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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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06.08.2008
 

Die Tyrannei des Vermeintlichen
Politische Korrektheit als Maske

Exemplarischer Fall aus dem bayerischen Kultusministerium

In dem Unterrichtswerk „ratio – Fälle aus dem römischen Recht“ wird „der Fall berichtet, daß auf einem Schiff eine Sklavin ein Kind gebar, woraufhin der Reeder auch für den Säugling ein Beförderungsentgelt erheben wollte. Der römische Rechtsgelehrte Ulpian wies diesen Anspruch zurück. Um den Lateinschülern im 20. Jahrhunderts den Gegenwartsbezug dieses Rechtsstreites zu vermitteln, verweisen die Herausgeber Manfred Fuhrmann und Detlef Liebs auf einen aktuellen Bezugsfall: Die Deutsche Bundesbahn habe, als eine Kuh während eines Viehtransportes kalbte, für das Kalb den tariflichen Transportpreis verlangt. Soweit, so gut – 13 Jahre lang nahm niemand Anstoß an dieser Darstellung, bis jetzt eine erweiterte Neufassung des Standardwerks erscheinen sollte. Dazu war eine erneute Begutachtung notwendig, wenn die Neuauflage in Bayern zugelassen werden sollte. Einer der beiden vom Kultusministerium beauftragten Experten geriet über die Geschichte mit dem Sklavenbaby und dem Kalb in heftige Erregung. Ein derartiger Vergleich, gutachtete er, sei 'aus der Feder heutiger Autoren schwer erträglich und kaum dazu geeignet, den Sinn für Menschenwürde bei Schülern zu schärfen.' Das bayerische Kultusministerium schloß sich diesen Bedenken an und genehmigte die Neufassung nur unter der Auflage, daß der Vergleich Kind–Kalb gestrichen werde. Die Herausgeber protestierten und zogen ihr Manuskript für die erweiterte Fassung zurück. Der zuständige Ministerialrat im Kultusministerium schrieb einen verbindlichen Brief, in dem er auf die 'Sensibilität der Öffentlichkeit gegenüber auch nur vermeintlichen Verletzungen z. B. der Menschenwürde' verwies und anregte, man könne statt des inkriminierten Beispiels mit dem Viehtransport vielleicht die Tarifbestimmungen der Luftfahrtgesellschaften heranziehen. Die Herausgeber blieben bei ihrer Weigerung, die 'absurde Streichung' vorzunehmen. Die Tarifordnungen der Transportunternehmen, argumentierten sie, führten von jeher Kinder, Hunde und Gepäckstücke nebeneinander auf, ohne daß jemand dadurch die Menschenwürde verletzt sehe.
Dabei blieb es. Die Neufassung der römischen Rechtssammlung wird nicht erscheinen, die alte bleibt, wie sie war. Der unveränderte Nachdruck eines bereits zugelassenen Unterrichtswerks bedarf laut bayerischer Verordnung keiner neuen Zulassung.“ (Hans Holzhaider in der SZ vom 18.2.1988)

Der Fall zeigt das Muster aller Fälle von Politischer Korrektheit: Man knickt vor einer vermuteten Empfindlichkeit anderer Leute ein. Es ist anzunehmen, daß im Ministerium die Unsinnigkeit des Ganzen überhaupt nicht bezweifelt wurde. Ähnlich war es mit der Rechtschreibreform. Mir ist damals zugetragen worden, daß sich das ganze Innenministerium (und nicht nur dies) über Ministerialrat Krimm lustig machte. Aber mitgemacht haben dann doch alle, ohne vernehmliches Murren. Aus lauter Ängstlichkeit wagt man nicht mehr zu seiner Meinung zu stehen.
So wird ein ganz bestimmter Typ von Bürgern herangezüchtet.
(Im vorliegenden Fall kommt noch hinzu, daß der Vergleich eigentlich gut altrömisch war. Aber wahrscheinlich würden die Gutmenschen am liebsten auch noch jeden Hinweis darauf tilgen, daß es in der Antike überhaupt Sklaverei gab.)



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Kommentare zu »Die Tyrannei des Vermeintlichen«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2024 um 07.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54022

„Erwin Rommel galt lange als ehrenhafter General, bis ihm eine Beteiligung an Kriegsverbrechen nachgewiesen werden konnte. Trotzdem sind bis heute Straßen nach ihm benannt, auch in Erlangen. Und einige fragen sich: Wo bleibt die Debatte?“ (Max Weinhold, SZ 4.10.24 und ausführlich am 7.10.)

Tja, bei Wikipedia ist auch richtig vermerkt: „In Erlangen ist ein Studentenwohnheim nach der daran angrenzenden Erwin-Rommel-Straße benannt.“ („Wo bleibt die Debatte?“ – Die gab es schon mehrmals, auch vor genau einem Jahr: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51806.) Aber welcher Militär wäre nicht an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen? Ist nicht Krieg sowieso ein Verbrechen? Wie „ehrenhaft“ kann ein General sein? Der Afrika-Feldzug sei kein „sauberer Krieg“ gewesen, und Rommel sei „schwerlich als Identifikationsfigur einer demokratischen Gesellschaft“ geeignet (wie eine Erlanger Historikerin sagt). Aber welcher Namenspatron wäre als Identifikationsfigur geeignet – und seit wann ist dies das Kriterium der Benamsung? Am sichersten wäre es, die Straßen zu numerieren, denn Zahlen sind unschuldig (natürlich außer 13, 18, 88 …).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54006

Die neueste Reinigung der Kinderbücher und -lieder zeigt übrigens den gleichen Widerspruch, der auch sonst die politische Korrektheit zerreißt. Einerseits feiert man die Vielfalt, andererseits sollen Kinder nicht einmal wissen, daß manche Menschen nicht vegan leben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 03.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#54003

In Krefeld hat die Polizei einen Lebkuchenstand geschlossen, weil auf den Herzen nicht Mausi oder Schatzi stand, sondern Schlampe, Wichser usw. Unter welchen Paragraphen mag diese Einschränkung der Grundrechte wohl subsumiert werden, falls die Sache vor Gericht kommt? Wacht der Staat jetzt über den guten Geschmack?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.09.2024 um 22.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53991

Eigentlich ist es in unserer ach so empfindsamen Zeit tabu, sich in Äußerungen zum Verhalten anderer auf das Alter oder das Geschlecht oder gar auf die Hautfarbe oder eine Krankheit zu beziehen. Es gibt aber vielsagende Ausnahmen. »Alter weißer Mann« darf man zum Beispiel ungestraft sagen. Und wenn Baerbock im Fernsehen auf Söder gemünzt formuliert: »Manche Männer mit großen Egos können offensichtlich nicht verkraften, dass andere was schaffen, was sie selbst nicht hinbekommen haben« und: »Mir scheint das schon was Pathologisches zu haben«, dann braucht sie keinen Shitstorm zu befürchten. Man stelle sich vor, Söder keilte zurück: »Manche überambitionierte Frauen werden offenbar nervös, wenn sie vor den Trümmern ihrer Politik stehen« – dann wäre aber was los! Emanzipatorisch Achtsamkeit für alle zu fordern, dann aber sofort eine ziemlich große Gruppe davon auszunehmen, nur weil man sie nicht ausstehen kann, ist nicht überzeugend. Achtsamkeit ist nicht teilbar. Dann soll man sich das moralisierende Gehabe sparen und auch allen anderen das Recht zugestehen, zu reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

Ob die Austeilerinnen darauf spekulieren, daß die solcherart angegangenen Männer niveaugleiche Reaktionen aus Galanterie dem »schwachen Geschlecht« gegenüber hinunterschlucken werden? Das wäre dann nicht nur schlau, sondern auch ein Indiz dafür, daß Frauen vielleicht doch nicht so viel besser sind als Männer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2024 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53974

Brauner Bursche führt zum Tanze
Sein blauäugig schönes Kind...


O je! Was machen wir denn damit?

Der Eintrag „Musik der Roma“ bei Wikipedia geht übrigens entgegen seiner programmatischen Ansage dann doch zu „Zigeunermusik“ über, sogar zu „echter“, obwohl es sie nicht geben soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2024 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53971

Wenn die empfindsamen neuen Deutschen das Z-Wort hören, werden sie bleich wie die Hogwarts-Schüler beim Namen „Voldemort“. Dann aber greifen sie in die Tasten und geben aller Welt ihre moralische Überlegenheit kund. So auch jetzt, nachdem der alte Schlagersänger Heino „Lustig ist das Zigeunerleben“ vorgetragen hat. Nicht daß der Text den Zigeunern etwas Nachteiliges zuschriebe – er romantisiert ein wenig in der damals üblichen Weise und bescheinigt ihnen, Wasser statt Wein zu trinken, was ja nicht das Schlimmste ist. Wikipedia teilt übrigens mit: „Das Lied wurde aus dem Glockenspiel des Offenburger Rathausturm entfernt“. Vielleicht ist das aber auch anders zu erklären (wie seinerzeit im Fall Limburgs). Schließlich ist die Melodie nicht diskriminierend. Sie erinnert schlimmstenfalls daran, daß „die Sinti und Roma früher Zigeuner genannt wurden“. Sachlich ein bißchen schief, aber schließlich auch nur das, was in den Wörterbüchern steht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2024 um 03.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53965

Die Dudengrammatik verwendet in den selbstgemachten Beispielsätzen Vornamen wie Aniko, Ahmet, Aylin, Gülay, Enissa. Das wirkt auf den Leser ebenso erzieherisch wie das Gendern und die demonstrativ übertriebene Reformschreibung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2024 um 03.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53893

Damit wäre aus dem Fall Limburg die Luft raus, vielen Dank für die Recherche! Die Reinigung der Kinderliteratur und der Kinderlieder ist allerdings eine breitere Bewegung.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 15.09.2024 um 02.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53892

Da das Thema vegane Kinderlieder wieder aufgegriffen wurde, hier etwas Hintergrundinfo (Volksverpetzer, 2017):

«Sie erhält Morddrohungen, angeblich sollen einige Jäger es auf sie abgesehen haben. Wahlweise will man sie ‹totschießen› oder bestenfalls in eine Psychiatrie stecken. Sie selbst schildert, dass sie im privaten Umfeld plötzlich von ihren Arbeitskollegen gemieden wird, als wäre sie eine Geächtete. Sie musste inzwischen aufgrund des Drucks ärztliche Hilfe aufsuchen.

Am absurdesten wirken diese Reaktionen aber, wenn man erfährt, dass […]: Wie sie mir berichtete, habe sie die Melodie, die sie jeden Tag zur Mittagspause hörte, genervt, woraufhin sie den Bürgermeister Hahn, mit dem sie auf Facebook befreundet ist, angeschrieben und […] gefragt, ob er die Melodie nicht aus dem Repertoire des Glockenspiels entfernen könnte. Sie erzählte mir, dass ihre Anfrage nicht so ernst gemeint gewesen war.»

Hahn in einem Interview:

«Ich habe dann erst mal recherchiert, ob sie das ernst meint, wir können schließlich den Fuchs nicht davon abhalten, die Gans zu stehlen. Aber ihr ging es weniger um die Gans, sondern um den Jäger, der den Fuchs in der nächsten Zeile des Liedes erschießt [na ja, es war eine Drohung; Anmerkung von mir].»

«Und wer bin ich, ihr so einen freundlich vorgetragenen Wunsch abzuschlagen. Ich habe es nett gemeint.»

«Wir wechseln unsere Lieder in unregelmäßigem Abstand. Beim nächsten Wechsel nehmen wir es wieder rein. Der Fuchs hat nur eine Schonfrist bekommen.»

Es war also keine Protestaktion. Mit «nicht so ernst gemeint» verstehe ich die Sache so: Die Melodie hat sie zwar persönlich genervt, aber es war ihr kein todernstes Anliegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2024 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53872

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53150

Die SZ brachte gerade eine ganze Seite über Wesen und Bedeutung des Döner, die neuen Luxus-Döner und die eher puristischen, auch Dönerologe Eberhard Seidel wurde wieder erwähnt. Man kann darin eine Rehabilitation Steinmeiers sehen.
Ich esse wenig aus dem Fastfood-Angebot Pizza, Burger, Currywurst, Döner. Aber ich finde, am Döner erkennt man am leichtesten, was drinsteckt. Currywurst ist am schlimmnsten, meistens überwürzte Abfallverwertung, eigentlich nur für Deutsche geeignet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2024 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53858

Früher stritten Menschen über theologische Details, die wir kaum noch verstehen, und brachten einander gern wegen Häresie auf den Scheiterhaufen oder wenigstens auf den Index. Man sieht darin heute den Ausdruck einer tiefen Unsicherheit über die Grundlagen der eigenen Ideologie. Aber noch nie in der Geschichte wurden Sprache und öffentliches Leben so von der Jagd nach Unkorrektheit beherrscht wie heute. Geht die Unsicherheit heute ebenfalls so weit wie noch nie? Es geht nicht nur um große Themen wie Rassismus (uferlos ausgeweitet) und sexuelle Zwischenformen, sondern die Leute eifern selbst über Karussellpferde und vegane Kinderlieder, ohne wegen offensichtlicher Lächerlichkeit von der Bühne gefegt zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2024 um 04.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53857

At the Columbia Journalism Review, we capitalize Black, and not white, when referring to groups in racial, ethnic, or cultural terms. For many people, Black reflects a shared sense of identity and community. White carries a different set of meanings; capitalizing the word in this context risks following the lead of white supremacists. (2020)

So auch die New York Times und viele andere. Auch Michelle Obama in ihrer Autobiographie. Ich kann als Nichtbetroffener nicht mitreden, aber mich berührt es ebenso unangenehm wie das Gendern, weil ich darin eine ephemere Ideologisierung der Orthographie und der Sprache sehe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53838

Es gibt eigentlich keinen Grund, jemandem (z. B. Alice Weidel bei Wikipedia) die Beherrschung des "Mandarin" zuzuschreiben, auch wenn es im englischen Sprachraum üblich ist. Mit "Chinesisch" ist im Zweifel immer das nördliche, um Peking zentrierte Standardchinesisch gemeint. In China habe ich fast nur "Putonghua" gehört. Auch ist "Mandarin" eine Fremdbezeichnung, womit wir es ja heute nicht mehr so haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2024 um 00.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53734

Auch die kürzlich verstorbene Francoise Hardy hatte als junges Mädchen gewisse androgyne Züge, trotzdem sah sie für meinen Geschmack sehr weiblich aus, eine der schönsten Frauen!
Imane Khelif sieht wie eine Frau aus? Ich bin über diese Aussage sehr erstaunt, aber gut, das sind wohl Geschmacksfragen.

Weder Geschmacksfragen noch eine angebliche Sozialisierung (an welchen Kriterien will man das festmachen, und vor allem, was soll das ausmachen?) können im Sport Gerechtigkeit herstellen, sondern allein die Frage, ist jemand biologisch, also körperlich, ein Mann oder eine Frau?
Wenn die betreffende Person zum Arzt geht, wird sie sicherlich da, wo es relevant ist, schon aus eigenem Interesse, um einer Fehlbehandlung vorzubeugen, den Arzt auch nicht um ihr wahres biologisches Geschlecht betrügen.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 17.08.2024 um 23.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53733

Zu Herrn Riemers Kommentar: Ich hatte zuerst Zweifel an der Behauptung, Imane Khelif (die auf Kindheitsbildern als Mädchen zu sehen ist) habe XY-Chromosomen, da IBA-Präsident Kremlev Verbindungen zu Putin hat, einst von hohen Testosteronspiegeln sprach und ein anderes Mal von XY-Chromosomen und sie 2023 drei Tage nach ihrem Sieg über eine Russin ausgeschlossen wurde, jedoch erschien ein Interview mit ihrem Trainer Georges Cazorla, hier aus einer Übersetzung (ASCII-Apostroph ersetzt):

After the 2023 Championship, when she was disqualified, I took the initiative and contacted a renowned endocrinologist at the University Hospital Kremlin-Bicêtre in Paris, who examined her. He confirmed that Imane was indeed a woman, despite of her karyotype and her testosterone levels. He said : “There is a problem with her hormones, and with her chromosomes, but she’s a woman.” That was all that mattered to us. We then worked with an Algeria-based doctor to control and regulate Imane’s testosterone levels, which are currently in the female range. Some tests clearly show that all her muscle qualities and others have diminished since then.

Aufgrund ihres früheren Testosteronspiegels erscheint das Swyer-Syndrom unplausibel – so wird von Gegnern ihrer Teilnahme gemutmaßt, sie habe 5α-Reduktase-Mangel und sei mit innen liegenden Hoden zur Welt gekommen. (In Anbetracht ihrer Herkunft würde ich eher auf 17β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel tippen.) Im Interview werden Hoden aber nicht erwähnt und der Mediziner soll ihr Frausein sogar bestätigt haben, woran soll er das festmachen? Für ihr feminines Aussehen und ihre weibliche Geschlechtsidentität braucht es keine ärztliche Bestätigung. War das eine Beteuerung zur Aufmunterung ohne viel an substantieller Information dahinter? Ist PCOS das chromosomale Problem (aber wieso sollte er das so ausdrücken?)? Hat man ihren Karyotyp in Paris nicht nachgetestet und sich auf die schon vorliegenden Testergebnisse verlassen? Haben wir es mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun?

Wie dem auch sei: Im Sport geht es nicht um biologische Gleichheit, es gibt so oder so eine Reihe von Unterschieden, die einen Vor- oder Nachteil darstellen. Da ein Interesse daran besteht, Frauen im Boxen zu sehen, statt sie völlig auszuschließen, gibt es eine Frauenkategorie. Wenn nun Intergeschlechtlichkeit oder Transweiblichkeit praktisch eine Voraussetzung wäre, um in oberen Rängen landen zu können, könnte man darüber nachdenken, eine zusätzliche Kategorie aufzumachen oder es anders zu organisieren, aber so ist es nun wirklich nicht, vielmehr kommen grundsätzlich Beschwerden, wenn einmal eine «biologisch männlich» geborene Person gewinnt (oder antreten darf). Khelif wurde als Mädchen sozialisiert und sieht bis heute wie eine Frau aus, das sollte also kein Drama sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.08.2024 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53639

Ich rede ja gern jeden Mann auch als Frau an, wenn er das eben so möchte und so eingestellt ist. An seinem biologischen Geschlecht ändert das natürlich nichts. Aber wenn aus der sozialen Toleranz Unsportlichkeit und Betrug wird, so wie man es zur Zeit beim olympischen Frauenboxen in Paris zu sehen bekommt, dann ist das (neben der politischen Vereinnahmung der Spiele) für mich nur ein weiterer Grund, nicht mehr zuzuschauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2024 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53638

A bleep is sometimes accompanied by a digital blur pixelization or box over the speaker’s mouth in cases where the removed speech may still be easily understood or not understood by lip reading. (Wikipedia)

Das zeigt noch einmal, wie groß die Angst vor schlimmen Wörtern inzwischen geworden ist. Und wir haben die viktorianische Prüderie „hysterisch“ gefunden!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2024 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53619

Wenn Universitäten oder Institute sich vorstellen, stehen Hinweise auf ihre Abteilungen für „Diversity, Equity, and Inclusion“ gleichrangig neben ihren Forschungsaufgaben. Dadurch wird der Eindruck verstärkt und auf Dauer gestellt, daß es sich nicht um Selbstverständlichkeiten handelt. Auch Frauen, auch Homosexuelle und sogar Schwarze!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2024 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53535

Vom „Wolfsgruß“ hatte ich bis vor einigen Tagen nichts gehört, und unsere Kinder kennen die gleiche Geste in anderer Funktion aus Kindergarten und Grundschule. In BW sind die Lehrer bereits angewiesen, den „Leisefuchs“ nicht mehr zu machen, auch Bremen will die Geste in Schulen und Kitas verbieten, damit keiner aus Versehen zum Grauen Wolf wird. Aber wer soll darüber wachen? Das können nur kindliche Detektive, wie sie ja auch schon zum Aufspüren von „Nußschokolade“ in Schulbibliotheken eingesetzt wurden.
Erdogan regiert bei uns mit. Wie kann man glauben, durch Verbot und Verfolgung von Gesten, Wörtern, Liedern und Abzeichen dem Radikalismus beizukommen? Die einzige Wirkung ist, daß immer mehr Ordnungshüter für solche Kindereien abgestellt werden müssen und die eigentlichen Probleme unerledigt bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2024 um 11.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53491

Danke für den Hinweis!

