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»Sprache und Politik«


Beiträge zum Thema

»Rechtschreibreform andernorts
Neue französische Rechtschreibung u. a.«

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Jan-Martin Wagner
Kiel

Dieser Beitrag wurde am 07.08.2013 um 16.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#10375


www.brasilnews.de, 24. Juli 2013

Konferenz über portugiesische Sprache im Oktober geplant

Die Generalsekretäre der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder CPLP (Comunidade de Países de Língua Portuguesa) werden im Oktober in Lissabon auf der Zweiten internationalen Konferenz über die Zukunft der portugiesischen Sprache Aktionen zur Förderung und Verbreitung des Portugiesischen besprechen.

Die erste Konferenz hatte 2010 in Brasília stattgefunden, auf der ein sogenannter „Aktionsplan“ (Plano de Ação de Brasília) aufgestellt wurde. Dieser beinhalte Strategien zur Einführung der portugiesischen Sprache bei internationalen Organisationen, zur Förderung des Erlernens der Sprache und zur Durchführung einer Rechtschreibreform.

Laut Angaben der Organisatoren hätte es schon deutliche Fortschritte in verschiedenen Bereichen gegeben. Allerdings würde noch Unterstützung zur Förderung der Sprache fehlen. Ein weiteres schwieriges Thema sei die Rechtschreibreform von 1990. In Angola und Mosambik wurde die Reform bis jetzt noch nicht anerkannt und auch in Portugal stehe sie unter sehr starker Kritik.

Außer dieser Aspekte sei ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung der Konferenz die Verwendung der portugiesischen Sprache in der Wissenschaft. Die Diskussionen darüber wären strategischer Natur, denn die Vitalität einer Sprache würde sich daran messen, ob auch im Bereich Innovationen passende Begriffe für neue Bezeichnungen gefunden werden können, so João Costa, einer der Organisatoren. Neben der Dominanz der englischen Sprache in der Wissenschaft hätte Portugiesisch vor allem Potenzial in den Bereichen Tropenmedizin, Humangeographie und Anthropologie sowie in den Geowissenschaften. (ds)


(www.brasilnews.de)
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Jan-Martin Wagner
Kiel

Dieser Beitrag wurde am 10.07.2012 um 13.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#9195


Radio Praha, 6. Juli 2012

Tschechisch gesagt
Jan Hus – Reformator der tschechischen Rechtschreibung
Markéta Kachlíková

Willkommen bei Tschechisch gesagt, liebe Hörerinnen und Hörer. Auch unser heutiger Sprachkurs steht im Zeichen des Staatsfeiertages. Jan Hus war nämlich nicht nur ein bedeutender Kirchenreformator, sondern auch ein Reformator der tschechischen Rechtschreibung – pravopis.

Die Tschechen verdanken Jan Hus eben das, was für Tschechisch heute so typisch ist – die Häkchen – háčky und Striche – čárky. Einen Strich schreibt man über einem Vokal – samohláska, der lang ausgesprochen wird: á, é, í, ó, ú, ý. Ein Häkchen – háček steht wiederum über so genannten weichen Konsonanten – měkká souhláska – ž, š, č, ř, č, ď, ť, ň. Und außerdem noch über dem weichen e – ě. Ein spezifisches Zeichen ist ein kleiner Kreis - kroužek, der über dem langen u mitten im Wort geschrieben wird - ů.

Diese Zeichen heißen diakritische Zeichen – diakritická znaménka. Sie haben die so genannten spřežky ersetzt, die im Tschechischen früher üblich waren. Die weichen Konsonanten wurden durch eine Zusammenrückung mehrerer Buchstaben zum Ausdruck gebracht, so wie man es bis heute im Deutschen, wie zum Beispiel bei sch, tut. Eine spřežka wurde im Tschechischen aber behalten, und zwar „ch“, geschrieben als „c“ plus „h“.

Die diakritische Rechtschreibung – diakritický pravopis wird in der lateinisch geschriebenen Schrift „De orthographia Bohemica“ Anfang des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal vorgeschlagen. Dort stehen Striche über den langen Vokalen und Punkte über den weichen Konsonanten, aus denen sich später die Häkchen entwickelt haben. Diese Schrift wird eben Jan Hus zugeordnet, obwohl seine Autorschaft in der letzten Zeit in Zweifel gestellt wird. Sie wurde allerdings nicht widerlegt, und so gilt Jan Hus weiterhin als Reformator der tschechischen Orthographie. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!


(www.radio.cz/de)
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Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 09.10.2011 um 16.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#8181


Levinson scheint seit dem Jahr 2001 mit genau diesem Vortrag in Deutschland zu touren. Am 4. Dezember 2002 war er beispielsweise auch in Halle (siehe hier), und nun ist Potsdam an der Reihe. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er in den vergangenen zehn Jahren viel am Text geändert hat.

Weiß jemand, ob man den Text irgendwo einsehen kann? Ich finde in Jahrbüchern immer nur wieder Hinweise auf den Text.
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Walter Lachenmann
Waakirchen

Dieser Beitrag wurde am 08.10.2011 um 17.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#8176


Hingehen, mitdiskutieren!
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 08.10.2011 um 12.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#8175


Am 9. Januar 2012 wird Dr. Kirill Levinson (Moskau) im Potsdamer Einstein-Forum über »Die soziale Konstruktion des Rechtschreibfehlers« sprechen. Die Gesprächsleitung hat Jürgen Trabant. Die politische Konstruktion des Rechtschreibfehlers wird wohl, wie fast immer, unberücksichtigt bleiben.
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Jan-Martin Wagner
Kiel

Dieser Beitrag wurde am 06.07.2011 um 16.35 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#7921


Sprachblog von The Economist, 15. September 2010
(Aktive Verweise im Originaltext; siehe unten)

Spelling reform
It didn't go so well in Germany

Sep 15th 2010, 18:24 by R.L.G. | NEW YORK

MY COLLEAGUE mentions the German spelling reform, wondering how they did it. As a student in Germany during the early days of the reform process, and having observed it since, I can say "not very well". Even though the reforms were fairly sensible and not terribly difficult, they met massive opposition. One state had 60% of voters reject the reforms in a referendum; two others announced they would ignore the reform, which had been the product of 10 years' work. One of Germany's most venerable papers, the Frankfurter Allgemeine Zeitung, reverted to the old spelling in 2000, and the Spiegel and the entire Springer-Verlag followed. The reform was duly reformed, but this utterly failed to calm the fuss, which is ongoing.

Those reforms were orders of magnitude simpler and less ambitious than what would be required to turn English truly phonetic. (German readers can find them here, and everyone can find an English timeline here.) German spelling, after all, was already pretty straightforward.

