04.01.2014


Theodor Ickler

gern

Primäre und autoklitische Verwendung eines Adverbs

„gern (...) drückt eine Bestätigung, Billigung aus, ohne weiteres: das glaube ich dir g.; du kannst g. mitkommen" (DUW)

Die beiden Beispiele sind ganz verschieden. Im ersten ist gern ein normales Adverb, es modifiziert das Prädikat, zu dem es grammatisch gehört. Im zweiten geht es nicht darum, daß jemand gern mitkommt, auch nicht darum, daß der Sprecher es gern hat, wenn der andere mitkommt, sondern darum, daß er gern die Erlaubnis erteilt mitzukommen. Das Adverb kommentiert also den Sprechakt (wie eine Modalpartikel, von er es aber grammatisch verschieden ist). Weil der Kommentar nicht metasprachlich-explizit ist, sondern in die Äußerung integriert, handelt es sich um ein autoklitisches Sprachverhalten im Sinne Skinners. Es läßt sich nicht verneinen, weil eben gar keine Behauptung vorliegt: *Du kannst nicht gern mitkommen.

Davon ist der laxe Sprachgebrauch zu unterscheiden wie in:
bestimmte Fonds, die gerne 'Heuschrecken' genannt werden (SZ 31.10.07)
Man nennt sie gern Heuschrecken, aber sie werden eigentlich nicht gern so genannt.
Substantiv und Subjekt werden gern verwechselt. (Sprache und Literatur 53, 1984:72)
Hier hat gern einfach die Bedeutung "oft" übernommen.
Diese Fälle geben also für unser Thema nichts her.

Ähnlich, aber nicht genau gleich funktioniert meinetwegen.


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