20.12.2004


Theodor Ickler

Kafkaeskes

Inzwischen wurde mir von mehreren Teilnehmern bestätigt, daß der Rat nach Statuten arbeitet, die die KMK vorgegeben hat, die aber vor der konstituierenden Sitzung den Mitgliedern noch nicht vorgelegen hatten.
Sie sind erst am 16. Dezember von Deutschland, Österreich und der Schweiz beschlossen worden, damit die Sitzung überhaupt rechtmäßig stattfinden konnte.
Sobald wir diese Unterlagen haben, werden wir sehen, welche inhaltlichen Beschränkungen den Kombattanten auferlegt sind.
Überrascht wurden die Teilnehmer auch von der Mitteilung, daß das IDS bzw. die KMK bereits die Stelle des Geschäftsführers ausgeschrieben und 25 Bewerbungen erhalten hatte. Normalerweise wird eine solche Ausschreibung vom Auftraggeber – hier als dem Rat für deutsche Rechtschreibung – veranstaltet und nicht von einer dritten Stelle.
Der bisherige Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Kommission verabschiedete sich artig grüßend in den Ruhestand.
Wie bei der Mannheimer Anhörung und ähnlichen Veranstaltugnen fand die Sitzung unter Aufsicht namentlich nicht bekannter und nicht vorgestellter Regierungsvertreter statt. Gesichtet wurden Herr Stillemunkes, Herr Krimm und andere, wahrscheinlich auch Frau Lüken vom Kulturstaatsministerium (sie hat ja inzwischen Frau Palmen-Schrübbers abgelöst), aus Österreich eine Ministerialbeamte (wahrscheinlich Frau Renate Pölzl).
Die Eingeladenen waren erstaunlicherweise alle da, außer der Vertreterin des Bundes der Zeitschriftenverlage, aber das war im Beirat schon genauso.
Herr Zehetmair dachte, auch die nächste Sitzung in zwei gemütlichen Nachmittagsstunden erledigen zu können, aber einige Teilnehmer, die von der Schwierigkeit der Sache etwas mehr Ahnung haben, rangen ihm vier Stunden ab, so daß also am 18. Februar schon vormittags begonnen werden soll. Allerdings konnte das IDS nicht versprechen, daß die zusammengeführten Statements schon wesentlich früher verschickt werden; ernsthafte Arbeit an der Sache ist also auch in Zukunft kaum möglich. Sie ist aber auch weitgehend unerwünscht, denn insbesondere die Wörterbuchverlage, die Schulbuchverleger und die Lehrerverbandsfunktionäre wünschen möglichst überhaupt keine Änderung und brachten das auch sehr deutlich zum Ausdruck. Darauf kann sich wiederum der Vorsitzende nicht einlassen, der denn auch drohte, wenn nicht ernsthaft gearbeitet werde, dann würde er sein Amt niederlegen. Die Blamage, nichts erreicht zu haben, kann er in der Tat nicht riskieren. Ich glaube, die wesentliche Erkenntnis, die er aus der Sitzung mitgenommen hat, betrifft zunächst einmal das Mächteverhältnis und Ränkespiel auf politischer Ebene, von dem er bisher fast nichts gewußt haben dürfte.
Und nun arbeiten erstmals Krimm und die anderen Ministerialen ihm nicht mehr zu, sondern sozusagen gegen ihn – von Amts wegen. Eine interessante Konstellation.



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