The only wide-ranging and successful language reforms I know of in the modern period were introduced by dictatorships; Turkey's Mustafa Kemal Atatürk abolished the Arabic script and purged thousands of Persian and Arabic words from old Ottoman Turkish. And Mao Zedong and Zhou Enlai simplified the characters used in Chinese on the mainland. Russia's successful reform, as G.L. mentions, was also pushed through by a dictatorship (and relative to China's and Turkey's, it was quite small.)

I have been hard on the absurdly difficult writing system for Chinese (here, here and here), but Masha Bell is right: English spelling, too, has its costs. The problem is that those costs are diffuse and baked into the system; they have a great deal of vested interest behind them. Anyone with the power to introduce a new system has already learned the old one; anyone it might benefit is probably under the age of five right now, or is foreign, and either way cannot vote. The costs of a reform would be both optional and sudden, and are too easily postponed until all the world's other ills are taken care of.

In other words, as sensible as a reform might be, I don't see it happening.


(http://www.economist.com/blogs/johnson/2010/09/spelling_reform)
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Jan-Martin Wagner
Kiel

Dieser Beitrag wurde am 04.01.2011 um 09.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#7321


SZ online, 3. Januar 2011

Århus heißt jetzt wieder Aarhus

Hamburg (dpa/tmn) - Jütlands größte Stadt Århus schreibt sich wieder Aarhus. Seit Anfang 2011 gilt die Schreibweise mit dem Doppel- statt mit dem Kringel-A. Sie war auch früher schon üblich, bevor eine Rechtschreibreform nach dem Zweiten Weltkrieg das Sonderzeichen vorschrieb.

Das Sonderzeichen ist nun nicht mehr mit der Globalisierung vereinbar. Touristen müssen sich darauf einstellen, dass die Kringel-A-Variante bald verschwindet: «Auf den Ortsschildern, in Broschüren oder auf Briefpapier der Stadt wird das sukzessive geändert», sagt Reiner Büchtmann, Sprecher des Tourismusbüros VisitDenmark in Hamburg.

Die Universitätsstadt in Ostjütland nimmt damit unter anderem Rücksicht auf die Computertastaturen anderer Länder, die kein Kringel-A kennen. Auf Landkarten und Verkehrsschildern an der Autobahn dürfte aber die bisherige Variante noch zu finden sein. Der Beschluss des Stadtrates betrifft zunächst nur Aarhus selbst. Für Urlauber dürfte die Änderung kaum Schwierigkeiten bereiten, zumal auch die Schreibweise Aarhus in der Vergangenheit zu sehen war. Die schwierigere Frage ist ohnehin die der Aussprache - und die bleibt gleich: Kringel- und Doppel-A klingen beide wie ein kurzes «O».


(http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1091162)
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Urs Bärlein
*

Dieser Beitrag wurde am 30.11.2010 um 12.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#7155


Die spanische Orthographie ist heute schon vom sogenannten Lautprinzip beherrscht, oft zu Lasten der Verständlichkeit. Wenn ich an der Bar "Afrodite" vorbeigehe, denke ich unwillkürlich zunächst an eine sehr dunkelhäutige Schönheit, und ein Ausdruck wie arqueología subacuática erschließt sich nicht vom Schriftbild her, sondern erst, wenn man ihn leise vor sich hinspricht. Immerhin mußte bei quórum bislang niemand an cuore denken, aber das soll sich jetzt ändern. Dem Beitrag in El País (von der NYT verlinkt) nach zu urteilen, läuft die Reform im wesentlichen darauf hinaus, das Prinzip zu verabsolutieren. Deshalb soll q bzw. qu nur noch stehen, wo c eine falsche Aussprache erzwingen würde (also vor hellen Vokalen), und der Akzent wird auf seine Funktion als Betonungszeichen reduziert, wodurch eine Unterscheidung wie die zwischen solo und sólo entfällt.

Das ist zwar konsequent, bloß ist kein Nutzen erkennbar, außer eben der einer Regelvereinheitlichung. Denn sólo z.B. funktioniert als Unterscheidungsschreibung deshalb so tadellos, weil völlig klar ist, daß der Akzent auf dem ersten o kein Betonungszeichen sein kann. Es überrascht nicht, daß als Rechtfertigung für den Eingriff die linguistische Schlaumeierei von dem Kontext herhalten muß, aus dem sich die Bedeutung erschließt: Seht her, was wir treiben, mag zwar nutzlos sein, aber es richtet doch wenigstens keinen großen Schaden an. Von ähnlicher Güte ist die Begründung, mit der der Akzent auf dem o (oder) zwischen Ziffern für entbehrlich erklärt wird. Zwar kann man mit der Schreibmaschine und erst recht mit dem Rechner Nullen erzeugen, die sich eindeutig von einem kleinen o unterscheiden. Trotzdem werden die Leute auch in Zukunft Ziffern bisweilen handschriftlich festhalten und dabei eindeutig zwischen "null" und "oder" unterscheiden wollen.

Es ist also nicht anders als in Deutschland: Man ersetzt Konventionen, deren Nutzen oder zumindest Unschädlichkeit erwiesen ist, durch Regeln, deren Nutzen nicht erwiesen und deren Schädlichkeit zumindest wahrscheinlich ist.
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Dieser Beitrag wurde am 30.11.2010 um 10.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#7154


Kommentar von B Janas, verfaßt am 30.11.2010 um 08.05 Uhr

Ist übrigens schon bekannt, daß die spanische Akademie eine Rechtschrebreform veranstalten will? Mehr dazu in der NYT:
www.nytimes.com
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)

Dieser Beitrag wurde am 22.10.2009 um 12.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#5474


Frankreich schreibt falsch
Von Wolf Lepenies

Im Nachbarland beherrschen immer weniger die Orthographie. Zur Debatte steht eine Vereinfachung

Als ob sie im Kalender festgelegt sei, setzt mit der "Rentrée", dem Beginn des neuen Schuljahres nach den Sommerferien, in Frankreich eine Debatte darüber ein, ob die komplizierte Rechtschreibung des Französischen ("l'orthographe") nicht vereinfacht werden muss. Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Kritiker, die eine Orthographie und eine Grammatik reformieren wollen, in denen die Ausnahmen anscheinend die Regel sind. Doch wenn die Zeitung "Le Figaro" ihre Leser fragt, ob sie für eine Reform der Rechtschreibung votieren, antworten von einem Tag auf den anderen mehr als 30 000 Franzosen, und drei Viertel von ihnen sagen: "Non".

Die Diktate der französischen Schüler fallen immer schlechter aus. Vom Jahr 2000 an ist die Fehlerzahl kontinuierlich gestiegen. Heute erreichen bei einem Standard-Diktat, das die Organisation "Sauver les lettres" jedes Jahr schreiben lässt, nur 14 Prozent der Schüler eine Durchschnittsnote; bei knapp zwei Dritteln von ihnen steht am Ende des Diktats ein "Zéro" (Ungenügend). Es herrscht Uneinigkeit darüber, wo die Ursachen dafür zu suchen sind. Auf der einen Seite werden neue Kommunikationsformen, die Jugendliche mit Innovationsfreude nutzen, verantwortlich gemacht. Wer in einer SMS seinen "Copain" oder seine "Copine" danach fragt, ob es etwas Neues gibt ("Quoi de neuf?") und dies zur blitzschnell eingebbaren Buchstaben- und Zahlenfolge "Koi 2 9" verkürzt, benötigt weder eine Grammatik noch ein Wörterbuch.

