurlaub für Singlemänner." (sueddeutsche.de, 19.8., Anreißer für "Sprechen Sie international?") Aber dann, angeklickt, die erste Frage: "Auf Swahili ist das Wort "yoga" schon länger gebräuchlich, es bedeutet [übrigens Pilz]."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2010 um 13.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16686

Ich kenne Steinigs Untersuchung nicht, wonach sich in den letzten Jahrzehnten die Rechtschreibfehler verdoppelt haben sollen. Die Haltung der Didaktiker ist widersprüchlich. Einerseits sollte ja die Rechtschreibleistung niedriger gehängt werden, andererseits frohlockten die Kultusminister, daß infolge der Reform nun der Rechtschreibunterricht intensiviert worden sei wie nie zuvor. Außerdem wissen wir aus Erfahrung, daß die Lehrer gerade wegen der Reform die Lust am Schreibunterricht verloren haben und sich selbst nicht mehr auskennen.

Ich glaube nicht, daß Steinig sich viele Gedanken über die Ursachen machen wird, zumal dann unvermeidlich auch die Reform ins Spiel kommen müßte. Unterm Strich haben wir ja den doch sehr konservativen Tonfall, den ich so umschreiben möchte: Rechtschreibung ist wichtig, verdammt noch mal, die Kinder sollen das gefälligst lernen!

Der Jammer darüber, daß für eine höhere Schullaufbahn immer noch auf Rechtschreibung Wert gelegt wird, ist oberflächlich und folgenlos. Kein Didaktiker, sei er noch so progressiv, kann wollen, daß Abiturienten und Studenten zahllose Rechtschreibfehler machen. Gerade die "Progressiven" unter den Hochschullehrern erweisen sich regelmäßig als gar nicht so tolerant, wenn es um ihre eigenen "Untergebenen" geht. Man sehe sich die Homepages an! Wer nicht die "amtlich gültige", also reformierte Rechtschreibung beherrscht, dem haut man die Seminararbeit um die Ohren.
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 11.08.2010 um 11.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16684

zu #16679:
Unglaublich dummfreist, dieser Herr Steinig! Zitat: "Es geht ihnen darum, dass die Latte (...) auf einem möglichst hohen Niveau bleibt, damit sich (...) gute von schlechten Rechtschreibern unterscheiden lassen. Da schlechte Rechtschreiber tendenziell aus unteren sozialen Schichten kommen, haben sie geringere Chancen aufzusteigen."
Um die Meinung eines Andersdenkenden zu diskreditieren, war es schon immer probat, dem anderen unlautere Motive zu unterstellen. Daran hat sich seit Adam und Eva auch wenig geändert.

Abraham Lincoln hat gesagt: "man kann eine Gruppe von Menschen die ganze Zeit betrügen und man kann ein Volk eine ganze Weile betrügen. Aber man kann ein Volk nicht die ganze Zeit betrügen." Ein Buch, das vor der Wende im Osten erschien hatte den Titel "Die deutsche Einheit kommt bestimmt". Ich gestehe, daß mir der Glaube zuletzt auch geschwunden war. Doch vieileicht werde ich es mir im Hinblick auf A. Lincoln doch noch kaufen (sofern noch erhältlich). Es kann einfach nicht sein, daß die Honeckers und Steinigs am Ende triumphieren werden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.08.2010 um 08.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16682

Zu #16679:

Schreibanfänger lernen also erst, wie man ein Wort im Plural, und erst dann, wie man es im Singular schreibt. Dann kommt das a in Baum sicher vom ä in Bäume. Und wenn erwachsene Leute in einem Text dem Allerweltswort Fluß begegnen, könnten sie meinen, sie müßten es nun plötzlich ganz anders aussprechen, als sie es immer getan haben und alle es immer tun. Das klingt durchdacht und überzeugend.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 11.08.2010 um 00.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16681

"Strizz [/] Sommer-Fortsetzungsroman [/] (Schlußkapitel)"
(faz.net [homepage], 10.8.10, und dann auch so im Artikel selbst.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2010 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16679

Übrigens titelt FOCUS online heute:

"Rechtschreibung so schlecht wie nie"

