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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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28.07.2006
 

Rache ist gelb
Duden vs. Zehetmair

Beim Dudenverlag hat man nicht vergessen, daß Minister Zehetmair es war, der das Unternehmen 1995 an den Rand des Ruins brachte.
Der Anlaß – die drei Dutzend Nachbesserungswünsche zu eher gleichgültigen Einzelwörtern – war so außerhalb jeder Proportion, daß mancher schon damals eine Intrige gegen den Verlag witterte, wobei Zehetmair nichtsahnend als Werkzeug diente. Jedenfalls mußten Millionen Dudenbände eingestampft werden, und den Verlag rettete nur der enorme Nachholbedarf der neuen Bundesländer an Lexika aller Art. Das sind Tatsachen, die ich vom Verlag selbst erfahren habe.
Es liegt nahe, in der jetzigen Brüskierung Zehetmairs eine Racheaktion des Verlags zu sehen. Fragt sich nur, wer sie überlebt.



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Kommentare zu »Rache ist gelb«
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Kommentar von Leseviel, verfaßt am 28.07.2006 um 15.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5082

Inwiefern hat mein Beitrag gegen Regeln dieses Forums verstoßen, so daß er gelöscht werden mußte?
 
 

Kommentar von Red., verfaßt am 28.07.2006 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5083

Gegenfrage: Wen interessiert die rein persönliche Einschätzung (kurz zusammengefaßt: »glaub ich nicht«) eines Anonymus?
 
 

Kommentar von Leseviel, verfaßt am 28.07.2006 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5084

Wäre der Beitrag dringeblieben, hätte ich statt "glaube ich nicht" "schwer vorstellbar" geschrieben?
Jeder Beitrag hier trägt eine subjektive Note. Das Vorgehen des Dudenverlags als "Racheaktion" zu bezeichnen, unterstellt der Verlagsredaktion subjektive Motive statt objektiver, aber aus anderer subjektiver Sicht fehlgeschlagener Bemühungen, die die Sache voranbringen wollen bzw. sollen.
Wenn Kommentare nicht lesenswert oder uninteressant sind, reagiert kein anderer Forumbesucher darauf. Warum reicht dieser (sicher auch demokratische) Umgang mit Beiträgen nicht aus?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 28.07.2006 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5085

Subjektive Urteile können schon interessant sein. Sie bringen etwas Persönliches ein. Subjektive Urteile von Person XY Unbekannt sind hingegen nicht interessant. Sich persönlich machen mit einer eigenen Meinung und die eigene Person zugleich verstecken, das geht nicht auf. "Irgend jemand ist anderer Meinung", das ist eine Nullinformation, das kann man sich auch so denken.

Legen Sie Ihr Pseudonym ab oder schreiben Sie etwas, was von Ihrer Person unabhängig ist. Am besten wäre beides.
 
 

Kommentar von Red., verfaßt am 28.07.2006 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5087

So ist es. Die Diskussion ist hiermit beendet.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 28.07.2006 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5092

Haben Sie schon gelesen, was die neue Ausgabe des "Weltbild" schreibt? Auf Seite 81 preist sie den Duden wie folgt an:

"Die Reform ist geschafft - und ab 1. August 2006 gibt es wieder eine verbindliche Rechtschreibung. Grund genug für einen komplett neu bearbeiteten Duden! Erstmals vierfarbig und mit vielen hilfreichen Extras ist der Duden noch anwenderfreundlicher geworden. Der Duden in seiner 24. Auflage zeigt und erklärt unsere neue Rechtschreibung, wie sie ist - und bleibt!"

Putzig, nicht?
 
 

Kommentar von Hans Noggel, verfaßt am 28.07.2006 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5093

Persönlicher Affront oder nicht: Der neue Duden ist erschienen und wird maßgeblich für den reichweitenstärksten Verlag im deutschsprachigen Raum. Das ist unfaßbar beklagenswert.
In den Schulen und Behörden wird die neue Fassung der Rechtschreibung nach Dudenart umgesetzt, weil er noch immer das Lexikon ist, das als Nachschlagewerk in den Schulen und Behörden empfohlen und eingesetzt wird. Auch das ist unfaßbar beklagenswert.
Unerträglich aber ist es, daß hier in diesem Forum eine Meinungsäußerung untersagt wird. Ich möchte die Redaktion doch sehr bitten, keine Beiträge zu löschen, nur weil sie anonym und persönlich sind. Die Forumteilnehmer können selbständig entscheiden, ob ein Kommentar interessant ist.
 
 

Kommentar von Red., verfaßt am 28.07.2006 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5094

Herr Noggel, siehe unten: Die Diskussion ist beendet.
 
