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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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13.02.2006
 

Keine Anhörung mehr
Neuer Trick sichert fristgerechte Durchsetzung

Wie die Geschäftsführerin heute mitteilt, hat der Rat während seiner Februarsitzung beschlossen, zum Paket der revidierten Groß- und Kleinschreibung die im Statut vorgesehene* Anhörung nicht durchzuführen.

Das war zu erwarten. Erst macht man aus der Anhörung eine Farce, und dann findet man, daß sie ebensogut wegfallen könnte. So bekommen die Kultusminister ihren Willen.



*3.4 Der Rat soll vor seinen Vorschlägen Vertretern der Schulen, insbesondere den Lehrer- und Elternvertretungen, sowie den für die Verwaltungssprache zuständigen Behörden Gelegenheit zur Stellungnahme geben. In gleicher Weise sollen Vertreter solcher Einrichtungen angehört werden, die aufgrund ihres Umgangs mit Sprache und Rechtschreibung deren Fortentwicklung beurteilen können oder voraussichtlich an der Umsetzung der Beschlüsse des Rats beteiligt sein werden.

(Auszug aus dem Statut, dessen revidierte Fassung, soweit bekannt, den Ratsmitgliedern nicht bekanntgegeben wurde)



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Kommentare zu »Keine Anhörung mehr«
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Kommentar von F.A.Z., 15. 2. 2006, verfaßt am 15.02.2006 um 12.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2648

"Rechtschreibrat unter Zeitdruck"

oll. FRANKFURT, 14. Februar. Die im Statut des Rates für deutsche Rechtschreibung vorgesehene Anhörung zur Groß- und Kleinschreibung wird nicht stattfinden. Der Vorsitzende des Rates, der frühere bayerische Wissenschaftsminister Zehetmair (CSU), begründet den Verzicht mit Zeitnot und mit dem klaren "Votum des Rats in diesem Bereich, der sich bei einer Gegenstimme für die Empfehlung ausgesprochen hat". Das Statut sieht jedoch nicht vor, daß die Anhörung nur dann stattfindet, wenn im Rat unsichere Mehrheiten herrschen. Schon bei den bisherigen Anhörungen hatten die Rechtschreibreformer im wesentlichen ihre eigene Arbeit für gut befunden, die einzige ablehnende Stellungnahme war vom Vertreter des PEN-Clubs vorgebracht worden. Außerdem hat der Bertelsmann-Verlag bestätigt, daß sein Nachschlagewerk "Wahrig" "sehr zeitnah" nach der Entscheidung der Kultusminister in einer Neuausgabe mit allen beschlossenen Änderungen erscheinen wird. Offenbar rechnet Bertelsmann damit, daß die Kultusminister die Vorschläge des Rates ohne Änderungen beschließen. Das erinnert an den Wiener Beschluß vor zehn Jahren, der unterschrieben wurde, nachdem Bertelsmann schon gedruckt hatte. Einen Tag nach dem Beschluß, am 2. Juli 1996, lag der Wahrig in den Buchhandlungen aus.
 
 

Kommentar von Calva, verfaßt am 15.02.2006 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2647

Kürzer geht es nicht.

Rechtschreibrat unter Zeitdruck
Verzicht auf Anhörung

Die im Statut des Rates für deutsche Rechtschreibung vorgesehene Anhörung zur Groß- und Kleinschreibung wird nicht stattfinden. Der Verzicht wird mit Zeitnot und mit dem klaren Votum des Rates in diesem Bereich begründet, der sich bei einer Gegenstimme für die Empfehlung ausgesprochen hatte.

Das berichtet die "FAZ". Das Statut sieht jedoch nicht vor, dass die Anhörung nur dann stattfindet, wenn im Rat unsichere Mehrheiten herrschen.

15.02.2006
http://www.boersenblatt.net/107729/template/b3_tpl_home_detail/
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 14.02.2006 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2630

Dank und Gruss nach Olten!
 