Berichtet wird über eine Untersuchung des Siegener Deutschdidaktikers Wolfgang Steinig. Ich zitiere noch einmal aus seinem skurrilen Buch "Als die Wörter tanzen lernten", worin es eigentlich um ganz andere Dinge geht, aber das Siegener Klima und die Freundschaft zu Clemens Knobloch verpflichten wohl dazu, auch für die Rechtschreibreform ein gutes Wort einzulegen:

»„Hier wurde versucht, die Signalkosten behutsam zu senken, indem man rechtschriftliche Handicaps, die besonders für Schreibanfänger, aber auch für weniger versierte Schreiber und Lerner des Deutschen als Fremdsprache eine ständige Fehlerquelle sind, zu entschärfen und durch logische, nachvollziehbare und leichter zu erlernende Regeln zu ersetzen. Ein Beispiel dazu: Beim Plural Flüsse muss man nach der neuen Regel im Singular die beiden beibehalten und Fluss schreiben. Nach der alten Regelung musste man jedoch zu einem <ß> wechseln, also Fluß schreiben, was wenig Sinn machte, da der Schreiber einen unnötigen und fehlerträchtigen Wechsel von zu <ß> vollziehen musste. Auch der Leser hatte mit der alten Schreibung größere Probleme, da er auf den Gedanken kommen konnte, man müsse Fluß mit einem langen u sprechen, ähnlich wie in Fuß.
Die wackeren Reformer, die den Umgang mit geschriebenem Deutsch einfacher machen wollten, wurden teilweise wüst beschimpft, da sie einige der handschriftlichen Handicaps beseitigen oder zumindest abmildern wollten. Aber die schriftsprachlichen Kosten dürfen aus der Sicht derer, die mit Schrift professionell umgehen können, unter keinen Umständen gesenkt werden. Auch wenn die gleichen Personen, denen es um den Erhalt der alten, schwierigeren Regeln geht, in informellen Mails alle Wörter klein schreiben (! Th. I.) und sich wenig um Fehler scheren: Es geht ihnen darum, dass die Latte, an der sich Orthographie messen lässt, auf einem möglichst hohen Niveau bleibt, damit sich – wenn es um den Zugang zu privilegierten Positionen in unserer Gesellschaft geht – gute von schlechten Rechtschreibern unterscheiden lassen. Da schlechte Rechtschreiber tendenziell aus unteren sozialen Schichten kommen, haben sie geringere Chancen aufzusteigen. (...) Dieser selektierende Effekt wird von konservativen Eliten gewünscht, was Sie (! Th. I.) aber vehement bestreiten würden.« (Als die Wörter tanzen lernten, S.431f.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2010 um 17.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16678

Aus zwei Briefen an Helmut Markwort:

Spardorf, 20.7.1998

Sehr geehrter Herr Markwort,
in dem Interview, das Sie „überzeugend“ finden, droht Ministerpräsidentin Simonis mit „schlechten Deutschnoten“, falls ein Schüler aus Hamburg nach Lübeck kommt und dort eine minimal abweichende Rechtschreibung verwendet – die außerdem in Schleswig-Holstein genauestens bekannt, wenn auch vielleicht nicht amtlich sein wird. Das heißt, Frau Simonis will an der aberwitzigen Überwertung der Rechtschreibleistung festhalten, die sowohl von den Reformern als auch von den meisten Reformkritikern abgelehnt wird. Das ist doch seltsam. Aber in Wirklichkeit meint Frau Simonis das gar nicht so, sondern will den Eltern nur Angst einjagen wegen des Volksentscheids. Warum finden Sie das „überzeugend“?
Im übrigen hat der FOCUS offenbar erkannt, daß die Reform Unsinn ist, will aber trotzdem nicht gegen den (Regierungs-)Strom schwimmen. Dabei müßte er gar nicht umstellen, sondern hätte zusammen mit anderen Druckmedien die Möglichkeit, den Unsinn zu stoppen. Statt dessen: „Nicht gewollt, aber gültig.“ Das ist die Formel, hinter der sich der ewige Mitläufer verschanzt. Was eine Handvoll zweitklassiger sogenannter Experten einer Handvoll sogenannter Kultusminister aufgeschwatzt hat, ist „gültig“! Man stelle sich dasselbe in Frankreich vor!
Die Reform ist objektiv undurchführbar und muß auch nach dem Urteil ihrer Erfinder grundlegend geändert werden. Der FOCUS wird das alles bereitwillig mitmachen, immer hinter dem großen Pulk herlaufend, wie es ein Journalist schon vor einem Jahr speziell für den FOCUS vorhersagte.



