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»Sprache und Politik«


Beiträge zum Thema

»Meinungen und Stellungnahmen von Politikern und Juristen
Erkenntnisse und Geständnisse«

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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 25.05.2018 um 11.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#11641


Seit gestern wird von den meisten Medien eine unerhoerte Neuigkeit verbreitet:
Die abschlagsfreie Rente mit 63 sei sehr beliebt, werde gut angenommen, Nachfrage uebertrifft Erwartungen und so weiter. Ist das nicht ziemlich seltsam und naiv ausgedrueckt?

Es ist doch klar, dass alle Geldgeschenke und finanziellen Vorteile, fuer die man nichts weiter tun muss als sie zu beantragen, sehr beliebt sind und gut angenommen werden. Wundert sich darueber jemand?

(Eszett und Umlaute wegen des FDS-Editorproblems als Doppelzeichen)
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K. Bochem
Köln

Dieser Beitrag wurde am 19.10.2009 um 23.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#5458


Hoffnung

Hin und wieder sollte man den Jahrhundertwendemurks mit knappen, drastischen Vokabeln belegen. Das befreit. Die (gelungene) Assoziation von Germanist erinnert mich einmal wieder daran, daß die unterschwellige Motivation, ein solches Desaster anrichten und durchsetzen zu wollen, nur aus dem (gescheiterten) Legal-illegal-scheißegal-Milieu kommen kann. Das gibt Hoffnung.
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)

Dieser Beitrag wurde am 12.09.2009 um 20.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#5357


DerWesten.de, 20. August 2009

Bundestagspräsident zu Gast
Lammert: Politik muss nicht langweilig sein

[. . .]

Das freut Schüler: kein trockener Vortrag, sondern lebendige und einfach verständliche Erklärungen komplexer Sachverhalte. „Wie sieht das aus mit diesen unnötigen Rechtsschreibreformen? Keiner kommt damit wirklich klar”, beschwerte sich eine Schülerin. Nur war Norbert Lammert dafür nicht der richtige Ansprechpartner: „Für Rechtschreibung ist nicht der Bund zuständig, sondern die Länder. Ich habe genauso wenig wie du Einfluss darauf. Die Rechtschreibreform war ein Versuch, der nicht gelungen ist und der auch unnötig war”, so der Bundestagspräsident.

[. . .]


www.derwesten.de
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Jan-Martin Wagner
Halle (Saale)

Dieser Beitrag wurde am 12.09.2009 um 19.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#5354


Märkische Allgemeine, 12. September 2009

MAZ-Fragebogen
Heute: Heinz Lanfermann, Bundestagsdirektkandidat der FDP im Wahlkreis 61

Im 19. Jahrhundert war ein beliebtes Gesellschaftsspiel, das Merkbuch der Bekenntnisse zu beantworten. Entworfen vom französischen Schriftsteller Marcel Proust hat der Fragebogen viele Varianten erfahren. Heinz Lanfermann (59), Bundestagsdirektkandidat der FDP, beantwortet das MAZ-Exemplar.

[. . .]

Welchen Fehler würden Sie gern ungeschehen machen?

Lanfermann: Dass ich als Abgeordneter im Bundestag nicht früh genug gegen die unsinnige Rechtschreibreform gekämpft habe.

[. . .]


www.maerkischeallgemeine.de

(Die zugehörige Pressemitteilung findet sich hier.)
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Matthias Künzer
Herzogenrath

Dieser Beitrag wurde am 31.12.2008 um 17.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#4389


Quelle: Abgeordnetenwatch.de, Frage vom 14.12.2008

»Sehr geehrter Herr Ströbele,

warum schreiben Sie nicht nach der gültigen Rechtschreibung? So stehen z.B. nach einem Wort mit kurzem Vokal statt "ß" seit einigen Jahren "ss", z.B. "dass" statt "daß". Ein Bundestagsabgeordneter sollte in Schreiben mit dem Bürger mit gutem Bspiel voran gehen.

PS. Ihren Antworten kann ich mich anschließen.

MfG Gerd von Garrel

Sehr geehrter Herr von Garell.

Die mühsam erlernte Schreibweise praktiziere ich weiter bewußt bei den Worten, bei denen mir die neue nicht einleuchtet. Ich habe lange genug in der Schule darunter gelitten, daß mir Schreibweisen eingepaukt wurden, die mir nach der Aussprache überhaupt nicht einleuchten wollten. Also ein kleiner Protest.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele«
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(Red.)


Dieser Beitrag wurde am 30.05.2006 um 19.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#703


Nach Rücksprache mit Herrn Schichtl veröffentlichen wir an dieser Stelle die folgende Korrespondenz:


Ludwig Schichtl
Baldham
27.3.06


Herrn
Bundespräsident Horst Köhler
Schloß Bellevue
Spreeweg 1
10557 Berlin


Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
Sie sind die oberste moralische Instanz, die in diesem grotesken Kulturstreit wieder Frieden stiften kann. Gleichzeitig können Sie damit den Glauben, daß die Bundesrepublik Deutschland eine demokratische Verfassung hat, wieder herstellen. Worum geht es?
Das Desaster mit der sogenannten Rechtschreibreform ist sicherlich auch Ihnen bekannt. Inzwischen ist das Chaos in der deutschen Rechtschreibung so groß, daß keiner mehr weiß, was wie geschrieben wird. Ständig werden neue Listen veröffentlicht, in denen Schreibungen wieder zurückgenommen werden, die vorher vom selben Gremium vereinbart worden sind.
Wenn auch zugegebenermaßen kleinere Änderungen angebracht gewesen wären; dieses Durchholzen der Schreibsprache war unangemessen und in höchstem Maße stümperhaft. („Man nahm etwas in Angriff, was niemand brauchte und fast niemand wollte“, Peter Eisenberg, SZ).
Einige wenige, aber typische Beispiele mögen die Unbedarftheit des Vorgehens belegen. Aus „aufwendig“ wurde „aufwändig“, „notwendig“ aber blieb, aus „zur Zeit“ wurde „zurzeit“ und aus „hierzulande“ wurde „hier zu Lande“. Da steckt kein System dahinter, sondern Zufall und Willkür.
Eine Gruppe sprachlich völlig inkompetenter Germanisten hat in einer Art Putsch die deutsche Schriftsprache an sich gerissen und zum Teil bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Wer aus einem leserlichen „Mißstand“ grundlos einen unleserlichen „Missstand“ macht (ähnlich „Schlußstrich“ zu „Schlussstrich“), wer „sogenannt“ und „ so genannt“ nicht unterscheiden kann, hat jeden Anspruch auf Kompetenz verwirkt. In vielen Zeitungskommentaren und Leserzuschriften wurde das Problem heftigst kritisiert, doch die Kommission ist weitgehend einsichtsresistent. Viele Zeitungs- (beispielsweise die F.A.Z.) und Buchverlage sind zur alten bewährten Schreibweise zurückgekehrt, sodaß es derzeit in Deutschland (mindestens) zwei unterschiedliche Rechtschreibungen gibt.
Besonders erschütternd ist es, wenn man bedenkt, daß sämtliche deutschen Kultusminister, unabhängig ihrer Parteizugehörigkeit, diesem Unfug zugestimmt haben. Gleichzeitig bewegen sich diese Kultusminister in der Nähe zur Korruption; denn es ist bekannt, daß die Kommissionsmitglieder auf Gehaltslisten von Wörterbuchverlagen stehen, was den Ministern sicher bekannt sein dürfte. Inzwischen hielten die Kultusminister angeblich nur noch aus Gründen der Staatsräson an dieser Reform fest. Der wahre Grund dürfte eher Feigheit sein, eigene Fehler einzugestehen.
Das Argument, man wolle den Kindern das Schreiben erleichtern, etwa durch Wegfall des „ß“, ist Unsinn. Die vermeintliche Erleichterung wurde zur Verwirrung. Erinnert man sich, daß zu Zeiten als noch Sütterlin gelehrt wurde, die Kinder zwischen drei S-Varianten unterscheiden mußten (langes-s, Ringel-s und ß), dann ist die Begründung obendrein eine Beleidigung der heutigen Schulkinder. Andererseits hat die neue Methode dazu geführt, daß viele Kinder nun „Erlebniss“ oder „Geheimniss“ schreiben.
Lassen Sie sich, Herr Bundespräsident, bitte nicht durch das Argument ablenken, in Deutschland bestünden wichtigere Probleme als die harmlose Rechtschreibung. Nein, anders herum ist es, wer dieses Problem schon nicht in den Griff bekommt, der scheitert an größeren Problemen erst recht. Die Glaubwürdigkeit der Politik hat mit diesem unprofessionellen Vorgehen erheblichen Schaden genommen. Und es wurde viel Geld ausgegeben, das gerade für die Bildungspolitik nun fehlt.
Warum ich Ihnen das alles schreibe, verehrter Herr Bundespräsident? Weil Sie einen Eid abgelegt haben, daß Sie den Nutzen des deutschen Volkes mehren und Schaden von ihm wenden wollen. Daran erlaube ich mir, Sie zu erinnern und bitte Sie hiermit sehr inständig: Endigen Sie das Schreibchaos und erklären Sie die sogenannte Rechtscheibreform für ungültig.

Mit freundlichen Grüßen


PS: Sollte diese eine Unterschrift von mir nicht ausreichen, wäre es eine nur geringe Mühe Tausende von Unterschriften zu sammeln.
Dieser Brief geht als offener Brief an die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel und Die Zeit.