Die Maschinerie der Politischen Korrektheit wirkt unerbittlicher als jedes staatliche Sprachamt, weil sie verinnerlicht ist.Wir brauchen keinen Goebbels, der uns die Unwörter austreibt, das machen wir schon selber! Die intellektuelle Selbstverzwergung der deutschen Kulturszene ist peinlich. Spatzenhirne setzen die Maßstäbe.
 
 

Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 09.07.2024 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53489

Die Seite zeigt unverständlicherweise keine Links an. Diese werden erst sichtbar, wenn man über die entsprechenden Einträge (Titel, Namen, Material) mit der Maus fährt. Mit einem Klick erhält man dann die Wahlmöglichkeit zwischen "*** alle im Objekt anzeigen" und "*** anzeigen". Auf einem Smartphone sieht man die Links auch nicht. Nur dann, wenn man mit dem Finger auf einen Eintrag tippt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2024 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53488

Wer’s nicht glauben kann, bitte anschauen: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/117440
(Ich sehe dort übrigens keine Möglichkeit, den „vorigen Titel“ aufzufinden.)
Ob die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Zukunft von Angst vor bestimmten Wörtern geschüttelt wird?
Übrigens ist nie ermittelt worden, ob sich überhaupt Menschen (außerhalb des PC-Stammtischs natürlich) von „Mohr“ gestört fühlen – abgesehen von der Frage, ob Menschen in Museen von jeder „Störung“ verschont werden müssen. Sehr störend und geradezu verstörend wirken zum Beispiel Folter-, Hinrichtungs- und Höllenszenen, das „Haupt voll Blut und Wunden“ des Gekreuzigten usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2024 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53487

Marion Ackermann, die neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hat sich schon durch die politisch korrekte Bereinigung der Vergangenheit ausgezeichnet. Viele Museen sind ihr gefolgt.

Aus der Berliner Zeitung 2021:

Also heißt es im ersten Titel etwa „**** mit Smaragdstufe“ statt „Mohr mit Smaragdstufe,“ um eines der bekanntesten Werke im Grünen Gewölbe zu nennen?

Ackermann: Genau. Aber mit einem weiteren Klick gelangt man dann zum vorherigen Titel. Wir ermöglichen also einen demokratischen Zugang. Wer möchte, kann den ursprünglichen Titel sehen, wer sich davon gestört fühlt, sieht beim ersten Aufruf das Überblendete. Es ist also ein wirklicher Kompromiss, der einer komplexen gesellschaftlichen Wirklichkeit gerecht zu werden versucht.“
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2024 um 22.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53480

Es wird wohl nicht mehr lange dauern, dann ist sogar dieser Satz über Tiere nicht mehr p.c. Es ist ja auch nicht unbedingt eine gute Idee, zu einem Menschen zu sagen, er sei intelligenter als angenommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2024 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53479

Immer wieder wird berichtet, Tiere seien intelligenter als angenommen. In Wirklichkeit sind sie dümmer, aber das darf man ja nicht sagen. Ich habe noch nie einen Verstoß gegen diese Form der Politischen Korrektheit erlebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2024 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53423

Beim Fußball haben sie jetzt „Spielermaterial“ gefunden, um sich aufregen zu können, vgl. „Menschenmaterial“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577).

In der Handelszeitung stand vor 10 Jahren: „Wertvolles Spielermaterial auf dem WM-Rasen
Bei der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien beläuft sich der gesamte Marktwert aller Teams auf rund acht Milliarden Franken.“ Paßt doch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2024 um 17.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53395

S. übrigens auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#39167
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2024 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53393

„Die Institutsleitung des IDS hat eine Stabsstelle Diversität eingerichtet und mit Prof. Dr. Heidrun Kämper besetzt, die gleichzeitig auch das Amt der Ombudsbeauftragten ausübt. Ihre Aufgabe besteht darin, auf die Besonderheiten der Vielfalt aufmerksam zu machen und als Anlaufstelle für spezifische Fragen zur Verfügung zu stehen.“ (2016)

Aha, die Besonderheiten der Vielfalt... oder die Vielfalt der Besonderheiten? Oder brauchen wir zwei Stabsstellen, jeweils verschieden und besonders?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2024 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53369

„Deutschland braucht eine Quote für Arbeiterkinder in Unternehmen.“ An Universitäten natürlich auch. Und an höheren Schulen. Dazu Quoten nach sexueller Orientierung. Und nach Alter. Und nach Hautfarbe. Und BMI. Und Religion. Und Herkunft (Migranten).

Immer der gleiche Widerstreit: Alle Merkmale ignorieren oder alle berücksichtigen? Auswahl nach Eignung/Leistung oder nach Identität ("Gerechtigkeit")?

Der Quotenmensch erneuert gewissermaßen die ständische Gesellschaft. Das Arbeiter- und Bauernkind war Angehöriger eines neuen Adels.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2024 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53298

Strack-Zimmermann hat Scholz „geradezu autistische Züge“ nachgesagt und sich dann bei den Autisten entschuldigt. Das ist bemerkenswert. Zunächst hat sie – wenn das der Wortlaut war – ihren Vergleich mit dem Vorbehaltssignal „geradezu“ eingehegt, was die Beurteilung erschwert. Es handelt sich um das vermeintliche Schärfesignal, das aber (wie „regelrecht“, „gewiß“ usw.) pragmatisch längst einem Unschärfesignal gleichgestellt ist. Außerdem stellt sich die Frage, ob Menschen sich durch den Vergleich mit Scholz gekränkt fühlten sollten. Drittens ist dieser lockere Gebrauch von Krankheitsbzeichnungen allgegenwärtig. Wer ist nicht alles narzißtisch, hysterisch, aphatisch, dement usw.! Auch abgesehen von den Spastis oder schlicht Behinderten der Jugendsprache.
Aber man kann sich nicht oft genug entschuldigen, um den nimmermüden Tugendsprachwächtern zuvorzukommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53233

SZ-Redakteurin Nele Pollatschek verteidigt die Identitätspolitik mit dem Argument, die heutige Gleichberechtigung der Geschlechter sei Ergebnis früherer Identitätspolitik. Ich halte das für einen Trugschluß. Daß Frauen früher vom Studium ausgeschlossen waren (ihr Beispiel), war Identitätspolitik, die Aufhebung war keine. Wenn man die Menschen ungeachtet ihres Geschlechts usw. gleich behandelt, treibt man keine Identitätspolitik. Ungläubige sind keine Anhänger der Religion der Ungläubigen usw. Das ist Logik.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.04.2024 um 00.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53150

Zu #53143:

Wenn man liest, was die Kritiker so alles von sich geben, könnte man meinen, Steinmeier hätte während seines Staatsbesuchs nichts anderes getan, als über Döner Kebab zu fabulieren. Es ist bequem, sich aus dem riesigen Bild- und Textmaterial, das heute fast allen zur Verfügung steht, ein kleines Element herauszupicken und sich dann darüber zu erregen.

Die ach so bösen »Klischees« bilden die Realität, jedenfalls einen nennenswerten Teil davon, oft recht gut ab. Warum sollte man sie also verteufeln, zumal wenn sie keine negative Wertung enthalten? All die anderen Teile der Wirklichkeit werden ja nicht unter den Teppich gekehrt, im Gegenteil, sie kommen noch viel ausführlicher zur Sprache als der olle Döner, man müßte sich nur mal die Mühe machen, etwa die Rede des Bundespräsidenten zu lesen. (Man kann das übrigens auch tun, wenn man kein Fan von ihm ist und das alberne alternierende Gendern ablehnt; https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2024/04/240422-Reise-Tuerkei-Kulturabend.html.)

Zu den Kritikern gehört der deutsch-türkische Gourmetkoch Cem Ekºi [...]. Ekºi sieht im deutschen Döner „ein Klischee, das die türkische Kultur abmindert“. Die türkische Kultur werde in Deutschland noch immer als dörflich und rückständig betrachtet. Die wenigsten Deutschen wüssten, wie reich die türkische Küche sei. Die Türkei sei von Wasser umgeben, werde in Deutschland aber nicht mit ihren Fischgerichten verbunden. Auch Mezze, Hummus und Bulgur seien zu wenig bekannt. „Je länger wir an dem Klischee vom Döner Kebab festhalten, desto länger wird es Probleme mit der Integration in Deutschland geben“, sagt Ekºi. (FAZ 25.4.24)
Klar, sobald alle begriffen haben, daß es in der türkischen Küche auch viel Platz für Fischgerichte und Bulgur gibt – die natürlich nichts »Dörfliches«, also nichts Schlimmes, an sich haben –, wird es mit der Integration viel besser klappen. Das erinnert ein wenig an die Heilsversprechen der Genderfreunde, die in sprachlicher Umerziehung ein probates Mittel zur Erschaffung einer gerechterer Welt erblicken.

Übrigens: Der in Deutschland ausgebildete Koch kam im Alter von zwei Jahren nach Pforzheim, sein Vater arbeitete dort als Goldschmied. Vor zehn Jahren ging Ekºi zurück nach Istanbul, arbeitete in einem Sternerestaurant und betreibt inzwischen drei eigene Restaurants. Eines davon ist inspiriert von deutscher Küche: eine Currywurstbude im alten Rotlichtviertel namens „Bordell“.
Hört, hört! Currywurst gleich deutsche Küche? Das geht gar nicht.

Der frühere Diplomat und jetzige Direktor des Istanbuler Centers for Economic and Foreign Policy Studies, Sinan Ulgen, schrieb auf der Plattform X: „Purer Orientalismus.“ Als Symbol sei das höchstens in den Siebzigerjahren noch angemessen gewesen. Die Politikwissenschaftlerin Evren Çelik Wiltse schrieb, deutsch-türkische Wissenschaftler hätten den wichtigsten Impfstoff gegen Corona entwickelt. Aber der Bundespräsident lasse sich von einem Dönerwirt begleiten.
Tja, und was, wenn die genannten Wissenschaftler keine Lust hatten mitzureisen? So doof ist man im Bundespräsidialamt nicht, daß man nicht um die Macht der Bilder und die Angreifbarkeit von »Klischees« wüßte. Und wie hätte der Vorwurf wohl gelautet, wenn sie doch mitgereist wären? Daß es eine besonders perfide Form der Diskriminierung sei, wenn man Deutschtürken wie eine Jahrmarktssensation herumzeigt, als könne man selbst kaum fassen, daß die was richtig Tolles zustande gebracht haben?

In Steinmeiers Delegation reist auch der Soziologe und frühere Journalist Eberhard Seidel mit, der ein Buch über die türkisch-deutsche Kulturgeschichte des Döners geschrieben hat. Darin beschreibt er den Döner als „Überlebensstrategie“ von Einwanderern, die mit Rassismus und Existenzängsten konfrontiert waren. Sie seien „ja nicht eingewandert, um einen Dönerladen aufzumachen, sondern um bei Telefunken oder im Bergbau zu arbeiten“, sagt Seidel. Der Wechsel in die neue Branche habe mit dem Anwerbestopp von 1973 und mit den Hürden für den Familiennachzug zu tun, für den der Nachweis eines Arbeitsplatzes nötig gewesen sei. Um Familienangehörige nachzuholen zu dürfen, hätten die Einwanderer Döner- und Gemüseläden eröffnet.
Eine zweite Welle an Geschäftsgründungen habe es in den Achtzigerjahren gegeben, nachdem viele türkische „Gastarbeiter“ aufgrund der Automatisierung entlassen wurden. „Das Faszinierende dabei ist, dass eine Gruppe, die nicht sehr populär in der Gesellschaft war, mit dem Rücken zur Wand etwas entwickelt hat, das dann zum deutschen Nationalgericht Nummer eins wurde.“

Ist das keine Leistung? Die Aufregung um den Dönerspieß erscheint mir künstlich und deplaziert. Statt die Nase über den Döner Kebab zu rümpfen und Fischgerichte (!) für einen Ausweis urban-moderner Lebenskultur zu halten, sollte man sich einmal fragen, ob man das Publikum nicht unterschätzt, wenn man es durch unablässige Interpretationsbetreuung vor schlimmen Fehlurteilen behüten zu müssen meint.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.04.2024 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53146

zu #53144:
Ich habe dies versehentlich falsch eingeordnet.
Es war eigentlich als Fortsetzung zu
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1512#53140
gedacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 14.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53145

Im Augenblick kann ich nur auf den Eintrag "Superspartaner" und das gleiche Stichwort unter "Niedriger hängen" verweisen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.04.2024 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53144

Danke für das Vertrauen, lieber Prof. Ickler! Ich möchte mich dafür entschuldigen, daß ich manchmal Ihre Geduld strapaziere, und ausdrücklich erwähnen, daß meine gelegentlichen Zweifel bzw. Widerrede ausschließlich meinem Interesse am Thema geschuldet sind.

Für mich ist natürlich nachvollziehbar, daß sowohl der Sprecher als auch der Hörer sich in sein Gegenüber hineinversetzen müssen, damit sich beide gegenseitig wirklich verstehen. Dennoch ist mir nicht klar, was das mit der Frage von Realität oder Konstrukt des Bewußtseins zu tun hat.

Sie sagen, ein Schmerz ist sehr real. Das finde ich auch, aber was heißt das eigentlich? Ich kann ja den Schmerz eines anderen nicht sehen, nicht (im wörtlichen Sinne) mitfühlen, ich habe absolut keinen Zugang zu irgendwelchen Schmerzen oder Gefühlen außer zu meinen eigenen, und zu diesen wiederum habe nur ich Zugang, niemand sonst. Das bedeutet, Schmerz ist eigentlich etwas absolut Subjektives, etwas nicht materiell Existierendes, kein stofflicher Gegenstand. Die Objektivität, die dem Schmerz allerdings auch zukommt, ist, daß jeder Mensch genauso davon berichtet, daß wir am Verhalten von Tieren erkennen, daß kein vernünftiger Grund besteht anzunehmen, daß sie keinen Schmerz spüren. Schmerz ist also offenbar auch etwas ganz allgemeines.

Was ist das dann, etwas, das real, also wirklich ist, aber weder ein stofflicher Gegenstand, noch eine Idee oder Information (im allgemeinen, naturwissenschaftlichen Sinne)? Es muß wohl etwas Drittes dazwischen sein. Vielleicht eine weitere allgemeine Eigenschaft von hochorganisierter Materie?

Ich bin der Ansicht, daß zusammen mit dem Schmerz das Bewußtsein entsteht, daß Bewußtsein letztlich auf Schmerz (bzw. allgemein auf Gefühlen) basiert. Es ist beinahe das gleiche. Wie will man beides trennen?
Sie sagen: ’Kein Schmerz ohne Bewußtsein’ sei eine Ausdrucksweise, die Sie nicht akzeptieren. Das ist für mich kaum zu verstehen. Ob ich Schmerzen habe oder nicht, ist das nicht das gleiche wie, ob ich davon weiß oder nicht, ob ich ihrer bewußt bin oder nicht? Wie könnte man das anders ausdrücken? Sind Schmerzen bzw. ob ich davon weiß, ob ich sie spüre, eine Frage des Ausdrucks? Dann wären sie aber nicht real.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53143

Steinmeiers Dönerspieß war als Verbeugung vor türkischer Kultur in Deutschland gemeint, führte aber zu dem Vorwurf, er bediene damit Kebab-Klischees von der Türkei. Nach Italien nehme er ja auch keine Pizza mit usw.
Das Übel beginnt aber lange vorher: Man sollte sich weder Döner noch Pizza kulturell aneignen (vulgo „essen“), sondern bei Schweinsbraten bleiben (suum cuique).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2024 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53130

Ein amerikanischer Schriftsteller hat „Huckleberry Finn“ umgeschrieben „aus der Perspektive Jims“. (Das Buch ist jetzt auf deutsch erschienen.) Der heutige Leser ist nämlich zu beschränkt, Mark Twains Buch auch aus dieser Perspektive zu lesen, obwohl Mark Twain es an Hilfen nicht fehlen läßt. Es bleibt der fade Eindruck, daß sich wieder jemand an fremden Ruhm angehängt hat, wie Christa Wolf („Kassandra“) und viele andere in unserem dummen, aber gelehrigen Zeitalter. Die herzensguten Rezensenten werden das nicht so sehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2024 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53057

Kann ich zwar nicht öffnen, weiß aber auch so, was drinsteht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2024 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53056

Gerade habe ich einen sehr guten Beitrag von Oskar Lafontaine über Propaganda in der Weltwoche vom 28.3.24 gelesen: "Wenn Lüge zur Wahrheit wird ..." (siehe weltwoche.de).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2024 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53051

Ein mit LTI vergleichbares Werk über die DDR wäre ja ein damals und dort geführtes Tagebuch eines Philologen. Darauf kann man nicht warten, wenn es nun mal keines gibt. Aber Untersuchungen gab und gibt es in großer Zahl. Ich habe immer wieder mal von meinen eigenen kleinen Beiträgen in der Gruppe Hellmann/Schlosser (kürzlich verstorben) berichtet:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1476 u. ö.
Unter "Progaganda" verstehe ich das gleiche wie Sie, lieber Herr Riemer. Wir haben uns doch in diesem Punkt nie mißverstanden? Definitionen sind mühsam...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2024 um 03.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53050

zu #53034:
"Vielleicht ein Grund meiner späteren jahrelangen Beschäftigung mit der DDR, besonders mit der Propagandasprache."

Dieses Thema würde mich sehr interessieren.
Leider gibt es noch kein entsprechendes Buch zu LTI. Ich habe in den ersten 35 Jahren meines Lebens diese Sprache in der DDR-Variante ja hautnah mitbekommen. Wie definieren Sie Propaganda?
(Ich verspreche auch, mich dazu mit meiner Meinung und Vergleichen zur aktuellen Politik zurückzuhalten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 18.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53043

Mit Tucker Carlson und Putin treffen sich die Richtigen. (Ich hätte diesen Faden gar nicht aufnehmen sollen. Aber jetzt werde ich kein Wort mehr dazu sagen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53042

"Jedes Land hat das Recht, der Nato beizutreten."
Ja, aber die Nato hat nicht die Pflicht, jedes Land, das will, aufzunehmen. Sie muß wohl oder übel spätestens im Fall der Ukraine den Sicherheitsbedarf Rußlands beachten und verhandeln. Ob das nun Rußlands Recht ist oder nicht, alle Großmächte maßen sich dieses Recht an, allen voran die USA. Die Welt kann diese Großmachtallüren leider nur akzeptieren, wenn sie nicht im Atomdesaster untergehen will.

Zum Nato-Beitritt Rußlands hatte ich Scholl-Latour schon zitiert: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#49057,
siehe auch das kürzliche Interview Tucker Carlsons mit Putin. Nach ihm wäre es auf die beiderseitigen Verhandlungen angekommen, er hätte es nicht ausgeschlossen, aber es sei von den USA nie ernsthaft erwogen worden. Sie hätten Rußland natürlich einen gleichberechtigten Platz neben, nicht unter sich, bieten müssen. M. E. illusorisch, daß die USA ihre alleinige Führungsrolle in der Nato aufgeben bzw. teilen würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler , verfaßt am 01.04.2024 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53041

Ich will die politischen Ansichten von Herrn Riemer nicht kommentieren, sondern nur etwas zum Wort "Osterweiterung" sagen. Jedes Land hat das Recht, der Nato beizutreten, und manche haben besonders gute Gründe dafür. Einen Augenblick der Weltgeschichte lang sah es so aus, als könne auch Rußland beitreten – warum eigentlich nicht? Auf lange Sicht wäre eine solche "Osterweiterung" nicht die schlechteste Idee gewesen. Vorbei!