 

Kommentar von Marconi Emz, verfaßt am 28.07.2006 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5095

Um ebenfalls ausnahmsweise vom eigentlichen Thema (Duden-Verlag versus Zehetmair) abzuweichen: Ich denke, daß es für einige Forumsteilnehmer gute Gründe geben kann, in diesem Forum lieber anonym zu bleiben. So wird vermutlich noch für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ein Streitgespräch über die Rechtschreibreform (bzw. über Herrn Wermke vom Duden-Velag) zwischen einem Schweizer Berufsschullehrer und mir "dank" Google im Internet herumgeistern.
Das ist an sich nicht tragisch, denn ich denke, ich habe mich dabei wacker geschlagen, aber möglicherweise hat mir meine darin geäußerte entschiedene Stellungnahme gegen die RSR bzw. Herrn Wermke und den Duden-Verlag später bei einer Stellenbewerbung geschadet (es ging dabei um eine Assistenz beim schweizerischen Ableger des "Digitalen Wörterbuches der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS)" - falls hier dazu Links erlaubt sind, siehe hier).
Zum aktuellen Ausscheren des Duden-Verlages: Da von den Kultusministern unverhohlen beabsichtigt war, ihm das Rechtschreibungsmonopol ein für alle Mal zu entziehen, wäre es von Duden-Seite eher angebracht gewesen, in der 24. Auflage überall da, wo es vom Rat erlaubte Varianten gibt, ausschließlich traditionelle Schreibweisen zu empfehlen. Dies wäre eine weit umfassendere, wirksamere und leserfreundlichere Rache gewesen, als jetzt durch das weitgehende Ignorieren der Ratsentscheidungen vor allem Herrn Zehetmair bloßzustellen.
Ich möchte mich übrigens in Zukunft ganz gerne am Forum beteiligen, dabei aber - primär wegen der höchst indiskreten "Datenkrake" Google - lieber weiterhin eine Art Pseudonym verwenden. Wer meinen wirklichen Namen wissen möchte, verschiebe die letzten zwei Buchstaben des Vornamens an den Anfang des Nachnamens.
Bei Zustimmung der Redaktion kann ich bei Gelegenheit auch mal das besagte Streitgespräch ins Forum stellen. Es dürfte für die Forumsteilnehmer recht interessant sein.
 
 

Kommentar von Red., verfaßt am 28.07.2006 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5096

Die Zustimmung ist hiermit erteilt. Vielen Dank im voraus.
 
 

Kommentar von Marconi Emz, verfaßt am 28.07.2006 um 21.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5097

Besten Dank! Ich nehme mir hiermit - absolut ausnahmsweise - die Freiheit, einen sehr (!) umfangreichen Beitrag einzustellen. In Zukunft werde ich mich natürlich wieder beschränken und möglichst auf das Diskussionsthema konzentrieren. Man verzeihe mir also, meinen ersten Auftritt bei sprachforschung.org mit einem derartigen Getöse zu beginnen, als wäre es mein Privatforum.

Anlaß für die folgende Forumsdiskussion zwischen mir (Marco N***) und Rolf B*** (vermutlich ein Handelsschullehrer) war ein Artikel in der schweizerischen Coop-Zeitung Nr. 36 vom September 2004 über die gerade erschienene 23. Auflage des Duden.

Der Artikel begann folgendermaßen: "Der Bestseller -- Der neuste Duden [23. Auflage] ist da. Er setzt voll auf die neue Rechtschreibung und trotzt Forderungen, zu den alten Regeln zurückzukehren. Heute gelten alte und neue Rechtschreiberegeln noch parallel. Ab 1. August 2005 ist das anders: Dann sind für Schulen und Behörden allein die neuen Schreibungen, Trennungen und Regeln verbindlich. (...) Ganz der Reform verschrieben hat sich der Duden. (...) ". Gegen Ende leitete der Artikel in ein Interview mit dem Duden-Leiter Matthias Wermke über, das so begann:
"Coop-Zeitung: Halten Sie sich an die neuen Rechtschreibe-Regeln?
Matthias Wermke: Ja. Ich halte mich an den Duden - und somit an die neuen Regeln. Und dies bereits, seit sie am 1. Juli 1996 eingeführt wurden. (...)"

Den ersten Teil meines ersten Forumsbeitrages mit dem Titel "Armer Herr Wermke!" werden einige Leser und Leserinnen aus einer anderen Quelle bereits kennen. Aus meinem zweiten Beitrag entwickelte sich dann Diskussion mit Rolf B*** (wie hier in der Schweiz üblich schrieb ich dabei durchgehend "ss" statt "ß"; damit soll also nicht meine Meinung zur Adelung- bzw. Heyse-Regelung ausgedrückt werden).

