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Theodor Ickler zu »„Duden war weise, die Reformer frech“«
Dieser Kommentar wurde am 01.10.2025 um 04.31 Uhr verfaßt.
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Eine der letzten Äußerungen Eisenbergs zur Rechtschreibreform war ja ungefähr: Gendern ist rechtswidrig, weil es gegen die amtliche Rechtschreibung verstößt. Darin zeigt sich die gleiche Autoritätshörigkeit wie fast 30 Jahre früher in dem Satz, die Reform sei unabwendbar und es komme jetzt darauf an, es den Lehrern so leicht wie möglich zu machen. Eisenberg hat die Reformer so scharf kritisiert wie kein anderer, aber niemals ein kritisches Wort gegen die eigentlich verantwortlichen Kultusminister gefunden. Und gerade in der DASD stieß er damit auf das Einverständnis von Kollegen, die auch niemals etwas gegen ihre Dienstherren sagen wollten. So scheiden sich die Geister.
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Theodor Ickler zu »„Duden war weise, die Reformer frech“«
Dieser Kommentar wurde am 30.09.2025 um 03.50 Uhr verfaßt.
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Peter Eisenberg hat große Verdienste, die ich auch immer (und schon sehr früh) anerkannt habe. Was die Rechtschreibreform betrifft, so hatte er die gleiche Einstellung wie ich, folgte aber leider einer anderen Praxis. Jahre vor dem Inkrafttreten stellte er die Reform als unabwendbare Tatsache dar, mit der man nun leben müsse; in eigenen Veröffentlichungen versuchte er, es den Lehrern leicht zu machen, und beteiligte sich an verschiedenen anderen einschlägigen (kommerziellen) Projekten. Auch später kritisierte er alle Versuche, die Reform zu verhindern bzw. rückgängig zu machen, was ja in den ersten Jahren ohne Schwierigkeiten möglich gewesen wäre. Für die Kollegen polemisierte er zugleich gegen die Reform mit einer Schärfe, die meine Texte noch übertraf. Eine mir vertraute Person, die ihn kannte, nannte ihn einen „falschen Fuffziger“. So drehte er leider auch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung um, deren Präsidium sich bereits einstimmig für meinen Vorschlag entschieden hatte, und brachte sie zusammen mit Hartmut von Hentig und Harald Weinrich auf den Kompromißkurs, der dann als kleineres Übel, aber eben immer noch ein Übel, viel Zustimmung fand. Für mich war die DASD damit gestorben; sie gilt denn auch noch stärker als früher als irrelevanter Preisverleihungsverein. In Rechtschreibrat hat Eisenberg neben Eichinger (der von der Sache nicht viel verstand) Zehetmair den Rücken gestärkt; ich will die ausführlich dokumentierte Geschichte nicht noch einmal aufwärmen.
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Chr. Schaefer zu »„Duden war weise, die Reformer frech“«
Dieser Kommentar wurde am 29.09.2025 um 00.58 Uhr verfaßt.
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Peter Eisenberg ist vor kurzem verstorben. Der Nachruf in der F.A.Z. (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/sprachwissenschaftler-peter-eisenberg-gestorben-19905801.html) widmet erfreulich viel Text der mißratenen Rechtschreibreform.
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Theodor Ickler zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 05.09.2025 um 07.45 Uhr verfaßt.
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Die Neuverfilmung von „Wuthering Heights“ scheint ziemlich kraß zu sein, dem Geschmack unserer Zeit entsprechend. Aus einer Vorbesprechung: „Ähnliche Debatten gab es um die Darstellung Heathcliffs, dessen Herkunft in der Literatur häufig als Romani interpretiert wird.“
Als „dark-skinned gipsy“ wird er im Roman selbst bezeichnet, aber das ist nicht im ethnographischen Sinn wörtlich zu verstehen, sondern wie damals üblich als pauschale Bezeichnung des Dunklen, Fremdartigen. Jedenfalls betrifft es den Gebrauch von gypsy, nicht von Romany, wie heute postuliert.
Die Diskussion einer Romangestalt, als ob es eine wirkliche Person gewesen wäre, deren Herkunft man erforschen könne, ist natürlich lächerlich. Heathcliff ist genau das, was Emily Brontë über ihn sagt.
