13.06.2008


Theodor Ickler

Neun Prozent für Hoberg

Peinliches Ergebnis einer Umfrage

Durch die Presse geht zur Zeit das Ergebnis einer Umfrage, die von der Gesellschaft für deutsche Sprache in Auftrag gegeben und von Allensbach durchgeführt wurde. Zähneknirschend gab der Vorsitzende Rudolf Hoberg bekannt:

"Mit der Rechtschreibreform haben sich nur wenige angefreundet (9 Prozent), die Mehrheit, 55 Prozent, spricht sich auch jetzt noch dagegen aus. Vielen ist die Rechtschreibreform letztlich ‚egal‘ (31 Prozent)."

"Auch die in der Umfrage wieder zutage getretene breite Ablehnung der Rechtschreibreform (nur neun Prozent haben sich bis heute mit ihr angefreundet) verschleiere die Tatsache, ,dass die meisten Menschen auch vorher schon immer mit der Rechtschreibung nicht zurecht gekommen sind‘."

Hoberg hat schon immer gern über die breite Bevölkerung gespottet. Er verkennt den Kern der Sache: Ganz unabhängig davon, wie die Leute selbst mit der Rechtschreibung zurechtkommen und -kamen (wobei Hoberg sich immer an den alten Duden klammert) – sie wollen die reformierte Schreibweise nicht, und das hat seine guten Gründe. Es gibt seit der Reform keine Zeitungsseite mehr, die nicht eine deutliche Qualitätsminderung spüren ließe.

Zur Erinnerung: Im Rechtschreibrat und schon vorher gehörte Dudenautor Hoberg zu denen, die jede Korrektur ablehnten. Das sogar von seinen Urhebern als fehlerhaft erkannte Produkt sollte erst einmal einige Jahre in den Schulen durchgesetzt werden, dann könne man weiter nachdenken.

Ein solcher Zyniker ist nun auch noch Vorsitzender des Deutschen Sprachrats.


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