08.01.2006


Theodor Ickler

Knaben

(vorn und hinten)

Manche Bereiche des Wortschatzes werden durch Synonymenschub besonders rasch umgewälzt.
Dornseiff hat das beobachtet und interpretiert. Folgende Beobachtung geht aber nicht auf sein Konto, sondern auf meins. Junge Personen männlichen Geschlechts werden im Deutschen traditionell metonymisch nach ihrem wertvollsten Körperteil benannt. Knabe soll auch darauf zurückgehen (samt Knappe und Knecht). Deutlicher sind Bengel, Stift, Pflock, Ladenschwengel, Bolzen. Der veraltete Poussierstengel gehört wohl auch hierher, der jetzt in penetranter Deutlichkeit als "veralteter" Augstscher Poussierstängel im Wörterbuch steht.
In der Jugendbewegung mit ihrer bekannten Nähe zur Homoerotik kam der Pimpf auf, und unter der braunen Diktatur wurde er amtlich (HJ). Der Pimpf ist ein kleiner Furz, ein großer heißt Pumpf. Man kann also eine Verlagerung vom Genitalen zum Analen beobachten, was den Historiker nicht überrascht, denn es gibt schon Untersuchungen über diesen Zug des Nationalsozialismus.


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