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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.04.2008
 

Schwache Zeitung
Untergebutterte Reformgegner

Die SZ vom 18.4.08 bringt einen Text von Joachim Kaiser aus den Frankfurter Heften vom Jahre 1951, dargeboten als vergilbter Ausriß, trotzdem auf Reformschreibung von 2006 umgestellt, auch mit Trennungen wie Symp-tom, inte-ressant und Demons-tration sowie dem Versehen bewußt.
Kaiser war eigentlich gegen die Rechtschreibreform, hat sich aber in seiner eigenen Zeitung so wenig durchsetzen können oder wollen wie der Reformgegner Helmut Schmidt in der ZEIT.



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Kommentare zu »Schwache Zeitung«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2015 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#28643

Ein Bericht aus Erlangen hat mich veranlaßt, den Stand der Dinge noch einmal nachzuprüfen, und ich habe gefunden, daß die Exhibitionisten es wirklich wilder denn je treiben. Sie verletzen Scham. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2011 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#18254

Im Diskussionsforum ist gerade noch einmal Kennedy erwähnt worden (wg. Parallele zu Guttenberg). Kürzlich habe ich wieder mal etwas über Kennedy gelesen (Biographie von Alan Posener), und da kamen mir all die Erinnerungen wieder. Die Nachricht von seiner Ermordung las im im Schaukasten der Oberhessischen Presse in Marburg, 19jähriger Student im zweiten Semester. Ich kann mich an den Novembermorgen noch genau erinnern. Die meisten von uns waren damals sehr für K. eingenommen, eine "Lichtgestalt" war auch er. Im Rückblick sehe ich natürlich, daß wir Opfer einer unerhörten Propagandamaschine waren, bin aber inzwischen alt genug, mich deshalb nicht mehr zu schämen. Wie gesagt, ich will nicht urteilen, aber die allgemeine Verehrung hatte wohl keine reale Grundlage. Noch heute gilt es, wie ebenfalls schon gesagt, als Lob, wenn man jemanden als Kennedy (unserer Zeit, von Dresden usw.) bezeichnet.
Ungefähr ein Jahr zuvor wurden wir Gymnasiasten in die Aula unserer Schule geführt, wo uns in Filmaufnahmen Vizepräsident Johnson demonstrieren sollte, was ein wahrhaft demokratischer Redner ist. Das war immer noch Reeducation. Man sich das heute kaum noch vorstellen, deshalb erzähle ich es hier.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2010 um 09.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#16889

Noch etwas zu mißlungenen Vergleichen: Die Süddeutsche Zeitung betitelt heute eine Bildstrecke über Horst Seehofer mit "Kennedy der CSU". Vor 20 Jahren wurde der SED-Funktionär und Wahlfälscher Wolfgang Berghofer als "Kennedy von Dresden" bezeichnet – wohl wegen einer entfernten Ähnlichkeit der Frisur. Kennedy selbst kann man unterschiedlich beurteilen, aber solche dämlichen Vergleiche hat er bestimmt nicht verdient.
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 08.10.2010 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#16878

"Er aber sprach zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen." Lukas 22,25 (aus: www.bibleserver.com)

Dabei fallen mir die "Zehn guten Gründe für die ..." von Karin Wolf ein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2010 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#16876

Heute titelt der bibelfeste Prantl: Präsident Benjamin, nur weil Wulff der bisher jüngste Buprä ist. (Aber am biblischen Benjamin war ja nicht bemerkenswert, daß er jung war – das waren alle mal –, sondern seine Stellung unter den Geschwistern.) Im Juli hatte er ihn als Schmeichelstein vom Schloss Bellevue angekündigt. Prantl-Überschriften erkennt man ungefähr so wie Suhrkamp-Titel schon von weitem. Es müdet einen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2010 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#16846

In der SZ vom 2.10.2010 legt sich Heribert Prantl für die Revidierbarkeit von politischen Entscheidungen ins Zeug. Allerdings bezieht er sich auf Stuttgart 21, man hätte sich dasselbe im Falle der Rechtschreibreform gewünscht. Während man bei dem Bahnhofsneubau immerhin noch von einem umstrittenen Vorhaben sprechen kann, war die Rechtschreibreform eindeutig verfehlt und ist gescheitert. Um so enttäuschender die Folgsamkeit der Zeitungen.

Derselben Ausgabe liegt ein Sonderteil über "20 Jahre deutsche Einheit" bei. Darin versucht Prantl die deutsche Teilung und Wiedervereinigung unter das Motiv "Kain und Abel" zu bringen und kämpft dann den ganzen Artikel hindurch mit der offenkundigen Verfehltheit dieser Parallelisierung. Man fremdschämt sich ein bißchen beim Lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2009 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#15040

Im Bundestag gibt es nun eine ganze Hand, und zwar eine ganze Hand voll Volksparteien (SZ 29.9.09).
Der gescheiterte Kandidat Axel Berg (SPD) ist sehr traurig: Axel Berg schnäuzt sich, entschuldigt sich, schnäuzt sich. (SZ 30.9.09) Das sieht gleich noch viel trauriger aus, weil er so sichtbar die Schnauze voll hat.
Wilson, der 80-Jährige Ameisenforscher (ebd.) ist ein ganz Großer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2008 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#13061

Die Süddeutsche Zeitung vom 20.9.2008 schreibt ganz manierlich "aufwendig" (Untertitel, im Text dann alllerdings "aufwändig"), "pleite gehen", "heute abend". Andererseits teilt sie mit, daß "Praktikantinnen in Scham verletzender Weise fotografiert" wurden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2008 um 08.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12986

In den letzen Tagen gelesen, alles in der SZ:
Griesbrei
subsummieren
wiederstehen
Widerkäuen der Paragrafen (H. Prantl)

Laute alte Fehler, durch die Reform nicht leichter geworden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2008 um 19.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12962

Zwischendurch hat die SZ zwar wieder einen Text von Kaiser in Originalschreibweise gebracht, aber sonst sieht es überall trübe aus.

