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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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30.03.2008
 

Unstabile „Süddeutsche“
Einige Merkwürdigkeiten

In der SZ vom 29.3.08 steht eine Erzählung von Günter Herburger: "Die Winzlinge und der Jugendstil" (die mir nicht ganz verständlich ist), in Reformorthographie: deplatziert, rau usw., aber mit einigen Merkwürdigkeiten.
Die Fremdwörter privaty, mediteran und stochistisch sind möglicherweise nicht nur Druckfehler, sondern beruhen auf echten Irrtümern, ebenso die Palette eines Sicherheitsdienstes, die an einem Zaun angebracht sein soll, aber wahrscheinlich eine Plakette ist. Die weiß geschlemmten Wände sollten eigentlich geschlämmt sein. In Rom steht das und nicht der Pantheon.
In derselben Ausgabe der SZ steht ein umfangreicher Bericht über das KZ Dachau; das Wort Greuel ist konsequent traditionell geschrieben.



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Kommentare zu »Unstabile „Süddeutsche“«
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 09.05.2014 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#25797

Passend zum bevorstehenden Muttertag läßt die "Süddeutsche" Christina Metallinos im Foodblog (http://www.sueddeutsche.de/stil/foodblog-kochnische-rhabarbertarte-tarte-zum-muttertag-1.1955125) Unverständliches schreiben:


Als Kind hat man seiner Mutter eine Karte gebastelt, sie morgens mit Frühstück geweckt und war am Muttertag ganz besonders lieb. Mit dem Beginn der Pubertät war man dann nicht mehr ganz so lieb und fand vieles von dem, was Mama gesagt hat, doof. Heute weiß man, dass sie in vielen (na gut, den meisten) Dingen Recht hatte. Der Muttertag ist ein guter Anlass, ihr das zumindest einmal im Jahr zu zeigen - aber nicht nur da: Selbst gebackenen Kuchen statt gekaufter Blumen und Karten halte ich zu jeder Zeit des Jahres für das charmantere Mitbringsel zum Sonntagskaffee.

Soso, Mutter hatte also in den meisten Dingen Recht (welches eigentlich, das der Erziehungsberechtigten?) und natürlich ist selbst gebacknener Kuchen ein charmanteres Mitbringsel als Blumen. Gebackenen Kuchen kann man nämlich essen, ganz im Gegensatz zu ungebackenem und Blumen.

Als Entschuldigung mag man vorbringen, daß Frau Metallinos erst 1990 geboren wurde und wahrscheinlich glaubt, daß sie korrektes Deutsch schreibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2013 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#23667

Der Ausgang der Parlamentswahl in Bhutan, wo die Opposition einen hohen Sieg über die Königstreuen errungen hat, könnte ja die Journalisten mal zum Nachfragen anregen, aber davon ist nicht viel zu sehen. Vor der Wahl hieß es, die seligen Einwohner interessierten sich nicht sehr für die Wahlkampf-Handzettel (allerdings sind 40 % ohnehin Analphabeten). Man sei mit dem Königshaus so glücklich, daß Demokratie nicht angestrebt werde. Shangri-La eben, der Mythos ist nicht zu unterschätzen, die Berichte ähneln auf verblüffende Weise "Lost Horizon". Wie man ja auch seit Jahrzehnten den lächelnden, angeblich weisen Dalai Lama herumreicht. Buddhismus putzt ungemein.

Unsere Zeitungen wirken so verschlafen, ich muß immer bei Counterpunch und ähnlichen Seiten reinschauen, um meinen Blutkreislauf wieder in Gang zu bringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2011 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#19703

Bei manchen großen Zeitungen haben wir uns ja gewundert, wieso sie überhaupt auf die deutlich schlechtere Reformschreibung umstellen konnten. Manches wird verständlicher, wenn man sieht, wie die Verantwortlichen ticken. In einem Silvesterartikel vor zwei Jahren schwärmte der damalige Chefredakteur der SZ, Kilz, vom Königreich Bhutan, weil es nicht den Reichtum, sondern das Glück der Bürger zum verfassungsgerechten Maßstab gemacht hat:

„Kleine Länder, die einen anderen Weg gehen und in Kopenhagen klagend am Konferenztisch saßen, werden belächelt. Das winzige Königreich Bhutan etwa, am Fuße des Himalaya zwischen Indien und Tibet gelegen, misst das Wohlergehen des Landes nicht mehr am Bruttosozialprodukt, sondern am Glück seiner Bürger.
Das mag wie ein Märchen klingen, ist es aber nicht. Die Menschen in dieser parlamentarischen Monarchie sind arm, aber alles, was der Staat für sie auf den Weg bringt, orientiert sich an ihren Bedürfnissen. Sie zerstören die Landschaft nicht, sie bewahren sie. Es wird nicht abgeholzt, sondern aufgeforstet. Zwei Drittel der Staatsfläche müssen bewaldet sein. Das ist Verfassungsgebot.“

Bhutan hat ungefähr so viele Einwohner wie Frankfurt, aber 100.000 leben als Flüchtlinge in Nepal, weil sie es im Paradies nicht ausgehalten haben. Auch Amnesty International sieht die Lage nicht so golden.
Das Monatseinkommen beträgt durchschnittlich 9 Dollar, dafür dürfen Ausländer 250 Dollar pro Tag zwangsumtauschen.

Ich war nicht da, kann nicht beurteilen, ob alles stimmt, aber solche Silvesterpredigten hinterlassen bei mir immer ein Unbehagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2011 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#19237

Wieder hat die SZ in ihrer Wochenendausgabe einen Auszug aus einem neuen Roman von Brigitte Kronauer in Reformschreibung abgedruckt. Ich kann mir nicht denken, daß er in dieser Form erscheint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2011 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#18912

Druckfehler oder Hörfehler? Die SZ vom 21.6.11 vermutet, daß die Bevölkerung Immunschutz gegen Busen041 entwickelt. (Gemeint ist Husec041.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2010 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#17644

Brigitte Kronauers Buch "Favoriten" ist inzwischen erschienen. Klett-Cotta hat es in klassischer Rechtschreibung herausgebracht. Das hindert die Süddeutsche Zeitung nicht, in einer Würdigung zum heutigen 70. Geburtstag der Autorin daraus in Reformschreibung zu zitieren. Ein bedauerlicher Verfall der Maßstäbe, die heute selbstverständlich sein sollten.
Außerdem wird berichtet, daß Kronauer vor langer Zeit den Lehrerinnenberuf aufgegeben habe. Die Motion des Erstgliedes von Komposita scheint um sich zu greifen, wie ich schon an jener KundInnennummer feststellen konnte.
Man könnte auf den Gedanken kommen, daß Lehrerberuf und Lehrerinnenberuf zweierlei sind. Das ist nicht so abwegig, wenn man an den Unterschied zwischen Sekretär und Sekretärin denkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2010 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#17133

Auch Kronauers Schillerrede ist in reformierter Rechtschreibung abgedruckt. Der Fehler "Subsummierung" hat zwar nichts mit der Reform zu tun, aber die falsche Etymologie wird sicher durch die Reform befördert, und man fragt sich sowieso, warum die Reformer hier nichts geändert haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2010 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#16821

Die "Süddeutsche" bespricht die Kriegstagebücher von Ernst Jünger und zitiert wörtlich daraus. Demnach hätte Jünger reformiert geschrieben, sogar raue Bande. Bei Klett-Cotta, wo das Buch erschienen ist, weiß man es besser.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 07.08.2010 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#16656

Was ich vor einiger Zeit lediglich vermutete, ist inzwischen nachprüfbar: Der Essay-Band von Brigitte Kronauer "Favoriten" ist in herkömmlicher Rechtschreibung gedruckt. Somit hat also die unstabile "Süddeutsche" den Vorabdruck gegen den Willen der Autorin angepaßt.

www.book2look.com

Ich stehe nun zwar zwischen zwei Tagebucheinträgen, frage mich jedoch trotzdem, ob der Abdruck Ihrer Göttert-Rezension nicht doch vielleicht ein Versehen war, lieber Herr Ickler. Womöglich geschah der Abdruck in dieser Form auch Ihretwegen, aber die "Süddeutsche" selbst scheint mir hoffnungslos gleichgeschaltet. Deshalb bleibe ich auch – immer noch im falschen Strang schreibend – bei der Rechtschreibung von Muschgs neuem Roman skeptisch.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 08.07.2010 um 19.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#16486

Ohne es genau zu wissen, halte ich es für möglich, daß die "Süddeutsche Zeitung" hier eigenmächtig angepaßt hat. Der Verlag der Autorin teilt auf seiner Internetseite zu diesem Buch mit:

"Die vorliegenden Essays sind ein Glücksfall im Werk von Brigitte Kronauer und stammen aus einem Zeitraum von über dreißig Jahren. Einige davon werden hier zum ersten Mal publiziert. Darunter sind deutschsprachige »Favoriten« wie Georg Büchner und Robert Walser, aber auch internationale Lieblingsautoren von Knut Hamsun bis Joseph Conrad."

