27.05.2005


Theodor Ickler

Wüster

Eugen Wüsters Einfluß auf die Rechtschreibreform kann gar nicht überschätzt werden.
Er ist der Mann, der den Reformern die Ideen gab. Von der menschlichen Sprache hatte der Wiener Sägenfabrikant und Esperantist eine etwas merkwürdige Vorstellung. International wird er als Begründer der Terminologieforschung gefeiert. Mit dem Geschlecht der gewöhnlichen Sterblichen wollte er nicht viel zu tun haben. In einem Gedenkartikel las ich, daß Wüster mit der Umwelt lange Zeit nur durch Zettel verkehrte, die unter der Tür seines Arbeitszimmers durchgeschoben werden mußten und ein bestimmtes Format (DIN A6, glaube ich) einzuhalten hatten. Seine umfangreiche Privatbibliothek (heute bei der Uni Wien archiviert) war so rational organisiert, daß er keinen Katalog brauchte. Eigentlich konnte er wohl die Sprachenvielfalt nicht leiden; schon als Gymnasiast schrieb er ein Esperanto-Wörterbuch. Ein Heiliger und Narr, je nach Standpunkt.


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