Die SZ zitiert am 5.9.08 aus Alfred Brendels Auswahl von Hebbels Tagebüchern. Demnach hätte Hebbel die reformierte Schreibung von 1996 benutzt. Ich besitze die Tagebücher und kann versichern, daß das nicht der Fall ist.

In einem Leserbrief an die FAZ (4.9.08) wird aus Briefen Ingeborg Bachmanns zitiert – in reformierter Rechtschreibung.

Wenn man der FAZ vom 4.9.08 glaubt, schrieb die Frankfurter Zeitung 1878 schon in Reformschreibung. Der Ausriß widerlegt es allerdings.

Dieser Umgang mit Texten macht es immer schwerer, sich der ursprünglichen Textgestalt zu versichern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2008 um 09.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12741

"...ohne die Mine zu verziehen" (SZ 24.7.08) (Das ist wirklich schwer!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2008 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12720

Ein weiterer "Ausriß" aus älteren Texten von Joachim Kaiser ist heute erschienen, überraschenderweise in Originalrechtschreibung. Dafür wurde gestern ein Gedicht von Oskar Maria Graf in Reformschreibung abgedruckt. Man wird nicht mehr schlau aus der SZ. Am Wochenende teilte sie mit, daß dem Papst die australischen Mißbrauchsopfer "leidtun" tun. Er selbst soll gesagt haben: "Es tut mir sehr Leid." (20.7.08) – Der tägliche Heyse-Fehler: "ein Gebiet, dass alljährlich unter Wasser steht" (SZ 21.7.08).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2008 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12494

"Spar darf Edeka übernehmen" (SZ 1.7.08)
"Edeka darf Spar übernehmen" (SZ 2.7.08)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2008 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12439

Auch gestern wieder brachte die SZ einen vergilbten Ausriß aus einer älteren Arbeit von Joachim Kaiser (Beethovens Klaviersonaten), in reformierter Orthographie – womit der dokumentarische Effekt natürlich abgeschwächt wurde. Das nimmt man dort in Kauf, nur um der traditionellen Rechtschreibung keinen Fußbreit einzuräumen.

Andererseits wird der gute alte Thunfisch im Wirtschaftsteil wieder mit h geschrieben. Er hat ja durch Überfischung auch genug gelitten.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 25.06.2008 um 10.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12412

Zu Herrn Köster:
"Lieber Herr Mahlmann,

nun bin ich kein Englischprofessor, ich kann als Qualifikation nur mit 15 Punkten im Leistungskurs Englisch dienen, und wage daher die vorsichtige Behauptung, daß es, wenn schon, wohl eher Life of the Different zu heißen hätte."

Das sehe ich auch so. Es hätte nämlich auch für meinen Geschmack "The Life of the Others" heißen müssen, und deshalb habe ich es bewußt unbeholfen übersetzt.
Anerkennung in jedem Falle für Ihre überragende Schulleistung.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 25.06.2008 um 03.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12407

"Die Regeln der Title capitalization sind recht kompliziert und werden selbst von englischen Muttersprachlern nur selten sicher beherrscht."
Ich weiß nicht, ob's hierher gehört; aber dazu nur kurz, lieber Herr Köster: Nein, sie sind sehr einfach. Als erstes folgen Sie dem, was der Chef sagt. Ansonsten haben Sie keine Schwierigkeit, jedenfalls nicht in den USA, wenn Sie den Titel genau wie einen normalen Satz schreiben, lediglich ein Satzendepunkt fehlt. Wenn Sie sich das Leben jedoch schwer machen wollen, dann schreiben Sie jedes Wort groß — außer den Artikeln und Präpositionen. Wenn Sie das tun, laufen Sie jedoch Gefahr, daß Ihnen gleich wer sagt, ja, aber zwei- und mehrsilbige Präpositionen schreibe man auch groß ...

"Das Leben der Anderen": Hier war's das einzige Mal, wo die jetzt vorgeschriebene Großschreibung eine Zweideutigkeit großartig zum Tragen brachte (und die kann keine Übersetzung ins Englische wiedergeben). Aber in Borcherts "Die Kegelbahn" hatte mir auch die Kleinschreibung in "der andere" nicht groß zu schaffen gemacht, die zweite Seite ein und derselben Person zu erkennen, meinen (amerikanischen) Studenten jedoch schon. Doch daß für die *FAZ* die anderen Zeitungen wirklich schon länger die Anderen waren, war mir nie aufgefallen. Ich hätte das albern gefunden.