Marco N***
Armer Herr Wermke!
Es tut mir Leid, dass die Aufsehen erregende, aufwändige und im Allgemeinen nicht geliebte so genannte Recht-Schreib-Reform hier zu Lande mithilfe deutscher Kultus-Minister und einer Hand voll weit gehend selbst ernannter Sprach-Reformer mit weit reichenden Konsequenzen vor Längerem im Wesentlichen eingeführt wurde und dies, ohne ein Mal infrage gestellt worden zu sein und ohne dass man sich wirklich mit der nahe liegenden Frage auseinander gesetzt hätte, ob sie uns wohl wirtschaftlich wohl tut. So wenig viel versprechend der geheim gehaltene Beginn war, so viel wohl durchdachte Kritik folgte. Ein Ergebnis hoch stehender, hoch entwickelter und wohl überlegter Sprach-Forschung war das nicht und die Vernunft ging dabei Pleite. Man sollte Acht geben, zu wie viel Unsinn diese wichtig tuenden, von einem gut bekannten Medien-Konzern dirigierten unselbstständigen Tollpatsche wohl noch im Stande sind, die sich nicht im Klaren darüber sind, welch gräuliches Durcheinander sie verschuldet haben. Wird man dem endlich Halt machen oder wird die übereilt fertig gestellte Reform weiter bestehen und sogar noch eine Zeit lang weiter entwickelt werden? Was für eine Furcht erregende Obrigkeits-Gläubigkeit und Beamten-Hörigkeit sich hier zu Lande zurzeit mal wieder zeigt. Wer wird letztlich Recht behalten?
Herr Wermke vom Duden-Verlag ist herzlich zu bemitleiden, dass er die missratene Rechtschreibreform aus beruflichem und wirtschaftlichem Interesse verteidigen und schätzen muss. Keiner ausser einer merkwürdigen Vereinigung von zwölf unbekannten Linguisten hatte je auf "mithilfe", "so genannt", "aufwändig", "wohl versorgt", "infrage", "selbst gebaut" und andere sprachliche Seltsamkeiten gewartet, von den vielen Unstimmigkeiten (z. B. stillgelegt/lahm gelegt) mal ganz abgesehen. Und sogar Profis wie die Journalisten renommierter Zeitungen scheitern erbärmlich an den verwirrenden Regeln (die "Hitze geplagten Bauern"; "die Anlass unabhängige Beobachtung"; "es kam fünf Mal vor"; "sie sind noch mal davon gekommen"). Ein schneller Blick in jedes beliebige Internetforum (und ganz speziell solche für Jugendliche!) klärt allerdings darüber auf, dass für die meisten sowieso jegliche Orthographieregel vergeblich ist. Da würde nur noch die Abschaffung der Schrift an sich helfen.

Marco N***
Selbstdemontage der Rechtschreibreform
Vielleicht sollte man die Rechtschreibreform auch als Gegner gelassen sehen, denn die heimliche Selbstdemontage und Rückkehr zu den bisherigen Schreibweisen (ohne serviles Absegnenlassen durch die deutschen Kultusminister) hat bereits begonnen. Prof. Theodor Ickler, einer der entschiedensten und intelligentesten Kritiker der RSR, hat sich mal die Arbeit gemacht, im neuen Duden von 2004 jene zusammengesetzten Partizipien herauszusuchen, die im Gegensatz zum "radikalen" Reform-Duden von 1996 wieder zusammengeschrieben werden "dürfen": abscheuerregend, achtunggebietend, ackerbautreibend, alleinerziehend, alleinseligmachend, alleinstehend, allgemeinbildend, andersdenkend, andersgesinnt, anderslautend, aneinandergrenzend, arbeitsuchend, aufeinanderfolgend, aufsehenerregend, aufsichtführend, aufwärtsfahrend, auseinanderfallend, außenliegend, beieinanderstehend" und viele, viele andere, für die hier in meinem Forumsbeitrag zuwenig Platz ist. Wer mehr darüber wissen will, sollte in das auch sonst interessante Forum von www.rechtschreibreform.de [leider inzwischen aus diversen Gründen so gut wie tot] hineinschauen. Dazu kommt, dass mit der Auflösung der Zwischenstaatlichen Kommission, der Streichung von Fördergeldern und der periodischen Auswechslung der deutschen Kultusminister der missionarische Eifer der Reformer sowieso in absehbarer Zeit völlig erlahmen wird. Wer also bei den bisherigen Schreibweisen bleibt, nimmt damit sozusagen die Zukunft voraus, auch wenn bis dahin leider Jahre oder eher Jahrzehnte vergehen dürften.