Der Perspektivenwechsel (Beitritt oder Erweiterung) erinnert an die Fremdwortfrage: Die einen sehen eine "Überflutung" mit Fremdwörtern, die anderen eine eifrige Übernahme fremder Wörter. Derselbe Vorgang, nur verschieden gesehen und bewertet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53040

Da sehe ich das meiste genauso wie Herr Metz, außer dies:

"Ich halte Konflikt angesichts des Ausmaßes der Gewalt für verharmlosend und insofern nicht neutral, auch wenn es nicht Partei ergreift."

Hier haben wir wieder die zwei Aspekte, deren Vermischung wie der sprichwörtliche Vergleich von Äpfeln und Birnen ist:
Bei "verharmlosend und insofern nicht neutral" stimme ich zu, aber diese Art von Neutralität hat mit dem Parteiergreifen nichts zu tun. Nicht Partei zu ergreifen heißt per Definition, neutral zu sein (in bezug auf den anderen Aspekt).

"Die Rede vom Krieg zwischen A und B ist nicht neutral", das ist richtig, wenn man damit allgemein Abscheu vorm Krieg ausdrücken will, aber es ist natürlich eine neutrale Formulierung in bezug auf den Schuldigen.

Daß Rußland einen Angriffskrieg führt, sehe ich auch so. Dieser an sich selbstverständliche Satz wird allerdings zur Propaganda, wenn er ständig gebetsmühlenhaft wiederholt wird, ohne dabei die Ursachen des Angriffs mit zu benennen.

"Es stand auch kein Angriff der Ukraine auf Rußland unmittelbar bevor, so daß man eventuell von einem präventiven Verteidigungskrieg sprechen könnte."
Auch das ist selbstverständlich richtig, allerdings stand nach drei Jahrzehnten kontinuierlicher Ostausdehnung der NATO die Aufnahme der Ukraine und der Aufbau von Raketenstartrampen an deren Grenze zu Rußland bevor. Die Reaktion Rußlands auf diese (aus seiner Sicht) Sicherheits- und Souveränitätsbedrohung war vorhersehbar und wurde vom Westen ignoriert. Mit den bekannten Folgen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.04.2024 um 11.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53039

Wenn heute jemand aus einem zweieinhalbjährigen Koma erwachte und man ihm Bilder aus der Ukraine zeigte, ohne dazuzusagen, wo die Aufnahmen entstanden sind und wer da gegen gegen wen kämpft, würde er sicher von Krieg sprechen. (In Rußland sollte er damit aber vorsichtig sein.) Man spricht gemeinhin vom Nahostkonflikt, doch das, was jetzt in Gaza passiert, nennen eigentlich alle Krieg, egal welcher Seite eher ihr Mitgefühl gilt. Ich halte Konflikt angesichts des Ausmaßes der Gewalt für verharmlosend und insofern nicht neutral, auch wenn es nicht Partei ergreift. Das Wort Angriffskrieg enthält zwar eine Wertung. Einige Medien sprechen auch lieber vom Urkraine-Krieg. Aber selbst wenn man die Schuld an diesem Krieg nicht oder nicht ausschließlich bei Rußland sucht, wird man nicht bestreiten können, daß Rußland die Ukraine angegriffen hat. Es stand auch kein Angriff der Ukraine auf Rußland unmittelbar bevor, so daß man eventuell von einem präventiven Verteidigungskrieg sprechen könnte. Es ist eigentlich nicht möglich, eine vollkommen neutrale Bezeichnung für das Geschehen in der Ukraine zu finden. Auch die Rede vom Krieg zwischen A und B ist nicht neutral. Man sieht zwei Streithähne vor sich, die sich doch bitte endlich wieder vertragen sollen. In diese Richtung werden ja auch die Äußerungen des Papstes interpretiert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53038

Sie können "neutral" natürlich auch auf einen anderen Aspekt von "Konflikt" beziehen. Aber es hat dann ja nichts mehr mit dem neutralen "Konflikt" im Gegensatz zum schuldzuweisenden Ausdruck "russischer Angriffskrieg" zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53034

Ursula Weidenfeld behauptet in ihrer neuen Parallelgeschichte der beiden deutschen Staaten, die Erhebung des 17. Juni zum Nationalfeiertag sei eine erste „Aneignung ostdeutscher Geschichte in Westdeutschland“ gewesen. Das kommt mir unhistorisch und geradezu böswillig vor. Der Anspruch der BRD, für ganz Deutschland zu sprechen, war angesichts der Verhältnisse in der DDR mit ihren „Wahlen“ nicht ganz abwegig. Später ringt die Verfasserin sich zu der Feststellung durch, die Mehrheit der Ostdeutschen habe die Wiedervereinigung gewollt.
Ich war 1956 zum erstenmal in der DDR, bei den alten Freunden der Familie, denen meine selbst nicht gerade vermögenden Eltern regelmäßig das „Päckchen nach drüben“ schickten. Obwohl noch ein Kind, habe ich unauslöschliche Eindrücke empfangen. Vielleicht ein Grund meiner späteren jahrelangen Beschäftigung mit der DDR, besonders mit der Propagandasprache.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53033

Für welche Seite ergreift denn das Wort "Konflikt" Partei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53032

"Ebenso neutral"? Das bestreite ich ja gerade. "Konflikt" sagen viele, weil sie nicht "Krieg" sagen wollen. Diese Vermeidungsstrategie ist nicht neutral.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2024 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53031

Franziskus hätte statt Konflikt ebenso neutral auch Krieg sagen können. Er hat damit keine Seite, weder NATO-Staaten noch Ukraine noch Rußland beschuldigt, er hat sich, sicherlich wohlbedacht, sehr diplomatisch geäußert.

Die Tagesschau sollte das eigentlich entsprechend würdigen. Statt dessen vermischt sie die Fakten (Papstrede) mit eigenem Kommentar und Wertung, ohne daß der Zuschauer eine Chance hat, beides auseinanderzuhalten (es sei denn, er informiert sich woanders). Das nennt man doch Propaganda, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53026

Na ja, "Konflikt" ist auch nicht neutral. Das haben die meisten Kommentatoren sehr wohl verstanden.

(Ich will mich hier weder zu den Kriegen noch zum Inhalt der Osterbotschaft äußern, aber dieser kleine Hinweis scheint mir doch nötig.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.03.2024 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53025

Tagesschau-Kommentar, 31.3.24, 20.00 Uhr
zur Papstrede Urbi et Orbi:
"Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rief Franziskus beide Seiten zu einem Gefangenenaustausch auf."

Aus dem Wortlaut, Urbi et Orbi, Ostern 2024 (vaticannews.va):
"Meine Gedanken sind vor allem bei den Opfern der vielen aktuellen Konflikte in der Welt, angefangen bei denen in Israel und Palästina und in der Ukraine. Der auferstandene Christus eröffne den leidtragenden Bevölkerungsgruppen in diesen Regionen einen Weg des Friedens. Ich rufe zur Achtung der Grundsätze des Völkerrechts auf und hoffe auf einen umfassenden Austausch aller Gefangenen zwischen Russland und der Ukraine: alle für alle!"

Von einem "Angriffskrieg" hat der Papst also nichts gesagt, die Tagesschau insinuiert es trotzdem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2024 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53019

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52910
Die SZ bringt eine weitere Seite Leserbriefe zum Beitrag von Hasnain Kazim. Sie sind mehr oder weniger einsichtsvoll. „Dittritsch Büxtehüd“ aus französischem Mund ist lustig, aber eigentlich ganz normal. Mit Recht wird daran erinnert, daß kein Italiener sich über „Florenz“ usw. beschwert. Es fehlt der weitere Horizont der Sprachkontaktforschung. Eigennamen werden ebenso wie andere Wörter schon immer assimiliert, sonst bleibt es bei der linguistisch uninteressanten Mehrsprachigkeit mancher Sprecher. Alle Sprachen sind gemischt, d. h. aus mehreren Quellen zu einem neuen Ganzen zusammengewachsen. Artikulatorische und orthographische Inseln lassen sich im Meer des Regulären nur von wenigen Bildungsbeflissenen kurzfristig halten, dann spült die „Gewalt der Sprache“ sie fort. Das hat mit Höflichkeit nichts zu tun. (Höflich ist, wenn man die Umgestaltung des eigenen Namens in ausländischem Munde hinnimmt, ohne mit der Wimper zu zucken... Und erst recht, wenn man zu verstehen versucht, warum selbst so ein schlichter und wenig wohlklingender Name wie "Ickler" manchen Menschen schier unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet, weil sie zwischen zwei Konsonanten unweigerlich einen epenthetischen Murmelvokal hören.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2024 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52997

Britische Aktivisten haben erreicht, daß Landschaftsbilder etwa von Constable im Fitzwilliam-Museum mit einer Triggerwarnung versehen sind: sie könnten Gefühle von Stolz auf die Heimat erregen. Außerdem soll der Großvater des Museumsgründers in den Sklavenhandel verwickelt gewesen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2024 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52933

Die Schauspielerin Uschi Glas (80) hat im Fernsehen für „Entsetzen“ gesorgt:

Als Kind wuchs Uschi Glas als Protestantin in einem niederbayrischen Dorf auf. Sie hatte damals schwarze Haare und „ein bisschen getönte Haut“, wurde deswegen häufig beschimpft. „Dann war ich halt der evangelische N*ger aus Niederbayern“, so Uschi Glas. Plötzlich herrschte Stille. Dann nervöses Lachen.

Nicht daß sie damals als „N*ger“ bezeichnet wurde, sondern daß sie davon zu erzählen wagt, erregt also Entsetzen. Aber wie wurde sie eigentlich genannt? "N*ger" ist ja kein deutsches Wort und auch kein Grund für „nervöses Lachen“ (wie es etwa ein Furz wäre, der auch nicht Teil der deutschen Sprache ist). Wir können nicht erraten, was sich hinter "N*ger" verbirgt, denn wir haben so etwas nie gehört. (Sie etwa doch? In was für Kreisen verkehren Sie denn!) Vielleicht hat sie „Nager“ gesagt, im Sinn von „Ratte“? Frau Glas hatte keine Gelegenheit mehr, es zu erklären, denn der Moderator schnitt ihr das Wort ab und wechselte das Thema.
Alle Beteiligten wissen natürlich, was hier gespielt wird (daher das Lachen), aber alle tun so, als sei es unaussprechlich furchtbar. Die Heuchelei gilt als gut oder – um es zeitgemäß auszudrücken – als alternativlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2024 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52910

Der Schriftsteller Hasnain Kazim (in Oldenburg geboren) beklagt den nachlässigen Umgang deutscher Journalisten mit Namen wie seinem und noch schwierigeren. Er warnt selbst davor, immer gleich den Rassismus-Vorwurf zu erheben, und weiß auch, daß es an der Autokorrektur liegt, wenn sein Vorname zu „Hasenhirn“ wird. Er fordert aber mehr Achtsamkeit und Sorgfalt. Als Nichtbetroffener will ich ihm nicht dreinreden. (Über den Herrn Igler habe ich schon gesprochen: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1194.)
Man kann die Sache auch anders sehen, weniger bitter oder auch im weltweiten Vergleich von Migration, sprachlicher Integration und Assimilation. Stimmhafte und stimmlose Konsonanten auseinanderzuhalten oder gar Vokalquantitäten zu beachten ist vielen Menschen fast unmöglich. Cem Özedmir braucht wie Hasnain Kazim nicht einmal diakritische Zeichen, aber trotz der Korrekturen, die Kazim vornimmt, wird Özdemir immer noch etwas anders gesprochen. Ungarische und polnische Namen sind trotz geographischer Nähe noch schwieriger. Oft bedeuten sie (ursprünglich) etwas oder sind aus bedeutungsvollen Teilen zusammengesetzt, aber das wissen wir ja nicht. So müßte ich übermorgen vielleicht schon wieder nachsehen, wie Hasnain Kazim nun wirklich geschrieben wird.
Chinesen müßten schier verzweifeln, weil ihre Namen nirgendwo in der Welt so gesprochen werden, daß man sie als Chinese auch nur wiedererkennt. Darum nennen sie sich gleich Alan Young (mein alter Bekannter, den ich schon erwähnt habe) oder lassen sich wie die Pianistin Yuja Wang (eigentlich umgekehrt und auch sonst ganz anders als üblich gesprochen) gefallen, in jedem Mund anders zu klingen. Die Beachtung der sehr relevanten Töne (die bei der Transkription fast immer unter den Tisch fallen, auch in offiziellen Listen wie vom AA) kann man einfach nicht verlangen, dazu die Palatale, Retroflexe, die momentane Umstellung der ganzen Artikulationsbasis mitten im Satz ... Ich habe noch nie erlebt, daß ein Chinese sich darüber beklagt hat.
Meine Frau hat kürzlich einen Amerikaner getroffen, der „München“ vollkommen richtig aussprach. Eine bewundernswerte akrobatische Leistung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2024 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52889

Mehrmals jährlich gibt es die beliebte Diskussion um Namengeber von Schulen usw. Jetzt ist Otfried Preußler dran. Der hat als 16- bis 18jähriger HJ-Literatur verfaßt, was auch durchaus bekannt und dokumentiert war (z. B. in meinem zerfledderten Verzeichnis auszusondernder Literatur), mag er auch nicht gern darüber gesprochen haben. Statt diese entfernten Umstände nun als Fußnote weiterzugeben, will man gleich ganz Schluß machen. Die Rechtschreibreform hatte man ihm noch kurz vor dem Tod angetan, die politische Korrektheit danach, z. B. weil in der „Kleinen Hexe“ so rassistische Wörter wie „Türken“ und „Chinesenmädchen“ vorkommen.
Die Zeitung schlägt nun „Petrosilius-Zwickelmann-Schule“ und ähnliches vor, aber natürlich nicht im Ernst. (Geht das überhaupt: eine Figur aus dem Werk des Nazischriftstellers You-know-who?)
Die Reinigungstruppe meint, als Vorbild für die Jugend könne nur jemand dienen, der ein makelloses Leben von der Jungfrauengeburt bis zum Märtyrertod geführt hat. Nicht mal Jesus taugt vorbehaltlos, und man könnte ja auch nicht alle Schulen nach ihm benennen. Wäre es nicht ohnehin ersprießlicher, an einem exemplarischen Lebenslauf des 20. Jahrhunderts zu zeigen, wie verführbar Kinder und Jugendliche sind (zumal in einem Umfeld wie beim jungen Preußler), und wie die „Jugendsünde“, wenn es denn eine gab, durch ein Lebenswerk (und was für eines!) mehr als wettgemacht werden kann?
Anderswo werden Schulen durchnumeriert. Da kann nicht viel passieren (wenn man 13, 18 und 88 übergeht). Oder die Pullacher nennen ihre Schule gleich „Benno-Fischbach-Schule“. Wer das ist? Offenbar ein Mensch ohne Sünde, nach Jesu Wort vom Steinewerfer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2024 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52861

Die britische Filmzensur hat den 60 alten Film „Mary Poppins“ nun als nicht mehr uneingeschränkt jugendfrei eingestuft, weil darin zweimal der Ausdruck „Hottentotte“ vorkommt, wenn auch nicht bezogen auf wirkliche Hottentotten (die nicht vorkommen). Zu solchen Fällen ist alles schon gesagt, hinzu kommt hier aber die Frage, woher die Kleinsten wissen sollen, was Hottentotten sind. Gerade die Älteren wissen es vielleicht und sollten erzieherisch bearbeitet werden. Die Altersfreigabe "Nur bis sechs" müßte erfunden werden.

Man fragt sich immer wieder, wie sich Erwachsene vorkommen, die in solchen Gremien sitzen und einander an Untadeligkeit zu überbieten versuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2024 um 11.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52841

Aus einem Interview mit einer Namenforscherin, die sich für die Reinigung von Straßennamen einsetzt:
„Vier Bengel machen sich über einen dunkelhäutigen Knaben lustig und werden dafür bestraft.“
So faßt der Interviewer die Mohrengeschichte im „Struwwelpeter“ zusammen.

Tja, die vier Bengel heißen Ludwig, Kaspar und Wilhelm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2024 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52840

Michael Endes Erben haben dem Verlag Thienemann erlaubt, „Jim Knopf“ zu reinigen. Der Text enthält kein N-Wort mehr und die Bilder keine wulstigen Lippen, zugleich wurde der Lokomotivführer von seiner gesundheitsschädlichen Pfeife befreit.

Die Maßnahme sei im Sinne des Verstorbenen, der für die "Akzeptanz des Fremden und Andersartigen" eingetreten sei. Aber wenn man das Andersartige wegretuschiert, ist auch die Akzeptanz gegenstandslos.

Im Struwwelpeter muß man den kohlpechrabenschwarzen Mohren so lassen, um ihm zu bescheinigen, daß er nichts dafür kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2024 um 13.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52733

Das Wort "Rasse" bleibt im Grundgesetz. Die logischen und ethischen Probleme, in die man sich mit der Tilgungsabsicht verstrickt hatte, sind hier schon besprochen worden. Am Ende gaben Einwände des Zentralrats der Juden den Ausschlag. Recht so!

Aber klare Worte findet man immer noch nicht. Ich habe kürzlich Dawkins zitiert, einen unverfänglichen Zeugen für die biologischen Tatsachen. Die Rassen unterscheiden sich (wie jeder sieht), aber das ist kein Grund, jemanden zu benachteiligen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52665

Als in einer Quizsendung im März 2020 die Rede auf Asien kam und van Almsick unvermittelt mit kindlich bzw. piepsig verstellter Stimme ein „Ching Chang Chong!“ äußerte, wurde dieses vielfach als rassistische Bemerkung bewertet. (Wikipedia „Franziska von Almsick“)

Quelle ist eine Stellungnahme der „Gesellschaft für Psychosoziale Gesundheitsförderung bei Migrantengruppen“, die den Deutschen auch wegen „Drei Chinesen mit dem Kontrabaß“ ins Gewissen geredet hat. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#17136)

Gut zu wissen, daß ein deutscher Verein „Asien“ unter seine Fittiche genommen hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2024 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52634

Norbert Frei findet die Wortbildung „Antisemitismusbeauftragter“ widersinnig, offenbar deshalb, weil solche Funktionäre ja nicht den Antisemitismus verwirklichen sollen. Aber das ist das alte Mißverständnis der Determinativkomposita.
Die Einrichtung eines Antisemitismusbeauftragten nicht nur auf Regierungsebene, sondern überall, auch in Betrieben usw., ist aus einem anderen Grund bedenklich. Sie verhindert ungewollt, die Existenz jüdischer Mitmenschen als eine Selbstverständlichkeit zu betrachten, d. h. überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. Auch eine Art von „Segregation“. Das ist wie mit der „Charta der Vielfalt“ und überhaupt das Dilemma jeder Identitätspolitik: Wenn man nach Diversität sucht, sei es auch in bester Absicht, wird man sie finden – und dann?
Man kann alle Juden (oder Homosexuellen oder Türkischstämmigen usw.) im Unternehmen, in der Bundeswehr usw. registrieren, um sie vor Diskriminierung zu schützen, aber man kann die Listen auch anders verwenden oder sie in falsche Hände fallen lassen, wie einst die Kirchenbücher zwecks Erstellung eines Ariernachweises...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52564

Americans are regularly asked to fill in forms in which they have to tick one of five boxes: Caucasian (whatever that might mean — it certainly doesn’t mean from the Caucasus), African-American, Hispanic (whatever that might mean — it certainly does not mean, as the word seems to suggest, Spanish), Native American or Other. There are no boxes labelled half and half. But the very idea of ticking boxes is incompatible with the truth, which is that many, if not most, people are a complicated mixture of the offered categories and others. My inclination is irritably to refuse to tick any boxes, or to add my own box labelled ‘human’. Especially when the rubric uses the mealy-mouthed euphemism ‘Ethnicity’. (Richard Dawkins)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52560

Monika Schwarz-Friesel: Toxische Sprache und geistige Gewalt. Wie judenfeindliche Denk- und Gefühlsmuster seit Jahrhunderten unsere Kommunikation prägen. Tübingen 2022.