_________


Bundespräsidialamt
Berlin, 16. Mai 2006

Herrn Ludwig Schichtl, Baldham


Sehr geehrter Herr Schichtl,

Bundespräsident Horst Köhler dankt für Ihren Brief vom 27. März 2006. Aufgrund der Vielzahl der ihn täglich erreichenden Schreiben ist es ihm leider nicht möglich, in jedem Fall persönlich zu antworten.

In Ihrem Brief wenden Sie sich gegen die sog. Rechtsschreibreform [sic!]. Diese sei willkürlich und auch „stümperhaft“ durchgeführt worden. In der Tat ist die Geschichte der Rechtsschreibreform von heftigen Diskussionen, Unsicherheiten und Nachbesserungen begleitet. Zahlreiche Verwaltungsgerichte und Oberverwaltungsgerichte wie auch das Bundesverfassungsgericht waren mit Klagen und Anträgen gegen die neuen Rechtschreibregeln befasst. Letztendlich soll von hier aus kein Urteil über Wert oder Unwert der Reform abgegeben werden. Wie bei strittigen Fragen in der Juristerei so wird sich auch in der Sprachwissenschaft keine einhellige Meinung erzielen lassen. Einiges an den neuen Regelungen mag sinnvoll, logisch und verständlich sein, anderes hingegen fragwürdig und möglicherweise wenig nachvollziehbar. Nach einer längeren Debatte sind einige strittige Bereiche der Rechtschreibreform jetzt nochmals geändert worden. Dies könnte dazu führen, dass nunmehr breitere Akzeptanz vorhanden ist. Dies zeigt sich darin, dass bisher der Rechtschreibreform gegenüber kritische Verlage, die „modifizierten Reformregelungen“ übernehmen wollen.

Die zunächst gegen die Reform sprechenden praktischen Erwägungen (Umstellungskosten, Verunsicherung der Bevölkerung) dürften nunmehr eher gegen eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung sprechen. Nach Inkrafttreten der Rechtschreibreform vor acht Jahren haben Behörden, Gerichte und Verlage die Rechtschreibung umgestellt. Der überwiegende Teil der Schulkinder hat Schreiben nach den neuen Regeln gelernt. Insofern wird auch die Akzeptanz der neuen Rechtsschreibregelungen Jahr für Jahr deutlich ansteigen.

Es ist jetzt wichtig, dass nunmehr Sicherheit hinsichtlich der Rechtschreibgregelungen herrscht. Der Bundespräsident hätte im Übrigen nicht die Kompetenz die Rechtschreibreform für ungültig zu erklären. Er kann nur im Rahmen der ihm verfassungsmäßig zugewiesenen Rechte handeln.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

(Unterschrift)
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Dieser Beitrag wurde am 28.05.2006 um 13.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#698


Kratzbaum am 19.03.2006 um 15:55:16 Uhr

Ist es möglich, den Text M. Hohlmeiers zu Gesicht zu bekommen? Ich erinnere mich, daß die Dame besonders die Neuschreibung "Gämse" feudig begrüßt hat.


Reinhard Markner am 16.03.2006 um 13:40:39 Uhr

„Von Unkenrufen nicht irre machen lassen“. CSU blickt nach vorne: Traditionelles Heringsessen mit Monika Hohlmeier im Stadtschloss

Andreas Welz, Neue Presse (Coburg), 4. 3. 2006

Ihre volkstümliche und zupackende Art mit einem guten Schuss Humor hat Monika Hohlmeier nicht verloren. Beim Fischessen des CSU-Ortsverbandes Lichtenfels fand die ehemalige Kultusministerin am Donnerstag im Stadtschloss dankbare Zuhörer. [. . .]

Am Beispiel der Rechtschreibreform, die bisher 16 Jahre andauere, machte Hohlmeier die übermäßige Bürokratie in unseren Lande transparent. [. . .]
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 19.05.2006 um 20.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#681


Was ist eigentlich aus der Jungen Union Hessen geworden? Ihre Mitgliederzeitschrift „Löwenmaul“ widmete sich im Herbst 2004 (PDF, ca. 800 KB) ausführlich der Rechtschreibreform, schon auf dem Titelblatt hieß es „Rechtschreibreform stoppen“ (dieser Bildausschnitt prangt weiterhin auf der nicht ganz aktuell wirkenden Webseite), und nach einem Bericht (S. 5–6) kam Prof. Ickler in einem Interview ausführlich zu Wort (S. 7–8). Wie steht die JU Hessen heute dazu?
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

Dieser Beitrag wurde am 03.05.2006 um 14.14 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#665


[Roland Koch zum Aufruf der 22 Bürgerinitiativen]

Der Hessische Ministerpräsident
Hessische Staatskanzlei • Postfach 31 47 • 65021 Wiesbaden
Wiesbaden, den 28.April 2006


Deutsche Bürgerinitiativen gegen die Rechtschreibreform
Herrn Sigmar Salzburg
Hans-Olde-Weg 22
24229 Dänischenhagen

Sehr geehrter Herr Salzburg,
für Ihr Schreiben vom 21. März 2006, in dem Sie sich zur Debatte um die Rechtschreibreform äußern, danke ich Ihnen.

Wie Sie wahrscheinlich der Presse entnommen haben, hat die Ministerpräsidentenkonferenz den Beschluss der Kultusministerkonferenz bestätigt und sich für die Übernahme der Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung ausgesprochen. Den Beschluss der Kultusminister füge ich Ihnen zu Ihrer Kenntnisnahme bei.

Aus meiner Sicht sind in dem langen Streit um die Rechtschreibung alle Argumente ausgetauscht und abgewogen worden. Eine Einigung zwischen allen Beteiligten ist wohl nicht erreichbar. Die Empfehlungen des Rats stellen nach Auffassung der Ministerpräsidenten wie der Kultusminister aber eine tragfähige Lösung dar. Ihre Annahme ist ein Konsensangebot. Ich möchte auch Sie bitten, diese Einladung zur Beendigung des Rechtschreibstreits anzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Koch


65183 Wiesbaden Telefon (06 11) 32 0 E-Mail: poststelle@stk.hessen.de Georg-August-Zinn-Straße 1 Telefax (06 11) 32 37 08 Internet: www.hessen.de




Anlage:


KMK-
Pressemitteilung Bonn, 02.03.2006

Kultusministerkonferenz stimmt Empfehlungen des Rats für deutsche
Rechtschreibung zu

Die Kultusministerkonferenz hat über die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung beraten und folgenden Beschluss gefasst:
1. Die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung bilden eine gute und tragfähige Grundlage für die Fortentwicklung der Rechtschreibung. Die Kultusministerkonferenz stimmt ihnen (vorbehaltlich der Zustimmung der Ministerpräsidentenkonferenz) zu und dankt dem Rat und seinem Vorsitzenden für die geleistete Arbeit.
2. Die Kultusministerkonferenz wird der Bundesregierung und den internationalen Partnern - den Unterzeichnern der Wiener Absichtserklärung - die gemeinsame Übernahme dieser Empfehlungen vorschlagen. Sie ermächtigt die Präsidentin, entsprechende Vereinbarungen zu unterzeichnen.
3. Die Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung und das Institut für deutsche Sprache werden gebeten,
- Regeln und Wörterverzeichnis entsprechend den Empfehlungen des Rats im Netz zugänglich zu machen und
- die vorgelegte synoptische Übersicht in Form einer Sonderausgabe des „Sprachreports" zu veröffentlichen und als Informationsmittel insbesondere auch für die Schulen zur Verfügung zu stellen.
4. Für den Umgang mit der deutschen Rechtschreibung gelten mit Beginn des Schuljahres 2006/2007 - also ab dem 01.08.2006 - die folgenden Bestimmungen:
(1) Die Amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung in der Fassung von 2006 ist die verbindliche Grundlage des Unterrichts an allen Schulen.
(2) Die gültige Fassung von Regeln und Wörterverzeichnis (Stand 2006) ist im Internet zugänglich.
(3) Bis zum 31.07.2007 werden Schreibweisen, die durch die Amtliche Regelung (Stand 2006) überholt sind, nicht als Fehler markiert und bewertet.
(4) In Zweifelsfällen werden Wörterbücher zugrunde gelegt, die nach den Erklärungen des Verlages der Amtlichen Regelung (Stand 2006) vollständig entsprechen.
5. Schulbücher können weiter benutzt werden; sie werden im üblichen Erneuerungsturnus ausgetauscht.
6. Die Kultusministerkonferenz hofft, dass auch die bisher kritisch eingestellten Teile der Öffentlichkeit die Umsetzung der Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung als Konsensangebot verstehen und die jetzt gültigen Regeln und Schreibweisen übernehmen. Insbesondere appelliert die Kultusministerkonferenz an alle Verlage und Publikationsorgane, sich dem im Interesse der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung anzuschließen.

Hinweis:
Das aktualisierte Regelwerk einschließlich des Wörterverzeichnisses sowie einen Bericht über die Arbeit des Rats für deutsche Rechtschreibung (mit o.g. synoptischer Übersicht) können Sie unter „Aktuelles" auf
„www.rechtschreibrat.com“ als PDF-Dokument abrufen.

