zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Unter den Diskussionsthemen nach
           
Im Forum nach

Diskussionsforum

Zurück zum Forenbereich
»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Anglizismen«

Älteste Beiträge zuoberst anzeigen | nach unten


Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 15.02.2016 um 00.21 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#11296


FAZ.net vom 14.02.

"Flüchtlinge in schwedischem Skiressort"

War der Minister wohl auch anwesend?
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 10.12.2015 um 23.10 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#11256


"Berliner Museen bilden Flüchtlinge zu Guides aus [/] Berlin (dpa [heute]) - Berliner Museen haben 19 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak zu Guides ausgebildet."
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 20.10.2015 um 10.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#11187


www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article147780412/In-Fracking-Gebieten-gibt-es-viel-mehr-Fruehgeburten.html
In diesem Artikel heißt Pennsylvanien durchgehend "Pennsylvania": "Sie warfen einen Blick auf die Gesundheitsdaten von fast 9400 Frauen, die zwischen Januar 2009 und Januar 2013 vor allem im Norden Pennsylvanias, dem US-Bundesstaat mit den meisten Bohrstellen, Babys bekamen. [...] Forscher der Uni Yale haben nun untersucht, woher unter anderem Dieselspuren und andere organische Stoffe im Grundwasser Nordpennsylvanias über den Tongesteinvorkommen stammen." Geht das mit rechten Dingen zu? Gibt's dazu deutsch Kalifornien noch? Und wie spräche man in "Pennsylvania" das lange "a" aus? - Und "Uni" für "Universität" in schriftlichen Berichten liegt mir auch quer. Das scheint jedoch schon sehr verbreitet zu sein.
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 02.09.2015 um 00.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#11145


"Die Leute, die aus Mexiko über die Grenze kämen, brächten eine Menge Probleme mit, so Trump. Das hatte bei den Hispanics für großen Unmut gesorgt." (DTS-Meldung vom 01.09.2015) - Was wäre ein deutsches Wort für "Hispanics" hier?
nach oben

Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 20.07.2015 um 19.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#11112


Ja.
nach oben

Jan-Martin Wagner
Kiel

Dieser Beitrag wurde am 20.07.2015 um 18.55 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#11111


Im Firefox (und in anderen Bezügen von „teilen“ auch anderswo in der Online-Welt) stoße ich auf „Seite teilen“ und denke im Stillen „längs oder quer?“ – aber das ist leider nicht gemeint, sondern es kommt von to share. Also müßte es m. E. „Seite mit anderen teilen“ oder „Andere an dieser Seite teilhaben lassen“ heißen. Ist der Sprachwandel durch die Online-Kultur schon so weit gediehen, daß das kaum noch jemandem aufstößt?
Ich bin wohl zu abstinent (weder bei Facebook noch bei Twitter oder dergleichen aktiv), als daß ich mich daran gewöhnt hätte. (Hoffentlich bleibt mir mein Sprachgefühl erhalten, selbst wenn sich mein Webnutzungsverhalten eines Tages ändern sollte.)
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 20.07.2015 um 07.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#11109


«Zürich (dpa [heute]). [...] Blatter selbst präferiert ein Datum im kommenden Jahr, seine Gegner aus Europa mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach pochen auf eine Kür noch vor Weihnachten.»
Mann, *vorziehen* wäre hier sogar eine Silbe kürzer.
nach oben

Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 28.08.2014 um 19.46 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#10841


Das war zwar geschäftlich, aber unter Kollegen, da ist bei uns nur das Du üblich.
Von mir aus habe ich deswegen in Klammern gesetzt, es paßt wohl nur zum Du oder sonst nur zu einem eher abweisenden Ton.

Ja, es steht Ihnen/Dir frei ist auch eine gute Variante, danke. Man muß wohl ein wenig nach der Situation gehen. Mir scheint es ein wenig reserviert, wenn Sie/Du denn unbedingt wollen/willst (ich kann's nicht verhindern), dagegen kommt mir Please feel free to ... etwas entgegenkommender vor. Vielleicht liegt es auch nur daran, daß man in es steht ... frei schlecht ein bitte oder gern einbinden kann.
nach oben

Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 28.08.2014 um 17.50 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#10840


Es steht Ihnen/Dir frei ist eigentlich das Äquivalent im Deutschen.
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 28.08.2014 um 17.03 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#10839


Interessant. Mit "Du" geht's privat im Deutschen: "Für Please feel free to ... könnte man im Deutschen z. B. sagen, Bitte mach das ruhig oder Du kannst das (von mir aus) gern tun", aber nicht im Geschäftsleben mit "Sie". Wenn ich im Geschäftsleben mit "Du/du" angeredet werde, bin ich sowieso gleich mißtrauisch. Auch bei meinem lokalen Bankgehabe hier im amerikanischen Mittelwesten habe ich mich erst nach fast einem halben Jahrhundert an die *first name basis* gewöhnt, und jetzt, wo ich finanziell eigentlich nichts mehr wert bin, freut mich sogar irgendwie, wenn Leute, auch junge, und von denen ich meist gar nicht den Namen weiß, oft auch nicht, wohin ich sie eigentlich stecken sollte, mich mit "Hi, Horst" anreden.
nach oben

Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 28.08.2014 um 11.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#10838


Ich habe eine E-Mail mit folgendem Satz bekommen:

"Fühle Dich bitte frei, das ... wieder zurückzusenden."

Dieses Fühle Dich frei, dies und jenes zu tun halte ich für einen neumodischen Anglizismus. Das klingt auf deutsch viel zu geschraubt.

Man nimmt manchmal (ein wenig geziert oder förmlich) ein Angebot an mit den Worten Ich bin so frei, aber es würde kein englisch Sprechender bei dieser Gelegenheit I am so free sagen. Beide Redewendungen sind m. E. nicht wörtlich übersetzbar.

Für Please feel free to ... könnte man im Deutschen z. B. sagen, Bitte mach das ruhig oder Du kannst das (von mir aus) gern tun.
nach oben

Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 24.11.2011 um 21.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8340


Neue Marotte?

Auf SPIEGEL ONLINE steht heute: »Angela Merkel bleibt hart: Beim Dreiergipfel mit Frankreichs Sarkozy und Italiens Monti ließ die Kanzlerin Wünsche nach Euro-Bonds oder einem stärkeren Engagement der Europäischen Zentralbank abblitzen.«

In englischen Nachrichtentexten liest man häufiger »Germany's Angela Merkel«, manchmal auch »Germany's Merkel«. Da wird's wohl herkommen. Endlich wird diese Lücke im Deutschen geschlossen!

Nachtrag: Soeben lese ich, ebenfalls auf SPIEGEL ONLINE: »Moskaus Michail Gorbatschow schimpfte über den angeblich "waschechten Revanchismus" Kohls.« [...] »Frankreichs François Mitterrand mochte Schmidt nicht ("kaputter Charakter") und schmähte später auch Kohl ("Wahltaktiker").«
nach oben

Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2011 um 13.57 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8097


Gastschriftsteller war von mir auch nicht als allgemein verwendbarer Ersatz für writer in residence gedacht. Ich wollte nur dezent darauf hinweisen, daß man sich nicht zum Sklaven eines »Fachausdrucks« machen sollte, wenn man in seiner Wortwahl völlig frei ist. Was tut’s zur Sache, wer Gernhardts Lebensunterhalt in Coventry finanziert hat? Er war dort auf Einladung der University of Warwick tätig. Wenn man den finanziellen Aspekt unbedingt betonen möchte, kann man ja von Stipendiat sprechen, wie es der Wikipedia-Artikel in bezug auf sein Wirken am Wissenschaftskolleg Berlin auch tut. Zur Erinnerung, der Wiki-Satz lautet:

»Gernhardt war 1999/2000 Stipendiat am Wissenschaftskolleg Berlin und verbrachte 2006 eine Zeit als residenter Autor an der University of Warwick in England.«

Nun könnte man wiederum einwenden, Stipendiat lasse offen, was Gernhardt damals in Berlin eigentlich getrieben hat. Im Jahrbuch 1999/2000 des Wissenschaftskollegs wird er als poet in residence tituliert, »der zugleich zum Kolleg-Zeichner wurde«. Er zeichnete dort nämlich seine Fellows (das nächste vermeintliche Übersetzungsproblem!). Und wer sagt uns, daß er nicht auch im Rahmen seines fremdfinanzierten Aufenthalts an der englischen Uni gezeichnet hat?

