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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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16.07.2005
 

Übergangener Rat

Bertelsmann schafft Tatsachen
Am 15. Juli 2005 schrieb die Wahrig-Herausgeberin Dr. Krome an einen Kunden: „Im WAHRIG sind die Beschlüsse des 'Rates für deutsche Rechtschreibung'“ nicht eingearbeitet, da sie juristisch noch nicht verbindlich sind und es auch nicht sicher ist, ob sie verbindlich werden. In zwei von der KMK benannten Bereichen (Zeichensetzung und Worttrennung) sind noch gar keine Beschlüsse gefasst worden, die Vorschläge in der Getrennt- und Zusammenschreibung sind noch nicht von den entsprechenden politischen Stellen gebilligt worden.“

Es ist eine Provokation, weder die weiteren Beratungsergebnisse des Rates noch deren Billigung durch die politischen Stellen abzuwarten, sondern ausgerechnet jetzt ein neues Wörterbuch herauszubringen, das die Existenz des Rates, in dem die Wahrig-Herausgeberin sitzt, vollkommen ignoriert. Frau Krome formuliert auch so, als ob – wie die KMK es wünscht – andere Gegenstandsbereiche als die erwähnten überhaupt nicht mehr zur Debatte stünden.

Ein solches Wörterbuch des größten Verlagskonzerns schafft Tatsachen, an denen der Rat nur schwer vorbeikommt. Der Rat sollte das Erscheinen solcher Wörterbücher, die seine Arbeit ignorieren, ausdrücklich mißbilligen.




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Kommentare zu »Übergangener Rat«
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Kommentar von FAZ.NET, verfaßt am 19.07.2005 um 14.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#742

Neue Schreibung auch in Niedersachsen

19. Juli 2005 Auch an Niedersachsens Schulen und Behörden gelten ab August die neuen Rechtschreibregeln.

Die CDU/FDP-Landesregierung unter Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) beschloß am Dienstag in Hannover einstimmig, die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform zum 1. August verbindlich einzuführen. Reformgegner Wulff folgt damit nicht dem Vorstoß von Bayern und Nordrhein-Westfalen, die sich für einen Aufschub ausgesprochen hatten. Das Kabinett forderte nach Angaben aus der Regierung aber eine Stärkung des Rates für Deutsche Rechtschreibung. Künftig müsse der Rat für Deutsche Rechtschreibung über „alle fachlichen Fragen der Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung” entscheiden, sagte Kultusminister Bernd Busemann (CDU) am Dienstag in Hannover.

Günther Oettinger hat entschieden - für die neuen Regeln

Auch Baden-Württemberg wird die neuen Rechtschreibregeln wie von der Kultusministerkonferenz geplant zum 1. August verbindlich werden lassen. Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sagte am Dienstag in Stuttgart, es gebe keinen Grund, von den Beschlüssen abzuweichen.

Zuvor hatten die bevölkerungsreichsten Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Bayern angekündigt, die Rechtschreibreform vorerst nicht verbindlich werden zu lassen. Unterstützung dafür hatten die Länder auch vom Vorsitzenden des Rates für deutsche Rechtschreibung, dem ehemaligen bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair, bekommen. Zehetmair sprach sich in mehreren Interviews für einen späteren gleichzeitigen Start der neuen Rechtschreibung in allen Bundesländern aus.

„Irgendwann muß Schluß sein”
Nicht in allen Ländern sollen die neuen Regeln schon verbindlich werden

Im Streit über die Rechtschreibreform hatten die unionsgeführten Länder am Dienstag ihre Positionen in einer Telefonkonferenz ausgetauscht. Unmittelbar vor der Schaltkonferenz war der Streit wieder aufgeflammt. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Johanna Wanka, appellierte an die Ministerpräsidenten, die neuen Schreibweisen doch noch wie geplant verbindlich werden zu lassen. Die CDU-Politikerin und brandenburgische Kultusministerin forderte am Dienstag im ZDF, mit der Diskussion müsse „irgendwann mal Schluß sein”.

„Nicht mehr nachvollziehbar”

Hunderttausende Kinder schrieben nach den Worten von Wanka seit vielen Jahren nach den neuen Regeln. Nach dem einstimmigen Beschluß der Ministerpräsidentenkonferenz vom Oktober und der Kultusministerkonferenz von Anfang Juni sollten die sogenannten „unstrittigen” Teile der Reform, die den größten Teil ausmachen sollen, zum 1. August in den Schulen verbindlich werden. „Es bringt keinen Zugewinn, wenn der große Teil später in Kraft tritt”, sagte Wanka. Für einen kleinen, „wohl definierten” Teil der Reform solle der Rat für deutsche Rechtschreibung Vorschläge machen.

Zehetmair: Änderungsvorschläge bis Jahresende

Zehetmair, der früher auch bayerischer Kultusminister war, sagte im Deutschlandradio Kultur, er halte es im Prinzip für richtig, wenn alle Länder gemeinsam gehen würden, und befürwortete eine Verschiebung der verbindlichen Einführung. Zugleich äußerte er sich zuversichtlich, daß der Rat für deutsche Rechtschreibung die nötigen Korrekturen bis zum Jahresende erarbeiten könne.