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Kratzbaum
*

Dieser Beitrag wurde am 02.05.2006 um 23.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#662


Der "unerläßliche Umfang" ist der Bruder der "unstrittigen" Bereiche der Reform. In beiden Fällen möchten die Delinquenten selbst das Strafmaß bestimmen. Hinzu käme noch die "Präzisierung". – In der Geschichte der Reform und ihres Scheiterns wird solchen hilflosen bis komischen Versuchen, die Herrschaft per Definitionsmonopol zu erhalten, ein eigenes, sehr lehrreiches Kapitel zu widmen sein.
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 02.05.2006 um 00.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#660


Der „unerläßliche Umfang“ findet sich zuerst in der Aufgabenbeschreibung der Kommission für deutsche Rechtschreibung. Der damalige Präsident der KMK, Minister Prof. Rolf Wernstedt (Niedersachsen), hat anläßlich der konstituierenden Sitzung der Kommission für die deutsche Rechtschreibung am 25.03.1997 in Mannheim festgestellt (siehe http://www.kmk.org/aktuell/pm970325.htm):

»Zu den Aufgaben der Kommission für die deutsche Rechtschreibung heißt es in der Wiener Absichtserklärung: "Die Kommission wirkt auf die Wahrung einer einheitlichen Rechtschreibung im deutschen Sprachraum hin. Sie begleitet die Einführung der Neuregelung und beobachtet die künftige Sprachentwicklung. Soweit erforderlich, erarbeitet sie Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks."
In der Aufgabenbeschreibung für die Arbeit der Kommission, die zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz abgestimmt wurde, heißt es: "Die Kommission für die Deutsche Rechtschreibung hat die Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum auf der Grundlage des neuen orthographischen Regelwerks (Regeln und Wörterverzeichnis) zu bewahren und die Rechtschreibung in unerläßlichem Umfang zu entwickeln. Herzu gehören insbesondere die Teilaufgaben:
1.1   Beobachtung der Umsetzung des Regelwerks während der vereinbarten Übergangszeit
1.2   Laufende Beobachtung der Sprachentwicklung, Klärung von Zweifelsfällen auf der Grundlage der geltenden Rechtschreibung
1.3   Erarbeitung und wissenschaftliche Begründung von Empfehlungen zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Sprachwandel, wobei auch Gesichtspunkte der Sprachkultur zu berücksichtigen sind."

Vorrangige Aufgabe ist also zunächst die Klärung von Zweifelsfällen bei der Begleitung der Umsetzung des Regelwerks und nicht - wie vielfach in der Öffentlichkeit behauptet - die nochmalige Veränderung oder sogenannte Nachbesserung der vorliegenden Regeln. Dort, wo die Kommission bei Zweifelsfällen Entscheidungen trifft, tut sie dies auf der Grundlage des Regelwerks.
Die Kommission ist also keineswegs - dieser Eindruck wird gelegentlich in der Öffentlichkeit geweckt - eine Reaktion auf die Kritik an der Neuregelung. [...]«

Ein „unerläßlich“ findet sich auch im „Ergänzenden Bericht vom 18.05.2004“ der Rechtschreibkommission, er schließt mit folgenden Worten (vgl. etwa hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?id=333):

»[Die Kommission möchte] festhalten, dass die Diskussion in den Jahren seit der Einführung des neuen Regelwerkes und nicht zuletzt auch die Gespräche mit Vertretern der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gezeigt haben, dass der Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung äußerst schwierig in Regeln zu fassen ist, weil sich ständig neue Entwicklungen ergeben. Eine fortlaufende Beobachtung der Sprachentwicklung ist ebenso unerlässlich wie weitere gelegentliche Anpassungen des Regelwerks.«

(Nota bene: Schon damals wurde die permanente Reform der Reform in Aussicht gestellt.)

In der Pressemitteilung zu den Ergebnissen der 307. Plenarsitzung der KMK vom 15. Oktober 2004 heißt es unter 2. "Rat für deutsche Rechtschreibung" dann zwar „notwendig“ (siehe http://www.kmk.org/aktuell/pm041015b.htm) –

»Der neue Rat für deutsche Rechtschreibung hat die Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren. Er wird die Entwicklung der Schreibpraxis beobachten und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im notwendigen Umfang weiterentwickeln.«

–, bei der Übergabe der Ratsempfehlungen an die KMK am 27. Februar 2006 ist jedoch wieder vom „unerlässlichen Umfang“ die Rede (siehe http://www.kmk.org/aktuell/pm060227.htm; auf dieser Seite sind außerdem der „Bericht über die Arbeit des Rats für deutsche Rechtschreibung von Dezember 2004 bis Februar 2006“ sowie eine „Zusammenfassung der wichtigsten Vorschläge des Rats für deutsche Rechtschreibung“ als PDF-Dateien abrufbar):

»Die Kultusministerkonferenz, der Bund sowie die zuständigen staatlichen Stellen der Schweiz, Österreichs und Liechtensteins haben den Rat für deutsche Rechtschreibung eingerichtet, dessen konstituierende Sitzung am 17.12.2004 in Mannheim stattfand. Der Rat hat dabei die Aufgabe übertragen bekommen, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des Regelwerks von 1996 in der Fassung von 2004 im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln.«

Letzteres griff Günther Nonnenmacher in der F.A.Z. vom 31. März 2006 auf (siehe http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=449#3736):

»Ein Fiasko

Nm. [Günther Nonnenmacher] Der "Rat für deutsche Rechtschreibung" ist berufen worden, um die völlig mißglückte Rechtschreibreform von 1996 zu reformieren mit dem Ziel, "die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung . . . im unerläßlichen Umfang weiterzuentwickeln". An diesen Zielen gemessen, ist er gescheitert. Zwar wurde ein Teil des groben Unfugs aus dem Jahr 1996 verhindert, aber der Preis dafür sind immer mehr Varianten – von einer einheitlichen Rechtschreibung kann keine Rede mehr sein. Warum die Neuschreibungen in der jetzt von den Ministerpräsidenten verabschiedeten Reform der Reform "unerläßlich" sein sollen, bleibt das Geheimnis der Reformer. Für die Politik ging es nur noch darum, ein Projekt durchzuboxen, das irgendwann einmal begonnen wurde – niemand weiß oder versteht heute mehr, warum dies eigentlich geschah. Der Ministerpräsident von Niedersachsen, Wulff, beklagt "ein einziges Fiasko" und will die Politik aus der Weiterentwicklung der Rechtschreibung künftig heraushalten. Das sind richtige Einsichten. Die einzig richtige Konsequenz daraus wäre allerdings gewesen, das ganze Unternehmen abzublasen.«

Die einzig richtige Konsequenz aus dieser Einsicht wäre entsprechend für die F.A.Z., bei der herkömmlichen Rechtschreibung zu bleiben.
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rr bth
Bayreuth

Dieser Beitrag wurde am 28.04.2006 um 16.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#643


Den «Ausdruck "im unerläßlichen Umfang"» hat doch der Herr Z. wohl schon damals gemeint, als er sagte, „Zuerst werden wir der Reform die schlimmsten Zähne ziehen." Nun, die Schlimmsten sind abgezogen – äh, gezogen worden – oder?

Das sagen die alten Grimms.

Vielleicht ist es ja auch ein Tippfehler, und es fehlt ein „v“.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 27.04.2006 um 21.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#641


>>>
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

Herrn
Horst Ludwig
Gustavus-Adolphus-College
St. Peter
MN 56082-1498
USA

Ihr Zeichen / Ihre Nachricht vom 29.03.2006 [...]
München, den 10.04.2006 [...]
Name: Herr Dr. Dieter

Neuregelung der deutschen Rechtschreibung;
hier: Ihr Brief an Herrn Ministerpräsident Dr. Stoiber vom 29.03.2006

Sehr geehrter Herr Ludwig,
Ihr Schreiben vom 29.03.2006, das Sie an Herrn Ministerpräsident Dr. Stoiber gerichtet haben, hat die Bayerische Staatskanzlei zuständigkeitshalber an das Ministerium für Unterricht und Kultus weitergeleitet. Ich darf Ihnen dazu Folgendes mitteilen:
Im Hinblick auf die anhaltende Kritik an der durch eine Kommission aus Deutschland, Österreich und der Schweiz seit Ende der 1980er Jahre erarbeiteten Neuregelung der deutschen Rechtschreibung haben die Kultusministerkonferenz, der Bund sowie die zuständigen staatlichen Stellen der Schweiz, Östereichs und Liechtensteins im Dezember 2004 den Rat für deutsche Rechtschreibung eingerichtet. Dieser bekam die Aufgabe übertragen, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des Regelwerks von 1996 in der Fassung von 2004 im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln.
Herr Staatsminister Schneider hat als Vertreter der Bayerischen Staatsregierung entschieden, den Vorschlägen des Rats im vollen Umfang zu folgen. Auch die Konferenz der Ministerpräsidenten der deutschen Länder hat sich für die Umsetzung der Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung ausgesprochen. Es ist nicht beabsichtigt, von dieser Position abzurücken.
Mit freundlichen Grüßen
[Unterschrift]
Dr. Krimm
Ministerialrat
<<<

Ich hatte mich an den bayerischen Ministerpräsidenten mit der Aufforderung gewandt, den Beschluß der Kultusministerkonferenz kürzlich wegen dessen Unausgegorenheit nicht abzusegnen, sondern sich dafür einzusetzen, daß die bewährte Rechtschreibung in den Schulen weiterhin gelte.
Die Antwort oben enthält nicht ganz so viele Floskeln wie der Brief der Schleswig-Holsteiner SPD-Leute an Herrn Salzburg, geht aber natürlich ebenso an der anstehenden Sache vorbei. (Ich hatte dem Minsterpräsidenten geschrieben; denn die Kultusminister hatten vorher deutlich genug gezeigt, daß sie von dieser Kultursache nichts verstehen.)
Ich kenne übrigens den Ausdruck "im unerläßlichen Umfang" nicht; bedeutet er aber, daß "auf der Grundlage des Regelwerks von 1996 in der Fassung von 2004" die genaue Einschränkung der übertragenen "Aufgabe" waren, dann kann ich nur erneut fragen, was für eine wissenschaftliche Vorbildung die Kultusminister da in ihr Amt mitbringen und aus welchen Gründen die Ministerpräsidenten gerade diese ernennen und nicht kompetente.
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 27.04.2006 um 21.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#640


Zur Erinnerung:

Das Börsenblatt zitierte am 22. 9. 2005 den Berliner Bildungssenator Böger: „Seit August 2005 sind die neuen Regeln verbindliche Praxis. Noch zu erwartende Änderungen werden eher marginal sein.“

Wie ist es nun: Hat ihn die Zehetmairsche Reform Lügen gestraft? Was müßte man ihm unter die Nase reiben?
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

Dieser Beitrag wurde am 27.04.2006 um 11.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#635


Dr. Johannes Wasmuth
Rechtsanwalt
Kobellstraße 11
80336 München

München, den 26. April 2006


Herrn
Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB
Sprecher der SPD-Landesgruppe S-H
Deutscher Bundestag
Paul-Löbe-Haus 7

11011 B e r l i n





Sehr geehrter Herr Dr. Rossmann,

soeben erhalte ich Ihr nichtssagendes Schreiben vom heutigen Tage an Herrn Salzburg, das mir durchaus symptomatisch zu sein scheint für den aktuellen Zustand der SPD.

