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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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17.07.2008
 

Geld wie Heu
Das IDS auf der Suche nach Beschäftigung

"Welche Einstellungen und Gefühle hegt die in Deutschland lebende Bevölkerung – Deutsche wie Migranten – gegenüber der deutschen Sprache? Welche Ansichten bestehen zu Fragen der Mehrsprachigkeit, hinsichtlich Sprachpflege und Sprachpolitik?
Diesem Themenkomplex stellt sich jetzt ein Wissenschaftlerteam in einem von der VolkswagenStiftung mit rund 275.000 Euro geförderten Vorhaben. Geleitet wird das Projekt "Erkundung und Analyse aktueller Spracheinstellungen in Deutschland" von Professor Dr. Ludwig Eichinger vom Institut für Deutsche Sprache (IDS) Mannheim und Professorin Dr. Dagmar Stahlberg vom Lehrstuhl für Sozialpsychologie der Universität Mannheim. Beteiligt ist auch der Deutsche Sprachrat, ein Zusammenschluss von IDS, Gesellschaft für deutsche Sprache, Goethe-Institut und Deutschem Akademischem Austauschdienst.

Kern der Untersuchung sind eine Repräsentativumfrage bei 2000 Personen sowie mehrere vertiefende Studien zu vier zentralen Fragestellungen (dazu später mehr). Interviewt werden auch Nichtmuttersprachler des Deutschen. Damit betritt das Projekt Neuland, denn eine umfassende Erhebung und Analyse aktueller Spracheinstellungen in Deutschland gibt es bisher nicht.

"Das Vorhaben ist sowohl in politischer als auch wissenschaftlicher Hinsicht von großer Bedeutung", betont der Generalsekretär der VolkswagenStiftung Dr. Wilhelm Krull: "Zum einen ist es für Deutschland von hoher gesellschaftspolitischer Relevanz, da die Ergebnisse etwa mit Blick auf die sprachliche Integration anderssprachiger Zuwanderer ebenso bedeutend sein können wie für die breite, auch in der Öffentlichkeit geführte Diskussion über den 'Verfall der deutschen Sprache' beziehungsweise den daraus möglicherweise sich ergebenden Bedarf an sprachschützenden Maßnahmen." Zum anderen sei der Wert der geplanten Forschung auch in wissenschaftlicher Hinsicht als hoch einzuschätzen. So zeichnet sich das Vorhaben dadurch aus, dass sozialpsychologische Einstellungsforschung und neuere soziolinguistische Erkenntnisse gleichermaßen den wissenschaftlich-methodischen Rahmen setzen.

Durchführung des Vorhabens
Im ersten Teil des Projekts ist eine bundesweite Repräsentativumfrage bei 2000 Personen vorgesehen. Einbezogen werden sowohl die deutschsprachige Bevölkerung als auch Bevölkerungsanteile mit anderen Erstsprachen beziehungsweise mit Deutsch als Zweitsprache. Gefragt werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwa nach ihrer allgemeinen Einstellung zur Sprache Deutsch, nach dem "heutigen" Deutsch, seiner Entwicklung und Sprachpflege; ebenso interessieren sich die Forscher für regionale Sprachvarianzen und Mehrsprachigkeitsverhältnisse – und sie eruieren Meinungsbilder zu Themen wie der Bedeutung von Fremdsprachen und Fremdsprachenlernen.

Der zweite Teil des Projektes umfasst acht weiterführende Studien, die vier zentrale Fragen vertiefen. Der Blick der Forscher richtet sich hier auf die Einstellungen von Studierenden beziehungsweise auf türkischstämmige Personengruppen. Im ersten Fragenkomplex ist es das Ziel, ein allgemeines Instrument zur Erfassung von Spracheinstellungen auf affektiver und kognitiver Ebene zu entwickeln, das Skalen wie Klang, Struktur und Wertigkeit sowie Skalen für positive und negative Emotionen integriert.

Fragenkomplex Nummer zwei vergleicht die Einstellungen zur deutschen Sprache mit jener zu anderen Sprachen; Vergleichssprachen sind das Englische und Französische. Darüber hinaus sollen Eigen- und Fremdstereotype gegenüber Sprechern der drei Sprachen erfasst werden. Zudem wollen die Forscher prüfen, inwieweit die "Haltung zum Deutschsein" die Einstellung zur deutschen Sprache beeinflusst.

In einem dritten Fragenkomplex geht es um Meinungen und Ansichten zu Sprachmerkmalen und um die Bedeutung regionaler Varietäten. Am Beispiel des Bayerischen, Pfälzischen, Sächsischen und Schwäbischen möchten die Wissenschaftler die Ergebnisse von Vorstudien überprüfen, denen zufolge Dialekte positiver bezüglich des Klangs, das Hochdeutsche hingegen positiver hinsichtlich der Struktur und der Wertigkeit beurteilt werden.

Der letzte Komplex betrifft die Einstellungen gegenüber Mehrsprachigkeitsverhältnissen in Deutschland. Am Beispiel deutsch-türkischer Nachbarschaften wollen die Forscher zum einen die Haltung zur Mehrsprachigkeit ermitteln als auch andererseits die Vermittlung und Aufrechterhaltung von wechselseitigen Stereotypen durch systematische sprachliche Verzerrungen untersuchen.

Ausblick
Die Ergebnisse des Vorhabens sollen in einem Statusbericht über "Die deutsche Sprache im Inland – ihre Stellung und Bewertung" veröffentlicht werden. "Die Stiftung hofft zudem, dass nach der Initialzündung diese hochkarätige Erhebung regelmäßig wiederholt und damit verstetigt wird", sagt Stiftungs-Generalsekretär Wilhelm Krull."



Das personell stark überbesetzte IDS weiß nicht, womit es sich beschäftigen soll. Schon vor der Rechtschreibreform wandte sich der Direktor an mich mit der Bitte, Ideen für Anschlußprojekte zu entwickeln. Damals war das abstrus mißlungene, millionenteure Werk "Verben in Feldern" erschienen und das ebenso mißlungene, inzwischen vollkommen vergessene Buch "Brisante Wörter". Ich schlug vor: eine große distinktive Synonymik. Das ist nämlich ein Desiderat seit langem. Über Ansätze kam man nicht hinaus. Was nun? Erstaunlicherweise gibt die VW-Stiftung eine ungeheure Summe für ein Projekt, das gerade mal für eine Zeitungsmeldung gut sein wird und dann niemanden mehr interessiert. Einstellungen zur Sprache sind schon oft untersucht worden und ändern sich auch ständig. Was soll's? Ich muß jetzt schon gähnen, wenn ich an die allenfalls möglichen Ergebnisse denke ...



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Kommentare zu »Geld wie Heu«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2024 um 16.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#53107

Verwechselbare Wörter können, wenn man sich auf die Seite des Sprechers beschränkt, aus zwei Gründen verwechselt werden: wegen ähnlicher Form oder wegen ähnlicher Bedeutung. Im ersten Fall handelt es sich um Paronyme, im zweiten um Synonyme. (Homonyme kann nur der Hörer verwechseln; der Sprecher kann logischerweise nicht aus Versehen ein gleichlautendes Wort benutzen.)

Verwechselbarkeit ist keine Eigenschaft der Wörter und keine reale Beziehung zwischen ihnen, sondern bezieht sich eigentlich auf eine Schwäche des Menschen, der sie verwechselt. Sie ist also keine sprachliche Tatsache und gehört nicht in die Linguistik, sondern in die Fehlerkunde (Psychologie und Pädagogik).

Reale Beziehungen zwischen den Wörtern ergeben sich zum Beispiel dadurch, daß sie im Text regelhaft interagieren: Sie werden als Gegensatzwörter oder als wechselseitige Substitutionen füreinander textkonstituierend gebraucht. Synonyme werden zur Unterscheidung benutzt, ihre Opposition kann jedoch oft neutralisiert werden – auch das ist eine sprachliche Tatsache und keine menschliche Schwäche. (Das gilt nicht nur für Wörter, sondern auf allen „Ebenen“ der Sprache.)

Diese Tatsachen waren der Verfasserin des „Paronym-Wörterbuches“ nicht bewußt, sonst hätte sie eine andere Methode gewählt. Sie hätte nicht im Wörterbuch nach ähnlich klingenden Wörtern gesucht und ihre Bedeutungsunterschiede erklärt, sondern sich mit den fehlbaren Menschen beschäftigt, die bestimmte Wörter regelmäßig verwechseln. – So aber mußte das ganze Projekt scheitern bzw. in einer Handvoll Banalitäten versickern. Wir haben auf diesen Fehler von Anfang an hingewiesen, und es ist erstaunlich, daß am überbesetzten IDS niemand es gesehen zu haben scheint. Oder auch nicht erstaunlich, denn die anderen, zum Teil gigantischen Projekte sind ja ebenso lächerlich untergegangen. Nur die dreibändige Grammatik hat trotz ihrer Mängel einige Beachtung gefunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2023 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52210

Das kommt meistens daher, daß man sich gehoben auszudrücken versucht, d. h. in ein Register verirrt, in dem man nicht zu Hause ist. Und heute schreiben eben sehr viel mehr Menschen als früher und verewigen damit, was früher als flüchtiger Versprecher verweht wäre.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.11.2023 um 03.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52208

Offenbar kommt die Verwechslung häuiger vor. Einige Beispiele aus dem Netz:

Aktuell entspannt sich eine Diskussion darüber, ob Ausnahmegenehmigungen erteilt werden können, wenn Windenergieanlagen errichtet und betrieben werden sollen, obwohl prognostiziert wird, dass hierbei windenergiesensible Vogelarten getötet werden.
(https://www.naturschutz-energiewende.de/kompetenzzentrum/presse/pressemitteilungen/welche-rechtlichen-ausnahmen-vom-artenschutzrechtlichen-toetungsverbot-sind-fuer-windenergie-an-land-moeglich/)

Eine Besuchergruppe verlässt den Kinosaal der Gedenkstätte. Vor einer Fotowand bleiben zwei junge Männer stehen. Es zeigt junge sowjetische Soldaten auf einem Panzer. „Verrückt“, sagt einer der Männer. „Das Bild kenne ich aus der Tagesschau.“ Dann entspannt sich eine Diskussion.
(https://www.deutschlandfunkkultur.de/gedenkort-seelower-hoehe-100.html)

Als das Wort „Heldengedenken“ fällt, bricht Bischof Berger in ruhigem Ton die Rede ab. Zwischen ihm und den Jugendlichen entspannt sich eine Diskussion. Auch diese ohne heftige Worte, keine Beleidigungen, Freundlichkeit. Der Bischof reicht dem Redner seine Telefonnummer und bietet ein Gespräch an. Landrat Kautz schließt sich an.
(https://taz.de/Straff-antreten-still-gedenken/!1200232/)

Auch „Der Heiratsantrag“ stammt aus dem Jahre 1888, das Stück spielt, wie bei Tschechow üblich, auf einem Landgut in der russischen Provinz. Junggeselle Iwan Lomow will Natalja einen Heiratsantrag machen, der Tochter des Gutsherren Stepan Tschubukow. Doch zwischen beiden entspannt sich ein Streit um die Besitzverhältnisse eines Dorfes. Es gibt einen Hausverweis, ein Prozess wird angedroht – und der Bräutigam in spe kollabiert.
(https://www.haz.de/lokales/umland/sehnde/humorvolles-von-tschechow-im-kgs-forum-RGJOLLTL6JLGC223RO7ULAKAQI.html)

Ein Schauspieler aus Frankfurt begibt sich auf die Suche und versucht, diese Erfahrung der Ekstase nachzuzeichnen. Über das Dokument dieses Reenactments entspannt sich eine Auseinandersetzung mit den Medien Video und Performance, die sich in dieser Arbeit über den Spiegel des Regenbogens befragen.
(https://jakobengel.de/alltheway)

Derzeit entspannt sich ein Diskurs, ob diese Tools die Kreativen arbeitslos machen oder ob sie durch die Unterstützung des Computers leistungsfähiger werden.
(https://www.htw-dresden.de/fileadmin/HTW/Hochschule/1_Aktuelles/Pressemitteilungen/2022/221026_PMHTW_PromptBattleDesign.pdf)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.11.2023 um 01.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52207

Unsere Beiträge haben sich gekreuzt ...
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.11.2023 um 01.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52206

Nein, da entspannt sich nichts. Der unbestimmte Artikel deutet ja schon darauf hin, daß vorher noch nicht von einer bestimmten Diskussion die Rede war. Der gesamte Absatz lautet wie folgt:

Die Verteidigung hinterfragt Labuddes Ausführungen mit Verve. Sie merkt unter anderem an, dass Ofarims Davidstern auf der Aufnahme der Überwachungskamera auch dann nicht durchgängig zu sehen ist, als er sie nachweislich offen sichtbar trägt, wie sein Instagram-Video beweist. Eine Diskussion entspannt sich, bis der Richter die Verhandlung am Abend unterbricht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.11.2023 um 01.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52205

Nein, Sie haben recht, denn sonst hätte es "die Diskussion" statt "eine" heißen müssen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.11.2023 um 01.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52204

Und wenn sich die Diskussion tatsächlich entspannt (an Spannung verliert)?
(Ich kann leider den Artikel wegen der Bezahlschranke nicht lesen.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.11.2023 um 00.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52203

Nachtrag: Die gesamte Schilderung des Prozeßverlaufs in dem Artikel steht im Präsens; es ist daher höchst unwahrscheinlich, daß hier nur ein Tippfehler (entspannt statt entspann) vorliegt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.11.2023 um 00.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#52202

Fürs Paronymwörterbuch des IDS: entspannen vs. entspinnen

Eine Diskussion entspannt sich, bis der Richter die Verhandlung am Abend unterbricht.
(https://www.spiegel.de/panorama/justiz/prozess-gegen-gil-ofarim-in-leipzig-zwei-telefonate-die-nicht-zusammenpassen-a-1cb61c30-5d98-4a91-ae06-89f4ce6de9c0)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2023 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#51096

"Vorbehaltssignal" ist meine Übersetzung von "Hedge", ich finde das übliche "Heckenausdrücke" nicht so gut.

Solche Signale geben zu verstehen, daß der eingehegte Ausdruck nicht wörtlich zu verstehen ist.

Wenn ich mehrere Ausdrücke "synonym" nenne, ist eingeschlossen, daß sie nicht unbedingt gleichbedeutend, d. h. in jedem Kontext austauschbar sind.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.05.2023 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#51095

Ich benutze "gleichsam" gern als Ersatz für das etwas abgegriffene "quasi". Als Vorbehaltssignal empfinde ich beide nicht unbedingt. Wenn jemand gleichsam Bürgermeister einer Gemeinde ist, so ist er es nicht wirklich, sondern handelt höchstens wie einer – so ist es eben.
Wenn man sich dabei ertappt, den Sinn eines Wortes mißdeutet zu haben, kann man sich leicht korrigieren; wenn die Sprache sich wandelt, muß man damit leben, sei es auch zähneknirschend. Unser ehemaliger Verteidigungsminister Guttenberg hat für das Wort "abstrus" mit großem Echo die Bedeutung "absurd" eingeführt – da ist nichts zu machen. Warum kaum jemand noch "deswegen" oder "deshalb" sagt, ist unklar. Man hört jedenfalls fast nur noch "insofern": "Mir ist das nicht als Thema bekannt geworden. Im Sicherheitskabinett war ich dabei; insofern wäre es mir aufgefallen." (Regierungssprecher Hebestreit). Inwiefern es ihm trotz seiner Anwesenheit nicht aufgefallen wäre, ist eine Oberlehrerfrage. Zu den harmlosen Neuerungen gehört "kirre". Nur der Duden, für den Zeitgeist sonst hellwach, hat noch nicht bemerkt, daß "kirre" nicht mehr "gefügig" bedeutet, sondern "irre".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2023 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#51090

Die feinen Beobachtungen von Herrn Metz entsprechen meinen Erfahrungen mit Wörtern, bei denen man spät oder nie merkt, daß man sie nicht genau im Sinne des Erfinders benutzt. Die oft nur kleine Abweichung summiert sich zum Sprachwandel (Bedeutungswandel).

Für mich ist gleichsam ein Synonym für sozusagen, gewissermaßen, und zwar ist es stilistisch das älteste und gehobenste von den dreien. Ich habe mir eigentlich vorgenommen, solche "Vorbehaltssignale" (Hedges) nicht zu oft zu benutzen, sondern zu sagen: so ist es, so ist es nicht. Harald Weinrich nannte sozusagen ein "kleingläubiges Wort". Ebenso Jesus: Eure Rede sei "ja ja, nein nein". Aber wenn ich mit dem Suchbefehl über diese Seiten hier gehe, dann bin ich es, der das Wort gleichsam benutzt, und nicht zu knapp.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2023 um 01.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#51089

Dieses "gleichsam <a> wie <b>" ist mir noch nicht aufgefallen, und in diesen Beispielen empfinde ich es auch als ziemlich unpassend. Ich habe jetzt nicht in einem Wörterbuch nachgesehen, würde von mir aus wohl am ehesten als Synonym "beinahe" oder "im Prinzip" dafür einsetzen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.05.2023 um 00.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#51088

Noch zum Paronymwörterbuch des IDS:

Bis in meine Studentenzeit hinein dachte ich, »gleichsam« wäre ein vornehmes Synonym für »gleichzeitig« oder »gleichermaßen«. Wie kann es sein, daß ich diesen Irrtum erst so spät entdeckt habe? Vielleicht hat mich die Ähnlichkeit der Wörter bei der ersten Begegnung mit »gleichsam« dazu verleitet, Bedeutungsgleichheit anzunehmen, zumal es im Kontext vermutlich wunderbar gepaßt hat. Bei der zweiten Begegnung hat es dann wieder gepaßt usw. Heute würde ich nachfragen oder -schlagen, wenn ich ein Wort nicht kenne, aber als Kind und Jugendlicher bin ich wahrscheinlich viel unreflektierter mit so etwas umgegangen.

Offenbar tappen andere bis heute in dieselbe Falle wie ich damals. Gerade lese ich, daß der Thüringer Bildungsminister die Verdienste von Christiane Alt, der Direktorin des Erfurter Gutenberg-Gymnasiums, anläßlich ihrer Pensionierung mit den Worten gewürdigt hat: »Sie hat den gleichsam schmerzvollen wie guten Prozess der Bewältigung des schrecklichen Ereignisses mit großer Würde und beeindruckender Kraft gestaltet.« Ich glaube nicht, daß er »gleichsam« hier im Sinne von »gewissermaßen« gemeint hat, sondern er wollte eigentlich sagen: ebenso/gleichermaßen schmerzvoll wie gut.
»Das „Tauernherz“ überzeugt durch einen gleichsam modernen wie traditionellen Stil mit viel Holz sowie liebevoll und ansprechend designten Räumen.« (morgenpost.de)
»Mit Marcel Lenggenhager schickt sie einen gleichsam motivierten wie auch selbstkritischen Kandidaten ins Rennen.« (aargauerzeitung.ch)
»In der Ausstellung werden herausragende internationale Werke des Realismus, Impressionismus und des Jugendstils gezeigt. Sie spiegeln eine gleichsam glanzvolle wie widersprüchliche Epoche mit Bezügen zu unserer Gegenwart.« (klassik-stiftung.de)

Ähnlich ist es mit »überkommen«. Überkommene Traditionen, Praktiken usw., das klang für mich immer wie »überholt«. Vielleicht hat auch der jeweilige Zusammenhang eine negative Konnotation nahegelegt, schließlich wird Althergebrachtes oft kritisch gesehen, siehe etwa das Beispiel im DWDS »sich von überkommenen Vorstellungen lösen«. Das ändert aber nichts daran, daß das Wort als solches keine Wertung enthält.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#50125

Das Institut für deutsche Sprache verkündet auf seiner Website, wegen Putins Krieg jeden Kontakt zu russischen Wissenschaftlern abgebrochen zu haben.

Man bietet aber Ersatz für die Braven:

Daher gilt auch unseren russischen Kooperationspartnern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die über die Invasion Russlands in die Ukraine selbst entsetzt sind und sich gegen diese öffentlich aussprechen, unsere Solidarität.

Der Gedanke, russische Wissenschaftler sollten öffentlich gegen den Krieg protestieren, um der Gunst des IdS teilhaftig zu werden, ist gewöhnungsbedürftig. Und worin besteht die Solidarität eigentlich, außer in einer Beileidsbekundung?
https://www.ids-mannheim.de/aktuell/ukraine/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2022 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#50032

Die einzige Domäne, in der diese Listen einen Nutzen haben könnte, ist die automatische Fehlerkorrektur. Die Googlesuche ist bekanntlich sehr fehlertolerant und bietet zu Eingaben der angeführten Art großzügig Alternativen, auch wenn sie semantisch noch so weit entfernt sind und von wirklichen Sprechern niemals verwechselt werden. Aber eine Offenlegung solcher trivialen Zusammenhänge würde natürlich das Paronymprojekt, wie es am IdS mit Steuermitteln finanziert wurde, völlig aus dem Rennen werfen. Wie könnte man dem Publikum eine derart heruntergekommene Sprachwissenschaft als unterstützenswert erscheinen lassen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2022 um 08.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#50031

Unter https://de.wikipedia.org/wiki/Paronym findet man jetzt Listen von angeblichen Paronymen, die großenteils ausgedacht sind und keineswegs Wörter, die irgend jemand jemals verwechselt hat. Es sind Lösungen frei erfundener Probleme. Ich will keine Beispiele anführen, schauen Sie einfach mal rein und wundern Sie sich über den Unsinn, der bekanntlich vom Institut für deutsche Sprache (Petra Storjohann) in die Welt gesetzt worden ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2022 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#49858

Laut Website des IDS ist das Projekt "Paronymwörterbuch" abgeschlossen. Was nach sechs Jahren dabei herausgekommen ist, sieht man hier: https://www.owid.de/parowb/
Die Wortliste ist nicht nur kümmerlich, sondern auch im einzelnen hochgradig absurd. Es war aber vom ersten Augenblick an klar, daß es so kommen mußte.
Ein weiterer Beleg für die Unfähigkeit des IDS, irgend etwas Vernünftiiges zu leisten. Leider hat sich der Rechnungshof bisher nicht dafür interessiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2022 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#49130

Mit welchen Mitteln sich das berüchtigte "Institut für deutsche Sprache" einst für eine Rechtschreibreform einsetzte, geht auch aus dem "Sprachreport" von 1988 hervor:
https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/2767/file/Hoffmann-...hinter_Schloss_und_Riegel_setzen-1988.pdf
(Dazu gab es in der nächsten Nummer einen kurzen Leserbrief von mir, in dem ich mich gegen die Beschimpfung der unwilligen Bevölkerung verwahrte.)
Die Polemik wirkt wie eine Auftragsarbeit, denn Hoffmann hatte nie etwas mit der Reform zu tun. Eine besondere Pointe im Rückblick: Aus jener Reform wurde ja dann nichts, man mußte sich schnell eine andere überlegen (und dann noch eine).
 
 

Kommentar von , verfaßt am 16.03.2022 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#48727


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.03.2022 um 13.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#48726

Amazon gibt die Gewichtung in Prozent an (hier 69/31) und erklärt es folgendermaßen:
Wie werden Bewertungen berechnet?
Um die Gesamtbewertung der Sterne und die prozentuale Aufschlüsselung nach Sternen zu berechnen, verwenden wir keinen einfachen Durchschnitt. Stattdessen betrachtet unser System Faktoren wie die Aktualität einer Rezension und ob der Rezensent den Artikel bei Amazon gekauft hat. Außerdem analysiert es Rezensionen, um die Vertrauenswürdigkeit zu überprüfen.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2022 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#48725

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#43151

Das dumme IDS-Produkt "Brisante Wörter" hat bei Amazon vier von fünf Punkten. Es liegen zwei Bewertungen vor: einmal fünf Punkte und einmal einer (von mir, weil man null Punkte nicht vergeben kann). 5 + 1 = 6, geteilt durch 2 gibt 3 und nicht 4.

Na, ist ja egal, niemand kauft so einen Schmarrn.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2022 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#48671

Das „Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke“ der KMK ist zuletzt 2019/2020 neu erschienen. Man kann es herunterladen:
https://grammis.ids-mannheim.de/pdf/sgt/Verzeichnis%20grammatischer%20Fachausdruecke%20Finale%20Version%20Januar%202020.pdf

Solche Verzeichnisse dienen der Vereinheitlichung im Interesse vergleichbarer Schulabschlüsse, legen aber zugleich mit amtlicher Autorität bestimmte Lehrmeinungen als verbindlich fest – je nachdem, welche „Schule“ gerade am Drücker sitzt. Hier übt das IDS seinen Einfluß aus, das uns schon die Rechtschreibreform beschert hat.

Der Schaden hält sich in Grenzen, weil die Schüler sowieso alles vergessen. Bedenklicher war die Vereinheitlichung akademischer linguistischer Einführungsbücher durch den Europarat ("EuroPILL") – ein Eingriff in die Freiheit der Wissenschaft, und das bei einer so unausgegorenen Disziplin. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1192)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2022 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#48616

Zum Paronymwörterbuch ein weiteres Beispiel:
https://www.owid.de/parowb/artikel/Krise_Krisis/diff

Krise und Krisis sind keine verwechselbaren Wörter wie ethisch und ethnisch. Sie sind das gleiche Wort, einmal allgemeinsprachlich, einmal fachsprachlich und bildungssprachlich-angeberisch (wie im Titel von Husserls bombastischem Text). Es geht also um den verschiedenen Integrationsgrad bei Fremdwörtern. Was Storjohann unter dem Eintrag zusammengetragen hat, ist irrelevant und irreführend, weil die verschiedenen Kollokationsbeispiele einen Unterschied suggerieren, der nicht existiert. Sie spiegeln nur die Zufälligkeiten des Korpus wider.
Am IDS scheint immer noch niemand bemerkt zu haben, was für ein hoffnungsloses Unternehmen das Ganze ist.

Testfrage: Hat schon mal jemand Krise und Krisis verwechselt – und woran hat man das gemerkt, wie hat es sich ausgewirkt? Überhaupt beruht ja die ganze Auswahl nur auf einer vorgestellten Verwechselbarkeit und nicht auf wirklichen Verwechslungen (wie manche englischen Zusammenstellungen). Daher das Freischwebende, Verspielte der Projekts, in krassem Gegensatz zum schweren theoretischen Panzer, in dem es daherkommt. Das IDS macht sich nicht zum erstenmal lächerlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2021 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#46276

Inzwischen sind wieder zwei Jahre vergangen, das "Paronymwörterbuch" scheint immer noch nicht aufgegeben worden zu sein.

„Kennen Sie den Unterschied zwischen ethisch und ethnisch?“
So beginnt die Beschreibung des Projekts. – Für wie doof hält das IDS seine Besucher? Oder anders gefragt: Warum hält sich ein Wörterbuch leicht verwechselbarer Wörter nicht an die wirklich vorkommenden Verwechslungen? "Verwechselbarkeit" ist doch ein rein praktischer Begriff ohne theoretischen Gehalt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2020 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#43599

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1074#43598

Von einem "Leibniz-Institut" für deutsche Sprache mit 160 (!) Mitarbeitern könnte man erwarten, daß dort die Spitzenforschung der germanistischen Linguistik stattfindet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2020 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#43459

Am IDS herrscht Betriebsamkeit zum Thema Corona: https://www1.ids-mannheim.de/sprache

„Als Lexikologin kann ich nur hoffen, dass sich Kreati­vität und Vielfalt, die in der medialen Verwendung der Nomen Maske und Mundschutz aufscheinen, auch am politischen wie gesellschaftlichen Umgang mit der Co­ronakrise und all ihren Folgen zeigen werden.“ (Annette Klosa-Kückelhaus, https://www1.ids-mannheim.de/fileadmin/aktuell/Coronakrise/klosa_mundschutz.pdf)

Wieso „als Lexikologin“? Aus dieser Rolle tritt sie mit ihrem Wunsch ja gerade heraus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2020 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#43151

Erstaunlicherweise ist das IDS-Produkt "Brisante Wörter" immer noch lieferbar, für 109 € oder für 10, wenn man den monströsen Originalpreis nicht zahlen will. Wie ich sehe, habe ich meine kurze Besprechung (Amazon) hier noch nicht eingestellt.

Strauß, Gerhard/Haß, Ulrike/Harras, Gisela: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Berlin 1989. (Schriften des IdS; 2). - 778 S.

Eigentlich war ein „Lexikon schwerer Wörter“ geplant und mit großem Aufwand in Angriff genommen worden. Schwere Wörter sind solche, die die Verständigung behindern können, weil sie, ohne Fachwörter zu sein, nicht jedermann geläufig sind.

Dieses Projekt erwies sich offenbar als nicht zu bewältigen, deshalb wurde der Akzent verschoben auf die sogenannte „Brisanz“. In der Einleitung zum vorliegenden Werk wird der Begriff durch eine Aufzählung von sieben verständnishindernden Kriterien erläutert: unterschiedliche Wertsetzungen, Vieldeutigkeit, Metaphorik, Vagheit, fachsprachliche Dubletten, Prestigeanspruch, unterschiedliches Hintergrundwissen. Das ist alles nicht klar und wird durch die Beispiele nicht klarer. Natürlich ist Totalitarismus ein Schlagwort in heißen ideologischen Diskussionen. Aber warum sollten kulinarisch oder Manierismus oder das im Wörterbuch behandelte delikat „brisante Wörter“ sein? Sie machen eher den Eindruck, als hätten die Verfasser nicht von ihren persönlichen Steckenpferden lassen können.
Die Spuren des ursprünglichen Plans sind nicht ganz getilgt; so nimmt Ulrike Haß auf S. 397 noch Bezug auf das „Lexikon schwerer Wörter“, dessen Manuskript sie an dieser Stelle offenbar in Arbeit zu haben glaubt.

Aus der Fremdwortdiskussion der achtziger Jahre stammt folgender Hinweis:

„Ein anderer Mangel, den die verfügbaren Wörterbücher aufweisen, liegt in der Tendenz, die fremdwörtlichen Ausdrücke durch einheimische erklären zu wollen, z. B. transparent durch ´durchsichtig´ oder prägnant durch ´(genau) treffend´. Dieses Verfahren rückt in die Nähe der Übersetzung – meist der zugrundeliegenden lateinischen, französischen oder englischen Wortformen ins Deutsche –, wodurch der ´Fremd´charakter der Stichwörter unnötig und unangemessen – sie gehören ja zum deutschen Wortschatz – betont wird.“ (S. 563)

Ein seltsame Begründung. Auch wenn die fraglichen Wörter zum deutschen Wortschatz gehören, bleiben sie unbestritten Fremdwörter, und es ist ebenso unbestreitbar, daß sie meistens durch einheimische Synonyma erklärt werden können. Der deutschsprachige Mensch lernt nun einmal die angeführten deutschen Wörter früher und versteht sie besser als die fremden, eben deshalb sind sie angeführt, auch in diesem Wörterbuch. Man kann den Einwand nur verstehen, wenn man sich daran erinnert, daß damals versucht wurde, die Fremdwörter nicht durch Identifikation von fremder Herkunft mit Schwerverständlichkeit zu diskriminieren – ein gutgemeinter Versuch, jeder „Ausländerfeindlichkeit“ oder Deutschtümelei entgegenzuwirken. Daher auch die Abspaltung der „schweren Wörter“ aus dem ohnehin laufenden Projekt des Fremdwörterbuchs.

„Das Werk besteht aus drei selbstständigen Wörterbüchern zu den Bereichen Politik, Umwelt und Kultur, für die jeweils einer der drei Autoren verantwortlich ist.“

Breiten Raum nehmen die Belege, überwiegend aus dem damals gut 28 Mill. Wörter umfassenden Mannheimer Korpus ein. Sie haben außer ihrer Authentizität keine Vorzüge.

Ein Fehler ist die unterschiedslose Anführung historischer Zitate und metasprachlicher Äußerungen. Unter Propaganda liest man: die Versprechungen von Werner Naumann (Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, März 1948), Bomber abzuschießen. (Zeit 17.5.1985,63). Nun, das Ministerium hieß damals so, das ist weder für den heutigen Sprachgebrauch im allgemeinen noch für die ZEIT von 1985 charakteristisch. Unter entartet findet man eine ganze Reihe von Zitaten in Anführungszeichen: Einen Stock höher, als Beitrag der Nationalgalerie, eine Dokumentation ihrer Expressionistensammlung und deren Zerstörung durch die Nazi-Aktion „entartete Kunst“ 1937. (MM 17.9.1986,32) Das ist kein Beleg für den heutigen Sprachgebrauch.

Ein Wort wie initiieren ist weder brisant, noch wird es durch einen belanglosen Beleg deutlicher, als es ohnehin ist: Initiiert wurde das Meßprogramm vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz. (MM 14.2.1985) Übrigens stammen die Belege gerade im Bereich „Kultur“ fast ausschließlich aus dem „Mannheimer Morgen“ und der „Zeit“.

Der vage Zweck des Buches wird stellenweise durch umständliche Umschreibungen von Banalitäten verhüllt: „Die Stichwortauswahl ist, was ihre quantitative Erfassung angeht, selektiv.“ (S. 10)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2020 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#42922

Das IDS hat sich zur Unterstützung der Rechtschreibreform auch aus der untersten Schublade bedient. Es war sich nicht zu schade, Schoebes Pamphlet gegen mein Rechtschreibwörterbuch im „Sprachreport“ abzudrucken:
Vgl. https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/144/file/Schoebe_Codex_Ickleranus_2001.pdf.
Das war aber nicht der Grund, warum ich schon früh die Schließung des IDS angeregt habe. Leider wird daraus nichts werden, u. a. weil ausländische Germanisten die Tagungen schätzen, verbunden mit einer schönen Reise, die sich viele von ihnen aus eigener Tasche niemals leisten könnten. Das haben einige mir selbst erzählt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2019 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#41411

Umbenennung und Überarbeitung des Internetauftritts dürften auf den neuen Chef zurückgehen. Ob er auch die Kraft hat, sinnlose Projekte wie das Paronymwörterbuch einzustellen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2019 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#41409

Das IDS hat sich vor ein paar Tagen umbenannt in

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2019 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#40480

Das IDS verkündet im Dezember 2018:

Es gibt jetzt 130 Wörterbucheinträge im Paronymwörterbuch.

Ein Wörterbuch mit 130 Einträgen – das ist schon eine Leistung für ein mehrjähriges Projekt!

(Man sollte die Meldung dem Landesrechnungshof vorlegen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2018 um 13.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39358

Duden hat es auch nicht, und Google leitet gleich zu "Kinderfreibetrag" weiter.

Mal abgesehen von der Rechtslage, würde ich auch sagen, daß jeder Gastwirt und Hotelier sich seine Kundschaft aussuchen darf. Wir hatten das schon bei behindertenfreien Häusern diskutiert. Bei Juden, Schwarzen, Migranten wird es schon schwieriger. Vergrämung durch Schweinefleisch funktioniert ein Stück weit.

Mich haben mehr die Leserzuschriften interessiert. Viele zeichnen ein ganz furchtbares Bild von deutschen Eltern (natürlich permissive 68er, obwohl die alle schon Großeltern sind!) und ihren Blagen. Ich meide im allgemeinen Restaurants und kann nicht mitreden. Ein paar hundertmal bin ich in meinem Lieblingsgasthaus auf Juist eingekehrt, einem Ausflugslokal, das sehr kinderfreundlich und naturgemäß immer voller Kinder ist, und ich habe in 30 Jahren noch nie eine Belästigung durch Jungmonster erlebt. Das mag aber daran liegen, daß auf Juist ohnehin nur Menschen edelsten Geblüts Urlaub machen und der Rest sich in Malle sammelt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2018 um 11.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39356

»Doch während sich der Begriff »kinderfrei« in Staaten wie den USA, Großbritannien, Kanada und Australien bereits im Vokabular etabliert hat, fristet er im deutschsprachigen Raum leider noch ein Schattendasein« (Nicole Huber, 2011). Merkwürdig, dabei handelt es sich doch um eine hübsche Parallelbildung zu judenfrei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2018 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39354

Paronymwörterbuch:

kinderlos wird mit „keine Kinder habend“ umschrieben, kinderfrei dagegen mit „keine Kinder anwesend“. Solche schlampigen Erklärungen würde man keinem normalen Wörterbuch nachsehen.

(Das Wort ist gerade aktuell, weil in Rügen ein Gastwirt ab 17 Uhr keine Kinder in seinem Restaurant haben will. Große Empörung, aber auch viel Zuspruch.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2018 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39287

Angesichts des läppischen Inhalts wirkt beim "Paronymwörterbuch" das politisch, wenn auch nicht orthographisch korrekte Gendern (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36790) besonders albern:

Nutzer*innen können sich über die Bedeutung jedes Ausdrucks in zahlreichen Angaben und Verwendungsbeispielen informieren.

Mal sehen, wann der ganze kompromittierende Unsinn gelöscht wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2018 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39233

Um die Arbeit von Frau Schimmel zu charakterisieren, möchte ich einige Sätze aus dem Vorwort zitieren:

"Ausgangspunkt meiner Arbeit war der Hegel’sche Denkansatz zur Phänomenologie des Geistes:

Was nicht vernünftig ist, hat keine Wahrheit, oder was nicht begriffen ist, ist nicht
(…).


Diese prägnante Aussage zum Konflikt zwischen Aufklärung und Aberglaube ist eines der wesentlichen Motive, die mich zum vorliegenden Dissertationsprojekt geführt haben. Mein Bestreben war es, aus den Trugbildern über die Reform der deutschen Rechtschreibung, die nicht vernünftig und unbegreifbar sind, zu einem Gesamtbild zu gelangen, das durchaus vernünftig und begreifbar ist.
(...)
Im Rahmen meiner Beschäftigung bei der Kultusministerkonferenz habe ich mich dazu entschlossen, die gesellschaftlichen und linguistischen Grundlagen der orthografischen Normierung zum Gegenstand meiner Forschung zu machen; dabei konnte ich auch meine Erkenntnisse zu den politischen Hintergründen der Rechtschreibreform in die Untersuchung einfließen lassen.
(...) Ich danke dem ehemaligen Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, Herrn Prof. Dr. Erich Thies, der mich ermuntert hat, das Thema als Gegenstand von politischer Bedeutung aufzunehmen, und mir den Weg gewiesen hat, den ich alleine nicht gegangen wäre, und mir Türen gezeigt hat, die mir sonst versperrt geblieben wären. Ich danke meinem kleinen, aber feinen Freundeskreis, der mich an guten wie schlechten Tagen stets begleitet hat."
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 29.07.2018 um 20.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39217

Ich finde schon, daß man das mit dieser Dissertation nicht auf sich beruhen lassen sollte, wie auch in den Fällen Guttenberg und Schavan. Den Gutachtern und der Universität gehört Druck gemacht, daß solcher Unfug aufhört. Evtl. auch bei vroniplag für eine Plagiatsuche nominieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2018 um 19.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39216

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39078

Frau Schimmel schreibt in ihrer Jenaer Dissertation:

So wurde im Jahr 1997 seitens des Bayerischen Staatsministers vorgeschlagen, im Rahmen eines Fachgesprächs Kritikern ein Podium für eine persönliche Stellungnahme zu liefern, um wiederum der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass jegliche Art der Kritik ernst genommen wird und ein konstruktiver Austausch angestrebt wird. Auf eine solche Einladung zu einem derartigen Fachgespräch vom Kommissionmitglied Prof. Augst hin erfolgte bedauerlicherweise seitens Theodor Icklers eine Absage mit der Begründung, dass ein Dialog mit den Reformbefürwortern zu spät, die Kommission nicht arbeitsfähig und die Reform als Ganzes ein menschenverachtendes Massenexperiment sei. An einem konstruktiven Austausch war scharfen Kritikern wie Theodor Ickler nicht gelegen, auch nicht an einem bereitwilligen Mitwirken, Vorurteile abzubauen.

Eigentlich hat eine Doktorandin nichts zu "bedauern", sondern sollte Tatsachen feststellen.

Frau Schimmel hat nicht versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen und herauszufinden, wie es wirklich gewesen ist (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1129)

Welche Vorurteile (gegen die Reform?) ich hätte abbauen sollen, weiß ich nicht. Dagegen ist wohlbekannt, wie es mit der Kommission weiterging. Im Literaturverzeichnis kommt mein Name nicht vor. Von den sechs Zabel-Titeln sind zwei identisch, was die Verfasserin nicht bemerkt zu haben scheint.

In einer aktuellen Zeitung wird Schimmel mit der Ansicht zitiert, die Reform von 1996 hätte nicht geändert zu werden brauchen – also genau das, was ihr Doktorvater Gallmann all die Jahre vertreten hat.

Nun, ich werde es auf sich beruhen lassen. Geschichtsklitterungen, die in archivierten Dissertationen schlummern, sind so gut wie ungeschehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2018 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39167

Das IDS betreibt einige Projekte unter dem Titel „Lexikalische Umbrüche“ (http://www1.ids-mannheim.de/lexik/sprachlicherumbruch.html), geleitet von Heidrun Kämper, einer Linguistin und Politologin, Stadträtin der SPD, die ihren kritischen Blick hauptsächlich nach rechts richtet. Was sie der „Politolinguistik“ zutraut, geht zum Beispiel aus einem ungewöhnlich umfangreichen Aufsatz im „Sprachreport“ hervor, der das Grundsatzprogramm der AfD aufs Korn nimmt: https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/6190/file/Kaemper_Das_Grundsatzprogramm_2017.pdf

Solche Unternehmungen bestätigen den Eindruck, den ich schon vor Jahrzehnten gewonnen hatte: daß man sich beim IDS auf SPD-Boden befindet. Sprachwissenschaft im Dienst der Politik.
 
 

Kommentar von Frank Daubner, verfaßt am 21.07.2018 um 10.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39165

Der bedeutende Sprachwissenschaftler Arno Schmidt schrieb einst: “Solange es Gogen gibt, bin ich Demagoge!”
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2018 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39164

Die Zerlegung der Wörter nach Metzgerart war bis etwa 1800 üblich; dann brachte Panini den europäischen Gelehrten bei, wie man es richtig macht.

Falls jemand fragt: Antiquare sind natürlich die Feinde der Quare.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2018 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39163

Am allerschönsten finde ich das "Wissenswerte" zu

antik – antiquiert – antiquarisch:

"Es gibt keine weiteren Wortpaare mit dem analogen Muster -k / -quiert.
Es gibt keine weiteren Wortpaare mit dem analogen Muster -k / -quarisch.
Es gibt keine weiteren Wortpaare mit dem analogen Muster -quarisch / -quiert."

Man fragt sich, was diese Wortbildungskünstlerin unter einem "analogen Muster" versteht. (Wie wäre es mit archivarisch – archiviert, , dokumentarisch - dokumentiert? Mindestens ebenso uninteressant...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2018 um 03.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39160

Statt schlicht zu sagen, verschiedene Wörter hätten verschiedene Bedeutung, heißt es wieder und wieder, sie bezeichneten verschiedene "Konzepte". Das klingt wissenschaftlicher, ist aber Unsinn. Konzepte sind Konstrukte, von denen der Sprecher nichts weiß, wenn er ganz mit Recht meint, über gewisse Dinge (Themen usw.) zu reden. Ebenso:

"Das, worüber wir sprechen, ist das interne Modell."
(Manfred Bierwisch: "Psychologische Aspekte der Semantik natürlicher Sprachen". In: W. Motsch/D. Viehweger (Hg.): Richtungen der modernen Semantikforschung. Berlin:15-64; S. 51)

"Referenten sind nicht die Objekte in der Welt selbst, sondern die Vorstellungen von solchen Entitäten, die bei der Produktion bzw. Rezeption der Äußerung bei Sprecher und Hörer bestehen". (Rainer Dietrich: Modalität im Deutschen. Opladen 1992:18)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2018 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39154

Zu glaubhaft – glaubwürdig:
„Die folgenden Wortpaare weisen die gleichen formalen invariablen Bestandteile -haft / -würdig auf:
denkmalhaft – denkmalwürdig“
(Das ist das einzige Beispiel, entgegen dem Plural der Ankündigung.)
Abgesehen von dieser oberflächlichen Ähnlichkeit sind diese Wörter völlig verschieden, aber das wird nicht kommentiert.

Natürlich werden sehr viele Wortpaare auf -ation bzw. -ierung angeführt; allerdings nicht umfassender auf -tion und entsprechende deutsche Ableitung (Attribution – Attribuierung oder gar Fiktion – Fingierung usw.) bzw. dt. -ung und lateinische Entsprechungen. Das Gesamtsystem kommt so nicht in den Blick.
Die Darstellung macht den Eindruck, als sei die Arbeit in einem sehr frühen Sammelstadium steckengeblieben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2018 um 13.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39145

Zu Etikett – Etikette:

"Die folgenden Wortpaare weisen die gleichen formalen invariablen Bestandteile – / -e auf:
Einsatztrupp – Einsatztruppe
Kotelett – Kotelette
Praline – Pralinee
Vakzin – Vakzine
"
-
Kommt es denn nur darauf an, daß Pralinee in der Schrift ein e mehr hat? Die Wortbildungsmuster sind doch gar nicht vergleichbar.
Und warum Einsatz-? Trupp würde doch genügen.
Die vergleichende Bedeutungsbeschreibung ist auch ziemlich abenteuerlich: http://www.owid.de/parowb/artikel/Etikett_Etikette/diff

Beim IDS scheint es überhaupt keine Aufsicht über das Treiben der Mitarbeiter mehr zu geben. Der Trupp der Valenzlexikographen hatte auch schon über viele Jahre hinweg sein kindisches Projekt vorangetrieben. Wenigstens bleibt uns nun ein vergleichbarer Haufen Altpapier erspart.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2018 um 18.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39085

Paronymwörterbuch:

Zu betriebsam – betrieblich gibt es eine Liste ähnlich gebildeter Wörter und die folgende „Quintessenz“:

„Die beiden Adjektive weisen keine gemeinsamen Verwendungen auf und werden von Sprechern i. d. R. nicht vewechselt. Sie beziehen sich auf unterschiedliche Partnerwörter und Kontexte.“

Warum sind sie überhaupt aufgenommen?

jugendlich – jugendhaft: Die Verfasser geben selbst zu, daß jugendlich über tausendmal häufiger belegt ist; tatsächlich steht jugendhaft nicht einmal im Duden, und Google liefert fast nur Belege von Jugendhaft(anstalt). Wozu ist dieses künstliche Wortpaar aufgenommen?

Unter herrisch – herrenhaft eine Liste mit ähnlich gebildeten Ableitungen, darunter titanenhaft, pygmäenhaft und weitere Preziosen.

schuldlos – schuldfrei wird besprochen, unschuldig nicht, obwohl es offensichtlich zum Wortfeld gehört.

In den Listen zu weiblich – weibisch steht mal die eine, mal die andere Wortbildung voran – warum?

Je mehr man herumstöbert, desto fraglicher wird der Sinn und Zweck des ganzen Unternehmens.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2018 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39078

Nadine Schimmel-Fijalkowytsch: Diskurse zur Normierung und Reform der deutschen Rechtschreibung : eine Analyse von Diskursen zur Rechtschreibreform unter soziolinguistischer und textlinguistischer Perspektive. (IDS-Schriftenreihe)

"Dieser Band gibt eine ausgreifende und diversifizierte Analyse der Diskurse um die deutsche Rechtschreibung der 1990er und 2000er Jahre. Er nimmt eine differenzierte Verortung der Orthografiediskussion in der sprachpolitisch-sprachpflegerischen Diskussion vor und zieht Vergleiche zu anderen europäischen Orthografiereformen. Der besondere Mehrwert liegt in einer Übersicht über die diskursiven Abläufe in den fachlichen Reformdiskussionen, in denen vielfach dem Leser nicht zugängliche Informationen über politische Zusammenhänge unter einem diskursiven Blick vermittelt werden."
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.07.2018 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39041

Was war noch gleich der Unterschied zwischen Paronymie und Paranomie?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39040

Obwohl das "Paronymwörterbuch" nur gut 100 Einträge enthält, sind nicht weniger als 9 Wortpaare auf -los und -frei behandelt, und unter jedem davon steht die gleiche lange Liste von Wörtern mit denselben beiden Suffixoiden. Das hätte man, wenn überhaupt, in einem eigenen Artikel zu deren Synonymik behandeln können.

Lemmastrecken wie D enthalten nur einen einzigen Eintrag. Das gibt einen Eindruck von der Dürftigkeit des Mäuschens, das der Berg schließlich hervorgebracht hat.

Spondylitis – Spondylose: Wer hat das je verwechselt, wer kennt es überhaupt?
theatral – theatralisch: Darauf haben wir gewartet!

Die elektronische Aufbereitung wird wohl mehr Zeit gekostet haben als der Inhalt. Was denkt sich das IDS dabei, wenn es solche Projekte mit solchen unfähigen Mitarbeitern fördert? Ich habe von der Projektbeschreibung her nichts anderes als ein Desaster erwartet, aber diese Kümmerlichkeit macht mich denn doch fast sprachlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2018 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39033

Zu ethnisch – ethisch wird als „Wissenswertes“ mitgeteilt:

„Das folgende Wortpaar weist die gleichen formalen invariablen Bestandteile ethn- / eth- auf:
ethnologisch – ethologisch“

Man fühlt sich auf den Arm genommen. Daß Mißverhältnis solcher kindlichen Einträge zu den großartigen Ankündigungen ist gar zu kraß.

Übrigens könnte man den einzigen Beleg für ethnisch statt ethisch („ethnische Normen“) eher als Druckfehler erklären.
-
Bei „Bedeutsamkeit“ fehlt der interessanteste Teil, der vielen als Stolperstein bekannt sein dürfte, nämlich die Umgehung des zweideutigen „Bedeutung“ als Substantivierung von „bedeutend“ = wichtig (eigentlich „Bedeutendheit“, das aber unüblich ist).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2018 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39031

Verfügungsgewalt

»Der Ausdruck bedeutend verfügt über eine Verwendung, in der ausschließlich Adjektive im Komparativ näher charakterisiert werden«

(aus dem Paronym-WB)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2018 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39030

Und ich kann umgekehrt mein Tagebuch nicht mit meinem Standardbrowser Firefox redigieren, sondern muß den Explorer einschalten!

(Und Microsoft Word kann meine Star-Office-Dateien nicht lesen, umgekehrt gibt es kein Problem. Das ist nicht sehr freundlich vom Marktführer.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2018 um 10.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39029

Das Anzeigeproblem liegt am Internet Explorer, anscheinend versteht er das neuere HTML nicht. Mit Firefox oder Google Chrome funktioniert es richtig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.07.2018 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39022

Ja, tatsächlich, auf dem Smartphone sehe ich die Liste, aber auf meinem Laptop, mit dem ich sonst alles mache, ist die Seite leer. Habe die Ursache noch nicht gefunden.

Aber die Liste ist wirklich sehr klein und unvollständig. Es macht auf mich nach wie vor den Eindruck, als sei das nur ein erster Test und das eigentliche Wörterbuch noch in Arbeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2018 um 17.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39018

Könnte es an Ihrem Browser liegen? Ich sehe die erwähnte Eingangsseite, und dann klickt man auf die große Lupe.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.07.2018 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39017

Im Moment sehe ich auf www.owid.de/parowb nur eine leere Seite. Vielleicht ist es noch in Arbeit oder wird gerade korrigiert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2018 um 03.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39001

Ich bin verwirrt. Das IDS hat sein lange angekündigtes Paronymwörterbuch online gestellt: http://www.owid.de/parowb/.

Vielleicht habe ich etwas übersehen, aber diese winzige Liste von Einträgen (knapp über 100!) sehr verschiedener Art samt kindlichen Kommentaren kann doch nicht alles sein? Dazu braucht man kein mehrjähriges "Projekt", das mache ich an einigen Wochenenden. Man sollte die Geldgeber auf diesen Unsinn hinweisen.

Ob Sie mal einen Blick darauf werfen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2018 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#38251

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27064

Das für Jahresanfang versprochene Paronymwörterbuch scheint sich zu verzögern.

Es fällt übrigens auf, daß verkorkste Texte beim IDS jahrelang unkorrigiert stehen bleiben. Ich hatte schon das verunglückte Gendern erwähnt: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37444

Im selben Text steht seit je mulitfunktional; niemand liest es, niemand bemerkt es. Warum sollten wir uns für die Produkte eines solchen Instituts interessieren? Das Neuererpathos ist um so komischer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2018 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#37432

Zum Paronym-Wörterbuch:
http://www1.ids-mannheim.de/lexik/paronymwoerterbuch/aktuelles.html?L=..%252F..%252F..%252F..%252F..%252F..%252F..%252F..%252Fetc%25

Warten wir also noch etwas ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2017 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#37367

GRAMMIS hat seit einigen Tagen eine neue Oberfläche:
http://hypermedia.ids-mannheim.de/grammis/

Ich finde mich bisher kaum zurecht, viele Links enden blind, das Ganze scheint noch im Aufbau zu sein. Viel technische Spielerei ("Schlagwortwolke"), die niemandem nutzt.

Eigentlich wollte ich nur mal nachsehen, was aus dem Paronymwörterbuch geworden ist, das ja fürs Jahresende angekündigt war. Es gibt aber nicht einmal ein Stichwort "Paronym". Vielleicht ist das Projekt aufgegeben worden, was ich ja aus sachlichen Gründen für unvermeidlich gehalten habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2016 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#31907

Anscheinend habe ich meine alte Besprechung des IDS-Produkts VALBU hier noch nicht eingerückt. Das Buch ist nicht mehr lieferbar, auch nicht auf CD-ROM, steht aber im Netz:
http://hypermedia2.ids-mannheim.de/evalbu/index.html

Hier nun mein Text, ohne Kursivierungen (für die ich vielleicht einmal Zeit finde):

Schumacher, Helmut u. a.: VALBU – Valenzwörterbuch deutscher Verben. Tübingen 2004 (Studien zur Deutschen Sprache; 31). 1040 S.

Das umfangreiche Werk sollte eine erweiterte Neufassung des „Kleinen Valenzlexikons“ von 1976 werden, und zwar durch Hinzufügung einer semantischen Beschreibungsebene. Dabei sollten Erkenntnisse aus der Arbeit an dem vergleichbaren Werk „Verben in Feldern“ (1986) mitverwendet werden, das eine sehr kleine Zahl von Verben syntaktisch und semantisch in synonymisch-differenzierender Absicht charakterisierte. Das VALBU nun beansprucht, eine „umfassende syntaktische und semantische Beschreibung von 638 Verben“ zu geben.

Das Werk soll „den besonderen Erfordernissen des Fachs Deutsch als Fremdsprache Rechnung tragen“. Als Zielgruppe werden wiederum vor allem die Lehrer für Deutsch als Fremdsprache angegeben. Es bleibt aber unklar, an welche Benutzungssituation gedacht ist. Schon das Werk „Verben in Feldern“ litt an dem Fehler, daß die weltfremd konzipierte „Wörterbucharbeit des Lerners unter Anleitung des Lehrers“ auf einer so elementaren Stufe an der Kompliziertheit der Darstellung und der lexikalischen Überfrachtung der authentischen Beispiele scheitern mußte.

Im Vorwort erfährt man, daß sich die Fertigstellung durch die Umstellung auf die neue Rechtschreibung verzögert hat. Die Verfasser behaupten, das Werk samt allen Belegen aus dem Mannheimer Korpus auf die Neuschreibung von 1998 umgestellt zu haben. Das trifft jedoch nicht zu, denn sie schreiben gleichlautend stets zusammen und lassen unter dem Eintrag Leid tun auch die Zusammenschreibung leidtun zu – beides ist aber erst im Zuge der Revision im Juni 2004 genehmigt bzw. neu eingeführt worden.

Außer bei den Zeitungsbelegen ist die orthographische Umstellung der Zitate durch ein „R“ markiert. Dadurch unterscheidet sich das Wörtbuch positiv vom Großen Wörterbuch des Dudenverlags, das die Zitate ohne Hinweis verfälscht, teilweise bis zum Ungrammatischen (Die Passage ist zu nichts sagend, um hier zitiert zu werden – nach H. M. Enzensberger).

Die Auswahl richtet sich im großen und ganzen nach dem „Zertifikat Deutsch“ (1999). Besprochen wird nur eine sehr kleine Zahl von Verben, diese werden aber in allen erdenklichen Lesarten und Konstruktionstypen vorgeführt (zum Beispiel 50 Einträge zu gehen mit 286 Beispielen; das Verb halten gibt es 26mal mit 186 Beispielen), wie es auf dieser elementaren Stufe der Sprachbeherrschung gar nicht sinnvoll ist. Welcher Lerner auf Mittelstufenniveau will wissen, daß kommen auf 45 verschiedene Weisen verwendet wird, zuzüglich einer großen Menge idiomatisierter Wendungen? Dieses für ein Produktionswörterbuch befremdliche Vorgehen wird damit gerechtfertigt, daß die Deutschlerner in Gesprächen und Texten auch solchen seltenen Verwendungsweisen begegnen können (S. 21). Noch wahrscheinlicher ist aber, daß sie anderen Verben begegnen, die in der Zertifikatsliste und in diesem Wörterbuch nicht auftreten. Als Nachschlagewerk bei der Lektüre ist das Buch ja wegen seines geringen Stichwortbestandes ohnehin nicht zu gebrauchen; für die Textproduktion aber sind die entlegenen Verwendungsweisen irrelevant. Redaktionsschluß war übrigens so früh, daß nicht einmal mehr alle Verben der Zertifikatsliste von 1999 aufgenommen werden konnten. Die ungeheure Menge von Beispielen bietet außer der (durch Adaptationen gemäßigten) „Authentizität“ keinen Vorteil; die Beispiele sind nicht einmal so ausgewählt, daß jedes von ihnen eine signifikant verschiedene Belegung der verbregierten Stellen verdeutlichen würde.

Ist es schon fraglich, warum ausgerechnet das bescheidene und ständiger Revision unterworfene „Zertifikat Deutsch“ durch ein solches Riesenprojekt bedient werden mußte, so stellt die Auswahl der Verben, da ja nicht einmal diese Orientierung konsequent eingehalten wird, den Benutzer vor ein erhebliches Problem, das hier nur exemplarisch gezeigt werden kann:

Während analysieren, funktionieren, markieren, operieren, protestieren, realisieren, streiken, überweisen, verhaften, 11 Varianten von schauen und 9 von kleben eingetragen sind, vermißt man Verben wie benehmen, besetzen, binden, decken, drohen, fangen, fliehen, fördern, genügen, gießen, heilen, klingen, kratzen, lecken, lehren, lenken, leuchten, löschen, mischen, platzen, reiben, reichen, rühren, schätzen, schlucken, schmelzen, spenden, spüren, staunen, stinken, stoßen, streichen, tauschen, täuschen, verstecken, wagen und viele andere durchaus geläufige Vokabeln.

„Ausgewertet wurden für VALBU nur geschriebene Texte der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit.“ (S. 23) – Auch dies widerspricht dem Ziel des Zertifikats. Der Wortschatz der Belege und sogar der selbstangefertigten Beispiele geht weit über das Sprachniveau des Zertifikats hinaus. Unter erziehen zum Beispiel verwenden die Autoren das sehr seltene Wort Gehorsamkeit (365). In den authentischen Belegen kommt die kaum gefilterte Fülle des deutschen Wortschatzes vor – ungeachtet der auf S. 23 beschriebenen didaktischen Adaptierung.

Dem Werk ist eine Wörterbuchgrammatik vorangestellt, die hauptsächlich die Verbergänzungen behandelt. Verbzusätze sind nicht angemessen dargestellt, die Verbpartikeln werden zusammen mit den Präfixen abgehandelt und zum Verblexem gerechnet. Unpersönliche Verben sollen nur mit es vorkommen, aber unter frieren steht, das fakultativ unpersönliche mich friert (es) werde nicht abgehandelt.

Gegen die Erwartung enthält das Wörterbuch auch einige Mehrwortlexeme wie kennen lernen, sauber machen (!), fest halten, bekannt geben, Rad fahren, an sein, spazieren gehen (vgl. die Liste auf S. 23). Es sind genau jene, die früher zusammengeschrieben und daher für das Wörterbuch bearbeitet wurden, nun aber auseinandergerissen sind, ohne daß die Verfasser sich von ihnen verabschieden mochten. Nur aus diesem Grunde ist umgekehrt auch wehtun aufgenommen.

Seltsam ist die Analyse von mir liegt viel daran usw. - mit viel als „AdvE“ (S. 537) Es ist ja offensichtlich Nominativergänzung; mir liegt sehr daran, woran die Verfasser vielleicht dachten, ist eben anders konstruiert. Bei bieten, bezahlen u.a. wird der gebotene oder bezahlte Betrag nicht als – sogar passivfähige – Akkusativergänzung, sondern ebenfalls als AdvE eingeordnet. Das Verb wiedersehen, zweifellos ein Element des Grundwortschatzes, fehlt ganz; wahrscheinlich sind die Verfasser nicht sicher, ob dieses umstrittene Wort nach der Reform noch existiert oder nicht. Dasselbe gilt für alle anderen Verben mit dem Zusatz wieder-; obwohl häufig gebraucht, fehlen sie vollständig. Bedauerlicherweise fehlt auch zumute sein. Das ist schade, denn diese Wendung ist vielleicht die einzige, die nicht einmal fakultativ ein formales es zu sich nehmen kann, also tatsächlich subjektlos gebraucht wird. Was die Behandlung von fest halten betrifft, entspricht sie nicht der Auffassung des Duden 2004, des DUW oder des Langenscheidt WbDaF, die hier Zusammenschreibung vorsehen. Das amtliche Wörterverzeichnis von 1996 scheint vorzuschreiben, daß Zusammenschreibung nur in der Bedeutung 'schriftlich notieren' zugelassen ist; vgl. auch § 34 E3 (3). Ob diese Deutung aber richtig ist, bleibt zweifelhaft. VALBU merkt außerdem an: „Nicht behandelt werden hier die Verben festhalten und fest halten.“ Der Grund dürfte der sein, daß die richtige Schreibweise all dieser „Verben“ zur Zeit nicht feststellbar ist. Die Beispiele befremden jedenfalls: In öffentlichen Verkehrsmitteln sollen sich die Fahrgäste während der Fahrt gut fest halten. Nach der Logik der Reform wäre gut fest hier ein Satzglied. - Unter erzählen 4 (von) kommen Beispiele mit über vor, was ziemlich verwirrt.

Der Hauptfehler des Werkes besteht darin, daß die Bedeutungsbeschreibungen, aus denen bei umsichtiger, freilich nicht leichter Gestaltung die Konstruktion der Verben weitgehend vorhersagbar wäre, wie schon in „Verben in Feldern“ ganz nachlässig gehandhabt sind. Mit derselben Mechanik wie das Vorgängerwerk gibt das VALBU zum Beispiel bei jedem Handlungsverb an, daß die Nominativergänzung (vulgo Subjekt) mit der Bezeichnung des Handelnden besetzt wird. Das versteht sich aber von selbst, außer vielleicht für einen Textautomaten, der mit entsprechenden Informationen gefüttert werden muß. Nachdem man zum Beispiel gelesen hat, daß überweisen bedeutet: jemanden zu jemandem schicken (was natürlich geradezu irreführend ungenau ist), bedarf es für den menschlichen Benutzer des Werkes nicht mehr der Belehrung, daß die Nominativstelle derjenige, der jemanden schickt besetzt. Die entsprechende Trivialität findet man nun mehrere tausendmal. Dasselbe gilt von der Möglichkeit, Institutionen anstelle der Personen einzusetzen. Seit Helbig/Schenkel (1969) glaubt man eine solche Erweiterung bei jedem einzelnen Verb eigens angeben zu müssen.

Von vielen Verben sind sehr zahlreiche Lesarten angeführt, die eine Mehrdeutigkeit nur vorspiegeln. Der innere Zusammenhang der Lesarten wird ebenfalls nicht deutlich. In der Benutzerführung wird das Verb verzeihen als Muster vorgeführt. Der zweite Eintrag, den Beispiele verdeutlichen wie Zu viel Alkohol verzeiht die Leber nicht. Zu heiß gewaschen zu werden, verzeiht ein Wollpulli nicht steht einfach nach dem ersten, ohne daß irgendein Hinweis auf die völlig reguläre und vorhersagbare Metaphorik zu finden wäre.

Es gibt kein besonderes, elementarisiertes Beschreibungsvokabular, wie es für Lernerwörterbücher angestrebt wird. Oft sind daher die Bedeutungserklärungen zirkulär: anfangen wird durch beginnen erklärt, beginnen durch anfangen und starten, starten durch beginnen und in Bewegung setzen. klagen wird durch jammern paraphrasiert, dieses selbst ist aber gar kein Stichwort. anfassen wird erklärt als berühren oder ergreifen, doch keines der beiden ist lemmatisiert. - Meist sind die Bedeutungsangaben seltsam umständlich und zugleich unterdifferenziert: verletzen 1: jemanden/etwas an etwas mittels irgendetwas eine körperliche Verletzung zufügen. (Verletzung ist naturgemäß nicht definiert, da es keine Verbform ist; so bleibt es beim ausweglosen ignotum per ignotius.) Ähnlich geht es mit zahlen und bezahlen, die sich wechselseitig erklären und außerdem durch Zahlung erklärt werden usw. Die Definition von meinen (zu etwas etwas als Meinung haben) ist sowohl tautologisch als auch ungeschickt formuliert: man hat eine Meinung, aber man hat nicht etwas als Meinung. Was heißt ärgern? Bei jemandem Ärger auslösen. (Hier ist die Paraphrase außerdem anders konstruiert als das Explanandum und daher nicht für dieses einsetzbar.) Wenn man die erste Bedeutung von kommen umschreibt als erscheinen oder sich nähern, dann muß man explizit machen, daß das Sich-Nähern einen kontextuell mitverstandenen deiktischen Bezug enthält, sonst ist die Beschreibung falsch, denn nicht jede Annäherung einer Größe an eine andere ist als Kommen zu bezeichnen.

Abgeleitete Verwendungsweisen stehen oft vor den grundlegenden, was nur zum Teil durch die mechanische Anordnung der Lesarten nach Konstruktionsmustern begründet ist. Der erste Eintrag zu verlängern lautet: etwas irgendwielange länger als vorgesehen gelten lassen. Der Trainer hat seinen Vertrag verlängert. Erst unter verlängern 3 findet man die eigentliche Wortbildungsbedeutung 'länger machen'. Hiervon ist auch verlängern 2 abzuleiten: etwas irgendwielange länger als üblich dauern lassen. Der Student hat seinen Aufenthalt verlängert. Ebenso dann verlängern 4, das das Verlängern von Soßen usw. betrifft. Viele Verbreihen sind umfangreicher, die Verwirrung ist entsprechend größer. Dazu könnte man die schon erwähnten 45 angeblich verschiedenen Bedeutungen von kommen anführen, die ebenfalls völlig beziehungslos nebeneinanderstehen, obwohl sie auf ganz wenige Grundmodelle, vielleicht sogar ein einziges, zurückführbar wären. Das bloße Aneinanderreihen fördert das Lernen gewiß nicht.

korrigieren soll fünf Bedeutungen haben, es ist aber eigentlich immer dieselbe. Warum als erste Bedeutung jemandes fehlerhafte Äußerung mündlich korrigieren angeführt wird, ist nicht zu verstehen, denn die Mündlichkeit hat gar nichts mit der Bedeutung des Verbs zu tun. Derselbe Fehler unterläuft bei helfen, dessen erste von angeblich sechs Bedeutungen so umschrieben wird: bei jemandem/etwas eine gesundheitliche Besserung bei etwas bewirken. Diese Beschränkung auf die Gesundheit ist irrelevant; entfällt sie, erweisen sich alle sechs Bedeutungen als eine und dieselbe.

Die Verfasser halten es für erwähnenswert, daß man unter geeigneten Verhältnissen auch Menschen schenken kann: Als Zeichen der Anerkennung hat man dem jungen Krieger zwei Sklaven geschenkt. (623). Das erinnert an die „Verben des Besitzwechsels“ im Vorgängerwerk „Verben in Feldern“, wo zu fast allen diesen Verben Beispiele zu finden sind wie: Sie haben ihr einen Sklaven gegeben. Sie bekam von ihren Eltern einen Sklaven. Sie kriegte von ihren Eltern einen Sklaven. Diesen – für ein Produktionswörterbuch doch etwas ausgefallenen – Beispielen entspricht im VALBU außerdem noch der Satz Ich schenke dir eine Putzfrau. (623) Wann drückt man sich so merkwürdig aus?

Völlig rätselhaft sind die Auskünfte zu sein 7: Die Bedeutung wird umschrieben als „sich in einem solchen befinden oder eine solche haben: Er ist krank.“ Als Belegregel für den Nominativ wird angegeben: „dasjenige, das sich in einem solchen befindet.“ Die weiteren Beispiele klären den Leser auch nicht auf: Arbeitslosigkeit und Geldmangel sind schlimm usw.

Orthographische Fehler (Stichprobe):

Meistens war ich der erste, den der Lehrer aufrief (419)
das Medikament „Isoptin“ war das Erste, das geholfen hat (457)
welche Begriffe nicht zu den Übrigen gehören (420)
bedeutend-sten (420)
In Badekleidung essen gehen, geht gegen den guten Geschmack. (414)
Einen neuen Termin ausmachen, geht nur schwer. (412)
Vor einer Urlaubsreise mit dem Auto muss man nachsehen, ob das Licht geht und den Ölstand messen. (412)
Als der Politiker daran ging ... (413)
Mönchlein, Mönchlein, Du gehst einen schweren Gang. (410)
heute nacht (435)
die 19-jährige (445)
Angina pectoris (457)
S. 176 fehlt das Komma nach Anführungszeichen.
S. 125 fehlt das Komma nach Korrelat-es.
Die Wendung im allgemeinen ist durchweg klein geschrieben, was keiner Version der Reform entspricht.

Zusammenfassend: Das vorliegende Werk ist nach „Verben in Feldern“ und „Brisante Wörter“ ein weiteres gescheitertes Projekt des Instituts für deutsche Sprache. Vor vielen Jahren großzügig geplant, erwies sich der Entwurf eines grammatisch-synonymischen Wörterbuchs wegen fehlender Mittel, aber auch aufgrund einer unklaren Konzeption der Valenz als undurchführbar. Die Fragmente dieser aufwendigen Arbeit wurden dann in die beiden Valenzwörterbücher gepackt und dem Fach „Deutsch als Fremdsprache“ empfohlen, zu dem die Hauptverfasser kaum eine Beziehung und von dessen Bedürfnissen sie keine wirklichkeitsnahe Vorstellung haben. So ist auch die Orientierung des VALBU am „Zertifikat Deutsch“ offenbar nur eine nachträgliche Rechtfertigung der anderweitig motivierten Beschränkung auf wenige Verben. Die leichte Verfügbarkeit des elektronisch gespeicherten Mannheimer Korpus hat die Verfasser dazu verleitet, einen großen Teil des Buches mit zwar authentischen, aber irrelevanten Beispielen zu füllen. Sie können eine sorgfältige Bedeutungsbeschreibung nicht ersetzen. Gerade diese wird aber von der Mannheimer Arbeitsgruppe seit je vernachlässigt.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2016 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#31158

Aus der IDS-Grammatik:

Bei den integrierten Konstruktionen mit Infinitivverschränkung sind Teile der IK vor, der Infinitiv selbst (sowie andere Teile) nach – jedoch nicht unbedingt direkt nach – die rechte Satzklammer gestellt. (2195)

nach mit dem Akkusativ ist gewöhnungsbedürftig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2015 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#30931

Noch einmal Daniel Scholten:

"Warum schreiben Sie daß mit Eszett?

Wir schreiben klassische Rechtschreibung, und jede Diskussion darüber ist sinnlos. Es hat nichts mit Überzeugung zu tun, sondern gründet allein darauf, daß wir selbst so schreiben und Belles Lettres in klassischer Rechtschreibung begonnen haben. Die Rechtschreibung in erschienenen Videos läßt sich nicht einfach konvertieren, deshalb ist ein konsequenter Wechsel ohnehin nicht möglich.
Da wir ein Sprachpodcast sind, können wir nicht einfach schreiben, wie es uns gefällt. Würden wir statt daß fortan dass schreiben, müßten wir die Amtsschreibung konsequent einhalten und würden damit wiederum anders als die meisten Deutschsprecher schreiben, die sich in der Mehrheit an den Duden halten. Dessen Empfehlungen weichen aber häufig von der amtlichen Rechtschreibung ab oder schlagen die schlechtere und amtlich nur geduldete Variante vor. Allein die Kommasetzung nach der amtlichen Rechtschreibung bei Belles Lettres würde zu einer Flut an Beschwerden führen.
Wir ziehen es vor, uns durch klassische Rechtschreibung deutlich im Schriftbild abzuheben als uneindeutig durch strenge amtliche Rechtschreibung. Darin gibt es außerdem Einzelregeln, die unter keinen Umständen stimmen und von einem Sprachpodcast nicht wider besseres Wissen angewandt werden dürfen.
Unser Schriftbild beeinflußt jedoch nicht die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Rechtschreibung. Wir beurteilen die beiden Rechtschreibsysteme sowie die Fantasy- und Underachieverorthografie von Duden mit derselben kritischen Distanz."
(http://www.belleslettres.eu/about.php)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2015 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#29589

Zu "abstrus/absurd" gibt es auch etwas von dem beneidenswert vielseitigen Daniel Scholten:

www.belleslettres.eu/artikel/abstrus-absurd-guttenberg-plagiat.php
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2015 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#29271

Ich habe schon viele Anträge gelesen, bei denen ich mich gefragt habe, wie dumm die Gutachter bei DFG, VW-Stiftung usw. sein müssen, um so etwas zu genehmigen. Fällt wirklich jemand auf diese Rhetorik der Angeberei herein? Die Antwort ist wohl recht einfach: Sie machen es ja genauso.
Außerdem wird gesprächsweise etwas gesagt, was nie in den Anträgen steht: Die Schaffung wenn auch befristeter Stellen für junge Geisteswissenschaftler (besonders weibliche) ist doch auch ein legitimes Ziel und ebenso wichtig wie allenfalls zu erhoffende Ergebnisse.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2015 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#28026

Zitierkartelle gibt es in den Geisteswissenschaften reichlich. Besonders beim IDS ist mir oft aufgefallen, daß sich die Angestellten gegenseitig zitieren, auch wo es um unüberbietbar Banales geht:

Dass Gesellschaft deshalb Sprache voraussetzt und umgekehrt, betont Teubert wiederholt: „Society presupposes language, and language presupposes society” (Teubert 2007a: 58). (Storjohann)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2015 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#28015

Auch wenn die gegenüberzustellenden Wörter nur zufällige formale Ähnlichkeit haben (also auch die Augstsche Volksetymologie genügt), soll doch das Kriterium semantischer Gemeinsamkeiten gelten. Muß man also selig/seelisch aufnehmen? Für manche Leuten haben sie semantisch etwas gemeinsam, für andere nicht - oder nur so viel, wie sich zwischen beliebigen Wörtern jederzeit auffinden läßt, auch zwischen einem Raben und einem Schreibtisch. Haben mystisch/mythisch etwas gemein? Für manche bedeuten sie offenbar dasselbe, sonst würden sie sie ja nicht verwechseln.
Das versprochene Lexikon kann jahrzehntelange Beschäftigung sichern, aber vielleicht ließe sich bis Jahresende eine Probestrecke vorlegen? Im Eifer des Projektemachens übersieht man oft die Möglichkeit des Scheiterns. Ich wage vorauszusagen, daß Storjohann bald hauptsächlich damit beschäftigt sein wird, den Gegenstand irgendwie (willkürlich) einzugrenzen.
(Ob man als treuer Staatsbürger die Geldgeber warnen sollte?)

Augst hatte nicht eingesehen, daß man Volksetymologien nicht erfinden darf. Storjohann sieht nicht, daß man sich, wenn überhaupt, auf tatsächlich verwechselte Wörter beschränken muß. Die Verwechslung ist eine sprachliche Tatsache, die Verwechselbarkeit nicht. Ein Wörterbuch der verwechselten Wörter wäre allerdings nur ein Stück Ratgeberliteratur ohne großes wissenschaftliches Interesse. Die Verklausulierung des Projekts durch schwere linguistische Terminologie läßt nicht erwarten, daß das Problem überhaupt erkannt wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2015 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#28010

Zum Paronym-Lexikon vermeldet das IDS:

"Jan 2015: Das Projekt nimmt seine Arbeit auf."

Schicksal, nimm deinen Lauf!

Hier ist noch einmal die jüngste Zusammenfassung:

"Im Projekt „Paronymwörterbuch“ werden Ausdrücke, die ausdrucksseitig ähnlich sind und über semantische Gemeinsamkeiten verfügen und daher von Sprecherinnen und Sprechern leicht verwechselt werden, erstmalig korpusgestützt untersucht und lexikografisch in einem Online-Wörterbuch dokumentiert. Solche Ausdrücke sind z. B. effektiv/effizient, sensibel/sensitiv, fremdsprachig/fremdsprachlich, demotiviert/unmotiviert."

In einem anderen Text besteht Storjohann darauf. die Trennung zwischen Sprachwissen und Weltwissen aufzuheben (http://www.gfl-journal.de/1-2011/Storjohann.pdf). Das IDS betreibt ja seit langem Gesellschaftskritik unter dem Deckmantel der Sprachwissenschaft. So auch die Kollegin Heidrun Kämper: "Opfer - Täter - Nichttäter. Ein Wörterbuch zum Schulddiskurs 1945-1955" (de Gruyter 2007)

Die besondere Qualifikation der Sprachwissenschaftlerinnen zu historischen, wirtschaftlichen und soziologischen Stellungnahmen ist nicht einsehbar. Ihre Produkte verschwinden denn auch alsbald unbeachtet in den Bibliotheken. Wer würde sich z. B. mit der "Wirtschaftskrise" beschäftigen und dabei auf genau jene Zeitungen als Textgrundlage beschränken, die elektronisch archiviert und daher besonders leicht auswertbar sind?

(Ich vermisse bei den IDS-Diskursforschern immer den Anschluß an die altbekannte Inhaltsanalyse - Content analysis. Nicht einmal bei der Sammlung von Kollokationen wird sie erwähnt.)

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2014 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27402

Ernst Rudolf Huber und Martin Heidegger „dezidierten sich ihre Werke mit handschriftlicher Widmung“ (Philipp Gessler: Wolfgang Huber. Freiburg 2012:43)

Eine häufige Verwechslung, wie auch Sprachpflegern nicht entgangen ist. Gerechte Strafe für unnötigen Fremdwortgebrauch in Tateinheit mit Wiederholungsvermeidung.

 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.10.2014 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27198

Den Verfassern des Wörtberbuches ist wahrscheinlich entgangen, daß sie ein vermeintlich brisantes Wort mit einem viel "brisanteren" erklären, nämlich "Lebensraum".

Das erinnert mich an eine vergebliche Diskussion mit britischen Touristen, für die der Gebrauch von Wörtern wie "Lebensraum", "Führer" (i.S.v. Stadtführer oder Museumsführer) oder "Reich" u.ä. zur Bestätigung ihrer Vorurteile gegenüber Deutschland diente ("a leopard cannot change its spots"). Hintergrund dieser Ansichten ist bzw. war natürlich, daß Briten diesen deutschen Wörtern in der Presse und populärwissenschaftlichen Darstellungen nur im Zusammenhang mit dem Dritten Reich und dem Zweiten Weltkrieg begegnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2014 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27196

Welche Folgen das unsinnige IDS-Wörterbuch "Brisante Wörter" hatte, konnte man am sonst so seriösen Kluge/Seebold sehen:

Biotop
"bestimmter Lebensraum, Gartenteich" peripherer Wortschatz fachsprachlich (20. Jh.) Neoklassische Bildung. 1908 von dem Biologen F. Dahl gebildet, um einen durch verschiedene zusammenwirkende Verhältnisse bestimmten Lebensraum für Pflanzen, Tiere (und Menschen) zu bezeichnen (aus bio- und gr. tópos m. "Ort", Topos). Wird dann in der Diskussion um den Umweltschutz zu einem "brisanten Wort", und im praktischen Gebrauch bis zu "Gartenteich" verharmlost.
Ebenso nndl. biotoop, ne. biotope, nfrz. biotope, nschw. biotop, nnorw. biotop.


Da gab es nichts zu "verharmlosen", weil die ganze Aufladung zum "brisanten Wort" nur in der Einbildung der IDS-Lexikographen existierte.
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 25.10.2014 um 15.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27146

Ältere Spiegel-Artikel im Archiv wurden offensichtlich mit Scanner eingelesen und nicht korrigiert. Man kann da grauenvolle Fehler finden.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 25.10.2014 um 10.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27144

Was sagt das Heft, das mir nicht vorliegt, zu "entzürnt"? Eine Suche im Spiegel-Archiv liefert einige Fundstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2014 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27139

Die Kommasetzung (also Nichtsetzung) ist übrigens original.
Das Ganze in einem Wörterbuchverlag. Wir hatten ja schon gesehen, wohin die Vergabe solcher Arbeiten an Außenseiter bei Langenscheidt führt.
Ich hatte mir das Heft nur genauer angesehen, weil es in der Projektbeschreibung vom IDS erwähnt wird. Nun warten wir darauf, ob es dort gelingt, den Gegenstand sinnvoll abzugrenzen und dann auch in brauchbarer Form darzustellen, woran ich eben nach bisheriger Kenntnis der IDS-Lexikographie zweifele.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 24.10.2014 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27138

Fragt sich nur, ob das jetzt absurd oder abstrus ist. Oder beides?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2014 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27137

Hier der ganze Eintrag:

baff ... Bass (bass)
Wer baff ist, der ist umgangssprachlich erstaunt oder sprachlos.
„Als ich das gehört habe, war ich ganz baff!“
Der Bass ist in der Musik entweder ein sehr großes und tiefklingendes Streichinstrument oder aber die tiefste Männerstimme in einem Chor (im Gegensatz zum > Tenor).
Es gibt die sprachliche Wendung bass erstaunt sein, wobei bass hier ein veralteter Ausdruck für sehr ist. Somit jemand der bass erstaunt ist also baff.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 24.10.2014 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27136

Wie ist die Großschreibung bei »baff und Bass« zu verstehen? baff erstaunt ist ja ein klassischer Fall.

Vielleicht sollte ein solches Wörterbuch (wenn man es denn braucht) auch Kontaminationen wie z. B. Progrom aufführen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2014 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27134

Kann sein, daß ich meine rhetorische Frage nach Korso/Torso etwas abmildern muß, aber die auf den ersten Blick zahlreichen Belege für "Autotorso" erledigen sich großenteils, wenn man genauer hinschaut. Einige sind von dieser Art:

Unbekannte Täter hatten das Auto aufgebrochen. Es fehlte so gut wie alles, was da angebracht war: Rückspiegel, Lampen, Räder und so weiter. Gegen das Abschleppen des Torsos legte die Kripo ihr Veto ein: Da müsse zunächst die Spurensicherung ran.

Das besprochene Buch enthält Hunderte von weiteren Fällen, bei denen die Verwechselbarkeit meiner Ansicht nach künstlich konstruiert ist. Das faktive "verwechselt" im Titel ist jedenfalls nicht begründet.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 24.10.2014 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27131

Zu #27125: Wer verwechselt denn „Torso“ und „Korso“?

Man suche einmal nach "Autotorso" und "Auto-Torso" im Internet, ganz besonders während internationaler Fußballturniere. Dabei dürfte das Ergebnis noch als geschönt erscheinen, denn die Online-Versionen der Texte werden oft nachträglich korrigiert, während der gedruckte Text unveränderlich ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2014 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27125

Das PONS Wörterbuch der verwechselten Wörter habe ich inzwischen auch mal durchgesehen, es ist der reine Schrott. Bei Amazon habe ich dies eingerückt:

Das Büchlein enthält viele Wortpaare und -gruppen, bei denen es wohl noch nie zu Verwechslungen gekommen ist, z. B. Baobab und Bebop, baff und Bass, delegieren und delirieren, Dilettant und Debütant, Finte und Flinte, notorisch und motorisch, Wrack und Frack, Visier und Vizir (!). Wer verwechselt denn „Torso“ und „Korso“?
Die Bedeutungserklärungen sind eher munter als korrekt. Darauf gehe ich nicht näher ein; jedes gewöhnliche Wörterbuch ist in dieser Hinsicht ergiebiger.
Es unterlaufen unglaubliche Rechtschreibfehler: „Widererkennbarkeit“, „Erwiederung“, „Glückseeligkeit“... Unter „Ekzem“ steht „dass“ als Pronomen. „auf gut neudeutsch“ (nach der Reform groß zu schreiben). „Cappucchino“. Unter „potenziell“ geht es gleich viermal mit „potentiell“ weiter. Außerdem zahlreiche Kommafehler.
Man kann „bäuerlich“ nicht durch „rustikal“ erklären.
Die Unterscheidung von „canceln“ und „kanzeln“ ist überflüssig, weil man nicht „meistens“, wie vermerkt ist, sondern immer „abkanzeln“ sagt.
„desperat“ und „disparat“ zu unterscheiden ist richtig, aber das zweite bedeutet nicht nur „sich widersprechende Meinungen“.
„Elektion“ und „Erektion“ kenne ich nur aus einem englischen Chinesenwitz, ansonsten steht das erste nicht einmal im Duden.
Zu „Emigrant“ und „Immigrant“ gibt es ausschweifende Erklärungen statt der einfachen Übersetzungen Aus- und Einwanderer.
„Emission“ und „Immission“ sind zweimal (mit verschiedenen Worten) erklärt, nämlich unter jedem der beiden Stichworte.
„was den (!) Ethos betrifft“
Statt „Geste/Gestus“ wäre eine Unterscheidung „Geste/Gebärde“ angebracht.
Grillen reiben nicht die Beine aneinander, sondern die Flügel.
Warum sollte die Intension eines Begriffs die „Schnittmenge“ seiner Merkmale ausmachen?
Das männliche Gegenstück einer Muslima soll „Moslem“ heißen. Warum nicht „Muslim“?
„Meditation ist die Hinwendung zur eigenen Mitte“ - hier wird die volksetymologische Deutung zugrunde gelegt; „meditieren“ aber hat nichts mit „medium“ zu tun.
„des Magister Artiums“ ist auch bedenklich.
Druckfehler: „Glaubessätze“, „ein tiefe Öffnung“, „Haartröckner“, „laufen Gänsen gemeinsam am Boden...“
Unter „stilistisch“, „Tapet“ und „Transkription“ geht die Grammatik durcheinander.
„wem ... gelüstet“ ist grammatisch falsch
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2014 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27122

Das ist durchaus eine ernste Frage. Zunächst muß man immer damit rechnen, daß verschiedene grammatische "Programme" (M. Wandruszka) zum gleichen oder fast gleichen Ergebnis führen. Das ist im wesentlichen dasselbe wie im Bereich des Wortschatzes die Neutralisierbarkeit synonymischer Unterscheidungen. Hier geht es nun um Partikel- und Präfixverben.
Bei dúrchdenken stelle ich mir eher vor, daß jemand alle Optionen der Reihe nach mustert, also durchgeht. Das ist bei durchdénken nicht so klar.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.10.2014 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27120

Mal zum Spaß: Ist ein Unterschied zwischen "dúrchdenken / dúrchgedacht" und "durchdénken / durchdácht"? Nur daß als Adjektiv häufiger "durchdácht" verwendet wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.10.2014 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27118

Mir kommen schon die beiden Wörter un-/durchdacht in der Bedeutungserklärung recht abstrus vor, denn man kann eben auch leicht falsch denken. Auch falsch gedacht kann "durchdacht" sein, das besagt also gar nichts.

Zunächst würde ich abstrus einfach mit wirr, unlogisch umschreiben, absurd dagegen mit logisch falsch.
Außerdem ist beiden gemeinsam, daß das Wirre bzw. Falsche auch schon dem bloßen Augenschein entspricht, also ganz offensichtlich ist, und sich bei genauerer Untersuchung (falls nötig) nur bestätigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2014 um 13.04 Uhr  
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Nehmen wir noch ein konkretes Beispiel. Die Wörter absurd und abstrus klingen ähnlich genug, um verwechselt zu werden, stehen daher auch in DUDEN "Leicht verwechselbare Wörter" und in PONS "Wörterbuch der verwechselten Wörter" (an DUDEN angelehnt, nur knapper und ohne dessen Belege).

"Ist etwas abstrus, so kommt es gedanklich wirr, undurchdacht daher.
Ist etwas absurd, so erscheint es uns als widersinnig; es steht im Widerspruch zum gesunden Menschenverstand, kann jedoch durchdacht sein." (PONS)

Das ist natürlich völlig unzulänglich. In der Sache könnte man entgegenhalten, daß viele esoterische Lehren abstrus sind, aber trotzdem durchdacht. Darum können sie lehrbuchhaft dargestellt werden, und ihre Anhänger sind bemerkenswert klar und widerspruchsfrei, nur nehmen sie eben beispielsweise Naturkräfte an, von denen die Physik nichts weiß. Ich denke an Homöopathie oder Kreationismus usw.

Dem sei, wie ihm wolle, das Hauptproblem liegt woanders: Die beiden Adjektive dienen dem Ausdruck der Distanzierung und Verurteilung, aber wer sie verwendet, weiß anscheinend selbst nicht so genau, wie sie sich unterscheiden und was ihr deskriptiver Gehalt ist. Die Belege geben auch nichts her. Wie will man das in einem Wörterbuch erfassen?

Hier gab es eine längere Erörterung, zu der man aber auch manches sagen könnte:

www.deutschlandfunk.de/absurd-und-abstrus.691.de.html?dram:article_id=55214
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2014 um 15.08 Uhr  
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Weitere Probleme:

Es gibt ähnlich klingende und verwechselbare Wörter, bei denen die Verwechslung nie zu einem Bedeutungswandel führen wird, weil sie zu Fachsprachen gehören. Die Stalagmiten und Stalaktiten sind ziemlich willkürlich definiert, selbst Griechischkenntnisse führen nicht zum Ziel, man wird eine Weile auf die bekannten Eselsbrücken angewiesen sein, ähnlich bei Arthritis und Arthrose (ungeachtet der Systematik, die hinter der neueren medizinischen Terminologie steckt). Akzent und Dialekt (verwechselbar, aber nicht ähnlich), wozu noch Mundart, Idiom ... hinzukommen müßten, sind schon länger im allgemein- und bildungssprachlichen Gebrauch als ihre sprachwissenschaftlichen Festlegungen (die auch nicht ganz übereinstimmen); das geht sogar über das Deutsche hinaus. Werden sie aus wesentlich anderen Gründen verwechselt als die einander ähnlichen Wörter wie Arthritis und Arthrose? Landratten verwechseln Backbord und Steuerbord. Sie diese Wörter einander ähnlich und gehören sie damit ins Paronymwörterbuch? Würden sie weniger leicht verwechselt, wenn sie so verschieden wären wie links und rechts, Luv und Lee?

Zum Begriff der Paronymie gehört, daß Homonyme ausgeschlossen sind. Nehmen wir den Äther. Dieses Wort hatte im wesentlichen zwei Bedeutungen, eine sozusagen mythologische, die auch in der Dichtung vorkommt, und eine chemische. Nun haben die Chemiker vor einigen Jahren beschlossen, die chemische Verbindung Ether zu nennen, womit für mich auch eine Änderung der Aussprache verbunden ist, denn ich habe wie die Hälfte der Deutschen schon im Mutterleib „Käse“ mit offenem ä gesagt (und nicht erst nach der Schrift). Aus den Homonymen sind also Paronyme geworden, wenn auch nicht für jeden. Wie soll das dargestellt werden?

Eine distinktive Synonymik erfordert, daß die Bedeutungen der fraglichen Kandidaten in genau dem gleichen Format beschrieben werden, so daß man die wirklich relevanten Unterschiede erkennt. (Das hat das Dudenwörterbuch seinerzeit versäumt.) Eine Beschränkung der Synonymengruppe auf ähnlich lautende Lexeme zerstört das ganze Unternehmen, weil es die Wortfelder zerstört. Andere Gruppen wird man wieder ganz anders darstellen müssen, z. B. eine Gruppe Modalpartikeln anders als eine Gruppe Handlungsverben, aber in sich jeweils übereinstimmend.
Eine solche distinktive Synonymik – ein erklärendes und nicht nur buchendes onomasiologisches Wörterbuch – wäre sehr wünschenswert. Aber niemand braucht ein gesondertes Wörterbuch für diejenigen Synonyme, die einander zufällig formal ähneln. (Das Antonymwörterbuch ist ein Sonderfall des Synonymwörterbuchs; es gelten dieselben Einwände.)

Das sind nur einige weitere Probleme, deren Lösung ich der Mannheimer Gruppe nicht zutraue.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2014 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27068

Nachtrag:

Ein ebenfalls erwähntes Büchlein, PONS Wörterbuch der verwechselten Wörter, hat das Potentielle aus dem Titel entfernt und beschränkt sich der Absicht nach auf tatsächlich oft verwechselte Wörter, natürlich ohne die sinnlose Beschränkung auf formähnliche. So findet man zwar auch effektiv/effizient und weibisch/weiblich, dazu das schon entlegenere Anthropologie/Anthroposophie, aber eben auch Aperitif/Digestif und Akzent/Dialekt. Auch hier kann durch Vermischung ein Bedeutungswandel eintreten. Das ist also systematisch gar nicht auf formähnliche Wörter einzuschränken.
Damit ist das Schicksal des Unternehmens eigentlich schon besiegelt. Vielleicht hat das IDS aus einer dunklen Ahnung heraus bisher kein Aufhebens davon gemacht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2014 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#27064

Thomas Groß berichtet in der FAZ vom 14.10.14: Das IDS will ein elektronisches Wörterbuch der Paronyme anfertigen. Leiterin des Projekts ist Petra Storjohann. (Vgl. ihren Beitrag in Proceedings of the XVI EURALEX International Congress: The User in Focus. 15-19 July 2014, Bolzano/Bozen. http://euralex2014.eurac.edu/en/callforpapers/Documents/EURALEX%202014_gesamt.pdf [18 MB], dort S. 463)

Teils handelt es sich um eine distinktive Synonymik von Wörtern mit dem zusätzlichen Merkmal der Formähnlichkeit. Letztere kann zufällig sein (mystisch/mythisch, selig/seelisch) oder auf gemeinsamer Herkunft beruhen (kindlich/kindisch, tendenziell/tendenziös). Teils besteht aber auch keine synonymische Beziehung, sondern es handelt sich um reine Verwechslungen.

Solche Wörterbücher sind im Englischen verbreitet (Confusibles/Confusables). Im Deutschen war das – auch bei Storjohann erwähnte – Duden-Taschenbuch „Leicht verwechselbare Wörter“ (1973) von Wolfgang Müller brauchbar, mit einer guten Einleitung, es ist aber schon lange vergriffen (ebenso wie „Die richtige Wortwahl“, die einzige distinktive Synonymik, die nach dem Einstampfen des Synonymwörterbuchs aus der Reihe des Großen Duden noch auf dem Markt war).

Ein Teil der Arbeit wird also in der synonymischen Differenzierung von Wortgruppen wie weiblich/weibisch bestehen. Ein wirkliches distinktives Synonymwörterbuch könnte allerdings die Beschränkung auf formal ähnliche oder verwandte Wörter nicht hinnehmen, es müßte z. B. effeminiert hinzunehmen.

Storjohann hat effektiv/effizient an einem IDS-Korpus untersucht und kommt immer wieder auf dieses Beispiel zurück. Es ist nicht glücklich gewählt, weil die beiden Wörter außerhalb von Fachsprachen (effektiver Jahreszins) überflüssig sind und in der Allgemeinsprache nur zum Imponieren benutzt werden. Sprachliche Hochstapelei gehört zu den Verwendungsbedingungen; das ist aber eher untypisch für das geplante Unternehmen.

Im Begriff der Verwechselbarkeit steckt etwas Spekulatives. Ob solche Wörter wirklich verwechselt werden, müßte von einer empirischen Fehlerkunde ermittelt werden. Die Paronymie hat denn auch bisher hauptsächlich die Fremdsprachendidaktik interessiert. Daß die Verwechslung formähnlicher Wörter auch zu einer dauerhaften Vermischung und damit zum Bedeutungswandel führen kann ist bekannt. Das Projekt widmet diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit.

Das Hauptproblem sehe ich in der Abgrenzbarkeit des Gegenstandes.

„In this paper, paronymy is broadly understood as a lexical relation between two or more items within one language, which are semantically related, have a similar or identical root and which are similar in form and sound but show a slight morphological difference.“ (464)

Das scheint mir keine natürliche Klasse zu sein. Wörter werden auch verwechselt, obwohl sie keine formale Ähnlichkeit haben. Es können allenfalls praktische Gründe geltend gemacht werden, um eine solche Beschränkung einzuführen. Daß eine so willkürlich beschränkte Gruppe verwechselbarer Wörter überhaupt „systematisch“ untersucht werden könnte, wie Storjohann ankündigt, ist nicht selbstverständlich. Die weiteren Ausführungen über Methoden der Korpusauswertung, der Erfassung von Kollokationen usw. sind nicht für Paronyme spezifisch, und es bleibt unklar, warum sie gerade hier so viel Raum einnehmen. Es ist zu fürchten, daß das Unternehmen bei einem so schlecht abgegrenzten Gegenstand ausufert wie seinerzeit die „Brisanten Wörter“ oder sich in einigen Probeartikeln erschöpft und dann totläuft. Jedenfalls bleibt Storjohann bisher den Nachweis schuldig, daß sie ein brauchbares Wörterbuch der Paronyme liefern kann.

Sollte der Titel mit dem kaum bekannten Begriff „Paronyme“ beibehalten werden, dürfte das Werk erst recht kaum Benutzer finden. Schon das „Synonymwörterbuch“ des Dudenverlags war wohl nicht zuletzt wegen des Titels ein Ladenhüter, obwohl es manche wertvolle Unterscheidung enthielt und besonders viel Arbeit gemacht hatte. Auch die Proben lexikographischer Darstellung, die Storjohann in ihrem EURALEX-Beitrag vorstellt, deuten nicht gerade auf Benutzerfreundlichkeit und könnten das Werk zu einem Fehlschlag wie „Verben in Feldern“ oder „VALBU“ machen. Die vorgeführten „self-organisation feature maps“ sagen dem Leser nicht viel, sondern stellen ihn vor eine neue Interpretationsaufgabe. Der Mühe einer genauen und verständlichen Bedeutungsbeschreibung kann sich der Lexikograph nicht entziehen. (In dieser Hinsicht ist die Projektleiterin anscheinend ein unbeschriebenes Blatt, im Gegensatz zu Wolfgang Müller.) Immerhin ist keine gedruckte Ausgabe geplant. Die Herstellung eines verzweigten elektronischen Werkes dieser Art dürfte schon für den technischen Aufwand viel Geld kosten. Es ist zu befürchten, daß es praktisch keine Benutzer finden wird, die bereit sind, sich in den Tiefen der unbegrenzt wuchernden Datenmengen zu verlieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2014 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#25532

Auf der IDS-Frühjahrstagung ging es ganzheitlich zu. Außerdem erfand Angelika Linke den „homo actans“, Werner Holly das „crosscodale Zusammenspiel“. Peter Gallmann scheint die Rechtschreibreform von 1996 verteidigt zu haben. (Bericht von Thomas Groß in der FAZ vom 2.4.14) Aus dem Bericht geht nicht hervor, womit sich die Germanisten beschäftigen wollen.
(Für Nichtlateiner: „crosscodal“ ist, wenn man die Schwänze kreuzt.)

Nicht einmal die Zuhörer scheinen sich zu schämen, wenn sie so etwas anhören müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2014 um 08.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#25367

Alle Lobhudeleien zum 50jährigen Bestehen des IDS können nicht darüber hinwegtäuschen, daß dieses gigantische Institut auf einem Haufen gescheiterter Projekte sitzt. In einem Zeitungsbericht heißt es, dort wirkten über 100 Sprachwissenschaftler. Auch wenn nicht alle wirklich wissenschaftlich tätig sind (als ich noch dort zu tun hatte, waren es 123 Angestellte), muß man sich das einmal vorstellen: An den germanistischen Instituten der Universitäten sind ja hauptsächlich Literaturwissenschaftler beschäftigt. Zählt man nur die Sprachwissenschaftler, dann beschäftigt also das IDS so viele wie die Hochschulen eines ganzen Bundeslandes - und ohne Lehrverpflichtungen! Und nun sehe man sich den "Output" über die Jahre hin an!
Bleibt die elektronische Dienstleistung und vor allem: Das IDS ist eine beliebte Anlaufstelle und ein Treffpunkt für Sprachwissenschaftler aus aller Welt. Wer gönnt sich nicht gern mal eine Europareise aus Pune oder Chongqin? Der Schmutzfleck Rechtschreibreform ist ja auch schon gnädig verblaßt, und sehr gestört hat er ohnehin niemanden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2009 um 19.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#14505

Der Nutzen von Lernsoftware ist meiner Ansicht nach nicht hinreichend belegt. Dasselbe kann man von der Computerausstattung der Schulen sagen. Das hindert aber die Schulträger nicht an umfangreichen Investitionen, vgl. "Neue Rechtschreibprogramme im Internet gehen in Aachen an den Start" (Aachener Zeitung, 20. Mai 2009). Zitat:

"Und so wird Max Mutter bald mit Hilfe der riesigen Datenbanken, die Sprachwissenschaftler angelegt haben, mit ihrem Sohn gezielt üben können, dass ein «ai»-Laut im Deutschen meistens mit «ei» geschrieben wird."

Braucht es "riesige Datenbanken" für eine so einfache Sache?

Es ist die große Zeit der Medienpädagogen und Trittbrettfahrer, gerade was die Rechtschreibreform betrifft.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 18.07.2008 um 13.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12640

Lieber Herr Eversberg, damit haben Sie schon recht. Aber wie kann man sich für so etwas zu einem Satz versteigen wie: "Zum anderen sei der Wert der geplanten Forschung auch in wissenschaftlicher Hinsicht als hoch einzuschätzen."?

Da scheint mir Herr Ickler mit seiner Einschätzung "gerade mal für eine Zeitungsmeldung gut" doch deutlich näher zu liegen. Noch wahrscheinlicher reicht es nur für die Hausbroschüre des IDS oder das Leibniz-Journal. Dort find wir auf p5 Heft 2/2008 folgende Zwischenüberschriften: "Millionenförderung für Institute im Osten" und an übernächster Position: "Viele Subventionen sind nicht sinnvoll". Wie wahr!

Auf p.6, unter der Überschrift "Mit Mathematik die Welt verstehen", lesen wir " ... aber Krisen kommen regelmäßig, wir wissen nur nicht genau wann – und welche unvorhergesehenen Faktoren dann die Auslöser sein werden, wissen wir leider auch nicht. Allerdings kann die (Finanz-)Mathematik verlässlich die Häufigkeit von Krisen und Kurseinbrüchen vorhersagen." Offenbar ist dem dort interviewten Professor der Unterschied zwischen "vorher" und "nachher" nicht so ganz klar.

Noch eine kleine Frage zur Rechtschreibung von Eigennamen: der Autor des letztgenannten Artikels ist "Ch. Herbort-von Loeper". Ist diese Verteilung von Bindestrich und Spatium empfehlenswert?
 
 

Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 18.07.2008 um 13.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12639

Es geht bei den Projekten um Meinungen und Ansichten, Einstellungen und Haltungen! NIcht um die Gründe ihres Zustandekommens, nicht um ihre Berechtigung und nicht um die Gegenstände der Meinungen als solche oder gar um die Fragen, wie es dazu gekommen sein könnte, ob das vermeidbar gewesen wäre oder ob sich gegen ungute Meinungen etc. etwas tun ließe. Nicht einzelne Personen sollen dazu befragt werden, sondern 2000. Anschließend weiß man viel genauer, was es alles für Meinungen und Haltungen gibt – mehr ist nicht intendiert.
 
 

Kommentar von Marconi Emz, verfaßt am 18.07.2008 um 12.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12638

Das Interviewen bzw. Analysieren weiterer hartleibig-renitenter Rechtschreibreaktionäre im fernen Ausland ist für eine angemessene langfristige Finanzierung dieses Projektes gar nicht notwendig. Die mindestens vierteljährlichen Forschungsexpeditionen nach Spardorf (Teilnehmer: drei Universitätsprofessoren, sieben Privatdozenten, zwölf wissenschaftliche Assistenten und zwanzig Studenten) finden grundsätzlich (auch in diesem Punkt herrscht strikte akademische Freiheit) in entgegengesetzter Richtung statt, also immer um den Erdball.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 18.07.2008 um 10.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12636

Ich wohne zwar nicht im Ausland, biete aber an, bei den Fernreisen zu begleiten, um die Forschungsgelder unter die Leute zu bringen. Allerdings erwarte ich schon einen ordentlichen Spesensatz, ich will ja schließlich auch gut leben.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 18.07.2008 um 10.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12634

Wenn es gar von der DFG finanziert wird, dann reicht natürlich die Forschungsreise nach Spardorf nicht aus. Dann sollten zumindest auch noch Herr Schatte und Herr Ludwig besucht werden. Irgendwie müßte man ja schließlich die Reisespesen verbraten. Lebt hier noch irgendjemand im Ausland?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2008 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12631

Zum Thema "Germanistenbeschäftigung" haben wir ja schon manchen vernommen. Ein Lieblingsthema ist tatsächlich der "Diskurs über die Rechtschreibreform". Damit befaßt man sich auch an der Universität Düsseldorf:

„Arbeitsbereich 3
Öffentliche Kommunikation über Sprache:
Das Beispiel Rechtschreib-Reform
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt des Themenbereichs "Sprache und Öffentlichkeit" ist die öffentliche Reflexion über Sprache und Sprachliches. Angefangen von den divergenten Meinungen über Dialekte in verschiedenen Regionen des deutschen Sprachraums, über die Urteile und Vorurteile gegenüber Gruppensprachen und Soziolekten (Jugendsprache, "Slangs" usw.) und schließlich die beliebte Klage und Polemik gegenüber dem Einfluss von Fremdsprachen auf den öffentlichen Sprachgebrauch im Deutschen bis hin zur öffentlichen Polemik über die Rechtschreib-Reform gibt es zahlreiche öffentlich veranstaltete Diskurse über Sprache, in denen die zugrundeliegenden Spracheinstellungen der Disputanten zu Tage treten.
Unter Spracheinstellungen versteht man in der neueren Sprachgermanistik (Sprachgeschichte und Soziolinguistik) Einstellungen von Sprechern einer Sprache zu ihrer eigenen Sprache, zur Sprache anderer Mitglieder ihrer Sprachgemeinschaft oder auch zu Sprache generell. Dies schließt Einstellungen dazu ein, was Sprache ist, wie Sprache funktioniert, wie Sprache (die eigene, diejenige anderer) auszusehen und gebraucht zu werden hat. Solche Spracheinstellungen wurden bisher nur in Bezug auf Dialekte etwas intensiver erforscht. Laut von Polenz (1991), einem der bedeutendsten neueren Sprachhistoriker, kann man aber einen generellen Einfluss von dem, was man nach ihm als "sprachideologische Grundeinstellungen" bezeichnen kann, auf den Sprachgebrauch und damit aber auch auf die Sprachentwicklung und den Sprachwandel feststellen.
Besonders virulent wurden Einstellungen zur Sprache in der öffentlichen Diskussion über die jüngste Rechtschreibreform - und damit dem Kernthema des öffentlichen Interesses an der Sprache schlechthin (sieht man einmal vom Fremdworteinfluss ab). Ziel eines in diesem Schwerpunktbereich laufenden Arbeitsvorhabens ist die Rekonstruktion der in der Rechtschreibreform-Diskussion zum Ausdruck kommenden Spracheinstellungen, das Herausarbeiten der darin wirksam gewordenen Topoi sowie die Rekonstruktion der Einwirkungen, die Spracheinstellungen auf verschiedene Argumentationslinien der Debatte gehabt haben.
Leiter: Jan Funken“

Ich empfehle dringend, meine eigenen Veröffentlichungen in den Mittelpunkt zu stellen. Erstens sind sie – wenn man die Tagebucheinträge dazunimmt – sehr umfangreich und können mehrere Hilfskräfte jahrelang beschäftigen, und zweitens kann man darin die ideologischen Grundeinstellungen sehr gut erkennen. Man kann auch eine Forschungsreise nach Spardorf organisieren, um mich zu interviewen.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 17.07.2008 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12623

Leider muß man im Bereich der Wissenschaftsförderung ein großes Maß Korruption feststellen. Ich erinnere da z.B. an das Guckomobil, mit dem die segensreiche Wirkung der RSR erforscht werden sollte.

Das IDS ist Mitglied der WGL (Wissenschaftsgemeinschaft G. W. Leibniz). Im aktuellen Publikumsheft der WGL lesen wir z.B. über ein Forschungsergebnis aus dem Leibniz-Institut für Ernährungsforschung, daß der Verzehr von Rosenkohl vor Krebs schütze. Das ist angesichts des Vitamin-C-Gehalts dieses Gemüses wenig überraschend. Erstaunlicher ist die Versuchsanordnung, mit der das Resultat erzielt wurde. Es wurde nämlich 8 Probanden 6 Tage je 300g Rosenkohl verabreicht. Der genaue Mechanismus, warum der Rosenkohl gegen Krebs schützt, sei aber noch nicht erkannt worden.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 17.07.2008 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#12620

Maulsperre bekomme ich auch, nachdem ich das gelesen habe. Allerdings nicht unbedingt vom Gähnen, sondern vielmehr weil das Maul vor ungläubigem Staunen noch weit offensteht.

So viel Geld, um nach der für das IDS desaströsen Allensbach-Umfrage nun gleich noch ein paar weitere Umfragen zu starten, nur um dann doch irgendwie zu dem Ergebnis zu kommen, daß alles ganz toll sei.

Zum anderen sei der Wert der geplanten Forschung auch in wissenschaftlicher Hinsicht als hoch einzuschätzen. So zeichnet sich das Vorhaben dadurch aus, dass sozialpsychologische Einstellungsforschung und neuere soziolinguistische Erkenntnisse gleichermaßen den wissenschaftlich-methodischen Rahmen setzen.

Und da sind sie auch schon wieder, alle unsere neuen schönen Lieblingswörter, die Schlüsselqualifikationen auslösen, freischalten oder hervorrufen: sozial ist es und psychologisch (kann man immer gut gebrauchen), außerdem sozial und linguistisch (letzteres wohl weniger, aber immerhin nochmal sozial) und das alles in wissenschaftlich-methodischem Rahmen (wundervoll). Gefragt wird bei "türkischstämmigen" "Teilnehmerinnen und Teilnehmern" und die "Wertigkeit" ist auch auf der Skala vorhanden. (Warum übrigens "sei [...] als hoch einzuschätzen "? Ich sollte aufhören zu meckern und lieber still genießen!)

"Die Stiftung hofft zudem, dass nach der Initialzündung diese hochkarätige Erhebung regelmäßig wiederholt und damit verstetigt wird", sagt Stiftungs-Generalsekretär Wilhelm Krull.

Der Hoffnung kann man sich nur anschließen, denn immerhin müßten die vielen gutverdienenden Leute in Mannheim sonst den ganzen Tag untätig herumsitzen, auf die Trümmer der Rechtschreibreform starren und Trübsal blasen. Da ist eine regelmäßig wiederholte damit "verstetigt[e]" "hochkarätige Erhebung" natürlich etwas viel Schöneres. (Und ich nehme "verstetigt" hiermit in meinen aktiven Wortschatz auf!)

Ich weiß gar nicht genau warum, aber ich muß bei den Texten aus Mannheim immer an Loriot denken: "Die Integration von Frau und Umwelt in den Karnevalsgedanken, bei gleichzeitiger Aktivierung der Feuchtbiotope".

So und nun steht das Maul immer noch offen, diesmal vor Lachen.
 
 

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