01.08.2006


Theodor Ickler

Duden – politisch korrekt

Der „angemessene Gebrauch von Wörtern“

Alle Dudenbände sollen politisch korrekt werden.

Für das Universalwörterbuch sind laut Verlagsmitteilung vom 18.7.2006 sechzig Informationskästen vorgesehen, die den "angemessenen Gebrauch von Wörtern wie zum Beispiel 'abartig' und 'türken'" darstellen. Wie das aussehen könnte, zeigt der bisherige Umgang des Verlags mit der Sprache. Ich betrachte im folgenden einige Kostproben etwas näher.

Betätigungsfelder der Politischen Korrektheit sind vor allem der Antirassismus und der Feminismus; daneben kommt noch die Rücksichtnahme auf Behinderte und Arme in Betracht. Die zuletzt erschienenen Wörterbücher aus dem Dudenverlag, das Rechtschreibwörterbuch in der 23. Auflage vom August 2004 und vor allem das erst vor wenigen Wochen erschienene neubearbeitete Synonymwörterbuch gehen mit der Politischen Korrektheit ganz bewußt weiter als alle bisherigen.
Im Synonymwörterbuch heißt es einleitend:
"Einzigartig sind die zahlreichen Gebrauchshinweise zu brisanten Wörtern, die eine Hilfestellung geben oder Alternativformulierungen anbieten, wenn die Verwendung eines Stichwortes nicht unüberlegt erfolgen sollte." (Vorwort)
"Mit den Gebrauchshinweisen zu brisanten Wörtern wird ein ganz neuer Weg beschritten. Als erstes Synonymwörterbuch erschöpft sich der Dudenband nicht darin, synonyme Ausdrücke, zu Ausgangsstichwörtern zu zeigen, sondern er gibt auch in solchen Fällen Hilfestellung, in denen die Verwendung eines Stichwortes besonders im öffentlichen Sprachgebrauch fragwürdig ist bzw. geworden ist. Die Gebrauchshinweise zeigen dementsprechend Alternativformulierungen für nicht mehr erwünschte Personenbezeichnungen wie Neger, Negerin oder Zigeuner, Zigeunerin; sie nennen Ausweichformen für unerwünschte lange Doppelformen wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." (S. 12)
Als brisant werden im Synonymwörterbuch die folgenden Wörter gekennzeichnet und kommentiert:
abartig, Ausländer, Bahre, Behinderte, Eskimo, Gastarbeiter, Hasenscharte, irre, Jude, Leichenwagen, Mädchen, Mohammedaner, Neger, normal, pervers, Rasse, taubstumm, Trinker, türken, Unkraut, verrückt, Zigeuner.
Es sind also insgesamt kaum zwei Dutzend "brisante" Wörter, die dem Verlag aber so wichtig sind, daß er schon auf dem Einband mit dieser Neuerung zu werben versucht.
Im neuen Rechtschreibduden sind als diskriminierend gekennzeichnet:
Asylant, Klapsmühle, Mohrenkopf, Mohrenwäsche, Mulatte, Neger, Nigger, Russki, Scheinasylant, Schwuchtel, taubstumm, Türke, türken, Wirtschaftsasylant, Zigeuner, Polack.

Es gibt außerdem noch einige weitere Einträge, die mit anderen Ausdrücken als bedenklich gekennzeichnet werden, z. B. "oft in inhumaner Redeweise" beim Stichwort Menschenmaterial (DUW).
(Den Ausdruck Menschenmaterial würde man für ein Produkt der Weltkriege halten, ich habe ihn aber schon in Felix Dahns "Geschichte der Völkerwanderung" von 1880 gefunden.)
Den über 3000 Vorkommen von "abwertend" steht übrigens im Universalwörterbuch kein einziges "aufwertend" gegenüber, wohl aber 9000mal die Kennzeichnung "gehoben". Eine bemerkenswerte Asymmetrie, die auch einmal erörtert werden müßte.
In Deutschland handelt es sich hier nicht gerade um ein brennendes Problem, und daher haben die entsprechenden Vorstöße nicht selten etwas Gesuchtes und auch Komisches, wie auch von praktischen Lexikographen hervorgehoben wurde (Haller-Wolf und Osterwinkel in einem recht interessanten "Sprachspiegel"-Aufsatz).
Bekanntlich haben empfindliche Menschen vor Jahren an der Bezeichnung Negerkuß Anstoß genommen. Organisierter Protest führte dazu, daß die Herstellerfirmen ihre Erzeugnisse in Schokoküsse oder Schaumküsse umbenannten. Das Duden-Universalwörterbuch möchte nicht zurückstehen und schreibt:
"Ne|ger|kuss, der (veraltend): Schokokuss."
Dieser Eintrag beruht aber nicht auf Beobachtung des wirklichen Sprachgebrauchs, denn Negerkuß veraltet nicht einfach, sondern soll auf diese Weise erst zum Veralten gebracht werden; das Wörterbuch will also erzieherisch auf seinen Benutzer einwirken, es will ihm einen unterstellten Rassismus austreiben, der allerdings beim normalen Liebhaber dieser Süßigkeit gar nicht virulent sein dürfte. Der Rechtschreibduden in der 23. Aufl. von 2004 hat erstmals einen eigenen Kasten, in dem die Vermeidung von Zusammensetzungen mit Neger- wie Negerkuss empfohlen wird. Der Fall ist interessant. Das harmlose Zuckerschaumgebilde kann man ja durch die Bezeichnung Negerkuß nicht kränken, es braucht so wenig vor Rassismus geschützt zu werden wie die zehn kleinen Negerlein des Kinderliedes, auf die ich gleich zurückkommen werde. Auch unter Mohrenkopf und Mohrenwäsche steht "oft als diskriminierend empfunden" – ein Zusatz, der wohl kaum auf tatsächlicher Beobachtung beruht und auch ebenso unklar bleibt: Wer wird eigentlich hier diskriminiert, nachdem das Wort Mohr selbst weitgehend außer Gebrauch geraten, also "veraltet" ist, wie der Duden selbst zutreffend sagt? Sollten sich tatsächlich Schwarzafrikaner durch das sehr selten gebrauchte Wort Mohrenwäsche "oft" diskriminiert gefühlt haben? (In fünf Jahrgängen der "Süddeutschen Zeitung" war das Wort nur zweimal zu finden, beide Male vom selben Autor, Johannes Wilms.)
In den "Informationen zur politischen Bildung", herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung, liest man:

"Die Bezeichnung Mohr geht auf das griechische Wort moros = töricht, dumm, gottlos zurück. - Schon in der Umgangssprache verbindet sich mit dem Wort 'schwarz' häufig etwas Ungesetzliches, Schlechtes oder Trauriges. - Ein herabsetzendes Bild des Schwarzen findet sich in Bezeichnungen wie 'Negerkuss' oder 'Mohrenkopf' für Gebäck. - Sport und Popmusik (Soul, Reggae, Jazz) sind heute zwar einerseits Felder, wo Schwarze große Erfolge und soziales Prestige gewinnen, doch bedienen beide Gebiete mit ihrer Betonung von körperlicher Vitalität und Musikalität immer noch das Stereotyp der unverbrauchten, gefühlsintensiven Lebenskraft (...)" (Informationen zur politischen Bildung 271: Vorurteile – Stereotype – Feindbilder (2001), S. 25)
Abgesehen von der falschen Etymologie ist der letzte Satz besonders merkwürdig, weil er auf die Forderung hinausläuft, Sport und Popmusik abzuschaffen, damit die Schwarzen auf diesen Gebieten nicht weitere Erfolge erzielen und damit eine Klischeevorstellung über sich bestätigen. Solche logischen Kapriolen findet man nicht selten.