Das „unsere“ schon im Titel finde ich unverschämt. Es paßt zum bekannten Stil der Verfasserin: Alle auf die Anklagebank! Nur sie selbst nicht, sie sitzt auf dem Richterstuhl.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2024 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52551

Wer Walfisch oder Erdbeere sagt, hält sich auch nicht ganz an die biologische Taxonomie, gilt aber m. W. im Moment noch nicht als Rassist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2024 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52547

Nüsslein-Volhard legt in ihren Büchern dar, daß die Färbung bei Tieren (sie hat vor allem die Zebrafische erforscht) auch die Funktion haben dürfte, die Vergeudung von Ressourcen durch die Erzeugung unfruchtbarer Hybriden zu vermeiden. Ähnlich Dawkins (z. B. in The ancestor’s tale).

Die biologische Taxonomie hat sich nicht in der Volkssprache niedergeschlagen. Dort unterscheidet man seit je die Menschen nach äußeren Merkmalen und bezeichnet sie durch "Rasse" und seine Synonyme.
Rassismus bedeutet nicht die Anerkennung der offensichtlichen Merkmale (mit deren sturer Leugung man nur Kopfschütteln und Unmut hervorrufen kann), sondern die Abwertung ihrer Träger. Schwarze Haut wurde als häßlich oder als Strafe Gottes angesehen. Damit war man früher erstaunlich großzügig. "Was kann denn dieser Mohr dafür" war schon ein Fortschritt.
Immerhin sei an das weltweite Geschäft mit Bleichmitteln erinnert. In Indien z. B. gehört helle Haut zum Schönheitsideal und wird, wie schon berichtet, gegebenenfalls in Heiratsgesuchen erwähnt. Die sehr hellhäutige Maneka Gandhi war regionale Schönheitskönigin und heiratete Indiras jüngeren Sohn. Die helle Haut fand man eben besonders bei Kashmiris und Punjabis, währen die dunkleren Südinder seit vedischer Zeit als weniger schön oder geradezu häßlich galten. Meine indischen Studentinnen sprachen ganz offen darüber. Mir kam das ziemlich seltsam vor, weil ich – damals ein junger Mann – bei den Inderinnen ganz andere Züge schön fand.

Gibt es Gegenbeispiele? Ich habe Xenophanes zitiert, der die Vorurteile der Menschen als erster entlarvte. Leni Riefenstahls Nubier-Schwärmerei ist ein neuzeitliches Phänomen. Natürlich sah die Praxis ein wenig anders aus als die Meinung. Daß der weiße Sklavenhalter in den USA Kinder mit seinen schwarzen Sklavinnen zeugte, war allgemein üblich, die sexuelle Attraktion und noch mehr die folgenlose Verfügbarkeit also offensichtlich.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 06.01.2024 um 01.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52544

Wir hatten das Thema doch schon einmal, und ich widerspreche erneut, jedenfalls teilweise. "Rasse" wird im modernen Sprachgebrauch (und zwar nicht erst seit gestern) in bezug auf Tiere in erster Linie mit Züchtungen verwendet, während die Biologie Carl von Linnés eine wesentlich differenzierte Taxonomie entwickelt hat, in der "Rasse" bestenfalls am unteren Ende eine Rolle spielt.

Die Paarungsfähigkeit spielt zwar eine Rolle, aber die ist zwischen Gattungen auch gegeben (Esel-Pferd, Graugans-Nonnengans, Stockente-Löffelente usw.). Der Nachwuchs ist jedoch nicht fortpflanzungsfähig.

Die biologische Kategorie, mit der wir es beim Menschen zu tun haben, ist daher die des homo sapiens sapiens, und zu den aus ethischer Sicht unangenehmsten Eigenschaften dieses hochentwickelten Säugetiers gehört die Tendenz zur Gruppen- bzw. Stammesbildung im Kampf um Ressourcen und damit die Bereitschaft, einander die Schädel einzuschlagen. Das kann mit Äußerlichkeiten wie der Hautfarbe zu tun haben, muß es aber nicht. Europäer haben einander über Jahrhunderte massenhaft umgebracht oder unterdrückt, aber die Hintergründe waren das, was wir als Zivilisation betrachten, z.B. Religion, Sprache, Ideologie u.v.m.

Was die Kritik am Begriff "Ethnie" im Originalbeitrag betrifft, stimme ich in vollem Umfang zu.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2024 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52543

Ich finde, hier wird sowieso das Pferd von hinten aufgezäumt. Das klingt ja gerade, als ob früher Menschen nur geringere Unterschiede aufwiesen und sich erst später aufgrund ihrer Schönheitsideale bedeutendere spezifische körperliche Merkmale herausgebildet haben.

Daß man früher exotisches Aussehen weniger attraktiv fand, halte ich für Unsinn. Es gab einfach damals erstens weit seltenere Kontaktmöglichkeiten und zweitens waren die gesellschaftlichen und religiösen Normen viel starrer.

Die gleichen Leute, die uns erzählen wollen, wir könnten lernen, welche Hautfarbe und welche Gesichtsform wir schön finden, bringen uns wohl demnächst bei, wir könnten auch die Attraktivität des gleichen Geschlechts lernen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2024 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52542

Aus einem Interview der Wiener Zeitung mit Christiane Nüsslein-Volhard (29.5.17):

Der Mensch findet auch Vertreter anderer Ethnien attraktiv. Ist die Entstehung von Ethnien mehr als die Anpassung an die Klimabedingungen in unterschiedlichen Teilen der Erde?

Ethnien haben sich auch deswegen entwickelt, weil unterschiedliche Bevölkerungsgruppen verschiedene Ideale von Schönheit hatten. Überspitzt könnte man sagen, jeder fand attraktiv, was er wohl am öftesten sah – Schwarze mochten Schwarze, Weiße Weiße oder Chinesen Chinesen. Bestimmte Merkmale, Formen und Farben wurden immer dominanter, weil sie von anderen gesehen und geschätzt wurden und die entsprechenden sexuellen Verbindungen ihren Ausdruck in den Genen fanden. Hinzu kommt, dass alles Fremde zunächst einmal beängstigend ist – diese Tatsache ist ja immer wieder auch Auslöser von Kriegen. Einander quer durch die Ethnien schön zu finden, wie wir es heute tun, ist kein biologischer, sondern ein kultureller Schritt: Man kann es lernen.“
-
Man sieht, wie der naheliegende Begriff „Rasse“ durch den unpassenden der „Ethnie“ ersetzt wird. Es geht ja um körperliche Merkmale, also Biologie. Ethnie ist aber kein biologischer Begriff, sondern ein soziologischer. Der Rest ist Politik und Pädagogik und spielt für die molekulargenetischen Forschungen keine Rolle. Ginge es um Hunde, würde man zweifellos von Rassen sprechen. Der Mensch ist aber in dieser Hinsicht nichts anderes als ein Säugetier, das sich in relativ isolierten Räumen ausdifferenziert hat, ohne die Grenze der Paarungsfähigkeit zu überschreiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2024 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52541

Der Historiker Matthias Häussler sagt im Interview der SZ (4.1.24) über den furchtbaren Lothar von Trotha, daß er „in seinem Tagebuch kaum jemals das Wort ‚Neger‘ verwendet. Ich zitiere, ich gebrauche dieses Wort nicht selbst. Von Trotha äußert sich zwar abfällig über seine Gegner, aber er kam nicht auf diese rassistischen Begriffe zurück.“
Aber „Neger“ war damals nicht rassistisch-abwertend, sondern die allgemein übliche Bezeichnung für Schwarzafrikaner. Die bestenfalls paternalistische Einstellung gegenüber den Afrikanern steht auf einem anderen Blatt. Es ist kaum anzunehmen, daß der Rassist Trotha (wie er an gleicher Stelle genannt wird) seine Opfer sprachlich schonen wollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2024 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52540

Wie unter dem klassischen Latein fast unsichtbar das unklassische liegt, so kennen wir viele Wörter, die wir nicht verwenden und eigentlich auch nicht kennen sollten. Alle Bezeichnungen für Schwarzafrikaner zum Beispiel sind nur verständlich, weil jeder weiß, wie er sie am liebsten einfach nennen würde, aber nicht nennen zu dürfen meint. Die vernehmbare Sprache ist voller Vermeidungen, eine Ausweichsprache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2024 um 17.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52525

The pompous meddling with the English language that has given us ‘Beijing’, ‘Mumbai’ and ‘cosmonaut’ has so far spared us ‘Beijinese dog’. (Richard Dawkins)

Nicht ganz. Auch als "Beijingese dog" kommt er vor. Deutsche machen es nach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2023 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52441

"MPOX ist eine Viruskrankheit, die von infizierten Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Um Stigmatisierungen vorzubeugen hat die WHO die Krankheit, die jahrelang als Affenpocken bekannt war, vor etwa einem Jahr umbenannt. Ursprünglich kamen die Viren hauptsächlich bei Nagetieren in West- und Zentralafrika vor." (Merkur 21.12.23)

Die früheren Berichte werden stumpfsinnnig wiederholt, ohne daß die Zeitungen einen Grund sehen, dem Leser näher zu erläutern, was "Stigmatisierung" hier bedeutet und wer davon in welchem Sinn betroffen sein könnte.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.12.2023 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52415

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/bei-einer-lesung-von-sarah-kuttner-faellt-das-wort-negerpuppe-a-834695.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2023 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52414

Weil wir nicht fernsehen, konnte ich auch mit dem Namen Sarah Kuttner nichts anfangen, lese nun aber zufällig bei Wikipedia:

2012 wurde Kuttner für die Verwendung des Worts „Negerpuppe“ bei einer Lesung ihres Romans Wachstumsschmerz kritisiert. In einer im Juni 2022 erschienenen Episode des Podcasts Hotel Matze von Matze Hielscher benutzte Kuttner im Gespräch mit Hielscher und Katrin Bauerfeind das Wort „Neger“, als über das Verbot von Wörtern im deutschen Sprachgebrauch diskutiert wurde. Sie wolle mit Worten grundsätzlich niemanden verletzen, jedoch empfinde sie ein Verbot von Wörtern als „superschwierig“, weil ohnehin jeder wisse, was gemeint sei. Das von Kuttner ausgesprochene Wort wurde in der Episode zunächst zensiert, nach dem anhaltenden Shitstorm jedoch gänzlich aus der Episode herausgeschnitten. In einem Instagram-Video entschuldigte sie sich später für die gewählten Worte und versuchte zu erklären, was ein Verbot von Wörtern auslösen kann.
Man kann Wörter nicht allgemein verbieten, aber der Bann in den Medien kommt einem Verbot gleich. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, die politisch korrekten, unterwerfungssüchtigen Gleichschalter gewinnen immer.

Im Küchenradio höre ich fast nur die Nachrichten. Alles andere birgt die Gefahr, mich durch Gendersprache gesundheitlich zu beeinträchtigen. Im Podcast des DLF über KI spricht die Redakteurin mit Schluckauf: Entwickler innen usw. Man sollte ihr Gehalt kürzen, bis sie Deutsch gelernt hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2023 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52403

Das neue Schibboleth lautet „Palästina“.

Seit biblischen Zeiten gab es viele Varianten, z. B. diese:

The Biblical passage traditionally used for the literacy test was the first verse of Psalm 51. Thus, an illiterate person who had memorized this psalm could also claim the benefit of clergy, and Psalm 51 became known as the "neck-verse" because knowing it could save one’s neck by transferring one’s case from a secular court, where hanging was a likely sentence, to an ecclesiastical court, where both the methods of trial and the sentences given were more lenient, for example, a sentence of penance.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2023 um 07.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52401

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51633

Der rechtsradikale Holger Douglas setzt seine primitive Polemik fort:

Ampel-Koalition erhöht Steuer auf Luft (14.12.23)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.11.2023 um 00.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52285

Es wurde höchste Zeit, daß die sachlich zum Teil falschen und insgesamt völlig übertriebenen PC-Hinweise der Dudenredaktion einmal ganz schnörkellos von Leuten angeprangert werden, die man dummerweise nicht ungestraft sofort in die Naziecke stellen kann. »Gelegentlich wird die Bezeichnung X als diskriminierend empfunden«. Gelegentlich wird etwas empfunden – wie oft denn und von wem: von den so Bezeichneten oder von denen, die verzweifelt nach einer »korrekten« Fremdbezeichnung suchen? »In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie Y gewählt.« Wiederum, von wem eigentlich? Wessen Problem soll hier gelöst werden?

Ich weiß, es wird nicht passieren, aber die Dudenredaktion sollte auch ihren Warnhinweis zum Stichwort »Zigeuner« korrigieren. Dort heißt es apodiktisch: »Die Bezeichnungen Zigeuner, Zigeunerin sind diskriminierend.« Sind! Ein Schlag ins Gesicht all der Angehörigen dieser Gruppe (und das sind viele), die diese Bezeichnung befürworten und sogar selbst mit Stolz verwenden. Ihre Meinung ist aber unbeachtlich, solange ein anderer, sich für zuständig haltender Zentralrat sie ignorieren zu dürfen meint.

Ob Jude oder Zigeuner, Deutscher oder Schwuler – man kann viele Wörter abschätzig oder bewundernd oder eben auch neutral verwenden. Statt seine Detektoren in billigster Weise auf bestimmte Buchstabenreihungen zu programmieren und sich toll vorzukommen, wenn man jemanden dabei ertappt hat, wie er sie ausgesprochen hat (und zwar egal in welcher Absicht), sollte man sich lieber dafür sensibilisieren, wie mit Menschen in bestimmten Situationen umgegangen wird und wie über sie gesprochen wird (da taucht die vermeintlich böse Bezeichnung oft gar nicht auf!). Die Jagd auf Wörter und Wörterbenutzer hat nicht nur etwas Anmaßendes, sondern auch etwas unfreiwillig Komisches, wenn man darüber das Wesentliche aus dem Blick verliert. Der hohe Anspruch fällt angesichts des Scheiterns vor der eigentlichen Aufgabe jämmerlich in sich zusammen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2023 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52280

Zu den Eiertänzen des Duden um das Wort „Jude“:

https://www.domradio.de/artikel/duden-aendert-nach-kritik-hinweis-zum-wort-jude

Warum muß der Duden sich überhaupt zu dem Wort "Jude" äußern? Der neue Eintrag ist so überflüssig wie der alte.

Die Nazis waren Antisemiten, aber ihr Gebrauch des Wortes "Jude" war nicht antisemitisch und kein Mißbrauch. Sie haben nur allzu deutlich gesagt, was sie wollten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.11.2023 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52226

Schlägerei in einem Historienfilm aus den siebziger Jahren. Im Tumult bittet ein älterer Mann, verschont zu werden, er sei »invalide«. Heute müßte an dieser Stelle im Drehbuch stehen: »Bitte nicht! Ich bin ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten und/oder Bedürfnissen.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52171

Die Vereinfachte Ausgangsschrift war ein Mißerfolg. Er wurde zugedeckt durch die Rechtschreibreform. Die war ein noch größerer Mißerfolg. Er wurde zugedeckt durch das Gendern. Es ist ein Mißerfolg, geht aber auf in einem noch viel größeren Projekt der Sprachregelung durch immer weitere Tabus, Vermeidungsstrategien und Empörungsrituale im Namen einer unbestimmten Politischen Korrektheit. Fortsetzung folgt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52166

„Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten.“ (Schild in Bad Wörishofen)

Die Leserbriefschreiber verstehen es zwar nicht, protestieren aber vorsorglich schon mal. Einem tut es gar „physisch weh“, so etwas zu lesen; er sollte den Arzt aufsuchen.

Die Empörungsbereitschaft hat sich so hochgeschaukelt, daß nichts mehr davor sicher ist. Man könnte aus dem Telefonbuch vorlesen und hätte die Gutmenschen am Hals.

Gestern war zu lesen, daß Tierschützer gegen einen Schweizer Brauch vorgehen, bei dem einer toten (!) Gans der Kopf abgehauen wird.

(Ich habe mich zunächst nur für die grammatische Seite interessiert: Kann man einer toten Gans den Kopf abhauen oder nur den Kopf einer toten Gans abhauen? Der Dativus incommodi scheint unangebracht, weil eine tote Gans nach Aristoteles keine Gans mehr ist – mit dem Leben ist die Entelechie entwichen.)

Zu Weihnachten werden wieder Millionen Exgänse verzehrt, meistens ohne Kopf (den kriegt der Hund oder die Katze).)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2023 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52148

Religion, Rasse, Geschlecht, sexuelle Orientierung – das sind alles neutrale Eigenschaften, für deren Gleichberechtigung man gut eintreten kann.
Aber Dummheit, geringe Intelligenz, wie immer man es umschreibt, ist nun mal nichts Neutrales. Es ergibt keinen Sinn, für Gleichberechtigung von Klugen und Dummen zu kämpfen. Darum wird lieber so getan, als gibt es keine.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2023 um 00.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52147

Wir haben heute ein Problem mit dem Gutmenschentum. Ein Gutmensch ist etwas anderes als ein guter Mensch. Ein Gutmensch ist jemand, der aus Naivität glaubt, das Gute zu tun, und in Wirklichkeit das Dumme macht.

Nehmen wir an, auf eine Stellenanzeige bewerben sich ein kluger Weißer und ein törichter Schwarzer. Wer bekommt die Stelle?

Oder es bewerben sich ein intelligenter Mann und eine einfältige Frau (die gern auch einen Bart haben darf). Wer bekommt die Stelle?

Heutzutage sind eben Diversitätsmerkmale nur Rasse, Geschlecht, Sexualverhalten, Religion. An etwas anderes darf man gar nicht denken. Daß jemand "dumm" sein könnte, noch dazu ein Schwarzer oder eine "Frau", habe ich nicht einmal hier zu schreiben gewagt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.11.2023 um 23.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52146

Mit der Diversität ist das so eine Sache. In der Theorie bringen Menschen verschiedener Herkunft und Sozialisation ihre ganz eigenen, wertvollen Gedanken und Erfahrungen in die Arbeitswelt ein, und je »bunter« die Truppe, desto erfolgreicher das Unternehmen, die Behörde, der Verband. In der Praxis, so jedenfalls meine Erfahrung, sieht es oft anders aus. Da ist echte »diversity of thought« eher die Ausnahme und auch nicht eben gern gesehen. Ob Frau, schwul oder nicht ganz weiß – wer etwas werden will, merkt schnell, woher der Wind weht, und hält unkonventionelle Gedanken, die dem Laden vielleicht gut bekämen, tunlichst zurück. Frauen verhalten sich männlicher als Männer, um die Karriereleiter zu erklimmen. Feinfühlige legen sich ein dickes Fell zu, um im rauhen Klima, das sie umgibt, nicht schwach zu wirken. Kollegen aus anderen Kulturen wollen zeigen, wie integriert sie sind, und erzählen auffallend wenig, was vom uns Vertrauten abweicht. Dem Management ist es recht – Hauptsache, die Quote stimmt.

Hinzu kommt, daß das Spektrum der akzeptierten Meinungen und Verhaltensweisen erstaunlich schmal ist. Mit dem Interesse für das, was andere denken und tun, ist es bei der kleinsten Abweichung von der Norm schnell vorbei. Alle geben sich heute so furchtbar »achtsam«, »Empathie« steht hoch im Kurs, man soll sich klarmachen, wie »privilegiert« man doch ist. Aber wie privilegiert ist eine alte weiße Frau, die ihr Leben lang hart gearbeitet hat und mit ihrer kleinen Rente gerade so über die Runden kommt? Wie weit reicht das Mitgefühl mit ihr, wenn sie beklagt, daß sie sich in ihrem Viertel nicht mehr wohl fühlt, weil dort jetzt so viele ausländische Studenten wohnen, die nur englisch sprechen, oder Familien aus Marokko, deren pubertierende Söhne ihr unheimlich sind? Darf ein konservativer Zeitgenosse, der ein Problem mit Homo- oder Transsexualität hat, auf Verständnis rechnen, wenn er das offen ausspricht? Wie wird über jemanden geredet, der als »verhaltensauffällig« gilt?