Also:

writer in residence finde ich hier unproblematisch (wenn auch nicht schön), zumal es sich um eine residence an einer englischen Universität gehandelt hat.

Wer den englischen Begriff vermeiden möchte und den Aspekt der Finanzierung unwichtig findet, kann Gastschriftsteller oder etwas ähnliches schreiben.

Wer den englischen Begriff vermeiden möchte und die explizite Nennung der Tätigkeit entbehrlich findet, kann Stipendiat schreiben.

Wer den englischen Begriff um jeden Preis vermeiden und statt dessen einen formgleichen deutschen Begriff einführen möchte, der von der Bedeutung seiner Einzelteile her genauso nichtssagend ist wie das englische Original, schreibt, wenn er diesen Nachteil in Kauf zu nehmen bereit ist, weil er darauf vertraut, daß sich seine Lehnübersetzung irgendwann durchsetzen und ihre Bedeutung sich herumsprechen werde, Schriftsteller in Residenz; wer darüber hinaus das Original unter dem Gesichtspunkt der Sprachökonomie »verbessern« möchte, mag residenter Autor für angemessen halten.

Wer den englischen Begriff vermeiden und ein deutsches Pendant einführen möchte, das sowohl von der Bedeutung her mit dem Originalbegriff einigermaßen deckungsgleich als auch auf Anhieb verständlich und nicht zu kompliziert ist, mache einen Vorschlag. Schreibstipendiat?

Und wer weiß, wie man einen writer in residence früher in gutem Deutsch genannt hat, melde sich ebenfalls zu Wort.
nach oben

Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2011 um 11.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8095


Wenn ich jemanden als Gast eingeladen habe, bedeutet das noch nicht sofort, daß ich ihm seinen Lebensunterhalt finanziere. Man kann auch als deutscher Schriftsteller im Ausland leben und schreiben und sich dort "Gastschriftsteller" nennen. Der Begriff ist unklar.

Der "Stadtschreiber" von Herrn Achenbach war da schon einleuchtender. Nur leider ist das schon ein deutscher Fachausdruck, bei dem fest umrissen ist, was ein Stadtschreiber ist und was er zu machen hat. Es ist problematisch, einen deutschen Fachausdruck zu benutzen, um einen englischen Fachausdruck zu ersetzen. Der ganze Wörterbucheintrag zu "Stadtschreiber" schwingt in meinem Kopf nun bei "Writer in Residence" mit.
nach oben

Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2011 um 10.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8094


Vielleicht könnte man hier auch schlicht von Gastschriftsteller sprechen.
nach oben

Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2011 um 09.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8093


Genau so sehe ich es auch, Herr Metz. Es war zugegeben vielleicht kein gutes Beispiel, das mir da in dem Wikipedia-Artikel über Robert Gernhardt auffiel. Aber es fiel mir dann eben doch auf, weil es kein geläufiger (griffiger) deutscher Ausdruck ist. Es ist der Versuch einer Übersetzung. Und deshalb hätte mir hier auch der englische Fachausdruck im deutschen Text besser gefallen.

Die sinnvollste Lösung wäre freilich die Übersetzung mit Angabe des Originalausdrucks in Klammern gewesen:

Gernhardt war 1999/2000 Stipendiat am Wissenschaftskolleg Berlin und verbrachte 2006 eine Zeit als residenter Autor (Writer in Residence) an der University of Warwick in England.
nach oben

Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande

Dieser Beitrag wurde am 24.08.2011 um 03.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8090


Bei allem Unbehagen würde ich den Writer in Residence in einem deutschen Text dem doch sehr künstlichen residenten Autor schon deshalb vorziehen, weil ein Leser, der beides nicht versteht, sich im ersten Fall wenigstens irgendwo (z. B. in einem englischen Wörterbuch) schlau machen kann, während er im zweiten Fall keine reelle Chance hat, die Bedeutung herauszufinden.
nach oben

Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 23.08.2011 um 23.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8089


Lieber Herr Achenbach,

es handelt sich bei den Termini "Writer in residence" und "Director's cut" um fachsprachliche Ausdrücke, die keineswegs immer in Satz- oder Textzusammenhängen übersetzt werden. Wie auch bei vielen Begriffen, die im Zusammenhang mit Computern oder dem Internet stehen, werden diese Fachausdrücke in deutschen Textzusammenhängen gebraucht. Es geht daher nicht ausschließlich darum, diese Ausdrücke zu übersetzen, sondern vielmehr passende deutsche Ausdrücke zu finden, die an die Stelle der Fachausdrücke treten können. "Griffige deutsche Pendants" nannte ich es. Erst wenn solche griffigen Ausdrücke gefunden wurden, die den entsprechenden Sachverhalt unmißverständlich benennen, könnte man von deutschen Fachausdrücken sprechen. Bei meinen drei Beispielen ist vielleicht "herunterladen" für "to download" noch am unmißverständlichsten. Beim "Drehort" habe ich ehrlich gesagt schon wieder Probleme, da Photos beispielsweise nicht gedreht, sondern geschossen werden. Aber auch ein Phototermin für einen Modekatalog braucht einen passenden Ort, an dem die Aufnahmen gemacht werden.

Es ist gewiß kein Zufall, daß die meisten englischen Fachausdrücke, für die es (noch) keine deutschen Pendants gibt, sich im Computer-, Film- und Musikwortschatz finden. Da ändert sich vieles sehr schnell. Übersetzen könnte man dabei mit Sicherheit viele Begriffe wie "Remake", "Jingle", "Sampler", "Browser", nur würden diese Übersetzungen nicht sofort als Fachwortschatz erkannt.

Ihre "Schnittfassung des Regisseurs" gefällt mir eigentlich recht gut, aber sie ist doch noch etwas umständlicher als "Director's cut". Anders sehe ich das mit dem "Stadtschreiber", der in der Regel noch das Amt eines Chronisten der Stadt hat. Historiographische Pflichten hat aber beispielsweise ein Stipendiat der Villa Massimo nicht. Man müßte daher tatsächlich den Stipendienaufenthalt, der sich hinter "Writer in residence" verbirgt, etwas genauer erklären. Bei Wikipedia wurde aber einfach nur der Fachausdruck übersetzt, was ich immer noch für nicht adäquat halte.
nach oben

Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 23.08.2011 um 22.49 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8087


Lieber Herr Höher,

die Lehnübersetzung residenter Schriftsteller/Autor befriedigt mich schon deshalb nicht, weil sie ein Neologismus ist. Dabei muß der damit bezeichnete, nicht so sehr neue Begriff doch schon früher im Deutschen irgendwie bezeichnet worden sein.

