19.07.2009


Theodor Ickler

Lectio facilior

Ein Fehlertyp, der auch mit Volksetymologie zu tun hat

In einem Fachbuch stieß ich auf Hypocampus (Roland Arbinger: Gedächtnis. Darmstadt 1984:38) und dann bei Google auf ganze Kolonnen dieser Untiere (auch auf englisch). Wahrscheinlich hält mancher Hippocampus nicht für möglich, es ist aber trotzdem richtig.

Zur Unterhaltung der Leser sei noch einiges aus meinen Sammlungen beigesteuert, fehlerkundlich durchaus lehrreiches Material.

Latinum und Hellas (Florian Coulmas: Sprache und Staat. Berlin 1985:274) (statt Latium)

Die hochangesehene Hamburger Germanistin Els Oksaar (aus Estland stammend) mußte sich ihr ganzes Leben lang mit Entstellungen ihres Namens abfinden, natürlich auch mit naheliegender Geschlechtsumwandlung. Oskar Els (aus einer Magisterarbeit) ist noch das Harmloseste.

Goethespeise statt Götterspeise schrieb ein Ausländer, der am Goetheinstitut Deutsch lernte.

Maxi Million University statt Ludwig-Maximilians-Universität stand auf einem Brief aus einem arabischen Land, auf einem anderen Seamen's statt Siemens.

In Hermann Zabels Beitrag zu Augst/Blüml/Nerius/Sitta (Hgg.): Zur Neuregelung der deutschen Orthographie. Begründung und Kritik; Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1997) hat der Druckfehler-Teufel höchstselbst zugeschlagen: Bezeichnungsexorzismus (statt -exotismus).

Den Vileda-Patent-Wischmob (SZ 8.1.2005) haben wir wohl schon mal erwähnt.

Unsere Lokalzeitung erfand einst die Meningo-Koggen (NN 14.6.03), wobei allerdings das Fränggische eine Rolle gespielt haben könnte. (Mein Familienname wird hier "Igler" mit langem i ausgesprochen.)

Wer war noch mal Gesine Schwan? Jedenfalls soll sie bei Wilhelm Weihschädel studiert haben (statt Weischedel) (Die Welt 2.10.99).

Ein rohrschachtartiger Fleck fiel der FAS (30.6.02) auf.

Im Englischen, wie gesagt, gibt es das natürlich auch:
The Mind’s Eye (falsche Titelangabe statt The Mind’s I zu einem Buch von Hofstadter/Dennett in: Gregory, Richard L. (Hg.): The Oxford Companion to the Mind. Oxford 1989:280)
The Mind of a Memorist (Brian Kolb/Ian Whishaw: Neuropsychologie, Heidelberg 1993:326) (statt Mnemonist wie im Titel von Lurias berühmtem Buch)


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