Natürlich schreiben wir Pronomen klein (naja, außer "Sie" und seinen Formen, zur Unterscheidung — und aus Höflichkeit auch noch "du" und "ihr", wo's angebracht ist). Der Dreh ist aber, daß viele, wenn wir "Artikelwörter" oder Possessivadjektive vor "ander-/ähnlich-/folgend-/erst[er]-/letzt[er]-" usw. haben und in der Folge dazu dann auch nichts davor (das Artikelwort ist dann vielleicht "ausgefallen"), dann unsicher werden, ob diese Wörter nicht doch Substantive (geworden) sind. Da hilft nur klares Mitdenken, ob das fragliche Wort ein Name für etwas ist oder eben kein Name/Nomen. Viel leichter ist jedoch, so zu schreiben wie andere, die gut schreiben können.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 24.06.2008 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12396

Sehr geehrter Herr Gerlach,

erst beim zweiten Lesen fiel mir Ihre Formulierung "die tradierte Rechtschreibung gebildeter Stände" auf. Ich halte solcherlei für riskant, spielt es doch denen in die Hände, die sich gerne über "Großschriftsteller" und "Hochwohlgeborene" lustigmachen, womöglich aus Neid, weil ihnen selbst nie ein guter deutscher Satz gelingt. Mir ist wichtig zu zeigen, daß auch einem Grundschüler geholfen wird, wenn er normal schreibt. Auch ein Zehnjähriger kann verstehen, daß etwa "Recht haben" grammatischer Unsinn ist, ich glaube, darauf sollten sich unsere Bemühungen zunächst konzentrieren.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 24.06.2008 um 13.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12388

Lieber Herr Mahlmann,

nun bin ich kein Englischprofessor, ich kann als Qualifikation nur mit 15 Punkten im Leistungskurs Englisch dienen, und wage daher die vorsichtige Behauptung, daß es, wenn schon, wohl eher Life of the Different zu heißen hätte.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 24.06.2008 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12387

Wenn man die Andersartigkeit betonen will, erscheint es mir bisweilen sinnvoll, von den "Anderen" zu sprechen. Die "anderen" wären im Gegensatz dazu ja auch die gleichartigen Gegenstücke.
Vor dem Hintergrund erhält auch der Titel "Das Leben der Anderen" eine seltsame Note. Daß das der Produzent nicht so gesehen hat, macht allerdings der englische Titel "Life of Others" deutlich, der ansonsten ja "Life of Differents" hätte heißen müssen.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 24.06.2008 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12386

Lieber Herr Ludwig, zu diesen Menschen zähle ich dann wohl nicht. Ich schreibe "andere" und "ähnliches" unterschiedslos immer als Pronomina klein. Mir fiele aus dem Stand auch kein Satz ein, in dem ein "Anderer" angebracht wäre. Mir ist auch schon bei Arno Schmidt aufgefallen, daß er zwischen "ähnliches" und "Ähnliches" unterscheidet, habe da aber bisher kein System drin erkennen können.

Übrigens ist mir nicht bekannt, daß es im Deutschen eine Regel oder zumindest einen Usus gäbe, etwa dem Englischen ähnlich, in Überschriften vermehrt groß zu schreiben. Die Regeln der Title capitalization sind recht kompliziert und werden selbst von englischen Muttersprachlern nur selten sicher beherrscht.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 24.06.2008 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12385

#12384: Ästhetische Großschreibung? Das erzählen Sie mal Wolfgang Borchert, der zwischen "der andere" und "der Andere" unterscheidet — wie auch alle anderen, die unterscheidend schreiben. So einmalig ist die *FAZ* nun wieder auch nicht, auch nie gewesen.
 
 

Kommentar von Rolf E. Gerlach, verfaßt am 24.06.2008 um 02.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12384

Die in der FAZ wiedergegeben Pressestimmen standen unter der Überschrift "Stimmen der Anderen" (nachgeprüft für einige Ausgaben zwischen 1988 und 2006). Hinreichend für die Großschreibung sind bereits ästhetische Gründe, eine Kleinschreibung – für die in einer solchen Überschrift nur wenig spricht – sähe albern aus.

Im übrigen sollte man sich aber nichts vormachen: solange Zeitungen wie die FAZ oder Süddeutsche dass statt das schreiben, ist auch die gelegentliche Verwendung der tradierten Rechtschreibung gebildeter Stände leider nichts als ein Schreibfehler.

(Vielleicht ist das Beispiel das –> dass gar nicht so gut gewählt. Denn diese Verwechselung findet man typischerweise, wenn das das besonders betont sein soll [..., dass sind Wir.]. Ganz interessanter Effekt: dass wird offenbar partiell als neues Wort empfunden.)
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 23.06.2008 um 19.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12383

Hatte die FAZ nicht seinerzeit, als sie noch "undeformiert" schrieb, diese Kolummne mit "Die Stimmen der Anderen" übertitelt? Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, daß die Schreibung der Überschrift hier auf diesen Seiten zur Sprache kam.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 23.06.2008 um 18.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12382

Nanu, faz.net (23.6.): "Presseschau / Die Stimmen der anderen". Es geht also bei andern auch anders.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2008 um 18.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12379