Wenn einem aber nichts besseres einfällt, dann halte ich eine derartige Lehnübersetzung aus dem schlichten Grunde der Sprachökonomie für wesentlich besser als die bloße Übernahme des englischen Ausdrucks. Jedenfalls brauche ich dann nicht mitten im Satz meine Sprechwerkzeuge auf ein anderes Lautsystem umzustellen; auch muß ich mir nicht überlegen, wie originalgetreu ich den Ausdruck aussprechen soll.

Der Ausdruck "Writer in Residence" ist nicht selbsterklärend. Man kann daraus nur entnehmen, daß es sich um einen Schriftsteller handelt und daß sein Aufenthalt irgendeine Rolle spielt. Nicht mehr und nicht weniger sagt die Lehnübersetzung aus. Warum diese nicht "adäquat" sein sollte, verstehe ich deshalb einfach nicht.

Im Deutschen gibt es seit geraumer Zeit schon den Begriff des Stadtschreibers, wobei es sich dabei allerdings um einen Sonderfall handelt. Allgemein kann man von einem Stipendienaufenthalt sprechen, was zudem den Vorteil hat, auch andere Künstler zu umfassen.

Übrigens wüßte ich nicht, warum ich bei Schnittfassung des Regisseurs für director's cut lachen sollte.

Überhaupt halte ich die Frage nach der "adäquaten" Übersetzung eines Wortes oder eines Ausdrucks für verfehlt. Übersetzt werden nicht Wörter oder Ausdrücke, sondern Sätze.
nach oben

Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 21.08.2011 um 17.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8079


Lieber Herr Achenbach,

nicht adäquat finde ich hier die von Ihnen zu Recht bemängelte Übersetzung von "Writer in residence". Dabei ist für mich zunächst einmal ganz egal, ob beispielsweise ein Engländer diesen Fachterminus kennt oder nicht. Als Muttersprachler hat er immerhin die Möglichkeit, sich in einem Wörterbuch über die exakte Bedeutung des Wortes zu erkundigen. Wie viele deutsche Wörter mag es hier in Fachsprachen geben, die ich nicht verstehe, obwohl ich Muttersprachler bin! Dafür gibt es Lexika und Wörterbücher.

Unnötig kompliziert wird es, wenn ein fremder Ausdruck (es muß ja nicht immer ein Anglizismus sein!) krampfhaft eins zu eins ins Deutsche übersetzt wird, nur weil es kein griffiges deutsches Pendant gibt. So finde ich Anglizismen immer dann störend und überflüssig, wenn man etwas auch kurz und weitgehend unmißverständlich auf deutsch ausdrücken kann ("to download" –> "herunterladen", "E-mail" –> "E-Post", "location" –> "Drehort" usw.).

Der vorliegende Fachausdruck hätte erklärt, aber nicht übersetzt werden müssen. In diesem Zusammenhang hatte ich ja auch in meiner Fortsetzung auf einige Ausdrücke hingewiesen, für die es meiner Meinung nach ebenfalls keine deutschen Entsprechungen gibt.
nach oben

Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2011 um 22.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8077


Lieber Herr Höher,

zu 56#8066:

Ich verstehe nicht, was an residenter Autor weniger "adäquat" sein sollte als Writer/Author in residence (ich würde eher Writer/Author in Residence schreiben).

Kein Angelsachse weiß, was ein Writer in residence ist, wenn man es ihm nicht erklärt, genausowenig wie ein Deutscher auf Anhieb weiß, was ein residenter Autor ist. Andererseits sind resident und Autor seit langem gängige Fremdwörter im Deutschen. Eine Verwechslung von resident mit renitent oder resistent erscheint mir sehr unwahrscheinlich.

Ich räume allerdings ein, daß die Übersetzung residenter Autor in der Tat nicht sehr glücklich ist, denn Autor bedeutet im Deutschen in erster Linie Verfasser (so jedenfalls die Duden-Definition). Die Verwendung von Autor im Sinne von Schriftsteller ist vermutlich ein Anglizismus. Die Übersetzung residenter Schriftsteller wäre daher treffender – jedenfalls solange einem nichts besseres einfällt.
nach oben

Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2011 um 13.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8073


Ich spinne meinen Faden einfach mal ein bißchen weiter und hoffe, niemanden zu langweilen.

Anders als in Deutschland ist es in Großbritannien und den USA üblich, auf die Buchdeckel zu Werbezwecken auch gleich zu drucken, ob ein Buch für irgendeinen wichtigen Literaturpreis "shortlisted" war. Also sozusagen, ob es in der Endauswahl war.

Das ist ungefähr so wie die Oscar-Nominierung, die auch bei Filmen stets angegeben wird. Die deutsche Filmindustrie folgt da schon seit langem dem amerikanischen Vorbild und gibt bei deutschen Beiträgen zumindest die Gewinne von Filmpreisen an. Aber außer dem Oscar wird doch wohl keine Nominierung genannt, oder? Kennt jemand einen Film, der damit beworben wird, daß er irgendwann mal bei der Berlinale in der Endauswahl war?

"Shortlisted for the Booker Prize" ist in England hingegen schon eine Auszeichnung, die sich in Verkaufszahlen niederschlagen soll. Und genau so wird es dann auch mit der jeweiligen Jahreszahl auf die Buchdeckel gedruckt. Der Booker Prize ist als höchster englischer Literaturpreis dem Büchner-Preis vergleichbar. Aber aus Darmstadt sind mir nur immer die Gewinner bekannt und nicht auch noch, wer alles mit im Rennen war. (Der Bachmann-Preis hat mit der öffentlichen Lesung der Autoren einen anderen Ablauf.) Auch vom vermeintlich wichtigsten Literaturpreis sind mir nur immer die Gewinner bekannt. Hofmannsthal wurde insgesamt viermal für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen, bekommen hat er ihn freilich nie. (Warum er ihn nie bekam, kann man bei Ulrich Weinzierl in "Hofmannsthal – Skizzen zu seinem Bild", Wien 2005, S. 41 nachlesen.) Fischer hätte damit jedoch nie geworben. Auch bei Hauptmann wurde mit dem Nobelpreis erst geworben, nachdem er ihn 1912 auch wirklich erhalten hatte.

Womöglich liegt hier ein sportlicher Unterschied im Gegensatz zur angelsächsischen Kultur vor. Mitmachen wird dort vielleicht schon als Erfolg angesehen, während hier nur der Pokal zählt. (Dann hätten sich bundesdeutsche Politiker freilich schon seit Kohls Zeiten sehr angelsächsischen Gepflogenheiten angepaßt. Ich erinnere mich gut, daß in den 80er Jahren die Unsitte begann, sich nach jeder Wahl grundsätzlich lang und breit bei seinen "Wählerinnen und Wählern" zu bedanken, und wirkliche Wahlverlierer gibt es seit damals auch nicht mehr. Nur noch erste, zweite, dritte und vierte Gewinner, eben "shortlisted".)
nach oben

Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2011 um 10.51 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8071


Tatsächlich muß es für "longlist" und "shortlist" deutsche Entsprechungen geben, denn schließlich sind Literaturpreisvergaben hier nicht neu. Die "longlist" ist nichts anderes als die Liste aller Kandidaten, die für einen bestimmten Literaturpreis in Frage kommen. Und dann ist die "shortlist" entsprechend die verkürzte (shortened) Liste nach einer Vorauswahl. Während ich dies schreibe, erscheint mir die "Vorauswahl" als ein ganz gebräuchliches Wort für das, was die englische Shortlist meint. Nur will mir nicht einfallen, wie man die Stufe vor dem ersten Aussieben auf deutsch nennt.