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte am Montag angekündigt, sein Land werde die Rechtschreibreform wie vorgesehen zum neuen Schuljahr umsetzen. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hatte die Verschiebung damit begründet, er wolle warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten Korrekturen empfehle. Es sei nicht sinnvoll, die Reform Anfang August verbindlich einzuführen und bereits im nächsten Jahr wieder Regeln zu ändern.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung besteht aus 39 Mitgliedern und war nach heftigen Protesten an der Rechtschreibreform von der Kultusministerkonferenz eingesetzt worden. Für Teile der Reform hat der Rat bereits weitreichende Änderungen angekündigt, die auf eine Revision vieler neuer Regeln hinauslaufen.


 
 

Kommentar von Die Welt, verfaßt am 19.07.2005 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#737

Rechtschreibreform: Zehetmair plädiert für gemeinsame Verschiebung

Bayern und NRW hatten am Wochenende angekündigt, die neuen Regeln vorerst nicht anzuwenden. Die unionsregierten Länder wollen in einer Telefon-Schaltkonferenz ihr Vorgehen abstimmen.

Berlin - Der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, hat sich für einen späteren gleichzeitigen Start der neuen Rechtschreibung in allen Bundesländern ausgesprochen.

Er hielte es für richtig, wenn alle Länder gemeinsam gehen würden, sagte der ehemalige bayerische Kultusminister im Deutschlandradio Kultur nach Angaben des Senders. Die bevölkerungsreichsten Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen hatten am Wochenende angekündigt, die umstrittene Rechtschreibreform vorerst nicht anzuwenden. Die unionsregierten Länder wollen im Laufe des Tages in einer Telefon-Schaltkonferenz ihr Vorgehen abstimmen. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte am Vortag angekündigt, sein Land werde die Rechtschreibreform wie vorgesehen zum neuen Schuljahr umsetzen.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hatte die Verschiebung damit begründet, er wolle warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten Korrekturen empfehle. Es sei nicht sinnvoll, die Reform Anfang August verbindlich einzuführen und bereits im nächsten Jahr wieder Änderungen anzubringen. Zehetmair sagte, bis zum Beginn des neuen Schuljahres sei es dem Rat unmöglich, die nötigen Korrekturen zu erarbeiten. Bis zum Jahresende sei dies aber möglich.

Das aus 39 Mitgliedern bestehende und von Zehetmair geleitete Gremium war nach heftigen Protesten an der Rechtschreibreform von der Kultusministerkonferenz (KMK) eingesetzt worden. Für Teile der Reform hat der Rat bereits weit reichende Änderungen angekündigt, die auf eine Revision vieler neuer Regeln hinauslaufen. Die Rechtschreibreform soll vom kommenden Schuljahr an für den Unterricht in Deutschland in Teilen verbindlich werden. Lediglich in den Bereichen, zu denen der Rat noch Änderungswünsche vorlegen könnte, gelte die alte Schreibweise bis auf weiteres nicht als falsch, hatte die KMK Anfang Juni mitgeteilt. WELT.de


Artikel erschienen am Di, 19. Juli 2005
 
 

Kommentar von Börsenblatt Online, verfaßt am 19.07.2005 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#735

»Rechtschreibreform: "Chaotische Wahlkampfveranstaltung"
Schulbuchverleger fordern schnellstmögliche Sicherheit für Schulen


"Die angekündigten Alleingänge Bayerns und Nordrhein-Westfalens bei der Rechtschreibreform sind weder politisch noch inhaltlich nachvollziehbar", kritisiert der Branchenverband der VdS Bildungsmedien die Entscheidung der Ministerpräsidenten Stoiber und Rüttgers aus der gemeinsamen Beschlusslage der Ministerpräsidenten- und der Kultusministerkonferenz (KMK) auszuscheren.

Dies sei umso ärgerlicher, als der Streit um die Reform nach langen Jahren und auch durch die Arbeit des von der KMK eingesetzten Rechtschreibrats erstmals auf dem Weg eines Kompromisses zwischen Gegnern und Befürwortern war. "Stattdessen hat die Entscheidung der beiden Ministerpräsidenten die alten Grabenkämpfe um die Reform wieder neu eröffnet - mit zwei oder drei Ländern auf der einen und der großen Mehrheit der Ländern auf der anderen Seite," betont VdS-Geschäftsführer Andreas Baer. Von einer Kompromissfindung zwischen Gegnern und Befürwortern scheine man nun wieder so weit entfernt zu sein wie vor einem Jahr, als durch den Beschluss des Springer Konzerns, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, die Medienlandschaft in "Alt"- und "Neu-Schreiber" gespalten wurde, befürchtet Baer: "Dabei brauchen die unmittelbar Betroffenen - die Schüler, Lehrer, Eltern wie auch die Schulbuchverlage - nicht ein weiteres "Chaos-Kapitel" in Sachen Rechtschreibreform, sondern endlich Sicherheit, Planbarkeit und ein Ende der Diskussion um 'Delphin' oder 'Delfin', um sich auf die eigentlichen Probleme der erfolgreichen Reform von Schule und Unterricht konzentrieren zu können". Der VdS Bildungsmedien fordert die beiden Ministerpräsidenten auf, zu der gemeinsamen, auch von ihnen selbst noch kürzlich bestätigten Beschlusslage zurückzukehren und den Teil der Reform unverzüglich in Kraft zu setzen, der innerhalb der KMK völlig unstrittig ist.