Die "Süddeutsche" schreibt:

als erstes, im einzelnen (mehrmals) (17.6.08), rauh, des öfteren (20.6.08), um so (21.6.08)

ein Trugbild, dass ins Nichts zerlaufen könnte (20.6.08)

Zurzeit versucht sie den Bürgern noch weiß zu machen, beides sei möglich. (SZ 21.6.08)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2008 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12295

In der heutigen Süddeutschen wird Grass einfach als "der 80jährige" bezeichnet, und diese Schreibweise findet man auch sonst oft. Ist ja auch viel einfacher. Die Wiederzulassung würde der amtlichen Regelung so wenig widersprechen wie die sonderbare revidierte Regelung beim "80-Fachen".
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.06.2008 um 02.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12293

Lieber Herr Wagner,
es ist ja nicht so wichtig, dennoch: I beg to differ.

Die von Ihnen zitierten Definitionen 1. bis 3. enthalten alle explizit den Begriff "recovery", also "Erholung". Dieses Wort ist zwar in Definition 6. nicht enthalten, dennoch ist vollkommen klar, daß dort von einer Kurserholung nach einer vorangehenden Kursschwäche die Rede ist. Genau so wird das Wort im Englischen gebraucht und eben nicht im Sinne irgendeines Kursanstiegs und erst recht nicht eines "kurzfristigen Ausbrechens der Kurse nach oben".

Vielen Dank für den Hinweis auf den "Trésor". Dort scheint das Rätsel des e in Rallye eine Erklärung gefunden zu haben. Danach wäre das Wort "rallye" im Französischen aus einer Vermengung des engl. Wortes "rally" und der Präsenzform "rallie" des franz. Verbs "rallier" entstanden. Demnach wären im Englischen das Wort "rally" (im hier behandelten Sinn) und die (seltenere) engl. Schreibvariante "rallye" tatsächlich Reimporte aus dem Französischen.

Im Französischen gibt es übrigens noch das Wort "rallycross", diesmal ohne e, was dann wohl ein Re-Reimport ist.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.06.2008 um 22.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12254

Dem Trésor zufolge ist das Wort aus dem Englischen entlehnt worden. Es handelt sich offenbar um einen Schwarzen Peter.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.06.2008 um 16.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12253

Weil in "rallye" das "y" unfranzösisch ist, handelt es sich wahrscheinlich um ein englisches Lehnwort, aber vermutlich schon aus dem Früneuenglischen, in welchem noch sehr viele "normannische" "e"-Endungen aus dem Mittelenglischen vorhanden sind. Das Wort stammt vermutlich aus dem allgemeinen militärischen Wortschatz. Vielleicht ist es später aus dem Französischen wieder ins Neuenglische zurückgekehrt, wo inzwischen "rally" üblich geworden war. Oder es hat als "Upper class"-Wort mit einer speziellen Bedeutung neben dem "gewöhnlichen" "rally" überlebt.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 02.06.2008 um 11.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12251

Zur Etymologie siehe hier: http://www.etymonline.com/index.php?search=rally
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 02.06.2008 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12250

Die Verwendung von rally für ein "kurzfristiges Ausbrechen der Kurse nach oben" ist im Englischen nicht zu beanstanden, weil es sich nahtlos in eine Reihe ähnlicher Bedeutungen einfügt (vgl. das "Random House Unabridged Dictionary" unter http://dictionary.infoplease.com/rally):

1. a recovery from dispersion or disorder, as of troops.
2. a renewal or recovery of strength, activity, etc.
3. a partial recovery of strength during illness.

Explizit dann:

6. Finance. a sharp rise in price or active trading after a declining market.

Dort auch:

12. Also, rallye. a long-distance automobile race, esp. for sports cars, held over public roads unfamiliar to the drivers, with numerous checkpoints along the route.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 02.06.2008 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12249

Lieber R. M.,
natürlich ist es nicht so wichtig – wie vieles andere, das in diesem Forum zum besten gegeben wird.
Mir ging es ja eigentlich auch gar nicht um Begriffsdefinitionen, sondern um die Frage, wann man eine Schreibweise als "korrekt" bezeichnen kann.
Ich bin nach wie vor der Meinung, daß man im Deutschen die Schreibung "Rally" für eine Autorallye nicht ohne Einschränkung als "korrekt" bezeichnen kann. "Rallye" ist die herkömmliche und nach wie vor die eindeutig überwiegende Schreibweise. Richtig ist, daß heutzutage auch recht häufig die Schreibung "Rally" zu finden ist. Möglicherweise wird sich diese Schreibweise unter den Einfluß des Englischen in Zukunft auch durchsetzen. Noch ist es aber nicht soweit.

Umgekehrt ist im Englischen die Schreibung "rally" die herkömmliche und eindeutig überwiegende. Es gibt aber auch die Schreibung "rallye" (wie auch die Encyclopedia Britannica feststellt). Diese wird aber viel seltener gebraucht. Solange das Concise Oxford Dictionary diese Schreibweise nicht aufführt, würde ich sie jedenfalls nicht ohne Einschränkung als "korrekt" bezeichnen.
Sie haben recht, daß "rally" inzwischen im deutschen Börsenjargon anscheinend häufig im Sinne einer vorübergehenden Hausse verwandt wird. Tatsächlich findet sich im Netz (unter http://de.mimi.hu/borse/rally.html) die ausdrückliche Definition: "Ein kurzfristiges Ausbrechen der Kurse nach oben bezeichnet man als Rally."
Das ist aber bis auf weiteres kein Usus, sondern ein Abusus, der nur Unkenntnis der eigentlichen englischen Bedeutung beweist. Jedenfalls ist "Rally" in diesem Sinne im Deutschen noch bei weitem kein so etabliertes Fremdwort wie "Rallye".