Das Gegenargument: Die SMS-Artisten wissen sehr wohl, dass sie einen bestimmten Code benutzen - und sind in der Lage, von diesem Code zum "normalen" Sprachgebrauch zu wechseln. Dass Schüler das Französische immer schlechter beherrschen, liegt daran, so die Verteidiger der klassischen Orthographie, dass sie am Ende des Gymnasiums nur 2000 Stunden Französisch-Unterricht gehabt haben. Vor 15 Jahren waren es noch 2800. Seltener als in Deutschland werden in Frankreich Sprachbeherrschung und Integrationspolitik in einen Zusammenhang gebracht. Ein Großteil der Immigranten sind bereits Franzosen oder stammt aus Ländern, in denen Französisch einmal die Amtssprache war. Das Französische gilt daher eher als eine Chance, nicht als ein Hindernis auf dem Weg in die Mehrheitsgesellschaft.

n diesem Jahr hat der Essayist François de Closets mit seinem Buch "Zéro Faute" die Debatte um die Rechtschreibreform zu neuen Höchsttemperaturen angeheizt. Er schlägt vor, den Schülern, die ohnehin in der Regel mit dem Computer und nicht mit dem Bleistift auf Papier schreiben, den Gebrauch automatischer Rechtschreibprogramme zu gestatten. Zu Recht wenden Kritiker ein, damit sei wenig gewonnen. Denn diese Programme machen selber eine Menge Fehler. Sie nutzen nur Schülern, deren Orthographiekenntnisse exzellent sind.

Die Reaktionen auf die mangelhafte Orthographie der jungen Franzosen sind unterschiedlich. Im "Bac", dem Abitur, dürfen Rechtschreibfehler nur zu einem minimalen Punktabzug führen. Die Personalchefs großer Unternehmen dagegen legen nach wie vor Wert auf die Beherrschung der Orthographie. Enthält der handgeschriebene Brief, der jeder Bewerbung beiliegen muss, mehr als zwei Fehler, ist der Bewerber automatisch aus dem Rennen. Die Elite soll korrekt schreiben. Nicht ohne Schadenfreude werden die Sprachschnitzer der Prominenten registriert. Letztes Opfer: Nicolas Sarkozy, der so unvorsichtig gewesen war, eine Speisekarte, auf die er bei einem offiziellen Diner eine Notiz gekritzelt hatte, auf dem Tisch liegen zu lassen. Interessiert nahm die Nation den Rechtschreibfehler zur Kenntnis, der dem Präsidenten unterlaufen war.

Noch stärker als in Deutschland ist die Debatte um die Rechtschreibreform in Frankreich eine Auseinandersetzung der politischen Lager. 1989 erschien in der linksliberalen "Le Monde" ein "Manifest der Zehn", in dem französische Linguisten eine Modernisierung der Rechtschreibung forderten. Im gleichen Jahr formierte sich im konservativen "Figaro" das Lager der Antireformer. Und François Bayrou, der Mühe hat, im Spektrum der politischen Parteien seinen Platz zu finden, glaubte, mit der Verteidigung der traditionellen Orthographie Punkte bei der konservativen Wählerschaft machen zu können. Die ärgerte freilich, dass Bayrou, um große Worte selten verlegen, seiner "Bewegung" den Namen "Le français libre" gab - und damit an die Sammlung der "Freien Franzosen" erinnerte, die der General de Gaulle 1940 im Londoner Exil gebildet hatte. Immerhin gelang es Bayrou, Schriftsteller wie Michel Tournier, Philippe Sollers und Françoise Sagan für seine Sache zu gewinnen. Bald darauf vereinte sich "Le français libre" mit der "Assoziation für die Bewahrung der französischen Sprache". Gemeinsam publizierten sie eine "Nationale Petition gegen die Sprachkorrekturen". Woraufhin sich auf Seiten der extremen Linken prompt ein "Comité Robespierre" gründete, das eine Revolution der Orthographie forderte. Was wiederum die Konservativen zu der wütenden Replik provozierte, heute werde eine Rechtschreibreform genau so viel Unheil anrichten wie seinerzeit die Guillotine ...

Ein Deutscher, der sich zur Zeit der "Rentrée" im Nachbarland aufhält, staunt darüber, wie viele Seiten die Zeitungen und Zeitschriften dem Beginn des neuen Schuljahres widmen. Die Heftigkeit der französischen Debatte um die Rechtschreibreform erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass es sich um ein Problem der Schule handelt. In Deutschland finden geistespolitische Debatten ihren bevorzugten Ort in der Universität. In Frankreich ist seit der Dritten Republik dieser Ort die Schule. Die republikanische Schule dient dem Ideal der Gleichheit - und ist zugleich eine Institution, in der auf legitime Weise "Distinktion" erworben werden kann. Am Ende des Schuljahres steht die Verleihung der Preise, und die Schulabgänger erhalten ihren Rangplatz zugewiesen: Die republikanische Schule formt eine geistige Elite.

Diese demokratisch-aristokratische Doppelfunktion der Schule spiegelt sich auch in der Debatte um die Rechtschreibreform. Im 17. Jahrhundert herrschte, was "l'orthographe" anging, eine vordemokratische Gleichheit. Madame de Sévigné, die größte Briefschreiberin Frankreichs, schrieb nicht korrekter als ihre Köchin. Die Zentral-Monarchie drängte auch auf Vereinheitlichung des Sprachgebrauchs - aber erst die Bourgeoisie des 19. Jahrhunderts setzt sie durch. Jetzt muss jedermann lernen, korrekt zu schreiben. Das heißt aber auch: Jeder Franzose hat die Chance, es zu lernen. Es ist außerordentlich mühsam, ein fehlerfreies, korrektes Französisch zu beherrschen. Wer diese Fähigkeit aber einmal erworben hat, ist nicht bereit, anderen die gleiche Mühe zu ersparen. Man setzt die eigene Distinktion nicht leichtfertig aufs Spiel. So ist, wie François de Closets schrieb, die Rechtschreibreform in keinem Land dringender notwendig als in Frankreich - und nirgendwo unwahrscheinlicher.