Rolf B***
Herr N***, Sie schreiben vom "missionarischen Eifer der Reformer" usw. Auch in andern Forumsbeiträgen fällt mir auf, wie sich gewisse Leute abschätzig über die Mitglieder der Zwischenstaatlichen Kommission äussern. Wir dürfen Folgendes nicht vergessen: 1. Die Kommission hat sich nicht selbst ins Leben gerufen. 2. Die Kommission hatte einen klaren Auftrag (einen sehr undankbaren, wie es sich heute zeigt). 3. Die Ergebnisse der Arbeit an der Neuregelung wurden seit Ende der achtziger Jahre publiziert, an verschiedenen Stellen präsentiert, zur Diskussion gestellt und in Vernehmlassungen geschickt - sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene! Das Problem war die Resonanz. Gewisse Gruppen, die sich heute lauthals zu Wort melden und die Neuregelung abschaffen möchten, haben damals geschwiegen. Zu Herrn Icklers Fleissarbeit (Partizipien zählen): Ist es so schlimm, dass man heute z. B. neben der Form "eine allein erziehende Mutter" auch "eine alleinerziehende Mutter" schreiben darf? Ich habe damit überhaupt kein Problem! Die Verlage werden sich - wie schon immer in der Vergangenheit - auf eine Form einigen.

Marco N***
Nun ja, wenn man vom Ergebnis einer Arbeit alles andere als begeistert ist, wird man die Verantwortlichen dafür kaum loben können. "Missionarischer Eifer" ist auch sicher keine Beleidigung. Die schweizerischen Kommissionsmitglieder Sitta und Gallmann, die sich eher kritisch, ja fast entschuldigend zum Ergebnis der Rechtschreibreform geäussert haben [hier machte ich um des lieben Friedens und der Harmonie willen unnötige Zugeständnisse - gerade Herr Gallmann hätte nach seinem denkwürdigen Auftritt im Schweizer Fernsehen keinerlei Schonung mehr bedurft], sind mit meiner Kritik auch weniger gemeint, sondern vor allem die Herren Augst, Heller (beide Deutschland) und Schrodt (Österreich; sehr vielsagend, ja geradezu entlarvend sind übrigens dessen Texte zur RSR bei www.univie.ac.at/Germanistik/schrodt/rechtschreibreform/rechtschreibreformtexte.html. "Die Kommission hat sich nicht selbst ins Leben gerufen". Das ist wohl wahr, aber die Beteiligung daran war doch bestimmt freiwillig ;-) Grosses Lob an Peter Eisenberg, der die Konsequenzen zog und austrat, als das Scheitern der Reform absehbar wurde. "Die Kommission hatte einen klaren Auftrag" -- war das nicht vor allem "die Bewahrung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung"? Bis 1996 bestand diese Einheitlichkeit weitgehend, aber seit der RSR ist es damit leider und wahrscheinlich für lange Zeit vorbei. Zum Abschluss aus dem Internet noch ein schönes Beispiel für die neue deutsche Beliebigkeitsschreibung: "Ich wollte mich melden um neueste Entwicklungen mit zu teilen".

Rolf B***
Aber, aber, Herr N***, nur weil jemand im Internet "mit zu teilen" in drei Wörtern schreibt, leiten Sie daraus ab, dass die neue Rechtschreibung zu jeglicher Beliebigkeit einlädt. Diese Schlussfolgerung ist doch lächerlich!

Marco N***
Das harmlose Beispiel war mehr zur Unterhaltung gedacht -- ich könnte ganz andere Fehler bringen, die schon an Debilität grenzen. Dieses komische "mit zu teilen" ist allerdings ein Zeichen der durch die RSR verursachten Verunsicherung, was denn nun immer noch zusammen oder neu auseinander geschrieben wird. Diese Unsicherheit betrifft natürlich auch Schüler und kann [...] sehr konkret über die Zukunft entscheiden -- da hören die angebliche Zwanglosigkeit und die neue Freiheit dank RSR dann definitiv auf. Ich kenne hochintelligente, hier aufgewachsene Leute, deren Orthographie eine Katastrophe ist, von daher sollte man sie natürlich nicht überbewerten. Aber hätte dann anstelle einer sehr teuren Reform (neue Schulbücher, Neusatz von Wörterbüchern, Umschulungskurse, Umstellungen bei Satz- und Korrektursystemen usw.) nicht einfach die Anweisung von "oben" an die Deutschlehrer genügt, die Rechtschreibung weniger streng zu bewerten? Ich kann mich erinnern, wie ein Lehrer im Gymnasium mal gestand, dass Prüfungsarbeiten im allgemeinen anhand der Gaußschen Verteilung so benotet würden, dass automatisch ein Drittel der Schüler ungenügende Noten erhielte (sozusagen das "schmutzige kleine Geheimnis der Schulmeister"). So gesehen ist die RSR in der Schule letztlich nutzlos, gleichgültig, ob dank der RSR weniger oder (wie es scheint) mehr Fehler gemacht werden. So, ich habe meinen Teil gesagt und klinke mich aus dem Forum aus. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre prompten, engagierten Reaktionen. [womit ich vor allem mein Desinteresse an einer weiteren Diskussion mit Rolf B*** ausdrücken wollte]