Vielen Dank noch für den Hinweis auf den Merriam-Webster. Dem dortigen Eintrag nach zu urteilen, wäre im Englischen die Schreibung "Rallye" gewissermaßen ein Reimport aus dem Französischen.
Umso rätselhafter erscheint dann aber die französische (und deutsche) Schreibung "Rallye". Wo in aller Welt kommt nur das e her?
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 01.06.2008 um 01.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12246

"Einkaufsrolli" war mir bisher unbekannt. Ist dieses Wort das Synonym von "Hackenporsche"?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.05.2008 um 22.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12245

Als ich das Wort rallye zum ersten Mal gesehen habe, es war (wie auch mindestens noch beim zweiten und dritten Mal) an einer Autoheckscheibe, dachte ich, es sei falsch geschrieben und sollte eigentlich ralley heißen, so wie volley, valley, hockey, jockey, turkey, medley, chutney, jersey ....
Eigentlich ist es mir heute noch suspekt. Im Mater gibt es nur 2 weitere Einträge auf -ye: Skye und Erinnye.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.05.2008 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12244

Englisch gilt zwar als leicht erlernbar, aber um die schwierigeren Wörter ableiten zu können, müßte man eigentlich Altniederdeutsch (für Altsächsisch), Altisländisch (für Altskandinavisch), Altfranzösisch (für Normannisch) und Neufranzösisch dem Wortschatz nach kennen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.05.2008 um 11.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12243

Möge es also „abseits von Rennstrecken abgehaltenes Wettrennen mit Kraftfahrzeugen“ heißen. Ist das so wichtig?

Merriam-Webster hat rallye als Variante:
http://www.merriam-webster.com/dictionary/rallye

Dort heißt es auch a recovery of price after a decline. Sieht man sich aber an, wie Rally in den Wirtschaftsteilen verwendet wird, stellt man fest, daß das Wort schlicht an die Stelle von Hausse rückt. Ein Beispiel: „Ägyptische Aktien legen Rally aufs Börsenparkett. Die ägyptische Börse hat sich im dritten Quartal zum internationalen Spitzenreiter entwickelt. Der Leitindex CASE-30 kletterte 45 Prozent ...“ (FAZ, 4. 10. 2004)

Wie man Rallye früher ausgesprochen hat (nämlich korrekt französisch und zugleich treudeutsch), kann man sich hier anhören und ansehen:
http://www.wochenschau-archiv.de
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.05.2008 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12242

Französisch "rallye" Sternfahrt, möglicherweise verwandt mit "ralliement" Wiederversammlung, "rallier" wieder versammeln. Die ersten Automobilwettfahrten fanden in Frankreich statt.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 31.05.2008 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12241

Lieber R. M.,
ich bin leider immer noch perplex. Alle für mich gerade greifbaren englischen Wörterbücher kennen nur die Schreibung "rally". "Rallye" ist dort nicht zu finden. Umgekehrt enthalten meine deutschen Wörterbücher (und die amtliche Wörterliste) nur die Schreibung "Rallye".
Ich glaube gern, daß auch das Wort "Rally" im Kauderwelsch der sog. "Analysten" enthalten ist. Dabei handelt es sich aber doch noch lange nicht um ein etabliertes Fremdwort wie "Rallye". Im übrigen bezeichnet "Rally" hier nicht eine "kurzfristige Börsenhausse", sondern eine Kurserholung nach einer kurzfristigen Baisse.
Eine Rallye findet nicht nur im Gelände statt, sondern auch, wie die Rallye Monte Carlo, auf asphaltierten Straßen. Laut Concise Ocford Dictionary handelt es sich um "a competition for motor vehicles in which they are driven a long distance over public roads or rough terrain".
Das Wort "Rallye" ist m. E. schon immer "als englisches empfunden und ausgesprochen" worden. Daher gehört es zu den bekannten "falschen Freunden". Angesichts der Vorherrschaft des Englischen stimme ich Ihnen aber durchaus zu, daß sich die englische Schreibung "rally" mittelfristig wohl durchsetzen wird. Ich denke aber nicht, daß man dies jetzt schon als "korrekt" bezeichnen kann.
Bleibt die Frage, wo das e in "Rallye" eigentlich herkommt.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 30.05.2008 um 21.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12240

Kommentar von Tobias Bluhme (#12239):

"Das Gericht gab ihm recht."

Tagesschau online, 30.5.2008
http://www.tagesschau.de/ausland/lille2.html


Wo ist die Pointe?
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 30.05.2008 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12239

"Das Gericht gab ihm recht."