Das Wort Negerschweiß (früher nur für schlechten oder Ersatzkaffee gebräuchlich, vielleicht aus dem Soldaten- oder Knastjargon) ist wohl allen erwachsenen Deutschen bekannt, aber im Duden sucht man es vergeblich. Sehr streng geht das Bildungswerk des DGB Thüringen mit dem Wort ins Gericht:
"Schon mal was von 'Negerschweiß' gehört? Das ist der Ausdruck, den manche statt 'Coca-Cola' verwenden. Daß ein solcher Sprachgebrauch diskriminierend ist, liegt auf der Hand: Hier wird der im Kolonialismus geprägte, abwertende Begriff 'Neger' verknüpft mit Schweiß – einer Körperausscheidung, mit der überwiegend negative Assoziationen verbunden sind (vor allem ein unangenehmer Geruch), die jedenfalls niemand trinken würde, ohne sich zu ekeln. Gleichzeitig wird behauptet, der Schweiß von Schwarzen sei anders als der von Weißen, nämlich schwarz.
Nicht zuletzt wirkt sich auch die ausführliche Debatte über diese Bezeichnung aus: Nachdem vielfach festgestellt worden ist, daß 'Asylant' ein abwertender Begriff ist, kann kaum jemand das Wort unvorbelastet gebrauchen." (www.dgb-bwt.de)
Das ist in der Tat der Mechanismus, durch den immer mehr Wörter ihre Unschuld verlieren: Mag auch der ursprünglich behauptete Sachverhalt nicht zutreffen – irgend etwas bleibt doch an dem Wort hängen, zumal in einer Kultur des moralischen Verdachts.
Ebd. über Nichtdeutsche: "Ihre Muttersprachen werden vielfach als minderwertig angesehen und lächerlich gemacht - z. B. in Witzen über Chinesen, die "l" statt "r" sagen."
Eine sicherlich vollkommen überzogene Interpretation.
Ich möchte hier eine linguistische Vermutung einschalten: Substantive beanspruchen ihrer Wortartbedeutung nach, das Wesen eines Gegenstandes zu erfassen, während Adjektive (auch substantivierte) nur etwas Akzidentielles, eine Eigenschaft unter anderen Eigenschaften herausheben. Darum wirkt Neger pauschaler und problematischer als Schwarzer; Krüppel oder Idiot diskriminierender als Behinderter; Landstreicher negativer als Nichtseßhafter, und in Australien ist es, wie Anna Wierzbicka mitteilt, mehr oder weniger üblich, aborigine durch aboriginal person zu ersetzen.
Hierzu paßt folgende Beobachtung: Das Wort Ausländer wird im Synonymwörterbuch nicht direkt kommentiert, aber in einem nachfolgenden Kasten heißt es:
"Als nicht diskriminierende Synonyme setzen sich, je nach Kontext, die Ausdrücke ausländischer Mitbürger, ausländische Mitbürgerin oder Arbeitsmigrant, Arbeitsmigrantin immer mehr durch."
Ohne die genannte Hypothese würde man kaum verstehen, warum ausländischer Mitbürger weniger anstößig sein sollte als Ausländer.
Neben den Zusammensetzungen sind die Phraseologismen betroffen:
In dem bekannten Jugendroman "Die rote Zora" von Kurt Held endete das sechste Kapitel noch 1991 mit dem Satz: Sie waren in Curcins Kamin schwarz wie die Neger geworden. In der Neuauflage 1997 heißt es: Sie waren in Curcins Kamin schwarz wie die Afrikaner geworden. Allerdings ist das unpräzise, denn nicht alle Afrikaner sind schwarz; die Redensart verliert beinahe jeden Sinn und könnte in der nächsten Auflage ganz gestrichen werden.
Bekannter wurde ein Fall, der durch die Presse ging. Im März 2002 sollte in Hannover das Stück "Zehn kleine Negerlein" von Agatha Christie aufgeführt werden, eine Bearbeitung ihres gleichnamigen Kriminalromans. Die "Antidiskriminierungsstelle" (die aus einem einzigen Herrn besteht) erreichte in Zusammenarbeit mit dem Verein "African Action" und dem Bund türkisch-deutscher Unternehmer eine Umbenennung.
"Damit wiederholt sich im deutschen Sprachraum das Schicksal, das den Romantitel bereits im Englischen ereilte. Als das Buch 1939 erschien, trug es den Titel "Ten little niggers", der später zu "And Then There Were None" bzw. "Ten Little Indians" verändert wurde. In der Geschichte kommen übrigens gar keine Schwarzen vor. Es geht vielmehr um zehn bleichgesichtige Engländer, die auf einem Landsitz einer nach dem anderen abgemurkst werden. Daher der durchaus treffende Vergleich mit dem alten Kinderlied. Bei jedem Mord verschwindet auch eine von ursprünglich zehn kleinen Figuren mit dunkler Hautfarbe, die auf einem Tisch aufgereiht stehen." (Hannoversche Allgemeine 7. 2. 2002)
Nun kehren wir zu den Wörterbüchern zurück und sehen nach, wie sie mit den inkriminierten Wörtern umgehen.
DUW: Ne|ger, der (...) 1. 1Schwarzer (1) (wird heute meist als abwertend empfunden): er kam schwarz wie ein N. (ugs. scherzh.; ganz braun gebrannt?) aus dem Urlaub zurück. (...)
Immerhin ist die Redewendung also noch verzeichnet. Ein anderes Wort dieser umstrittenen Kategorie ist
"Zi|geu|ner, der: 1. Angehöriger eines über viele Länder verstreut lebenden, meist nicht sesshaften u. mit Wohnwagen o. Ä. umherziehenden Volkes (wird von den Betroffenen selbst oft als abwertend empfunden; vgl. 2Rom, Sinto). 2. (ugs., meist abwertend) jmd., der ein unstetes Leben führt."
Das Wörterbuch berichtet zutreffend, daß das Wort Zigeuner, auf Zigeuner angewandt, an sich nicht diskriminierend ist. Erst in der Anwendung auf Nichtzigeuner wirkt es abwertend, aber nur deshalb, weil das Vorurteil die Zigeuner selbst nicht besonders schätzt; dies freilich wird vorausgesetzt, genau wie bei Tiermetaphern als Schimpfwörtern für Personen.
Nach einem Bericht der Nürnberger Nachrichten vom 21.7.04 wurden die Roma und Sinti früher "abschätzig als 'Zigeuner' bezeichnet". Das trifft jedoch nicht zu. Sie wurden eben als Zigeuner bezeichnet, und die Geringschätzung war die gewöhnliche Abneigung der Seßhaften gegen die Nichtseßhaften und Fremden. Ähnlich nannte man die Juden eben Juden und brachte ihnen vielfach Geringschätzung entgegen, aber hier konnte man die billige Wiedergutmachung durch Umbenennung nicht in Betracht ziehen, weil die Juden sich selbst ebenso nennen. (Ähnliche Gedanken bei Dieter E. Zimmer: "Deutsch und anders".)