Die Entscheidung Bayerns und Nordrhein-Westfalens sei umso unverständlicher als sie in ihren Konsequenzen praktisch folgenlos ist: Die gemeinsame Beschlusslage der Länder sieht vor, dass die seit nunmehr fast neun Jahren in den Schulen gelehrte Reform zum 1. August alternativlos in Kraft tritt, und nur noch bei den umstrittenen Reformteilen wie der Getrennt- und Zusammenschreibung Toleranz gegenüber den alten Rechtschreibregeln geübt wird. In Bayern und NRW soll es nun über den 1. August hinaus so sein, dass alle durch die Reform überholten Schreibungen nach den alten Regeln zwar angestrichen, aber nicht als falsch gewertet werden sollen. Da die heutige Schülergeneration aber keine anderen als die neuen Rechtschreibregeln gelernt hat, dürfte dies nach Einschätzung des Verlegerverbands im Schulalltag fast keine Rolle spielen. Umso mehr drängt sich dem Verband der Verdacht auf, dass hinter der publicitywirksamen Ankündigung der beiden Länder ein Manöver im angelaufenen Bundestagswahlkampf steckt. Dafür nehme man dann in Kauf, sich national und international zu isolieren, da sich die überwiegende Mehrzahl der Bundesländer wie auch die Schweiz und Österreich diesem Weg nicht anschließen werden.

Die Schulbuch- und Bildungsverlage haben bereits seit geraumer Zeit ihre gesamte Titelproduktion mit einem finanziellen Riesenaufwand auf die neuen Schreibweisen umgestellt, sodass heute alle Schulbücher und Unterrichtsmaterialien in neuer Rechtschreibung auf den Markt kommen. Die Verlage bereiteten sich aktuell darauf vor, die vom Rat für deutsche Rechtschreibung beschlossenen Neuerungen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung sukzessive in die Lehrwerke aufzunehmen. Insofern werden die 77 vom VdS Bildungsmedien vertretenen Unternehmen erneut ökonomisch durch die Rechtschreibreform belastet. Plötzliche Richtungswechsel der Politik wie die Einführung des achtjährigen Gymnasiums in Bayern oder die Abschaffung des Fachs Naturwissenschaften in NRW haben bei den Schulbuchverlagen Fehlinvestitionen in Millionenhöhe verursacht. Von einem Tag zum anderen und kurz vor der Marktreife der Produkte wurden durch neue Rahmenbedingungen die Investitionen wertlos und können vollständig abgeschrieben werden.

Der VdS Bildungsmedien hält es für zwingend geboten, dass die Politik wieder Rechts- und Investitionssicherheit herstellt: "Die Schreibregeln sind kein politisches Wunschkonzert und können nicht nach Wahlkampflaune permanent verbogen werden." Die Bildungspolitik muss durch ihre Entscheidungen auch Vertrauen herstellen, weil Schüler, Lehrer und Verlage nicht im Chaos unterrichtet werden oder produzieren können.«


( Pressemitteilung des VdS, als solche freilich nicht gekennzeichnet erschienen im Börsenblatt Online, 18. Juli 2005 )
 
 

Kommentar von ddp, verfaßt am 18.07.2005 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#725

»Koch hält an Rechtschreibreform fest

Die Unions-geführten Landesregierungen von Hessen und Bayern halten an ihren unterschiedlichen Auffassungen über die Rechtschreibreform fest. Nach einer gemeinsamen Kabinettssitzung am Montag in Seligenstadt beharrte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) auf der Einführung der jüngst geänderten Regeln ab 1. August. Sein bayerischer Amtskollege Edmund Stoiber (CSU) versuchte dagegen, trotz anderer Ansicht in der Sache Schärfe aus der Diskussion zu nehmen. Die Unterschiede seien "nicht so substanziell" wie sie derzeit erschienen, sagte er. Nach Aussagen beider Regierungschefs war die Rechtschreibreform kein Thema bei dem Kabinettstreffen. (fdi/ddp)«


( Fuldainfo.de, 18. Juli 2005 )

 
 

Kommentar von GEW, verfaßt am 18.07.2005 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#722

»GEW: Heftige Kritik an Ministerpräsidenten Stoiber und Rüttgers
Bildungsgewerkschaft rät den Schulen, bei der reformierten Rechtschreibung zu bleiben


Frankfurt a.M. - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) übt heftige Kritik am Vorpreschen der Ministerpräsidenten von Bayern und Nordrhein-Westfalen, die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform nun doch nicht ab 1. August für die Schulen verbindlich zu machen. „Diese Aktion der Ministerpräsidenten Stoiber und Rüttgers führt zu einem einzigen Durcheinander. Schülerinnen und Schüler werden erneut verunsichert und wissen bald überhaupt nicht mehr, wie sie schreiben sollen. So erreicht man, dass Rechtschreibung nicht mehr ernst genommen wird“, erklärte Marianne Demmer, stellvertretende Vorsitzende der GEW, heute in Frankfurt. Den Schulen rät die GEW, auf jeden Fall bei der reformierten Rechtschreibung zu bleiben.

