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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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28.07.2008
 

Duden-Preisträger
Geringe Wertschätzung durch den Dudenverlag

Die Dankrede Peter Eisenbergs kann man jetzt hier nachlesen – und sich wundern.

Schon als Siegfried Grosse den Dudenpreis erhielt, wunderten wir uns über die Nachlässigkeit, mit der seine Dankrede vom Dudenverlag abgedruckt wurde: "Wörter von Verständnis erschwerender Art", "assymetrisch" und viele weitere Schnitzer waren in den Text hineinpraktiziert worden. In Peter Eisenbergs Rede liest man (außer einem Druckfehler) nun: "Immerhin erweisen auch die größten Sprachpessimisten der Literatursprache ihre Referenz." Selbst wenn Eisenberg die Verwechselung von Referenz und Reverenz unterlaufen sein sollte, hätte die Redaktion das korrigieren müssen.

Inhaltlich wird der Eindruck seiner Rede durch Seitenhiebe auf Kritiker geschwächt, die Eisenberg seine doppelgleisige Taktik bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform vorgehalten haben. Er stellt es mit gespielter Naivität sogar als besonders schlau dar, daß er für Duden und Bertelsmann gleichzeitig arbeitet. Das wirkt bei einem solchen Anlaß kleinkariert, beweist aber auch, daß wir einen wunden Punkt getroffen haben. Souveräner wäre es natürlich, schweigend zu genießen (wie die Schweizer Reformer).



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Kommentare zu »Duden-Preisträger«
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 29.07.2008 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12752

Wenn ich schon den Titel der Rede Eisenbergs lese, vergeht mir die Lust am Weiterlesen. Dieser so gestelzt einherkommende Diskurs – ob herrschaftsfrei oder nicht – ist inzwischen schon so abgedroschen, daß ich das Wort nicht mehr hören kann. Kann nicht irgend jemand mal ein neues (Fremd-)wort dafür erfinden?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.07.2008 um 08.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12753

Es gibt schon ein gutes deutsches Wort für Diskurs, nämlich Gewäsch. Kommt labern eigentlich von lavare?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2008 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12754

Die reformierte GKS führt auch zu neuen Zweideutigkeiten, z. B. wenn es bei Eisenberg heißt: "wenn ein deutsches Publikum auf Englisch angesprochen wird" ...
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 29.07.2008 um 19.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12765

Bemerkenswert, daß Duden-Preisträger und Duden-Autor Peter Eisenberg gerade das wahrlich "treffende" Wort "Crosspromotion" als Beispiel wählt, wohl um noch einen kleinen Seitenhieb auf Spiegel-Mitarbeiter Bastian Sick unterbringen zu können.
Blindheit oder feine Selbstironie?
 
 

Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 30.07.2008 um 12.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12767

Eingepaßt in die deutsche Schriftsprache müßte es doch „Kroßpromotion“ oder gar „Kroßproumouschn“ heißen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2008 um 17.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12768

In der Tat findet man immer mehr "krossmediale" Aktivitäten, "krosslinguistische Untersuchungen" (= sprachvergleichende U.) usw. Die Nichtübersetzung englischer Ausdrücke hat mit der Nichtübersetzung von Chomskys "Aspects" einen bedeutenden Auftrieb erhalten. Eine bekannte Sprachwissenschaftlerin erwähnt "die ge-pied-pipten VP-Teile" von Sätzen.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 30.07.2008 um 17.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12769

Man darf es mir bei den auffällig zunehmenden "Kross-"Veranstaltungen und 'Diskursen' dann aber auch nicht verdenken, daß ich stets an Knäckebrot denken muß.

Das kommt nämlich davon, wenn man ein bereits mit einer Bedeutung versehenes Wort mit einer neuen Bedeutung auflädt und es zudem für eine Eindeutschung hält. So reich an Homonymen ist die deutsche Sprache bekanntlich nicht. Und so knusprig sind diese angesprochenen Disziplinen nun auch wieder nicht.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 30.07.2008 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12770

Mir geht es so mit "gerankten Hochschulfächern", von denen bei Zeit-online zu lesen war. (Ist doch hübsch, der Efeu an den alten Gemäuern ...)
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 14.08.2008 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12901

„gerankte Hochschulen“ sind noch harmlos gegenüber „gelockten Mobiltelefonen“.

