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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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21.03.2010
 

Wermke, ich und die Rechtschreibreform
Kleine Dokumentation in Briefen

Aus gegebenem Anlaß (s. Nachricht vom 20.3.2010) habe ich meine Korrespondenz mit Matthias Wermke noch einmal durchgelesen und nehme an, daß auch andere sich ganz gern an die ersten Jahre der Rechtschreibreform erinnern lassen.
Darum erlaube ich mir, meinen Teil dieses Briefwechsels hier wiederzugeben. Der Wortlaut ist unverändert, Zusätze stehen in eckigen Klammern.

1.11.1996

Sehr geehrter Herr Wermke,

besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 30. Oktober! Gern will ich meine bescheidenen Kräfte in den Dienst jeder guten Sache stellen. Ich bin ja eigentlich kein Rechtschreibexperte und besitze erst seit 8 Wochen überhaupt einen Rechtschreibduden, ein Geschenk von Herrn Drosdowski. Aber da sonst fast niemand aus der Zunft sich mit dieser Reform beschäftigen wollte, mußte ich es tun und das Notwendige sagen. Ich bin also schon bald nach der Wiener Konferenz bei IDS und Kultusministern vorstellig geworden und habe auf gewisse Mängel und daraus zu erwartende Schwierigkeiten hingewiesen. Freilich haben dann die Wörterbücher noch etwas Neues hinzugefügt und manchem wohl erst die Augen für die schlechte - man könnte sagen "gesetzestechnisch" schlechte - Qualität der Reform geöffnet.
Ich bekämpfe also zur Zeit die Reform und werde wohl bald auch als Gutachter auftreten, denn es wird nun vor die Verwaltungsgerichte gezogen. Ohne rechtsförmige Schritte geschieht nichts Konkretes, auch wenn die Bevölkerung mehrheitlich gegen die Reform ist.
Heute lege ich das aktualisierte Papier noch einmal bei, wovon Sie eine ganz frühe Fassung haben. Es enthält nun, wie ich hoffe, bei aller Buntscheckigkeit (es ist nicht zur Veröffentlichung bestimmt!) auch einige hübsche Argumente. Beachten Sie bitte meine Beweisführung zu "selbstgebackenem Kuchen" sowie die Kritik an § 34, der Ihnen bestimmt auch viel Kopfzerbrechen gemacht hat.
Ob Sie für den Duden daraus viel Gewinn ziehen können, ist wohl eher fraglich, aber einiges betrifft Sie durchaus.
Allmählich zeichnet sich auch ab, wie man gegen die Reform selbst argumentieren müßte, und ich sehe keinen Grund, warum Sie das nicht aus meinem Papier schon einmal herauslesen sollten - schließlich sind wir ja keine Prozeßgegner, nicht wahr?
Nun muß ich erst einmal den Semesteranfang bewältigen, hoffe aber sehr, daß wir in Kontakt bleiben.

Mit freundlichen Grüßen


[Anfang 1997 war ich dann auf Wermkes Einladung in der Dudenredaktion zu Gast, wir diskutierten zu dritte (mit Werner Scholze-Stubenrecht) mehrere Stunden über die Rechtschreibreform, dazwischen gemeinsames Mittagessen. Darauf bezügliche Briefe sind hier weggelassen.]



8.1.1998

Lieber Herr Wermke,

mit Befriedigung höre ich gerade, daß Sie sich aus gegebenem Anlaß kritisch zur Rechtschreibkommission geäußert haben. Ich wollte Sie sowieso mal fragen, wie lange Sie sich noch von diesen Herren auf der Nase herumtanzen lassen wollen. Den Wörterbuchredaktionen nun auch noch die Verantwortung für Ultima Ratio usw. zuzuschieben, ist doch wirklich das Allerletzte.
Und wenn Sie nun „vereinbart“ haben oder dazu gezwungen worden sind, sämtliche abstrusen Trennmöglichkeiten ins Wörterbuch aufzunehmen, dann wird zwar die Einheitlichkeit der Wörterbücher hergestellt sein, aber nicht die Einheit der Rechtschreibung. Und was wird aus der Trennsoftware? Daran hat wieder mal keiner gedacht. Als ob nicht alle Texte, auf die es irgendwie ankommt, ohnehin auf dem PC geschrieben würden!

Mit freundlichen Grüßen



24.2.1998

Lieber Herr Wermke,
bei der Mannheimer Anhörung haben Sie, wenn ich recht verstanden habe, die Verbesserungsvorschläge der Kommission nicht gerade enthusiastisch begrüßt, sondern im Gegenteil die unkorrigierte Fassung des Regelwerks von 1996 als brauchbare Grundlage der lexikographischen Arbeit bezeichnet. Das ist zwar aus lexikographischer und verlagspolitischer Sicht verständlich, andererseits werden Sie nicht bestreiten, daß die Korrekturvorschläge das absolute Minimum dessen sind, was zur Beseitigung der schwersten Fehler erforderlich ist. Denn das „weit Reichendere“ und all den anderen Unsinn kann ja kein vernünftiger Mensch ertragen.
In dem Berichtsentwurf der Kommission war den Wörterbüchern und also auch Ihnen die Schuld daran zugeschoben worden, daß nur noch Common Sense, Facultas Docendi usw. geschrieben werden darf, wenn es sich nicht um Zitatwörter handelt. Ich habe Sie gewissermaßen verteidigt und rücke den Passus aus meiner Stellungnahme hier ein:
„Bei der Groß- und Kleinschreibung legen die Verfasser besonderen Wert darauf, daß die neuen Wörterbücher „nicht unmittelbar geändert werden“ müssen. Dabei unterläuft ihnen allerdings ein schwerer Fehler. Sie behaupten nämlich, in „mehrteiligen Substantiven“ aus fremden Sprachen könne laut Regelwerk ein nichterster Bestandteil „theoretisch“ groß oder klein geschrieben werden, „je nachdem, wie stark der Charakter eines Zitatwortes noch empfunden wird, zum Beispiel: die Artificial intelligence / die Artificial Intelligence (...)“ Das ist jedoch falsch. Wenn es sich um ein Zitatwort handelt, wird auch der erste Bestandteil nicht groß geschrieben: artificial intelligence, common sense usw. Ist es aber kein Zitatwort, so wird laut Regelwerk nicht nur der erste Bestandteil, sondern jeder substantivische nichterste Bestandteil groß geschrieben: Artificial Intelligence, Alma Mater usw. Die Verfasser behaupten zu Unrecht, die Wörterbücher hätten sich „im Allgemeinen dafür entschieden, substantivische Bestandteile fremdsprachiger Fügungen in nichterster Position generell großzuschreiben“. Sie konnten gar nicht anders. Varianten wie Alma mater waren daher auch im amtlichen Wörterverzeichnis korrekterweise nicht angeführt, die neue Großschreibung war vielmehr als einzig zulässig vermerkt. Die neue Formulierung „können ... großgeschrieben werden“ ist daher keineswegs, wie die Verfasser glauben machen wollen, eine Verdeutlichung der neuen Regel, sondern eine substantielle Änderung mit außerordentlich weitreichenden Folgen. Die neuen Wörterbücher sind hier nunmehr in großem Umfang lückenhaft.“

In diesem Zusamenhang möchte ich Sie allerdings auf einige Probleme hinweisen. In meinem „Kritischen Kommentar“ habe ich bereits darauf aufmerksam gemacht, daß es bei strenger Befolgung der Regeln künftig heißen muß dr. theol. (Zitatwort) oder Dr. Theol., Dr. Rer. nat. usw. Ferner haben Sie im Duden vergessen, Angina pectoris anzupassen. Herpes Zoster (Neuschreibung) fehlt leider ganz. Und wie schreibt man Reductio ad absurdum in Zukunft? Ad absurdum findet sich noch, offenbar nur als Zitatwort. Dieser ganze Komplex, bei dem der Duden immerhin konsequenter und sorgfältiger (also auch absurder) verfährt als die Konkurrenz, müßte noch einmal gründlich durchgearbeitet werden.