Marianne Demmer wirft den Ministerpräsidenten vor, die Schulen zum Spielball ihrer Interessenpolitik zu machen. „Wenn sich Stoiber und Rüttgers nicht doch noch eines Besseren besinnen, wird es im nächsten Schuljahr in Deutschland Schülerinnen und Schüler geben, denen Faß (statt Fass) und rauh (statt rau) als Fehler angestrichen wird und anderen nicht“, so Demmer. In den Schulen gebe es Wichtigeres zu tun, als sich ständig mit der nächsten Kapriole in Sachen Rechtschreibung zu beschäftigen.

Am Vorgehen der Ministerpräsidenten könne man sehr gut erkennen, „wohin es führt, wenn der Föderalismus für Machtspielchen und Profilierungskünste missbraucht wird“, sagte Demmer. Eine mögliche Erklärung sei, dass die beiden Ministerpräsidenten ein populistisches Wahlkampfthema suchten, weil die Umfragewerte der Union zurückgingen.

Demmer wollte aber auch nicht ausschließen, dass durch die neuerliche Verlängerung der Hängepartie das Ende der Rechtschreibreform generell eingeleitet werden solle. Verschiedene große Verlage drängten bekanntlich darauf. „Die beiden Ministerpräsidenten werden schon wissen, warum sie aus dem erst kürzlich gefassten Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz ausscheren und sowohl die Kultusministerkonferenz wie die übrigen deutschsprachigen Länder ein weiteres Mal brüskieren. Dass sie es aus Sorge um die Rechtschreibung tun, nehme ich ihnen nicht ab“, so die GEW-Vize.

Von den übrigen Ministerpräsidenten und Kultusministern erwartet die GEW, dass sie bei ihren Beschlüssen bleiben und sich von den beiden großen Bundesländern nicht erpressen lassen.«


( Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Pressemitteilung, 18. Juli 2005 )
 
 

Kommentar von KMK-Pressemitteilung, verfaßt am 18.07.2005 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#721

»Bonn,16.07.2005
KMK erstaunt über neue Erklärungen zur Rechtschreibreform


Die Ankündigung der Ministerpräsidenten Bayerns und Nordrhein-Westfalens, das Inkrafttreten der Rechtschreibreform in ihren Ländern auf den 1. August 2006 zu verschieben, hat bei der Kultusministerkonferenz völliges Unverständnis hervorgerufen. Dieses Vorgehen ist kaum nachvollziehbar. Die Kultusministerkonferenz hat jeden Schritt bezüglich der Rechtschreibreform mit der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) abgestimmt. Die KMK-Präsidentin, Brandenburgs Kulturministerin Prof. Dr. Johanna Wanka, verwies in diesem Zusammenhang auf einen einstimmig gefällten Beschluss der Ministerpräsidenten aller Bundesländer, die Reform am 1. August 2005 einzuführen. Dem war auch die KMK einstimmig gefolgt. Die MPK hatte erst am 23. Juni über das Thema beraten und Überlegungen einiger Länder, das Inkrafttreten der Reform um ein Jahr zu verschieben, abgelehnt.

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz und Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, hat mir erst vor drei Wochen in einem Begleitschreiben zu der Entscheidung der MPK versichert, dass die Ministerpräsidenten am Inkrafttreten der Reform am 1. August 2005 festhalten“, betonte Wanka. „Dies wurde auch vom Vorsitzenden des Rates für deutsche Rechtschreibung empfohlen“, unterstrich die Präsidentin.

Die Menschen in Deutschland aber auch in Österreich und der Schweiz wollen endlich Klarheit. Ein Ausscheren einzelner Bundesländer aus der Vereinbarung führt nicht nur bei Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern zu neuer Verunsicherung“, so Wanka weiter.

Nach bisheriger Beschlusslage werden ab dem 1. August 2005 Fehler im Zusammenhang mit der Neuregelung der Rechtschreibung nicht nur markiert, sondern auch bewertet. Davon ausgenommen sind vorerst die Bereiche, in denen der von der KMK eingesetzte Rat für deutsche Rechtschreibung für die nächste Zukunft Vorschläge angekündigt hat, nämlich die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Worttrennung am Zeilenende und die Interpunktion. Den entsprechenden Vorschlägen will die KMK folgen. Auch bisher hat sie ihr Vorgehen mit dem Vorsitzenden des Rates, Herrn Staatsminister a.D. Dr. Zehetmair, abgestimmt.«


( Pressemitteilung der KMK, datiert mit 16.7.05, doch erst seit heute mittag im Netz )
 
 

Kommentar von NDR, verfaßt am 18.07.2005 um 12.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#720

»Niedersachsen will Rechtschreibreform verschieben

Die umstrittene Rechtschreibreform wird in Niedersachsen voraussichtlich verschoben. Nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen hat sich Ministerpräsident Christian Wulff aus "schulpraktischen und pädagogischen Gründen" dafür ausgesprochen, die bestehende Übergangsregelung zu verlängern. Wie Bayern und Nordrhein-Westfalen möchte er vor dem Reformstart die Korrektur-Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung abwarten.