Spardorf, 8.8.2000

Sehr geehrter Herr Markwort,
wenn der FOCUS nur um der Schüler willen bei der verordneten, offenkundig minderwertigen Neuschreibung bleibt, ist das Kalkül der Reformer aufgegangen. Der Plan, die Schüler als Geiseln zu nehmen, war schon 1982 bekannt. Damals schrieb der Reformer Augst, der die Reform mit Recht als sein Lebenswerk betrachtet:

„Eine Änderung geltender Normen über den Schüler zu erreichen, ist zwar verlockend und wäre, wenn es gelänge, am erfolgversprechendsten, aber sie setzt an am schwächsten Glied in der Kette.“

Nach dem gescheiterten Reformversuch von 1989 fielen die Skrupel weg, der Plan blieb. Es läßt sich genau nachweisen, wie die vorfristige Einführung der Reform an den Schulen eingefädelt wurde und planmäßig ablief. Als noch so gut wie nichts geschehen war, verkündeten die Kultusminister, unterstützt von der GEW: „Es gibt kein Zurück mehr, die Schüler lernen schon nach den neuen Regeln.“ Das war gut zwei Jahre vor dem Inkrafttreten.

Der FOCUS hat lange gewußt, was gespielt wird, und mit Kritik nicht gespart. Er ist eingeknickt und sollte den aufrechten Gang wieder üben, d. h. ohne falschen Stolz dem Vorbild der FAZ folgen. Alle vernünftigen Leser haben Sinn für Abhängigkeiten und verzeihen vieles (wie man an den FAZ-Lesern sehen kann), aber je später die Besinnung folgt, desto weniger eindrucksvoll gerät sie.
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 10.08.2010 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16677

Ich zitiere aus dem gezeigten Link Helmut Markwort: „Wer sich über Chaos beschwert, sollte nicht das Chaos vergrößern.“

Indirekt gibt er damit das "Chaos" zu. Und die Aussage, es gäbe Wichtigeres zu tun, als die Reform zurückzudrehen, habe ich auch vor der Rückbenennung von Karl-Marx-Stadt schon einmal gehört. Aber auch dieser österreichische Schuldirektor, der so herablassend von der normativen Kraft des Faktischen sprach (Hr. Ickler zitierte ihn), schlug ja in die gleiche Kerbe. Hätte man die Reform 2004 (wie die überwiegende Volksmeinung es wollte) zurückgedreht, heute würde keiner mehr davon sprechen. Bei Chemnitz, bei Sankt Petersburg, bei Jekaterinburg u. a. war es die überwiegende Volksmeinung, die sich durchsetzte. Und wo ist das Chaos geblieben? Auch in Hamburg wird nach dem Volksentscheid vom "Chaos" gesprochen. Immer die gleiche Taktik. Der Mensch ändert sich nicht.

Markworts Werbespruch "Fakten, Fakten, Fakten und immer an die Leser denken” karikiert sich selbst, denn weder Fakten noch Leser stehen im Mittelpunkt, es sei denn es geht ums Geld. Bei Politikern ist es das gleiche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2010 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16674

Mir sind FOCUS-Redakteure bekannt, die gegen die Rechtschreibreform waren, aber sie sind auf Markworts Linie der strikten Unterwerfung festgelegt worden. Markwort kam sich wahrscheinlich wie ein Revolutionär vor, als er den Kultusministern so unkritisch nach dem Munde redete. Man lese doch noch mal einige seiner unsäglichen Auslassungen:

www.netzeitung.de/medien/299710.html

bzw. die tendenziöse Berichterstattung:

www.focus.de/politik/deutschland/rechtschreibung_aid_85238.html

Das liest sich nach weiteren Reformen besonders kurios.