Sie wiederholen – wie auch sonst andere Ihrer Kollegen von der SPD – gebetsmühlenartig, durch den Rat für deutsche Rechtschreibung sei nun eine „tragfähige Grundlage für die Fortentwicklung der Rechtschreibung gefunden worden.“ Gleichzeitig treten Sie dafür ein, daß die Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung mit dem neuesten Kompromiß beendet werden sollte. Dann weisen Sie noch auf Übergangsregeln für Lehrer und Schüler hin.

Zunächst einmal muß ich Sie inhaltlich korrigieren. Die Rechtschreibreform ist keine Fortentwicklung der deutschen Rechtschreibung, sondern ein Sammelsurium von längst überholten Schreibweisen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die „Reformer“ haben auch deutliche Anleihen bei den NS-Reformüberlegungen aus den Jahren 1941-1943 genommen und sich Schreibweisen zugewandt, die man sich in der von der SED beherrschten sog. Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik (unter Führung des SED-Mitgliedes Nerius) aus revolutionärer Gesinnung ausgedacht hatte. Es handelt sich also zweifellos um eine klare Rückwärtsbewegung, die der Sprach- und Schreibgemeinschaft nun wieder Schreibweisen aufzunötigen sucht, die längst als überholt galten, weil sie als nicht oder weniger geeignet erkannt waren. Die Reform hat denn auch keines der als Fortschritt gepriesenen Ziele erreicht, sondern sie geradezu in ihr Gegenteil verkehrt. Dies gilt insbesondere für die Vereinfachung des Schreibgebrauchs. Tatsächlich haben die „Reformer“ auch vor allem ideologische, die Gesellschaft angeblich revolutionierende Ziele verfolgt, die mit dem eigentlichen Schriftgebrauch nun auch gar nichts gemein haben.

Schon wegen dieser Hintergründe, aber auch wegen der gravierenden Mängel der Reformschreibung, die durch den unprofessionell zusammengesetzten Rat für deutsche [Rechtschreibung – fehlte; Red.] nicht beseitigt wurden, kommt es überhaupt nicht in Betracht, daß sich die große Mehrheit der Bevölkerung der sog. Reformschreibung bedient. Jeder, der auch nur etwas Wert auf seinen Sprach- und Schreibgebrauch legt, lehnt die Schlechtschreibung der Kultusbürokratie selbstverständlich weiterhin ab und bedient sich unverändert der bewährten, klassischen Rechtschreibung, die ohnehin die einzig moderne ist.

Ebensowenig läßt sich die Diskussion um die Reform beenden. Daß Sie als Sprecher der SPD-Landesgruppe Schleswig-Holstein nun dafür eintreten, obgleich sich u. a. die SPD in diesem Bundesland in einer offen den Mehrheitswillen der Bevölkerung bekämpfenden Weise über das Votum eines Volksentscheides hinweggesetzt hat, vermag ich nur als feigen Schritt zu betrachten, mit dem Sie sich persönlich aus der Verantwortung zu stehlen suchen. Dieses Taktieren ist leider allzu durchsichtig.

Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß die Befassung der Politik mit der Rechtschreibung von großem Dilettantismus und einem erheblichen Ausmaß an Unprofessionalität gekennzeichnet ist. Daß die Reform ein schwerer Fehler ist, haben die Kultusminister der Länder in ihrer Gesamtheit nach dem offenen Eingeständnis der letztjährigen Präsidentin der KMK, Frau Professorin Wanka, längst erkannt. Dann kann und muß jeder Bürger erwarten, daß Politiker diesen schweren Fehler wieder rückgängig machen und nicht versuchen, eine sich aus der Natur der Sache ergebende Diskussion mit sog. Kompromissen, deren Zustandekommen jeder sachgemäßen Grundlage entbehrt, abzuwürgen.

Der völlig unprofessionelle und dilettantische Umgang der Politiker, namentlich derjenigen der SPD, mit der Rechtschreibreform scheint weiten Teilen der Bevölkerung durchaus symptomatisch für das aktuelle politische Handeln zu sein. So spricht bereits der gesunde Menschenverstand für die Erkenntnis, daß Politiker, die nicht einmal den Mut haben, einen erkannten Fehler im Zusammenhang mit der Rechtschreibung einzugestehen und zu beheben, sondern ihn dreist nach Kohlscher Manier aussitzen, auch bei anderen politischen Entscheidungen unfähig sind und zum Schaden von Staat und Gesellschaft nach sachfremden, abseitigen Kriterien vorgehen.

Können Sie nach diesen Klarstellungen tatsächlich noch erwarten, aufgrund Ihres an Herrn Salzburg gerichteten Schreibens als Politiker ernst genommen zu werden? Ich jedenfalls bin nicht dieser Ansicht. Natürlich würde es mich sehr freuen, wenn Sie mich durch einen mutigen Schritt in die richtige Richtung vom Gegenteil überzeugen könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Johannes Wasmuth

(Rechtsanwalt)
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

Dieser Beitrag wurde am 26.04.2006 um 20.06 Uhr eingetragen.
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Dr. Ernst Dieter Rossmann

Mitglied des Deutschen Bundestages
Sprecher der SPD-Landesgruppe Schleswig-Holstein
Dr. E. D. Rossmann, MdB • Platz der Republik •11011 Berlin
Deutscher Bundestag - Paul-Löbe-Haus, 7. OG, R 7131/7133

Berlin, 26.04.06

Herrn
Sigmar Salzburg
Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform"

Sehr geehrter Herr Salzburg,

herzlichen Dank für Ihre E-Mail mit der Übersendung Ihres Aufrufs bezüglich der Rechtschreibreform, die ich auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen der SPD-Landesgruppe Schleswig-Holstein beantworten möchte.

Wir haben die Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung mit Interesse verfolgt und sind erfreut, dass mit den Empfehlungen des deutschen Rates für deutsche Rechtschreibung, die von der KMK angenommen wurden, eine tragfähige Grundlage für die Fortentwicklung der Rechtschreibung gefunden worden ist. Auch wenn die neuen Rechtschreibregeln nicht bei allen Teilen der Bevölkerung auf Gegenliebe stoßen, sollte unserer Meinung nach die Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung mit dem neusten Kompromiss beendet werden.

Sowohl bei der ersten Rechtschreibreform als auch jetzt ist eine großzügige Übergangsregelung (bis zum 31.07.07) vorgesehen, nach der die überholten Schreibweisen ein Jahr lang nicht als Fehler bewertet werden. Somit haben Lehrer, Schüler, aber auch alle Bürger unseres Erachtens ausreichend Zeit, sich an die neuen Schreibregeln zu gewöhnen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB


SPD-Landesgruppe Schleswig-Holstein
Dr. Hans-Peter Bartels
Dr. Michael Bürsch
Bettina Hagedorn
Gabriele Hiller-Ohm
Sönke Rix
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Dr. Wolfgang Wodarg
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 09.11.2005 um 21.05 Uhr eingetragen.
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»Unbestreitbar sind in jüngster Zeit gute Initiativen von der Bundesebene gekommen und weniger gute, wie die Rechtschreibreform, aus der Kultusministerkonferenz.«

(Hans-Dietrich Genscher, Gastkommentar in der 'Mitteldeutschen Zeitung', 06.11.05 )
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Gabriele Ahrens
Elsfleth

Dieser Beitrag wurde am 15.08.2005 um 11.19 Uhr eingetragen.
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Liberale wahlkämpfen im Zeichen der Kultur

Nun hat auch die FDP ihren Hamburger Wahlkampfauftakt über die Bühne gebracht - über jene in Schmidts Tivoli. 400 ZuhörerInnen lauschten am Sonntag auf einem "Kulturfrühstück" zunächst dem FDP-Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle, gefolgt von einer Gesprächsrunde zur "Kultur in Deutschland", an der neben Kunstsammler Harald Falckenberg und Konzertveranstalter Pascal Funke auch Schauspieler Sky du Mont teilnahm.

Westerwelle, der sich mit saloppem Redestil und genau gesetzen Pointen in Glanzform präsentierte, plädierte für eine Aufwertung der Kultur in Deutschland, die nach dem Willen seiner Partei auch im Grundgesetz zum Staatsziel erhoben werden sollte. Dazu gehöre, dass die Kompetenzen für Kulturpolitik, die im Bund auf neun verschiedene Ressorts verteilt seien, wieder in einem eigenständigen Ministerium gebündelt würden.