 

Kommentar von GL aus Olten, verfaßt am 14.02.2006 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2628

Eine Ergänzung zur "Gruppe Olten"

Am 12. Oktober 2002 haben sich in Bern die Gruppe Olten (GO) und der Schweizerische Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverband (SSV) formell auf Ende 2002 aufgelöst. Gleichzeitig wurde am 12. Oktober 2002 unmittelbar nach deren Auflösung unter dem Titel "Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) ein Autorenverband gegründet, um wieder alle Autoren in einem einzigen nationalen Verband zu vereinigen. Sehen Sie auch unter Autorinnen und Autoren der Schweiz.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 14.02.2006 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2624

Wir sind gerade dabei, die Verlage zu informieren. Wie Sie diese Bemühungen unterstützen können, steht auf der Frontseite, unter dem Schriftzug Schrift & Rede.
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 14.02.2006 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2623

Das mit den Verlagen würde mich jetzt auch mal interessieren. Halten die Verlage wie Springer an der "alten" Rechtschreibung fest, oder werden sie den Reformmist annehmen?
Als ich vor gut einem Jahr bei Springer anfrug, wurde mir mitgeteilt, das könne man noch nicht wissen, man müsse sich zuallererst die Ergebnisse des Rates ansehen, bevor man entscheiden könne.

Jetzt liegen die Ergebnisse vor, normalerweise müßte man demnächst ein Statement von seiten Springers erwarten können.

Weiß von Ihnen jemand Näheres?
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 14.02.2006 um 14.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2620

Lassen wir die BILD. Es ist bzw. wäre gut, daß und wenn sie in ordentlicher Rechtschreibung gedruckt wird bzw. würde, aber das kann mich nicht wirklich interessieren. Sorge macht mir die Frage, ob Döpfner auf Dauer den Springerverlag auf dem jetzigen Rechtschreibkurs halten kann.

Wen meint denn der alte Fuchs mit seinen guten Kontakten zu den widerspenstigen Zeitungen wirklich? Klar, ein paar wichtige Leute bei der Süddeutschen sind sicherlich dabei. Aber sonst noch?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.02.2006 um 13.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2618

Man muß die BILD-Zeitung und andere beim Wort nehmen: In einer Diskussion mit Frau Christiansen sagte der BILD-Chefredakteur mehrmals: "Fragen wir doch das Volk!"
 
 

Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 14.02.2006 um 12.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2617

Schauen seriöse Zeitungen gar nicht hin, wie denn der Kompromiß zustande kam und ob sie das gutheißen können? Laufen die immer noch, mit Scheuklappen wohlversehen [zusammengeschrieben], den angeblich hoch rangigen Experten einfach hinterher und applaudieren noch dazu?
Kritrischer Journalismus und Zivilcourage sind offenkundig äußerst rar geworden oder aber sehr selektiv angewendet. Sie sollten wenigstens nicht hinterher sagen können, keiner hätte ihnen was gesagt...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2006 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2616

Das sehe ich anders. Wenn die Zeitungen nochmals umstellen und die Reformschreibung flächendeckend eingeführt sein wird, hat der alte Fuchs versagt. Eigentlich hat er schon jetzt versagt, indem er dieses gigantische Täuschungs- und Verdummungsunternehmen mit seinem Namen deckt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 14.02.2006 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2615

Die Leser sollten schon jetzt vorsorglich Widerspruch einlegen. Jeder hier Mitlesende hat genügend Argumente zur Hand.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 14.02.2006 um 11.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2614

> Sie haben ihm zugesichert, einem "vernünftigen" Kompromiß folgen zu wollen.

Wenn das so ist: Ist der jetzige Stand in diesem Sinn vernünftig? D.h., werden Springer und FAZ ein zweites Mal umstellen? Wenn nicht, hat der alte Fuchs versagt. Denn dann ist alles beim alten.
 
 

Kommentar von Thedor Ickler, verfaßt am 14.02.2006 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2613

Für neue Leser: Man erinnert sich an die Unterzeichnung der Wiener Absichtserklärung am 1.7.1996: sie erfolgte erst, nachdem eine Teilnehmerin die Bedenken der Politiker mit dem Hinweis weggewischt hatte, Bertelsmann habe schon gedruckt. Tatsächlich lag am nächsten Tag das neue (allerdings extrem fehlerhafte) Bertelsmann-Wörterbuch in allen Buchhandlungen aus.

Auch jetzt wieder wird die bloße Tatsache, daß der Riese Bertelsmann sein neues Rechtschreibwörterbuch (wenige Monate nach der letzten Auflage) schon vorbereitet, ihre Wirkung tun. Der Konzern braucht da gar nichts weiter zu tun. Sog war schon immer besser als Druck, paßt auch besser zur Marktwirtschaft.