Man sieht hier übrigens auch noch einmal, WER von "Chaos" zu reden pflegte.
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 09.08.2010 um 13.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16673

Bei Herrn Markwort ging die Verbeugung vor dem Zeitgeist ja so weit, daß er auch seinen Namen ändern wollte: nämlich in "Euroword". Das Standesamt hat es aber abgelehnt.
 
 

Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 07.08.2010 um 22.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16666

Das Vorwort der genannten Ausgabe hat Markwort allerdings noch (wie immer) als »Chefredakteur Helmut Markwort« verfaßt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.08.2010 um 22.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16665

Markwort ist weg vom Focus – und damit einer der Haupteinpeitscher, wie man sieht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.08.2010 um 19.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16664

Ich lese gerade den neuen Roman von Christa Wolf, Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud, Suhrkamp 2010, selbstverständlich in guter Rechtschreibung geschrieben.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 07.08.2010 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16663

So geht's also doch auch um einen Platz an der Börse: "Für mittlerweile 23 Aktien aus China ist Frankfurt die Heimatbörse - gerade erst hat der Modehersteller Kinghero beispielsweise seine erfolgreich plaziert." (faz.net, 7.8.)
 
 

Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 07.08.2010 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16659

In der aktuellen Ausgabe des »Focus« (31/10) veröffentlicht das ansonsten übertrieben reformtreue Nachrichtenmagazin (mit der Hausorthographie aufwändig, Paragraf, Recht haben, Zeit lang usw.) auf den Seiten 80 bis 82 fünf sogenannte Prosaskizzen von Botho Strauß unter dem Titel »Maskenspiele« in bewährter Rechtschreibung. Dies wäre bislang beim »Focus« so gut wie undenkbar gewesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2010 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16655

Der neue Roman "Sax" von unserem Beiratsmitglied Adolf Muschg scheint bei Beck in reformierter Rechtschreibung herauszukommen. Jedenfalls druckt die Süddeutsche einen Auszug so ab (7.8.10), was natürlich auch wieder eine Eigenmächtigkeit sein kann.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 06.08.2010 um 22.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16654

Und wenn sie dann mit der Zeit gegangen sind ... Deutschland hat eben nichts dazugelernt ...
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 06.08.2010 um 21.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16653

Daß überhaupt inmitten der Ödnis des alltäglichen Journalismus ein Artikel in bewährter Rechtschreibung erscheint, erfreut das Herz wie ein Sonnenstrahl an einem verregneten Wochenende; die bewährte Rechtschreibung kann aber so präsent sein, wie man es sich nur wünschen kann, ohne daß sie die Chance hätte, sich in einem fairen Wettstreit als die bessere Orthographie durchzusetzen.
Die meisten halten sich nicht an die sog. neue Rechtschreibung, weil sie ihnen als die qualitativ bessere erscheint, sondern weil sie es für ihre Pflicht halten oder sie mit der Zeit gehen wollen.
Obrigkeitstreue Folgsamkeit läßt sich nur durch obrigkeitliche Vorgaben lenken. Mithin: Falls die KMK die sog. alte Rechtschreibung als »ganz neue« für verbindlich erklärt, schreibt die Masse plötzlich wieder klassisch und hält sich für topmodern. Und falls morgen der Befehl kommt, die Unterhosen außen zu tragen, wird auch der befolgt.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 06.08.2010 um 14.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16652

@Pt
s. www.jungefreiheit.de
im Archiv (Nr.30/10 v.23.07.10) unter Wikipedia: Aussichtsloser Kampf gegen Wikipedia.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 06.08.2010 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16651

So ganz nebenbei, muß sich nicht auch die Wikipedia an das Urheberrecht halten?

Aber sicher.