Das Schlimme dabei: Anscheinend fällt derartiger Blödsinn heutzutage niemandem mehr auf.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 15.08.2008 um 11.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12907

Mir fällt dazu noch ein, daß man gelockte Mobiltelefone natürlich auch anlocken kann. Vielleicht mit einem Stückchen Käse oder einem Hundert-Euro-Schein?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.08.2008 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#12908

Man kann Mobiltelefone auch wie die alten Telefonapparate umhäkeln und so mit Locken versehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2010 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#15847

Von der Verleihung des Konrad-Duden-Preises an das IDS hat die Presse anscheinend gar nicht Notiz genommen – außer der Jungen Freiheit (Thomas Paulwitz).

Das IDS hat – bei einem gewaltigen Mitarbeiterstab – manchmal recht gute Sachen veöffentlicht, blickt aber auch auf etliche gescheiterte Unternehmungen zurück, die ich hier nicht noch einmal aufzählen will. Der Dudenverlag, der an der Auswahl der Preisträger beteiligt ist und sie ursprünglich allein vornahm, ehrt hier eine Institution, die ihm nicht immer freundlich gegenüberstand. Mit der maßgeblich vom IDS betriebenen Rechtschreibreform hat es dem Verlag einen hübschen Gewinn beschert, dann aber den Ruin beschleunigt.

Die Preisverleihung hat etwas von einer Verlegenheitslösung. Das IDS tut ja nur seine Pflicht, als Ganzes hat es keine besonderen Verdienste. Man könnte manche Arbeitsstelle anderswo auszeichnen. Gibt es keine hervorragenden Germanisten mehr, die man persönlich ehren könnte?

Die Medien interessieren sich mit Recht nicht für solche abstrakten Veranstaltungen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.03.2010 um 22.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1035#15848

Der Mannheimer Morgen gehört natürlich zu den wenigen Ausnahmen. Er schrieb am 11.3.2010 u.a. (die Dankesworte des Direktors Ludwig Eichinger wiedergebend):

»Die Ehrung ermutige dazu, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen - "und uns weiter um unser Untersuchungsobjekt, die deutsche Sprache zu kümmern, und all die zu unterstützen, die das auch tun - wenn sie das wollen".«

»Der vormalige Preisträger und diesjährige Laudator, der Potsdamer Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg, würzte seine Preisrede dann ebenfalls mit einigen Pointen, ließ sich aber auch die Gelegenheit nicht entgehen, an die nach seiner Meinung nach unrühmliche Rolle des Instituts bei der Erarbeitung und Umsetzung der Rechtschreibreform zu erinnern. Heute wirke das IDS "für das Deutsche mitten in Europa", sagte er weiter. Die Jahrestagungen des IDS seien ein wichtiger Treffpunkt der internationalen Germanistik. Lobend erwähnte der Sprachwissenschaftler zudem einzelne Projekte wie das Fremdwörterbuch und die "Grammatik der deutschen Sprache" sowie Forschungen über die Sprache von Migranten oder den Schulddiskurs der Nachkriegszeit.«

(Kommas und 'nach ... nach' entsprechen genau dem Zeitungstext!)


Das Mannheimer Wochenblatt vom 11.3.2010 zitiert Peter Eisenberg:

»"Das Institut unter seinem aktuellen Leiter ist heute so offen, wie es noch nie war. Es beteiligt sich an der öffentlichen Sprachdiskussion und bezieht Stellung, etwa wenn es um die Verwendung von Fremdwörtern geht, oder um die Frage, ob die deutsche Sprache gefährdet ist."«
»"Das Institut ist heute der tatsächlich verwendeten Sprache sehr viel näher, als es das noch zu seinen Anfangszeiten war."«
»"Über die deutsche Sprache wird viel und viel Beliebiges geredet. Man kann niemandem das Maul verbieten, aber es ist einen Versuch wert, die Sprache vor einigen ihrer Freunde in Schutz zu nehmen. Selbst wehrt sie sich ja kaum einmal".«

Auffallend sind in diesem Artikel noch die Trennungen Darü-ber und In-stitut.
 
 

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