So erschöpft sich die vielbeschworene Diversität nicht selten in Äußerlichkeiten, die wir aber nach derselben Lehre gerade mit aller Macht ignorieren sollen. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2023 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52143

Je strenger das Wort Rasse verbannt wird, desto großzügiger wirft man mit der Klage über "Rassismus" um sich. Vorbehalte gegenüber dem Islam, der sich zur Zeit besonders unbeliebt macht, werden als "rassistisch" verurteilt usw. Dieser Widerspruch kann nicht gut ausgehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2023 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52127

Gerade hatte ich überlegt, wie ambivalent z. B. ein Symbol wie der Davidsstern/Judenstern ist, je nachdem, wer ihn wozu verwendet (er ziert ja die israelische Nationalflagge). Da kommen aus Frankreich Zweifel der Behörden, was von den neuerdings aufgetauchten Sternen an Pariser Hauswänden zu halten sei.
Läßt sich teilweise auf Wörter übertragen, die außerhalb ihrer konkreten Verwendung auch nicht zu beurteilen oder zu verurteilen sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2023 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52125

Bei "Diversität" denkt heute jeder an Rasse, Religion, Geschlecht und Sexualverhalten. Dabei geht die Unterscheidung zwischen Dummen und Intelligenten, Gebildeten und Ungebildeten völlig unter. Sie ist aber doch überwältigend und für Alltag und Berufsleben viel wichtiger als die meisten anderen Kriterien mit Ausnahme des Geschlechts. Haben wir es hier mit dem letzten großen Tabu zu tun?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2023 um 07.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52111

Sehr genaue und schöne Darstellung meiner eigenen Gedanken und Gefühle!
Gerade lese ich, daß ein deutscher Schauspieler redensartlich das Wort "Zigeuner" ausgesprochen hat und alle über ihn herfallen, obwohl er sich sonst in dieser Hinsicht nichts hat zuschulden kommen lassen. Zitiert wird:

Die Antidiskriminierungsstelle der Bundesregierung schreibt auf ihrer Webseite, dass die Bezeichnung "Zigeuner" diskriminierend ist. "Hier handelt es sich nicht um eine Eigenbezeichnung der Roma und Sinti, sondern um eine abwertende Fremdbezeichnung, mit der Sinti und Roma ausgegrenzt werden", heißt es dort. Es sei Teil des Antiziganismus, "dass Sinti und Roma als eine Gruppe vermeintlich Fremder behandelt werden und ihnen eine Reihe negativer Stereotypen und verzerrter Darstellungen zugeordnet wird, die eine bestimmte Form des Rassismus darstellen".

Auch Antidiskriminierungsstellen können Unsinn reden. Welcher Teufel hat die Stelle eigentlich geritten, daß sie überhaupt auf die Idee kommt, "Sinti und Roma" eigens zu bezeichnen, als seien sie eine Gruppe? Und was macht man mit jenen Sinti und Roma, die sich selbst als "Zigeuner" bezeichnen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.11.2023 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#52110

Eine Frau spricht mich auf der Straße an und fragt mich nach dem Weg. Ich würde gern Auskunft geben, aber den Laden, den sie sucht, kenne ich nicht. Sie hält mir ihr Handy hin, auf der Fimenwebsite steht eine Hausnummer, so daß ich ihr zumindest sagen kann, in welche Richtung sie gehen muß und wie weit es vermutlich noch ist.

Warum erzähle ich das? Die Frau ist eine Schwarze, sie ist schwarz, ihre Haut ist schwarz – schon hier deutet sich an, wo das Problem liegt. Während ich mit ihr spreche, ertappe ich mich dabei, zwischen Duzen und Siezen zu schwanken. Inzwischen wird man in Holland in vielen Alltagssituationen von Unbekannten geduzt, das ist nichts Ungewöhnliches mehr. Manchmal gehen »u« und »jij« sogar durcheinander. Vermutlich hat auch sie mich geduzt, ich weiß es nicht, so was geht im Gespräch unter. Soll ich sie siezen, um meinem Respekt besonderen Ausdruck zu verleihen? Und wieso sollte das überhaupt nötig sein? Oder soll ich sie, im Gegenteil, ebenfalls duzen, um ihr nicht das Gefühl zu geben, sie mache auf mich den Eindruck, anders behandelt werden zu wollen oder zu müssen als andere, oder anders ausgedrückt: um sie nicht zu diskriminieren?

Warum stelle ich mir überhaupt all diese Fragen? Meiner Natur entspricht das nicht. Ich kann ehrlichen Herzens sagen, daß ich jeden zunächst so nehme, wie er ist. Ich habe eher die Neigung, mir unbekannten Menschen zuviel als zuwenig Vorschußlorbeeren zu geben, und wenn irgend jemand sich pauschal abfällig über diese oder jene Gruppe äußert, bin ich sehr skeptisch und versuche erst einmal zu ergründen, was dahintersteckt. Ich lebe seit über dreißig Jahren in Den Haag und habe mich längst daran gewöhnt, im Laufe des Tages Menschen aus Familien verschiedenster Herkunft zu begegnen. Ich habe mit ihnen dienstlich oder privat zu tun, und ich empfinde das alles schon sehr lange als völlig normal und unspektakulär. Daß ich jetzt plötzlich anfange, mir Gedanken zu machen, die mir bisher fremd waren, ist keine gute Sache. Ich habe das Gefühl, daß mir durch das ständige Gerede über Rassismus, diskriminierende Sprache usw. eine Voreingenommenheit eingeimpft wurde, die ich vorher gar nicht hatte! Ich war schon mal weiter. Wenn das das Ergebnis der »woken« Weltverbesserung ist, dann gute Nacht, Marie! Zumal ich weiß, daß ich nicht der einzige bin, dem es so geht. Die Schrotflinten der Erwachten treffen vor allem diejenigen, die mit der Sache nichts zu tun haben. Echte Rassisten kann man damit nicht beeindrucken. Was ist also damit gewonnen?

Die Verengung des Blicks auf einzelne Wörter und Ausdrücke (!) halte ich für ein zusätzliches Unglück. Die Sprache ist natürlich ein leichterer Gegner als die wahren Demütigungen und Benachteiligungen, die manche erdulden müssen. Man kann Menschen noch so »korrekt« ansprechen und rhetorisch umschmeicheln, solange man sie nicht wirklich ernstnimmt und nicht nach ihren Fähigkeiten beurteilt, sollte man sich das Gerede von diskriminierungsfreier Sprache sparen. Natürlich kann es nicht schaden, auf seine Worte zu achten. Und wenn man mal unbewußt einen Fehler macht, stellt man ihn nach einem Fingerzeig wohlwollender Freunde oder Kollegen gerne ab. Für mich ist aber Handeln wichtiger als Reden. Konformistisch reden können viele, unvoreingenommen handeln ist etwas ganz anderes. Wer das kann, ist mir sympathisch und wird von mir unterstützt. Alles andere ist Literatur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2023 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51999

In der gestrigen SZ versucht Bernd Dörries in seinem Leitartikel eine ausgewogene Darstellung des Palästina-Konflikts, die ich sehr gut finde ("Der bequeme Hass"). "Man muss kein Verständnis haben, aber zu verstehen versuchen sollte man schon, warum in der arabischen Welt oft ganz anders gedacht wird über den Terror der Hamas und die Palästina-Frage als im Westen." Usw. – Aber schon dieser Versuch gilt in unserer (nicht einmal echten) Übersensibilisierung als anstößig. Jeder soll sich sofort zu einer Seite bekennen, bevor man überhaupt mit ihm redet. Zum "ewigen Frieden" (Kant) gelangt man auf diese Weise natürlich nicht. Bernd Dörries ist wirklich mutig, weil er das Selbstverständliche auszusprechen wagt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2023 um 16.21 Uhr  
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Den ganzen Tag ist von "Antisemitismus" die Rede, gemeint ist aber jede Stellungnahme für die Palästinenser, also gegen Israel, im Nahostkonflikt. Meiner Ansicht nach ist das eine falsche Rubrik, und das hat auch politische Folgen hierzulande. Aber die historischen Wurzeln der Palästinenserfrage sind ganz andere als die des Antisemitismus, auch wenn die Gründung des Staates Israel mit dem deutschen Judenhaß zusammenhing.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2023 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51978

Die Griechen haben aus gutem Grund die Perser als Feinde angesehen, aber sie haben nicht daran gedacht, Aischylos („Die Perser“) mit Aufführungsverbot zu belegen oder ihn von der Buchmesse auszuschließen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2023 um 05.12 Uhr  
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Slavoj Žižek ist nicht gerade mein Idol, aber in seiner Rede auf der Frankfurter Buchmesse hat er nichts Falsches gesagt. Trotzdem fallen alle über ihn her. Man darf nicht analysieren, nur verurteilen. Die Palästinenser müssen weg, am besten gleich der ganze Islam! In Israel hat ein Philosoph und Menschenrechtler, der daran erinnert, daß im Gazastreifen auch Menchen leben, einen schweren Stand, aber hierzulande würde man ihn nicht einmal reden lassen. „Tichy“ ist jetzt Mainstream – ein schöner Erfolg, und so billig errungen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2023 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51966

Aus einer wirklich oder vermeintlich judenfeindlichen oder auch bloß klischeehaften Formulierung des Herrn Precht wird eine Staatsaffäre gemacht. Das kommt davon, wenn man Personen, die nichts Bemerkenswertes zu sagen haben, in Positionen hievt, wo sie zu allem befragt werden und dann eben auch zu allem etwas sagen. Wo wäre der Halbgott, dem das nicht zu Kopfe stiege? Und dann macht es auch wieder Spaß, ihn vom Thron zu stoßen, damit das Spiel mit einem anderen von vorn beginnen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2023 um 06.20 Uhr  
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Wahrscheinlich gibt es schon sprachwissenschaftliche Bücher über tabuisierte Wörter, die ihren Forschungsgegenstand kein einziges Mal zu benennen wagen. Täten sie es, müßten sie mit Fackelzügen empörter Studenten vor ihrem Haus rechnen, und ihre Stelle an der Universität wären sie auch los.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2023 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51952

Die größte Entdeckung, die jeder Mensch in seinem Leben macht, ist die, daß man mit Zeichen etwas bewirken kann, die „Macht der Sprache“: „Von einem bewegten Lüftchen hangt alles ab, was Menschen je auf der Erde Menschliches dachten, wollten, taten und tun werden.“ (Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, IX, 2) Die Kehrseite ist die atavistische Angst vor Wörtern, das Sprachtabu („Benennungsscheu“). Die Juden dürfen den Namen Gottes nicht aussprechen, die Jäger nicht den Namen ihrer Beutetiere, die Sprachwissenschaftler den Gegenstand ihres Interesses nicht nennen usw. Bei aller Aufklärung ist dieses archaische Erbe, das ein Licht auf die Entstehung der Sprache wirft, nicht aufgegeben worden, im Gegenteil, die Politische Korrektheit feiert immer neue Triumphe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2023 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51939

Das Zeigen von Hakenkreuzen ist verboten, aber ist es auch das Zeigen von "Hakenkreuz"? Was ändert sich, wenn man, als ob es ebenfalls verboten wäre, ein gleichsam konspiratives HKNKRZ auf dem T-Shirt trägt? Noch problematischer: VTRLD.

Der Anlaß ist, daß jemand die Rechte an solchen Zeichen erwerben und damit den Rechten das Tragen unmöglich machen will. Das kann nur nach hinten losgehen. Aber mich interessiert die semiotische Seite.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2023 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51917

Unter die gleiche Rubrik wie die Vollkornsocken gehört auch dies:

Mit einem von der SZ vertriebenen Weißwein kauft man zugleich ein Stück „Biodiversität“, weil die Winzerei auf „die autochthonen Rebsorten Kalabriens“ setzt.

Billig ist es natürlich nicht, mit jedem Schluck etwas für die Umwelt zu tun. Das ist eben das Doppelgesicht der Öko-Politik: Den vielgeschmähten Verzichtsforderungen steht der gewissensbereinigte Luxuskonsum gegenüber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2023 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51806

Die Erlanger haben entdeckt, daß ihre Erwin-Rommel-Straße und das daran gelegene, informell nach ihr benannte Studentenwohnheim einen anderen Namenspaten haben sollten. Einmal wg. Nazi, dann aber auch weil Militärs zum Tod von Menschen beitragen, und nicht zu knapp. Mal sehen, wie lange die Stadtverwaltung standhält. Der Sog zur Verbesserung der Menschheit ist ja schon sehr stark.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2023 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51738

Gegen Höcke wird ein Strafverfahren eröffnet, weil er in einer Rede Nazi-Vokabular verwendet haben soll. Besonders schlimm sei „alles für Deutschland“. Was ich von Höcke halte, muß ich nicht sagen. Aber solche Versuche müssen nach hinten losgehen. Ich biete mich als linguistischer Gutachter zu seiner Verteidigung an. Wenn wir anfangen, philologisch herumzukramen, kann nichts Schlüssiges dabei herauskommen. Der Irrweg der Wörter-Verfolgung hat sich noch nie bewährt. Höcke hat praktisch schon gewonnen (wie Aiwanger auf seine Weise in der Schultaschen-Affäre gewonnen hat). Wie kann man so dumm sein!
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 20.08.2023 um 11.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51640

Hier eine traurige Geschichte, die zeigt wo unsere Gesellschaft mittlerweile steht:

https://achern-weiss-bescheid.de/2023/08/19/menschliche-abgruende/

Beachten Sie bitte das Dreifach-s im vorletzten Absatz (Grußzeile nicht mitgezählt).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2023 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51639

Ja, es gibt offenbar verschiedene Fassungen, und ich bin gestern auf die kürzere gestoßen. Man könnte also sagen, daß die AfD die Gefahr einer Überdüngung durch CO2 genauso unterschlägt, wie das IPCC und die deutsche Regierung den düngenden Effekt. Anscheinend hat die Wissenschaft das letzte Wort darüber auch noch nicht gesprochen. Es muß also einen vernünftigen Meinungsstreit geben, keine "Brandmauern" gegen die Demokratie.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.08.2023 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51638

Der Passus steht nicht nur im hier zitierten Leitantrag, sondern auch in dem Dokument, das die AfD auf ihrer Website als ihr Grundsatzprogramm präsentiert (https://www.afd.de/wp-content/uploads/2023/05/Programm_AfD_Online_.pdf, S. 79, abgerufen am 20.8.23). In der Kurzfassung (https://www.afd.de/wp-content/uploads/2021/02/2016-06-20_afd-kurzfassung_grundsatzprogramm_webversion_k.pdf) fehlt er.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2023 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51636

Ich weiß nicht, ob es im aktuellen Programm steht, aber viel dikutiert wurde über diesen Passus:

„IPCC und deutsche Regierung unterschlagen die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung. Je mehr es davon in der Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt das Pflanzenwachstum aus.“ (https://www.afd.de/wp-content/uploads/2016/03/Leitantrag-Grundsatzprogramm-AfD.pdf)

Daß die Partei ihre Meinung in diesem Punkt geändert hat, ist mir nicht bekannt. Bei Tichy wiederholen sie es unermüdlich, und auch von AfD-Wählern mußte ich es mir oft genug anhören.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2023 um 01.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51635

Welche "scheinbar plausible Rechnung" hat die AfD in ihr Programm aufgenommen? Ich finde im Programm der AfD diesbezüglich nur den Satz:
"Jegliche Form der CO2-Besteuerung ist abzuschaffen." Darüber kann man zumindest diskutieren, man kann es zur Wahl stellen. Sachliche Kritik finde ich immer gut und hilfreich, aber etwas Radikales (weil es hier gerade viel um Rechtsradikalismus ging) sehe ich darin auch nicht.

Was letzteren (allgemeiner Vorwurf an die AfD) betrifft, ist vielleicht das folgende Zitat aus dem AfD-Programm noch treffender:

"Die Einführung von Volksabstimmungen nach Schweizer Modell ist für die AfD nicht verhandelbarer Inhalt jeglicher Koalitionsvereinbarungen und beinhaltet
insbesondere folgende Elemente:
Ohne Zustimmung des Volkes darf das Grundgesetz nicht geändert und kein bedeutsamer völkerrechtlicher Vertrag geschlossen werden. Wir wollen dem Volk das
Recht geben, den Abgeordneten auf die Finger zu schauen und vom Parlament beschlossene Gesetze zu ändern oder abzulehnen."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2023 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51633

Dazu noch eine hübsche Illustration:

Die Besteuerung der Luft muss weg! – Wohlstandsvernichtung durch die Ampel
Der Irrsinn wird vollkommen, ein Bestandteil der Luft wird immer weiter besteuert.
Von Holger Douglas
(Tichy 15.8.23)

Die Emissionssteuer auf CO2 ist kein Projekt der Ampel, sondern entspricht einem weltweiten Abkommen; die höchsten Steuern hat Schweden, das bei Tichy gelobt wird wegen Planung von AKWs. Der Bau wird allerdings noch 20 Jahre dauern. Sieben Reaktoren sind stillgelegt, rund die Hälfte – was geschieht mit ihnen?

Douglas preist abschließend den steigenden CO2-Gehalt als gut für das Pflanzenwachstum. Diese „Überdüngung“ kann negative Folgen haben, weil die Pflanzen nicht im gleichen Maße, wie sie schneller wachsen, auch Stickstoff und Mineralien aufnehmen und Proteine bilden. Trotzdem hat die AfD die scheinbar plausible Rechnung in ihr Programm aufgenommen.

Seltsam ist auch, daß die Klimaskeptiker diese chemische Wirkung des CO2 preisen, die physikalische Wirkung des Treibhauseffekts aber leugnen, obwohl sie viel leichter zu verstehen ist.

Aber zurück zur Rhetorik: "Besteuerung der Luft" – ist das nicht bewundernswert? Jetzt besteuern sie schon unsere Luft!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2023 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51630

Ein weites Feld. Aber den Umkehrschluß, den Sie im ersten Absatz kritisieren, habe ich nicht vollzogen (und Sie behaupten auch nicht, daß ich ihn vollzogen habe). Ich bezog mich auf Junge Freiheit und mein absolutes Lieblingsmagazin Tichys Einblick (wo man nicht weiß, ob man das Niveau oder den gehässigen Ton mehr bewundern soll).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2023 um 23.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51629

Ich finde auch, daß sich diese Presse selbst lächerlich macht. Nur, nicht jeder, der sich lächerlich macht, ist deswegen gleich rechtsextrem.
(siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51580)

Wenn nur oft genug die Wörter rechtsextrem/rechtsradikal in einem Atemzug zusammen mit lächerlich, für AKW, gegen Rußlandsanktionen, gegen hohe Einwanderungsraten, Kritik der staatlichen Coronamaßnahmen u. ä. genannt werden, dann wird der durchschnittliche BILD-Leser schnell zu dem Glauben verleitet, jeder, der eine entsprechende Meinung hat, sei also auch rechtsextrem/rechtsradikal.

Gibt es denn eine rechtsextreme Presse in Deutschland? Wenn ja, dann sollte man sie mit den rechtsextremen Fakten nennen, nicht mit irgendwelchen allgemeinen Schwächen oder Meinungen, die unabhängig von einer extremistischen Einstellung Demokraten auch haben könnten.