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Wolfram Metz zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 06.04.2025 um 03.20 Uhr verfaßt.
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Sinti*zze und Rom*nja ist die kollektive Selbstbezeichnung einer wenige Hunderttausend Mitglieder umfassenden und stark ausdifferenzierten Minderheit in Deutschland. Sie ist seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa beheimatet und neben Dän*innen, Sorb*innen und Fries*innen in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt.
So beginnt ein Artikel auf weiterdenken.de der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. In Wahrheit dürfte sich nur eine winzige Minderheit der Minderheit »Sinti*zze und Rom*nja« nennen. Von einer kollektiven Selbstbezeichnung kann also keine Rede sein. Die Autoren verwechseln die angeblichen Selbstbezeichnungswünsche der Betroffenen mit ihren eigenen, aus der Genderideologie abgeleiteten Bezeichnungsphantasien. Doch auch die ungegenderte Form »Sinti und Roma« ist umstritten. Daß es die vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma bevorzugte Bezeichnung ist, macht es noch nicht zu einer kollektiven Selbstbezeichnung.
Wenn man den Artikel zu Ende liest, könnte man zu dem Schluß kommen, daß man diese Gruppe am besten ganz ignoriert, um nur keinen Fehler zu machen. Aber wem wäre damit gedient? Wer wirklich helfen will, Vorurteile abzubauen – die es ja durchaus gibt –, sollte die Leute ermutigen, miteinander zu reden und zu feiern, statt uns akribisch auseinanderzusetzen, wer sich von welcher Bezeichnung warum wie beleidigt fühlen könnte. Im persönlichen Gespräch merkt man doch sehr schnell, mit wem man es zu tun hat. Ein Zigeunerhasser, der brav »Sinti und Roma« sagt, wird dennoch nach wenigen Minuten als solcher auffliegen. Und jemand, der das ach so böse Z-Wort völlig arglos benutzt, wird von wohlmeinenden Gesprächspartnern sicher nicht verdammt werden. Kann man das denn nicht den Leuten selbst überlassen? Warum meinen einige, erwachsene Menschen, die allesamt viel Lebenserfahrung gesammelt haben, ständig erziehen bzw. beschützen zu müssen? Die wirklich Unverbesserlichen erreichen sie damit sowieso nicht, im Gegenteil, die werden dadurch eher noch radikaler. Und all die anderen können auf solche ungebetene Nachhilfe gut verzichten und sind davon zunehmend genervt. Weder ist jemand, der nicht »Sinti und Roma« sagt (»Sinti*zze und Rom*nja« sagt sowieso niemand), ein Rassist, noch sind diejenigen, die sich von dem Z-Wort gestört fühlen, so hilflos, wie ihre selbsternannten Beschützer uns glauben machen wollen.
Sprachregelungen leisten nach meiner festen Überzeugung nicht nur keinen Beitrag zur Überwindung von Ängsten und Vorurteilen, sondern sie verstärken sogar noch die Hemmungen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die irgendwie anders sind als man selbst. Diese Hemmungen sind sowieso da, ob man will oder nicht, das ist einfach Teil der Lebenserfahrung, es hat keinen Sinn, sie zu leugnen. Aber wer sie überwinden will, geht auf den anderen zu und redet mit ihm! Dabei können beide Seiten viel lernen – jedenfalls mehr als aus der Lektüre wohlfeiler Elaborate über angeblich Sagbares und Unsagbares.