Vielleicht darf man psychologisierend vermuten: Nachdem die Deutschen den Zigeunern das Schlimmste angetan haben, wollen sie daran nicht einmal mehr durch die herkömmliche Bezeichnung erinnert werden. Komplizierend tritt allerdings hinzu, daß der Zentralverband der Sinti und Roma die Bezeichnung Zigeuner selbst nicht hören will, wohl in richtiger Würdigung des abschätzigen Klanges, den das Wort seit langem hat.
Ich komme auf dieses Problem gleich noch einmal zurück, möchte aber vorher noch eine interessante Beobachtung mitteilen, die meine Vermutung bestätigt:
In der Süddeutschen Zeitung vom 30.4.04 schrieb Andrzej Stasiuk zum Beitritt Polens in die EU auch über die Zigeuner in Polen. Die Redaktion fügt der Übersetzung eine entschuldigende Fußnote an:
"Das im Deutschen übliche Ersetzen von 'Zigeuner' durch 'Roma und Sinti' ist im Polnischen nicht üblich."
Man müßte den gesamten Wortschatz, der die herkömmliche Geringschätzung zum Ausdruck bringt, fortwährend umwälzen und würde doch an der Sache selbst nichts ändern. Der Eingriff wäre übrigens im Falle der Zigeuner auch schwieriger als beim Negerkuß, weil er zu Roma-und-Sinti-Schnitzel, Roma-und-Sinti-Soße usw. führen würde, ganz zu schweigen vom Verb zigeunern, das wohl ganz ausgemerzt werden müßte. Etwas ähnliches bahnt sich schon bei dem Verb türken an, denn das Wörterbuch vermerkt:
"tür|ken (ugs.; oft als diskriminierend empfunden): fingieren, fälschen: ein Interview t.; getürkte Autounfälle."
Entsprechend für den Türken:
"(oft als diskriminierend empfunden) a) (ugs.) etw., was dazu dient, etwas nicht Vorhandenes, einen nicht existierenden Sachverhalt vorzuspiegeln: ein grandioser T.; *einen -n bauen(...) stellen (etw. in der Absicht, jmdn. zu täuschen, als wirklich, als echt hinstellen)".
Die typische Angabe "oft als diskriminierend empfunden" weckt den Eindruck, als habe man eine größere Anzahl von Belegen oder Indizien, die eine wenn auch noch so vage statistische Aussage rechtfertigen würden; das ist aber höchstwahrscheinlich nicht der Fall.
Eines der neuesten Wörterbücher von Duden ("Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache" 2003) enthält weder Zigeuner noch Neger, wohl aber das extrem selten gebrauchte Sintiza – womit es dem tatsächlichen Bestand der deutschen Gegenwartssprache keineswegs gerecht wird.
Es genügt aber keineswegs, den Ausdruck Zigeuner durch Sinti-und-Roma zu ersetzen, wie der folgende Vorfall zeigt: Der Deutsche Presserat mißbilligte eine Lokalzeitung, weil sie in einem Gerichtsbericht wahrheitsgemäß erwähnt hatte, daß ein Straftäter bei einer "Sinti-und-Roma-Sippe in Nordrhein-Westfalen" untergetaucht sei.

Die Chefredaktion der Lokalzeitung teilt mit, dass der Prozess geprägt war von besonderen Sicherheitsvorkehrungen, weil es unter Sinti-und-Roma-Familien Drohungen gegeben hatte. Im Verfahren selbst habe sich der Angeklagte mehrfach ausdrücklich als Zigeuner bezeichnet und erklärt, er wolle auch so genannt werden. Obwohl damit die Frage der ethnischen Zugehörigkeit vor Gericht behandelt worden sei, habe die Zeitung diesen Tatzusammenhang nicht für bedeutsam gehalten und auch nicht erwähnt.
Eine andere Frage aber habe geboten, der Verständlichkeit halber einen Sachbezug zu einer Sinti-und-Roma-Sippe herzustellen: Wo könne ein bei einer Straftat erheblich Verletzter einfach untertauchen, um sich über einen längeren Zeitraum seiner Festnahme zu entziehen? Der sehr allgemein und anonym gehaltene Hinweis auf eine Sinti-und-Roma-Sippe in Nordrhein-Westfalen sei weder aus rechtlicher noch aus berufsethischer Sicht als diskriminierend zu bewerten. Es sei nicht erkennbar, wie dieser richtige Hinweis im Sachzusammenhang eine Schlechterstellung, Herabsetzung oder Herabwürdigung bewirken könne.
Dieser Argumentation kann sich der Beschwerdeausschuss nicht anschließen und spricht eine Missbilligung gegen die Zeitung aus.
Sie habe mit der Veröffentlichung des Beitrages gegen das in Ziffer 12* definierte Diskriminierungsverbot verstoßen. Nach Meinung des Ausschusses bestand kein Anlass, zu erwähnen, dass der Komplize des Verurteilten bei einer 'Sinti-und-Roma-Sippe in Nordrhein-Westfalen' untergetaucht sei. Für das Verständnis des berichteten Vorganges war diese Angabe nicht notwendig (vgl. Ziffer 12, Richtlinie 12.1** Pressekodex). Sie ist daher geeignet, Sinti und Roma zu diskriminieren.