Was heißt extrem/radikal überhaupt? Meiner Ansicht nach dienen diese Attribute der Benennung von Personen oder Bestrebungen, die den Zweck gewaltsamer Regierungsumstürze oder des Erhalts einer Diktatur unter Ausschluß des demokratischen Mehrheitsprinzips verfolgen. Wer sich lächerlich macht, ist selbst schuld, und wer ein Regierungsmitglied kritisiert, ob zu recht oder nicht, hat in einer Demokratie das Recht dazu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2023 um 14.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51628

Die rechtsradikale Presse findet, Lauterbach habe sich in Indien (AUCH in Indien, wie es naturgemäß heißt) lächerlich gemacht, und zwar durch Tragen eines roten Punktes auf der Stirn. Auch von kultureller Aneignung ist die Rede, obwohl das nicht gerade zum Inventar rechter Verächtlichmachung gehört.
Nun tragen allerdings nicht nur indische Ehefrauen einen Bindi, sondern auch Gästen wird ein solches Ehrenzeichen (Tilaka) verpaßt. Das dürfte auch hier vorliegen. Wenn man das nicht weiß, macht man sich selber lächerlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2023 um 19.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51625

In Salzburg wird Martinus Oper "Greek Passion" aufgeführt, in der es um Flüchtlinge (refugees) geht. Musikkritiker Egbert Tholl von der SZ macht daraus eine "Geflüchteten-Oper" und bleibt im ganzen Text dabei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2023 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51534

Das gehört zur großen Umdeutung aller Worte. Vorurteile gegen andere Menschen werden "antisemitisch" genannt, weil sie "strukturell" dem Antisemitismus gleichen. Auch Weiße können "schwarz" sein, wenn sie sich politisch auf deren Seite schlagen. Frauen sind "Minderheiten", weil sie unterdrückt werden; zahlenmäßig sind sie in der Mehrheit, aber das spielt keine Rolle. Migranten sind "Flüchtlinge", UN-Definition hin oder her.

Jener deutsch-türkische Betroffenheitsleser wird im Bericht der SZ zu den Nicht-Weißen gezählt, was ihm in seinem Kontext einen weiteren Vorteil verschafft, weil er damit authentisch über N-Wörter urteilen kann.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2023 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51533

Peter Ramsauer soll Wirtschaftsflüchtlinge indirekt als Ungeziefer bezeichnet haben (oder sollte ich schreiben: er hat das U-Wort benutzt?). Zur Beschreibung dieses Vorgangs würden mir alle möglichen kritischen Formulierungen einfallen, aber wieso um alles in der Welt hat er sich damit »rassistisch über Geflüchtete geäußert«, wie jetzt sofort wieder allenthalben zu lesen ist? Wenn jemand Flüchtlinge wegen ihres Fluchtmotivs herabwürdigt, hat das doch zunächst nichts mit der Ethnie der Betroffenen zu tun, selbst wenn es sich vorwiegend um Menschen aus einer bestimmten Region der Welt handelt. Heute löst Kritik (berechtigt oder nicht) an jedwedem Verhalten von Menschen, die einer bestimmten Ethnie angehören oder aus einem bestimmten Kulturkreis kommen, neuerdings selbst von Menschen, die Frauen, kleinwüchsig oder behindert sind, zuverlässig den Rassismusvorwurf aus. Man sollte dieses Springteufelchen endlich mal in Rente schicken, statt es dermaßen überzustrapazieren. Wer jede abfällige Äußerung über immer mehr Gruppen von Menschen reflexartig als Rassismus anprangert, sollte sich einmal fragen, ob er diese Menschen eigentlich für voll nimmt. Wer möchte schon in allen nur denkbaren Kontexten immerzu als Opfer einer ganz bestimmten Ideologie betrachtet werden, nur weil sich wohlmeinende Leute deren unerbittliche Bekämpfung auf die Fahnen geschrieben haben? Ich sehe darin fast einen Mißbrauch der Betroffenen. (Im Gespräch mit einem Antirassismusaktivisten müßte ich wohl von Rassismus sprechen, damit er mich versteht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2023 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51522

In den Forschungen zur Geschichte der vatikanischen Zensur (Peter Godman über den Index librorum prohibitorum) erstaunt die Mediokrität der Zensoren, die überhaupt nichts von der Literatur verstanden, die sie zu beurteilen hatten. Das ist heute nicht anders. Menschen, die keine eigenen Leistungen vorzuweisen haben, verschaffen sich einen nichteinholbaren Vorsprung durch Richten über andere. Manche schlagen, wie man sieht, auch einen ansehnlichen Stundenlohn heraus. Auf dem Schreibtisch unseres Betroffenheitslesers sieht man den Duden-Ratgeber zum Gendern liegen. Auf diesem Niveau wird gefiltert, was die Bildungsnation lesen darf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2023 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51521

Die SZ stellt ganzseitig einen „Sensitivity reader“ vor. Man könnte übersetzen „Betroffenheitsleser“. Er sieht im Auftrag von Verlagen (80 Euro pro Stunde) Texte daraufhin durch, ob sie Wörter und Stellen enthalten, die zarte Gemüter verletzen könnten. Besonders schlimm findet er das Libretto der „Zauberflöte“. Als Türke in Deutschland, Muslim und Homosexueller, wie er selbst betont, ist er dreifach qualifiziert. Außerdem ist er recht korpulent, was ihn befähigt, Hinweise auf Fettleibigkeit zu indizieren. (Unabhängig von ihm wurde schon, wie der Artikel erwähnt, in Roald Dahls Schokoladenfabrik abgespeckt.) Der Mann ist also professionell mit der Bereinigung und damit eigentlich Vernichtung von Literatur beschäftigt. Ist das erst der Anfang?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.07.2023 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51511

Die Daseinsberechtigung jedweder Kunst außerhalb von Museen soll also vom möglichen "Unwohlsein" des letzten Banausen abhängen. Eine Anmaßung von historischer Blödheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2023 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51510

Angeblich gibt es keine „Primitiven“, aber ihre Kunst sammelt man gern. Heutzutage wird der Begriff "Primitive Kunst" wissenschaftlich nicht mehr verwendet, da er die Gefahr birgt, die behandelten Objekte abzuwerten und zu Kuriositäten zu erklären. Es gab zahlreiche Versuche, politisch korrekte Definitionen zu finden, darunter in Frankreich den Begriff "art premier" (frühe Kunst), der jedoch nicht mehr als eine Verlegenheitslösung darstellt und sich bis heute nicht durchgesetzt hat. In den meisten Fällen ist man dazu übergegangen, die Kunstobjekte nach ihrer genauen Herkunft zu benennen, so beispielsweise "Afrikanische Kunst" oder "Ozeanische Kunst". Daß es zu keiner Abwertung kommt, dafür sorgen die hohen Preise.

Bemerkenswert übrigens, daß die Deutsche Welle (woher das Zitat von 2006 stammt) ganz ohne Ironie von "politisch korrekt" spricht. Als ob etwas politisch korrekt sein könnte, wenn es im übrigen nicht korrekt ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.07.2023 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51507

Thomas Kahlcke erklärt den Lesern von ndr.de, warum es unpassend sei, in einer Universität die Skulptur eines menschlichen Körpers aufzustellen (https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Kunst-oder-anstoessig-Diskussion-um-Primavera-an-Flensburger-Uni,skulpturenstreit100.html). So etwas sei nur in einem Museum oder einer Ausstellung in Ordnung, weil die Menschen, die dort hingingen, bereit seien, »sich damit auseinanderzusetzen«.

»Aber das Foyer eines Uni-Gebäudes ist kein Museum. Wenn dort eine stilisierte Frauenfigur steht, wird sie anders wahrgenommen als in einer Kunsthalle. Fritz Durings Skulptur "Primavera" zeigt eine stilisierte, stehende – mutmaßlich nackte – Frau mit erhobenen Armen. Die stand im Uni-Foyer nicht zwischen anderen Kunstwerken, sondern sie war dort eine isolierte Erscheinung. Und sie wurde Tag für Tag nicht von kunstbeflissenen Ausstellungsbesucherinnen und -besuchern betrachtet, sondern von Studierenden und Lehrenden, die aus ganz anderen Gründen die Uni betreten.«

Soll heißen, wer eine Universität betritt, braucht nicht damit zu rechnen, dort einem Kunstwerk zu begegnen, und muß vor einer solchen Begegnung und ihren unabsehbaren Folgen behütet werden.

»Das bestimmt natürlich die Wahrnehmung. Wer sich nicht mit der halben Kunstgeschichte im Hinterkopf die Zeit nimmt, die Figur eingehend zu betrachten und zu reflektieren, sondern ohne gezieltes Kunstinteresse daran vorbeigeht, sieht in der "Primavera" möglicherweise etwas anderes als eine gelungene Skulptur. Zum Beispiel die Darstellung einer Frau als hingebungsvolles Wesen mit gebärfreudigem Becken. Damit sind selbstverständlich nicht alle einverstanden.«

Ein sehr gestriges und elitäres Verständnis von Kunst und Kunstwahrnehmung scheint mir das zu sein. Und wie freudlos! Waren wir da nicht schon etwas weiter? Kunst im öffentlichen Raum, an Orten jenseits von Museen und Galerien, sichtbar auch für Leute, die zufällig nicht Kunstgeschichte studiert haben und die zum Glück noch nicht dazu übergegangen sind, sich jede ästhetische Empfindung durch angestrengtes Dauergrübeln selbst auszutreiben, sollte doch im 21. Jahrhundert nichts Anrüchiges mehr haben. Und welches Bild muß man eigentlich von den intellektuellen Fähigkeiten derer haben, die »die Uni betreten«, wenn man glaubt, selbst ihnen den Anblick einer Frauenskulptur nicht zumuten zu können? Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn »nicht alle« mit etwas einverstanden sind? Wenn man alles aus der Welt entfernte, womit nicht alle glücklich sind, blieb nichts mehr übrig, wirklich gar nichts mehr. Wie kann man nur derart engstirnig und tantenhaft sein? Wenn eine Frauenskulptur schon nicht mehr in einer Uni gezeigt werden darf, sollte man das Wort Kunstfreiheit besser nicht mehr in den Mund nehmen.

Wie nun weiter? Ich hätte eine Idee: Skulptur zurück ins Foyer, allerdings eingehegt von einem neuen, zweiten Kunstwerk namens »Reflexion 23«, einem Zylinder aus spiegelndem Plexiglas, der die Sicht auf die Dame erheblich einschränkt und damit zugleich zum Nachdenken über gesellschaftliche Werte anregt, daneben eine Tafel mit erläuternden Texten. Wie wär’s?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2023 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51505

Sehr gut! Die Redeweise der Dame ist aufschlußreich. Wann immer jemand behauptet, etwas "lege ... nahe", ist er im Begriff, mehr über sich selbst als über den Gegenstand zu verraten.

Der Anblick einer Frau wird allmählich so unerträglich, wie es der Anblick von Kindern schon ist. Beides reduziert den Menschen auf die Fortpflanzung, nicht wahr? Menschen, die früher abwertend "Frauen" genannt wurden, sind allenfalls als Vorständinnen oder Fußballerinnen abzubilden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.07.2023 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51504

https://virchblog.wordpress.com/2023/07/22/wo-bleibt-der-sex/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2023 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51503

Es braucht nur IRGENDWER an einem Frauenbild (wie jetzt Durings „Primavera“) Anstoß zu nehmen – schon wird es untragbar. Wenn das am größten Heiratsmarkt der Welt, also an der Universität geschieht, fällt es besonders auf. Man würde die menschliche Dummheit nicht gerade dort vermuten, aber so ist es nun mal.

Die Dilettanten, die sich jetzt mit der Säuberung der Straßennamen beschäftigen, ahnen noch gar nicht, wie groß ihr Arbeitsfeld ist, wenn sie es nach und nach vollständig ins Auge fassen. So auch die Putzkolonne, die nun die Museen zu reinigen anfängt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2023 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51493

Bevor man den Richard-Wagner-Platz in Nürnberg umbenennt, weil Wagner Antisemit war, sollte man seine Musik bannen. Es gibt unzählige Personen, die ebenfalls der Verdammung anheimfallen sollten, weil sie entweder gegen Juden oder gegen Frauen oder gegen Homosexuelle oder gegen das Christentum (daran denkt fast niemand) waren oder sich abschätzig über Chinesen, Türken oder Neger geäußert haben.
Je weniger Bücher böser Menschen es gibt, desto weniger braucht man zu lesen. Vom reduzierten Literaturpensum an amerikanischen Universitäten haben bekanntlich schon viele profitiert. Das gilt mutatis mutandis von dem ganzen überlieferten Kulturzeug. Wetten, daß die Wagner-Kritiker dessen Schrift nicht gelesen haben? Den Namen Meyerbeer – den Wagner in seinem Pamphlet nicht erwähnt – haben sie bestimmt auch noch nie gehört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2023 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51467

Früher hat die Zensur (FSK) Filme ab 16 freigegeben, die heute ab 6 oder ohne Altersbeschränkung gezeigt werden (abgesehen vom Fernsehen usw., wo sowieso jeder alles sehen kann).
Aber ist die Gesellschaft liberaler geworden?
Früher durften Kinder sich als Zigeunerinnen verkleiden und sich als Sternsinger das Gesicht schwarz machen. Das geht heute nicht mehr.
Darf man Yogaübungen machen? Darüber würde schon gestritten. Noch interessanter: Darf man sich über Yoga lustig machen? Oder über „Om“ im Kabarett lachen?
Darf man einen Sombrero tragen? Bekanntlich kann es da zu Problemen kommen.
Früher durfte man über tabuisierte Wörter sprechen, heute darf man sie nicht einmal mehr anführen, so daß streng genommen niemand mehr wissen kann, wovon die Rede ist.
Jeder Versuch einer erotischen Annäherung (Flirten) kann existenzgefährdend sein, weil er im Falle einer Zurückweisung – also meistens – als verwerfliche Belästigung, wenn nicht sogar als sexualisierte Gewalt ausgelegt werden kann. (Es gilt die Interpretation durch das „Opfer“.) Eigentlich ist damit das traditionelle Geschäft der Fortpflanzung des Menschengeschlechts an sein Ende gekommen, wenigstens hierzulande. Anderswo schnackseln und hecken sie unbedenklich weiter.
Die Bilanz ist schwierig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 15.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51453

Zu Ottos 75. Geburtstag ein Zitat aus Wikipedia:

35 Jahre nach Kinostart der Filmkomödie Otto – Der Film, die 1985 in die Kinos kam, wurde debattiert, ob eine Szene in dem Film, in der mehrfach der – damals noch gebräuchliche – Begriff Neger genannt wird, rassistisch ist. Kritiker, unter anderem von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, werfen Otto darin kulturell unsensible bis rassistische Äußerungen vor. Matthias Wendlandt, Geschäftsführer der Produktionsfirma, wies den Rassismusvorwurf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Missverständnis zurück. Die „bloße Nennung bestimmter Begriffe“ genüge zum Beweis des Vorwurfs nicht. In der taz wurde die umstrittene Szene verteidigt. Otto selbst lehnt nach Angaben seiner Sprecherin jedes Interview zu dem Thema ab.

Recht hat er. Man ist nicht jedem Verfolgungsverein e. V. rechenschaftspflichtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51447

Ohne auf die Tendenz von Herrn Riemers Eintrag eingehen zu wollen, möchte ich bemerken, daß der Mangel an Fachkräften und Material zwei entgegengesetzte Ursachen haben kann: eine marode Volkswirtschaft oder eine prosperierende. Gerade hier in Erlangen kommt man leicht auf solche Gedanken (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51438). Wo es schon sehr viele gut ausgebildete Fachleute gibt, werden natürlich immer noch mehr davon gebraucht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.07.2023 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51441

zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50640
aus den Tagesthemen, 14.7.2023, zum zweiten Jahrestag des Hochwassers an der Ahr:

Karen Miosga, Tagesthemen-Sprecherin:
"Woran liegt es, Frau Weigand, daß der Wiederaufbau so schleppend verläuft?"

Cornelia Weigand, Landrätin im Kreis Ahrweiler (parteilos):
"Ich glaub, da kommt vieles zusammen, Handwerkermangel, Materialmangel natürlich auch, ..."

Das sind genau die Vokabeln, die ich aus der DDR kenne. Der einzige Unterschied: In der BRD dürfen sie in den staatlichen Nachrichtensendungen noch [!] genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51436

Bilder sind keine Aussagen. Darum ist es schwierig, jemanden anzuklagen, der Söder in SS-Uniform darstellt. Wir hatten schon Merkel und viele andere mit Hitlerbärtchen.

„Denken wir uns ein Bild, einen Boxer in bestimmter Kampfstellung darstellend. Dieses Bild kann nun dazu gebraucht werden, um jemand mitzuteilen, wie er stehen, sich halten soll; oder, wie er sich nicht halten soll; oder, wie ein bestimmter Mann dort und dort gestanden hat; oder etc. etc. Man könnte dieses Bild (chemisch gesprochen) ein Satzradikal nennen. Ähnlich dachte sich wohl Frege die ‚Annahme‘.“ (Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen 22)

Nebensätze enthalten solche Satzradikale, da sie keine eigene Illokution (Sprechaktfunktion) haben. Die Karikatur, die zur Zeit verhandelt wird, entspricht also etwa dem Satz „daß Söder ein Nazi ist“ – damit ist nichts gesagt und folglich niemand beleidigt. Ähnlich verhält es sich mit Wörtern. Die Angst vor dem bloßen Aussprechen („Voldemort“, „Neger“) ist ein Atavismus, die Verfolgung im Namen der PC ebenso.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2023 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51414

Die moralische Empfindlichkeit dehnt sich so weit aus, daß jede Benennung von einzelnen Menschen oder Gruppen vermieden wird. Das natürliche Recht auf Kategorisierung wird angezweifelt. Das gilt sogar für Berge (Ayer’s Rock). Dabei hatte schon Gott dem ersten Menschen das Recht eingeräumt, die Dinge zu benennen und damit auch zu kategorisieren.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 09.07.2023 um 18.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51412

Alarm im Klassenzimmer: „Schüler haben nur Anrecht auf Unterricht, nicht auf Bildung“

7.7.2023

https://www.auf1.tv/petzl-bricht-auf/alarm-im-klassenzimmer-schueler-haben-nur-anrecht-auf-unterricht-nicht-auf-bildung

Die Sprachwissenschaftlerin Christine Kasem sieht die Lehrerausbildung sehr kritisch. Sie bemängelt, dass es weder in den Schulen noch an den Universitäten eine fundierte Grammatik-Ausbildung gebe. Dies gelte auch für Lehrer, die Deutsch als Zweitsprache (DaZ) unterrichten. In Wiener Schulen – mit Migrantenanteilen von über 90 Prozent – sei die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache die Regel. Kasem, die „Das Grammatik-Karussell“ entwickelte, sieht im Gespräch mit Sabine Petzl das Gendern als nicht zielführende Form der Sprachvermittlung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51411

die indigenen Baka, oft abwertend als „Pygmäen“ bezeichnet (SZ 8.7.23)

Anstößig ist anscheinend die Bezeichnung, die schon immer (also seit ihrer „Entdeckung“ durch die Gemeinschaft, zu der wir in sprachhistorischer Kontinuität gehören) verwendet wurde, folglich auch in der Zeit, in der den Trägern übel mitgespielt wurde (nicht zuletzt von den Bantu). Vielleicht wurden die kleinwüchsigen, eher naturnah lebenden Afrikaner, die übrigens kein einheitliches Volk bilden und sich auch nicht so sehen, gering geschätzt, aber die Bezeichnung „Pygmäe“ war nicht abwertend und ist es auch heute nicht.