Entscheidung am Dienstag

Wie Niedersachsen mit der Rechtschreibreform umgeht, steht aber noch nicht fest: Diese Woche wird zeigen, wohin die Reise für Niedersachsen geht, sagte Kultusminister Bernd Busemann zu NDR 1 Niedersachsen. Er hält es aber für durchaus möglich, dass ab dem 1. August unterschiedliche Schreibregeln in einzelnen Bundesländern gelten - zumindest für eine Übergangszeit. Die verbindliche Einführung der neuen Rechtschreibung ist nur noch Makulatur. Obwohl sich die Kultusminister und die Ministerpräsidenten einstimmig darauf verständigt hatten, die unstrittigen Teile der Reform jetzt umzusetzen. Was Niedersachsen macht, wird das Kabinett mutmaßlich am Dienstag entscheiden.

Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern führen Reform ein

In Schleswig-Holstein wird die Reform wie geplant zum 1. August eingeführt. "Wir haben sieben Jahre lang diskutiert. Jetzt bleiben wir beim vereinbarten Fahrplan", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Anne Nilges dem "Flensburger Tageblatt" am Montag. Auch Mecklenburg-Vorpommern will an den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) festhalten. Eine Sprecherin des Kultusministeriums kritisierte die unionsgeführten Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen und warf ihnen vor, die KMK-Beschlüsse zu ignorieren.

Bayern und Nordrhein-Westfalen wollen abwarten

Bayern und Nordrhein-Westfalen hatten am Wochenende angekündigt, Teile der Reform nicht zum 1. August umsetzen zu wollen. Die beiden Bundesländer wollen die Änderungsvorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung abwarten. Bis dahin sollen in den Schulen der Länder alte und neue Schreibweisen parallel gelten.«


( ndr.de, 18. Juli 2005 )
 
 

Kommentar von ORF.at, verfaßt am 17.07.2005 um 21.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#716

Österreich bleibt dabei:
Ab 1. August nur noch neue Regeln


Das hat das Bildungsministerium in einem Rundschreiben an die Landesschulräte klargestellt.

Wie die Diskussion auf der Internetseite von ORF.at zeigt, gibt es auch in Österreich durchaus kritische Stimmen dazu, zum Beispiel diese:

„gerade der Orf hat erst vor wenigen Stunden berichtet, dass z.B. Bayern und auch NordRheinWestfalen diese sogenannte Reform nicht umsetzen werden, dass etliche deutsche Bundesländer ebenso ihre Zustimmung bis zum Abschluss der Arbeit der "Rechtschreibkommission" aussetzen werden, dass also rund drei Viertel des deutschen Sprachraums sich nicht dem Druck der "Beamten für Pseudogermanistik" beugen werden. Warum muss dann Österreich schon wieder vorauseilenden Gehorsam üben???“
 
 

Kommentar von Furore, verfaßt am 17.07.2005 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#715

Es ist wie bei einer Feldschlacht in der guten alten Zeit: Mit lautem Getöse beziehen die verfeindeten Bataillone ihre Stellungen, und wie es hinterher aussehen wird, weiß niemand. Werden die gräulich sich schnäuzenden behänden Kängurus und die rau verbläuten Tollpatsche diesmal auf der Strecke bleiben? Bis jetzt ist weder für die orthographischen Friedens- und Freiheitskämpfer noch für die Verteidiger von Klarheit und "Verlässlichkeit" der Kampf entschieden. Schlimmer noch: Niemand kann sagen, welcher Seite Sieg am Ende den stärksten Jubel auslösen wird. Und das alles im Hochsommer mit empfindlichen Urlaubslücken in beiden Schlachtreihen. Aber vielleicht geschieht ja ein Wunder, wie es die FAZ gerade vorhersagt: Der Sturmflut der Schriftstellerproteste, Petitionen, Volksbegehren und Umfragen hatte die Reform standgehalten. Ein vom Winde verwehter Hut hat sie zu Fall gebracht.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 17.07.2005 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#714

"Reaktionen" und Reaktionen

"Wir halten am bisherigen Plan fest" - das ist eher eine Reaktion in Anführungszeichen, ein Reflex. Irgendwas müssen die Ministerpräsidenten und Kultusminister kommentieren, wenn Bayern ankündigt, wie es sich verhalten wird. Und dann können sie ja nicht gleich sagen: "Logisch, prima Idee, da machen wir gleich mit!" Sonst würden sie wie willenlose Anhängsel von Edmund Stoiber aussehen, wie ein schwächlicher Haufen, der nur einen Stichwortgeber braucht. Außerdem würde es so wirken, als ob alle bisherigen Verlautbarungen mit einem Windhauch weggeblasen wären. Auch eine Aussage wie "Wir müssen uns jetzt ausführlich beratschlagen, wie wir weiter vorgehen" würde das Gefühl vermitteln: "Diese Pappenheimer wissen ja überhaupt nicht, was sie eigentlich wollen."

Also lautet der naheliegende Reflex bei mittelmäßigen Politikern (= Typ Marionette) natürlich: "Weiter wie bisher." Man kann aber davon ausgehen, daß jetzt jede Menge Gespräche stattfinden, auch Getuschel, Geraune, geheime Vereinbarungen usw. Was tatsächlich dabei herauskommt, wird sich zeigen. In einer Woche sieht die Lage vielleicht schon klarer aus. Und schließlich brauchen Politiker auch extrem lang, bis sie sich zu Entscheidungen durchringen, die mit Vernunft und Wahrhaftigkeit zu tun haben. Das grenzt asymptotisch an das Unendliche.
 
