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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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19.04.2006
 

Im Zoo
Im Berliner Zoologischen Garten sind einige Abteilungen mit aufwendigen neuen Tafeln versehen

Ober vielmehr "aufwändigen", denn man hat die Tierkunde orthographisch reformiert. So erfährt man über die Pinguine, daß sie im Gegensatz zu flugfähigen Vögeln "schwere, Mark gefüllte Knochen" haben. Es stört besonders der Gegensatz zur sorgfältigen, sicherlich von Dutzenden von Fachleuten in Augenschein genommenen Gestaltung.

Übrigens wird man schon auf der Fahrt zum Zoo durch viele große Plakatwände, die sich an "Geniesser" richten und fürs "Geniessen" werben, auf die neue Zeit eingestimmt. Buchstäblich flächendeckende Verwirrung und mißgelauntes Grübeln über den geistigen Zustand einer Nation, die sich schon in Kleinigkeiten widerstandslos so etwas bieten läßt. Beim Blick in die Zeitung dann zu Kenntnis genommen, daß Ministerin Schavan irgend etwas reformieren will. Bloß nicht!



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Kommentare zu »Im Zoo«
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Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 19.04.2006 um 09.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=487#3844

Man sollte meinen, die Diskussion um sinnvolle Rechtschreibung habe die Nachrichtenagenturen empfindsam gemacht. Aber nein, dumpf und stumpf halten sie an der Primitivschreibung von 1996 fest.

In KN-online erschien gestern die Nachricht (dpa/online vom 18.04.2006 03:49):
Riesiger Fleisch fressender Dinosaurier in Argentinien entdeckt

Buenos Aires (dpa) - Wissenschaftler haben in Argentinien einen der möglicherweise größten Fleisch fressenden Dinosaurier aller Zeiten entdeckt.

Etwas später wird präzisiert (dpa/online vom 18.04.2006 10:45):

Mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen sei Mapusaurus roseae vermutlich in der Lage gewesen, Jagd auf den größten bekannten Dinosaurier aller Zeiten, den Pflanzen fressenden 40 Meter langen und bis zu 100 Tonnen schweren Argentinosaurus, zu machen. Beide Dinosaurierarten lebten vor etwa 100 Millionen Jahren.Mapusaurus habe die längsten Schienbeine gehabt, die bisher bei Fleisch fressenden Dinosauriern gefunden wurden…. Bisher sei man davon ausgegangen, dass Fleisch fressende Saurier wie der Tyrannosaurus rex einsame Jäger gewesen seien.

SPIEGEL und WELT wandeln den Text um, der SPIEGEL: Mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen sei Mapusaurus roseae vermutlich gar in der Lage gewesen, den größten bekannten Dinosaurier aller Zeiten, den 40 Meter langen und bis zu 100 Tonnen schweren Pflanzenfresser Argentinosaurus, zu jagen. Beide Arten lebten vor etwa 100 Millionen Jahren. Mapusaurus roseae habe die längsten Schienbeine gehabt, die bisher bei fleischfressenden Dinosauriern gefunden worden seien, ….

sueddeutsche.de übernimmt dagegen unverändert die Dummschreibung.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.04.2006 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=487#3875

Daß Adjektive und Adverbien seit der Reform Objekte bei sich haben können wie "das ist eine Blut stillende Pflanze" und "diese Pflanze wirkt Blut stillend", werden wir wohl ertragen müssen, denn sie sind schon weit verbreitet und werden anscheinend nicht als Grammatikfehler empfunden.
 
 

Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 20.04.2006 um 13.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=487#3882

Ich denke nicht, daß man sich an Grammatikfehler gewöhnen sollte. Ich möchte nun nicht auf die Details der Paragraphen in der Neuregelung eingehen, die zu diesen Fehlern geführt haben (ich glaube mich zu erinnern, daß es sich um die §34 und 36 handelt).

Jedenfalls hat man auch hier eine Regel (bezüglich der sogenannten "Wortgruppen") aufgestellt, die keiner begreift und die demzufolge zu diesen Fehlern führt. Allerdings sollte man bei Angehörigen der schreibenden Zunft voraussetzen können, daß sie sich um einen guten Stil bemühen, und stilistisch wäre in der ersten Konstruktion auch das Einfügen eines grammatisch korrekten "das", das dort ausgelassen wurde, nicht besonders schön. Warum man nicht einfach (im ersten Beispiel) das Adjektiv "blutstillend" benutzt, ist mir ein Rätsel. Will man sich mit solchen unschönen Konstruktionen etwa profilieren?

Hinzu kommt, daß es sich hier auch in anderen Sprachen, z.B. Schwedisch und Englisch, mit denen ich mich einigermaßen auskenne, um Fehler handeln würde ... Ich weiß wirklich nicht, wie die Deutschen - wie es Herr Oettinger hier bei uns Schwaben gefordert hat - sich Englisch als "Arbeitssprache" aneignen sollen, wenn sie sich an solche Grammatikfehler erst einmal gewöhnt haben.
 
 

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