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Zu den Krawallen in Gießen:

"Die Eritreer seien seit den 1980er Jahren eine große Gemeinde in Deutschland, mittlerweile in zweiter und dritter Generation. „Wir sind ein Teil Deutschlands, wir sind Deutsche, aber wir stammen aus Eritrea.“ Wenn suggeriert werde, dass sie Ausländer seien, sei dies struktureller Rassismus." (dpa)

Wie man sieht, sind die Eritreer – jedenfalls ihre Verbandssprecher – in Deutschland angekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51405

Die Politische Korrektheit ist eine Art Volksverhetzung. Man stigmatisiert unbescholtene Bürger, weil sie sich der allgemein üblichen Sprache bedienen. Der Eifer der Verfolger folgt dem bekannten Muster.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51403

Die inkompetente Ulmer Lehrerin hat Erfolg gehabt (statt entlassen zu werden). Das Kultusministerium ergänzt die Schullektüre Koeppen durch Seghers ("Transit"). Die SZ deckt auf, daß die törichte Ministerin eine Kleinigkeit übersehen hat: Auch darin kommt ein "Neger" vor!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2023 um 04.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51349

Der Supreme Court der USA hat die "affirmative action" bei der Aufnahme von Erstsemestern verboten. Ich kann das nicht falsch finden, auch wenn es auf Wunsch der Republikaner geschah. Wie anderswo gesagt, kann man das Proporzdenken auf viele Gebiete ausdehnen, aber es verstößt immer gegen das Grundrecht auf Gleichbehandlung vor dem Gesetz. Die Logik dahinter ist einfach genug: Weil die Startchancen ungleich sind, muß man sie durch Maßnahmen (action) gleich machen. Menschlich verständlich, aber abschüssig, denn wo soll man aufhören?

Die Formel hierzulande ist: "werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt". Logisch gleichwertig wäre: "werden bei gleicher Qualifikation benachteiligt", aber das sagt man natürlich nicht.

Das Ziel wird so auch nicht erreicht. Man denke auch an die Armen bei uns, denen durch Subventionen verschiedener Art zwar unmittelbar geholfen wird, ohne daß aber die Ursachen der Ungleichheit angetastet werden.

Ich habe schon beschrieben, wie das an indischen Universitäten mit den "scheduled castes and tribes" lief.

Ich kenne auch Professorinnen, die auf dem Frauen-Ticket zu ihrer Stelle gekommen sind. Schön für sie, aber der eigentliche Wandel spielt sich anderswo ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2023 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51346

Bayerische Schüler klagen gegen den Stempel im Abiturzeugnis, der ihnen Legasthenie bescheinigt. Es ist das alte Dilemma: Um Benachteiligung berücksichtigen zu können, muß man sie kennen. Heute gelten Taubheit, Autismus usw. einerseits nicht als Krankheiten, sondern als Formen der Andersartigkeit, „Diversität“, Vielfalt, werden also gleichgestellt mit Rasse (huch! ethnischer Herkunft...), sexueller Orientierung usw. Andererseits sollen Arbeitgeber und staatliche Stellen darauf Rücksicht nehmen, ausgleichend fördern usw. Wieviel davon gehört in Zeugnisse, den Personalausweis, was gehört auf die Gesundheitskarte?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2023 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51311

Die Landesregierung von Thüringen läßt jedes Jahr die politische Gesinnung ihrer Untertanen prüfen. Kein Trick ist ihr zu schäbig:

Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat.

Wer dies ankreuzt, ist antisemitisch. So hilft man dem verkümmerten Antisemitismus wieder auf die Beine. Wer kommt – außer der Regierung – überhaupt auf die Idee, die Politik Israels und die Juden in Verbindung zu bringen? Aber wenn man schon mal darauf gebracht worden ist, könnte man sagen: Ja, das ist zwar nicht meine Meinung, aber ich kann es gut verstehen. Schließlich definiert Israel unter Netanjahu sich als jüdischen Staat usw.

Übrigens: Die Befragung der Thüringer hat wieder ergeben, daß sehr viele Menschen mit ihrer persönlichen Lage zufrieden sind, mit der allgemeinen Lage jedoch so unzufrieden, daß sie den Rechtsradikalen zuneigen. Nun ist ihnen die „allgemeine Lage“ ja fast ausschließlich durch die Medien bekannt. Diese müssen also den beklagenswerten Eindruck erzeugt haben. Ich kenne Menschen, die nur „Tichys Einblick“ lesen. Sie glauben folglich, daß Deutschland unter der schlechtesten Regierung, die es je hatte, in absolutes Elend versunken ist, nachdem schon unter Merkel alles im Sinkflug oder freien Fall gewesen ist. Gerade war wieder zu lesen, das Messer sei „das neue Normal“. Tatsächlich ist die Flutung mit Ausländern das Hauptübel, unsere Umvolkung nicht mehr aufzuhalten usw. Wenn man das Tag für Tag liest, ist nichts anderes zu erwarten.
Norbert Frei bespricht alles zusammen in der SZ. (Er ist in Jena und Kollege der Volksbefrager.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51284

Zur Zeit wird wieder erörtert, ob es wirklich sinnvoll ist, Menschen ins Gefängnis zu stecken, weil sie die Strafe für wiederholtes Schwarzfahren nicht bezahlen können oder wollen. Ein Mann der mehrmals 2,90 € gespart hat, soll vier Monate sitzen, was den Staat 20.000 € kostet. In anderen Ländern gibt es bessere Lösungen. (In den USA ist das Einsitzen von meist schwarzen, meist armen Drogen-Straftätern vergleichbar.)
Die SZ schaltet einen munteren Exkurs über das politisch inkorrekte Farbwort ein.
Im Wikipedia-Artikel über „Schwarzfahren“ wird immer noch kommentarlos das unverschämte Gerede der „Initiative Schwarzer Menschen“ zitiert, samt selbstehrender Großschreibung (wie manche entflammten Deutschen Menschen während des Ersten Weltkriegs).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2023 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51270

Wieder ein Artikel über Hunderassen.

Wenn es Hunderassen gibt, gibt es auch Menschenrassen. Wenn es unter Hunden Mischlinge gibt, dann auch unter Menschen. Alles andere wäre Speziesismus. Mammalier aller Länder, vereinigt euch!

Wer das Offensichtliche leugnet, weckt Mißtrauen in seine Aufrichtigkeit.

Der Rassismus beginnt mit der Bewertung, nicht mit der Beschreibung. Die Vorverlegung bis in die Sprache kann der guten Sache nur schaden. Das gilt für viele Bereiche, und man sieht schon die Folgen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2023 um 19.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51252

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24548

Wenn unser schwarzer Tischgenosse in Tianjin wieder mal das Mittagessen hatte ausfallen lassen, pflegte er zu sagen "Sleeping is dining". Das ist bei uns in die Familiensprache eingegangen, obwohl es gar kein englisches Sprichwort ist. Er war ja Französischlehrer, und daher kannte er es auch (Qui dort dîne).

Er wirkte, wie gesagt, ziemlich unglücklich und vereinsamt, wie verbannt.

Als die Nachricht eintraf, daß Wole Soyinka den Literaturnobelpreis erhalten sollte, war er sehr erfreut, aber noch mehr strahlte er, als ich bemerkte, Ousmane Sembène hätte ihn auch verdient. Es war reiner Zufall, daß ich beide kurz zuvor gelesen hatte, aber durch meine scheinbare Kennerschaft hatte ich natürlich einen Stein im Brett.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.06.2023 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51229

Heute in Quedlinburg. In einem Café-Restaurant fragt ein Freund den Inhaber, der uns bediente, ob das »ungarische Schnitzel« aus der Karte das gleiche sei wie ein Zigeunerschnitzel. Der Wirt schmunzelt, überlegt kurz, was er antworten soll, und meint dann, das Schnitzel heiße bei ihm schon länger so. Nach einer Pause setzt er nach, daß er sich halt den Vorwurf des politisch Inkorrekten ersparen wolle. Wie zur eigenen Beruhigung fügt er schließlich noch hinzu, daß das Schnitzel ja aus der Gegend dort komme, das sei also schon okay. Er hat das alles wohlgemerkt ohne Zwischenfragen oder -anmerkungen unsererseits gesagt, man konnte ihm beim Nachdenken förmlich zusehen.

Wie ihm wird es Tausenden von Wirten in ganz Deutschland gehen. Sie selbst haben nichts gegen »Zigeunerschnitzel« einzuwenden, und 99 Prozent ihrer Gäste hätten das eigentlich auch nicht. Aber da ist eben dieses eine Prozent, das den »Sprachwandel« organisieren hilft, und dagegen ist nun mal schwer anzukommen. Was nützt die Freiheit, zu sagen und zu schreiben, was man für richtig hält, wenn die »Tyrannei des Vermeintlichen« stärker ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2023 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51172

Viele, die anklagend von kultureller Aneignung (Appropriation) sprechen, sind ein Opfer ihrer eigenen, auf den Besitz-Begriff gegründeten Metaphorik. Nachahmung macht den Nachgeahmten nicht ärmer. Als die Römer sich die griechische Kultur „aneigneten“, verloren die Griechen nichts, im Gegenteil. Wenn ich mir eine Pizza mache, geschieht den Italienern kein Unrecht. Appropriation ist nicht Expropriation (jetzt rede ich schon mit Marx- und Engelszungen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2023 um 15.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51153

Feine Beobachtung. Vielleicht könnte man sagen: Diese Leute wollen die Geschichte bearbeiten, statt aus ihr zu lernen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.05.2023 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51151

Die woken Reinigungskräfte stehen Höcke („Denkmal der Schande“) näher, als sie ahnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2023 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51150

Brandenburger „Judensau“ wird verhüllt (FAZ 29.5.232)

Es hat nie einen christlichen Judenhaß gegeben; jedenfalls wollen wir nicht daran erinnert werden.

Natürlich fühlen sich viele Betroffene gekränkt, wenn man ihnen die Kränkungen zeigt, die es aber gleichwohl wirklich gegeben hat.

Mir kommt die Verhüllung oder Beseitigung von solchen Denkmälern wie eine Geschichtsfälschung oder eine Falschaussage vor Gericht vor. Holocaust-Leugner sind damit fast schon rehabilitiert.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.05.2023 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51076

Morgens in Erwachtheim

7.15 Uhr. Leon beim Frühstück zu seiner Schwester Sophie: »Arschloch, Arschloch!«
Elternteil 1: »Leon, wir benutzen das A-Wort nicht.«
Leon: »Das A-Wort?«
Elternteil 2: »Ja, das A-Wort.«

9.35 Uhr. Leon auf dem Pausenhof zu Jonas: »Arschloch, Arschloch, Arschloch!!!«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2023 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51074

Das N-Wort ist stets durch das N-Wort zu ersetzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2023 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51072

Die SZ quält sich mit dem N-Wort ab. Sie führt McWhorter an, der sich peinlich berührt fühlt, wenn jemand ihm unterstellt, er könne nicht zwischen Gebrauch und Anführung eines Wortes unterscheiden. Das ist auch eine Art Rassismus. Als Linguist will er die Wörter, von denen er handelt, auch aussprechen können. Da er selbst schwarz ist, kann man ihm schlecht vorschreiben, welche Gefühle er zu haben hat.
Die Diskussion mag ein klein wenig differenzierter geführt werden („Kontext“ ist das Zauberwort), ein Ausweg aus der selbstgestellten Falle ist aber noch nicht in Sicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2023 um 10.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51018

Focus:
"Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um mehr als 5000 Reliefs und Skulpturen aus Messing ..."

welt.de:
"Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um mehr als fünftausend zum großen Teil aus Messing gefertigte Reliefs und Skulpturen, die zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert im Königreich Benin auf dem Gebiet des heutigen Staates Nigeria entstanden sind."

Weltwoche:
"Dessen [des nigerianischen Königs] Ahnherr hatte das Messing – das Rohmaterial für die Bronzen – als Bezahlung für die Sklaven erhalten ..." 

Ist das eine Art Beschönigung, klingt Bronze besser als Messing? Wozu gibt es zwei verschiedene Bezeichnungen für Kupferlegierungen, je nach der Hauptbeimengung von Zinn oder Zink?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2023 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51017

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die „zurückgegebenen“ Benin-Bronzen ins Privateigentum eines Potentaten übergehen würden. Das ist nun geschehen, noch bevor der größere Teil der Stücke überhaupt körperlich nach Afrika abtransportiert ist. Die Zeitung schreibt zwar. „Was die Afrikaner mit diesen Objekten tun, entscheiden sie selbst. Uns gehören sie nicht.“ (SZ 8.5.23) Aber das ist gerade die Frage: Wer sind „die Afrikaner“? „Nur weg damit!“ scheint die unausgesprochene Maxime zu sein.
Bald wird man fordern, alle jemals eroberten Territorien an die vormaligen Besitzer (und deren Vorgänger) zurückzugeben. Dann muß alles Irdische neu verteilt werden. Oder man zahlt Entschädigungen an irgend jemanden, der die Hand aufhält. Nur schwarz genug muß er sein.

Der Musikkritiker Brembeck schreibt zum Tode von Grace Bumbry, die u. a. im „Tannhäuser“ sang: „Dass sie damals als ‚schwarze Venus‘ tituliert wurde, legt Zeugnis davon ab, wie stark der Rassismus in den Staaten und in Europa damals noch verbreitet war.“ Wieso denn? Brembeck schreibt ebenfalls von fast nichts anderem, als daß sie eben die erste Afromarikanerin und Schwarze in dieser oder jener Stellung war usw. Und es war ja tatsächlich eine Sensation und hat die Bayreuther Szene wie gewünscht aufgewühlt, daß sie dort auftrat. Der Rassismus war der Boden, auf dem die Sensation gedieh, aber die Bezeichnung „schwarze Venus“ wurde nie abfällig gebraucht, im Gegenteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2023 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#51009

Als die „Judensau“ an Kirchen angebracht wurde, teilte sie den Christen etwas über die Juden mit. Heute teilt sie uns etwas über die Christen mit. Es ist verständlich, daß viele sie tilgen möchten.
Es sind im wesentlichen die gleichen Menschen, die gegen den Abriß von Bauwerken sind, in denen die Nazis ihre Verbrechen begangen haben, wie gerade jetzt die Erlanger „Hupfla“ (Heil- und Pflegeanstalt, s. u.).
Je öfter ich mit wohlmeinenden Menschen spreche, die alles Böse aus der Überlieferung tilgen möchten, desto mehr bin ich der Meinung, daß das sehr unklug wäre. Das gilt für die Judensau wie für den Nigger Jim.
Viele geben den Grundgedanken zu, fordern aber erklärende Tafeln und Warnschilder. Sie denken: „Ich zwar nicht, aber die anderen sind anfällig für die Verführung des Rassismus usw.“ Schön für euch, aber ein bißchen zu durchsichtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2023 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50978

Naturschützer Charles III. wird kritisiert, weil seine Gattin einen Elfenbeinschmuck zu tragen gedenkt, der seit über 300 Jahren bei solchen Gelegenheiten getragen wird. Tja, was tun mit all dem historischen Elfenbein? Den Elefanten zurückgeben? Verbrennen? Es ist ja etwas sehr Böses und nicht so leicht zu beseitigen wie die bösen alten Wörter.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.05.2023 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50976

Leider habe ich die deutsch synchronisierte Fassung nicht finden können.

http://pics.virch.net/GuessWho.mp4
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2023 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50974

„Ob eine Bemerkung kränkt, entscheidet der Empfänger.“ (SZ anläßlich von Palmer und N-Wort)

Das kann nicht sein. Erstens ist der „Empfänger“ meist gar nicht der Bezeichnete (außer in Fällen wie „Du als Neger meinst vielleicht...“), sondern ein Dritter, der sich berufen fühlt, die möglichen Bezeichneten vor Kränkung zu schützen. Zweitens würde die Maxime dazu führen, daß es keiner Rechtsprechung mehr bedarf: Die Anzeige wäre zugleich die Verurteilung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.05.2023 um 23.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50971

zu #45874 ff:

Der umstrittene ehemals grüne Politiker Boris P***** hat schon wieder das böse Wort benutzt. In welchem Zusammenhang, d.h. ob unverfänglich oder tatsächlich rassistisch, wie die Medien einhellig behaupten, konnte ich nirgends ausfindig machen. Nur dieses Zitat aus dem Hamburger Abendblatt im Netz:

"Das hoch umstrittene Wort" gehöre jedoch nicht zu seinem aktiven Wortschatz, schreibt er [Palmer] weiter. "Ich benutze es nur, wenn darüber diskutiert wird, ob man schon ein Rassist ist, wenn man es verwendet. Darüber entscheidet für mich der Kontext."

Offenbar spielt der Kontext tatsächlich keine Rolle. Die Grünen sind ihren erfolgreichen Tübinger Bürgermeister jetzt los.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2023 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50970

Es gibt die endlose und gerade wieder aufgefrischte Diskussion, ob Kunstwerke einschl. Kompositionen überhaupt noch gezeigt und aufgeführt werden sollen, wenn der Urheber unerwünschte oder unmoralische Ansichten hatte und vielleicht sogar äußerte.

Bei Wissenschaftlern findet man es weniger problematisch. So habe ich noch nicht gelesen, daß der große Psychologe Karl Lashley weniger beachtet werden sollte, weil er brieflich solche Sachen von sich gegeben hat: „Too bad that the beautiful tropical countries are all populated by negros.“

Daß er "deterministischer Genetizist" gewesen sein soll, kann man ihm nicht ankreiden, denn da geht es um wissenschaftlich diskutierenswerte und auch entscheidbare Positionen. Wir erleben allerdings, daß wissenschaftliche Thesen schon danach sortiert werden, ob sie erwünscht sind oder nicht, bevor über ihre Wahrheit entschieden ist. Biologische Tatsachen z. B. über Frauen werden als "biologistisch" verurteilt usw. Und Feministinnen haben es bekanntlich geschaft, die Lichtgeschwindigkeit als sexistisch zu verurteilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2023 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50960

Soll die Industrie schwarze (braune) Barbies, schwarze (braune) Wundpflaster herstellen oder gerade nicht? Entweder bedient sie ein Klischee, das ist schlecht, oder sie befestigt die weiße Norm, das ist auch schlecht. Gibt es Frauen, oder gibt es sie nicht? Aus diesem Widerspruch ist kein Entkommen: Unterschiede hervorheben oder dissimulieren...
Bisher hielt die Sprache die „inklusive Opposition“ bereit, also neutralisierbare Gegensätze. Damit konnte man alles ausdrücken, ohne sich auf eine Ideologie festzulegen. Das haben unwissende Wohlmeinende nicht verstanden und arbeiten seither daran, es auch in der Sprachwirklichkeit zu zerstören. Daß sie wie alle Sprachidealisten den selbstgewählten Gegner unterschätzen, steht auf einem anderen Blatt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2023 um 18.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50957

Die schreiend bunten Bilder, mit denen auf dem Oktoberfest und anderen Rummelplätzen um Kundschaft geworben wird, werden jetzt auf rassistische und sexistische Klischees untersucht. Schon über 30 Betriebe hat man ins Visier genommen. Zwar hat sich in all den Jahrzehnten noch niemand darüber beklagt, aber das ist ja auch nicht nötig. Das muß endlich alles weg!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2023 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50925

Der FAZ-Leser hätte ich sein können, denn ich wollte ungefähr dasselbe schreiben. Eine besondere Erwähnung verdienen vielleicht noch die Pharaonen, die wir auch nicht kränken sollen... Die hätten viel Sinn für soviel "Tyrannei des Vermeintlichen", weil sie selbst Cancel culture (damnatio memoriae) trieben.
Das tiefere Problem treibt mich hier ja schon länger um. Warum nehmen manche Menschen, wenn auch nur vorgeblich, Anstoß an Gruppenbezeichnungen, Kategorisierung von Menschen? Selbst die Stereotypen ("Klischees") sind ja in vielen Fällen nicht mit irgendeiner Herabsetzung verbunden. Oder wie wir früher gesagt haben: Mit der Verkleidung als "Chinesenmädchen" (Preußler) geschieht den wirklichen Chinesenmädchen kein Unrecht. Als unausgesprochenen Subtext höre ich immer: "Es gibt gar keine Chinesenmädchen, es soll keine geben!"

