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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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27.12.2008
 

Sparen wird großgeschrieben
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Kommentare zu »Sparen wird großgeschrieben«
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.12.2008 um 02.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1090#13656

Noch zwei Großschreibungen aus dem letzten Mannheimer Morgen (27.12.):

S. 3:
"Banda Aceh, das besonders nah am Epizentrum lag, traf es am Schlimmsten." (Untertitel in Großdruck)
Klein gedruckt im Haupttext allerdings: "... traf es am schlimmsten."

S. 9:
"Bach hat Recht" (groß gedruckte Überschrift),
Im Haupttext: "Und Thomas Bach hat vollkommen Recht."
 
 

Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 28.12.2008 um 19.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1090#13659

Großschreibung

Zu beobachten ist daneben, daß immer mehr Großschreibungen dieser Art kursieren:
"Elektronische Datenverarbeitung",
"Allgemeine Sprachwissenschaft",
"Germanistische Linguistik"
(von der ominösen "Feministischen Linguistik" abgesehen),
"Hessische Verhältnisse",
"Öffentliche Schulen".

Im Hinblick z. B. auf die "Frankfurter Schule" scheint mir hingegen "Kritische Theorie" ganz angemessen.
Aber zu derlei Unterscheidungen sind viele, auch sprachwissenschaftlich Ausgebildete, nicht (mehr) in der Lage – wenn mich der Eindruck nicht trügt, auch dies ein Resultat der Rechtschreibreform.
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 28.12.2008 um 21.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1090#13660

Die Großschreibung sogenannter ›appellativischer Nominationsstereotype‹ (›fester Begriffe‹) wie Schwarzes Brett oder eben Allgemeine Sprachwissenschaft nahm bereits vor der Reform zu, sogar über das vom Duden damals erlaubte Maß hinaus (Duden 1991: schneller Brüter, überwiegender Schreibgebrauch vor der Reform: Schneller Brüter).

Die Reformer wollten 1996 dieser Entwicklung ›entgegenwirken‹ und verordneten in § 63 des Amtlichen Regelwerkes die Kleinschreibung appellativischer Nominationsstereotype (zu Ausnahmen siehe § 64). 2006 wurde diese Vorschrift aufgeweicht; falls »ein[e] neu[e], idiomatisiert[e] Gesamtbedeutung« vorliegt, ›darf‹ man jetzt wieder groß schreiben, wobei jedoch die Kleinschreibung der »Regelfall« bleiben soll (siehe §63 E).
 
 

Kommentar von Michael Schuchardt, verfaßt am 30.12.2008 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1090#13677

Ich kann nicht anders und muß auch noch meinen Senf dazugeben:

"... und erfüllt Gottes Wort mit lebendigen Beispielen und vor allem mit lebendiger Liebe zu anders Denkenden und Gesinnten!"

aus einem Leserbrief unter www.idea.de.

Da fällt mir nur noch ein, "Amen" zu sagen. Aber der Schreiber ist auch sonst ziemlich verschroben.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 15.01.2009 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1090#13768

Die erste Reform von 1996 wurde noch mit aller Macht betrieben und mit überschäumender Begeisterung gefeiert, für die späteren Fassungen von 2004 und 2006 dagegen war das Interesse in der breiigen Masse der Bevölkerung praktisch nicht vorhanden. Der schlimmste Blödschreib hat sich daher - ganz nach Darwin - durchgesetzt.

Bei meinen diversen Gesprächen mit Lehrern habe ich festgestellt, daß - wie erwartet - die Schlechtschreibung in der Fassung von 1996 (à la "Recht haben") zwar theoretisch überarbeitet wurde, die (Re-)Korrekturen jedoch - im Gegensatz zur ersten, inzwischen überholten Fassung - nicht bis an die LehrkörperIn weitergereicht wurde (ich zitiere: "Ach, das schreibt man inzwischen wieder Klein? Das wusste ich bis her noch nicht"). Wozu denn auch, denn die Falschschreibungen sind ja weiter "zulässig", also quasi geheiligt, nach einer Art Unfehlbarkeitsprinzip.

Die Großschreibungen von "vor kurzem" oder "recht haben" oder gar "bei weitem" werden uns daher leider wohl noch sehr, sehr Lange Erhalten Bleiben.
 
 

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