Statt Mainstream müsse wieder stärker und nach transparenten Kriterien die Vielfalt der Kultur gefördert werden. "Politiker dürfen keine Geschmacksrichter sein", appellierte Westerwelle, denn "in einer graumäusigen, unkreativen Gesellschaft könne es keinen Fortschritt" geben. Ganz wichtig sei es dabei, den "Rückgang an musischer Erziehung" in den Schulen zu stoppen, wozu das Konzept der Ganztagsschulen die beste Voraussetzung böte.

Energisch kritisierte Westerwelle die anhaltenden Diskussionen über die Rechtschreibreform - "Eine Kultusministerkonferenz, die seit Jahren darüber debattiert, ob Flanell(l)appen mit zwei oder drei ,l' geschrieben wird, verpasst ihre eigentlichen Aufgaben" -, die nicht dazu führen dürfe, "dass Kinder, die schreiben, wie sie es in Klassikern lesen, dies im Diktat als Fehler angestrichen bekommen". Als daraufhin ein Schulkind kreischend die Rede übertönte, gab sich der Parteichef tolerant. An die Mutter gewandt bemerkte er: "Sie müssen ihren Sohn nicht aus dem Saal bringen - ich bin aus dem Bundestag ganz anderes gewohnt".

Die anschließende Diskussion, in der sich vor allem du Mont als Westerwelle-Claqueur outete - "Guido, endlich einmal klare Worte" -, drehte sich dann um das Spannungsfeld zwischen staatlicher Kulturförderung und privater Initiative. Während Falckenberg die Versuche des Senats kritisierte, die Filmförderung einzudampfen, prügelte du Mont auf die Geförderten ein: "Wer einen guten Film macht, bekommt ihn immer finanziert", behauptete der 58-jährige Akteur, der fast nur in kommerziellen Streifen wirkt. "Wenn ich höre, dass die Filmschaffenden wegen schlechter Förderung Hamburg verlassen wollen, bekomme ich die Krise."

Marco Carini, taz, 15.8.05
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2005 um 16.41 Uhr eingetragen.
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»"Was Praxis ist, wird jetzt verbindlich"
Der Sprecher des baden-württembergischen Kultusministeriums sieht für die Schüler im Land "keine Probleme mit der Rechtschreibreform"


Herr König, gibt es, wenn am 1. August die neue Rechtschreibung verbindlich wird, noch Entscheidungsspielräume an den Schulen?

Elmar König: Nein. Wir halten uns an den Beschluss der Kultusministerkonferenz. Baden-Württemberg wird, wie 13 andere Bundesländer auch, das 1998 beschlossene Regelwerk anwenden. Was seit sieben Jahren Praxis ist, wird jetzt verbindlich.

Dennoch wird ja über einzelne Punkte weiter diskutiert und sind bis zum Sommer 2006 weitere Neuregelungen zu erwarten . . .

. . . wir warten die Empfehlung des Rates für deutsche Rechtschreibung ab. Dann wird diese in der Kultusministerkonferenz besprochen - und in Absprache mit den anderen Bundesländern umgesetzt.

Erwarten Sie zum 1. August Irritationen?

Die ganze Frage ist eher ein Problem der Eltern. Die Schüler praktizieren die reformierte Schreibweise seit sieben Jahren, und sie sind froh, wenn es nun keine neuen Unklarheiten mehr gibt.

Fragen von Nikolai B. Forstbauer«


( Stuttgarter Nachrichten, 29. 7. 04 )
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 01.08.2005 um 13.58 Uhr eingetragen.
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»Rechtschreibreform: Sonderweg von Bayern und NRW verunsichert Lehrer und Schüler

AG Bildung und Forschung

Anlässlich der verpflichtenden Einführung der neuen Rechtschreibung erklärt der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jörg Tauss:


Die Weigerung der unionsgeführten Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen, den Beschluss der letzten Ministerpräsidentenkonferenz zur verpflichtenden Einführung der neuen Rechtschreibung umzusetzen, kann nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen werden. Erstens ist der Beschluss mit ihrer Beteiligung gefasst worden. Es ist daher ein Affront gegenüber den Ministerpräsidentenkollegen, wenn Stoiber und Rüttgers sich nach Gutdünken ihrer Verantwortung entziehen und gemeinsam gefasste Beschlüsse aus politischer Opportunität einfach über Bord werfen. Dieser Sonderweg schadet dem Bildungsföderalismus und führt direkt zurück in eine lähmende bildungspolitische Kleinstaaterei.

Zweitens ist offenkundig, dass der Sonderweg jeder sachlichen Grundlage entbehrt. Die nun verpflichtend eingeführten Elemente der Rechtschreibreform sind unstrittig und an ihnen wird sich nichts mehr ändern, jeder weiß das. Es ist schon erstaunlich, wie viel Aufwand und Energie die unionsgeführten Länder immer wieder in diese Debatte investieren und das Thema Rechtschreibreform hochziehen. Man könnte meinen, Deutschlands Zukunft hänge allein von dieser Frage ab. Das tut sie nicht.

Stoiber und Rüttgers instrumentalisieren die Rechtschreibreform und versuchen sie immer wieder populistisch auszunutzen. Zurück bleiben weiter verunsicherte Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler, auf deren Rücken Stoiber und Rüttgers eine Scheindebatte anzetteln wollen. Die Zeche zahlen wie so oft bei der Union die anderen.«


( Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion, 01.08.05 - zu Jörg Tauss siehe auch hier )
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 31.07.2005 um 00.29 Uhr eingetragen.
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»Unerlaubte Spielchen

Das Bundeskanzleramt hat die Kultusministerkonferenz (KMK) dazu aufgefordert, den Rat für deutsche Rechtschreibung "ernst zu nehmen". Der von der KMK selbst eingesetzte Rat hat die Aufgabe, an der umstrittenen Rechtschreibreform Korrekturen vorzunehmen. Obwohl Ratspräsident Hans Zehetmair Änderungen etwa bei der Groß- und Kleinschreibung und bei der Schreibung von Fremdwörtern angekündigt hatte, waren diese Bereiche von der KMK für unstrittig und ab dem 1. August in Schulen und Behörden für verbindlich erklärt worden. "Deutschland darf sich solche Spielchen nicht erlauben", sagte Kulturstaatsministerin Christina Weiss dem SPIEGEL. Schon 2004 hatte sie die Rücknahme "verwirrender und unsinniger" Neuerungen in der Rechtschreibung verlangt. Angesichts des ungut verlaufenen Reformprozesses unter der Obhut der KMK hätte die Reform "nie Ländersache sein dürfen", sagte Weiss nun. "Wenn es überhaupt ein Thema von nationaler Bedeutung gibt, dann ist es die Rechtschreibung." Für kulturelle Anliegen von nationaler Bedeutung ist die Kulturstaatsministerin zuständig.«


( Der Spiegel 31/2005, 1. 8. 05, Seite 18 )
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Kratzbaum
*

Dieser Beitrag wurde am 30.07.2005 um 14.58 Uhr eingetragen.
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Das ist doch gar zu köstlich, was da aus der Staatskanzlei in Kiel so treuherzig daherkommt! Ja, genau das wird man den Schülern sagen müssen: Ihr habt Euch umsonst gemüht, Ihr seid hereingelegt, mißbraucht worden. Ihr habt großen Mist, Wegwerforthographie gelernt. Und wenn Ihr die älteren Schriftsteller lest, werdet Ihr erkennen, wie die Rechtschreibung sich entwickelt hat, bzw. abgemurkst wurde - falls Ihr nicht schon total sprachgefühlsamputiert seid.
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Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

Dieser Beitrag wurde am 30.07.2005 um 10.59 Uhr eingetragen.
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Gerade erhielt ich Post aus der Kieler Staatskanzlei:


Der Ministerpräsident - Staatskanzlei
Postfach 71 22 - 24171 Kiel
Datum 28.Juli 2005


Sehr geehrter Herr Salzburg,
Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hat mich gebeten, Ihnen für Ihr Schreiben vom 29. Juli 2005 zu danken und Ihnen kurz zu antworten.
Es dauert nicht lange, dann werden die ersten Schülerinnen und Schüler aus den Schulen entlassen, die vom 1. Schuljahr an die neue Rechtschreibung gelernt haben. Es ist doch nicht vorstellbar, dass wir am Tage der Schulentlassung diesen jungen Menschen sagen müssen: Ihr habt euch zwar ein ganzes Schülerleben um die richtige Schreibung bemüht - die aber gilt nun nicht mehr, ihr habt Pech gehabt. Insofern braucht die Schule Verlässlichkeit, insbesondere die Schülerinnen und Schüler.
Erlauben Sie mir abschließend noch den Hinweis, dass unsere Schülerinnen und Schüler auch Texte älterer deutscher Autoren lesen. Daran erkennen sie, wie sich die deutsche Rechtschreibung entwickelt hat.

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Schuldt

_______________________________________
Ich hatte am 19.7.05 unter anderem geschrieben:


Sehr geehrter Herr Carstensen!

Vor einem Jahr, am 22. Juli 04, schrieben Sie mir:
„Ihren Standpunkt, dass die traditionelle Rechtschreibung nicht mit Fehlern bewertet werden sollte, teile ich.“

Nun mußte ich mit Unverständnis und Empörung in den Kieler Nachrichten von heute lesen:

„An Schleswig-Holsteins Schulen werden ab 1. August die unstrittigen Teile der neuen Rechtschreibung verbindlich. Die Schülerinnen und Schüler brauchten „Verlässlichkeit beim Erwerb des richtigen Schreibens", erklärten Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und seine Stellvertreterin, Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave. Deshalb würden hierzulande die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz und der Ministerpräsidentenkonferenz vom Frühjahr dieses Jahres umgesetzt.“

Verlässlichkeit beim Erwerb des richtigen Schreibens“…. – welch eine Falschmünzerei!

