18.12.2007


Theodor Ickler

Stilistik – reformiert

Zu einem neuen Buch von Hans Werner Eroms

Wir erinnern uns noch einer orthographisch grausam zugerichteten deutschen Syntax des Passauer Germanisten Hans Werner Eroms. Nicht ganz so schlimm ist das neue Buch geraten.
Der Verfasser versucht immer noch, den Kultusministern zu gehorchen (Heyse, heute Nachmittag usw.), schafft es aber nicht. Man liest (fast alles mehrfach):

den 30jährigen Krieg
im einzelnen
soweit ... dass
nicht das geringste
derartiges
zum erstenmal
der erste
als erstes
vieles weitere
das gleiche
im folgenden
irre gehen
zu recht
des öfteren
verschiedenes
im wesentlichen

und vieles andere. "ohne weiteres/ohne Weiteres" gibt es im Abstand von vier Zeilen. Der Rückbau kann uns ja freuen, aber warum wird der Text überhaupt in Reformorthographie geboten? Eroms trennt gern so: inte-ressant, Vo-raussetzung, Sy-nonym. Wie schon in seinen anderen Büchern gebraucht er reflexive Verben im Passiv: "Meist wird sich ihnen intuitiv genähert." Das ist in einem Buch über Stil schon etwas merkwürdig. Wenig Glanz verbreiten auch die notdürftig hergestellten Überleitungen mit weiterführenden Relativsätzen oder Floskeln wie "Besonders wichtig ist hier ...". Oder nehmen wir diesen Satz: "Dadurch, dass sie Stileffekte erzielen, müssen sie (die Modewörter) von vornherein mit einer gewissen Sparsamkeit verwendet werden." (Dadurch, dass...?)

Für das Dativ-Zustands-Passiv "Der Kunde hat vom Juwelier die Steine vereint" müßte einmal ein authentischer Beleg herbeigeschafft werden. Es ist offenbar analog zu "Der Patient hat die Hand vom Arzt verbunden" gebildet, wirkt aber fragwürdiger, weil die seltene Konstruktion möglicherweise auf Körperteile und dgl. beschränkt ist.


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