So schnell und gründlich (Versionsgeschichte!) wie mit einem Hinweis auf eine URV kriegen Sie nichts aus der WP. Bei Verletzungen des Persönlichkeitsrechts ist es schwieriger.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 06.08.2010 um 13.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16650

Der Hinweis der Redaktion besagt zunächst einfach nur, daß sie die Orthographie Polityckis nicht aus Versehen, sondern absichtlich unangetastet gelassen hat, und daß sie dies dem Leser mitteilen wollte. Zeitungsmenschen glauben nun einmal, zu Recht oder zu Unrecht, daß jede Abweichung von der Norm den Leser in Verwirrung stürzt, ihn zumindest an der Zuverlässigkeit des Blattes zweifeln läßt. Der Hinweis war von daher notwendig, ganz gleich, welches Motiv die Redaktion für ihre Entscheidung hatte. Denn leider ist es ja wahr: Zeitungsbeiträge in herkömmlicher Orthographie sind heute nicht mehr selbstverständlich.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 06.08.2010 um 12.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16649

So ganz nebenbei, muß sich nicht auch die Wikipedia an das Urheberrecht halten? Ist es rechtlich zulässig, daß die einfach irgendwo was kopieren, durch die Rechtschreibkorrektur jagen und veröffentlichen?

Kann man sich dagegen wehren, in die Wikipedia aufgenommen zu werden?
 
 

Kommentar von Romantiker 2.0, verfaßt am 06.08.2010 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16648

Lieber Herr Theodor Ickler,

auch mir sticht das aber ins Aug. Der Vermerk stempelt doch die Autoren ab, zugehörig dieser Fraktion der "vorgestrigen Bessergestellten".

So etwas wie "Tante Irmgards Nähkästchen". Oder das Aushängeschild "Philophisch übergeordneter Besserwisser" oder einfach "Genuß beim Rotwein." Oder das echte Label (oder Echtheitszertifikat) "Ickler" ;-)

Es geht den Medien um nötige Abgrenzung. Die da spielen nicht mit, sind die bösen Gscheiten oder einfach verqueren Nörgler. Das läßt sich auch gut nutzen, bietet eine willkommene Nische. Und es bringt obendrein quasi Weihen einer Wissenschaftlichkeit. So viele Fliegen mit einer Klappe!

Vergleichend Lesen können nur Jüngere, die solch eine Zeitung kaufen und lesen wollen, die Politycki eh lesen. Diese werden somit beruhigt, Garant für Toleranz.

Mit Verlaub, eine Pippi-Rezension wird nie und nimmer in der ursprünglichen Übersetzung daherkommen! Sie reden ausschließlich von den älteren Semestern, die ausschließlich für ein gehobenes Erwachsenenpublikum schreiben. Hier wird sich nichts ändern, in 20 Jahren ist das kein Thema mehr. Es ist eine Zweiklassengesellschaft, die der Jüngeren und die der Älteren, nicht nur in dieser Hinsicht.

Alle anderen bekommen das nicht mit. Kein Jüngerer käme überdies auf die Idee, altbackene Rechtschreibung auch noch zu lernen! Da muß er schon motiviert zum Antiquar gehen und anschließend büffeln! Nun, es mag sein, daß mal dies oder jenes Wörtchen aufgegriffen wird, das war es aber schon. Umgekehrt funktioniert das aber genauso! Ausgaben in "alter" Rechtschreibung sind immer häufiger durchwachsen; hinzu kommt noch die neue Angewohnheit nebst Schlampigkeit auch selbst erdachte Schreibweisen für was weiß ich für eine Orthographie zu halten, folglich:


lieber Herr Wolfram Metz,

"Im Idealfall kommt dabei etwas heraus, was noch besser ist als die unreformierte Orthographie."

Aber: Organische Entwicklung, das erwähnten Sie ja, ist nicht mehr möglich, da die realitätsfernen Konserven-Regeln einiges nicht mehr zulassen, auch da die Wörterbuchverlage (oder der eine) allein auf der Grundlage von Filterung der Massenmedien Neues einlassen. Dabei gilt (scheinbar?) das Mehrheitsprinzip. Ich hatte oft noch beim Dudenverlag bei Hinweisen zu hören bekommen, daß die und die Schreibweise berücksichtigt würde, da sie mehrheitlich vorkäme.