Die Debatte um die Rechtschreibreform prägt die Sprachinnenpolitik Frankreichs. Beeinflusst wird sie auch durch die Sprachaußenpolitik des Landes. Der Versuch, das Vordringen des Englischen ("Franglais") in die Landessprache zu verhindern, ist weitgehend gescheitert. Die Pflege der Frankophonie hat zu einem paradoxen Resultat geführt: Das literarische Renommee von Schriftstellern, die nicht aus Frankreich stammen, aber auf Französisch schreiben, wächst. Diese Schriftsteller nun nehmen zunehmend in Anspruch, eine Sprache zu schreiben, die internationalen Charakter trägt und nicht länger das exklusive Idiom Frankreichs ist. "The Empire writes back" gilt nicht nur für die anglophone, sondern auch für die frankophone Welt.

In dieser Situation sehen Verteidiger der französischen Sprache in der drohenden Rechtschreibreform eine Schwächung, die das Französische endgültig seines Anspruchs auf eine herausgehobene Rolle unter den Weltsprachen berauben wird. Wütend schrieb der Linguist Alain Bentolila, Verfasser eines Buches mit dem Titel "Verbe contre la barbarie": "Was sich in der Orthographie spiegelt, ist die Klarheit des Denkens. Man darf die Kraft des Denkens, das sich in Worten umsetzt, nicht simplifizieren." Darin spiegelt sich ein Argument, das Ende des 18. Jahrhunderts der Comte de Rivarol entwickelte, als er auf die Preisfrage der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin antwortete, womit die universelle Geltung der französischen Sprache zu erklären sei. Im korrekten Französisch, so Rivarol, drücke sich, stärker als in anderen Sprachen, Klarheit des Denkens aus. Im Grunde genommen haben die Franzosen nie die Überzeugung verloren, dass ihre Sprache sie dazu befähigt, klarer zu denken als andere.

Das Verb gegen die Barbarei ... Als der Dichter Chateaubriand zum französischen Botschafter in Berlin ernannt worden war, ging er eines Abends mit seinem Diener in der Nähe des Schlosses Charlottenburg spazieren. Im ersten Stock eines Hauses sahen sie einen Mann, der auf einen Passanten auf dem Trottoir einredete. Der Mann im ersten Stock redete und redete, der Passant hörte unentwegt zu. Schließlich hielt Chateaubriands Diener es nicht mehr aus und deutete auf den zuhörenden Passanten: "Herr Graf, worauf wartet er, worauf wartet er nur?" Chateaubriand: "Auf das Verb!". Kein Franzose musste auf das Verb warten.


(Die Welt, 15. September 2009)
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)

Dieser Beitrag wurde am 06.01.2009 um 23.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#4405


Brasiliens Alphabet hat wieder 26 Buchstaben
«K», «W» und «Y» waren vor 66 Jahren wegen Ungebräuchlichkeit abgeschafft worden

São Paulo/dpa. Nach 66 Jahren ist das Alphabet in Brasilien wieder komplett: Die wegen Ungebräuchlichkeit 1943 aus dem offiziellen Alphabet verbannten Buchstaben «K», «W» und «Y» wurden mit dem In-Kraft-Treten einer Rechtschreibreform zum Jahreswechsel wieder in die Buchstabenliste aufgenommen. Durch die Reform, die die Kommunikation zwischen den mehr als 220 Millionen portugiesisch-sprechenden Menschen in acht Ländern der Welt vereinheitlichen soll, fallen in Brasilien eine Vielzahl von Akzenten und auch die Doppelpunkte über dem «u» (Trema) mehrheitlich weg. Verändert haben sich auch Bindestrich-Regeln. Die Übergangszeit gilt bis Ende 2012.

Die Reform ist Teil einer Vereinbarung der portugiesisch-sprachigen Länder. Das Bildungsministerium in Brasília schätzt, dass nur etwa 0,5 Prozent des Wörter in Brasilien betroffen sind. In Portugal - wo die Reform derzeit noch nicht umgesetzt wird - und in Angola, Mosambik, der Republik Kap Verde, Guinea-Bissau und São Tomé e Príncipe werden den Angaben zufolge rund 1,5 Prozent der Wörter verändert werden. Zwischen dem Portugiesisch in Portugal und in dem 190 Millionen Einwohner zählenden Brasilien gibt es nicht nur in der Aussprache und der Grammatik erhebliche Unterschiede, sondern auch in der Bedeutung vieler Wörter. Daran ändert die Reform nichts.


(Mitteldeutsche Zeitung, 2. Januar 2009)
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Dieser Beitrag wurde am 15.09.2008 um 11.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#3904


Kommentar von Pt am 02.09.2008 um 16.16 Uhr

Da der Thread ''A Measure of Uncommon Decency'', http://shisaku.blogspot.com/2008/08/measure-of-uncommon-decency.html, des SHISAKU-Blogs ziemlich lang ist, gebe ich hier einige der für uns interessanten Passagen wieder:


Thursday, August 07, 2008 – A Measure of Uncommon Decency


Henry Bradley began his "On the Relations between Spoken and Written Language–with special reference to English" as follows:

// from Bradley

Many of the advocates of spelling reform are in the habit of asserting, as if it were an axiom admitting of no dispute, that the sole function of writing is to represent sounds. It appears to me that this is one of those spurious truisms that are not intelligently believed by any one, but which continue to be repeated because nobody takes the trouble to consider what they really mean. I do not merely deny the truth of the pretended axiom as a description of the relations between speech and writing as they exist at the present day in English and other languages. I assert that, so far as peoples of literary culture are concerned, there never was a time when this formula would have correctly expressed the facts; and that it would still remain false, even if an accurately phonetic spelling had been in universal use for hundreds of years.

// end of Bradley

And Jespersen his "On some disputed points in English grammar" in the following way:

// from Jespersen

I think it is Voltaire who says that animals are not so stupid as is generally supposed: Les bêtes ne sont pas si bêtes qu'on croit généralement. In the same way I am inclined to think that human beings are not so stupid as most people think, and especially that when something has been done or thought for a long time by many people, there must generally be some justification for it, and it wiil be found to be not so completely irrational as clever men nowadays may thinkt it. I have found this applicable to languauge, which represents, if not the collective wisdom of a nation, at any rate customs of expression and habits of thought which have satisfied the needs of thousnds, sometimes of many millions of people. There are things in most languages which when you come to think of them, look strange, sometimes even quite abusrd, and which are therefore often condemned as illogical by grammarians; who in some cases try to abolish them, while in other cases they find them so firmly rooted that with a shrug of the shoulders they give up any atempts at getting rid of them. But some of them may be defensible after all.

// end of Jespersen

Kmns
10:22 PM

The following is the comment I posted to Out of Their Right Minds

I think the new spelling system installed after the War is still in the stage of debugging. The Ministry of Education has been incessantly revising and is still revising various tables of characters to be used, (the reversal of which is not to be used) and has been revamping and stil revamping the detailed precepts about what kinds of spelling varieties of a word are permissible, why the traditiona spelling is not to be taught in some cases and permissible in some other cases. Perhaps it was rather those who were pro orthography reform that were out of their right minds. About the rationale of the system, please read the comments to
a Measure of Uncommon Decency

Anmerkung: Wenn Programmierer mit dem Debugging so lange brauchen würden, hätten wir bis heute noch keine halbwegs funktionsfähigen Computer.

