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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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06.06.2009
 

Glaubensfrage
Eine Erinnerung

Der damalige Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Hans-Peter Meidinger, der seit je zwischen milder Kritik und Zustimmung zur Rechtschreibreform schwankt, sagte 2004 zur möglichen Rücknahme der Reform allerlei Seltsames. Am schönsten war dieser Satz:

"Außerdem sehe ich die Gefahr, dass eine ganze Generation von Jugendlichen den Glauben an die Verlässlichkeit politischer Entscheidungen zu verlieren droht."

Nun, die Reform ist ja nicht zurückgenommen worden, und der Glaube an die Verläßlichkeit politischer Entscheidungen hat mächtig zugenommen.



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Kommentare zu »Glaubensfrage«
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Kommentar von E.GAL, verfaßt am 06.06.2009 um 22.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1172#14595

Mir fällt da sofort ein, daß das Beharren auf der Reform ja auch mit der Demonstration der Reformfähigkeit des Landes begründet wurde. Zeitlich betrachtet war die Rechtschreibreform damit die Mutter aller Reformen. Die dann folgenden Privatisierungsorgien, das Erzeugen von Hartz-4-Bestraften und das Generieren von Wettbewerbsdruck auf allen gesellschaftlichen Ebenen waren vielleicht zu wichtig, als daß man dem Lümmel (=Volk) allzu schnell nachgeben konnte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2009 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1172#14602

Die Gefahr, daß etwas droht, bzw. die Gefahr, daß eine Gefahr besteht.
Das muß dann wohl die zweite Ableitung der Gefahr sein, vielleicht eine Art Gefahrenbeschleunigung.
 
 

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