12.12.2005


Wir eilen und laufen, und es tut ihm leid

Die EDK führt eine Vernehmlassung durch

Hans Ambühl, Generalsekretär der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) schreibt an „Kreise, die sich in der Schweiz mit der Rechtschreibreform befassen“ und bittet um eine Stellungnahme zu den Vorschlägen des Rates für Rechtschreibung.
Was immer das für Kreise sind, es fehlt ihnen die Zeit; die Unterlagen treffen in diesen Tagen ein, und die Antworten werden bis Freitag, 6. Januar, spätestens am Abend, erwartet: „Es tut uns leid, Ihnen mit dieser ungeplanten Arbeit die bevorstehende Festtagsruhe stören zu müssen.“ Herr Ambühl wählt für leid den kleinen Buchstaben, wahrscheinlich um auszudrücken, daß es ihm nur ein bißchen Leid tut. Mit der zeitlichen Vorgabe wird eine echte Auseinandersetzung verhindert, und es soll ja auch keine Auseinandersetzung geben; erwartet wird ein Kopfnicken.

Wer wird für die angeschriebenen Kreise die Stellungnahme verfassen? Sofern es Kreise sind, die bereits im Rat vertreten sind, werden es die Vertreter sein: sie wissen am besten, was sie wollen. Horst Sitta und Peter Gallmann sind sehr geübt darin, die eigene Arbeit zu begutachten. Und die anderen Kreise werden denken, daß der Rat für Rechtschreibung alles richtig macht. So schließt sich Kreis an Kreis, und die Störung der Festtagsruhe wird sich klein halten. Kein Eilbote wird am sechsten Jänner durch die Dämmerung nach Bern galoppieren und vom schnaubenden Roß vors Tor der EDK fallen, Fahne und Brief in der Panzerfaust. Es wird einen ordnungsgemäßen Feierabend geben, und alles geht zwar ungeplant, aber zur größten Freude der Unplaner.

Lesen Sie den Brief Hans Zehetmairs an Christian Schmid (EDK) und den Brief Hans Ambühls an die Kreise.



Rat für deutsche Rechtschreibung • Geschäftsstelle am Institut für
Deutsche Sprache (IDS) • Postfach 10 16 21 • D-68016 Mannheim


Herrn Christian Schmid
EDK Schweizerische Konferenz der
kantonalen Erziehungsdirektoren
Zähringerstr. 25
Postfach 5975
CH-3001 Bern

1.12.2005

Sehr geehrter Herr Schmid,

am 25. November hat der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Beratungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung, Zeichensetzung und Worttrennung am Zeilenende abgeschlossen. Er hat zu den genannten Komplexen Korrekturvorschläge an der Neuregelung erarbeitet, wie sie von der Ministerpräsidenten- und Kultusministerkonferenz erbeten wurden.

Vor Abgabe der Vorschläge an die staatlichen Stellen soll gemäß dem Statut ein Anhörungsverfahren erfolgen, das wir Sie innerhalb Ihres Wirkungsbereiches durchzufahren bitten. Dazu erhalten Sie in der Anlage die Empfehlungen des Rats. Informationshalber ist der Aussendung auch eine Synopse zur Getrennt- und Zusammenschreibung beigelegt, in der die Regelungen der alten Rechtschreibung, der Neuregelung und der Empfehlung des Rats einander gegenübergestellt sind.

Aufgrund des engen Zeitfensters – die Kultusministerkonferenz der Länder erwartet die Vorschläge des Rats zu ihrer Märzsitzung – erbitten wir die von Ihnen eingeholten

Stellungnahmen bis spätestens 13. Januar 2006

Bereits heute dürfen wir Sie darauf hinweisen, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung auf seiner Februarsitzung über Vorschläge zum Bereich der Groß- und Kleinschreibung befinden wird. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Anpassungen, die sich aus den Änderungen im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung ergeben. Die Vorschläge zu diesem Bereich werden wir Ihnen zu gegebener Zeit mit der Bitte um kurzfristige Stellungnahme nachreichen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair
Staatsminister a. D.
Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung





EDK Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren
CDIP Conférence suisse des directeurs cantonaux de l'instruction publique
CDPE Conferenza svizzera dei direttori cantonali della pubblica educazione
CDEP Conferenza svizra dals directurs chantunals da l'educaziun publica
CH-3001 Bern, Zähringerstrasse 25, Postfach 5975


An Kreise, die sich
in der Schweiz mit der
Rechtschreibreform befassen

Bern, 7. Dezember 2005
823/53/2005

Sehr geehrte Damen und Herren

Einige von Ihnen haben wir bereits im Jahre 2003 zu einer Anhörung nach Bern eingeladen, um den damaligen Stand der Rechtschreibreform gemeinsam zu beurteilen.

Seither ist viel geschehen: Die damalige Zwischenstaatliche Kommission ist abgelöst und durch einen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ (9 Mitglieder aus der Schweiz) ersetzt worden. Dieser Rat versucht seit einem Jahr die geforderten Nachbesserungen am Reformwerk vorzunehmen. Ein Teil dieser Arbeit ist in der Zwischenzeit erledigt worden, so dass er uns am 1. Dezember 2005 drei bearbeitete Bereiche, nämlich die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende zur Beurteilung vorlegt (siehe Begleitschreiben Zehetmair).

Leider ist die Zeit für diese Anhörung – trotz unserer vorausgegangenen Intervention – geradezu unhöflich und rücksichtlos kurz angesetzt worden: Bereits am 13. Januar soll unsere Beurteilung nach Mannheim zurückgemeldet sein. Die Durchführung einer mündlichen Anhörung in Bern liegt in dieser Frist schlichtweg nicht drin. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, eine schriftliche Anhörung zu den unterbreiteten Vorschlägen durchzuführen und gestatten uns hiermit, Sie zu einer Stellungnahme einzuladen, die wir im Anschluss gerne nach Deutschland weiterleiten möchten.

Die Änderungen in den Bereichen Zeichensetzung und Worttrennung am Zeilenende sind in keiner Weise spektakulär und entsprechend einfach beurteilbar. Wesentlich heikler ist dagegen die Problematik im Bereich Getrennt- und Zusammenschreibung, wo wir Sie bitten, die synoptische Hilfstabelle (ab Seite 18) zu Hilfe zu nehmen.

Wir würden uns freuen, wenn wir auch von Ihnen eine kurze schriftliche Stellungnahme erhalten könnten, die aber zwingend bis Freitagabend, 6. Januar 2006 in unserem Besitz sein müsste.

Es tut uns leid, Ihnen mit dieser ungeplanten Arbeit die bevorstehende Festtagsruhe stören zu müssen. Dennoch bedanken wir uns herzlich für Ihre Mitarbeit.

Mit freundlichen Grüssen

Hans Ambühl




Die Quelldatei dieses Ausdrucks finden Sie unter
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=370