Selbst wenn also einige dieser Essays im Jahr 2010 zum erstenmal veröffentlicht werden, so hat die Autorin sie doch wohl deutlich früher geschrieben. Falls sie sich daher inzwischen nicht auch gleichgeschaltet hat und im Gegenteil weiterhin Wert darauf legt, daß man ihre Texte lesen und verstehen kann, so dürften sie in der herkömmlichen Rechtschreibung des 20. Jahrhunderts erscheinen. Da Michael Klett hier darüber hinaus als Mitglied des Beirats der FDS genannt wird, sollte es jedoch möglich sein, genaue Informationen zu erhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2010 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#16483

Die Süddeutsche Zeitung druckt einen Essay aus dem neuen Buch von Brigitte Kronauer in reformierter Rechtschreibung. Ich konnte nicht feststellen, ob das dem bald erscheinenden Buch (bei Klett-Cotta) entspricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2009 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#15348

Nun hat die Süddeutsche es also doch geschafft: in der Wochenend-Beilage eine Erzählung von Brigitte Kronauer in Reformschreibung! (Allerdings nur Heyse, aber leid tun.) Wahrscheinlich weiß Frau Kronauer nichts davon, oder man hat ihr eingeredet, es sei alles nicht mehr so schlimm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2009 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#15101

Heftige Wächten (Überschrift SZ 16.10.09)

ein Ich, dass durch eine kleine Hirnverletzung aus den Fugen gerät (SZ 13.10.09)

Und doch wird in der westlichen Berichterstattung mit zweierlei Mass gemessen. (SZ 16.10.09)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2009 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#14615

Nach längerer Zeit bringt die Süddeutsche in der Wochenendbeilage wieder mal einen Text in klassischer Rechtschreibung, ein Stück aus dem neuen Roman von Brigitte Kronauer, die sich allerdings auch nicht gefallen läßt. Wenn nur alle so standhaft wären!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2008 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#13379

Man kann aber auch einfach miteinanderreden. (SZ 31.10.08)

Eine Übergeneralisierung der neuesten Regel, nachdem man jahrelang alles getrennt geschrieben hatte, was mit einander anfängt.

Brendel beendet seine Karriere, 77jährig. (SZ 31.10.08)

Warum auch nicht. Der Bindestrich nach arabischen Ziffern ist unnötig und die jetzige Regelung widersprüchlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2008 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#12214

De-ckerinnerungen (16.5.08) sind eine Folge mechanischer Regelanwendung. Bei placieren (19.5.08) und deplatziert (20.5.08) weiß die Süddeutsche nicht, was sie machen soll. Den immer wieder mal auftretenden Sunnyboy (21.5.08) verzeihen wir, das ist inzwischen Usus und kann den Engländern egal sein, die es sowieso nicht verwenden, oder? Bezeichnender ist wieder: Hölderlins Wort, dass, wo Gefahr ist, dass Rettende auch wachse ... (24.5.08)

Sogar die sehr reformhörigen "Nürnberger Nachrichten" kehren allmählich zu klassischen Schreibweisen zurück: im einzelnen, pleite gehen (2mal) (22.5.08).
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 31.03.2008 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=991#11825

> In derselben Ausgabe der SZ steht ein umfangreicher Bericht über das KZ Dachau; das Wort Greuel ist konsequent traditionell geschrieben.

Der alte Effekt, vermute ich: der Autor hat die Reform in diesem Punkt wohl nicht mitbekommen. Bloß keine schlafenden Hunde wecken! So etwas ähnliches ist mir kürzlich auch woanders aufgefallen: Reformschrieb in letzter Konsequenz, ausgenommen "wieviele".
 
 

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