11.11.2006


Theodor Ickler

Drunter und drüber

Stichproben aus einer germanistische Dissertation

»Im Grunde interessiert uns Germanisten die Rechtschreibreform nicht.«

Wie wahr diese Feststellung ist, kann ich gerade wieder bestätigen, nachdem ich von der HU Berlin eine germanistische Dissertation heruntergeladen habe: Olga Egorova: „Adverbiale Kasus des Deutschen. Eine Untersuchung der Genitive und Akkusative in adverbialer Funktion“ (2006, betreut von Norbert Fries)

Sie ist selbst in irgendeiner Mischorthographie gehalten, die sich nicht näher qualifizieren läßt, aber in jedem Fall von Fehlern strotzt. Die RSR wird gelegentlich erwähnt, etwa so:

»Obwohl die Genitiv-DPs mit dem Kopf Weise nach der neuen Rechtschreibreform klein und zusammengeschrieben (dummerweise) werden, soll trotzdem auf ihre Bedeutungstypen und Restriktionen näher eingegangen werden, da es sich um ursprüngliche DPs handelt.«

Fn.: »Nach der neuen Rechtschreibung dummerweise

»Noch bis vor kurzem (vor der letzten Rechtschreibreform) waren im Gegenwartsdeutschen beide Schreibweisen (Morgens - morgens, Samstags – samstags usw.) möglich.«

»Sommers, Markttags, Montags werden nach der neuen Rechtschreibung kleingeschrieben.«

Einmal wird hungers sterben geschrieben, dann wieder Hungers sterben. Rechtens ist gar nicht behandelt. Die Problematik der neuerdings groß zu schreibenden Tageszeiten wird nicht erörtert. Dabei hätte man sich gerade hierzu eine Stellungnahme gewünscht.


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