Gerade bei Buch- und Filmpreisen sowie dem Medienrummel, der darum gemacht wird, haben englische Ausdrücke inzwischen vieles verdrängt, was bestimmt vorher auch auf deutsch gesagt wurde. Man müßte in alten Filmkritiken aus den 20er und 30er Jahren nachlesen, wie man etwa Willy Fritsch, Emil Jannings, Hans Albers oder Lilian Harvey damals nannte. Das waren ja wohl noch keine Stars, sondern eher so etwas wie Leinwandidole (klingt zugegeben ein bißchen albern und soll auch nur ein Versuch sein!). Der Presserummel um diese Leute war freilich damals schon sehr groß. Auch für den inzwischen so wichtigen "director's cut" fällt mir übrigens keine deutsche Bezeichnung ein, bei der ich nicht lachen müßte.
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2011 um 03.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8070


"Kann mir das jemand erklären?" Ich wohl nicht. Aber manchmal spielt eine Rolle, in welcher Sprache eine Bezeichnung schon länger zu Hause ist. Ich glaube, "longlist" und "shortlist" und auch "smörgås bord" oder "ombudsman" gehören dazu. Manchmal spielt die Kürze eine wichtige Rolle, womit deutsche Äquivalente von vornherein oft das Nachsehen haben: "Vorauswahl" und "engere Auswahl" sind sicher länger als die englischen Entsprechungen, und "ticket" mit seinen zwei kurzen Silben ist eben auch kürzer als "Fahr-/Flugschein" mit seinen zwei langen, — und man kommt mit einem Ticket halt doch weiter in der Welt herum. Das englische "goal" hat sich im Lateinamerikanischen als "Go-o-o-o-o-o-o-l! Go-o-o-o-o-o-o-l!" heimisch gemacht; mit dem kann sich unser "To-o-o-o-o-r! To-o-o-o-o-r!" aber jederzeit messen, und das tut's ja auch erfolgreich.

Und manchmal kommt auch das ganz Besondere im Bild-Stil dazu: Der Queen vorgestellt zu werden, das ist schon sensationeller und *Bild*-gerechter als mal kurz direkt vor der englischen Königin stehen zu dürfen. Und: Mit der Queen können andere Königinnen doch ohnehin nicht konkurrieren, die schwedische, die dänische, die spanische (haben die eine, ja, doch, dann die also auch nicht)! Aber mit letzterer Nüangße kommen wir doch zu weit von Herrn Achenbachs ursprünglicher Frage weg, die ich, wie ja schon eingangs gesagt, sowieso nicht richtig beantworten kann.
nach oben

Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 19.08.2011 um 01.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8069


In anderem Zusammenhang (Peter Schneider) komme ich auf die Seite von Kiepenheuer & Witsch, wo eine Kandidatin für den Deutschen Buchpreis vorgestellt wird. Dabei ist von der "Longlist" und der "Shortlist" der "Jury" die Rede.

Nun wäre es ja eigentlich ein Leichtes, diese Wörter als Langliste und Kurzliste einzudeutschen. Allem Anschein nach gibt es aber eine geheimnisvolle Bedeutungsnuance (Eduard Engel hätte hier wohl Nüangße geschrieben), die diese banale Eindeutschung verhindert.

Kann mir das jemand erklären?
nach oben

Oliver Höher
Braunschweig

Dieser Beitrag wurde am 18.08.2011 um 22.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#8066


Blöd schaut's immer aus, wenn es für einen Anglizismus keinen adäquaten deutschen Ausdruck gibt. So wird bei Wikipedia mal schnell aus dem Writer in residence ein residenter Autor. Warum nur muß ich dabei an einen aufmüpfigen Schriftsteller denken und nicht an einen, der ein Stipendium erhalten hat?
nach oben

Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 07.08.2011 um 22.51 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7984


Zu übersetzen wäre mit „Verkettung unglücklicher Umstände“, was natürlich sich weder zusammenbrauen noch gar toben kann.
nach oben

Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 07.08.2011 um 19.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7983


"Mir scheint, dass sich in den letzten Wochen drei Elemente zu einem perfekten Sturm zusammengebraut haben."

So hat es laut FAZ.NET der Chefvolkswirt der Deutschen Bank gesagt. Gemeint hat der Chief Economist wohl "a perfect storm", auf gut deutsch "ein wahrer Sturm".

Ach ja, hatte die deutsche Bank nicht vor einiger Zeit Englisch als Firmensprache eingeführt?
nach oben

Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 06.07.2011 um 17.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7922


Evi Simeoni (faz.net, 6. 7. 2011) bezeichnet den Duodezfürsten Albert von Monaco als Seine Highness.
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 24.06.2011 um 16.31 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7876


Nicht, daß sie bloß abschrieben; nein, sie lassen's sich auch nur von der Maschine übersetzen! Im Englischen geht sowas, im Deutschen nicht: "Die iranische Obrigkeit bestrafen und verfolgen immer noch diejenigen, die sich friedlich gegen sie einsetzen." (welt.de, "Gefängniswärter zetteln Massenvergewaltigungen an", heute) — Aber welt.de ist ohnehin schwach redigiert, sowohl was die Themenauswahl als auch was die Form der Berichterstattung angeht.
nach oben

Klaus Achenbach
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 23.06.2011 um 22.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7875


Die örtlichen Behörden heißen auf deutsch offenbar neuerdings "lokale Autoritäten". So heißt es jedenfalls gleich zweimal in der FAZ vom 20. Juni, und zwar in zwei Artikeln (zu Tunesien und zu Bolivien) von unterschiedlichen Verfassern.

Journalisten sollten lieber etwas sorgfältiger beim Übersetzen sein, damit nicht jeder gleich merkt, daß sie von einer englischsprachigen Vorlage abgeschrieben haben.
nach oben

Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 27.03.2011 um 20.19 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7629


Dabei kann man die jahrtausendealten Artefakte im "Drei-Schluchten-Museum" in Chongqing bewundern. ... Der Museumsbau ist eine der wenigen einprägsamen architektonischen Landmarken der Stadt.
(FAZ, 24.3.2011, Seite R1)

Landmarken sind laut dtv-Lexikon weithin sichtbare, markante topographische Objekte zur Orientierung für Luft- und Schiffahrt, in See- und Luftfahrtkarten eingetragen, z. B. Berge, Kirchtürme, Schornsteine.
Der relativ flache Museumsbau mitten in der Stadt zwischen all den Hochhäusern dürfte dazu wohl kaum geeignet sein.
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 25.03.2011 um 04.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7623


Vielen Dank für den Hinweis. Und Psst! (auch hinter vorgehaltener Hand:) Wir geben vor, Deutsch mit Hilfe von Texten zu lehren. Aber die Studenten wollen ja die Texte nicht mal lesen; sie meinen, Regeln gelehrt zu bekommen, führe zu rechtem Lernen, jedenfalls für den Test am Freitag ... ("Will that be on the test?")
nach oben

Jan-Martin Wagner
Kiel

Dieser Beitrag wurde am 24.03.2011 um 18.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7622


Psst (hinter vorgehaltener Hand): Textbuch → Lehrbuch
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2011 um 23.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7621