*Ziffer 12: Niemand darf wegen seines Geschlechts oder seiner Zugehörigkeit zu einer rassischen, ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.
**Richtlinie 12.1: In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber schutzbedürftigen Gruppen schüren könnte."
Manche Zeitungen helfen sich, indem sie die Täter mit eindeutig konnotierten Namen nennen, etwa so: "Murat (Name von der Redaktion geändert)".
Wie wenig die Diskriminierung eigentlich mit der Sprache zu tun hat, sieht man an den Amerikanern und Berlinern, die man in der Bäckerei kaufen und ohne Gewissensbisse verspeisen kann. Dazu trinkt mancher einen Russen. Hier fehlt das Konfliktpotential, das für die pejorative Bedeutungskomponente unentbehrlich ist.
Statt Eskimo soll man nur noch Inuit sagen. Der Grundsatz, stets die Eigenbezeichnung der Völker zu verwenden, läßt sich allerdings nicht durchführen; man braucht sich das bloß einmal in bezug auf unsere europäischen Nachbarn vorzustellen, und hinzu kommt noch, daß wir die eigentliche Bedeutung von Eskimo('Rohfleischesser') bisher weder kannten noch uns etwas Diskriminierendes dabei dachten (unsere slawischen Nachbarn denken sich ja auch nichts dabei, wenn sie uns als Leute bezeichnen, die nicht richtig sprechen können), ganz abgesehen davon, daß die meisten von uns ein Leben lang keinen einzigen Eskimo zu Gesicht bekommen und schon deshalb keine Gelegenheit haben, ihn zu kränken oder verächtlich zu machen. Und es heißen auch nicht alle Eskimos Inuit, was übrigens, wie so manche Eigenbezeichnung (auch Kanake!), nur 'Menschen' bedeutet; der Singular ist Inuk. Hier entsteht also der Eindruck des Gesuchten oder Konstruierten dadurch, daß eine Reibungsfläche, an der es zur Diskriminierung kommen könnte, viel zu weit entfernt ist.
Wie problematisch das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Sprache werden kann, zeigt das bekannte "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" von Lutz Röhrich (Freiburg 1994). Im Vorwort sagt der Verfasser, daß Redensarten Vorurteile zum Beispiel über andere Völker vermitteln. Er habe sie trotzdem aufgenommen, aber:
"Bei einem anderen Stichwort hatte das Herausgeberteam weitaus größere Bedenken. So fehlt ein Stichwort 'Jude, jüdisch'. Die zu diesem Umfeld gehörigen Sprichwörter und Redensarten sind zahlreich. Überwiegend enthalten sie Negativ-Aussagen. Sie sind der sprachliche Niederschlag jahrhundertelanger Judenverfolgung und sie lieferten auch der Nazipresse die sprachliche Munition. Um eine Perpetuierung dieses Wortschatzes nicht zu fördern, um einen eventuellen Rücklauf antijüdischer Sprichwörter und Redensarten in jedem Fall zu verhindern, werden sie hier nicht aufgeführt. (...) Zum Glück sind Redensarten dieser Art aus dem Sprachgebrauch der jungen Generation verschwunden, und sie sollten auch nicht mutwillig wieder aus der Versenkung geholt werden. Dazu wollte dieses Lexikon jedenfalls keine Handreichung bieten." (S. 21)
Andererseits werden frauenfeindliche Redensarten durchaus verzeichnet; sie sollen den Leser "sensibilisieren". Das Lexikon enthält nicht nur gegenwartssprachliches Material, sondern will bei der Lektüre älterer Texte helfen, indem es "heute ausgestorbene Redensarten" erklärt. Der Verfasser distanziert sich auch von Wörterbüchern, die einen Bogen um den obszönen Wortschatz machen.
Der Umgang mit den antisemitischen Redensarten zeigt: Während Röhrich sie kennt und dadurch offenbar keinen Schaden genommen hat, hält er seine Leserschaft für so ungefestigt, daß sie ideologisch beeinflußt werden könnte. (Aber wer erwirbt schon ein mehrbändiges Speziallexikon dieser Art? Skinheads gewiß nicht.) Die Folge ist, daß ein ganzer Teil des beklagenswerten geschichtlichen Hergangs unterdrückt wird: Es hat nie judenfeindliche Redensarten gegeben – vielleicht nicht einmal Juden in Deutschland und auch keinen christlichen Antijudaismus?
Oben hatte ich vermutet, daß wir selbst uns nicht mehr gern an die Untaten der Deutschen gegen die Zigeuner erinnern lassen wollen und daher die herkömmliche Bezeichnung vermeiden. Dem stand entgegen, daß die Sinti und Roma sich selbst nicht gern so genannt wissen wollen. Die Probe aufs Exempel ermöglichen nun die Juden. Auch diese möchten wir wohl am liebsten nicht mehr mit jenem Namen nennen, unter dem wir sie beinahe ausgerottet haben – wenn sie nur nicht selbst in berechtigtem Stolz darauf bestünden, so zu heißen! Nachdem ich mir dies vor einiger Zeit überlegt hatte, stieß ich nun im neuen Duden-Synonymwörterbuch auf folgende Darstellung:
"Gelegentlich wird die Bezeichnung Jude, Jüdin wegen der Erinnerung an den nationalsozialistischen Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden. In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie jüdische Menschen, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger oder Menschen jüdischen Glaubens gewählt."
Hier sieht man zunächst wieder die Ersetzung des Substantivs durch ein Adjektiv, ganz im Sinn meiner früheren Beobachtung.
Außerdem fällt wieder die gewagte Statistik auf: "gelegentlich" werden solche Wörter als diskriminierend empfunden, und unter diesen bestimmt nicht häufigen Fällen wird dann "meist" eine andere Formulierung gewählt. Wie groß mag die Stichprobe sein, die solche Aussagen rechtfertigt?
Aber das wirklich Paradoxe ist die Seelenlage der Nachgeborenen, die aus lauter Schonung die Juden gerade nicht so nennen möchten, wie sie sich selber nennen.
Im Universalwörterbuch heißt es:
"Halb|ju|de, der: a) (nationalsoz.): (in der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus) Person mit zwei jüdischen Großelternteilen; b) Person mit einem jüdischen Elternteil (wird gelegentlich als abwertend empfunden)."