Kmns
9:15 AM

It is an irony that what was envisaged to bring about simpleness has resulted in this complexity of not only the trouble of typing in non-ASCII letters but sometimes the trouble of typing in the whole word or name twice, the second time without diacritical marks to be embedded as a search key with special tags.

It is provided in English Wikipedia: Manual of Style of Japan-related Articles that where macrons are used in the title, appropriate redirects using the macronless spellings should also be created which point to the actual title (e.g., Tessho Genda and Tesshou Genda pointing to Tesshō Genda), and that for proper names, redirects should be created for the Japanese name order which points to the actual title of the article (e.g., Genda Tesshō, Genda Tessho, and Genda Tesshou pointing to Tesshō Genda).

kmns
10:32 PM

Anybody will admit the fundamental drive of the spelling reform is the belief that the language has outgrown the old writing system. And once it is attained, the reformed spelling has become the established system which is again to be reformed. ...

Anmerkung: Das habe ich früher mal als ''immerwährende Reform'' bezeichnet.

When I switched to the Classical or Historical Kana a few years ago, I found it very confusing to learn two closely related systems. ...

Anmerkung: Ranschburg-Phänomen!

In a sence, the government has been spending big money in the train cource of school teachers not to learn about the orthograpy reform, not to become aware of the problem of romanization. ...

kmns
11:44 AM

One of my favorite expressions about the relationship between spelling and pronunciation is the one made by G.L. Brook in his "a History of the English Language". That is "the pronunciation of English is constantly changing and we have reason to be grateful that spelling is not constantly changing along with it." And I beleive Brook told more truth than he meant. ...

Anyway, because of the demarcation of this continuing language, we Japanese are deprived of any possibility of having an authoritative dictionary covering both pre and post-War Japanese. And you have the Oxfor English Dictionary in spite of the rather changefulness of the language.

kmns
9:13 PM
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Dieser Beitrag wurde am 15.09.2008 um 11.10 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#3903


Kommentar von Pt am 01.09.2008 um 19.11 Uhr

Hier eine interessante Reaktion auf eine Diskussion über Rechtschreibreformen:

http://www.antimoon.com/forum/t11487.htm

SHISAKU-Blog:

http://shisaku.blogspot.com/2008/08/measure-of-uncommon-decency.html

Beachtenswert sind besonders die dort aufgeführten Zitate von Bradley und Jespersen.

Offenbar haben auch die Japaner Schwierigkeiten mit ihrer Rechtschreibreform.
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Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 20.05.2008 um 23.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#3343


Der Meldung zufolge ist eines der Ziele der Reform die Anerkennung des Portugiesischen als offizielle Sprache der Vereinten Nationen.
Ein ehrgeiziges Ziel – der Anstrengung der Edlen würdig!
Daran sollte sich Frau Limbach ein Vorbild nehmen. Wen kümmert schon die EU, hier geht es um Weltpolitik!
Da Frau Limbach besser als das Auswärtige Amt weiß, wie man eine angemessene Personal- und Sprachpoltik betreibt, wären die Aussichten doch gar nicht so schlecht, oder?
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Urs Bärlein
*

Dieser Beitrag wurde am 20.05.2008 um 22.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#3342


Zu Herrn Manns Information nachzutragen wäre noch, daß die AP-Meldung vom Freitag die einzige Agenturnachricht von dem Beschluß des portugiesischen Parlaments in Deutschland zu sein scheint. Jedenfalls hatte dpa nichts. So etwas kommt nur sehr selten vor; der umgekehrte Fall schon öfters.
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Michael Mann
Dormitz

Dieser Beitrag wurde am 20.05.2008 um 15.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#3340


Die Geschichte wiederholt sich, zumindest in Ausschnitten: Auch in Portugal läuft gerade eine Rechtschreibreform. Und auch in Portugal protestieren Schriftsteller dagegen. Alles wie gehabt (Quelle).

Aber was dann doch neu ist, ist die Begründung für die Reform: "Damit soll unter anderem die Suche im Internet vereinfacht werden." Ich kann kaum glauben, daß das ernst gemeint ist. Statt daß man vernünftige Suchmaschinen und -algorithmen programmiert, ändert man lieber die Orthographie eines ganzen Landes. Da muß doch selbst Google peinlich berührt sein, auch wenn die schon lange nicht mehr die Guten sind.
(Crosspost von www.obstladengeschichten.de)

Zur Ergänzung (auch zum Beitrag von Urs Bärlein): weitere (frühere) Meldung aus dem Deutschlandfunk
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Christoph Schatte
Poznan

Dieser Beitrag wurde am 22.09.2006 um 18.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#956


Gewachsenes nicht reformieren!

In anderen Ländern sind Orthographen dauerhaft damit befaßt, zu verfolgen, wie sich die Schreibgewohnheiten entwickeln, um sodann anpassende Einzelregeln zu erstellen und ab gegebenem Datum für verbindlich zu erklären. Das geht recht still vor sich, ohne Ministererklärungen, Kommissionsentschlüsse, Ratsverlautbarungen, Volksbegehren, Medienspektakel und so.

In Deutschland indessen vergreifen sich am Gewachsenen bildungs- und kulturrevolutionär Ambitionierte, denen Gewachsenes a priori verdächtig, weil (bildungs)bürgerlich erscheint. Gelegentlich ihres Eingriffs in die keinesfalls systemhafte Orthographie tangieren sie allerdings auch die germanistische Grammatikographie. Im Ergebnis ist es in Deutschland heute wohl schon besser, sich nicht freiwillig als Sprachwissenschaftler zu deklarieren, denn dank dieser Revolutionäre wurde die gesamte germanistische Linguistik diskreditiert, ohne daß sie auf das "Werk" auch nur den geringsten Einfluß hatte, denn dieses ist von Amateuren, früher (positiv): Dilettanten, inszeniert.

In Erhabenland schaut man sich aber nicht erst um, wie man mit solchen Dingen (auch etiologisch) außerhalb verfährt. Nein, man weiß es wie schon immer besser. An der deutschen Orthographie wird daher von nun an die Welt genesen oder verzweifeln. Sie kann es sich ganz demokratisch aussuchen.
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Gabriele Ahrens
Elsfleth

Dieser Beitrag wurde am 18.09.2006 um 12.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#938


Umstrittene Sprachreform in Belarus

Im belarussischen Bildungsministerium werden neue Regeln für die belarussische Sprache erarbeitet. Einen entsprechenden Auftrag erteilte Präsident Aleksandr Lukaschenko. Experten kritisieren die geplanten Änderungen.