"Geschmackssache?" Präpositionen sind da eigenartig; ihr "genauer" Gebrauch ist oft auch von Gegend und Zeit abhängig. Und manchmal sogar vom Ton. Wenn wer in meinem Leben "mit mir kämpft", weiß ich oft nicht , auf welcher Seite der ist. So kann's einem gehen, der auszieht, um Verhältnisse sprachlich klar wiederzugeben. Beim Gebrauch von Präpositionen richte ich mich deshalb nach deren Gebrauch bei großen Vorsprechern, — und meine verstorbene Mutter rechne ich in meinem Falle natürlich auch dazu.
Zu "auf" und "an": Im englischen Sprachgebiet haben wir Gegenden, wo "wait on someone" richtig ist für "wait for someone", welch letzteres wir für "auf jemanden warten" mit Hilfe unserer Textbücher lehren! — Und "on" ist ja eigentlich unser "an"; und da lernen die Kinder in der Schule hier, "on" bedeute "on top of", und das stimmt ja auch bei "on top of the table". Aber dann geht's weiter mit "on the wall", mit "on the ceiling", mit dem Ring "on the finger", mit "Stratford-on-Avon" ("Stratford-upon-Avon is a market town and civil parish in south Warwickshire, England. It lies on the River Avon, [...]", "Stratford-on-Avon is a local government district of southern Warwickshire". — Cute, nicht wahr? Das hatten wir Shakespeare-Fans und Englischlehrer auch nicht alle so genau gewußt.) Und all das gehört in das "chapter on the use of prepositions", which I wanted to comment a little on, zu dem ich hier also auch einen kleinen Kommentar abgeben wollte, nachdem wir hier dar*auf* zu sprechen gekommen waren.
nach oben

Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 23.03.2011 um 13.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7620


Ob etwas auf oder an jemanden (manchmal auch zu jemandem) übergeht, ist das nicht Geschmackssache? Aber, Entschuldigung, lieber Herr Bärlein, genau das haben Sie ja eigentlich geschrieben.
nach oben

Urs Bärlein
*

Dieser Beitrag wurde am 22.03.2011 um 00.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7619


Mit Englisch kenne ich mich nicht so gut aus, allerdings würde ich niemals eine Führungsrolle für mich proklamieren, sondern sie, für mich, allenfalls reklamieren. In diesem Fall wäre mir überdies daran gelegen, daß diese Rolle auf mich übergeht, nicht an mich.
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 21.03.2011 um 20.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7618


Sie argumentieren richtig, lieber Herr Riemer, und ich habe den kleinen Beitrag zwischen zwei Kursen geschrieben, und mein "jedenfalls" hätte ich wohl nicht so einfach hinschreiben sollen. Trotzdem liegt mir "unter anderem" als "auch" zu verstehen — also parallel zu "vor allem" als "besonders" — irgendwie quer. Vielleicht, weil sich für meine Sprechweise "unter anderem" noch nicht "zu einem starren Idiom" für "auch" verfestigt hat? Vielleicht, weil die beiden Ausdrücke "unter anderem" und "unter anderen" doch nicht die gleiche Bedeutung haben (wobei der eine nur den Plural statt des Singulars beim anderen verwendete). Dem zitierten Satz vorausgegangen war: "Über die militärische Führung der Anti-Gaddafi-Koalition hatte es Verwirrung gegeben. Frankreich hatte angedeutet, die Rolle für sich zu proklamieren." So wie die Nachricht fortfährt, will GB ja nicht dasselbe wie Frankreich; insofern ist "auch" eben auch nicht ganz drin.

Wissen Sie was, lieber Herr Riemer: Was weggelassen ist, kann nicht durchfallen, riet Tucholsky. Also: "Über die militärische Führung der Anti-Gaddafi-Koalition hatte es Verwirrung gegeben. Frankreich hatte angedeutet, die Rolle für sich zu proklamieren. Großbritannien will, dass das Kommando an die Nato übergeht. Die Nato-Mitglieder konnten sich bisher jedoch nicht darauf einigen, die Militärführung in Libyen zu übernehmen." Das ist jedenfalls leichter lesbares Deutsch und verdutzt einen nicht und informiert und führt nicht zu von der Nachricht weglenkender Diskussion, — wenn auch letztere zeigt, daß unsere vielleicht nicht unter "Anglizismen" gehört. Oder etwa doch?
nach oben

Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 21.03.2011 um 17.34 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7616


Lieber Herr Ludwig,
das ist ein interessanter Fall. Gemeint ist ja wohl nicht GB will unter anderem, daß ..., sondern gemeint ist, daß unter anderen (Ländern) auch GB will, daß ...
Ich stimme Ihnen zu, daß da etwas merkwürdig ist.

Aber dann würde dasselbe für folgendes zutreffen:
Vor allem Frankreich will das Kommando selbst übernehmen.

Trotzdem denke ich, daß dieser Satz in Ordnung ist. Das liegt wohl daran, daß Ausdrücke wie "vor allem" (= besonders) sich zu einem starren Idiom verfestigt haben, also zu einer Redewendung, für die man die normalen Grammatikregeln nicht anwenden kann. Dazu könnte man m. E. auch "unter anderem" (= auch) rechnen, also würde ich den Satz doch gelten lassen.
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 21.03.2011 um 16.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7615


Ob bloß englischer Einfluß, wäre offen. Deutsch falsch ist jedenfalls: "Unter anderem Großbritannien will, dass das Kommando an die Nato übergeht." (Bild.de, News-Ticker, 21.3.)
nach oben

Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 06.02.2011 um 22.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7450


Inzwischen heißt es, „Stress im Job“ sei nicht das wahre Motiv gewesen. Wie überraschend!
nach oben

Reinhard Markner
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 29.01.2011 um 00.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#7420


Das Englische als das Dumme: „Stress im Job ließ Olaf H. ein schreckliches Verbrechen begehen.“ (dpa)
nach oben

Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 26.09.2009 um 22.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#5410


Der DLF brachte gestern kurz vor 18.00 Uhr einen Beitrag über die Bundestagswahlen in Schanghai. Für die dort lebenden Deutschen sei schon am 6.9. letzter Wahltermin gewesen (was wohl so nicht ganz stimmt, aber darauf kommt es hier nicht an). Der Beitrag endete mit der Bemerkung, daß sich das deutsche Konsulat im 14. Stock eines Hochhauses befinde. Falls es denn dieses Stockwerk überhaupt gebe, meinte der Sprecher.

Die Chinesen sind halt ein recht abergläubisches Volk. Und da vier auf chinesisch ähnlich klingt wie tot, sterben, ist die Ziffer 4 in Telefonnummern, auf Autokennzeichen, auf Fahrstuhlschildern u.ä. nicht sehr beliebt.

Der DLF erklärte den Sachverhalt in dieser Sendung so:
Die 14 klingt auf chinesisch genauso, als wenn jemand englisch sagt "you must die".

Also wirklich, was das jetzt mit Englisch zu tun haben soll, weiß der DLF sicher selbst nicht. Manche scheinen tatsächlich zu glauben, alle Dinge dieser Welt seien nur auf englisch richtig zu verstehen und erklärbar.

Übrigens, die Abneigung gegen die 4 in China will ich keineswegs in Abrede stellen, aber ich war auch schon einmal in einem typisch chinesischen Wohnhochhaus in Peking, da hießen die Etagen am Fahrstuhl ganz normal:
..., 12, 12a, 14, ...
nach oben

Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 15.11.2008 um 19.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#4193


Der MVV Energie (Teil der Mannheimer Verkehrsverbund GmbH) wirbt zur Zeit für Ökostrom mit dem kostenlosen "Keyrefinder".

