18.10.2009


Theodor Ickler

Zweifelhaftes vom ISB

Vulgärpsychologische Selbsterkundung

Das bayerische "Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung", das sich schon bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform (und der Vereinfachten Ausgangsschrift) verdient gemacht hat, gibt seit einigen Jahren "Selbsterkundungshefte" an die Elftkläßler aus, um ihnen bei der Berufswahl zu helfen. Die Selbst- und Fremdeinschätzung der Schüler ist durchweg in jenem vulgärpsychologischen Stil gehalten, über den auch die Handleser und Astrologen nie hinauskommen.
Man kann sich das Ganze oder Teile davon ansehen, z. B. hier:
www.csg-germering.de (PDF-Datei)
Man beachte die wertende Tendenz, die schon in den Begriffspaaren steckt! "Ich bin kreativ-einfallsreich" vs. "Ich tue mich sehr schwer, Ideen zu entwickeln" usw. – Dasselbe dann auch für die Eltern, die ihre Kinder danach einstufen sollen. Wer glaubt schon von sich, daß er dumm ist? Wie schreibt doch Descartes am Anfang seines berühmten Discours? "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand, denn jeder ist überzeugt, daß er genug davon hat."
Ich frage mich, ob der Nutzen dieser aufwendigen, den Schülen viel Zeit raubenden Hefte jemals überprüft worden ist. Oder steht es damit wie mit der Rechtschreibreform?


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http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1231