 

Kommentar von Helmut Jochems, verfaßt am 17.07.2005 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#713

Nun wollen Bayern und NRW, dass zumindest in ihren Ländern vorerst auch die bewährte Rechtschreibung neben der neuen gültig bleibt. (AFP, 16. 7. 2005) Dazu Dankwart Guratzsch: Auf dem Rücken der Schulkinder sollte eine neue Orthographie gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung durchgeboxt werden. Nichts daran ist schlüssig, nichts einfacher oder auch nur funktionaler als die bewährte Rechtschreibung. Das vor hundert Jahren schwer errungene Gut einer einheitlichen deutschen Schriftsprache wurde gegen jeden Sinn und Verstand zerstört. (Berliner Morgenpost, 17. 7. 2005) Sein Artikel ist überschrieben: Einstieg in den Ausstieg? So könnte man die gesamte Geschichte der Neuregelung seit 1996 charakterisieren. Fraglich ist eigentlich nur noch, was am Ende übrigbleibt und was an die Stelle des kollabierenden "Reformwerks" tritt. Daß sogar die gestrigen Agenturmeldungen von "bewährter Rechtschreibung" sprechen (ausgelöst durch eine Äußerung von Bayerns Kultusminister Schneider - der hier Herrn Icklers Terminus aufgreift), ist ein gutes Zeichen. Aber: Da man sich hierzulande eine "Rechtschreibung" nicht ohne die Gängelung durch ein amtliches Regelwerk vorstellen kann, sollte niemand die Schwierigkeiten der Stunde Null übersehen. Sowohl die Regeln von 1901 wie die darauf basierenden Dudenregeln sind aufgehoben. Soll der Rat für deutsche Rechtschreibung etwa in zwei oder drei Sitzungen "konsensfähig" festlegen, wie man künftig einen orthographisch einwandfreien deutschen Text schreibt, ohne einen Gedanken auf die alten Dudenspitzfindigkeiten zu verschwenden und ohne auch nur einen Blick in ein älteres Exemplar des gelben Ungeheuers zu werfen? Die nächsten Wochen werden spannend, und dann geht es erst richtig los. Ob sich die Deutschen aber je auf eine unpedantische Rechtschreibung werden verständigen können, muß sich erst noch erweisen, und das kann lange dauern.
 
 

Kommentar von Gabriele Ahrens, verfaßt am 17.07.2005 um 11.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#712

Die Reaktion der anderen lt. "Neue Epoche" (Online-Ausgabe):

[...] Über die Haltung Niedersachsens werde das CDU/FDP-Kabinett am Dienstag entscheiden.

Dagegen will das von der CDU allein regierte Hessen an der Neuregelung festhalten. Das Thema werde Gegenstand der gemeinsamen Sitzung des hessischen und des bayerischen Kabinetts am Montag, sagte ein Regierungssprecher der Zeitung. Auch Sprecher der Landesregierungen von Thüringen und Sachsen wollen einem Vorabbericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zufolge bei dem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bleiben. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sagte dem Blatt, erforderlich sei "eine rasche Schaltkonferenz der Ministerpräsidenten". Er wolle sich Anfang der kommenden Woche mit seinen Kollegen beraten.
 
 

Kommentar von Bernhard Schühly, verfaßt am 16.07.2005 um 23.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#711

Die einen hatten entweder gesagt, es gäbe kein Zurück, weil man schon zu weit mit der Reform sei und eine erneute "Umstellung" (die für die meisten Lernenden hierzulande übrigens sowieso die einzige wäre!) sei umso verwirrender. Die anderen meinten, nur ein "Ende mit Schrecken" könnte noch helfen. Aber es geht auch besser:
Jetzt haben wir die Situation, auf die alle hierzulande - Befürworter und Gegner - schon seit langem gewartet haben.
Denn jeder sah die armen Kultusminister, die, selbst wenn sie auch zurück wollten, sich furchtbar blamieren würden, so daß man ihnen quasi eine Möglichkeit zum "freien Abzug" bieten müsse.
Die ist jetzt da!
Deshalb glaube ich auch nicht so recht an die "Zwickmühle" von Hr. Oettinger. Ich meine eher, daß Fr. Schavan und die anderen KM's froh sind, nicht mehr nur mit diesem unpopulären Thema assoziiert zu werden - jetzt gerade nach PISA und im Wahlkampf.
 
 

Kommentar von Jens Stock, verfaßt am 16.07.2005 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#710

Nein, eine Direktübertragung der Sitzungen des Rechtschreibrats sollte es keinesfalls geben. Der Rat leistet, nach allem, was ich mitbekommen habe, eine seriöse Arbeit, die auf populistische Aktionen überhaupt nicht angewiesen ist. Eine derartige Schau wäre dem hohen Niveau des Gremiums nicht angemessen.
 
