12.01.2007

Nicht frauenfeindlich:

Altweibersommer

Zu diesem Fazit kam vor einigen Jahren das Landgericht Darmstadt. Warum mußte es sich damit beschäftigen?

Eine 78jährige Frau hatte gegen die Bundesrepublik Deutschland geklagt. In den Wetterberichten des Deutschen Wetterdienstes solle zukünftig der Begriff „Altweibersommer“ nicht mehr verwendet werden. Sie fühlte sich durch diese Bezeichnung wegen des Wortes „Weib“ im Hinblick auf ihr Geschlecht diskriminiert, weil dieses Wort „seit altersher“ abfällig gebraucht werde. Noch schlimmer sei die Bezeichnung „altes Weib“, weil dadurch „zum Ausdruck gebracht werde, daß die Betreffende keine richtige Frau mehr sei.“ Der Begriff „Altweibersommer“ verletze sie daher in ihren Persönlichkeitsrechten.

Das Landgericht Darmstadt wies die Klage ab. Die Klägerin sei im Hinblick auf die Bezeichnung „Altweibersommer“ in Wetterberichten nicht „beleidigungsfähig“. Zum einen setze eine Beleidigung einen Angriff auf die Ehre dadurch voraus, daß jemand seine Mißachtung über eine Person gegenüber dem Betroffenen oder einem Dritten äußere. Derartiges liege bezüglich der Klägerin bei den Meldungen des Deutschen Wetterdienstes unzweifelhaft nicht vor. Zum anderen liege auch keine Herabwürdigung einer bestimmten Gruppe, hier der „alten Frauen“, vor. Eine solche Beleidigung setze voraus, daß der betroffene Personenkreis zahlenmäßig überschaubar ist, damit sich das einzelne Gruppenmitglied angesprochen fühlen muß. Das sei angesichts der unbestimmten Zahl älterer Frauen ebenfalls nicht gegeben.

Das Landgericht hatte offenbar Humor: Es verkündete das Urteil am 2. Februar – „Altweiberfastnacht“.

Urteil des Landgerichts Darmstadt vom 2. 2. 1989, Az. 3 O 535/88

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