Den Schülern werden seit sieben Jahren traditionelle Schreibungen markiert. Jeder kann die Reformschreibung lernen. Jetzt soll aber auf belesene Schüler, die Wörter absichtlich oder unabsichtlich wie Thomas Mann, Günter Grass oder Siegfried Lenz schreiben, die Fehlerkeule niedersausen. Welch ein kultureller Tiefstand – und das im Lande dieser großen Schriftsteller! …

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Calva
Bochum

Dieser Beitrag wurde am 28.07.2005 um 19.36 Uhr eingetragen.
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Beim schnellen Blick auf das SPD-Programm fällt mir hauptsächlich der Bereich der GZS auf:

"weiter gehen und fort entwickeln", aber "fortentwickelt", "fortbestehen", "fortsetzen", "weiter (!) fortsetzen", "fortschreiben", "weiterentwickeln"

"Existenz sichernd", "existenzsichernd"
"offen legen und .. darlegen"
"Alleinerziehende"
"sogenannte"

"demographisch", "demografisch"

Der (geringen) Häufigkeit der Nennung des Wortes hat Deutschland sehr wenig "Potenzial" (nur einmal auf 43 Seiten).

Richtig kurios nur zwei Stellen:

".. 60 Milliarden Euro kommen den Familien zu gute."

"Unsere Politik hat den Standort Deutschland und die deutsche Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig gemacht. Auch wenn manche absichtsvoll schwarz malen."
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Calva
Bochum

Dieser Beitrag wurde am 26.07.2005 um 14.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#209


"für zum selber Lesen und Gruseln"

http://www.cdu.de/doc/pdfc/05_07_11_Regierungsprogramm.pdf
http://kampagne.spd.de/040705_Wahlmanifest.pdf
http://files.liberale.de/fdp-wahlprogramm.pdf
http://www.gruene-partei.de/cms/files/dokbin/72/72641.wahlprogramm.pdf
http://www.w-asg.de/uploads/media/Wahlmanifest-Kassel.pdf

Ich fange mal mit den Grünen an:
".. bereit zu stellen. Wir wollen aber sicherstellen .."., "Potenzial":"Potential" 13:3, "selbstständig":"selbständig" 0:4, "allein erziehend":"alleinerziehend" 0:5, "still steht".
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Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 26.07.2005 um 12.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#208


Könnte jemand mal in den Programmen der anderen Parteien nach orthographischen Grausamkeiten suchen? Die CDU möchte z. B. gern mehr E-nergie sparen.
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Calva
Bochum

Dieser Beitrag wurde am 26.07.2005 um 12.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#207


So ganz weiß die FDP aber wohl auch nicht mehr, was Sache ist. Klar, "muß" und "daß" springen ins Auge. Aber bei "sogenannt" bzw. "so genannt" ist man sich schon nicht mehr einig. Da ist noch viel "Potenzial". Kurz: "aus einem Guss" ist das noch nicht, aber vielleicht war das ja auch eine an die Union gerichtete versteckte Spitze.
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Karsten Bolz
Hofheim

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2005 um 19.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#206


Zu: FDP-Wahlprogramm 2005
Ich bin geplättet! Das ganze Wahlprogramm ist in normaler Rechtschreibung abgefaßt!
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2005 um 19.02 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#205


»Zur Wiederherstellung und Bewahrung der Einheit der deutschen Sprache fordert die FDP ein Moratorium für die Rechtschreibreform. Bevor der Rat für deutsche Rechtschreibung nicht alle Bereiche der Reform einer genauen Prüfung und Überarbeitung unterzogen hat, darf die Reform nicht in Kraft treten. Das Chaos, welches durch die Beschlüsse der Kulturministerkonferenz entstanden ist, belegt auf nachdrückliche Weise, daß der Staat und die Politik in bestimmten Bereichen des Lebens – und dazu gehört zweifelsohne die Sprache und die Rechtschreibung - einfach nichts zu suchen hat und sich künftig jeglicher „Sprachlenkung“ enthalten muß.«

( FDP-Wahlprogramm 2005 [pdf-Datei] )
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2005 um 18.35 Uhr eingetragen.
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»Wowereit: Beschlüsse sind verbindlich

BERLIN, 25. Juli (ddp). Nach dem Ausscheren von Bayern und Nordrhein-Westfalen aus der Rechtschreibreform dringt der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), auf die Einhaltung von Beschlüssen des Gremiums. Beim nächsten Treffen der Länderchefs am 19. Oktober solle das Thema auf die Tagesordnung gesetzt werden, sagte am Montag der Senatssprecher. Wowereit kommt damit einer Forderung des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) nach. Beck hatte laut "Süddeutscher Zeitung" in einem Brief von Wowereit verlangt, über die Verbindlichkeit von Beschlüssen grundsätzlich zu diskutieren. Wenn sich zwei Länder nicht an Vereinbarungen hielten, müsse dies ein Thema sein, sagte der Senatssprecher. Bayern und Nordrhein-Westfalen hatten kürzlich angekündigt, die Rechtschreibreform nicht wie geplant zum 1. August 2005 einzuführen, weil sie erst das Votum des Rates für deutsche Rechtschreibung abwarten wollten.«


( F.A.Z., 26.07.2005, Nr. 171 / Seite 4 )
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 25.07.2005 um 10.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#200


»Beck stellt Konferenz der Länder in Frage

Von Detlef Esslinger

Mainz - Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat die Zukunft der Ministerpräsidentenkonferenz in Frage gestellt. Sollten die Beschlüsse des Gremiums künftig „der beliebigen Disposition auch nur eines Landes unterliegen, erübrigen sich unsere Treffen“, schrieb Beck an den Vorsitzenden der Konferenz, den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD). Die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ist ein Gremium, das seit 1954 existiert.

Anlass für den Brief Becks, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, ist das Ausscheren der Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen aus der Rechtschreibreform. Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte im Oktober vergangenen Jahres einstimmig deren Inkrafttreten für den 1. August beschlossen. Bei einer weiteren Beratung des Themas vor vier Wochen war kein neuer Beschluss gefasst worden. Kurz vor dem Termin waren die Ministerpräsidenten der zwei Länder vorgeprescht und hatten verkündet, sie wollten erst noch das Votum des Rates für deutsche Rechtschreibung abwarten.

Dass die beiden Bundesländer nun dennoch ihren eigenen Weg gehen, stellt nach den Worten Becks „eine derartige Missachtung eines eindeutigen Beschlusses“ dar, dass dieser „nicht ohne Folgen für die weitere Arbeit der MPK und für die von uns beschlossenen Ergebnisse bleiben“ könne. Der rheinland-pfälzische Regierungschef sieht darin einen Präzedenzfall, der dazu führen könnte, dass künftig jedes Land macht, was es will, sofern ihm ein Beschluss nicht passt oder zwischenzeitlich die Landesregierung wechselt. In Nordrhein-Westfalen hat die CDU/FDP-Koalition im Juni die rot-grüne Landesregierung abgelöst.

Bei der Konferenz der Ministerpräsidenten handelt es sich um ein mehr oder weniger informelles Gremium. Es hat sich aus dem Bedürfnis der Länder heraus entwickelt, außerhalb der formalen Beratungen im Bundesrat Diskussionen über gemeinsame Themen zu führen. Die Ministerpräsidenten treffen sich viermal im Jahr. In der Konferenz hat jedes Land eine Stimme, die Gültigkeit der Beschlüsse hängt allerdings vom guten Willen der Regierungschefs ab.

Beck fordert nun, beim nächsten Treffen der Länderchefs über die Verbindlichkeit von MPK-Beschlüssen grundsätzlich zu diskutieren. Dieses Treffen findet am 19. Oktober statt. Den Vorsitz soll anschließend turnusgemäß einer der beiden von Beck angegriffenen Ministerpräsidenten übernehmen, nämlich Jürgen Rüttgers (CDU) aus Nordrhein-Westfalen.«


(Süddeutsche Zeitung, Nr.169, Montag, den 25. Juli 2005 , Seite 6)
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Gabriele Ahrens
Elsfleth

Dieser Beitrag wurde am 20.07.2005 um 09.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#187


Nordwest-Zeitung 20.7.05

„Vorgehen ist unverständlich“

Von Rasmus Buchsteiner

Johanna Wanka (CDU), Präsidentin der Kultusministerkonferenz, kritisiert das Vorgehen von Bayern und NRW in Sachen Reform.

Frage: Bayern und Nordrhein-Westfalen wollen Teile der Rechtschreibreform – anders als von der Kultusministerkonferenz beschlossen – nicht zum 1. August verbindlich erklären. Werten Sie das als pures Wahlkampfgeklingel?

Wanka: Das Vorgehen Bayerns und Nordrhein-Westfalens ist völlig unverständlich. Vor einem Jahr noch haben die Ministerpräsidenten die Kultusminister aufgefordert, die Reform zum 1. August umzusetzen. Das war ein einstimmiger Beschluss. Auch Edmund Stoiber hat zugestimmt.

Frage: Der Präsident des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, hat bereits eine Verschiebung des Reformstarts ins Gespräch gebracht.

