19.10.2007


Theodor Ickler

Germanistennachwuchs

Exzellente Erstsemester

Gestern habe ich die Erstsemester den Kurztest zum Grammatikwissen schreiben lassen (der beim letzten Mal durch die Presse ging und viele Kommentare hervorgerufen hat).
Ich habe den Test nicht selbst entwickelt, aber darauf kommt es nicht an. Hier möchte ich meine Beobachtung erwähnen, daß Heyse ziemlich flächendeckend angekommen ist, wenn es auch mit der Beherrschung bei den Studenten sehr hapert.
Die inhaltlichen Ergebnisse sind wie erwartet: Von 37 erreichbaren Punkten schafften die Probanden im Durchschnitt etwa 20 bis 22. Gar nicht bekannt sind den Schulabgängern offenbar die Präpositionalobjekte, sie wurden in keinem Fall erkannt. Das war schon früher zu beobachten.
Man muß bedenken, daß der Grammatikunterricht praktisch in der 8. Klasse aufhört, außer in Latein und vielleicht noch in anderen Fremdsprachen.
Gestern stand ich vor einem Hörsaal, der von Studenten überquoll. Vierzig waren erwartet, siebzig gekommen, und dabei hatten wir schon über Nacht einen fünften Parallelkurs zur Einführung in die germanistische Linguistik eingerichtet. Soviel zum Exzellenzgerede unserer Kultuspolitiker. Wem es noch nicht genügt, der kann sich die neuen Bachelor-Studien- und Prüfungsordnungen herunterladen.
Übrigens ist unsere Erlanger Uni jetzt in nur noch fünf Fakultäten gegliedert, und das wird als größte Revolution ihrer Geschichte gefeiert. Fünf Fakultäten waren allerdings überall das Normale, als ich 1963 mein Studium begann. Dann wurden sie in Fachbereiche aufgelöst – und nun wieder zusammengeführt. Der kleine Unterschied hierorts: Die Theologie ist jetzt eine Abteilung der Philosophischen Fakultät, worüber sich wohl ein Immanuel Kant im Grabe herumdrehen würde.
Wir heißen neuerdings "Department für Germanistik und Komparatistik", aber auch die rein englischen Bezeichnungen sind schon im Internet zu finden, passend zum Bachelor und Master: "Master der Germanistik" klingt noch ziemlich unvollendet. Unser Rechtschreibproblem wird vermutlich nicht die von Augst ersehnte biologische Lösung finden, sondern sich durch Sprachwechsel auflösen.


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