Gut, daß eine Abbildung dabei ist, gemeint ist ein Schlüsselbundanhänger mit MVV-Adresse. Dann wird man also in deutschen Landen künftig öfter den freudigen Ausruf hören:
Yippee, I've refound my key!
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 09.08.2008 um 17.48 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#3741


Newsticker Denglisch:
"Fabian Hambüchen erreicht in Peking Reck-Finale
Peking (dpa[...] / Die Welt am 09.08.2008 um 15:20 Uhr [...]
Hambüchen erreicht vier Einzel-Finals [...]
Peking (dpa) [...] / Die Welt am 09.08.2008 um 16:20 Uhr"
Hat denn deutsch "Finale" keine Pluralform?
nach oben

Sigmar Salzburg
Dänischenhagen

Dieser Beitrag wurde am 13.06.2008 um 19.18 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#3477


Die Anglikanisierung durch englische Ausdrücke wie Event oder Meeting ist inzwischen zur Gewohnheit geworden, auch wenn sich 39 Prozent - vor allem Ältere - daran stören.

Die ZEIT online zur GfdS-Studie 13.06.2008
http://www.zeit.de/news/artikel/2008/06/13/2550437.xml

Deutsche, verteidigt Eure Konfessionen!
nach oben

Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 29.05.2006 um 11.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#701


>>>
..., weil er sich ohne Scheu menschlichen Siedlungen genähert und in Bayern Schafsställe eingebrochen war.
WELT.de/dpa
Artikel erschienen am Sa, 27. Mai 2006
[...]
Bilderspecial: Braunbär-Alarm in Bayern
<<<
Einmal hier die nachlässige Herausgeberei (ich vermute, daß die E-Ausgabe auf der Papierausgabe aufbaut, bin mir aber dessen nicht sicher). Zum andern ist dieses "Special" doch wirklich nicht nötig; im Beruf (bei wirklich Professionellen) gibt es doch bestimmt schon lange einen deutschen Fachausdruck dafür.
nach oben

Kratzbaum
*

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2006 um 15.52 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#614


Nachtrag zu "cinch": Fast immer liest man "Chinch".
nach oben

Verschoben
Berlin

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2006 um 14.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#612


Beitrag verfaßt von rrbth am 12.04.2006 um 14:28 Uhr

Entschuldigung, ich hab ungenau gefragt. Mich interessiert, wie der Begriff „Cinch“ ins Deutsche gekommen ist. Gab es da auch einen Herrn Kedaj?


Beitrag verfaßt von R. M. am 12.04.2006 um 10:07 Uhr

„Damit hat Josef Kedaj, einundsiebzig Jahre alt, sich als treuer Anhänger einer dahingegangenen Institution verraten: der staatlichen Deutschen Bundespost. Und doch war er es, der einem Gerät des ‚öffentlichen mobilen Landfunks’ postamtlich den Namen ‚Handy’ verordnete und so wohl die Karriere dieser vielgeschmähten, doch höchst erfolgreichen Neu-Vokabel begründete.“

Martin Kuhna, Handyman. Josef Kedaj. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. September 2005, Nr. 227, Seite 42


Beitrag verfaßt von Borghild Niemann am 12.04.2006 um 10:03 Uhr

Zur Herkunft des Wortes "Handy" ein Leserbrief aus der FAZ:

Briefe an die Herausgeber Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.09.2005, Nr. 207, S. 9

Der Vater des Handy

Zu "Du nix gut, ich nix gut" von Hubert Spiegel (F.A.Z. vom 13. August): Spiegel rätselt in seiner Buchbesprechung über den Erfinder des im Englischen unbekannten Wortes Handy. Bei den Benutzern der ersten kiloschweren Mobilfunkgeräte hatte sich aus Gründen, die keiner Erläuterung bedürfen, der Begriff "Schleppy" eingebürgert. Als die Telekom um das Jahr 1990 in einem damals mutigen Entschluß 10 000 brikettgroße Mobilfunkgeräte für das C-Netz - damalige Bezeichnung öbL, für öffentlicher beweglicher Landfunk - einführte, kreierte mein Kollege J. Kedaj in der Generaldirektion Telekom offiziell in Rundschreiben und Prospektbezeichnungen für diese "beweglichen Fernsprechgeräte" das Wort Handy. Der Beamte war kein Trottel, der des Englischen nicht mächtig war, sondern ein international erfahrener Mann, der wußte, daß zu einem guten neuen Produkt auch ein griffiger Name gehört.

Hermann Gabler, Roßdorf


Beitrag verfaßt von kratzbaum am 12.04.2006 um 09:54 Uhr

"Cinch" bedeutet u.a. Gurt. Die Bezeichnung dürfte von dem gürtelartig umfassenden Kontakt des einen Pols herrühren.


Beitrag verfaßt von rrbth am 12.04.2006 um 09:28 Uhr

Ob es sich bei [...] "Handy" um einen Anglizismus handelt, wäre vielleicht eine Diskussion wert ...

... bitte sehr:
http://www.u32.de/handy.html

Bei diser Gelegenheit möchte ich (auch hier) mal nachfragen, ob jemand weiß, woher der Ausdruck „Cinch“ für RCA-Verbindungen kommt?

Zum Einstieg (dort aber bitte dazu nichts schreiben):
http://f11.parsimony.net/forum16949/messages/19900.htm


Beitrag verfaßt von kratzbaum am 11.04.2006 um 22:15 Uhr

Wenn man Fremdwörter nach Gehör schreiben will, muß man die fremde (Aus)Sprache schon perfekt beherrschen. Selbst da bliebe aber eine Unsicherheit. Ansonsten müßte man die eingedeutschte Schreibweise einfach auswendig lernen, genauso wie wenn man das Wort in seiner Originalorthographie schriebe. Wo liegt da der Gewinn? - Über Anglizismen kann man ausführlich in DUDEN, Richtiges und gutes Deutsch, nachlesen. Es gibt da alle möglichen Varianten der Entlehnung und Pseudoentlehnung (Bsp. Handy). - (Noch eine hessische Redensart: Jetzt stehst du da, hättest Lust auf eine heiße Fleischbrühe und weißt nicht, was Bulljong auf französisch heißt. Vielleicht kann jemand das einhesseln...)
nach oben

(verschoben)


Dieser Beitrag wurde am 28.11.2005 um 20.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=56#415


Beitrag geschrieben von Calva am 28.11.2005 um 19:43 Uhr:

Zu "gebeamt" (rusabu) und Microsoft Rechtschreibprüfung:
Word kennt keinen "Beamer", sondern schlägt "Beamter" vor.


Beitrag geschrieben von Ruth Salber-Buchmüller am 28.11.2005 um 13:29 Uhr:

Ein Unwort zur Unzeit

RM/Christ und Welt am 24.11.05
Alles hat seine Unzeit

Bischöfin Margot Käßmann kämpft für die Vorweihnachtstage

(...)"indem wir an den Turm der Marktkirche Thesen zum Warten auf Advent gebeamt (...) haben".

Ich empfinde das Wort "gebeamt" in diesem Text so erschreckend danebengegriffen, als wenn hier anstelle von Weihnachten von X-Mas die Rede wäre.


Beitrag geschrieben von Alexander Glück am 28.11.2005 um 12:42 Uhr:

Ich empfehle folgende Lektüre:

Pfalzgraf, Falco: Auffassungen von Laien zum Gebrauch von Anglizismen im Deutschen. Carol Fehringer & Holger Briel (Hgs.). Field Studies. German Language, Media and Culture. CUTG Proceedings, vol. 5. Oxford: Peter Lang, 2005. S. 29-49.