Die gegenwärtige Situation ist ziemlich verworren. Der Brockhaus-Verlag hat, wie ich gerade erfahre, sein geplantes sechsbändiges Projekt „Lebensläufe“ endgültig abgeblasen, nur wegen der unsicheren Lage bei der Orthographie! Die IDS-Grammatik ist in der geltenden Dudenorthographie gehalten, die fadenscheinige Begründung durch Herrn Mentrup haben Sie gehört. Meiner Ansicht nach ist die deutsche Einheitsrechtschreibung nur auf der Grundlage der bisherigen Dudennorm wiederherstellbar - oder gar nicht. Letzteres, mit Hausorthographien usw., rückt in immer greifbarere Nähe. Vielleicht sprechen die Gerichte endlich das erlösende Wort. Im Grunde können Sie sich nichts anderes wünschen, oder?

Mit freundlichen Grüßen



2.5.1998

Lieber Herr Wermke,
bevor wir in Karlsruhe die Klingen kreuzen (kommen Sie selbst?), möchte ich Ihnen noch einige Beobachtungen mitteilen.
Zunächst zu Ihrer Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht vom 11.11.1997.
Die mehrfach vorgetragene Behauptung, der heute allgemein übliche Schreibgebrauch sei ohne amtliche Normierung nicht denkbar, spielt ein wenig mit Worten. Der Schreibgebrauch stammt ja nicht von staatlichen Stellen, sondern nur die Einheitlichkeit wurde durch den Staat ein wenig gefördert oder beschleunigt. Es kann aber doch wohl kein Zweifel sein, daß bei der Dichte der modernen Kommunikation auch ohne Staat im geeinten Deutschen Reich eine einheitliche Orthographie sich hergestellt hätte, genau wie in England und anderswo. Dabei hätten einflußreiche Wörterbücher eine leitende Rolle gespielt, wie seinerzeit schon Adelung usw., wahrscheinlich wäre Konrads Dudens Erfolg weitergegangen. So etwas hat ja einen Selbstverstärkungseffekt: Ist ein Wörterbuch einmal da, dann richten sich alle danach, auch die Spötter (Goethe und die Seinen mokierten sich über Adelung, folgten ihm aber doch oder ließen folgen.) Also: Die Schule vermittelt den amtlichen Schreibgebrauch, aber der amtliche Schreibgebrauch ist der allgemein übliche - was denn sonst? Nur jetzt soll es auf einmal anders werden, durch die Erfindungen von Leuten wie Augst und dem Prinzipienreiter Gallmann, der ja die skurrilsten Vorschläge macht, ohne sich um den Usus zu kümmern: Ärztinn wegen Ärztinnen, Kürbiss, Geheimniss, Nummerale wg. nummerieren wg. Nummer usw.
Die Neuregelung bricht in vieler Hinsicht grundsätzlich mit der bisherigen Rechtschreibung.
Das Freistellen von bisher obligatorischen Regeln ist eine zweischneidige Sache, wie Sie ja auch selbst angesichts der neuen Variantenfülle (die im November noch nicht so abzusehen war) dargelegt haben. Gerade für professionelle Textgestaltung wie in den Druckmedien ist die Einheitlichkeit ein schwer errungenes und schätzenswertes Gut. Davon muß man den entspannteren Umgang mit der Norm in den Schulen unterscheiden. Leider wird das immer verwechselt: die Norm einerseits und der pädagogische Umgang damit andererseits. Die feineren Dudenregeln (von 1991 natürlich) von den Schulpflichtigen verlangen zu wollen, wäre ja Unsinn, aber das ändert nichts daran, daß sie an sich fast durchweg sinnvoll sind. Sie aufzugeben, wie es nun geschieht, bedeutet einen Verlust, der auch in den Fällen nicht ausgeglichen wird, wo es noch zulässig bleiben soll, die alten Regeln zu befolgen (die eben durch die Freigabe nicht mehr die alten sind!). Das will ich gleich am Komma erläutern.
Bisher war das Komma weitgehend syntaktisch geregelt. Die Neuregelung rühmt sich, das stilistische Komma zu stärken, obwohl das IDS in seiner Stellungnahme seltsamerweise gegen die Behauptung der Beschwerdeführer polemisiert, das „rhetorische“ Komma werde gestärkt - mit der willkürlichen Behauptung, das rhetorische Komma sei durch seine Funktion beim Vorlesen definiert. Aber lassen wir das, es gehört zum tückischen Verfahren des IDS (das ja auch von Eisenberg ständig die Schroedel-Broschüre zitiert, so daß Eisenberg als Kronzeuge für die Reform erscheint!). Das Komma zwischen Hauptsätzen, wird jetzt als Aufzählungskomma behandelt, daher entweder Komma oder Konjunktion. So weit, so gut (oder so schlecht, denn nach meiner Erklärung geht es gar nicht um die Aufzählung, sondern um Textschritte). Aber wie ist es dann zu verstehen, daß das Komma vor und/oder dennoch stehen kann? Damit ist doch die Entsprechung zur Aufzählung wieder aufgehoben und die ganze Neuregelung dieses Bereichs in sich unstimmig. Genau deshalb wird das „Kommagefühl“, also die unentbehrliche Intuition, seiner Grundlage beraubt.
Genau dasselbe läßt sich auf anderen Gebieten nachweisen: Der intuitiv erfaßte Grund einer einheitlichen Regelung, zum Beispiel bei der Zusammenschreibung mit Verbzusätzen (freisprechen, heiligsprechen), wird durch willkürliche und inkonsistente Schnitte zerstört. Daher die unendlich vielen Fehler selbst in Dokumenten des IDS und der anderen Neuschreiber. (Die Stellungnahme des IDS für das Verfassungsgreicht enthält, wie Ihnen nicht entgangen sein wird, 17 orthographische Fehler.)
Daß bei Varianten die traditionellen Schreibungen weiterhin von den Lehrern zu vermitteln seien (S. 7), ist Ihre gutmütige Privatansicht. In den Rundbriefen der Kultusminister steht regelmäßig, daß die bisherigen Formen ab sofort nicht mehr unterrichtet, in Schülertexten aber nicht als Fehler angerechnet werden sollen.
Die Reform vernichtet Ausdrucksmöglichkeiten der Schriftsprache. Ich zitiere mich einmal selbst: „Der ganze Rechtschreibstreit dreht sich um die Frage, ob ohne staatlichen Eingriff Schreibgebrauch und Schreibnorm sich auseinanderentwickeln (in verschiedene Richtungen), wie die Reformer behaupten, oder ob sie sich in dialektischem Wechselspiel auseinander entwickeln.“ Diese elegante Möglichkeit, eine hörbaren strukturellen Unterschied in der Schrift zum Ausdruck zu bringen, vernichtet die Reform. Natürlich kann man das Gemeinte dennoch sagen, aber umständlicher. Wozu das Ganze? Wo ist da der Fortschritt? (Alle Neuschreiber begehen den Fehler, die Verbindung auseinandersetzen weiterhin für möglich zu halten!)
Quantitativ führt die Reform nicht zu gravierenden Änderungen des Schriftbildes (S. 8), das ist wahr, aber sie führt, wie man an der „Woche“ sehen kann, immer wieder zu störenden Stolpersteinen des Sinnlosen, Ungrammatischen und Häßlichen. Und sie zerstört das Sprachgefühl, soweit es der Schreibweise in ihrem doch unbestreitbaren Sinnzusammenhang gilt. Diese Störung und Zerstörung halte ich zugleich für eine Herabsetzung des Bildungsniveaus. Das Sprachgefühl, d.h. eine intuitive Beherrschung des ungemein fein ausgebauten Systems der Sprech- und Schreibkompetenz, ist in meinen Augen sogar ein Kernbereich der Bildung und wird daher in den allgemeinbildenden Schulen seit je aufs stärkste berücksichtigt. („Jede Stunde eine Deutschstunde“ - so lautet ja der alte Slogan.)
Bisher wurde an den Schulen die allgemein übliche Rechtschreibung unterrichtet. Daß es eine solche gab und immer noch gibt, werden Sie doch nicht bestreiten können, ohne sich selbst zu delegitimieren. Denn die Dudenredaktion hat diesen Usus bisher schlecht und recht zu erfassen versucht, und sie hat es weit besser gemacht, als man ihr meist unterstellt. Was uns jetzt geboten wird, ist aber nicht der Usus, der sich ermitteln läßt, sondern einer, der erst noch kommen soll, und zwar gerade durch seine vorwegnehmende Präsentation im Regelwerk. Das wird aber nie geschehen, weil der offenkundige Unsinn nie die nötige Akzeptanz finden wird.
Der Übergang von der allgemein üblichen zu einer angeblich besseren, aber eben nicht üblichen Schreibweise ist ein grundsätzlicher Umbruch, und genau darum geht es vor dem Bundesverfassungsgericht.
Daher ist es auch falsch, die vielen vorbereitenden wissenschaftlichen Untersuchungen als Beleg dafür anzuführen, daß auch der Unterricht in der Neuregelung der Wissensvermittlung diene (S. 8). Die wissenschaftlichen Untersuchungen führen ja keineswegs zu dieser Neuregelung. Vielmehr besteht die Neuregelung auf dezisionistischen Setzungen der unbedingt reformwilligen Herren Augst usw. Es gibt keine Wissenschaft, die zu der Erkenntnis führt, Adjektive auf -ig dürften nicht mit Verben zusammengeschrieben werden. Es gibt aber eine Wissenschaft, die zeigt, daß solche Zusammenschreibungen massenhaft verbreitet sind.
