27.10.2009


Theodor Ickler

Koalitionsvertrag

Eine zentrale Roadmap

Der Koalitionsvertrag ist selbstverständlich in Reformschreibung gehalten, die Kommasetzung allerdings (im Entwurf) etwas nachlässig. Man schreibt einmal "so genannte" und einmal "sogenannte"; "selbständig" nur so.

Häufige Wörter sind "unverzichtbar" (12mal) und "Herausforderung" (18mal).

Alles, was überhaupt erwähnt wird, ist wichtig oder sehr wichtig. "Der Tierschutz hat eine zentrale Bedeutung." Das kann doch nur heißen, daß der Tierschutz im Zentrum der künftigen Bundespolitik steht. Die Regierung kümmert sich ausdrücklich um Kormorane in Deutschland und Genitalverstümmelung in Afrika.

Sport und Film werden ausführlich bedacht, Musik ist nicht erwähnt.

Frauenpolitik kommt nicht vor, dafür "Jungen- und Männerpolitik". Männer und Knaben sind nun das Thema der Gleichstellungspolitik.

"Die Umsetzung des Bologna-Prozesses ist in Deutschland sehr weit vorangekommen, die wesentlichen Ziele sind in weiten Teilen erreicht." –
Wie denn das? Die Ziele waren doch wohl: weniger Studienabbrecher, größere Mobilität. Beides wurde verfehlt. Zur Zeit ist Nachbesserung das große Thema.

"Roadmap für Forschungsinfrastrukturen –
Für die großen Forschungsinfrastrukturen werden wir einen Roadmap-Prozess
starten, in dem wir unsere Prioritäten künftiger Forschungsinfrastruktur-Vorhaben
festlegen und in den europäischen Prozess für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI)
einbringen."

Das ist schwer zu verstehen. Roadmap wird übrigens laut Duden wie "Rotmepp" gesprochen. Die Koalition will aber auch, wie sie mehrmals betont, die deutsche Sprache fördern.


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