Der Autor hat sich einige Seiten, darunter auch meine, angesehen und glaubt in einer ziemlich platten Argumentationslinie generell nationale Dünkel herauslesen zu können, wenn sich jemand für den Erhalt der deutschen Sprache einsetzt.

Daß nationale Dünkel dabei zuweilen eine Rolle spielen, glaube allerdings auch ich, nur ist ein Interesse am Spracherhalt dafür kein wirklich sicheres Indiz.


Beitrag geschrieben von Michael Mann am 28.11.2005 um 12:20 Uhr:

"sofern es nicht zu albern klingt"...

Da es wohl in absehbarer Zeit kein "Albern-o-meter" geben wird, das objektiv Angaben zur Albernheit einer Lehnübersetzung, Lehnübertragung, eines Scheinanglizismus u.ä. macht, bleibt die Bewertung eine subjektive.

Die "Erfinder" des "Prallsacks" werden bei dem "Klapprechner" eine ganz anderes Gefühl haben als die Befürworter von "Meetings" und ähnlichem. Wer hat recht?

Was den Ursprung dieser Diskussion, die Wendung "Sinn machen", anbelangt (die ich im übrigen gar nicht als Modeausdruck wahrnehme), gestehe ich: mir stößt sie nicht übel auf, ich verwende sie sogar, und zwar nicht, weil ich "einen Reiz" von ihr ausgehen sehe, sondern weil ich finde, daß sie durchaus "Sinn macht". Vielleicht ist mein persönlicher Sprachwandel in diese Richtung einfach schon einen Schritt weiter fortgediehen, was von manchen vielleicht als ein Schritt zuviel angesehen wird. Ähnliches Unverständnis bereitet mir der Streit um "nicht wirklich", auch dies eine Wendung in meinem aktiven Sprachschatz.

Ich finde es hochinteressant, in einem fremdsprachigen Wörterbuch zu blättern und festzustellen, wie unterschiedliche, aber auch wie überraschend viele übereinstimmende Bilder und Redewendungen es für bestimmte Sachverhalte gibt. Irgendwo müssen diese Übereinstimmungen ja einmal hergekommen sein. Und vielleicht gehört "Sinn machen" in ein paar Jahrzehnten ganz unbestritten dazu.


Beitrag geschrieben von Gabriele Ahrens am 28.11.2005 um 11:58 Uhr:

Leider finden immer mehr Anglizismen Eingang in unsere Sprache, und ich bin der Ansicht, man sollte ganz bewußt deutsche statt englischer oder englisch anmutender Ausdrücke und Redewendungen verwenden, sofern es nicht zu albern klingt („Klapprechner“ für „Laptop“ halte ich z. B. für übertrieben). Das Südwestfernsehen brachte am Donnerstag vergangener Woche eine einstündige Sendung mit dem Titel „Wer rettet die deutsche Sprache?“ Vorgestellt wurden der Verein Deutsche Sprache und andere „Denglisch“-Bekämpfer. Leider wurde die Rechtschreibreform mit keinem Wort erwähnt. Interessant war der Beitrag trotzdem. Es sind nach Angaben des Vereins mittlerweile rund 6.000 englische Begriffe in die deutsche Sprache geflossen, und es werden immer mehr. Aufschlußreich fand ich auch die Meinung des Ministerpräsidenten Günther Oettinger: Im Freundeskreis, in der Familie, im Verein sollte man ruhig weiter Deutsch sprechen, aber die offizielle Sprache müsse ja wohl Englisch sein bzw. werden.


Beitrag geschrieben von borella am 28.11.2005 um 11:03 Uhr:

"borella" ist ein geschlechtsloses Synonym, man kann es sich leicht merken. Aufgrund meiner Erfahrung nehme ich ungern mit wirklichem Namen an Foren teil.

Als Mann sehe ich die Austragung von Streit natürlich als einen ehrenhaften Vorgang an. Ich habe nie behauptet, keinen Respekt vorm Widersacher zu haben, vor seiner Person.

Lediglich sein Argument ist mein Feind, und da gibt es keinen Kompromiß; ich kann mich also nicht darauf einigen, die Erde sei halb Scheibe und halb Kugel.

Natürlich ist die Welt nicht schwarz - weiß, sondern grau; die Grenze zwischen Streit und Diskussion ist daher klarerweise verlaufend.


Beitrag geschrieben von Wolfgang Wrase am 28.11.2005 um 10:38 Uhr:

Nachdem sinnvoller Streit von sinnlosem Zanken nun unterschieden ist, stellt sich nach wie vor die Frage: Wollen wir über dieses Thema (edel) streiten? Ich verstehe Professor Icklers Frage als Meinungsäußerung, dahin gehend, daß es sich nicht lohne. Zwar gibt es "Argumente", aber sie überzeugen nicht zwingend, viele weigern sich einfach, sie für überzeugend zu halten. Warum?

Weil es letztlich Geschmacksfragen sind, ob man eine relativ neue Eindeutschung oder Lehnübertragung gut oder schlecht findet, abstoßend oder leicht irritierend oder akzeptabel - oder aber gut oder sogar richtig klasse. Der Geschmack ist verschieden, also auch der Umgang mit solchen sprachlichen Sitten und Unsitten. Eine Einigung ist nicht möglich, eine Befriedung auch nicht, weil man anderen Leuten nicht verbieten kann, bestimmte Formulierungen zu verwenden. Deshalb ist der Streit, auch der edelste, über diese Dinge letztlich fruchtlos.

Ich kann niemandem vorschreiben, daß er bestimmte Lebensmittel nicht verwenden solle, selbst wenn ich solide Argumente habe, warum das eine Lebensmittel gesünder ist als das andere. So etwas gelingt höchstens einem Arzt, wenn es um Leib und Leben des Patienten geht - aber auch der hat seine Mühe damit, wie jeder Zahnarzt zu berichten weiß. Ich kann niemandem befehlen, welche Kleidung er tragen soll oder ob er sich ein Piercing antun soll oder nicht. Was wollen wir da den Sprachgebrauch bei irgendwelchen Dritten ändern, selbst wenn wir überzeugende "Argumente" zu haben meinen? Man kann seinen persönlichen Eindruck mitteilen, mehr nicht.

Aus diesem Grund handelt es sich um etwas ganz anderes als bei der Rechtschreibreform: Bei dieser versucht der Staat, den Bürgern jede Menge (schriftliche) Ausdrucksweisen auszutreiben und andere Ausdrucksweisen aufzunötigen. Ein an sich unmöglicher Vorgang, der nur durch eklatanten Mißbrauch von Institutionen (Kultusministerien, Schulunterricht) und Betroffenen (Lehrer, Schüler, indirekt alle) in Angriff genommen werden kann. Obendrein gibt es eine Fülle von Argumenten, warum die sogenannte alte Rechtschreibung in jeder Hinsicht besser ist als die staatliche Zwangsrechtschreibung.

Und deshalb würde ich mir auch wünschen, daß hier diese Geschmacksdebatte ganz tief gehängt und knapp gehalten wird. Sonst kommt es beim Publikum so an, als ob wir nur deshalb Gegner der Rechtschreibreform seien, weil wir einen ausgefallenen Geschmack haben, mit dem wir die Mehrheit missionieren wollen. Genau das Gegenteil ist richtig.


Beitrag geschrieben von borella am 28.11.2005 um 10:27 Uhr:

zu "Sinn machen"

Diesbezüglich gibt es wohl zwei Gruppen von Leuten:
bei der einen schlägt sofort das Sprachgefühl an; zu der zähle ich mich,
die anderen sind magisch fasziniert davon und übernehmen es sofort.
Vielleicht gibt's die dritten, die, denen es egal ist.

