03.08.2007


Theodor Ickler

Unterm Strich

Es geht uns von Tag zu Tag besser und besser

Die schleswig-holsteinische Kultusministerin Erdsiek-Rave im Nordfriesland-Tageblatt:

- Seit heute gilt an den Schulen nur noch die neue Rechtschreibung. Gibt es noch Proteste?
- Aus den Schulen habe ich in den letzten zwei Jahren keinen einzigen Protestbrief erhalten. Wenn ich Protestbriefe bekomme, dann von den alten Reformgegnern. Unter Schülern und Eltern sind die eher nicht zu finden.
- Unterm Strich hat die Reform also funktioniert?
- Ja. Es wird vielleicht noch ein paar Jahre dauern, aber dann wird kein Mensch mehr merken, dass wir eine Reform hatten.
- Erleichtert die Reform das Schreiben für die Schülerinnen und Schüler?
- Ich bin davon überzeugt. Rechtschreibung war im Deutschen schon immer schwierig. Sie ist jetzt leichter geworden. Aber leicht ist sie immer noch nicht. Man hätte sich eine noch größere Erleichterung vorstellen können.



Da wir nicht behaupten dürfen, daß die Ministerin lügt, müssen wir annehmen, daß sie von der Wirklichkeit abgeschirmt wird. Gibt es einen Kultusminister, der nicht behauptet hätte, er habe keine Beschwerden und nur positive Rückmeldungen aus den Schulen erhalten? Die Rechtschreibreform scheint von der ganzen Bevölkerung begeistert begrüßt worden zu sein. Da die Rechtschreibung außerdem leichter geworden ist, werden entsprechend weniger Fehler gemacht, nicht wahr? Nachdem nun die Unsicherheit beseitigt ist, wird die Zahl der Fehler bald gegen Null tendieren.
Es erfüllt mich seit elf Jahren mit immer neuem Staunen, wie es mit sonst ganz intelligenten, zum Teil verdienstvollen Ministern bergab geht, sobald sie sich zur Rechtschreibreform äußern. Privat reden sie natürlich ganz anders. Wem Gott ein Amt gibt, dem nimmt er den Verstand.


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