In Fn. 8 wird (im IDS-Stil) auf den armen Tröpfen herumgehackt, die Sprache und Orthographie gleichsetzen. Wer hat das getan? Eisenberg, Ickler, Munske, Stetter, Veith, Zemb? Daß „Wortschatz, Syntax und Stilistik“ von der Reform unberührt bleiben, ist ausführlich widerlegt in meinen größeren Schriften. (Eine stark erweiterte, auch korrigierte Neubearbeitung meines „Kritischen Kommentars“ liegt im Manuskript vor und steht Ihnen zur Verfügung, ebenso mein Kommentar zum bisherigen Duden.)
Es trifft sehr wohl zu, daß die Neuregelung ein Akt der Sprachlenkung ist. Das sieht man nicht nur an der übermütigen Bestimmung, in Privatbriefen sei die Anrede klein zu schreiben, sondern man erinnert sich auch etwa an Äußerungen von Augst, der z.B. 1982 (Dt. Akad. f. Sprache und Dichtung) ganz offen von demokratischen Formen der „Sprachlenkung“ sprach, zu denen er die Orthographiereform rechnete. Das Ausmaß des Eingriffs hat mit seiner Qualifizierung nichts zu tun.
Sie schreiben einerseits, die Neuregelung sei ein „Angebot an die Schreiberinnen und Schreiber zum eigenverantwortlichen Umgang mit der Schreibung“, erwarten aber andererseits, daß die Variantenfülle sich allmählich wieder reduziert. Dann wird es also wieder eine viel eingeschränktere Zahl vom Wahlmöglichkeiten geben, und der Duden wird sie verzeichnen, nicht wahr? Wo bleibt dann aber der eigenverantwortliche Umgang der Schreiberinnen und Schreiber? Die werden nach dem Usus fragen und nicht nach der einst aus lauter Verlegenheit „angebotenen“ Menge von Varianten. Diese Position ist also widersprüchlich und selbstaufhebend.
Widersprüchlich ist aber die ganze Dudenposition in Ihrer Stellungnahme, weil Sie einerseits die schöpferische Leistung Dudens und seiner Nachfolger herausstreichen, andererseits aus Legitimierungsgründen betonen müsen, daß der Duden nie etwas anderes getan hat, als den Usus, d.h. den sorgfältig eruierten Willen der Sprachgemeinschaft zu dokumentieren („deskriptiver Ansatz“).
Meiner Ansicht nach stünde es dem Duden nicht nur gut an, die Fahne der Wissenschaft hochzuhalten, sondern er hätte auf längere Sicht auch mehr davon. Wenn wir zu einer „englischen Lösung“ kämen, wäre der Duden gewiß ein Leitwörterbuch, denn niemand sonst kann den Usus so gut ermitteln und darstellen. Eine zurückhaltendere Position in Karlsruhe, was die inhaltliche Beurteilung der Neuregelung betrifft, wäre daher anzuraten.
Nun noch etwas anderes: Vor ein paar Tagen habe ich mich doch noch überwunden, den Band 9 des Duden zu erwerben, um zu sehen, wie sich die Redaktion in den zahllosen Problemfällen aus der Affäre zieht. Nun, die Dudenleute sind, wie vermutet, vernünftige Menschen, das sieht man gleich. Aber unproblematisch ist ihr Vorgehen gerade darum nicht.
Nehmen wir gleich den Fall Arbeit suchend. Wenn die Neuregelung überhaupt einen Sinn haben soll, dann muß angenommen werden, daß es arbeitsuchend überhaupt nicht mehr gibt. Dann gibt es aber nach den anerkannten Regeln der deutschen Grammatik (wie auch Gallmann und Sitta mehrfach dargestellt haben), nur noch die Substantivierung Arbeit Suchende. Es ist also falsch, Arbeitsuchende vorzusehen. Dieses Gebilde haben Sie wahrscheinlich aus den erratischen Einträgen Alleinstehende usw. im neuen Regelwerk extrapoliert, die sich dort ohne Verweis auf eine Regel finden, mit deren Hilfe sie gerechtfertigt werden könnten. Es gibt auch keine und kann keine geben. Ähnlich verfahren sie mit dem Eintrag gewinnbringend, der Ihnen die allgemeine Rechtfertigung gibt, im Falle der Steigerung oder Erweiterung zahllose Komposita wiederherzustellen: Aufsehen erregend, äußerst aufsehenerregend. (Die Ratsuchenden aus dem amtlichen Wörterverzeichnis haben Sie sich entgehen lassen.) Für die Komparation bringen Sie leider kein Beispiel, obwohl ich in meinen kritischen Arbeiten gerade darauf größten Wert gelegt habe, weil sich daraus das absolut zwingende Argument ergibt: Wenn es aufsehenerregender gibt, muß es auch aufsehenerregend geben! - Damit ergibt sich die Frage, was von der neuen Regelung überhaupt übrigbleibt. Außer Spesen nichts gewesen? Höchstens noch Eisen verarbeitend usw. ...
Unter „erstes Partizip“ (Punkt 3) wird mit Recht die Unmöglichkeit des verbal verstandenen Partizips im prädikativen Gebrauch gelehrt. Damit entfallen aber alle von der Neuregelung vorgesehenen Konstruktionen wie Diese Maschine ist Wasser sparend. Das müßte irgendwo gesagt werden, die Konsequenzen müßten aufgezeigt werden.
Wenn ich dies alles lese und dazu noch den Eintrag zu Leid tun, frage ich mich, wie der Duden sich heute eigentlich selbst versteht. Die Neuregelung wird vorexerziert, manchmal in einer fehlerentschärfenden Weise ausgelegt, aber es findet sich kein Wort der Kritik. Darf der Duden das nicht? Gibt er sich immer noch als Sprachrohr oder williger Vollstrecker derer, die eine „Regelungskompetenz“ zu haben glauben? Hat er keinerlei wissenschaftliche Ambition (von wissenschaftlicher Ehre ganz zu schweigen)? Wie ist es möglich, daß so kundige Menschen ohne Skrupel hinschreiben so Leid es mir tut und dies als „richtiges und gutes Deutsch“ verkaufen? Sie wissen doch so gut wie ich und jedermann, daß das kompletter Unsinn ist.
Noch ein paar Randbemerkungen: Bei bitte (S. 147) hat nicht die „Betontheit“ das Komma zur Folge, sondern die Pause. Denn man kann sehr nachdrücklich sagen Geh bitte nicht so schnell! - ohne Komma. Unter „Farbbezeichnungen“ und z.B. blau wollen Sie vernünftigerweise etwas von der bisherigen Unterscheidungsschreibung mit und ohne Bindestrich retten, aber das Regelwerk sieht ausdrücklich Beliebigkeit vor. „Gleichrangigkeit“ ist keineswegs dasselbe wie das bisherige Nebeneinander der Farben im Gegensatz zu Mischfarben. Unter erstere - letztere ist m. E. übersehen, daß (außer bei attributivem Gebrauch) nur noch Großschreibung vorgesehen ist: Letzteres war ihr durch Erbschaft zugefallen. Unter Eurhythmie ist die letzte Erwähnung dieses Wortes falsch geschrieben. Bei Konjunktiv ist der lebende Seitentitel verschrieben. Den Fingerbreit und die Handbreit wollen Sie retten, nur den Mundvoll usw. aufgeben. Ist das aus der Neuregelung zu rechtfertigen?
Daß zwischen läßt offen und schießt tot „syntaktisch kein Unterschied“ bestehe (321), kann man bezweifeln. Der Tod ist das Ergebnis des Schießens, die Offenheit aber kein Ergebnis des Lassens. Lassen hat viele Besonderheiten gegenüber normalen Vollverben.
Es ist verboten[,] zu rauchen (431). Das ist falsch, denn das Komma nach Vorgreifer-es ist obligatorisch, vgl. auf S. 430 das Beispiel aus dem Regelwerk: Sein größter Wunsch ist es, eine Familie zu gründen. Die Interpretation der Dudenredaktion (die mir brieflich mitgeteilt wurde), es komme auf unmittelbare Kontaktstellung zwischen hinweisendem Wort und Infinitiv an, ist ohne Stütze im Regelwerk. - Derselbe Fehler übrigens in dem Dudentaschenbuch „Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen“.
Wie es sich mit dem Apostroph beim Genitiv verhält, ist nach wie vor unklar. Soll man § 97 so verstehen, daß der Apostroph nur erlaubt ist, wenn es darum geht, die Grundform zu verdeutlichen (Carlo's, weil der Mensch auch Carlos heißen könnte)? Aber in Ihrer Stellungnahme führen Sie Rudi's an; niemand heißt Rudis, so daß man meinen könnte, der Apostroph sei generell bei Personennamen erlaubt, also Manfred's Seminararbeit usw.
Rotsehen ist anders behandelt als schwarzsehen; vielleicht richtig im Sinne der neuen amtlichen Rabulistik, aber das Ergebnis ist dennoch unplausibel.
Die vorigen Ausgaben von Band 9 waren meine Lieblingslektüre, richtige Fundgruben. Was ist daraus geworden! Ein Panoptikum des Unsinns und der abstoßenden Devotion vor Leuten wie Besch, Niehl, Lipowski und wie sie alle heißen, die dem Herrn Augst seinen Herzenswunsch erfüllt haben. Ich bleibe dabei: Ein beherztes Wort aus der Dudenredaktion zur rechten Zeit hätte das Desaster verhindern können.
Mit freundlichen Grüßen



