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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.07.2006
 

Gnadenfrist – nur für Schüler
Eine Bemerkung über die Verantwortung der Verantwortlungslosen

Im Vorspann gibt der neue Duden eine knappe Liste von Reformschreibweisen, die zehn Jahre lang die einzig richtigen waren und nun wieder falsch sind, aber noch ein Jahr lang geduldet werden sollen, bevor sie notenrelevant angerechnet werden. Eingeleitet wird die Liste mit dem kaum verständlichen Satz:
"Das betrifft neben den früheren Schreibungen im Vergleich zur Regelung von 1996 im Wesentlichen die folgenden Fälle."
In der Liste fehlen übrigens die folgenreiche ig/isch/lich-Regel, die Großschreibung zu Eigen machen, die Kleinscheibung jenseits von gut und böse usw.
Wenn man die Zusammenstellung liest, kommt einem unweigerlich der Gedanke, daß die Kultusminister allen Grund hätten, sich bei den Schülern und Lehrern zu entschuldigen. Allerdings – wo sind sie geblieben, die Wernstedt und Holzapfel? Alle abgetaucht. Nur Zehetmair steht noch im Rampenlicht, versöhnlich lächelnd.



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Kommentare zu »Gnadenfrist – nur für Schüler«
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Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 27.07.2006 um 01.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=557#5047

Der Verdacht liegt auf der Hand, daß die menschenfreundlichere Idee nur ein Vorwand war und daß es einigen Reformern eher darum ging, als Sprachwissenschafter in die Geschichte der Rechtschreibung einzugehen. Warum sonst hätten sie die Regel erfunden, in mehrgliedrigen fremdsprachigen Fügungen Substantive groß zu schreiben (Ultima Ratio)? Die herkömmliche Regel – erstes Wort groß, Rest klein – ist unübertroffen einfach, paßt also eigentlich perfekt zu den angeblichen Absichten der Reformer. Aber es ging eben darum, die Regel um jeden Preis zu ändern. Das gleiche beweist die vermehrte Großschreibung, die von Anhängern der Kleinschreibung durchgedrückt wurde.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.07.2006 um 21.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=557#5045

"schalten" ist ein Vorgangsverb, dessen Ergebnis eine Schaltung ist: parallelgeschaltete Widerstände ergeben eine Parallelschaltung von Widerständen.
"parallel schalten" hat eher die Bedeutung "gleichzeitig schalten".

"laufen" ist ein Zustandsverb, bei dem das Adverb "parallel" die Art der Tätigkeit beschreibt: "parallel laufen" bedeutet "nebeneinander laufen".
Beser sieht man das beim Verb "verlaufen": "parallel verlaufende Vorgänge".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2006 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=557#5042

Der Rechtschreibrat sollte sich noch einmal ernsthaft mit den Einzelheiten beschäftigen, die er nie wirklich diskutiert hat. Zum Beispiel mit den vielen Fällen wie parallel schalten, aber gleichschalten. Man könnte natürlich fragen, warum es unsere Kinder leichter haben sollen als wir, aber soweit ich mich erinnere, stand am Anfang der Reform doch eine menschenfreundlichere Idee - oder?
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 18.07.2006 um 08.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=557#4877

Ab 22.3.06 übersandte die Bürgerinitiative einen Aufruf an die Abgeordneten des Landes und des Bundes, in dem es unter anderem hieß:

Ende dieses Jahres wird es seit 1996 mindestens drei Reformen gegeben haben, je vier abweichende Duden- oder Bertelsmann-Wörterbücher und zahllose Hausorthographien. Die Rechtschreibfähigkeiten der Schüler haben offensichtlich einen Tiefststand erreicht. In diesem Chaos sind die bewährten Schreibweisen die einzige von der übergroßen Mehrheit gekannte und anerkannte Rechtschreibung.

Daher fordert die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ (S-H) vom Schleswig-Holsteinischen Landesparlament die ausdrückliche Rücknahme des Gesetzes, mit dem der erfolgreiche Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform von 1998 vom Landtag annulliert wurde.

Sie fordert ferner eine Entschuldigung der Politiker dafür, daß der Wille des Volkes mißachtet wurde, daß hunderttausende Schüler und Lehrer in die Irre geführt wurden und zugleich die Verschwendung von Volksvermögen in Milliardenhöhe gefördert wurde.

Es antworteten nur Nichtverantwortliche: Trutz Graf Kerssenbrock teilte mit: „ Ich bin … sehr auf Ihrer Seite und wünsche viel Erfolg! … am 17.9.1999 habe ich dem Landtag leider … nicht angehört, sondern nur in der Wahlperiode vom 27.2.2000 bis 26.3.2005. Ich hätte mit Sicherheit nicht zugestimmt!
 
 

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