30.10.2010


Theodor Ickler

Konjunktiv

Problematische Auskunft

Im heutigen Duden-Rundbrief heißt es:

"In irrealen Vergleichssätzen mit als ob, als wenn und wie wenn wird sowohl der Konjunktiv I als auch der Konjunktiv II verwendet: Du tust ja geradezu, als ob du zu gar nichts zu gebrauchen wär[e]st/sei[e]st.
Der Konjunktiv II ('[…] zu gebrauchen wärest') ist aber üblicher." (Duden Newsletter 29.10.10)

Grammis vom IDS sagt dazu:
"Kontrafaktische Vergleichssätze
Bei kontrafaktischen Vergleichssätzen kann im Untersatz, der mit als, als ob eingeleitet wird, sowohl Konjunktiv Präsens als auch Konjunktiv Präteritum gebraucht werden. Der Obersatz steht - wie bei Konsekutivsätzen - gewöhnlich außerhalb des Modalitätskontextes:
Diese Unterschrift kam mir keineswegs so vor, als ob sie gefälscht sei.
[YAS, 24]
Und dadurch verstehe ich, dass bei Ihnen der Eindruck entstehen konnte, als ob die spezifisch militärischen Belange nicht genug im Vordergrund stünden.
[XFM, 8]
Das hängt damit zusammen, dass man etwa die Behauptung aufstellt, wer für die Verträge ist, ist für den Frieden, wer gegen die Verträge ist, sei gegen den Frieden sei ein Friedensfeind als gäbe es in diesem Lande überhaupt irgendeinen Menschen, der nicht die Lehre des Zweiten Weltkrieges und diese Lektion voll begriffen hat und für den Frieden sei.
[XFO, 8]
Im letzten Untersatz ist hier ein Wechsel zwischen Indikativ und Konjunktiv Präsens zu beobachten."

Mir kommt das unzureichend vor. Der Konjunktiv I in

Diese Unterschrift kam mir keineswegs so vor, als ob sie gefälscht sei.

scheint mir darum zu stehen, weil im Obersatz eine Art Verbum dicendi/sentiendi/putandi steht und der Konjunktiv daher der der indirekten Rede sein könnte. Kaum möglich wäre:

Der Pfahl stand so fest, als ob er eingemauert sei.

Sie war blaß, als ob sie krank sei.

Aber: Sie tat, als ob sie krank sei.

Die Sache müßte überprüft werden.


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