31.12.1998

Sehr geehrter Herr Wermke,

hier die längere Fassung meines FAZ-Beitrags. Man könnte aber noch etliche Seiten mit weiteren Schnitzern füllen, etwa vom Typ In-stinkt vs. Urins-tinkt.

Mit den besten Wünschen

(Anlage)



13.2.1999

Sehr geehrter Herr Wermke,

wahrscheinlich hat sich Ihre Mannschaft auch schon mit Augsts neuem Werk [Wortfamilienwörterbuch] beschäftigt, und wohl sogar gründlicher, als ich es neben der Wörterbuchmacherei tun konnte. Trotzdem könnte meine Besprechung Sie interessieren (sie wird auch gedruckt). Wie Sie sehen, teile ich aus ohne Ansehen der Person. Übrigens unternehmen wir auch etwas gegen die GEW-Bertelsmann-Aktion in Schleswig-Holstein. In Berlin soll die Schulsenatorin die Bertelsmann-Rechtschreibung quasi vorgeschrieben haben; das berichten mir Lehrer, aber ich habe es nicht schwarz auf weiß. Natürlich werden wir auch dagegen vorgehen.

Copyright-Fragen gehen mich nichts an, weil ich ja nicht der Geschädigte bin, aber haben Sie eigentlich gewußt, daß Augst so weit gehen würde, auch aus dem DUW abzukupfern? Daß Kempcke und seine Leute zu Kreuze kriechen mußten, kann man ja noch verstehen.