Zudem, lesen Sie Blogs und Kommentare im Internet! So wird geschrieben, wie soll da etwas Besseres entstehen können, aus welchem Nährboden? Wer reguliert das noch? Im Internet finden Sie auch zahlreiche Seiten in oder noch in "alter" Rechtschreibung. Wen kümmert das? Kopiert, durch die Rechtschreibkorrektur "gebügelt" und eingefügt, fertig ist der Wiki-Artikel

Zahlreiche Wörter wie "Erste" und "Alle", ja selbst "Gräuel" und natürlich das "zu viel" und dieses "Mal" haben sich festgefressen. Ist das der Zugewinn?

PS: Verzeihen Sie bitte, wenn ich hier öfters meckere. Ich sehe nur kein Land vor Augen. Und keiner will was von einer blauen Blume gehört haben ... da sollte ich mich zu Herrn Göttert aufmachen und mich neben ihn auf die Orgelbank setzen und Choräle anstimmen.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.08.2010 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16646

Lieber Herr Mahlmann,

es mag durchaus sein, daß die Redaktionen mit diesem Verhalten nur die vermeintlich "Ewiggestrigen" vorführen wollen. Aber im Bestreben andere vorzuführen hat sich schon mancher selber vorgeführt, und zudem hätte die Orthographie des 20. Jahrhunderts so endlich noch mal eine Chance, sich als die bessere durchzusetzen oder zumindest wieder ins Gedächtnis der gleichgültigen Masse zu rufen. Damit wäre zwar noch nicht viel, aber zumindest wieder etwas gewonnen.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 06.08.2010 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16645

Ich glaube vielmehr, die Zeitungen wollen die Autoren lächerlich machen, indem sie betonen, daß hier ein Sturkopf törichterweise noch immer an überkommenen Schreibweisen festhält, während die moderne, weltläufige Redaktion solcherlei Eigensinn nicht nötig hat.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 06.08.2010 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16643

Das müßte endlich aufhören,

Man kann es auch positiv sehen. Es macht den Leser aufmerksam, und es erinnert daran, daß die von der RSR gerissene Wunde noch blutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2010 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16642

Warum glauben die Zeitungen noch immer, sich durch einen ausdrücklichen Vermerk entschuldigen zu müssen, wenn sie einen Autor in dessen nichtreformierter Rechtschreibung abdrucken? Das müßte endlich aufhören, aber ich habe nur geringe Hoffnung.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 05.08.2010 um 19.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16641

Ganz genau, Frau van Thiel; so ist es ja vor über hundert Jahren in Österreich bei der Einführung der Heyse-Schreibung gelaufen (siehe "Orthographische Legenden" von R. M.).
Aber zunächst haben alle Zeitungsredaktionen "wegen der Kinder" Bammel gehabt (bzw. haben sie vorgegeben, daß es so sei), und nach den Minimalkorrekturen 2004 und 2006 hat Zehetmair den verbliebenen Unmut ganz locker "eingetütet" (vgl. http://www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=news&id=546#5979 bzw. http://www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=news&id=546#6005). Tja, was soll man davon halten – und was kann man von solchen Redaktionen für die Zukunft erwarten?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.08.2010 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16640

Schüler sollten »alt« und »neu« geschriebene Texte möglichst oft nebeneinander zu Gesicht bekommen. Vielleicht entwickeln sie so, als Leser (!), am ehesten ein Gefühl für gute Rechtschreibung. Im Idealfall kommt dabei etwas heraus, was noch besser ist als die unreformierte Orthographie. Die Entwicklung unserer Rechtschreibung, ein sehr langsamer Prozeß, wurde mit der Reform ohne Not abrupt gestoppt. Es ist zu hoffen, daß er nun wieder in Gang kommt, jenseits aller Regelwerke und ungetrübt von längst überholten Überlegungen zur »Staatsrai/äson«.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 05.08.2010 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1334#16639

Wenn die Zeitungen sich von Anfang an und allesamt dem Rechtschreibunsinn verweigert hätten, hätten die Kultusminister sich wie Rumpelstilzchen in die Erde stampfen können. Die Reform wäre einfach im Sande verlaufen ... Dann hätten doch die reformierten Schulbücher nur noch synthetisch gewirkt.
 
 

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