Wanka: Das ist nicht der richtige Weg. Es gibt bei den Ländern keine Mehrheit dafür, die Reform zu verschieben. Bayern ist erst vor drei Wochen mit einem entsprechenden Vorschlag gescheitert. Ich warne davor, neue Varianten ins Spiel zu bringen.

Frage: Was spricht gegen eine Verschiebung?

Wanka: Wir benötigen ein gemeinsames Vorgehen aller Bundesländer. Hunderttausende Schüler haben bereits nach den neuen Regeln gelernt. Außerdem war die Reform mit allen Seiten abgestimmt, nicht nur mit den Ministerpräsidenten, sondern auch mit unseren Partnern in Österreich und der Schweiz. Wenn sich die Regeln für die Rechtschreibung ändern, sobald man Ländergrenzen auch innerhalb Deutschlands überschreitet, wäre das doch sehr merkwürdig.

Frage: Befürchten Sie nun einen Flickenteppich von Einzelregelungen in den Ländern?

Wanka: Die derzeitige Diskussion sorgt für große Verunsicherung in den Schulen. Wenn nur der Termin des Inkrafttretens der Reform verschoben würde, wäre das sicherlich noch zu verkraften. Aber wir müssen sicherstellen, dass am Ende nicht jedes Land seine eigenen Regeln entwirft. Alles andere wäre für den gesamten deutschen Sprachraum schlecht und würde den Bildungsföderalismus in Misskredit bringen.

Frage: Einige Bereiche der Reform sind ausgeklammert worden und sollen erst später verbindlich werden. Worum geht es dabei?

Wanka: Vorschläge vom Rat für Rechtschreibung erwarten wir noch für die Bereiche Zusammen- und Getrenntschreibung, für Interpunktion und Worttrennung. Um einmal die Dimension zu verdeutlichen: Es geht dabei lediglich noch um ein halbes Prozent des gesamten Wortbestandes.
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Christoph Kukulies
Würselen

Dieser Beitrag wurde am 20.07.2005 um 08.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#185


Vorgestern wurde eine aufgeregte GEW-Mutti vor die Kamera gelassen, gestern abend hagelte es in den Nachrichtungensendungen ja von schnell zusammengestrickten, schlecht gemachten, teilweise polemisierenden filmischen Kurzbeiträgen mit der KMK-Präsidentin Wanka und einem heraufbeschworenen Sprachkonflikt an der Donau zwischen Ulm und Neu-Ulm.

Den Vogel schoß ein Kommentator in der Heute-Sendung ab, der doch tatsächlich glaubte, in Baden-Württemberg würde fürderhin Mißstand mit drei "s" und in Bayern dann mit zwei (!) "s" geschrieben.
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 19.07.2005 um 22.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#184


»PIEPER: FDP für Moratorium bei der Rechtschreibreform

Berlin. Zu der fortdauernden Diskussion über die Rechtschreibreform erklärt die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Bundestagsauschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, CORNELIA PIEPER:

„Nachdem mehrere Bundesländer die Rechtschreibreform aufgeschoben haben, ist ein bundesweites Moratorium unumgänglich. Die Rechtschreibreform darf nicht von Land zu Land scheibchenweise und zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Kraft treten.

Die chaotische Diskussion um die Rechtschreibreform darf auch nicht auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen werden. Diese Reform ist eine verpfuschte Reform, die allmählich zur Farce gerät. Ich fordere alle Beteiligten auf, das Chaos schleunigst zu beenden.

Die Politik sollte die Rechtschreibung lieber Rechtschreibung sein lassen und sich auf die wirklichen Probleme in den deutschen Schulen konzentrieren, anstelle willkürlich und bürokratisch neue Regeln festzulegen. Entscheidend ist nicht, wie die Kinder lernen, sondern was sie lernen - und vor allem, daß sie etwas lernen. Ich möchte, daß junge Menschen wissen, was in Goethes Faust drinsteht, nicht daß sie sich damit aufhalten, wie geschrieben wird, was draufsteht.“«


( Pressemitteilung der FDP, 19. Juli 2005 )

»FLACH: Rechtschreibreform: Die Komödie muss ein Ende haben

BERLIN. Zur Diskussion um die Rechtschreibreform erklärte die forschungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike FLACH, die Mitglied im Ausschuss für Bildung ist:

Ohne Gesichtsverlust kommen die Länder aus der verkorksten Reform nicht mehr heraus. Es geht nur noch darum, wieviel Schaden angerichtet wird. Das beste wäre, den gesamten Prozess der Rechtschreibreform abzubrechen und die Entwicklung der Schreibweise weiterhin den Menschen zu überlassen. Die Wörterbucher sollen den Stand der Rechtschreibung abbilden, wie dies auch vorher der Fall war. Das Amts- und Schuldeutsch kann sich weiterhin am Duden orientieren. Schrift und Sprache entwickeln sich auch ohne ministerielle Erlasse, das ist jedenfalls meine Erfahrung als Sprachwissenschaftlerin.

Deutschland ist auf dem Weg zurück in die Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts. Wenn wir zulassen, dass es zukünftig eine bayerische, sächsische oder hessische Rechtschreibung gibt, können wir auch gleich die Münz-, Zoll- und Marktrechte der Duodezfürsten wieder einführen.
Eine moderne Demokratie im 21. Jahrhundert braucht Mobilität für Schüler und Eltern. Wer zukünftig von Bayern nach Baden-Württemberg zieht, muss umlernen. Das ist grotesk und verstößt gegen den Grundsatz einheitlicher Lebensverhältnisse im Bund.

Der einzig vernünftige Weg aus dieser Komödie, die immer mehr zur Farce wird, ist die Absetzung des Stückes vom Spielplan.«


( Pressemitteilung der FDP-Fraktion im Bundestag, 19. Juli 2005 )
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 19.07.2005 um 22.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=37#183


»Bulmahn attackiert NRW und Bayern
Nur in 14 Bundesländern neue Orthografie verbindlich


BERLIN, 19. Juli. Im Streit um die Rechtschreibreform hat Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) die Landesregierungen von Bayern und Nordrhein-Westfalen ungewöhnlich hart angegriffen. Das Verhalten der Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) und Jürgen Rüttgers sei unerträglich, sagte Bulmahn der Berliner Zeitung. Das Gerangel um die Reform sei ein Stück aus dem Tollhaus. In 14 der 16 Bundesländer ist die Rechtschreibreform ab dem 1. August verbindlich. Nur in Bayern und Nordrhein-Westfalen darf weiterhin auch nach den alten Regeln geschrieben werden.

Bulmahn forderte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel auf, ein Machtwort zu sprechen und die Unionsländer auf Linie zu bringen. Merkel könne nicht einerseits vertreten, dass sich in Zukunft die Länder komplett um die Bildung kümmern und dann andererseits diesem "hanebüchenen Chaos" zuschauen, das die CDU auf Länderebene veranstalte. Schülern, Eltern und Lehrern seien unterschiedliche Länderregelungen nicht zuzumuten. Es schade zudem dem internationalen Ansehen Deutschlands. "Die CSU- und CDU-Ministerpräsidenten begehen Wortbruch und desavouieren ihre Kultusminister", fügte die SPD-Politikerin hinzu.

Wowereit drängt auf Einigung

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), der derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist, appellierte in einem Schreiben an seine Amtskollegen, den Beschluss zur Rechtschreibreform einzuhalten. Er erinnerte ausdrücklich daran, dass die meisten Ministerpräsidenten den Vorschlag, die verbindliche Einführung der Rechtschreibreform auf den 1. August 2006 zu verschieben, abgelehnt hätten. "Im Interesse der Schülerinnen und Schüler" forderte er die Länder auf, die neuen Regeln ab 1. August einzuführen.

Die unionsgeführten Länder hatten am Dienstag vergeblich einen letzten Versuch unternommen, sich bei einer Schaltkonferenz auf eine gemeinsame Linie zu einigen. Bayern und Nordrhein-Westfalen ließen sich nicht von ihrem Entschluss abbringen, fanden aber auch keine Nachahmer. Niedersachsen und Baden-Württemberg, die ebenfalls von der CDU regiert werden, entschieden am Dienstag, die Rechtschreibreform zum 1. August verbindlich einzuführen. Auch in Österreich gelten dann nur noch die neuen Regeln. (bw., cri., ves.)«


( Berliner Zeitung, 20. Juli 2005 )
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Frank Günther
Rot

Dieser Beitrag wurde am 18.07.2005 um 17.33 Uhr eingetragen.
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( ....) Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU), betonte, dass ein Großteil der Rechtschreibregeln unstrittig sei. Sie wies am Montag in einem dpa-Gespräch zudem darauf hin, dass zum 1. August nicht Regeln verbindlich werden sollen, die dann wieder ausgesetzt würden. «Das tun wir nicht», sagte Wanka am Montag in Potsdam. Der strittige Bereich in der Rechtschreibung, wo noch Änderungen durch den Rat für deutsche Rechtschreibung erwartet werden, solle «ja auch nicht zum 1. August» verbindlich sein.
Die strittigen Bereiche der neuen Regeln sind nach Wankas Angaben die Getrennt- und Zusammenschreibung, Interpunktion und die Silbentrennung. «Der Rest ist praktisch unstrittig», sagte sie. Als unstrittige Bereiche nannte sie Doppel-«s» und «ß». Oder die Frage, «wann verwendet man drei oder zwei Konsonanten». Wanka betonte, Schüler und Lehrer hätten schon seit vielen Jahren Bücher und Duden, die nach den neuen Rechtschreibregeln gestaltet seien. Zudem gibt es ihren Angaben zufolge Verordnungen in den einzelnen Ländern, mit denen den Schulen die Regeln definitiv mitgeteilt wurden. Eine Verschiebung der verbindlichen Einführung der Regeln werde qualitativ nichts ändern. (...)