Hier der Vollständigkeit halber der Link zum besagten Coop-Forum (Thema RSR), in dem übrigens auch engagierte, temperamentvolle Beiträge des von mir sehr geschätzten Herrn Peter Müller zu finden sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2006 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5100

Zu Rolf B***: Nein, es ist nicht schlimm, daß man neben "alleinerziehend" auch "allein erziehend" schreiben kann. Es ist sogar das, was man erwarten muß und was so, nur viel genauer erklärt, in meiner "Normalen deutschen Rechtschreibung" steht. Ich messe den Duden und die Reform an ihren eigenen Ansprüchen. Deshalb das mühselige Auszählen und schließlich der Nachweis, daß hier nur ein konzeptionsloses Herumtappen stattfindet, mit der fatalen Folge, daß es zwar eine Unmasse von Vorschriften und Empfehlungen gibt, daß aber niemand sie mehr beherrschen kann. Es ist, bei aller Scheinliberaltität durch Varianten, viel schlimmer als vor der Reform.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.07.2006 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5106

Einige häufig gebrauchte Adverbien haben zwei zum Teil sehr unterschiedliche Bedeutungen: selbst = 1) sogar, 2) selber; allein = 1) als einziger, 2) nur, ausschließlich; wohl = 1) gut, 2) möglicherweise, vermutlich; es mag noch mehr solcher Adverbien geben.
In Getrenntschreibung mit einem Verb oder Partizip sind beide Bedeutungen möglich, meist hat dann das Adverb unbetont gesprochen eine andere Bedeutung als betont, aber die Betonung wird ja nicht markiert.
In Zusammenschreibung mit Verben oder Partizipien haben sie nur eine einzige Bedeutung: selbst... = selber; allein... = als einziger; wohl... = gut. Deswegen ist die Zusammenschreibung eindeutiger. Meist wird dann das Adverb betont gesprochen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2006 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5147

Reinhard Markner meint, in spätestens fünf Jahren sei das Ende der Verfallszeit des neuen Duden erreicht. Viel zu großzügig gerechnet! Noch im laufenden Jahr muß der Duden durch eine Neubearbeitung ersetzt werden.
 
 

Kommentar von Jens Stock, verfaßt am 31.07.2006 um 19.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5152

Zitat: „Viel zu großzügig gerechnet! Noch im laufenden Jahr muß der Duden durch eine Neubearbeitung ersetzt werden.“

Genau, so sehe ich das auch. Der Duden schaufelt sich momentan sein eigenes Grab. Es wäre allerdings von Vorteil, wenn sich noch mehr Redaktionen und Verlage in aller Deutlichkeit gegen die jüngsten, vollkommen verfehlten Duden-Empfehlungen aussprechen und diese in ihrem eigenen Wirkungsbereich nicht zur Anwendung bringen würden.
 
 

Kommentar von Charlotte, verfaßt am 31.07.2006 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5155

Wie wäre es z.B. mit ein paar negativen, aufklärerischen Kundenrezensionen zum Duden auf www.amazon.de oder ähnlichen Internetbuchhändlern?
 
 

Kommentar von borella, verfaßt am 31.07.2006 um 20.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#5162

Noch im laufenden Jahr muß der Duden durch eine Neubearbeitung ersetzt werden. (#5147)

Ist das Vorahnung oder Insiderinformation?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2016 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=569#32800

Ein sogenannter Journalist bestätigt in einer kaum verhüllten Duden-Werbung:

Die Rechtschreibreform 1996 verschaffte der Dudenredaktion zusätzlich Gewicht. (http://web.de/magazine/wissen/duden-spannende-fakten-woerterbuch-31670904)

Also das genaue Gegenteil dessen, was die Reformer um Mentrup, Blüml usw. gewollt hatten.
 
 

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