30.03.2006


Theodor Ickler

Noch mal zum ss

Im Februar 2005 ließ die österreichische Unterrichtsministerin 500 Lehrer befragen

Die etwas undurchsichtige Untersuchung ergab, daß 73 bzw. 93 Prozent die neue ss-Schreibung positiv bewerten bzw. für eine Erleichterung halten.
Andererseits zeigen alle Untersuchungen (Marx) und Erfahrungen, daß in diesem Bereich jetzt mehr Fehler gemacht werden, auch von Erwachsenen. Der häufigste Einzelfehler (das/dass/daß) ist von der Reform gar nicht betroffen.
Die Auflösung dieses Rätsels dürfte so aussehen: Die Lehrer, die ja meist keine besondere orthographische Ausbildung genossen haben, finden die reformerische Erklärung der s-Schreibung logisch und einfach, was sie ja auch ist (vor allem, wenn man die Ausnahmen beiseite läßt). Die Sache mit den kurzen und langen Silben läßt sich leicht vermitteln, und darüber sind nicht nur Lehrer glücklich, sondern auch viele andere, zum Beispiel Journalisten, finden das durchaus attraktiv. Die traditionelle s-Schreibung wird gern als schwierig und ausnahmehaft dargestellt.
Etwas ganz anderes ist die Umsetzung in der Schreibpraxis. Haben sich die befragten Lehrer einmal darüber Gedanken gemacht, warum die "einfache" Erklärung, die sie jetzt zur Hand haben, sich nicht in fehlerfreien Texten niederschlägt?


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