 

Kommentar von Jürgen Sterzenbach, verfaßt am 16.07.2005 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#709

Es wird Zeit, von einer Rechtschreib-Affäre zu sprechen. Im Vergleich zur Visa-Affäre, zum ARD-Schleichwerbe- und Sportmoderatorenskandal und zu den Vorgängen im VW-Konzern dürfte das Ausmaß der zweifelhaften Verstrickungen rund um die Durchsetzung der sogenannten Rechtschreibreform noch erschreckender sein.

Den Versuch, das im Grunde komplett gescheiterte Vorhaben mittels willkürlich als "unstrittig" bezeichneter Reformteile endgültig durchzumogeln, haben Stoiber, Rüttgers und Wulff in Deus-ex-machina-Art nun vereitelt, was man ihnen hoch anrechnen kann.

Jetzt kommt es darauf an, dem verwunderten Publikum die ganze Problematik und die Hintergründe des Schmierenstücks nochmals klar vor Augen zu führen. Wie wär's mit einer Live-Übertragung der Sitzungen des Rates für Rechtschreibung? Die Zuschauerquote wäre bestimmt ordentlich.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 16.07.2005 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#708

Die Berliner Morgenpost meldet soeben, daß auch niedersachsens MP Wulff über ein Aussetzen der Reform nachdenkt:
Der CDU-Politiker kündigte an, daß das niedersächsische Kabinett am Dienstag beraten und die Position der Landesregierung festlegen werde. Wulff sprach sich dafür aus, den Schulen zu gegebener Zeit „eine fertige Regelung und kein Stückwerk vorzulegen“. Dafür sei der Rat für deutsche Rechtschreibung die richtige Institution.
Das dürfte dann Herrn Zehetmair und damit dem Rat erheblich den Rücken stärken, sich in allen Belangen mit dem "Reformwerk" auseinanderzusetzen. Es bleibt jetzt sogar noch die Hoffnung, daß wegen dieses Rückenwindes aus einigen Saulussen im Rat noch Paulusse werden - und sei es nur aus mangelnder Sachkenntnis.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 16.07.2005 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#707

Oettinger steckt vermutlich in einer Zwickmühle. Einerseits gehört er – wie Wulff und übrigens auch Koch – zu jenen "jungen Wilden", die einst in einem gemeinsamen Schreiben gegen die Reform auftraten. Andererseits muß er auf den Hausfrieden innerhalb der baden-württembergischen CDU Rücksicht nehmen, nachdem er sich erst kürzlich in einer "Urwahl" gegen die Kultusministerin Schavan als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten durchgesetzt hat. Mit Schavan hat außerdem zumindest ein wichtiger Teil der Bundes-CDU – zu dem auch Merkel zu rechnen ist – große Pläne für Berlin.
 
 

Kommentar von Jens Stock, verfaßt am 16.07.2005 um 17.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#706

Nun bleibt zu hoffen, daß auch andere (CDU-)Bundesländer nachziehen und den 1. August 2005 als Termin für die verbindliche Einführung der Reformrechtschreibung fallenlassen. Hier könnte sich ruhig der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger mal hervortun ...
 
 

Kommentar von Financial Times Deutschland, verfaßt am 16.07.2005 um 14.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#705

Bayern und Nordrhein-Westfalen blockieren Rechtschreibreform

Die Rechtschreibreform kann doch nicht bundesweit in Kraft treten: Zwei Wochen vor ihrem bundesweit verbindlichen Start kündigte Bayern überraschend an, die neuen Regeln entgegen dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz noch nicht einzuführen.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber ruft zur Nachahmung auf

Zugleich rief der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber in der "Bild am Sonntag" die übrigen Länder zur Nachahmung auf. Nordrhein-Westfalen hat sich laut einem "Spiegel"-Vorabbericht der bayerischen Entscheidung bereits angeschlossen.

"Bayern wird die Rechtschreibreform zum 1. August nicht in Kraft setzen. Wir wollen warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten seine Empfehlungen für Korrekturen vorlegt. Denn ich will die Vorschläge des Rats für Rechtschreibung übernehmen", sagte der CSU-Vorsitzende dem Blatt.

"Ich hoffe, dass sich andere Länder anschließen. Mit meinen Kollegen etwa aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und dem Saarland bin ich schon im Gespräch", sagte Stoiber. "Es macht keinen Sinn, die Reform jetzt verbindlich einzuführen und schon im nächsten Jahr wieder Änderungen vorzunehmen. Das sollte eigentlich jeder einsehen."

Übergangsfrist soll verlängert werden

"Wir wollen den Empfehlungen des Rates zum Erfolg verhelfen", sagte der neue nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers dem "Spiegel". Der neue bayerische Kultusminister Siegfried Schneider sagte dem Blatt, er wolle die bisher geltende Übergangsfrist, in der neben den neuen auch die alten Schreibweisen gültig waren, "bis auf weiteres verlängern". Er gehe davon aus, "dass der Rat innerhalb eines Jahres zu tragfähigen Lösungen kommen wird".