Und hier der gesamte Artikel (https://weiterdenken.de/de/sintizze-und-romnja):
Sinti*zze und Rom*nja
Sinti*zze und Rom*nja ist die kollektive Selbstbezeichnung einer wenige Hunderttausend Mitglieder umfassenden und stark ausdifferenzierten Minderheit in Deutschland. Sie ist seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa beheimatet und neben Dän*innen, Sorb*innen und Fries*innen in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt. „Sinti“ ist als Selbstbezeichnung der deutschsprachigen Minderheit erstmals Ende des 18. Jahrhunderts belegt (Einzahl, männlich: Sinto; Einzahl, weiblich: Sintez(z)a oder Sintiz(z)a; Mehrzahl, weiblich: Sintez(z)e oder Sinti(z)ze). Seit dem ersten Internationalen Romani Kongress ist „Roma“ (Einzahl, männlich: Rom; Einzahl, weiblich: Romni; Mehrzahl, weiblich: Romnja) die offizielle Selbstbezeichnung. Sie umfasst zahlreiche Romani-Gruppen und wird daher – wie auch die Bezeichnung Sinti*zze und Rom*nja – auch von einigen abgelehnt, die stattdessen den eigenen Gruppennamen bevorzugen, wie z. B. Lowara, Lalleri oder Kalderasch. In Deutschland verweist sie außerdem auf Rom*nja südosteuropäischer Herkunft. Die stigmatisierende Fremdbezeichnung als „Zi.“ wird vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma als diskriminierend abgelehnt, auch wenn sie von einigen Rom*nja zur individuellen und kollektiven Eigenbezeichnung verwendet wird. Doch selbst die Verwendung der kollektiven Selbstbezeichnung kann stigmatisierenden Charakter annehmen. Sinti*zze und Roma*nja sind vielfacher Diskriminierung ausgesetzt, die mit unterschiedlichen Begriffen benannt wird.
Zitiert nach: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA)
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Wolfram Metz zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 20.10.2024 um 01.30 Uhr verfaßt.
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Diesem Satz gehen folgende Ausführungen voraus:
Entweder wissen die Deutschen tatsächlich nicht, dass ihre Eltern und Großeltern zur "Regelung der Zigeunerfrage" Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau im "Zigeunerlager" zusammengetrieben, ihnen ein "Z" in die Arme (den Kindern wegen der größeren Fläche in die Beine) geritzt, sie in Gaskammern ermordeten und insgesamt 500.000 Menschen aus zutiefst rassistischen Gründen vernichtet haben – oder es ist ihnen egal. Jedenfalls möchten Sie (sic!) nicht darauf verzichten, Sauce und Schnitzel weiterhin mit der Beleidigung "Zigeuner" zu versehen.
Dann folgt dieser Satz:
Die Weinerlichkeit mit der ein erheblicher Teil unserer Bevölkerung auf die Kritik an solchen Geschmacklosigkeiten reagiert, lässt mich an der historischen Bildung und am Anstand meiner Landsleute zweifeln.
(https://www.stern.de/kultur/thomas-gottschalk-und-frage–was-man-tun-oder-sagen-darf-35155672.html)
Allen, die das Wort »Zigeunerschnitzel« benutzen, ist es also um eine Beleidigung zu tun? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Herr Anpalagan das wirklich denkt. Er hält das Wort »Zigeuner«, wo immer es auftaucht, für beleidigend. Andere sind anderer Meinung, darunter viele Zigeuner, die sich selber stolz so nennen (und die ich deshalb hier auch nicht, sozusagen zu ihrem eigenen Schutz, umbenennen werde). Das alles ist zu respektieren, und es ist nicht immer leicht, den zum Teil weit auseinanderklaffenden Wünschen gerecht zu werden. Man sollte aber nicht so tun, als ob das Wort »Zigeuner« eine Erfindung der Nazis wäre (apropos historische Bildung). Hätten sie Menschen nicht in »Zigeunerlagern« zusammengetrieben und ermordet, sondern in »Sinti-und-Roma-Lagern«, dürften wir dann heute nicht mehr »Sinti und Roma« sagen? Und wenn wir es dennoch täten, wären wir entweder ahnungslos oder gleichgültig, in jedem Fall aber grimmig entschlossen, Menschen zu beleidigen? Die Sache ist offensichtlich komplizierter. Und deshalb sollte man sich auch bemühen, genauer hinzuschauen, bevor man sich äußert – zumal wenn man anderen vorhält, ebendies nicht zu tun.
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Theodor Ickler zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 19.10.2024 um 20.16 Uhr verfaßt.
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Zum Wort „Zigeuner“ sagt ein aus Sri Lanka stammender deutscher Journalist: „Nicht einmal diese Ungeheuerlichkeit ist in Deutschland verboten, sodass in jeder dritten Schankwirtschaft im Sauerland ein Schnitzel dieses Namens erworben werden kann.“
Erdrückend gutgemeint.
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Theodor Ickler zu »Rettet das Komma!«
Dieser Kommentar wurde am 27.09.2024 um 04.56 Uhr verfaßt.
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Die neue Weglaßbarkeit des Kommas zwischen Hauptsätzen, 1996 als große Erleichterung gefeiert, wird in Zeitungen usw. praktisch überhaupt nicht mehr genutzt, offensichtlich wegen ihrer schädlichen Folgen für die Lesbarkeit. Nur die Dudengrammatik von 2024 gibt sich Mühe, stets so reformiert wie möglich zu schreiben. Es gibt also viele Beispiele wie Es sind Aussagen und Aussagen werden im Allgemeinen durch Verbzweitsätze realisiert. Das sind IMMER Stolpersteine. Ich hatte schon erwähnt, daß die Koordination von Wörtern (oder Wortgruppen) und die Koordination von Sätzen völlig verschiedene Schritte sind, die in manchen Sprachen auch durch verschiedene Konjunktionen ausgedrückt werden.
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Wolfram Metz zu »Det is ebent so«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2024 um 12.24 Uhr verfaßt.
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»Ebent« ist mir auch aus meiner westfälischen Heimat vertraut, allerdings ist es dort nach meiner Beobachtung nicht allgemein üblich. Es gibt ja auch einen Sketch mit Diether Krebs, in dem er nicht berlinert, sondern eher wie Adolf Tegtmeier spricht (https://www.youtube.com/watch?v=QxvePXhC8oE).
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Theodor Ickler zu »Det is ebent so«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2024 um 05.59 Uhr verfaßt.
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Eine Leserbriefschreiberin regt sich wieder mal darüber auf, daß Außenministerin Baerbock an „eben“ den Zungenlöselaut t anhängt, und leitet aus dieser „Macke“ ab, sie sei auch als Politikerin nicht vertrauenswürdig.
Ich habe schon mit sehr vertrauenswürdigen Personen zusammengearbeitet, die diese regionale Form benutzten, wie auch mit Dialektsprechern aus verschiedenen Teilen Deutschlands. Mit derart beschränkten Leserbriefschreibern würde es mir schwerfallen. Sie sind stolz darauf, wenigstens "richtig" sprechen, wenn sie es schon nicht zum Außenminister bringen.
Zur Verteilung (keineswegs, wie man oft liest, auf Berlin beschränkt) vgl. https://www.atlas-alltagssprache.de/ebent/
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Theodor Ickler zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 22.03.2024 um 04.06 Uhr verfaßt.
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Der Sohn eines Walisers und einer Sambierin ist der erste schwarze Regierungschef Europas.(SZ 21.3.24)
He became the first black First Minister of Wales, as well as the first black leader of any European country. (Wikipedia)
Vaughan Gethings Frau Michelle ist weiß, ihr gemeinsamer Sohn Isaac natürlich schwarz – ein Tropfen Negerblut genügt. Die Medien schreiben es in aller Unschuld fort.
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Theodor Ickler zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 28.02.2024 um 09.25 Uhr verfaßt.
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Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8595
Die Zeitung glossiert aus gegebenem Anlaß die "Kesselflicker" und verweist auch auf die Tinker.
Früher überließ man die Metallarbeiten am Bau gern den Fahrenden, die auf diesem Gebiet Spezialisten waren, oft Zigeuner. Das hängt wohl mit alten Tabus um das Metall zusammen. Es gibt ja Berufe, die jemand ausüben muß, die ihn aber nicht zu einem Ehrenmann machen: Henker, Abdecker usw. Kesselflicker (= Katzelmacher) ist natürlich eine nochmals untergeordnete Form des Metallarbeiters.
Zu den erwähnten Berichten meiner Frau aus ihrer Kindheit auf einer irischen Farm muß ich nachtragen: Alljährlich zogen sowohl Tinker als auch Zigeuner (gypsies) durch die Gegend, beide nicht sehr geschätzt, aber doch mit Unterschieden: Wahrend die einen sich als Scherenschleifer und dgl. anboten, galten die anderen als Bettler und Diebe, die auch kleine Kinder raubten, weshalb die kleinen Mädchen ein paar Tage zu Hause eingesperrt wurden.
Größer war allerdings der Ärger über die Fuchsjagden, die quer über die Wiesen meines künftigen Schwiegervaters gingen und einige Schäden anrichteten.
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