22.06.2010


Theodor Ickler

Narretei

Kauderwelsches aus der Zeitung

Ich weiß nicht, ob wir das "Narrativ" schon mal besprochen haben, das inzwischen aus der weichsten Wissenschaft in die Zeitungen gedrungen ist. Kurz nacheinander in der Süddeutschen gelesen:

Auch wenn de Gaulles Einfluss schwindet, bleibt er aber zentral für das Narrativ Frankreichs. (19.6.10)

Wir haben Merkel, Westerwelle und Seehofer, Lähnung, Entsetzen und Dauerdepression. Ein politisches Personal und Narrativ, das sich jeder Märchenhaftigkeit entzieht. (21.6.10)

Wer ist hier das Narrativ, vielleicht Frau Merkel?

Franz Dornseiff hat schon über die Unsitte gespottet, Ausdrücke aus dem Griechischen wie Arete unübersetzt zu lassen und damit ganz alltäglichen Wörtern den Schein des Fachlichen zu geben: "Das pathetische Getue damit hätte kein Grieche verstanden." So ähnlich wird es mit dem Narrativ auch gelaufen sein.

Um auch noch mal auf Walter Mixa zurückzukommen: Vieles traut man ihm inzwischen zu, aber was er sich nun leistet, schlägt dem Faß den Boden ins Gesicht:

Wie ein Damoklesschwert hängt der Ex-Bischof von Augsburg derzeit über der katholischen Kirche in Deutschland. (Lausitzer Rundschau 22.6.10)


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