Tagesschau online, 30.5.2008
http://www.tagesschau.de/ausland/lille2.html
 
 

Kommentar von Kelkin, verfaßt am 30.05.2008 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12238

'Shakern' ist das Verwenden eines Shake-Gerätes, zum Bereiten von Milchmixgetränken. Zumindest weisen viele Google-Treffer in diese Richtung. Meines Erachtens bedeuten 'Schäkern' (ohne erotischen Hintergrund) und 'Flirten' (mit) nicht dasselbe.
 
 

Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 30.05.2008 um 11.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12237

Kontext ist ja überhaupt die Lösung, da klärt sich für den mitdenkenden Leser fast jedes potentielle Mißverständnis schnell auf, und das relativiert die Wichtigkeit korrekten Schreibens. Schwieriger haben es dann nur die Softwaresysteme, weil die zumeist auf Wortbasis arbeiten und deshalb nicht mitdenken können. Mit Plural-Singular kommt z.B. Google oft gut zurecht, aber männliche und weibliche Bezeichnungen zu identifizieren ist schon schwerer, nicht zu reden von irgendeiner hilfreichen Behandlung von Homonymen. Aber sollen wir uns Mühe für Maschinen geben? Die sollen zusehen, wo sie bleiben.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 30.05.2008 um 11.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12236

Zumindest könnte er wissen, daß es sich nicht um die britische Rockgruppe StatusQuo handelt (GZS hin oder her), aber dieses Mißverständnis wird ja sicher durch den Kontext vermieden – also wozu sich über solche unbedeutenden Details allzugroße Gedanken machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2008 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12235

Den "Status Quo" in der heutigen SZ kann ich der Zeitung nicht übelnehmen, denn woher soll ein armer Journalist wissen, daß es sich nicht um einen Status namens Quo handelt?
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 29.05.2008 um 23.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12234

Neuerdings finde ich häufig "shakern", wo offensichtlich "schäkern" gemeint ist. "Flirten" tut es wohl nicht mehr, jedenfalls nicht für Leute, die auf Wechsel im Ausdruck Wert legen. Da kann's einen schon schütteln.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.05.2008 um 22.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12233

Nein, mittelfristig sieht es für das e schlecht aus, schließlich wird das Wort ja heute als englisches empfunden und ausgesprochen.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 29.05.2008 um 20.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12232

Das hätte mich jetzt auch interessiert. Leider kann ich die Zeitung nicht mehr finden. Es ist alles auf einem völlig ungeordneten Altpapierstapel gelandet. Ich werde mal in Zukunft darauf achten, ob wirklich so fein differenziert wird, wofür ansonsten nicht viel spricht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.05.2008 um 14.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12231

In ein und derselben Zeitung war's übrigens einmal so, einmal so geschrieben.
Im Sportteil mit e, im Wirtschaftsteil ohne?
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 29.05.2008 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12230

Liebe Mitdiskutanten, über den Einkaufstrolli hatte ich mich deswegen lustig gemacht, weil ich mir vorstellte, daß der Schreiber so in seiner eigenen Etymologie glaubte, mit einem "Trolli" trolle man sich dann eben mit seinen Einkäufen ...
Daß "Rally" auch möglich (weil englisch) ist, war mir allerdings neu. Aber ist das im Deutschen üblich? In ein und derselben Zeitung war's übrigens einmal so, einmal so geschrieben.
Und "deutsch lernen" hatte ich natürlich zitiert, weil damit etwas suggeriert wird, was der Schreiber bestimmt nicht ausdrücken wollte.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.05.2008 um 10.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12229

Die im Gelände, aber nicht notwendigerweise mit Geländewagen durchgeführten Autorennen bezeichnet man im Englischen mit rally oder (!) rallye, wobei letztere Form auch die französische ist, die ins Deutsche übernommen wurde, aber ihrerseits nur ein englisches Lehnwort ist. Heutzutage wird als Rally im Deutschen aber auch eine kurzfristige Börsenhausse bezeichnet.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.05.2008 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12228

Laut meinem Englischwörterbuch ist ein "trolley" ein Handwagen und ein Oberleitungsfahrzeug, amerikanisch Straßenbahnwagen, "trolleybus" Oberleitungsbus. Rollen tun sie alle, also ist "Rolli" sinnlos. Folglich sind auch Koffer mit Rädern Handwägen, also "trolleys".
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 29.05.2008 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12227

Lieber Herr Ludwig,
um Sie aus Ihrer Perplexität zu befreien: gemeint ist ein "trolley". Die deutsche Zusammenschreibung hat eben ihre Tücken (s. Blumento-Pferde).
Man hat laut Duden auch früher nicht "deutsch können" geschrieben, sondern nur "Deutsch können". Auch nach der RSR ist "deutsch sprechen" amtlich zugelassen. Was sich geändert hat, ist daß man amtlich nicht mehr "in/auf deutsch", sondern nur noch "in/auf Deutsch" schreiben darf.
Wenn eine Präposition davor steht, kann es sich ja wohl nur um ein Substantiv handeln. Ist doch logisch, oder?
Dieser ärmelschonerhafte Pedanterie ist ja kennzeichnend für die ganze RSR. Muß man jetzt womöglich auch "auf Bald" schreiben? Dazu äußert sich das amtliche Wörterverzeichnis nicht.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 29.05.2008 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12226

Liebe Redaktion,
wieso werden manchmal die Umlaute so entstellt?

