13.09.2006


Theodor Ickler

Lesen

„einfach unerträglich“

Bei www.buecher.de bin ich auf eine „Rezension“ zu meiner „Normalen deutschen Rechtschreibung“ gestoßen:

Der Autor behauptet, dass er in seinem Wörterbuch die alte Rechtschreibung darstelle.
In Wirklichkeit handelt es sich um eine Mischform aus alter und neuer Rechtschreibung. Besonders die Vielzahl an Doppelschreibungen (statt dessen/stattdessen, ernst nehmen/ernstnehmen, die dritte Welt/die Dritte Welt) ist einfach unerträglich. Da kann man ja gleich nach dem Motto "schreib, wie du willst" vorgehen. Darüber hinaus enthält es sogar Grammatikfehler. So darf man nur noch "ernst machen" schreiben. "Ernst" ist hier aber ein Substantiv und nicht ein Adjektiv, wie in "ernst nehmen/meinen/werden". So ein Fehler sollte einem Germanistik-Professor eigentlich nicht unterlaufen.
Mein Fazit: Dieses Buch ist völlig unbrauchbar für Leute, die sich weiterhin der alten Rechtschreibung bedienen wollen. Sie sollten sich lieber antiquarisch einen alten Duden besorgen.

Lars Kerner aus Am Vogelsang 3, Düsseldorf



Anmerkung:

Mein Wörterbuch stellt nicht die alte Rechtschreibung dar, worunter der Rezensent anscheinend die Dudenrechtschreibung vor der Reform versteht. Es stellt vielmehr die übliche Schreibweise dar. Wo sie in bedeutsamem Maß variiert, ist das auch im Wörterbuch so verzeichnet. Das ist die Idee des empirischen Rechtschreibwörterbuchs, die Kerner nicht verstanden zu haben scheint.
Nach meinem Wörterbuch kann man keineswegs nur „ernst machen“ schreiben, es ist vielmehr zweimal ausdrücklich vermerkt, daß man „ernst/Ernst machen“ schreibt (S. 183). So findet man es in den Texten, es handelt sich offenbar um die beiden Muster „Schluß machen“ und „schnell machen“.
Es ist erstaunlich, daß jemand in die Tasten greift, wenn er nicht einmal richtig lesen kann.


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