Das Expertengremium war nach heftiger öffentlicher Kritik an dem neuen Regelwerk von der Kultusministerkonferenz (KMK) im vergangenen Jahr eingesetzt worden und hatte bei Getrennt- und Zusammenschreibung, Worttrennung und Zeichensetzung Änderungsvorschläge gemacht. Laut einstimmigem Beschluss der KMK vom 3. Juni sollte für diese Bereiche zunächst weiterhin die Übergangsregelung gelten, die übrigen Teile der Rechtschreibreform sollten aber verbindlich am 1. August für Behörden und Schulen in Kraft treten.

Am 23. Juli war die Ministerpräsidentenkonferenz diesem Votum der Kultusminister gefolgt. Eine von den unionsgeführten Bundesländern vorgeschlagene Verschiebung der endgültigen Umsetzung der Reform hatten die Regierungschefs mehrheitlich abgelehnt. Die Umsetzung der Reform zum 1. August 2005 war von den Bundesländern bereits 1997 einstimmig beschlossen worden. Von diesem Zeitpunkt an sollten Lehrer die alten Regeln nicht nur kenntlich machen, sondern auch als Fehler werten. Die 1996 beschlossene Rechtschreibreform war von Anfang an stark umstritten und wurde von namhaften Schriftstellern sowie Zeitungen und Zeitschriften letztendlich abgelehnt.

Meinung: Soll die Rechtschreibreform verschoben werden?

Ja 87%
Nein 13%
 
 

Kommentar von Arndt Brünner, verfaßt am 16.07.2005 um 12.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#704

Die hessische Kultusministerin hat bereits im Amtsblatt 7/2005 die reformierte Rechtschreibung in der Fassung von 2004 als Grundlage der Bewertung ab 1. August 2005 verordnet.

Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses, Anlage 2, Nr. 2
Fassung vom 14. Juni 2005
(Amtsblatt 7/2005 vom 15. Juli 2005, S. 466 bzw. S. 525)

„Grundlage der Bewertung der Rechtschreibung und Zeichensetzung ist aufgrund der Gemeinsamen Absichtserklärung zur Regelung der deutschen Rechtschreibung – Wiener Absichtserklärung – vom 1. Juli 1996 in der durch die Kultusministerkonferenz am 3./4. Juni 2004 beschlossenen Fassung (ABl. 2005, S. 29). Im Falle weiterer Modifikationen gelten diese nach einem entsprechenden Beschluss der Kultusministerkonferenz und deren Veröffentlichung im Amtsblatt des Hessischen Kultusministeriums. In Zweifelsfällen sind Wörterbücher zugrunde zu legen, die nach den Erklärungen des Verlags den aktuellen Stand der Regelung vollständig enthalten. Nähere Korrekturhinweise können durch Erlass des Kultusministeriums erfolgen.“

Die Amtsblätter sind online zu lesen:
http://www.hessisches-amtsblatt.de/download/pdf_2005/alle_user/07_2005.pdf
http://www.hessisches-amtsblatt.de/download/pdf_2005/alle_user/01_2005.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2005 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#703

Es besteht wohl kein Zweifel, daß wir diesen erfreulichen Schritt Herrn Zehetmair zu verdanken haben, der mehrmals angedeutet hat, daß er mit der bayerischen Staatsregierung in engem Kontakt steht. Ich glaube auch, daß Ministerpräsident Stoiber die notwendigen Vereinbarungen mit anderen Unions-Ministerpräsidenten längst getroffen hat, vielleicht nicht gerade mit Koch, dessen Regierung die Schulbuchverleger als ihren Vorposten betrachten. Hessen wird ja auch bezeichnenderweise nicht erwähnt. Natürlich legt sich Stoiber auch mit dem Bertelsmannkonzern an, weshalb man dem Cunctator diesmal besonders viel Standfestigkeit wünschen muß.

Nun kommt es darauf an, die Deutsche Presse-Agentur auf den Pfad wahrhaftiger Berichterstattung zurückzuführen. Sie muß also endlich aufhören, die von der KMK ersonnene Legende von den "unstrittigen" Bereichen zu verbreiten. Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist keineswegs der Ansicht, daß es solche Bereiche gibt. Es sind nur die Schul- und Wörterbuchverlage, die eine Befassung mit der Groß- und Kleinschreibung und den sogenannten Laut-Buchstaben-Zuordnungen um jeden Preis zu verhindern suchen. Der Vorsitzende hat diese Zumutung stets eindeutig zurückgewiesen.

Kürzlich wurde bekannt, daß die Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen eine Art Resolution erarbeitet hat, die eine weitestgehende Rückkehr fordert und einen ganz wesentlichen Fortschritt gegenüber der gemeinsamen Hausorthographie bedeutet.
 
 

Kommentar von dpa, verfaßt am 16.07.2005 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=185#702

Bayern setzt Rechtschreibreform noch nicht in Kraft

Hamburg (dpa) - In Bayern werden die neuen Rechtschreibregeln noch nicht verbindlich eingeführt. Das sagte Ministerpräsident Edmund Stoiber der «Bild am Sonntag»: Bayern werde die Rechtschreibreform zum 1. August nicht in Kraft setzen. Man wolle warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten seine Empfehlungen für Korrekturen vorlegt. Stoiber forderte die übrigen Länder zur Nachahmung auf. Es mache keinen Sinn, die Reform jetzt verbindlich einzuführen und schon im nächsten Jahr wieder Änderungen vorzunehmen.
 
 

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