(Lieber Herr Achenbach, das ist leider noch nicht klar und muß erst mal nur weiter beobachtet werden. – Red.)
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 29.05.2008 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12225

Lieber R.M.,
inwiefern ist denn "Rally" im Deutschen "korrekt"? Eine bestimmte Art vom Autorennen (nicht nur mit Gländewagen) bezeichnet man herkömmlicherweise im Deutschen (und im Französischen) als "Rallye" (aus welchen Gründen auch immer), im Englischen dagegen als "Rally".
Natürlich kann man niemanden daran hindern, so viele englische (oder chinesische) Wörter – in welcher Bedeutung auch immer – in sein Deutsch einzustreuen, wie er will. Aber inwiefern sollten wir das als "korrekt" ansehen?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.05.2008 um 02.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12224

Rally ist immerhin korrekt, insbesondere dann, wenn nicht der Geländewagenwettbewerb gemeint ist.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 28.05.2008 um 22.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12223

Ich weiß nicht, was ein "Einkaufstrolli" ist, und ich kann mir auf den Namen hin auch nicht vorstellen, was das sein soll, — auch nicht, wenn ich bei näherem Hinhören wohl engl. "stroll" richtig mithöre. Letzten Sommer fand ich es allerdings sehr gut, als in einem Berliner Museum meine steife Rückentasche, die man auch auf ihren zwei Rollen hinter sich herziehen kann, mit "Rolli" bezeichnet wurde.

Bei "polnisch lernen" und "deutsch lernen" vermute ich sogar, daß die Schreiber was von der richtigen Kleinschreibung bei "polnisch sprechen" und "deutsch können" gehört haben (auf polnische/deutsche Art sprechen; auf polnische/deutsche Art sprechen können), was also Kindern jetzt rot angestrichen wird, weil welchen, die das Sagen haben, Deutsch und andere Fremdsprachen nur als Schulfach und Lernobjekt bekannt sind. Aber hier in den Zitaten ist eben nicht "auf polnische/deutsche Art" lernen gemeint, sind also "polnisch" und "deutsch" nicht adverbial zu verstehen. Es ist schon ein Unterschied, ob man "deutsch" oder "Deutsch" lernt.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 28.05.2008 um 20.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12222

In den letzten Tagen fand ich in der "Süddeutschen" folgende Schreibungen:
Gesine Schwan lernte polnisch; ausländische Kinder sollen deutsch lernen; Rally; er büsst; Res-pekt, Hundeschnautze, Räuber entreisst Opfer Bargeld; und den Einkaufstrolli (eine gelungene Eindeutschung?)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.05.2008 um 19.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12221

Dann bitte auch "Binomi'sche und Trinomi'sche Formeln" (entsprechend dem uralten Vorlesungswortspiel von Matheprofessoren).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.05.2008 um 19.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12220

Ist doch richtig – wage niemand, die Aussagen zu ernst zu nehmen! Also wage.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2008 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12219

"Allerdings muss Demmer einräumen, dass die Aussagen über Schüler wage sind." (SZ 27.5.08) Mit dieser Schreibweise tut man der GEW-Vorsitzenden und Rechtschreibkünstlerin Marianne Demmer kein Unrecht, hat sie sich doch in Karlsruhe darüber gefreut, daß dank der Reform nun "fließen" und "Fluss" endlich gleich geschrieben werden.

Müntefering schreibt in einem Gastbeitrag in derselben Zeitung: „Es muss etwas passieren in Deutschland – meinen viele in der Politik und auch in der Gesellschaft insgesamt. Nun denn: Hier passiert etwas. Lasst uns was Gutes daraus machen.“ (Er meint die Kandidatur Gesine Schwans, die er „eine Persönlichkeit mit Herz und Verstand“ nennt.) Das ist alles nicht gerade hochwohlgeboren formuliert.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 28.05.2008 um 11.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12218

Das ist ja schön! Da die Klassiker bekanntlich frei sind (verlagsrechtlich!), heißt Jean Pauls Erzählung jetzt "Leben Fiebels, des Verfassers der Bienrodi'schen Fiebel". Ich konnte dem Apostroph einfach nicht widerstehen.
Auch "Der Knabe im Moor" der Droste bietet sich an: "Fest hält die Fiebel das zitternde Kind/ Und rennt als ob man es jage;"
Ich kann es dem Knaben nachsehen, denn wer möchte da nicht davonlaufen (davon laufen)?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2008 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12217

Bald soll es eine "Einbürgerungsfiebel" geben, wie die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel "33 Mal Deutschland" berichtet. Unterdessen müssen die Eltern in die Schule "zum Klasszimmer weisseln" (SZ 26.5.08).