Der Ratsvorsitzende hat immer wieder auf seine ständigen Kontakte zu den widerspenstigen Zeitungen hingewiesen. Sie haben ihm zugesichert, einem "vernünftigen" Kompromiß folgen zu wollen. Die Geschäftsstelle unterhält engste Beziehungen zu den Wörterbuchverlagen. Beides zusammen dient der Vorbereitung des großen Coups: Die abermals revidierte, aber immer noch äußerst fehlerhafte und unbeliebte Reformschreibung wird verbindlich eingeführt, gleichzeitig liegen neueste Wörterbücher vor - und die großen Zeitungen verkünden, daß sie um der Schüler willen der Kompromißlösung folgen werden, zumal auch die Reformkritiker im Rat vertreten waren. Wer dann noch dagegen ist, der ist eben ein "Revoluzzer" (Focus) oder "Krawallmacher" (Rechtschreibrat). Fein ausgedacht. Nur daß die Schreibweisen davon nicht besser werden.
 
 

Kommentar von UMR, verfaßt am 14.02.2006 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2611

Zeitnah, zur Zeit: Auskünfte aus Gütersloh und Mannheim

»Sehr zeitnah nach der Entscheidung der Kultusminister wird eine Neuausgabe von "WAHRIG Die deutsche Rechtschreibung" mit allen beschlossenen Änderungen erscheinen.«

»Bevor die Kultusminister voraussichtlich im Frühjahr 2006 nicht abschließend über die neue Rechtschreibung befunden haben, wird es kaum zu einer Neuauflage des Dudens kommen. Deshalb können wir Ihnen zur Zeit keine verbindliche Auskunft geben.
Die 23. Auflage des Dudens berücksichtigt alle neuen Regeln auf dem aktuellen Stand vom 03.06.2004.«
 
 

Kommentar von Fungizid, verfaßt am 14.02.2006 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2609

Und in der "Woman" gibt es neuerdings die Farbe "Kaminrot".

Hier geht wirklich alles den Bach runter, was mal "Bildung" hieß, und dafür bekommen wir die "Chancengleichheit". Na danke.
 
 

Kommentar von WL, verfaßt am 14.02.2006 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2608

Die Süddeutsche Zeitung, im Umgang mit der neuen Rechtschreibung besonders kreativ, hat in anderem Zusammenhang den richtigen Begriff für das Ergebnis der Ratstätigkeit gefunden:

Es ist ein »Phyrrus-Sieg«. (SZ vom 13.2.06)

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2006 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2607

Ich war nicht dabei, aber ich kann mir genau vorstellen, wie auf der achten Ratssitzung argumentiert wurde. Im Statut heißt es ja, der Rat "soll" die Verbände anhören. Also "muß" er nicht. Schon früher ist immer wieder über die feinen Abstufungen zwischen sollen, müssen und dem modalen Infinitiv mit "zu" diskutiert worden. Man hält sich nur zu gern an den Buchstaben, nicht den Geist der Regeln. Es ist eben alles auf Täuschung angelegt. Der Rat ist als Erfüllungsgehilfe der KMK gedacht und funktioniert in diesem Sinne vortrefflich. Reinhard Markner erwähnt die übergangenen Verbände der Autoren usw. Das Versagen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung berührt daher um so schmerzlicher.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 14.02.2006 um 01.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=410#2605

Gegen das Statut ist auch insofern bereits verstoßen worden, als die Innenministerien, die »für die Verwaltungssprache zuständigen Behörden«, nicht in die Anhörung einbezogen worden sind. Ferner hat man weder Vertreter der Hochschulgermanistik (mit Ausnahme des befangenen IdS) noch den VS, den FDA, die Gruppe Olten oder gar die Akademien der Künste als Autorenvertretungen um Stellungnahmen gebeten. Auch Übersetzer, Korrektoren und Lektoren, die allesamt in eigenen Verbänden organisiert sind, hat man übergangen. Der Deutsche Elternverein sah sich gezwungen, sein Votum unaufgefordert abzugeben. Für die Verwaltungsgerichtsbarkeit könnten diese groben Verfahrensfehler von einigem Interesse sein.
 
 

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