Das belarussische Staatsoberhaupt Aleksandr Lukaschenko hat eine Erklärung zum Zustand der belarussischen Sprache abgegeben. Demnach werde derzeit eine belarussische Sprache angewandt, die sich auf Regeln stütze, die im Jahre 1957 eingeführt worden seien. Dem Präsidenten zufolge entwickelt sich aber die Sprache weiter. Dies habe zur Notwendigkeit geführt, die bestehenden Rechtschreibregeln zu reformieren und zu vereinheitlichen. Welche Regeln vereinheitlicht werden müssten, sagte Lukaschenko nicht.

"Narkomowka" und "Taraschkiewiza"

Derzeit werden zwei Varianten der belarussischen Sprache angewandt. Die erste basiert auf Rechtschreibregeln, die 1957 eingeführt wurden, die zweite auf Regeln, die bis 1933 galten. Das Volk nennt die Sprachvarianten "Narkomowka" und "Taraschkiewiza". Die "Taraschkiewiza" wird in den Schulen nicht gelehrt. Es ist unabhängigen Medien und den Belarussen im Ausland zu verdanken, dass sie noch Anwendung findet.

Ihren Namen hat die "Taraschkiewiza" hat vom belarussischen Philologen und Politiker Branislau Taraschkiewitsch (1892-1938), der die "Belarussische Grammatik für Schulen" verfasst hatte. Die "Narkomowka" ist eine in der Sowjetzeit - 1933 - vom "Volkskomitee" eingeführte russifizierte Variante der belarussischen Sprache.

Überfällige Reformen

Nach Ansicht des Vorsitzenden der "Gesellschaft für belarussische Sprache", Oleg Trusow, sind die von den Behörden geplanten Änderungen unwesentlich und werden lediglich Verwirrung stiften. Eine Reform der Regeln der belarussischen Sprache sei aber überfällig: "Dass die Sprache reformiert werden muss, haben wir schon Anfang der 90er Jahre betont, weil die bolschewistische Reform von 1933 der belarussischen Sprache großen Schaden zugefügt hat. Wir forderten damals die Rückkehr zur Rechtschreibung vor 1933." Der Vorsitzende der "Gesellschaft für belarussische Sprache" erläuterte, dass damals sogar eine Sonderkommission gebildet worden sei, die entsprechende Dokumente erarbeitet habe. Aber das Referendum von 1995, als die russische Sprache dem Belarussischen gleichgesetzt wurde und den Status einer Staatssprache erhielt, setzte den Bemühungen der "Gesellschaft für belarussische Sprache" ein Ende, so Trusow.

Erst vor vier Jahren sei dann erneut über eine Reform der belarussischen Sprache diskutiert worden. Die vorgeschlagenen Änderungen der Rechtschreibung seien aber oberflächlich gewesen: "Bereits 1999 begann die Akademie der Wissenschaften an ihrer Rechtschreibreform zu arbeiten. Sie ist wenig umfassend - es ist praktisch nur eine kleine Korrektur der ‚Narkomowka‘. Der Vorschlag löste in der Öffentlichkeit Empörung aus, worauf sie unter den Teppich gekehrt wurde. Und jetzt ist diese Variante in Lukaschenkos Administration wieder aufgetaucht."

Kritik am Bildungsministerium

Trusow zufolge ist es vollkommen unverständlich, warum das Bildungsministerium und nicht die Akademie der Wissenschaften damit beauftragt wurde, neue Rechtschreibregeln für das Belarussische zu erarbeiten. Der Vorsitzende der "Gesellschaft für belarussische Sprache" meint, das Ministerium verfüge weder über die notwendigen Erfahrungen noch über Experten auf diesem Gebiet.

Im Bildungsministerium ist man hingegen der Ansicht, dass neue Regeln für die belarussische Sprache längst überfällig seien. Wiktor Iwtschenkow, Berater des Bildungsministers, erklärte aber, derzeit handele es sich lediglich um eine Neufassung der Sprachregeln und nicht um eine Reform.
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 21.12.2005 um 18.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#449


»Hoe schrijv jou dat?

(21.12.2005) Was die Deutschen können, können die Niederländer schon lange. Wie das Deutschlandradio Kultur meldet, weigern sich drei große niederländische Zeitungsverlage (mit ihren Zeitungen unter ihnen »de Volkskrant«, »Trouw« und »NRC Handelsblad«) sowie der niederländische Rundfunk In einer konzertierten Aktion, die umstrittene Rechtschreibreform wie vorgesehen am 1. August 2006 umzusetzen.

Die Vorschriften seien absurd und machten die Sprache undeutlich und hässlich, hieß es. So dürfte es den Niederländern bald ergehen wie ihren Nachbarn im Osten: In den Medien gibt es keine einheitliche Rechtschreibung mehr - und Zeitungen benutzen andere Regeln als Schulbücher und Lexika.

Der von den Niederlanden, Flandern und Surinam gebildete Ausschuss zur Regulierung des Niederländischen (»Nederlandse Taalunie«) will jedoch den Forderungen nach Rücknahme der Reform nicht folgen.

Bei den Auseinandersetzungen um die deutsche Rechtschreibreform hatten im Sommer 2004 ebenfalls einige Verlage und Zeitungshäuser, darunter Springer, Spiegel, Rheinischer Merkur sowie die Süddeutsche Zeitung erklärt, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, was heftige Diskussionen nach sich zog.

Die Auseinandersetzungen um die Rechtschreibreform sind nach wie vor nicht beigelegt (Siehe APOLL News vom 26. November, vom 26. Oktober und vom 28. Oktober)

Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist im Internet unter www.rechtschreibrat.com zu erreichen.

(Quelle: Deutschlandradio Kultur

(Apoll-online, 21. Dezember 2005)
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 20.12.2005 um 02.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#448


Harry Mulisch, zitiert in De Volkskrant, 17. 12. 2005: »Zielenpoot, wat een onzin. Ik heb al in 1995 tegen mijn uitgever gezegd: daar gaan we niet in mee. Dat Groot Nederlands Dictee van jullie, dat wint degene die alles goed heeft. Maar omdat die regels niet goed zijn, heeft hij eigenlijk de helft fout. Ze proberen de taal logisch te maken, maar taal ís niet logisch. In Duitsland voerden ze dezelfde discussie. Daar weigerden een aantal kranten en schrijvers de nieuwe spelling te volgen. Ik sta daar achter, maar die arme kindertjes op school raken in de war. Heeft de meester gelijk of heeft Günter Grass gelijk?«
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 19.12.2005 um 17.47 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#447


»Auch in den Niederlanden spaltet eine Rechtschreibreform das Land

Was die Deutschen können, können die Niederländer schon lange.
In einer konzertierten Aktion weigern sich drei große Zeitungsverlage sowie der niederländische Rundfunk, die umstrittene Rechtschreibreform wie vorgesehen am 1. August 2006 umzusetzen. Die Vorschriften seien absurd und machten die Sprache undeutlich und hässlich, hieß es. So dürfte es den Niederländern bald ergehen wie ihren Nachbarn im Osten: In den Medien gibt es keine einheitliche Rechtschreibung mehr - und Zeitungen benutzen andere Regeln als Schulbücher und Lexika.«

(Deutschlandradio Kultur, 19. Dezember 2005; letzte Nachricht)
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 19.12.2005 um 10.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#446


»Medien-Protest mit verhärteten Fronten
Streit um niederländische Rechtschreibreform


Eine in den Niederlanden für 2006 geplante Reform der Rechtschreibung sorgt dort für Proteste mit neuerdings verhärteten Fronten. Drei niederländische Tageszeitungen und der niederländische Rundfunk (NOS) wollen die neuen Regeln nicht wie vorgesehen zum 1. August 2006 anwenden, teilten die Medien am Samstag mit. Die Vorschriften seien absurd und inkonsequent und machten die Sprache von insgesamt 22 Millionen Menschen undeutlich und hässlich, erläuterten sie in eigenen Kommentaren.

