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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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21.12.2007
 

Der Physiker Weiland
Erinnerung an einen Großen

Als vor einigen Jahren an der Universität Erlangen wieder einmal eine Rektoratsübergabe gefeiert wurde, gab es auch die passenden Festansprachen, die dann in den Erlanger Universitätsreden gedruckt erschienen – orthographisch verwüstet wie alles, was unsere Pressestelle herausbringt.
In einer dieser Ansprachen hieß es: "Gefeiert als Quantensprung, der das klassische Weltbild wie Weiland in der Physik überwunden habe ..."
Ich nehme nicht an, daß es sich um einen Druckfehler handelte, sondern die Redakteurin glaubte wirklich und glaubt vielleicht heute noch an den Physiker Weiland.



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Kommentare zu »Der Physiker Weiland«
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 22.12.2007 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=940#11047

"In dubio pro reo," heißt ein Grundsatz des römischen Rechts. Vielleicht ist die Dame auch einfach nur viel zu belesen. Erlangen, Erfurt, wer steigt da heute in Zeiten der orthographischen Verunsicherung noch durch? Eventuell gab es da auch nur eine Verwechslung mit Wieland, den es ja tatsächlich gab. Ihn unterscheidet von dem berühmten Physiker Weiland lediglich die Stellung der beiden ersten Vokale im Nachnamen. Gut zugegeben, Wieland war nicht in Erlangen, sondern in Erfurt. Und zwar von 1769 bis 1772, was auch schon ein bißchen her ist. Ach ja, und Physiker war er eigentlich auch nicht. Noch nicht einmal Hobbyphysiker in seiner Freizeit. Doch wer will hier beckmesserisch werden? Das Adjektiv "beckmesserisch" ist schließlich auch nach einer Person gebildet worden, und zwar nicht nur nach einer von Wagner erdachten.

Aber womöglich darf man künftig auf weitere unbekannte Forscher und Künstler hoffen. Es gibt da noch die schöne, wenn auch etwas altmodische Formulierung "fürderhin". In einem (möglichen) Satz wie "Fürderhin sagte der Staatssekretär beim gestrigen Empfang, wie gut ihm die Gesellschaft gefallen habe" wird es am Satzanfang auch groß geschrieben. Alfons Fürderhin und, ja wie heißt Weiland eigentlich mit Vornamen? Ich vergesse so etwas immer wieder leicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2007 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=940#11048

Beckmesser oder Beckmesserin ... (Duden Synonymwörterbuch!)
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 23.12.2007 um 15.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=940#11049

Ob Beckmesser bei Wagner verheiratet war, erinnere ich nicht. Der historische Beckmesser war es gewiß. Warum deshalb eigentlich nicht "Beckmesserin", wenn damit seine Frau gemeint ist?

Die Frau von Johann Christoph Gottsched wurde auch die "Gottschedin" genannt, ebenso die als erste Dichterin aus dem sogenannten vierten Stand bekannte Anna Louisa Karsch, genannt die "Karschin". Noch im achtzehnten Jahrhundert diente die weibliche Endung auf -in dazu, eine Person auch beim Nachnamen als Frau zu erkennen. Etwa auf einem Titelblatt mit abgekürzten Vornamen. Die Karschin hatte neben ihrem Geschlecht auch noch ihre soziale Herkunft als Manko, gegen das sie gleichsam anschrieb. Und die Gottschedin mußte neben ihrem berühmten (oder berühmteren) Mann ein eigenes Profil als Dramendichterin (ihre Bühnenstücke finden sich in der von ihrem Mann herausgegebenen Sammlung "Die Deutsche Schaubühne") und Übersetzerin gewinnen. Heute bedarf es dieser grammatischen Unterstützung nicht mehr. Oder doch wieder? Hat Walter Jens vielleicht deshalb seiner gemeinsam mit seiner Frau verfaßten Biographie Katharina Pringsheims den sehr altbackenen Titel "Frau Thomas Mann" gegeben? Immerhin wird Jens' Frau auf dem Titelblatt nicht zu "Inge Jensin".

Vor einigen Jahren bewarb der Kaffeeröster Jacobs Schwule als Zielgruppe mit dem Spruch "Für Kaffeetanten". Eigentlich hätte das doch dann auch "Kaffeeonkel" heißen müssen. Aber das klingt natürlich ebenso blöd wie die "Beckmesserin". Ich kann ja auch jemanden, der stets alles ausplaudert, eine "Plaudertasche" nennen. Das muß ja nicht zwingend auch eine Frau sein. Das grammatische Geschlecht ist aber nun mal bei der Tasche weiblich. Ein Pendant – Frauen mit ausgeprägter Neigung zu Handtaschen mögen mir das nun nachsehen – wäre der Beutel. Für einen Plauderbeutel gibt es hingegen keinen mir bekannten authentischen Beleg. Dafür gibt es bei der Spezies "Windbeutel" gewiß auch weibliche Vertreter, womit ich aber diese Sternesche Digression auch schon beende.

Interessanterweise fehlt übrigens dieser Hinweis auf das Engagement Jacobs' für die Akzeptanz Homosexueller in der "Markenchronik" auf der Internetseite des Unternehmens. Also doch keine so genehme Zielgruppe? Und das in Zeiten politischer Korrektheit!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2007 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=940#11054

Frau Millerin nennt Fr. Schiller die Frau des Stadtmusikanten Miller und Mutter der Luise, Hauptperson in "Kabale und Liebe".
 
 

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