07.07.2005


Theodor Ickler

Zeitlang

Eines der störendsten Kapitel der reformierten Getrennt- und Zusammenschreibung muß zurückgenommen werden.
Gallmann und Sitta (1996) erklären: „Wenn vor einem Maßadjektiv ein Maßsubstantiv mit Artikel, Zahlwort oder dergleichen steht, schreibt man seit je grundsätzlich getrennt. Dies gilt neu auch für die Fügung eine Zeit lang. Zum Vergleich: eine Stunde lang, einen Tag lang; eine Tonne schwer, fünf Meter hoch.“ – Der Vergleich hinkt, da auf die Frage, wie lange man in Zürich gewesen sei, die Fügung "eine Zeit lang" eine recht unpassende Antwort wäre. Hier handelt es sich bei "ein" um den unbestimmten Artikel im Sinne von "eine gewisse" und nicht um das Zahlwort wie in den anderen Beispielen (vgl. "zwei Stunden lang", "drei Tage lang", aber nicht "drei Zeiten lang"). Die Autoren hätten sich kundig machen sollen, zum Beispiel im Grimmschen Wörterbuch, wo man "auf eine Zeitlang" findet. In Texten kommt auch "für eine Zeitlang" vor (Giuseppe Tomasi di Lampedusa: Die Sirene. München 1985, S. 26) – all dies sind sichere Zeichen der Verschmelzung zu einem Wort.


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