Zur Zeit geht's ja drunter und drüber. Mir soll's recht sein. Das Chaos hat so wenig einnehmende Züge, daß mancher vielleicht meinen könnte, die alten und eigentlich ja immer noch herrschenden Zustände seien so schlecht nicht. Was für ein ausgereiftes Buch doch der Rechtschreibduden von 1991 ist! Ich kenne ihn jetzt fast auswendig und liebe ihn geradezu. Seither rutscht alles dem Abgrund zu, wie vorhergesagt.

Stets optimistisch, grüßt Sie freundlich



29.10.1999

Sehr geehrter Herr Wermke,
kürzlich fiel mir das Heft der Dudenbeiträge von und über Reiffenstein in die Hände. Im Impressum steht, die Umsetzung in die Reformschreibung sei „nach einer internen Regelung des Dudenverlags“ erfolgt. Hugo Steger hat wohl nichts davon gewußt? Ich kann mir nicht vorstellen, daß er selbst je schreiben würde:
Für mich persönlich ist sein spontanes Lachen immer ganz besonders Vertrauen erweckend gewesen.

Diese Fügung ist, wenn nicht geradezu unmöglich (es gibt Belege, ich weiß!), so doch eine arge grammatische Härte. Der Rechtschreibduden hat ja in diesem Punkt nicht mitgemacht, und der revidierte Bertelsmann ist halb zum Kompositum zurückgekehrt, offenbar unter dem Einfluß der Kritik, die natürlich auch der famosen Kommission eingeleuchtet hat und demnächst zu einer Reform der Reform führen wird.
In diesem Zusammenhang würde ich Sie gern fragen, wann der überarbeitete Duden herauskommt. Im Mannheimer Morgen hat Heller (oder war's Herberg?) kürzlich so etwas angekündigt. Ich war ja sehr erstaunt, daß sogar die Sonderausgabe, die zuerst von Weltbild vertrieben wurde, inzwischen aber auch in schwerverkäuflichen Stapeln anderswo herumliegt, immer noch den kapitalen Irrtum wieder sehen usw. enthält. Augst schreibt mir gerade, daß die Beratung der Wörterbuchmacher durch die Kommission einstweilen abgeschlossen ist, so daß man nun wohl auch einen neuen Duden mit den Früchten dieser zweifellos sehr nützlichen Vorgaben erwarten darf.

Wie zu hören ist, berät zur Zeit die Bundesregierung (Abteilung Naumann, also wieder mal die unvermeidliche Frau Palmen-Schrübbers!) über das Konzept der Kultusminister für den angekündigten Beirat. Man darf gespannt sein.
Ich lege noch meine „Vorläufige Bilanz“ bei und die Augst-Besprechung, die gerade erschienen ist.