Nur in den Augen von Antisemiten kann es eine abwertende Bezeichnung sein, andernfalls wertet es eher den ab, der es gebraucht. In diesem Sinne würde ich auch einen Eintrag aus dem Österreichischen Wörterbuch interpretieren:

"Judentum: Summe der historischen, religiösen und kulturellen Eigenschaften und Merkmale der Juden | (abw.) (im Nationalsozialismus): Wort, das der Verächtlichmachung dienen sollte" (ÖWB, Schulausgabe 39. Aufl. 2001)
Die Nazis haßten das Judentum, aber das Wort Judentum diente nicht der Verächtlichmachung.
Gewissermaßen spiegelbildlich zu den bisherigen Beispielen volkspädagogischer Lexikographie verhält sich der Eintrag zu schwul:
"schwul [eigtl. = ältere Form von schwül; zur Bedeutungsübertragung vgl. »warmer Bruder« (Bruder 4)] (ugs.): 1. a) (von Männern) homosexuell veranlagt, empfindend: -e Freunde; s. sein; b) für einen Homosexuellen charakteristisch, zu ihm gehörend; auf (männlicher) Homosexualität beruhend: -es Empfinden; c) für (männliche) Homosexuelle bestimmt, geschaffen: -e Kneipen, Zeitschriften. 2. (selten) lesbisch." (Duden Universalwörterbuch 2001)
Die Betroffenen haben ja schon vor längerer Zeit damit angefangen, die eigentlich abwertende Bezeichnung gewissermaßen trotzig als Selbstbezeichnung zu übernehmen, um damit die gesellschaftliche Anerkennung zu beschleunigen. Die rechtliche Anerkennung ist weitgehend erreicht, aber die gesellschaftliche Wirklichkeit ist, wie sich z. B. bei einem Wahlkampf in Hamburg zeigte, noch lange nicht so weit, daß schwul zu sein gleichgültig wäre. Das Universalwörterbuch vermerkt genau 3194mal, daß ein Wort "abwertend" sei (und übrigens nur viermal "diskriminierend", nämlich bei Türke und Zigeuner!). Bei schwul fehlt dieser Hinweis, und das ist – solange es noch ein Coming-out gibt – zweifellos sachlich nicht korrekt, mag es auch politisch erwünscht sein. Das Entsprechende ließe sich an lesbisch zeigen; Kultusministerin Schavan sprach von Rufmord, als ihr im Wettbewerb der Präsidentschaftskandidaten nachgesagt wurde, sie neige zum eigenen Geschlecht. In keinem Wörterbuch ist vermerkt, daß darin überhaupt ein Vorwurf enthalten sei.
Ähnlich problematisch sind die Angaben zu behindert; dies ist zwar als Ersatz- und Hüllwort für abwertende Begriffe geschaffen und insofern neutral, aber die im Wörterbuch verzeichnete, als "übertragen" markierte Wendung "du bist doch total behindert! (salopp; verrückt!)" weist in die gegenteilige Richtung und deckt damit die traurige Wahrheit auf, daß Behinderte eben doch oft auf Vorurteile stoßen. Darüber schweigt das Wörterbuch. Während Krüppel gar nicht markiert ist, schreibt das Universalwörterbuch:
"zwer|gen|haft, (seltener:) zwerghaft : 1. auffallend klein[wüchsig] (wird häufig als abwertend empfunden). 2. wie ein Zwerg (1) aussehend.
Das scheint aber reine Spekulation zu sein. Die offiziöse Verpönung von Zwerg und zwergwüchsig wird auf das lediglich vergleichende zwergenhaft übertragen; eigentlich geht es um die objektive Tatsache, daß extremer Kleinwuchs für die Betroffenen unangenehm ist. Der Takt verbietet es aber auch schon, einen Menschen klein (oder dick oder gar fett [DUW: "abwertend"]) zu nennen, weil man damit oft einen wunden Punkt trifft.
Das Wort mongoloid soll abwertend sein. Aber der Duden, der dies behauptet, bietet nicht einmal ein Ersatzwort an; die Paraphrase 'die Merkmale des Downsyndroms aufweisend' kommt ja nicht ernsthaft in Betracht. Ich glaube, viele von uns haben sowohl die Bedenken als auch eine gewisse Ausdrucksnot wegen der so erzeugten Benennungslücke schon selbst empfunden.
Was überhaupt die schonende Bezeichnung von Behinderten aller Art betrifft, so wird Dummheit anders beurteilt als Faulheit. Es gibt ja ein Büchlein mit dem hübschen Titel "Faulheit ist heilbar"; er spielt mit der anerkannten Tatsache, daß Dummheit unverschuldet, Faulheit jedoch durchaus verantwortet und durch Anstrengung überwindbar ist. Man hört auch oft: Mein Sohn ist nicht dumm, nur faul; das Umgekehrte: Mein Sohn ist nicht faul, nur dumm kommt praktisch nicht vor. Faulheit ruft auch nicht nach Ausweichbezeichnungen, Dummheit dagegen sehr wohl: lernschwach, lernbehindert, retardiert usw. - Wilhelm Löhe gründete 1854 eine "Blödenanstalt" in Neuendettelsau, ganz in Übereinstimmung mit dem Gebrauch dieses Wortes bei unseren Klassikern. Die Geschwindigkeit des Sprachwandels läßt sich hier gut erkennen.
Das Synonymwörterbuch beanstandet auch Hasenscharte: "Diese umgangssprachliche Bezeichnung für eine Fehlbildung der Oberlippe wird heute meist als abwertend empfunden. Eine neutrale Ausweichform ist Lippenspalte; der medizinische Fachbegriff lautet Cheiloschisis."
Hasenscharte ist laut Wortliste des Axel Springer Verlags (HA 2005) verpönt und zu meiden, wie Neger usw.