An diese "33 Mal" werde ich mich nie gewöhnen. Die "Fiebel" ist ein Uralt-Fehler und hätte eigentlich nach Reform geschrien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2008 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12157

Auf einer einzigen Seite der SZ vom 17.5.08: zusammen hängen, herunter gestiegen, hinauf geklettert, weiter gehen
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2008 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12107

Wenn jemand "Prefix" schreibt (wie in der Süddeutschen Zeitung), hat er dieses Wort wahrscheinlich über das Englische kennengelernt. In Computerzeitschriften fiel mir schon vor Jahren auf, daß "Syntax" als Maskulinum gebraucht wird. Auch dies wahrscheinlich aus dem Englischen, mit Default-Maskulinum. Das sind ganz andere Bildungshintergründe heutzutage.
Die Süddeutsche Zeitung nennt ein Grillgerät "Bruzzler", andererseits titelt sie "Stängel" (obwohl dort der gewünschte Reim auf "Bengel" sich in klassischer Schreibweise optisch besser ausnähme).
In der FAS kommt manch krause Schreib- und Trennweise vor. Ich frage mich, warum Zeitungen dieses Formats sich mit solchem Eifer auf Schreibweisen einlassen, die sie zugestandenermaßen blöd finden.

An unserer Universität gibt es eine Zeitschrift der "Studierendenvertretung", die sich in den eigentlichen Texten fast alle feministischen Schnörkel versagt, allerdings auch fast alle Kommas wegläßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2008 um 16.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12077

Die Süddeutsche Zeitung untertitelt heute:
"Der türkische Premier gebiert sich radikal."
Zu dieser akrobatischen Leistung von Herrn Erdogan und von der SZ gratulieren wir herzlich!
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 05.05.2008 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12068

Nachtrag zu Goldschmidt:

Leider besitze ich das Goldschmidt-Heft nicht, deshalb habe ich nun auch keine Ahnung, ob die beiden Texte von Goldschmidt dort orthographisch den übrigen Heftbeiträgen angepasst (!) wurden.
Die öffentlichen Bibliotheken hier in der Nähe helfen auch nicht weiter, aber durch den Hinweis von Herrn Ickler bin ich nun neugierig geworden. Hat jemand eine Möglichkeit, das Heft einzusehen?

Im Jahr 2007 erschienen übrigens noch mindestens zwei Dissertationen zu Goldschmidt: eine in Reformschrieb und eine in herkömmlicher Orthographie.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 05.05.2008 um 12.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12067

Doch auch der 80. Geburtstag Goldschmidts konnte die kulturwissenschaftlich angehauchten Germanisten der next Generation nicht davon abhalten, dem Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland ein komplettes Heft der Zeitschrift "Kultur & Gespenster" zu widmen (Heft Nr. 5, Sommer 2007). Ich besitze einige Exemplare dieser Zeitschrift, die ich gerne versende, falls sich jemand ein Bild davon machen möchte!
Natürlich sind die Beiträge dort stimmig und passig in diversen Diskursen verortet sowie in aktuell chillender Hard-Core-Reformschreibung verfasst (!).
Es spricht jedoch für den Humor des Jubilars, daß er sich durch die Übersendung der Beleghefte nicht zu sehr schockieren ließ. Er hat seine Ansichten von 2000 inzwischen wohl noch nicht revidiert.

Ach ja, wer's mir nicht glaubt: http://www.textem.de/?id=1106
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2008 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#12066

Die SZ gratuliert Georges-Arthur Goldschmidt zum 80. Geburtstag. Was sie natürlich nicht erwähnt, ist Goldschmidts Kritik an der Rechtschreibreform; ich setze sie zur Erinnerung noch einmal her:

„Man hat zum Gewinn irgendwelcher Schmarrenverkäufer und für renommeesüchtige 'Linguisten' oder Gymnasialpauker eine Rechtschreibreform 'durchzusetzen' versucht, über die sich sämtliche Germanisten der Welt vor Lachen biegen. Deutschland ist übrigens das einzige Land Europas, wo derartiger Quatsch ernst genommen wird, nirgendwo sonst hat man sich je irgendeiner solchen Reform 'unterworfen' und in Frankreich schon gar nicht, darüber macht man sich höchstens im Kabarett lustig. (...) Einschüchterung durch Rechtschreibreformen ist das beste Mittel, um falschen Respekt und Untertänigkeit weiter als erprobte Regierungsmittel aufrechtzuerhalten.“ („Weltwoche“ vom 19.10.2000)

Unterdessen geht die Verwirrung weiter, Tag für Tag:

Ein rechter Nürnberger Stadtrat soll bei der Vereidigung den "Hitlergruss" angedeutet haben.

Heute liest man:

"Das Wahlgeschenk, dass die CSU jetzt im Sinn hat, hat etwas panikartiges an sich." (SZ 5.5.08)
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 24.04.2008 um 20.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#11997

Ein weiteres positives Beispiel habe ich im Forum eingetragen (siehe hier).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2008 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#11949

In der SZ vom 19.4.08 lese ich: "Die Statistiker konnten derartiges nicht bestätigen."
"Greuel" (das schreibt Hermann Unterstöger)
"wenn der Supermarkt pleite geht"

Es geht also, wenn man nur will. (Den "Spass" zwischendurch registrieren wir mit Nachsicht.)
 
 

Kommentar von hannah schmalk, verfaßt am 19.04.2008 um 20.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1000#11943

mitte märz hatten wir dieses thema schon mal (stichwort "reclam"). ich verbuche diese unsitte unter "verfälschendes zitieren", was mir besonders in der juristischen fachliteratur auffällt. heute bringt "welt online" eine erzählung von h.m. enzensberger in neuschreibung, die im original vermutlich altorthographisch verfaßt ist. mit dem eigensinn ist es halt so eine sache....
 
 

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