Mit den besten Wünschen



23.11.1999

Sehr geehrter Herr Wermke,
besten Dank für Ihren freundlichen Brief vom 19. November! Entschuldigen Sie bitte meine zudringliche Frage nach dem zu erwartenden neuen Duden! Ich habe durchaus als interessierter Privatmann gefragt, denn ich sehe mich nicht als Konkurrenten, obwohl ich auch ein orthographisches Wörterbuch mache. Damit verhält es sich übrigens folgendermaßen: Die Entwurf-Version, die seit dem Sommer kursiert, war nicht für den Buchhandel gedacht, sondern einerseits für die Mitstreiter, damit sie ihre kritischen Anmerkungen beisteuern können (was inzwischen reichlich geschehen ist), andererseits schon einmal als Beitrag zur aktuellen Debatte, sozusagen als konkret gewordenes Argument zugunsten der bisherigen Rechtschreibung ohne Fortsetzung des Dudenprivilegs. Ich hatte das schon verschiedentlich unter dem Schlagwort „Duden ohne DUDEN“ apostrophiert und Ihnen seinerzeit auch erläutert, warum meiner Ansicht nach ein solches Demonstrationsobjekt vorgelegt werden sollte. Nun hat aber ein starkes Interesse an der in kleinster Auflage verschickten Entwurfsfassung eingesetzt, und Herr Dräger hat noch zweimal nachgedruckt. Besonders nach der unerwarteten Rezension von Dieter Roth in der Rhein-Neckar-Zeitung ist eine etwas prekäre Situation entstanden, weil ich mich zwar über das Interesse und die schöne Werbung freue (aus sachlichen Gründen, versteht sich, denn kommerziell ist das Ganze nach wie vor und gewiß für immer ein Zuschußgeschäft, das nur durch großzügiges Mäzenatentum möglich ist), andererseits aber nur zu gut weiß, wie fehler- und lückenhaft das Opus immer noch ist. Schließlich habe ich es ganz allein und nebenbei geschrieben, wobei ich die Regeln mit weit mehr Sorgfalt bearbeitet habe als das ziemlich rohe Wörterverzeichnis. Inzwischen ist aber einiges geschehen, und ich lege Ihnen eine neubearbeitete Probestrecke bei. In Zukunft soll jeder, der die Vorversion erworben hat, sie gratis gegen die Endfassung eintauschen können, die wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres herauskommt. Ich schicke Ihnen also die Probefassung mit allen diesen Vorbehalten. Übrigens ist es eine recht erfreuliche Erfahrung, die Verbesserungsvorschläge einer Schar von idealistischen Mitstreitern entgegenzunehmen und einzuarbeiten, soweit es mit der Gesamtkonzeption vereinbar ist. Wenn ich bloß mehr Zeit hätte! Ein Jahr Beurlaubung würde der Sache zugute kommen, aber das ist leider ganz unmöglich.
(Herr Dräger hält sich zur Zeit in Indonesien auf, so daß es schon vorkommen kann, daß in seinem Kleinverlag nicht einmal das Telefon besetzt ist. Ich bitte in seinem Namen um Nachsicht.)
Zum Konzept möchte ich noch eine Überlegung mitteilen, die vielleicht auch dem Duden zugute kommen könnte (wobei ich mich selbstverständlich nicht als Besserwisser gegenüber einer so erfahrenen Mannschaft aufspielen möchte). Verschiedene Mitstreiter haben den Wunsch nach mehr „Eindeutigkeit“ geäußert. Ich kann das am besten am Beispiel kalt stellen erläutern. Der Duden hatte ja hier durch Zuordnung bestimmter Bedeutungen (übertragener Gebrauch, Sie wissen schon) die Schreibung einzelwortbezogen festgelegt, und diese Eindeutigkeit möchten manche auch bei mir sehen. Dagegen ist nun zweierlei zu sagen. Erstens stimmt es nicht mit dem Sprachgebrauch überein. Die erwähnten Freunde sind oft selber überrascht, daß sie keineswegs so dudenfest sind, wie sie glauben, zum Beispiel bei ernstnehmen (sic), nochmal usw. Zweitens aber - und das ist viel wichtiger - sind die sprachdidaktischen, lernpsychologischen Folgen dieser Art von Eindeutigkeit fatal: Man weiß zwar vorab, daß es eine bestimmte Schreibweise gibt, weiß aber nicht, welche es ist, muß also jedesmal nachschlagen (oder gibt es auf und sonnt sich im falschen Gefühl, dudenfest zu sein, s. o.). Bei mir ist es ganz anders: Ich gebe im Regelteil für eine sehr kleine Gruppe, entsprechend dem durchgängigen, empirisch ermittelten Sprachgebrauch, obligatorische Zusamenschreibung an und stelle den Rest anheim (mit dem kleinen Bogen, der bei mir etwas anderes bedeutet als im amtlichen Wörterverzeichnis. Es wäre allenfalls zu erwägen, diesen Bogen noch zu qualifizieren als „vorzugsweise zusammengeschrieben“ (denn in Wirklichkeit gilt ja „im Zweifel schreibe man zusammen“ - das ist die wirkliche Tendenz!)). Auch bei mir herrscht also „Eindeutigkeit“, aber eine ganz andere, ungemein erleichternde. Eine Veränderung des Duden in diesem Sinne fände ich sprachgerecht und äußerst positiv. Der weiterhin beibehaltene Weg einer einzelwortbezogenen Festlegung ist ein Irrweg und führt dazu, daß weiterhin zwischen Norm und Usus eine Kluft herrscht, der allmähliche Wandel der Schreibweisen nur als Verstoß möglich ist usw.
Warum mir das Wohl Ihres Hauses immer noch am Herzen liegt, ist schwer zu sagen. Vielleicht wegen meiner bei aller Kritik nie verleugneten Hochachtung vor der Qualität so vieler schöner Bände, die bis zur Umstellung doch sehr brauchbar und ausgereift waren. So denke ich auch gern an den Aufenthalt in Ihrem Hause und unsere Gespräche zurück, die Ihnen sicherlich gezeigt haben, daß ich ursprünglich nichts anderes wollte, als Schaden von Ihnen und damit auch von der deutschen Sprache (oder umgekehrt) abzuwenden. Meine Enttäuschung beruht darauf, daß Sie (aber das ist nicht persönlich gemeint) dann doch die Strategie verfolgt haben, die Reform, von der Sie genau wissen, daß sie nichts taugt, sozusagen aus allen Rohren zu verteidigen und nichts als verbrannte Erde in Ihrem Verlagsprogramm zurückzulassen. Ich sehe nun dem angekündigten Zehnbänder entgegen, der angesichts der Tatsachen nur ein Desaster bedeuten kann, auch wenn in die nichtorthographischen Teile noch so viel Sorgfalt gesteckt worden ist, woran ich natürlich nicht zweifele. Die Zerstörung des Wörterbuchmarktes (von mir schon vor Jahren vorausgesagt), an der Sie nun selbst leiden, wurde vom Dudenverlag entscheidend mitverursacht. Im Wirtschaftsteil der Zeitungen steht die eigentliche Wahrheit über diese ganze Geschichte. Auch die gegenwärtige Verramschungsaktion (Dreierpack, CD fast gratis) deutet auf unbefriedigenden Geschäftsverlauf hin. Es würde mich nicht wundern, wenn Bertelsmann, wo man sich ja mit eigenen Umstellungsbemühungen bemerkenswert zurückhält, den ganzen Laden übernimmt.
Meine Augst-Rezension wäre insofern zu ergänzen, als entgegen meiner Vermutung die Autoren des Handwörterbuchs, zumindest Herr Kempcke, überhaupt nichts davon wußten, daß ihre Arbeit auf diese Weise ausgebeutet werden sollte. Das hat mir eine gute Bekannte von ihm geschrieben.
Wenn ich zurückblicke, kommt mir manches immer noch unerklärlich vor, andere Nebel könnten sich irgendwann lichten. Augst und Schaeder haben bekanntlich ein ganzes Buch Lutz Mackensen gewidmet. Soweit ich mich erinnere, hat der Volkskundler Mackensen sich nach dem Ende des Dritten Reiches auf unverfänglichere Gebiete verlegt und dort ja auch durchaus Tüchtiges geleistet (populärwissenschaftliche Arbeiten im besten Sinne). Vorher hat er, meiner Erinnerung nach, allerlei Krasses geschrieben, worin viel von „Entscheidung“ die Rede war. Sein Name war mir schon als Schüler bekannt, weil mein Deutschlehrer ein Schüler von ihm war und gelegentlich von ihm erzählte. Daß er zum Schutzheiligen der linken Reformer wurde, hat er wohl bloß deren Haß auf den Duden zu verdanken.
Solche allzumenschlichen Motive müssen irgendwann aufgearbeitet werden. Ohne ganz perönliche Obsessionen von Herrn Augst ist die außerordentliche Beharrlichkeit nicht zu verstehen, mit der er schließlich etwas ganz anderes, als er eigentlich wollte, durchzusetzen vermochte, ut aliquid fieri videatur und die Gebildeten zuschanden würden. Denn nun muß jeder das dumme Zeug schreiben, von dem Augst als aufgeweckter Bauernjunge so gerne gehabt hätte, daß es mindestens ebenso anerkennenswert erschiene wie die Schreibweise der besser Vorgebildeten: Naseschnäuzen, Zierrat, einbläuen. Beschämt sieht man, wie FAZ usw. diesen Narrentanz mittanzen. Und Duden, leider.
Zum Schluß noch eine Kleinigkeit: Sämtliche Wörterbuchmacher und auch ich selbst haben übersehen, daß laut Neuregelung nochmal zusammengeschrieben wird (§ 55, 4). Dabei habe ich die Stelle in meinem Kommentar wörtlich abgedruckt und dann gleich darauf falsch kommentiert. Bertelsmann hatte zunächst Zusammenschreibung, aber nur aus Dusseligkeit und ohne Markierung, In der zweiten Auflage (März 1999) setzte sich dort ebenfalls die Irrmeinung durch, Zusammenschreibung sei alt und Getrenntschreibung neu, während es in Wirklichkeit umgekehrt ist.
Ich lege meine vorläufige Wahrig-Besprechung bei und füge noch ein Blatt mit weiteren Beobachtungen hinzu. Die Wahrig-Bücher sind Dokumente höheren Blödsinns und allenfalls als Warnung dienlich.

PS: Ihre Schreibkraft braucht eine Nachschulung oder einen Konverter.



31.3.2000

Sehr geehrter Herr Wermke,
mit einiger Mühe ist es mir gelungen, den zweiten Bericht der Kommission zu bekommen, Heller wollte ihn mir eigentlich gar nicht schicken, weil ich, wie er schrieb, ja ohnehin nicht bereit sei, mich der Neuschreibung zu fügen. Er mußte erst vom Sekretatiat der KMK gezwungen werden. Ich füge meinen ersten Kommentar bei. Duden wird ohne namentliche Erwähnung im Bericht nicht gut behandelt.
Was ich aber fragen wollte - und es betrifft diesmal kein Betriebsgeheimnis wie das Erscheinungsdatum des neuen Rechtschreibdudens -: Die Kommission legt Wert auf die Feststellung, daß es die Verlage waren, die die Kommission zu Beratungen eingeladen haben, und nicht umgekehrt. War das wirklich so? Wo hat man sich denn getroffen? Und wie soll man sich so eine gemeinsame Einladung überhaupt vorstellen? Ich hatte aus Gesprächen mit Frau Wahrig in Erinnerung, daß die Kommission eingeladen hatte, um auf Einheitlichkeit der Wörterbücher hinzuarbeiten. Ebenso haben es mir Herr Thies und Herr Augst bestätigt. Erst mein Protest gegen diese Bevorzugung ausgewählter Verlage hat möglicherweise zu der auffälligen neuen Darstellung geführt, und zwar soll das Bundesjustizministerium sich für die näheren Umstände interessiert haben. Also das würde mich schon interessieren.
Frau Wahrig macht mit Peter Eisenberg zusammen ein neues Wörterbuch, das auch die bisherige Rechtschreibung enthält und neu darstellt, nicht wahr? Sehr zukunftsträchtig, trifft sich ja mit meinem Unternehmen. Ich habe inzwischen meine Regeln noch einmal überarbeitet und im Wörterverzeichnis die entsprechenden Verweise angebracht. Nächste Woche wird es gedruckt.
Mit freundlichen Grüßen



8.4.2000

Sehr geehrter Herr Wermke,
besten Dank für Ihre rasche Antwort! Da Sie meiner Auffassung nicht widersprechen, nehme ich an, daß sie richtig ist: Die Kommission hat die Verlage eingeladen, nicht umgekehrt. Es ehrt Sie, daß Sie sich nicht zur einer falschen Aussage haben verleiten lassen.
Die gegenteilige Behauptung ist offensichtlich deshalb in den Bericht hineingeschrieben worden, weil ich mit rechtlichen Schritten gegen die Bevorzugung einiger weniger Wörterbuchmacher durch die Kommission gedroht hatte. Ich werde der Sache weiter nachgehen.
Mit Dank und freundlichen Grüßen



12.10.2000

Lieber Herr Wermke,

den neuen Duden habe ich, wie Sie ja wissen, nach einer schnellen Durchsicht schon einmal in der FAZ besprochen. Erst nach dem Urlaub habe ich ihn dann noch einmal gründlicher untersucht, und das Ergebnis sehen Sie hier.
Aus dem Vergleich des neuesten Bertelsmann und Ihres Dudens erkennt man, daß auch solche Einfälle wie morgen Früh nicht Ihrer Laune entsprungen, sondern tatsächlich der Kommission gekommen sind. Ebenso die Mass Bier. Aus dem Bertelsmann habe ich nicht so viel machen wollen, weil der ja praktisch unverkäuflich ist. In der Verkaufsstatistik von amazon.de steht er weit hinter meinem famosen Rechtschreibwörterbuch. Übrigens ist auch der Duden ein Stückchen vom ersten Platz entfernt, wo man ihn normalerweise vermuten sollte.
Daß ich dem Duden keine Konkurrenz machen will, wissen Sie; es wäre auch ein lächerliches Unterfangen. Wenn sich der Duden daran machen würde, die moderne Erwachsenenorthographie ungefähr nach den Grundsätzen darzustellen, wie ich es Ihnen damals erläutert und inzwischen mit meinen bescheidenen Kräften verwirklicht habe, ziehe ich mich sofort wieder zurück.

Wie konnte denn das Malheur mit wiederaufbauen usw. passieren?

Jedenfalls ist der neue Duden aber ein wichtiger Schritt zum Rückbau der Rechtschreibreform. Unsere Kinder lernen in der Schule noch manche Getrenntschreibung, die schon gar nicht mehr verbindlich ist. Wenn das rauskommt, wird es der Reform und dem Duden schaden. Andererseits dürfen die Änderungen auch nicht geheim bleiben, sonst kauft niemand den neuen Duden; denn die 5000 neuen Wörter sind wohl kein hinreichendes Motiv. Zum Glück nicht mein Problem.

In den Änderungen steckt eine gewisse Dynamik, die ich am Ende meines Papiers zu extrapolieren versuche. Vielleicht wird nach dem Anschlag auf die Zeitlang und den Mundvoll auch noch der Zollbreit usw. zerhackt? Oder umgekehrt der erste Schritt wieder zurückgenommen? Mal sehen. Nur eins steht fest: So bleibt es ganz bestimmt nicht lange!

Gerade bekomme ich die „Sprachwissenschaft“ (übrigens jetzt ganz umgestellt, ich werde sofort kündigen) mit dem aufschlußreichen Artikel von Herrn Scholze-Stubenrecht. Er läßt erkennen, in welcher Klemme Sie alle stecken, weil Sie dieser komischen Kommission ausgeliefert sind. Das sind die Folgen der Fehlentscheidung ganz am Anfang, noch vor Ihrer Zeit. Es ist ein Jammer.

Mit freundlichen Grüßen



10.3.2001

Lieber Herr Wermke,

im Oktober wollte ich Ihnen schon einmal schreiben, aber ich glaube, ich habe den Brief dann doch nicht abgeschickt. Anderenfalls verzeihen Sie bitte die Wiederholungen.

Mein Rechtschreibwörterbuch, über dessen Konzeption ich Ihnen ja schon mündlich Rechenschaft geben konnte, ist – das brauche ich nicht eigens zu betonen – keinesfalls als Konkurrenz zum Duden gemeint. Ich bin nicht größenwahnsinnig. Es enthält auch noch ein paar kleinere Fehler, auch in der gerade erschienenen Manufactum-Sonderausgabe. Ich habe es ja im wesentlichen ganz allein zusammengebastelt, und nur so nebenbei. Die Regelformulierung war keine kleine Arbeit, zumal ich ja Außenseiter bin, kein Orthograph und auch kein Lexikograph. Eine interessante Erfahrung immerhin, die mir auch viel Interesse bei unterschiedlichsten Briefschreibern eingetragen hat. Der Grundgedanke ist wohl nicht ganz verkehrt.

Kürzlich schickte mir jemand das Blatt, das Sie jedem Rezensionsexemplar des neuen Duden beigelegt hatten. Ich kannte den Text irgendwoher, wußte aber nichts von der Beilage. Das war wohl eher kontraproduktiv. (Übrigens hatte ich trotz mehrfacher Zusage per E-mail seinerzeit kein Rezensionsexemplar bekommen und mußte mir selbst eins besorgen – die Zeiten sind härter geworden seit Drosdowski.) Der Text ist nicht aufrichtig. Der letzte Satz („Das ist auch schon alles.“) klingt wie von Stickel formuliert. Also nicht geradezu gelogen, aber trotzdem falsch. „Es gibt Wichtigeres als die Frage, mit wie vielen f Schifffahrt geschrieben wird.“ - Das ist so der Stil, man müßte ihn einmal genauer untersuchen.) Daß ich seit 1996 das Scheitern der RR voraussage, macht meine Voraussage nicht falsch. In den Augen vieler Zeitgenossen ist die RR bereits gescheitert. Das muß ich ja nicht ausführen, im Grunde denken Sie doch genauso darüber.

Sie bestreiten, daß durch die neuen Wörterbücher die amtlichen Regeln stillschweigend revidiert wurden. Es ist aber trotzdem wahr, und Herr Scholze-Stubenrecht hat es ja mehr oder weniger deutlich auch in seinem Aufsatz in der „Sprachwissenschaft“ durchblicken lassen. Die angeblichen „Interpretationshilfen“ der Kommission stehen teilweise in klarem Widerspruch zu den amtlichen Regeln. Wer sich noch an die Vorlage zur Mannheimer Anhörung erinnert, sieht das sofort.

Kürzlich schrieb mir Rolf Bergmann, er habe die Umstellung der „Sprachwissenschaft“ auf die Neuregelung „mit Ausnahme der Getrennt- und Zusammenschreibung“ veranlaßt. Natürlich weiß er durch Frau Klosa [seine Tochter, Dudenredakteurin], daß die GZS zum Abschuß freigegeben ist. Andere wissen das aber nicht, sondern lernen das ganze Zeug noch. Ich nehme an, daß noch im laufenden Jahr die (partielle) Rücknahme, wie im Bertelsmann und Duden schon praktiziert, auch offiziell bekanntgegeben wird. Aber auch wenn das nicht geschieht, ist die gesamte umgestellte Literatur der ersten Generation überholt. Bei Duden wird nun auf die Reform-Reform umgestellt und der Bestand verramscht, aber das ist noch lange nicht das Ende. Ich bedauere dies aufrichtig; ich hätte mir gewünscht, daß der Dudenverlag seine knappen Ressourcen für etwas anderes hätte mobilisieren dürfen. Durch die falsche Verlagsentscheidung sind Sie jetzt gezwungen, sich von Augst und seinesgleichen auf der Nase herumtanzen zu lassen.

Der neue Duden hat einen Schönheitspreis bekommen. Meiner Ansicht nach nicht zu Recht. Nicht einmal der untere Abschluß der Spalten ist auf gleiche Höhe gebracht. Man hätte auch die geringe Haltbarkeit, das Unsolide des Papiereinbands würdigen müssen. Für ein Rechtschreibwörterbuch kommt doch gar nichts anderes als Halb- oder Ganzleinen in Betracht. Bei der Vergänglichkeit des jetzigen Inhalts allerdings braucht der Einband auch nicht haltbarer zu sein, aber in Zukunft müßte man hier wieder zu besseren Lösungen kommen.

Ob Ihr Haus ein Wörterbuch für Altschreiber machen könnte? Einfach feststellen, daß es sie gibt und weiterhin geben wird, und daß sie ebenfalls ein Wörterbuch verdienen ... Und dann mit dem Absatz auftrumpfen! Das wäre auch ein Weg, das Ruder doch noch herumzureißen. Warum in aller Welt muß denn ich auf meine alten Tage so etwas machen! Ich packe sofort wieder ein, wenn Sie es machen!

In zwei Wochen erscheint mein Buch „Regelungsgewalt – Hintergründe der Rechtschreibreform“. Darin ist erstmals das Zitat aus Drosdowskis handschriftlichem Brief („mafiaähnliche Verhältnisse“ – Sie wissen schon) abgedruckt. Sonst gibt es über den Duden nichts zu enthüllen.

Bald wollen wir auch eine Dokumentation machen, natürlich besser als die Zabelschen Produkte. Darin wird dann auch Ihr oben erwähntes Blatt für die Rezensenten seinen Platz finden.

Mit freundlichen Grüßen (auch an Herrn Scholze-Stubenrecht) und den besten Wünschen



9.5.2001

Lieber Herr Wermke,

wie Sie sich denken können, sind die beiden trivialen Fehler in dem Beitrag der Erlanger Nachrichten nicht mir selbst unterlaufen. Die Interviewerin, eine Medizinstudentin und freie Mitarbeiterin der Zeitung, hat leider von meinem Angebot, den Text vorher gegenzulesen, keinen Gebrauch gemacht, und so kam es, wie es in solchen Fällen immer kommen muß. Mir selbst war die Sache zu belanglos, um nachzuhaken.

Wie mir Herr Fussy gerade schreibt, interessiert ihn die Frage, wie die seit 1998 vorgenommenen Änderungen in Deutschland an die Öffentlichkeit gelangen. In der Tat. Wenn man sieht, daß der Heyne-Verlag das unsägliche Wörterbuch von Göbel und Naumann nochmals nachdruckt, kann man sich nur noch ans Hirn greifen. Bei Heynes hat man natürlich keine Ahnung, und Naumann und Göbel scheint, wie zu vermuten war, von jenen Informationen ausgeschlossen, die Augst und Partner nur Ihnen und Bertelsmann zukommen ließen.

Mit freundlichen Grüßen



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Kommentare zu »Wermke, ich und die Rechtschreibreform«
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 10.03.2020 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1291#43129

„In meinem ‚Kritischen Kommentar‘ habe ich bereits darauf aufmerksam gemacht, daß es bei strenger Befolgung der Regeln künftig heißen muß dr. theol. (Zitatwort) oder Dr. Theol., Dr. Rer. nat. usw.“

Tatsächlich findet sich schon im amtlichen Regelwerk das Beispiel Dr. med., obwohl sich hinter med. ein Substantiv verbirgt; gut, theoretisch könnte es als medicus statt medicinae gelesen werden. Andererseits gilt für stud. Kleinschreibung (auch schon vor der Reform), das wird also als Zitatwort behandelt. Man kann es vielleicht so sehen: Auch Dr. rer. nat. ist zitiert, wobei im Zitierten Dr. als Eigenname behandelt wird (daher groß; stud. ist im Gegensatz dazu kein akademischer Titel, daher klein), der Zusatz rer. nat. dagegen nicht als Teil eines Eigennamens (aber: Literarum Humaniorum Doctor, so in Duden online, die Großschreibung entspricht der Abkürzung L.H.D.); verwirrenderweise wird jedoch mit doctor rerum naturalium (doctor in Kleinschreibung!) erklärt, immerhin hat Duden online Doctor iuris utriusque als Stichwort (als Abkürzung wird übrigens Dr. j. u. statt Dr. i. u. angegeben).

Na ja, wenn eine Uni den Titel Dr. rer. nat. vergibt, dann würde ich das auch in Reformschreibung so übernehmen. In Duden online findet sich Escherichia Coli, das entspricht zwar der Reformschreibung, aber der wissenschaftliche Name wird nun einmal Escherichia coli geschrieben. Das Duden-Wörterbuch medizinischer Fachbegriffe hält es mit Krankheitsbezeichnungen, was die GKS angeht, wie mit wissenschaftlichen Namen, zum Beispiel wird dort Herpes zoster geschrieben, während Duden online Herpes Zoster vorsieht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.03.2020 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1291#43130

»Na ja, wenn eine Uni den Titel Dr. rer. nat. vergibt, dann würde ich das auch in Reformschreibung so übernehmen.«

Das ist unerheblich. Jedenfalls ist die Frage, was das Regelwerk vorschreibt, damit nicht beantwortet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2023 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1291#51983

„Angina Pectoris
Wussten Sie schon? Die Schreibung dieses Wortes wurde 1996 geändert.“ (Duden)

Das scheint aber an Wikipedia und vielen medizinischen Fachbüchern vorbeigegangen zu sein. Sie schreiben weiter „Angina pectoris“, weil sie wohl nicht erwägen, daß unsere Reform auch gleich noch die Orthographie des Lateinischen reformiert haben. „pectus“ ist je kein Fremdwort aus dem Lateinischen, und „pectoris“ ist kein deutscher Genitiv, sondern das Ganze ist einfach Latein.
 
 

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