Ich frage mich, haben die, die es sagen, ein gestörtes Sprachgefühl oder überwiegt einfach der Reiz des Modeausdrucks?

Daß es sich hier um einen versteckten Anglizismus handelt, das ist vermutlich vielen garnicht bewußt ("to make sense" bedeutet einleuchten, Sinn ergeben).

Für mich gehört dieser Fall auch nicht in die Anglizismus-Klasse "Meeting".
Ein weiteres Beispiel der Klasse "Sinn machen" fällt mir momentan aber nicht ein.


Beitrag geschrieben von Alexander Glück am 28.11.2005 um 10:09 Uhr:

An Frau Borella:

Streit ist im ursprünglichen Sinne etwas sehr faires, tugendhaftes und edel gemeintes. Eristik ist Streitkunst. Logik ist Streitkunst. Die edlen Recken höfischer Stechspiele traten nach klaren Regeln und in tiefem Respekt vor dem Gegner und dem Streit an. Auch die antike Stoa war ein solcher "Streitplatz". Noch heute "streiten" tibetische Mönche mit Hilfe der Mittel der Rhetorik, der Logik und des klaren, zielgerichteten Denkens. Fechtkunst ist ebenfalls sehr respektvoll und nobel, ebenso der ordentlich geführte Schwertkampf. Und natürlich liegt der Sinn des Streits darin, daß einer obsiegt, idealerweise man selbst. Das ist auch beim Schachspiel und beim Tennis so.

Auch im argumentativen Streit geht es einerseits darum, überhaupt einmal zuzulassen, daß der ebenbürtige "Gegner" mit ebenbürtigen Argumenten existiert und auch ein Grundrecht auf die Möglichkeit des Sieges hat, und andererseits darum, im fairen Wettstreit natürlich zu erstreben, daß sich die eigenen Argumente als die schlagenderen herausstellen. Dabei haben beide Seiten die gleichen Chancen. Streiten können bedeutet: Respekt haben.

Was Sie meinen, ist entweder Zanken oder das, was Schopenhauer in seiner "Eristischen Dialektik" festgehalten hat.


Beitrag geschrieben von borella am 28.11.2005 um 01:04 Uhr:

Unter Diskussion verstehe ich, Meinungen und Argumente auszutauschen. Das Ziel ist aber nicht primär, den anderen von seiner Meinung abzubringen; es ist ein Vorgang der Vielfalt, eine Erweiterung des Horizonts.

Wenn ich aber streite, lasse ich die Meinung des anderen nicht gelten. Ich bin dann der Meinung, daß seine Position falsch ist. Und ich glaube auch, daß nur meine die Richtige ist. Ich will ihn also "bekehren".

In diesem Verständnis finde ich Streit nicht angebracht. Diskussion natürlich immer.


Beitrag geschrieben von Wolfram Metz am 27.11.2005 um 20:39 Uhr:

Nicht zu vergessen das „Meeting“, das mittlerweile die Sitzung gnadenlos aus dem Feld geschlagen hat, die „sichere Seite“, auf die es einen heutzutage zieht, wenn man auf Nummer Sicher gehen will, und das „Feuer“, das in den Nachrichten immer mehr den Brand verdrängt.

Ich habe des Herrn Professors Frage übrigens gar nicht als Ausdruck seines Desinteresses an einem Zank, sondern als indirekte Einladung zu einem Gedankenwettstreit über die Stichhaltigkeit der von ihm abgelehnten „üblichen Argumente“ verstanden. Denn warum sollte man über Argumente nicht streiten?


Beitrag geschrieben von Alexander Glück am 27.11.2005 um 20:16 Uhr:

Streiten will ich auch nicht, aber solange es guteingeführte, treffende deutsche Ausdrücke gibt ("Sinn ergeben"), solange ist die Modephrase doch nur das dümmliche Nachäffen, mit dem sich Krämerseelchen einen weltmännischen Anstrich zu geben versuchen.

Auf Pressekonferenzen quakt nahezu jeder Moderator das obligatorische "lastbutnotleast", aber den meisten ist der Sinn überhaupt nicht klar.

Statt "Händedruck" oder "Handschlag" sagen Pressephotographen nur noch "Shakehands". Im Internet hat sich für "m. E." ("meines Erachtens") inzwischen "IMHO" durchgesetzt. Und das flotte "ASAP" ("as soon as possible") erinnert optisch etwas zu sehr an "NSDAP".


Beitrag geschrieben von borella am 26.11.2005 um 10:58 Uhr:

Die Beispiele von Prof. Ickler haben eines gemeinsam: es ist deutscher Sprachgebrauch, er hat sich irgendwann herausbildete ( zu dieser Zeit mit durchaus wörtlicher Bedeutung), und später verschlampte er entweder oder er wurde technologisch überholt (das gibt es übrigens auch im Straßenverkehr: ein unbeschrankter Bahnübergang wird auch heute noch durch eine Dampflok symbolisiert).

"Sinn machen" aber, brach vor einigen Jahren "lawinenartig" über uns herein. Es war plötzlich in aller Munde. Sehr viele Leute übernahmen es aus "magischer Faszination" sofort in ihr Repertoire und haben vermutlich seitdem nie wieder anders gesagt.

Natürlich ist mir klar, daß eine Forumsdiskussion über dieses Thema keinen Einfluß auf die Wirklichkeit hat (aber dann dürfte man über fast nichts diskutieren).

Aus orthografischer Sicht frage ich mich, ob man "Sinn machen" nicht mit "Recht haben" vergleichen könnte.

Eine Form "sinn machen" als Version für "sinnig machen", also eine Antwort auf die Frage, 'wie' mache ich etwas und nicht 'was' mache ich, könnte ich mir theoretisch vorstellen.
Aber streiten will ich nicht!


Beitrag geschrieben von Theodor Ickler am 26.11.2005 um 09:00 Uhr:

Diese Frage müßte man zuerst den Engländern stellen. Sie würden wahrscheinlich zurückfragen, wo eigentlich das Problem liegt. Aber kann ein Problem überhaupt irgendwo herumliegen? Kann man eine Partei ergreifen? Usw.
Uns kommt es ganz in Ordnung vor, daß wir eine Uhr "aufziehen", ebenso andere mechanische Triebwerke dieser Art. Aber eigentlich ziehen wir doch gar nicht, sondern diese Wendung kommt noch aus der Zeit, als die Gewichte von Pendeluhren hochgezogen werden mußten (faszinierend für uns Kinder!), und selbst damals wurden die Gewichte hochgezogen und nicht die Uhren. Bleistifte enthalten schon lange kein Blei mehr - wen regt das auf?
Ich verwende zwar manche Ausdrücke nicht (z. B. Sinn machen), aber ich habe auch kein Argument dagegen, daß andere sie verwenden, und halte die üblichen Argumente für nicht stichhaltig. Wollen wir streiten?


Beitrag geschrieben von borella am 26.11.2005 um 08:44 Uhr:

Auf welt.de gibt es derzeit ein Forum. Thema: "Welche Rechtschreibung macht Sinn?"
Obwohl ich mir durchaus vorstellen kann, daß jemand Unsinn machen kann, sträubt sich mein Verständnis nachhaltig, die Bedeutung dieser Phrase zu begreifen.
Wie kann sowas wie die Rechtschreibung überhaupt etwas machen? Und wie sieht dieser - von der Rechtschreibung gemachte Sinn - dann aus?
nach oben


Zurück zur Themenübersicht | nach oben


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM