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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.04.2010
 

Komma-Irrtum
Kaum noch korrigierbar

"Zweifellos war die Reduzierung der überbordenden Interpunktionsregeln durch die Rechtschreibreform hilfreich.
Den Beistrich aber in Zweifelsfragen zur Disposition zu stellen gehört zu den Sünden der Reformer. Die Kann-Regel bedeutet in der Praxis Regellosigkeit und hemmt im vorliegenden Fall die Lesbarkeit, weil der Sinn aus dem Kontext erschlossen werden muss." (Friedrich Kraft in Welt online, 18.4.10)

Der Erlanger Honorarprofessor für Christliche Publizistik irrt. Die Interpunktionsregeln und besonders die Kommaregeln sind durch die Reform nicht vereinfacht worden. Aber die laxe Rede von der neuen Beliebigkeit des Kommas, zusammen mit falschen Beispielen, rückt selbst manche Reformkritiker in ein schiefes Licht.



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Kommentare zu »Komma-Irrtum«
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.10.2017 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#36460

»Dirk Schwerthöffer empfiehlt, die Lampe beim Arbeiten so aufzustellen, dass man von der Seite beleuchtet wird und alle paar Minuten kurz direkt hineinzuschauen.«

(http://www.sueddeutsche.de/stil/test-licht-an-schlechte-stimmung-weg-1.3360330)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2016 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#31897

Wie schon Hermann Paul bemerkte, ist es fast unmöglich, zwei Sätze nebeneinanderzustellen, ohne daß der Leser irgendeinen Zusammenhang zwischen ihnen zu stiften versucht.

Ich bin Sozialdemokrat, ich glaube ans Gute. (Sigmar Gabriel nach FAZ 7.3.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2014 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#25380

FOCUS wirbt online für die wunderbare Rechtschreibreform; zu den Kommaregeln heißt es:

"Wenn das kein Fortschritt ist: 52 Regeln mussten Schüler bisher beherrschen, um in Diktaten richtig Zeichen zu setzen. Dank der Rechtschreibreform genügen jetzt schon sieben – aber auch die haben es noch in sich."

Beispielsatz: Ja, es tut mir Leid.
 
 

Kommentar von fàbregas k, verfaßt am 17.07.2012 um 20.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#21080

Ich erlaube mir, in diesem Faden folgende Fragen zu stellen:

1. Welche Beistriche kann/muß man einer „einfachen“ Neuregelung gemäß weglassen? Wie lautet diese Neuregelung?

2. Welche Beistriche kann/muß man einer „komplexen“ Neuregelung gemäß weglassen? Wie lautet diese Neuregelung?

3. Welche Beistriche kann man einer einfachen oder komplexen Neuregelung gemäß setzen oder weglassen? Wie lautet oder lauten diese Regeln?

4. Welche Beistriche, die es klassisch nicht gab, müssen gem. Neuregelung unbedingt gesetzt werden? Wie lauten diese Neuregelungen?

5. Gibt es weitere Fälle, in denen klassische und reformierte Regeln zu unterschiedlichen Ergebnissen führen? Wenn ja, wo, wie sind die Regeln?

Ich denke mir, hier kann man solche Fragen stellen; ich hoffe, deshalb nicht ausgebuht zu werden …
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 21.04.2010 um 21.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16111

Die zitierten Ausführungen von Friedrich Kraft erscheinen mir nicht sehr durchdacht. Einerseits begrüßt er die "Reduzierung der überbordenden Interpunktionsregeln durch die Rechtschreibreform", andererseits bemängelt er die die Freigabe des Kommas "in Zweifelsfällen" als eine der "Sünden der Reformer". Wie man das eine ohne das andere erreichen soll, sagt er uns leider nicht. Wo sonst als beim Komma, dem bei weitem die meisten Regeln gelten, hätten die Reformer denn Regeln reduzieren sollen?

Da scheint wieder die so häufige Tendenz durch, an der Reform zu kritteln, sie aber nicht ganz abzulehnen, um nicht als reformfeindlich, gar reaktionär zu erscheinen. Irgend etwas Gutes muß man deshalb an der Reform entdecken. Viele sehen bekanntlich die "logischere" Heyse-Schreibung als einen solchen Vorteil der Reform an. Ohne diese so weitverbreitete Haltung des Einerseits-Andererseits hätte sich die Reform wohl nicht durchsetzen lassen.
 
 

Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 21.04.2010 um 12.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16108

Als kurze Ergänzung sei angemerkt, daß sich die Mannheimer und die Leipziger Regeln (wo man auch die berühmten 52 bzw. 53 Kommavorschriften findet) zur Zeichensetzung nicht nur in ihrer Darstellung, sondern auch inhaltlich unterschieden (vor allem beim erweiterten Infinitiv, aber auch bei Aufzählungen, die Nebensätze beinhalten, bei weder – noch und in ein paar anderen Fällen).

Ein kleines Zahlenspiel mag man mir aber dennoch gestatten:

Legt man das offizielle Kompendium zur Zeichensetzung des Dudenverlags zugrunde (das Taschenbuch »Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen«), so ergibt sich folgendes Bild:

• 2. Auflage (1982), Basis: traditionelle Orthographie: 154 Kommaregeln auf 111 Seiten (bei einem Gesamtumfang von 165 Seiten).
• 4. Auflage (2002), Basis: amtliches Regelwerk von 1996: 157 Kommaregeln auf 123 Seiten (bei einem Gesamtumfang von 220 Seiten).
• 5. Auflage (2007), Basis: amtliches Regelwerk von 2006: 157 Kommaregeln auf 129 Seiten (bei einem Gesamtumfang von 240 Seiten).

Und gleichzeitig wird weiterhin behauptet, die Zeichensetzung wäre durch die Reform wesentlich einfacher und deren Regeln deutlich kürzer geworden.
 
 

Kommentar von Dorfschüler, verfaßt am 21.04.2010 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16107

Frau Baudusch nennt insgesamt 109 Regeln (R90–R199), das beinhaltet aber alle Unterpunkte.
Untenstehende Einteilung mit jeweils kurzen Beispielen gingen schon auf ein Tafel, wenn auch knapp.

1. Komma im einfachen Satz
1.1 Kein Komma zwischen verschiedenen Satzgliedern
1.2 Einzelkomma
1.2.1 bei aufgezählten Wörtern/Wortgruppen
1.2.2 Wohungsangaben
1.2.3 Zeitangaben
1.2.4 bei Namen und Titeln
1.2.5 bei Buchtiteln und Stellenangaben
1.3 Doppeltes Komma
1.3.1 bei hervorgehobenen Satzgliedern
1.3.2 bei nachgestellten näheren Bestimmungen
2. Komma in der Satzverbindung
3. Komma im Satzgefüge
4. Komma bei erweiterten Infinitiven/Partizipien
4.1 Einfacher/erweiterter Infinitiv
4.2 Einfaches/erweitertes Partizip
5. Komma bei Konjunktionen
5.1 vor "und/oder"
5.2 vor "als/wie"
5.3 bei mehrteiligen Konjunktionen /Konjunktionen in Verbindung mit anderen Einleitewörtern
5.4 Alphabetische Übersicht über gebräuchliche Konjunktionen / konjunktionale Adverbien
6. Komma in Verbindung mit anderen Satzzeichen

Einen Vergleich zur neuen Ausgabe kann ich nicht treffen, da ich das Buch – weil so ärgerlich – "entsorgt" habe; es ist aber vom Umfang her gleich, es sind vor allem die farbigen Kästchen und dergleichen, die hinzugekommen sind, manches wurde gestrichen, manches neu hinzugefügt.

*

In Dudens Schulgrammatik wird das Komma auf ganzen knappen 3 (!) Seiten abgehandelt:

1. Komma bei Aufzählungen
2. Komma in Satzgefügen
3. Komma bei Infinitiv-/Partizipialgruppen
4. Komma bei Zusätzen/Nachträgen
5. Komma bei Anrede/Ausruf
6. Freie Entscheidung/Kann-Regel

Fünf Farben, Kästchen mit und ohne Linien und Rubriken wie "BESONDERS NÜTZLICH!" sind hierbei aber schon notwendig; und als Geschmacksabrundung sinnlose, übergroße Quadratkästchen in 6. Farbe als Unterpunkte-Gliederung. Das hat zum Beispiel zur Folge, daß die wenigen eingequetschten Beispielsätze kaum hervortreten können, die Blickpunkte ziehen den Blick unwillkürlich woanders hin. Für das ganze Buch habe ich nur einen Ausdruck gefunden: neunmalklug.

*

Icklers Einteilung

1. Komma verknüpft Glieder einer Aufzählung
2. Komma vor entgegengesetzten Bind[e]wörtern
3. Komma gliedert Hauptsatzreihen
4. Komma trennt Nebensätze ab
5. Komma trennt bestimmte Wortgruppen ab (wenn mehr als die Grundform mit zu enthalten ist / wenn man ein "seiend"/"habend" hinzusetzen könnte)
6. Komma zwischen wörtlicher Rede und dem nachfolgenden Begleitsatz
7. Komma bei Beisätzen, Einschüben, Nachträgen, Anreden, deutlich abgehobenen Ausrufen
8. kein Komma vor Beinamen
9. Komma bei Ort und Datum

Mit oben genannten neun Regeln kam man bestimmt weit über 90% "Alltagskommas" bewältigen. Ich setze auch viel nach Lesbarkeit, sprich Intuition. Ich würde daher bei angeführtem Beispiel – genau wie Herr Achenbach das darlegt – ebenfalls ein Komma setzen; "kann wegfallen" verstehe ich auch als eben wörtlich, demnach kann es unter den und den Umständen einfach weggelassen werden.

Wir lernten ungefähr das, was Herr Ickler so treffend kurz darstellt; der Lehrer gab es vor, wir schrieben mit, hernach mußten wir immer zehn Beispielsätze dazu schreiben (was ich gerne dann meiner Mutter überließ). Wir hatten kein Buch hierfür, jedenfalls benutzten wir es nicht – unser Dorflehrer meinte, die Bücher seien zu schwer für uns zu tragen, wir hatten im Klassenzimmer zum Abstellen nach dem Unterricht ein Regal dafür! Das war Anfang/Mitte der 70er.
(Nebenbei: Wir lernten so auch Groß/Kleinschreibung und vieles andere, meist waren das gereimte Sprüche, Eselsbrücken, das machte uns viel Spaß, ich kann sie heute noch.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.04.2010 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16105

Von überbordenden Interpunktionsregeln konnte vor der Reform keine Rede sein. Wie viele Regeln ein Duden faßt, war und ist für einen Schüler in der Tat weit weniger wichtig als die Frage, wie viele Regeln auf eine Tafel gehen. Am allerwichtigsten ist aber, wieviel ein Kind liest und wie einheitlich sich die Orthographie der Lektüre darstellt.

Das ist das schlimmste Verbrechen der Reformer: sie haben den wenigen Kindern, die heute noch lesen (können), die anschauliche Orientierung genommen. Erst jetzt sind Schüler aufs Lernen überbordender Interpunktionsregeln angewiesen.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 21.04.2010 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16104

Hr. Achenbach, ich seh' das genau so wie Sie.
Bei längeren Konstrukten mit Beistrich, bei kurzen und übersichtlichen ohne. Icklers "kann wegfallen" verstehe ich jedenfalls so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2010 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16103

Herr Achenbach kritisiert mit Recht eine unklare Zuordnung meiner Anmerkung 3, die eigentlich keine Ausnahme zum Abschnitt über Exraposition ist. Das gilt auch für andere Anmerkungen, die versuchen, die satzwertigen Infinitive abzustecken. Es ist zwar nicht ausdrücklich gesagt, daß sie alle von extraponierten Infinitiven handeln müßten, aber natürlich könnte man das besser machen. Vielleicht in einer Neubearbeitung ...
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 21.04.2010 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16102

Lieber Herr strasser,

da ich nicht ständig an Kommaregeln denke, hätte ich in dem fraglichen Satz wahrscheinlich ein Komma gesetzt, und zwar deshalb, weil der Infinitivausdruck so lang ist. Aber der alte Duden hat ein solches Komma kategorisch verboten.

Bei einem kürzeren Infinitivausdruck würde ich aber wahrscheinlich kein Komma setzen, so in dem Beispielsatz: "Die Reform zu kritisieren war leicht." Außerdem empfinde ich es als unschön, ganz kurze Satzbestandteile (wie "war leicht") durch ein Komma abzutrennen.

Prof. Ickler hat wohl recht, hier vom alten Duden abzuweichen, da vermutlich viele in dem fraglichen Satz auch ein Komma setzen würden.

Ganz verstehe ich aber die Logik der Icklerschen Darstellung nicht. Denn die von Ihnen zitierte Regel steht in Anm. 3 zu der Oberregel, daß ein Komma steht bei "extraponierte[n] Infinitivgruppen, die mehr umfassen als den reinen Infinitiv und die Partikel zu". Im Glossar wird Extraposition wie folgt definiert: "Herausstellung einer Konstituente (meist eines Nebensatzes) an den rechten Rand des Matrixsatzes".

Danach ist im fraglichen Satz der Infinitivausdruck doch gar nicht extraponiert. Vielmehr steht das Subjekt an seiner normalen Stelle am Satzanfang.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 20.04.2010 um 22.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16101

Ich kann aber zu jedem Komma, das ich setze, eine Regel nennen – und auch zu jedem Komma, das ich nicht setze.

Lieber Herr Mahlmann,
selbst das kann ich nicht immer. Wie schon gesagt (#16083), Kommata setze ich da, wo sie meiner Meinung nach hingehören, um die Lesbarkeit zu ermöglichen / zu verbessern. Ich denke beim Schreiben nicht über Regeln nach, sondern über den Sinn, den ich zu übertragen versuche. Aber, ich will keine Erbsen zählen, im Grunde sind wir einer Meinung.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 20.04.2010 um 20.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16100

Als ich Ende der achtziger Jahre in der Schule die Rechtschreibregeln gelernt habe, spielte der Duden keine Rolle. Unsere Lehrer haben uns die Regeln auf ihre Weise erklärt, und der Duden wurde als Entscheidungshilfe genannt, wenn nicht klar war, wie ein Wort geschrieben wird.
Für die Kommata wurde der Duden nicht erwähnt. Der Lehrer hat aus dem Kopf die Regeln an die Tafel geschrieben. Die sollten wir auswendig lernen und mit Beispielsätzen üben – fertig. Ob das nun genau die sieben waren, die ich jetzt im Kopf habe, weiß ich nicht; gewiß waren es nur so wenige, daß sie auf eine Schultafel passen, wenn auch die letzte Reihe sie noch lesen können soll.

Es mag sein, daß ich nicht jede Kommaregel beherrsche, die es gibt bzw. die der Duden (reformiert oder nicht) aufführt. Ich kann aber zu jedem Komma, das ich setze, eine Regel nennen – und auch zu jedem Komma, das ich nicht setze. Und ich komme da mit einer Handvoll Regeln aus.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 20.04.2010 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16097

Zu #16084:
Wenn ich mich richtig entsinne, hieß es, aus 52 Kommaregeln seien neun gemacht worden. Ich komme, so oft ich auch zähle, auf nicht mehr als sieben – unreformiert.

In welcher Quelle haben Sie das wie gezählt, lieber Herr Mahlmann? In meinem 1986er Duden (Mannheim) finden sich unter dem Stichwort „Komma“ die Regeln R 90 bis R 127 (mit z. T. umfangreichen Ausnahmen), außerdem wird auf R 14 (Anführungszeichen), R 51 (Fragezeichen), R 57f (Gedankenstrich), R 85 (Klammern) und R 200ff (Zahlen) verwiesen.
 
 

Kommentar von stefan strasser zu 16092, verfaßt am 20.04.2010 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16095

Werter Hr. Achenbach,
mir steht nur der Ickler als Referenz für die normale Rechtschreibung zur Verfügung. Daher kenne ich allfällige frühere Dudenregeln nicht.
Ickler bringt dazu das Beispiel: „Die Reform zu kritisieren(,) war leicht.“ und schreibt in der Erklärung, so ein Komma kann wegfallen.
Die Formulierung „kann wegfallen“ interpretiere ich so, daß die Normalform mit Komma ist.
Da Ickler meinem Eindruck nach aber viel näher am Sprachgebrauch ist (fast hätte ich geschrieben weniger spitzfindig) als der Duden, kann ich mir schon vorstellen, daß Duden früher hier Kommasetzung explizit verboten hat.
Ich hab jedenfalls soeben etwas dazugelernt, vielen Dank für Ihren Kommentar.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 20.04.2010 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16094

Warum soll nach alter Regel das Komma nach der Infinitivkonstruktion nicht zulässig sein? Subjektsätze werden ebenso abgetrennt wie Infinitivkonstruktionen der vorliegenden Art. Warum ist die Stellung hier maßgeblich? Und was ist dadurch gewonnen, das Komma nicht zu setzen?
Die Lesbarkeit erhöht sich jedenfalls, wenn hier ein Komma steht. Und ist die nicht das oberste Ziel, das man beim Schreiben verfolgen sollte?
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 20.04.2010 um 00.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16092

Lieber Herr strasser,

ich vermute Sie meinen die Infinitivkonstruktion im zweiten Satz. Da diese aber das Subjekt des Satzes bildet, war nach alter Regel ein Komma nicht zulässig.

Dagegen dürfte man nach der Reformregel durchaus ein Komma setzen
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 19.04.2010 um 21.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16091

Entspricht eigentlich das im zitierten Text weggelassene Komma irgend einer Reformregel?
Andernfalls würde es sich um ein bewußtes oder auch unbewußtes Beispiel für die beklagte Regellosigkeit handeln.
 
 

Kommentar von Verdrießlicher Vergleicher, verfaßt am 19.04.2010 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16089

Ich benutze hierfür immer noch mein mittlerweilen arg vergilbtes "Punkt, Punkt, Komma, Strich" von Frau Renate Baudusch, VEB 1984 (DDR). Ich kenne kein Besseres, im Westen nichts Neues.

Besagte Dame hat ja später bei Wahrig (Bertelsmann) einen Taschenbuch-Nachfolger herausgebracht, ein armseliges, verfälschtes und in seiner Art bezeichnendes Buch. Anhand der zwei Handbücher läßt sich das alles herrlich vergleichen. (Und selbst typographisch mehr als nur Verfall.)
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 19.04.2010 um 01.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16087

Lieber Herr Bolz, Herr Wagner hat selbstverständlich recht, aber meinetwegen mußten Sie nun nicht auch noch zum Flagellanten werden.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 18.04.2010 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16085

Falsch. An der Kommasetzung hat sich in der Tat etwas geändert, aber abhängig vom Medium:

– Seriöse Zeitungen und Zeitschriften setzen die Kommas meist wie vor der Reform, also mehr oder weniger sinnvoll.
– Die Grundschullehrerin meines Sohnes spart Kommas, wo sie nur kann. Auch dort, wo sie selbst nach den beschäuerten näuen "Regeln" eigentlich stehen müßten.
– Kinderbücher von Otfried Preußler oder Astrid Lindgren u.a. sind völlig versaut worden. Das gilt überhaupt für 95% aller Kinderbücher, Ausnahmen fallen geradezu auf. Vorlesen wird zur Qual, aber man soll ja auch nicht vorlesen, sondern lieber eine PS3 schenken.
– Eine von mir konsumierte Fachzeitschrift aus Hannover-Kleefeld wird seit der Reform nach dem Motto verfaßt, daß Kommas böse sind, und so muß ich häufig Sätze zweimal lesen ("Der Rechner arbeitet gut mit Linux und gcc ... ist auch verfügbar"). Das ist totaler Mist, aber vor der Reform war die Kommasetzung auch nicht gerade vorbildlich.

Für Oda Normalschreiberin und ihre Kollegen und Kolleginnen sind die bekloppten neuen Nicht-Regeln nur eine weitere Ausrede, Kommas wegzulassen oder nach Lust und Laune zu setzen und dabei auf Leserinnen und Leser zu pfeifen.

Wenn ich den Kerl oder die Kerlin in die Finger kriegte, der oder die für diesen Schwachsinn verantwortlich ist, würde ich vermutlich handgreiflich oder noch schlimmer. Wie hieß es noch in der Weltliteratur? "Hängen sollt' man sie, und zwar sofort. Für kaltblütigen Muttersprachenmord."
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 18.04.2010 um 22.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16084

Wenn ich mich richtig entsinne, hieß es, aus 52 Kommaregeln seien neun gemacht worden. Ich komme, so oft ich auch zähle, auf nicht mehr als sieben – unreformiert.
Mir fällt in den Medien auf, daß vor allem das Komma nach einem eingeschobenen Nebensatz fehlt (was auch nach reformierten Regeln ein Fehler sein dürfte) und daß der Infinitiv mit zu ohne Komma angefügt wird.
Sehr ärgerlich und lesehemmend finde ich die Unsitte, das Subjekt mit Komma abzutrennen; gerade wenn es aus mehreren Teilen gebildet wird, neigen erstaunlich viele dazu, danach ein Komma zu setzen.

Im übrigen stimme ich mit Herrn Höher überein, daß die Reformpropaganda nirgendwo so erfolgreich war wie bei Heyse und den Kommaregeln.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 18.04.2010 um 20.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16083

Lieber Herr Wagner, lieber Herr Bärlein,
der Berliner würde sagen: "Könnte mir peitschen!" Stimmt, die Zahl war die Gesamtzahl der Regeln. Da muß ich noch einmal in mich gehen. Aber wie bei der Gesamtzahl der Regeln gab es auch da einen numerischen Trick.

Ich bleibe aber dennoch dabei: An der Kommasetzung hat sich in der Praxis nichts geändert. Jeder Schreibende setzt Kommata nach Gefühl (habe hier gerade eines setzen wollen und es wieder verworfen) ebenso wie den Gedankenstrich, ohne an ein Regelwerk zu denken. Computer funktionieren nach Regelwerken, Menschen – gottseidank – nicht.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.04.2010 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16081

Lieber Herr Bolz, Sie nennen hier die Gesamtzahl der Regeln, nicht allein die für die Kommasetzung. Oder habe ich jetzt einfach den in dieser Abweichung begründeten (bitteren) ironischen Unterton ignoriert?
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 18.04.2010 um 19.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16080

Ja, es sollten 112 statt 212 Kommaregeln sein, damit gingen dann auch die Reformer hausieren. Herr Ickler zeigte seinerzeit, daß dieses ein simpler Trick war. Der Umfang der Regeln hatte nicht etwa ab- sondern zugenommen, lediglich die Numerierung war eine neue.

Meine Beobachtungen beim Zeitunglesen sagen mir: Es ist alles beim alten geblieben. So sagten ja auch die Zeitungen bei der Umstellung, daß sie die bisherige Zeichensetzung beibehalten wollten, um keine Mißverstänisse aufkommen zu lassen. Und so ist es bis heute geblieben. (Die Sache mit dem "Vorgreifer-Es" hat eh kein normaler Mensch begriffen.) Die Kommafehler dürften sich von früher (vor der Reform) bis heute (nach den verschiedenen Re-Reformen) die Waage halten, da es keine Rechtschreibprüfung gibt, die eine Kommasetzung korrigieren kann.

Anderes gilt natürlich bei der ss/ß-Schreibung: Hier schlagen die Schreibautomaten gnadenlos zu. Wenn wir die Bastion knacken könnten... Inzwischen dürfen wir "Ewiggestrigen" denen gottseidank auch wieder "leid tun". Nur der "Tipp" treibt mir täglich Tränen in die Augen.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 18.04.2010 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1298#16078

Kommen solche Irrtümer nicht daher, daß viele Leute einfach auf die Propaganda der Reform von 1996 hereinfielen?
Da wurde – ich habe die Zahlen jetzt nicht im Kopf – einfach eine relativ kleine Zahl von Kommaregeln beworben und als grandiose Vereinfachung gefeiert. Kaum jemand hat sich damals die Mühe gemacht, einfach mal nachzuzählen, wie viele Seite der 1991er Duden für die Darstellung der Kommaregeln brauchte und wie viele der erste Reformduden.

Außerdem habe ich den Eindruck, daß gerade bei den Kommaregeln von den Rücknahmen der ersten Reform noch weniger bei der Bevölkerung angekommen ist als von den Rücknahmen der Groteskschreibungen. Es hat sich nicht nur die vermeintliche Erfolgsformel durchgesetzt, daß nach Kurzvokal Doppel-s zu stehen habe, sondern auch, daß nach Infinitiv mit "zu" und einem zweiten Satz oder Satzteil mit "und" kein Komma mehr zu stehen habe. So einfach ist das! Ob das überhaupt dem aktuellen Stand des amtlichen Regelwerks entspricht, scheint dabei Nebensache zu sein und interessiert vor allem die Leute nicht, denen wir armen "Ewiggestrigen" immer noch "Leid tun".
 
 

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