27.11.2005


Theodor Ickler

Schlappe für die KMK

Der Angriff der KMK auf den Rat ist zurückgeschlagen

Alle Anstrengungen, die Agenda des Rates für deutsche Rechtschreibung zu beschneiden, waren vergeblich.
Wie die Zeitungen (besonders SZ und FAZ) deutlich herausstellen, geht der Rat nun an jene Teile der Reform, die von der KMK wider besseres Wissen für "unstrittig" erklärt wurden. Die Kultusminister haben sich so sicher gefühlt, daß sie sogar die Verbindlichmachung des "unstrittigen" Teils der Reform riskierten. Damit sind sie nun auf die Nase gefallen. Die KMK hat einen hohen Preis gezahlt. Ihre Glaubwürdigkeit, ja Seriosität ist aufs neue in Frage gestellt.

Auch wenn der Rat nicht zu einer schlüssigen Behandlung der strittigen GKS imstande sein dürfte (dafür sorgt die unmögliche Zusammensetzung aus lauter Reformbefürwortern), steht für die nächsten Monate erst einmal fest, daß auch dieser Teil geändert werden wird.

Seit der Entlassung der Zwischenstaatlichen Kommission gibt es keine Stelle mehr, die offiziell oder offiziös zur Verteidigung der Reform berufen wäre. Die Zeitungen können schreiben, was sie wollen, niemand korrigiert sie oder gibt Stellungnahmen ab, wie es seinerzeit das IDS tat und nun ganz gewiß nicht mehr tun wird. Der Rat selbst ist trotz allem viel zu pluralistisch besetzt und hat auch gar nicht die Befugnis, Stellungnahmen zur Verteidigung der Reform abzugeben. Es bleibt also nur die KMK selbst, und die wäre nun wieder am Zuge. Es würde mich nicht wundern, wenn in den nächsten Tagen eine Pressemitteilung erfolgte. Sie wird ganz bestimmt so beginnen: "Die KMK begrüßt ..." usw. Was soll sie sonst auch sagen? Was sie am allermeisten begrüßen würde, nämlich ein rasches Ende der Reform, darf sie freilich nicht aussprechen, obwohl jeder im Bilde ist.

In der neuen Bundesregierung sitzen drei Reformbetreiber der ersten Stunde: Schäuble, Müntefering und Schavan. Für alle drei ist es eine reine Machtfrage, keiner hat eine Ahnung vom Inhalt. Personifizierte Verantwortungslosigkeit.


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