Der Grund einer möglichen Beanstandung dürfte hier in der Tiermetapher liegen, aber bei Zwerg und Mongole liegt eine solche Erklärung nicht unbedingt nahe.
Zu taubstumm meint das Synonymwörterbuch:
"Die früher übliche Bezeichnung taubstumm sollte nicht mehr verwendet und auf Wunsch der Betroffenen durch gehörlos ersetzt werden. Durch den Wortbestandteil 'stumm' wird die Unfähigkeit zu sprechen unterstellt. Dieses kann jedoch spätestens seit Anerkennung der Gebärdensprache nicht mehr als Bezeichnungskriterium verwendet werden."
Sowohl die Beziehung auf die Anerkennung der Gebärdensprache als auch die Deutung aus der Wortbildung sind fragwürdig.

Daß auch das Wort normal nicht verwendet werden soll, mag zunächst überraschen. Das Synonymwörterbuch sagt dazu: "In seiner älteren Bedeutung 'geistig gesund' sollte das Wort normal im öffentlichen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden. Das gilt besonders dann, wenn es als Gegensatzwort zu 'geistig behindert' gemeint ist."
Damit geht die Sprachlenkung eine Stufe weiter, denn die Vermeidung von normal gilt ja nicht der Schonung der damit Bezeichneten, sondern der Schonung jener, von denen man sie unterscheiden möchte. Das neue Grundwort ist behindert, alle anderen definieren sich über die Behinderten als Nichtbehinderte.