»De Telegraaf«, die auflagenstärkste Zeitung der Niederlande, schloss sich der Erklärung zwar nicht an. Das Blatt bezeichnete die Aktion der anderen - unter ihnen »de Volkskrant«, »Trouw« und »NRC Handelsblad« - aber als logisch. Zugleich wird kritisiert, dass viele Zeitungen künftig eine andere als die offizielle Schreibweise propagierten. Auch drei Wochenzeitschriften lehnen nach eigenen Angaben die Umsetzung der Reform ab.

Der von den Niederlanden, Flandern und Surinam gebildete Ausschuss zur Regulierung des Niederländischen (»Nederlandse Taalunie«) will jedoch den Forderungen nach Rücknahme der Reform nicht folgen.«


( Netecho / Ostbelgien, 19.12.05 )
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 17.12.2005 um 23.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#445


Im niederländischen Sprachraum streitet man sich hauptsächlich um zwei Fragen, von denen die erste überhaupt nicht orthographischer Natur ist (was aber niemand zu merken scheint), nämlich die, ob bestimmte Komposita ein Fugen-n haben sollen oder nicht. Der andere Streitpunkt ist die Schreibung der Anglizismen.

Sehr vertraut wirkt die Arroganz, die aus allen Äußerungen der Reformer spricht. Das Sprachvolk hat gefälligst zu parieren, eine öffentliche Debatte ist immer schon überflüssig. Der folgende Artikel, in dem allen Ernstes behauptet wird, die englische Orthographie werde auch von Intellektuellen schlecht beherrscht (ein Blick ins Internet beweist das genaue Gegenteil), ist dafür bezeichnend.

»Denk niet te gemakkelijk over spelling
Nederland vaart op het terrein van de spelling een niet onredelijke middenkoers, meent H.J. Verkuyl.

Op de Opiniepagina's en ook elders in de krant hebben tegenstanders van het gewijzigde Groene Boekje, de lijst met de correcte spelling van woorden, veel ruimte gekregen. De activiteiten van de Werkgroep Spelling (WGS) van de Nederlandse Taalunie, waarbinnen de afspraken over de wijzigingen van de spelling zijn gemaakt, veelal van honend commentaar voorzien. Zo heeft NRC Handelsblad schrijnend een ongehoorde trivialisering van de discussie bevorderd over de afstemming van schriftelijk taalgebruik op gesproken taal.

Veel van het huidige ongenoegen lijkt opgepot sinds de spellingswijziging in 1995. Het meeste ongenoegen in deze krant over de activiteiten van de Werkgroep Spelling (WGS) van de Nederlandse Taalunie betrof de tussen-n. De WGS - die overigens nauw samenwerkte met een platform waarin woordenboekuitgevers zitting hadden alsmede taaladviesdiensten en bedrijven die spellingcheckers maken - heeft simpelweg een (door de politiek opgelegde en door biologen betreurde) rariteit uit 1995 hersteld door paardebloem de tussen-n terug te geven die het in de Van Dale uit 1872 al had.

Het probleem uit 1995 was ontstaan in 1863 toen druivepit zonder -n gespeld werd vanwege de onzalige gedachte aan een enkelvoud. Niemand heeft het over de onzin van die gedachte: meervoud en enkelvoud vormen geen òf-òf-tegenstelling. Een enkelvoudsvorm kan van alles uitdrukken, waaronder meervoudigheid, zoals het tweede woord van de zin die u nu leest, dat doet. In 1954 zag men dat niet, met als bizar gevolg koninginnedag tegenover herenhuis.

In 1995 zat er helaas geen semanticus in de commissie. Daardoor leven we nu met de politiek vastgelegde tussen-n waar iedereen nog boos over is, maar waar de WGS niets aan mocht doen.

Waarom móet er iets gedaan worden; waarom laten we de zaak niet met rust? Die vraag duikt steeds weer op met een verwijzing naar het Engels en het Frans. Dat (ook de intellectuele) Engels- en Franssprekenden ongelooflijk slecht spellen, is blijkbaar niet bekend bij deze rustzoekers. Dat dit komt door een te grote tegenstelling tussen woordklank en visueel woordbeeld ook niet.

Internationaal vergelijkend onderzoek toont aan dat landen waar men ondanks de heisa erover toch probeert om klank en visueel beeld enigszins bij elkaar te houden, voordeel hebben als het gaat om leesbaarheid en leerbaarheid van woorden. Nederland behoort tot die landen en vaart een niet onredelijke middenkoers. De gedachte achter 'niets-veranderen' is dat woorden constant blijven. Dat zijn ze niet, noch wat hun betekenis betreft noch wat betreft vormkanten zoals uitspraak en accentuering.

Veel van de problemen die het bestaan van een WGS rechtvaardigen zijn inburgeringsproblemen, dus veranderingsproblemen. Veel buitenlandse woorden, zoals word processor, verdwijnen weer omdat er inheemse woorden beschikbaar zijn.

Andere vreemdelingen blijven (squashen, douchen), maar dan ontkomen ze meestal niet aan aanpassingen, ook al vindt de intellectuele bovenlaag dat je vreemde woorden liefst in hun oorspronkelijke klederdracht moet laten. Het inheemse uitspraaksysteem is echter zo krachtig dat het altijd wint, zoals ik met enige pijn constateer als ik notúlen en Herácles hoor zeggen, zelfs in academische kringen.

Een ander deel van de veranderingsproblemen betreft hoofdletters, liggende streepjes, afkortingen, apostrofs, etc. Ook die vallen onder het hoofdje inburgering en aanpassing.

De VPRO liet ooit zijn afbrekingspunten vallen. Het paste in een ontwikkeling waarin een deel van de afkortingen zich door zijn uitspraak gaat gedragen als een normaal woorddeel, zoals in

havoschool, terwijl een ander deel die mogelijkheid niet heeft, zoals nrc-scryptogram, terwijl weer een ander deel beide mogelijkheden heeft, zoals nosjournaal en N O S-journaal.

