02.11.2010


Theodor Ickler

Liebe und Hölle

Nachrichten aus der Welt der Griechen

Vor einigen Monaten ließ sich auch der "Sexualforscher" Volkmar Sigusch zur Mißbrauchsdebatte vernehmen:

»Wird danach gefragt, warum es bei uns so viel sexuelle Gewalt gibt, müssen wir uns eingestehen, dass unsere Kultur keine Ars erotica entfaltet hat. Bei uns gibt nicht Eros den Ton an, sondern sein Gegenspieler Anteros. Dessen Manifestationen begegnen uns auf Schritt und Tritt, ob es nun um die halbnackt präsentierten Mädchen bei Heidi Klum geht oder die Lockrufe abgetakelter „Damen“ im nächtlichen Fernsehen. Hinzu kommt, dass Kinder bei uns weitgehend schutz- und rechtlos sind. Grundsätzlich können Erziehungsberechtigte mit Kindern machen, was sie wollen. Sie können sie ungestraft seelisch und sozial vernachlässigen, quälen und demütigen. Viele Kinder leben familiär nicht in Paradiesen, sondern in Höllen.« (Der Freitag 7.4.10)

Auch im Interview sagte er:

»In allen Bereichen, von den festen Beziehungen bis hin zum Shopsex. In unserer Kultur regiert nach wie vor Anteros, nicht Eros.« Dazu gab es eine Anmerkung der Redaktion: Eros ist in der griechischen Mythologie der Gott der Liebe, während Anteros der Gott der Rache ist.
(http://www.sexmedpedia.com/artikel/kopf-der-woche-volkmar-sigusch#*+Eros+und+Anteros)

Ich habe das schon damals nicht verstanden. Anteros ist die Gegenliebe, als Gott rächte er auch die verschmähte Liebe – ein ziemlich entlegener Mythos. Wie das zum Kontext paßt, weiß ich nicht. Aber ich erlaube mir die Frage, warum sich die Leute nicht schlichter ausdrücken. Welcher Leser kann denn mit Anteros überhaupt etwas anfangen?


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