Durchgreifender hat der Feminismus die Wörterbücher verändert. Feministinnen haben schon vor langer Zeit die Komik der Beispielsätze in Sprachbüchern entdeckt, etwa nach dem Muster Der Vater liest die Zeitung, die Mutter liest Erbsen. Die Dudenredaktion hat sich beeilt, ihre männliche Schlagseite zu korrigieren. Im Universalwörterbuch mußten viele Stichwörter weichen zugunsten von 5.204 weiblichen Personenbezeichnungen wie Branntweinbrennerin, Buhruferin, Chiliastin, Durchwanderin, Epigraphikerin, Erbsenzählerin, Fanbetreuerin, Fassadenkletterin, Filzokratin, Garnelenfängerin, Herrgottsschnitzerin, Insurgentin, Interventionistin, Kolonnenspringerin, Körnerfresserin, Leichenschänderin, Moritatensängerin, Neuhegelianerin, Plapperin, Punktelieferantin, Schrotthändlerin, Topfguckerin, Transplanteurin, Trassantin, Vizeadmiralin, Zinkerin ... Einige davon habe ich auch in sehr großen Textkorpora nicht finden können und bezweifle, daß die Dudenredaktion über Belege verfügt. Ihre Anführung widerspricht dem Auftrag des Wörterbuchs, den Wortbestand, nicht aber die Wortbildungsmöglichkeiten wiederzugeben. Dieser Einwand entfällt allerdings beim neuen Duden-Synonymwörterbuch von 2004, das denn auch mit der vollständigen Eintragung movierter Formen am weitesten geht, indem es nicht nur dem Hosenschisser die Hosenschisserin beigesellt, sondern sogar dem Beckmesser die Beckmesserin, über die sich Richard Wagner wohl gewundert hätte.
Bertelsmann tilgte 1996 Tippse und Emanze aus dem Rechtschreibwörterbuch, aber in der Neubearbeitung von 2002 sind sie wieder da.
Der feministische Ansatz beruht auf sprachwissenschaftlich fragwürdigen Voraussetzungen. In der neuen Prüfungsordnung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen für den Grad eines Bakkalaureus Artium (Entwurf vom 9. 1. 2001) heißt es:
"Vorbemerkung zum Sprachgebrauch
Die Bezeichnung weiblicher und männlicher Personen durch die jeweils maskuline Form in der nachstehenden Satzung bringt den Auftrag der Hochschule, im Rahmen ihrer Aufgaben die verfassungsrechtlich gebotene Gleichstellung von Mann und Frau zu verwirklichen und die für Frauen bestehenden Nachteile zu beseitigen, sprachlich nicht angemessen zum Ausdruck. Auf die Verwendung von Doppelformen oder andere Kennzeichnungen für weibliche und männliche Personen (z. B. Bewerberin/Bewerber) wird jedoch verzichtet, um die Lesbarkeit und Übersichtlichkeit zu wahren. Mit allen im Text verwendeten Personenbezeichnungen sind stets beide Geschlechter gemeint.
Dieser Text ist widersprüchlich. Einerseits behauptet er, daß die neutrale Verwendung des generischen Maskulinums gegen die Gleichberechtigung verstoße, andererseits bedient er sich dann aber doch dieses Mittels, bestreitet also die neutrale Verwendbarkeit des grammatischen Maskulinums keineswegs.
Zu welcher Art von Texten die "geschlechtergerechte" Sprache führt, zeigt auch dieses Beispiel:
Der/die Lernende hat die Aufgabe, für eine ausscheidende Arbeitskollegin eine Abschieds-Party zu organisieren. Er/sie bespricht mit einem Kollegen/einer Kollegin, mit dem/der zusammen er/sie das Fest plant, was alles zu tun ist. ...Er/sie kann sich mit ihrem/seinem Gesprächspartner bzw. seiner/ihrer Gesprächspartnerin darüber abstimmen ... Im Verlauf dieses Gesprächs kann er/sie Vorschläge und Gegenvorschläge einbringen, sein(e)/ihre(n) Partner/in nach dessen/deren Meinung fragen und auf dessen/deren Vorschläge reagieren. (Zertifikat Deutsch – Lernziele und Testformat. Hg. von Weiterbildungs-Testsysteme GmbH, Goethe-Institut, Österr. Sprachdiplom Institut, Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren. Frankfurt 1999. S. 49f. - Auf der Rechnung für dieses Buch steht KundInnennummer. Wahrscheinlich glaubt das Unternehmen, daß in Kundennummer ein maskulines Substantiv steckt; in Wirklichkeit ist es der Stamm mit einem Fugenelement.)

Das Synonymwörterbuch schlägt einen Ausweg aus der selbstgestellten Falle vor:
"Um gehäuftes Auftreten der Doppelform Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden, können je nach Kontext die Ausweichformen Belegschaft oder Kollegium gewählt werden."

Das Sprechen in "Ausweichformen" kann noch ungeahnte Dimensionen annehmen.
Der linguistische Feminismus würde eine eigene Abhandlung verdienen; deshalb breche ich hier ab.

Zusammenfassend könnte man sagen:
Es gibt eine große Menge von Bezeichnungen, die explizit der Herabsetzung, Beschimpfung und Beleidigung dienen, wie Gauner, Schlampe, Arschloch. Das gehört zu ihrer Bedeutung und sollte nicht in eine zusätzliche stilistische oder pragmatische Kennzeichnung abgeschoben werden.
Bei Itaker, Japs, Fidschi, Nigger, Emanze, Kathole wird die herabsetzende Wirkung durch Verzerrung der normalen Bezeichnung, also gewissermaßen ikonisch, erreicht. Hier ist der sachliche Kern von der Markierung getrennt aufzuführen, da sie mit der Normalbezeichnung gewissermaßen ein kleines Synonymenfeld bilden.

Neger, Zigeuner sind herabsetzend aufgrund einer historischen Entwicklung, wobei im Falle der Schwarzen noch eine übermächtige ausländische Diskussion hinzukommt, die eine Eigenentwicklung für das Deutsche praktisch ausschließt.


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