De genoemde domeinen vereisen om allerlei redenen enige ordening en beregeling. Zodra men dat inziet, moet men ook zien dat consistentie onmogelijk is door de enorme complexiteit van het taalsysteem en het notatiesysteem.

Taalkundigen (van allerlei soort) hebben niet altijd antwoorden op de vragen maar weten wel welke vragen goed zijn en welke niet. Ze hebben de tijd ook mee: er wordt steeds meer bekend over de wijze waarop mensen lezen.

Psycho- en sociolinguïstische onderzoeken maken steeds duidelijker of en welke aanpassingen nodig zijn om mensen niet onnodig met spellingsproblemen op te zadelen. En in welk tempo. Taalkundigen staan echt niet te trappelen om spelling te veranderen.

Het is contraproductief is om te roepen dat er niets aan de spelling moet gebeuren: de inburgering van woorden in de taalgemeenschap lijkt minstens zo complex als de inburgering van nieuwe ingezetenen. Men ontkomt daarom niet aan een zekere vorm van aanpassing en daarvoor zijn afspraken nodig.

H.J. Verkuyl is lid van de Werkgroep Spelling van de Nederlandse Taalunie en is emiritus [!] hoogleraar linguïstiek in het bijzonder de semantiek en de Nederlandse taalkunde. Hij hield onlangs in Leiden de Siegenbeeklezing over spelling. Eerder verschenen stukken over het nieuwe Groene Boekje.

NRC, 16. 12. 2005«
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 17.12.2005 um 20.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#444


»In den Niederlanden zeichnet sich ein Tauziehen über die Einführung der niederländischen Rechtschreibreform ab: die wichtigsten niederländischen Tageszeitungen kündigten an, die herkömmliche Schreibweise beizubehalten, abgesehen von einigen kleinen Änderungen. Am 1. August 2006 soll die Reform eingeführt werden. Von den flämischen Herausgebern verlautete heute, man werde sich dem Protest wahrscheinlich nicht anschließen, man habe sich aber noch nicht ernsthaft mit der Frage befasst.«

BRF online, 17. 12. 2005
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Michael Mann
Dormitz

Dieser Beitrag wurde am 23.11.2005 um 17.04 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#401


Schon zehn Tage alt, aber mir gerade erst aufgefallen: Ein kommentierender Absatz aus britischer Sicht.

The best thing about the English language is the fact that you can pretty much make it up as you go along. It can be bent and stretched like a piece of Plasticene - unlike French and German, which are made rigid by committees deciding from on high whether or not new words or spellings should be admitted to the official lexicon.

Aus dem Guardian.
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Gabriele Ahrens
Elsfleth

Dieser Beitrag wurde am 14.11.2005 um 10.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#365


Interview der Nordwest-Zeitung (10.11.) mit Marie Corentine Sandstede, seit 33 Jahren Französischlehrerin, über den anhaltenden Spanisch-Trend und die Schwierigkeiten der französischen Sprache:

[…]
Frage: Liegt es auch am Ruf des Französischen, eine schwere Sprache zu sein?

Sandstede: Ja, sicherlich. Dieser Ruf ist über viele Jahre, in denen wir laut Gesetz so streng korrigieren mussten, geprägt worden. Nun haben wir eine neue Art zu korrigieren. Das bringt den Schülern mindestens ein bis zwei Punkte mehr. Wer früher eine vier hatte, hat jetzt eine drei, das ist was anderes. Französisch ist lockerer geworden, und so wird sich das sicher relativieren.
[…]


Weiß jemand, wie jetzt korrigiert wird und was früher „lt. Gesetz“ anders war? Welche Spielräume werden den Schülern eingeräumt? Variantenschreibungen? Gibt es Anweisungen aus den Kultusministerien? Hat es etwas mit der französischen Rechtschreibreform zu tun?
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 05.07.2005 um 13.24 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#166


Gegen évènement ist wohl nichts zu sagen. Der Zirkumflex zeigt bekanntlich zumeist den Wegfall eines s an, vgl. etwa plaît - plaisir. Bei unserem kosten ist das s stehen geblieben, im Französischen eingespart worden (früher couster). Le Monde findet die vorgeschlagene Änderung offenbar wenig überzeugend: «. . . les groupuscules radicaux israéliens décidés, coûte que coûte, à faire échec au projet du premier ministre Ariel Sharon . . .» (1. 7. 2005)
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Gabriele Ahrens
Elsfleth

Dieser Beitrag wurde am 05.07.2005 um 09.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=36#165


Neue französische Rechtschreibung

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Veröffentlichung im „Journal officiel de la République française“ wurde in Frankreich die neue Schreibweise von ca. 2000 Wörtern empfohlen. Sowohl die alte als auch die neue Schreibweise sind unbefristet zugelassen. Ziel der Reform ist eine Anpassung der Rechtschreibung und der Verzicht auf die Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten.

Betroffen sind u.a. Akzentregeln, so der fast völlige Verzicht auf den accent circonflexe auf den Buchstaben i und u, u.a. s`il vous plait, connaitre, couter. Die empfohlene neue Schreibweise wurde bereits in die Neuauflage der wichtigsten französischen Wörter- und Handbücher aufgenommen.

Auch in Deutschland sind Französischlehrerinnen und -lehrer aufgefordert, mit sofortiger Wirkung die neue empfohlene Schreibweise im Unterricht zu berücksichtigen und bei der Bewertung von Schülerarbeiten beide Schreibweisen gelten zu lassen.

Detaillierte Informationen sind auf folgender Internetseite verfügbar: www.orthographe-recommandee.info.

Ich bitte Sie, die Information an die Fachkonferenz Französisch bzw. an alle Französischkolleginnen und -kollegen weiterzugeben.


Dies schrieb am 17.1.05 der Bremer Senator für Bildung und Wissenschaft an die Fachkonferenz Französisch der Sekundarstufen I und II, Beruflichen Gymnasien und Beruflichen Schulen im Lande Bremen. In Schleswig-Holstein wurde ein gleichlautendes Schreiben verschickt (26.4.05), und auch in Rheinland-Pfalz gab es ein solches Rundschreiben (10.1.05).

Weiß jemand, ob auch in den anderen Bundesländern solche Anweisungen erteilt wurden? Am Neuen Gymnasium Oldenburg (Niedersachsen) jedenfalls wird in Französisch nichts „Reformiertes“ unterrichtet bzw. bewertet. Die angegebene Webseite ist im übrigen ganz interessant. Man erfährt etwas über den Umfang der „Reform“, wobei die im Rundschreiben erwähnten Akzentregeln nur einen Teil ausmachen. In einem Artikel zu dem Thema fand ich folgende Feststellung: „Ein besonders besorgniserregender Punkt ist die verschlechterte Rechtschreibung der aktuellen Schüler.“ Microsoft hat die neuen Regeln übrigens schon im Programm.
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