( dpa / Kölnische Rundschau online, 18. 7. 05 )
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 18.07.2005 um 16.29 Uhr eingetragen.
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»OTTO: Moratorium für die Rechtschreibreform ist ohne Alternative

BERLIN. Zum erneuten Streit über die Rechtschreibreform erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Joachim OTTO:

Nach dem Aufschieben der Rechtschreibreform in den Ländern Nordrhein-Westfalen und Bayern gibt es zu einem bundesweiten Moratorium keine Alternative.
Es wäre unvorstellbar, wenn die neue Rechtschreibung nicht nur scheibchenweise, sondern auch zu einem von Land zu Land unterschiedlichen Zeitpunkt in Kraft treten würde.
Ich fordere daher die Kultusministerkonferenz und die Ministerpräsidenten der Länder auf, dem vernünftigen Schritt Edmund Stoibers und Jürgen Rüttgers zu folgen.«


( Pressemitteilung der FDP-Bundestagsfraktion, 18. Juli 2005 )
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Jörg Metes
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 17.07.2005 um 23.23 Uhr eingetragen.
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»Olbertz ist verärgert über den neuen Streit
Kultusminister warnt vor Sprach-Föderalismus - «Ganze Diskussion ist verfehlt»


Magdeburg/MZ/dpa. Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) reagierte verärgert auf den Vorstoß aus Bayern und Nordrhein-Westfalen zur Verschiebung der Rechtschreibreform. "Ich bin darüber nicht glücklich. Insgesamt ist diese ganze Diskussion verfehlt." Er wolle an der Einführung der Rechtschreibreform zum ersten August festhalten, so wie es die Länder beschlossen haben. Wichtig sei, so Olbertz, dass die Länder auf einer gemeinsamen Linie bleiben, um so einen "Sprach-Föderalismus" zu verhindern. "Das wäre das schlimmste, was uns passieren könnte."

Unterdessen warfen die Kultusministerkonferenz (KMK), der Deutsche Philologenverband sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den beiden Bundesländern Bayern und NRW vor, mit ihrem Vorgehen nur noch mehr Verwirrung zu stiften. Die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer nannte die Entscheidung der Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (Bayern/CSU) und Jürgen Rüttgers (NRW/CDU) "Blödsinn". Die KMK-Vorsitzende und brandenburgische Kultusministerin Johanna Wanka (CDU) sagte, sie sei "verwundert und erstaunt".

Stoiber hatte angekündigt, Bayern wolle warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten seine Empfehlungen für Korrekturen vorlege. Diese wolle er übernehmen. Es habe keinen Sinn, die Reform jetzt verbindlich einzuführen und nächstes Jahr wieder Änderungen vorzunehmen. Dieser Entscheidung habe sich NRW angeschlossen, so der "Spiegel". «


( Mitteldeutsche Zeitung, 18. Juli 2005 )
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Jan-Martin Wagner
Jena

Dieser Beitrag wurde am 13.07.2005 um 15.20 Uhr eingetragen.
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Presseinformation Nr. 798
13. Juli 2005

OTTO: Die Rechtschreibreform ist verfassungswidrig

BERLIN. Zu den Äußerungen des ehemaligen Verfassungsrichters Mahrenholz zur Rechtschreibreform in der heutigen Ausgabe der Zeitung „Die Welt“ erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Joachim OTTO:

Gottfried Mahrenholz hat vollkommen recht, wenn er sagt, daß die Rechtschreibreform „von vornherein total verkorkst“ war und wir nun „vor einem Scherbenhaufen“ sitzen. Seine schwerwiegenden verfassungsrechtlichen Bedenken gegen die Reform, die auf dem vollständigen Fehlen einer gründlichen öffentlichen Debatte beruhen, machen die Problematik der Rechtschreibreform und vor allem des Verfahrens der Umsetzung überdeutlich.

Angesichts dieser Feststellungen wäre es für alle Beteiligten unzumutbar, wenn Teile der Reform tatsächlich zum 1. August 2005 in Kraft träten. Dies gilt umso mehr, als absehbar ist, daß einige Ministerpräsidenten die Reform zumindest für einzelne Länder außer Kraft setzen werden. Daher gibt es zu einem bundesweiten Moratorium für die Rechtschreibreform bis zum 1. August 2006 keine Alternative. Alles andere wäre verantwortungslos gegenüber den Schülern und Lehrern und auch mit dem Grundgesetz nicht mehr vereinbar.

Darüber hinaus muß die bewährte Rechtschreibung als Variante weiterhin zulässig bleiben. Es ist nicht zu verstehen, warum Schreibweisen, die Schüler in ihren Büchern gelesen haben, in der Schule als Fehler angestrichen werden.
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Gabriele Ahrens
Elsfleth

Dieser Beitrag wurde am 13.07.2005 um 08.35 Uhr eingetragen.
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Ex-Verfassungsrichter Mahrenholz vermißt öffentliche Debatte bei Rechtschreibreform

Karlsruhe - Nach einem Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 3. Juni 2005 tritt am 1. August die umstrittene Rechtschreibreform in Teilen für Schulen und Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbindlich in Kraft. Ausgeklammert werden die noch strittigen Bereiche Getrennt- und Zusammenschreibung, Worttrennung und Interpunktion, für die der Rat für deutsche Rechtschreibung noch Änderungsvorschläge vorlegen will. Ernst Gottfried Mahrenholz (SPD), von 1981 bis 1994 Bundesverfassungsrichter, jetzt Rechtsanwalt Karlsruhe, hält die Reform für einen Mißerfolg. Mit ihm sprach Dankwart Guratzsch.

DIE WELT: Am 1. August sollen die neuen Rechtschreibregeln an den Schulen verbindlich werden, obwohl es sich teilweise um Schreibweisen handelt, die etymologisch falsch sind. Kann das erzwungen werden?

Gottfried Mahrenholz: Das hat man immer schon gemacht. "Gesetz" wurde mit "e" geschrieben, aber die "Satzung" mit "a", "Eltern" mit "e", auch wenn es von "alt" und "ältere" kommt. Mein Lehrer sagte immer: Das ist die Ethymogelei. Letztlich muß das gelten, was nun mal so festgelegt ist. Das ist die normative Kraft des Faktischen.

DIE WELT: Der Rat für deutsche Rechtschreibung arbeitet an Änderungen, ist aber noch nicht fertig. Die CDU-Ministerpräsidenten wollten die Reform deshalb um ein Jahr verschieben, sind aber in der Ministerpräsidentenkonferenz nicht durchgedrungen. Teilen Sie die Meinung Ihres Kollegen Rupert Scholz, daß es trotzdem jedem Ministerpräsidenten letztlich freisteht, die Reform später einzuführen?

Mahrenholz: Ich stimme Herrn Scholz zu.

DIE WELT: Wir haben jetzt das Novum, daß die Politiker erstmals ohne Fachberatung über die Rechtschreibung entscheiden. Die Internationale Kommission ist entlassen, die Vorschläge des Rechtschreibrates werden nicht abgewartet.

Mahrenholz: Das ist in der Tat ein Novum. Aber die ganze Geschichte war ja von vornherein ohne Fachberatung. Die Linguisten verstehen nichts von Rechtschreibung. Daß man alles auseinanderschreiben muß, ist der reinste Blödsinn. Das können Linguisten gar nicht beurteilen. Es hätten in erster Linie diejenigen, die wirklich schreiben, nämlich Journalisten, und die, die wirklich lehren, nämlich Lehrer - Dichter hätten auch nicht geschadet -, die hätten darüber grübeln müssen, was wirklich vernünftig ist. Die Journalisten hätten schnell gemerkt - die Richter haben's ja auch schnell gemerkt -, daß man den Sinn völlig entstellen kann, wenn man ein Wort auseinanderreißt. Im Grunde war die ganze Geschichte von vornherein total verkorkst.

DIE WELT: Die Rechtschreibreform war ein Mißerfolg?

Mahrenholz: Wir sitzen vor einem Scherbenhaufen. Ich nehme an, das Ausland lacht sich halbtot. Im Englischen - das ist einmal aufgelistet worden - gibt es allein für die Schreibweise "ough", ich meine mich zu erinnern, sechs verschiedene Aussprachen. Das müssen die lernen! Und es geht doch? Ich begreife nicht, daß man unseren ABC-Schützen nicht auch ein paar Schwierigkeiten zumuten kann. Das war doch alles durch den Duden und Wahrig wunderbar geregelt. Rechtschreibung ist eine Frage des Common sens und der Sprachentwicklung, keine Frage, die man von oben verordnen kann.

DIE WELT: Wenn Sie noch Bundesverfassungsrichter gewesen wären, als Karlsruhe 1998 grünes Licht für die Rechtschreibreform gegeben hat, wäre die Entscheidung womöglich ganz anders ausgefallen?

Mahrenholz: Das möchte ich hoffen. Ich hätte einen ganz einfachen Gesichtspunkt geltend gemacht, der bei den Richtern in der Regel durchschlägt: Man kann so etwas nicht machen ohne einen wirklich gründlichen öffentlichen Prozeß. Die Notwendigkeit der Öffentlichkeit dieser ganzen Geschichte ist ja einer der Gründe, weshalb der Parlamentsvorbehalt existiert. Das Öffentlichkeitsmoment ist überhaupt nicht berücksichtigt worden. Ich hätte mich auf alle Fälle im Gericht gegen das ganze Verfahren gewehrt.

Artikel erschienen am Mi, 13. Juli 2005
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