Das Verbannen scheitert erstens daran, daß die so vorsorglich Geschonten keineswegs mitmachen, und zweitens an den Juden, die stolz an ihrer Eigenbezeichnung festhalten, während wir sie am liebsten tilgen würden (mitsamt den Zeugnissen der Judenfeindlichkeit).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.04.2023 um 22.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50924

Ein FAZ-Leser kommentiert:

Eine Oma in Deutschland zieht sich einen Sombrero auf und beleidigt damit wen in Mexiko genau?
Wem hilft das? Der Oma nicht, die fühlt sich schuldig, weiß aber nicht warum. Der Mexikaner weiß von gar nichts und ist damit raus. Nur die vermeintlich moralisch überlegene Deutsche Cancel-Culture-Gruppe fühlt sich im Recht und meint der Welt wieder etwas gutes getan zu haben.
Wo bitte regt sich unsere Kulturstaatsekretärin Roth bitte auf, wenn in China oder den USA oder wo auch immer, auf einer billigsten Kopie eines Oktoberfestes, Chinesen in Lederhosen Weißbiertrinkend Deutschtum feiern??? Sollten wir das aus Respekt vor unserer "Kultur" nicht auch verbieten lassen?!

Das ist alles richtig. Nur das mit der Kulturstaatssekretärin stimmt nicht ganz, denn es hat ja nicht etwa ein Vertreter der mexikanischen Regierung oder überhaupt irgendein Mexikaner gegen die Verkleidung der Omatanzgruppe protestiert, sondern hier haben wachsame Deutsche arglose Landsleute davon abgehalten, ein fürchterliches Unrecht zu begehen. Immerhin weist uns der jetzt gefundene »Kompromiß« den Weg zu einer Lösung auch für das Problem in China und den USA: Lederhose ja, Gamsbarthut nein!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2023 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50923

Lieber Herr Riemer, zuerst dachte ich, Sie wollten sich mit uns einen verspäteten Aprilscherz leisten, aber dann sah ich, daß Sie recht haben.

Von kultureller Aneignung könnte man ja nur sprechen, wenn die Mannheimer nun wirklich Sombrero und Kimono trügen. Das Spiel damit ist gerade keine Aneignung.

Immerhin scheinen diese Kleidungsstücke ihren Träger doch als Mexikaner bzw. Japanerin hinreichend erkennbar zu machen, also sind die schrecklichen "Klischees" offenbar nicht ganz abwegig. (Die meisten Japaner laufen allerdings in kulturell angeeigneter europäischer Tracht herum.) Aber was an Klischees so verwerflich sein soll, habe ich auch in anderen Fällen nicht verstanden. Hoffentlich wirkt unsere Außenministerin darauf hin, daß nirgendwo in der Welt Deutsche klischeehaft dargestellt werden.

Und auf der Gartenschau sind doch hoffentlich nur einheimische Pflanzen zu sehen? Gänseblümchen und Löwenzahn empfehlen sich als pflegeleicht und ausdauernd. Das Indische Springkraut und den Japanischen Staudenknöterich habe ich anderswo schon angeprangert – die eignen sich unsere Auen geradezu klischeehaft an!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.04.2023 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50922

In Mannheim wurde vor sechs Tagen die BUGA 2023 eröffnet. Die BUGA hat auch ein Kulturprogramm. U. a. waren Auftritte des AWO-Balletts (Arbeiterwohlfahrt), einer Tanzgruppe aus 17 Frauen zwischen 60 und 86 Jahren geplant, die bereits in der Umgebung mit stimmungsvollen Auftritten bekannt geworden war.

Stepptanz aus Irland, Flamenco in Spanien, Holzschuhtanz in Holland, Samba, Bauchtanz oder "Walk like an Egyptian": Mit abwechslungsreicher Choreographie und in tollen Kostümen hielten die Damen das Publikum vom "Leinen los" bis zum "Käptn’s Dinner" bei Reiselaune. (MM, 17.4.23, S. 12 zu einem früheren Auftritt)

Die Bundesgartenschaugesellschaft hatte der 17-köpfigen Frauengruppe im Alter zwischen 60 und 86 Jahren in der vergangenen Woche untersagt, in Kostümen aufzutreten, die "den Eindruck entstehen lassen könnten, es würden kulturelle und religiöse Stereotype zur Unterhaltung ausgeschlachtet werden", wie es am Freitag seitens der BUGA zur Begründung geheißen hatte. (MM vom 18.4.23, S. 1)

Die Frauen wollten zur Aufführung Ihres Programms "Weltreise in einem Traumschiff" in 14 aufwendig selbst geschneiderten Kostümen auftreten.
Dies wurde von der BUGA-Leitung zunächst abgesagt.
Beanstandet wurden u.a. ein Flamenco-Rock und ein indisches Sari-Kleid (MM, 18.4.23) sowie ein mexikanisches, ägyptisches und japanisches Kostüm (MM, 19.4.23).

Aufgrund zahlreicher Proteste wurde nun ein Kompromiß gefunden. Das Ballett darf wie geplant auftreten, allerdings mit folgenden drei Änderungen (laut MM, 19.4.23):
Die mexikanischen Sombreros, der ägyptische Kopf-, Hals- und Hüftschmuck sowie die schwarzen Perücken der Japanerinnen müssen weggelassen werden. Alle anderen 11 der 14 Kostüme dürfen unverändert bleiben. (D.h. auch die mexikanischen Umhänge, ägyptischen Kleider und japanischen Kimonos).

Heute (20.4.) veröffentlichte der MM eine ganze Seite ausschließlich protestierender Leserbriefe (sicher nicht die letzte). Einer fragte ganz treffend, was eigentlich mit dem Chinesischen Teehaus im Mannheimer Luisenpark wäre, ob das nicht auch kulturelle Vereinnahmung bedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2023 um 19.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50920

Zum vorigen: Während der frühe Text, noch dazu als eine Art Rollenprosa, gar nicht wirklich von den Juden handelt, tut dies der immer noch lesenswerte Essay "Antisemitism in Britain" vom Februar 1945. Hier lesen wir, was Orwell wirklich darüber dachte, und ich sehe es nicht so, als ob er unter dem Eindruck der deutschen Greuel seine Meinung geändert hätte. Die Texte sind schon von der Gattung her gar nicht zu vergleichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2023 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50919

Zur Zeit wird George Orwell nach schlimmen Stellen durchsucht.

Im 13. Kapitel von „Down and out“ schreibt Orwell an einer vielzitierten Stelle: „The doorkeeper played similar tricks on any employee who was fool enough to be taken in. He called himself a Greek, but in reality he was an Armenian. After knowing him I saw the force of the proverb ´Trust a snake before a Jew and a Jew before a Greek, but don’t trust an Armenian.´“
Hier geht es also gar nicht um Juden, die nur beiläufig in dem zitierten Sprichwort vorkommen, und das Übertriebene und Unsinnige des „ethnic slurs“ zeigt schon, daß es sich nicht um eine ernsthafte These Orwells über bestimmte Gruppen handelt. (Die Griechen und Armenier scheinen sich noch nicht über Orwell beschwert zu haben, obwohl sie noch schlechter wegkommen.)
Im 3. Kapitel wird ein mieser jüdischer Gebrauchtwarenhändler geschildert, aber ohne daß daran abfällige Bemerkungen über Juden geknüpft wären.
Im 6. Kapitel wird ein Russe zitiert: „´Have I ever told you, MON AMI, that in the old Russian Army it was considered bad form to spit on a Jew? Yes, we thought a Russian officer’s spittle was too precious to be wasted on Jews...´ etc. etc.“
Mit diesem „etc. etc“ gibt der Erzähler zu erkennen, was er von solchen Tiraden hält. Daß der Antisemitismus im Lande der "Pogrome" weit verbreitet war, ist allerdings eine Tatsache.

Es ist heute üblich, solche Verallgemeinerungen an einzelne Charaktere zu knüpfen, seien es fiktionale oder reale. Umgekehrt kann man in neueren Krimis sicher sein: Wenn ein Schwarzer vorkommt, war er ganz bestimmt nicht der Täter.

Ich kenne Orwells frühe Texte schon lange und hatte sie nicht als antisemitisch in Erinnerung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2023 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50877

„In der englischsprachigen Geschichtswissenschaft besteht ein Diskurs darüber, ob für die Opfer der Sklaverei der Begriff enslaved person („versklavte Person“) anstelle von slave („Sklave“) verwendet werden sollte. Für eine Begriffsänderung wird ins Feld geführt, dass das Wort slave das Verbrechen der Sklaverei auf sprachlichem Wege fortsetze, indem es die Opfer zu einem nichtmenschlichen Sachwort (Ware, Handelsgut etc.) reduziere statt sie als Menschen in Erinnerung zu behalten. Andere Geschichtsforschende halten dagegen, dass slave der kürzere und vertrautere Begriff sei oder dass gerade dieses Wort die Unmenschlichkeit der Sklaverei treffend wiedergebe: „Person“ würde eine persönliche Autonomie vortäuschen, die es in der Sklaverei nicht geben könne.“ (Wikipedia Sklaverei)

Die Jagd auf „verbrecherische Wörter“ kommt naturgemäß nie zum Ziel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2023 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50858

Die Zeitung kritisiert die Münchener Kammerspiele, die unter Besucherschwund leiden, weil sie nur noch moralische Anstalt sein wollen, z. T. in leichter Sprache und mit behinderten Schauspielern, die niemand versteht. 25 Mill. Subvention von der Stadt München. (In Deutschland wird jede Theaterkarte mit durchschnittlich 200 Euro aus Steuergeldern subventioniert.)
Das Programm hat eigentlich Brecht geschrieben, aber nicht befolgt, denn er blieb kulinarisch genug, um erfolgreich zu sein.
In der Schule haben wir, statt Theaterstücke zu sehen oder wenigstens zu lesen, das kulinarische Theater, von dem wir fast nichts kannten, zu verurteilen und das dito epische Theater zeitgemäßer zu finden gelernt. So ging die Zeit dahin, „mit lauter dumpfen Dingen“; es reut mich heute noch. Aber daß der volkspädagogische Furor mal so flächendeckend herrschen würde, habe ich mir nicht vorstellen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2023 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50838

Heißt es bei Schiller nicht dem Mann?

Gretchens nach Golde ist bemerkenswert, weil im heutigen Deutsch nach der bloßen Präposition ohne Artikel und ohne Adjektiv das e nicht nur veraltet, sondern unmöglich ist. Das hatten wir vor 8 Jahren mal unter "Sternchen" besprochen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.04.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50837

Oder aus dem Faust:
Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.04.2023 um 15.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50836

Bekanntes Beispiel für die altmodische "-e"-Endung:
In Friedrich Schillers "Die Räuber":
"Dem Manne kann geholfen werden!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2023 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50831

Es muß Freude machen, sich alle möglichen Benachteiligungsgründe auszudenken. Man glaubt etwas Gutes zu tun.
Eigentlich genügt Art. 3, Abs. 1 GG. Man muß den Satz nur anwenden. Der Grundfehler besteht darin, daraus den wirklichen Proporz in allen Lebensbereichen abzuleiten. Der Begriff "Gleichstellung" verdeckt diesen Schritt von der Chancengleichheit zur Gleichmacherei. Das Ergebnis sind Willkür, Zwang und unheilbare Widersprüchlichkeit der Ziele, summa iniuria. Aber auch das nährt seinen Mann. Politik schafft viele Pöstchen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.04.2023 um 02.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50830

Ich frage mich, was nach diesen Ausschlüssen eigentlich eine Frau ist bzw. von ihr übrigbleibt.

Wenn ausdrücklich weder das soziale Geschlecht noch die geschlechtliche Identität eine Rolle spielen darf, dann kann ja wohl mit letzterem nur das biologische Geschlecht gemeint sein, oder was wäre sonst der Unterschied? Wenn "Frauen" mit beliebigem sozialen und biologischen Geschlecht geschützt werden sollen, was unterscheidet dann eine Frau von einem Mann?

Es ist sowieso unklar, wieso ein derartiges Geschütz aufgefahren wird, um speziell Frauen zu schützen. Warum gilt das Gleiche nicht einfach für alle?

Und was es mit dieser "Mehrfachdiskriminierung" auf sich hat, als ob nicht bereits eine einfache Diskriminierung in einem dieser Punkte verwerflich genug wäre, das wissen wohl die Verfasser selbst nicht. Es kann wohl keine Einschränkung des Schutzes nur auf Fälle von Mehrfachdiskriminierung beabsichtigt gewesen sein.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.04.2023 um 01.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50829

Betr. "dem Gesundheitszustande": In älteren Texten gibt es noch viel mehr "-e"-Endungen. Der Wegfall der "-e"-Endungen ist eine Weiter-Entwicklung der deutschen Sprache.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 03.04.2023 um 23.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50828

Gesundheitszustande ist mir auch ins Auge gefallen. Aber gut, man ist halt beschäftigt, eher überbeschäftigt, wenn man die Liste so durchgeht. Da tritt die Grammatik doch gerne zurück.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.04.2023 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50827

Aus dem Berliner Koalitionsvertrag von CDU und SPD (https://cdu.berlin/image/daten/news_20230403113214_koalitionsvertrag_20232026.pdf):

Wir setzen uns für die intersektionale Gleichstellung ein. Das bedeutet, die Koalition tritt der Mehrfachdiskriminierung aller Frauen entgegen – unabhängig von ihrem sozialen Geschlecht, einer rassistischen oder antisemitischen Zuschreibung, einer Behinderung, der Sprache, dem Alter, dem Gewicht, der Religion und Weltanschauung, dem sozialen Status, der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, dem Gesundheitszustande, einer Beeinträchtigung, dem Familienstand sowie dem Migrations- oder Fluchtstatus.

Diese Aufzählung wirft viele Fragen auf. Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen einer Behinderung und einer Beeinträchtigung? Auf der Website leidmedien.de heißt es dazu:

Seit ein paar Jahren haben sich neue Begriffe etabliert „Menschen mit Beeinträchtigungen“ und „beeinträchtigte Menschen“. Viele sind verwirrt: „Ist ‚beeinträchtigt‘ jetzt das neue ‚behindert‘?“ Wir sagen: Jein. Die Disability Studies unterscheiden zwischen Beeinträchtigung und Behinderung: Die Beeinträchtigung ist die körperliche Seite der Behinderung – das fehlende Bein oder die fehlende Sehkraft, die chronische Krankheit. Bei „Behinderung“ kommt eine soziale Dimension dazu – Barrieren behindern und schließen aus, und das macht die Beeinträchtigung oft erst zum Problem.

Warum sind dann aber in der Aufzählung Behinderung und Beeinträchtigung so weit auseinandergerückt?

Kasuistische Aufzählungen sind selten vollständig. Aber warum hat man sich ohne Not auf etwas derart Konkretes wie Gewicht festgelegt? Hätte man hier nicht konsequenterweise von Gewichtszuschreibungen sprechen müssen, um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, man sei der Meinung, es gebe dicke Frauen? Eigentlich geht es auch gar nicht um das Gewicht, sondern um die äußere Erscheinung. Muskeln zum Beispiel sind nicht nur bei durchtrainierten Männern, sondern auch bei durchtrainierten Frauen schwer. Als »fette Kuh« wird man eine Athletin oder Bodybuilderin aber kaum bezeichnen. Und was, wenn jemand eine Frau wegen ihrer spitzen Nase als »Hexe« bezeichnet?

Warum heißt es nach dem Gedankenstrich eigentlich »unabhängig von …«? Es folgt doch eine Aufzählung verschiedener Diskriminierungsarten, von denen mindestens zwei gegeben sein müssen, damit es sich um Mehrfachdiskriminierung handelt. Dieses »unabhängig von« legt meines Erachtens einen Bezug zu »aller Frauen« nahe. Gemeint ist aber doch nicht: wir schützen jede Frau vor Mehrfachdiskriminierung, egal ob sie behindert, dick oder sonstwas ist, sondern gemeint ist: wir meinen hier alle Diskriminierungsarten, egal ob es sich um Diskriminierungsart A, B oder C handelt.

Unbezahlbar ist natürlich »dem Gesundheitszustande«. Ich hoffe, das bleibt so stehen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.04.2023 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50812

Junge Leute wohlgemerkt, die einander schon in der Grundschule alles zu Gemüte geführt haben, was das Netz an hartem Stoff zu bieten hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2023 um 10.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50811

Was ist eigentlich von Deutschlehrern zu halten, die sich an der Jagd auf Trigger-Wörter beteiligen und philologische mit pädagogischer Unfähigkeit verbinden? Ist es so schwer, Schülern (und nun gar Abiturienten!) zu erklären, daß Wörter, die wir heute nicht mehr gebrauchen, in literarischen Texten eine ganz bestimmte Funktion haben? Kann man nicht sogar erwarten, daß die jungen Leute von selbst darauf kommen, statt wie eine viktorianische alte Jungfer vor einem Gemälde ohne Feigenblätter in Ohnmacht zu fallen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2023 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50809

Jetzt geht es Wolfgang Koeppen ans Leder. Eine Ulmer Lehrerin fühlt sich durch N-Wörter in "Tauben im Gras" in ihrer Menschenwürde verletzt. Sie wird wohl Erfolg haben. Beifall von der taz ist erwartungsgemäß schon zu hören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50804

An diesem Samstag vor 90 Jahren organisierten die Nazis einen antijüdischen Boykott. Wem nur einigermaßen klar vor Augen steht, was damit begann, der kann sich nur wundern, wie unbekümmert manche das B-Wort im Munde führen, wenn es um Israel geht. (Norbert Frei, SZ 31.3.23)

Sind noch Buchstaben frei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50800

Sie haben zwar weder Shaw gelesen noch das ganze Musical gesehen, aber die Tiraden des Professors über die Frauen genügen ihnen: „Sexistisch!“ Und der Müllmann Dolittle ist nicht gerade ein Vorbild (er sagt ja selbst, daß er es sich nicht leisten kann, edel und gut zu sein): „Klassistisch!“ Daß wir uns über die Oberschicht erst recht lustig machen, zählt nicht. Bei Mark Twain war es dasselbe: „Nigger Jim“ – wie rassistisch! Vom Kontext nichts zu wissen und nichts wissen zu wollen ist das untrügliche Zeichen der Dummheit. Aber der Vorwurf der Dummheit ist auch schon wieder „ableistisch“ und „handicapistisch“. Das haben die Dummköpfe erfunden, um sich jeder Kritik zu entziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50799

Der Film „My fair lady“ bringt mich immer noch zum Lachen, nicht zuletzt wegen Elizas Zusammenstauchung durch den hagestolzen Kollegen (man weiß ja, wie es ausgeht und immer ausgehen wird!). Schon in Shaws Vorlage steht auch die herrliche Pointe: „Zoltan Karpathy“ entlarvt Eliza – als Ungarin, weil sie das Englische zu perfekt spricht. Der Film wird zu Recht seit 60 Jahren geliebt. Aber der Fortschritt ist unaufhaltsam: Retrospective analysis of My Fair Lady (film) has been more mixed, with disagreement between reviewers about whether the movie critiques or affirms misogynistic and classist tropes. (Wikipedia „My fair lady“) Nun, wenn sie sich streiten, ist ja alles gut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50790

Wer noch alte, nicht-expurgierte Bücher hat, von der Häschenschule bis zu Miss Marple, sollte sie gut aufbewahren. Mögen sie eine Zeitlang unterm Ladentisch verkauft werden (samt N-Wort usw.), eines Tages werden sie im Antiquariatshandel Höchstpreise erzielen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2023 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50743

In Erlangen gibt es einen Streit, der allmählich weitere Kreise zieht. Das Auschwitz-Komitee und Teile der Bevölkerung wehren sich gegen den Abriß eines Gebäudes ("Hupfla"), das bei den Euthanasie-Verbrechen der Nazis eine Rolle spielte. Es sind im wesentlichen die gleichen Kreise, die die Entfernung der "Judensau" von alten Kirchen fordern. Die Erinnerung an die Naziverbrechen soll erhalten bleiben, die Erinnerung an die christliche Judenfeindschaft, die jenen den Boden bereitete, nicht? Soll man die Geschichte je nach den gerade herrschenden volkspädagogischen Moden ständig umschreiben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2023 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50668

Unter den fossilen Resten früherer Menschen ist der Homo floresiensis für mich der überraschendste. Eine ausgewachsene Frau von 97 cm! „Inselverzwergung“ scheint so ähnlich zu funktionieren wie die Anpassung der Pygmäen an den Urwald (und der kleinen Waldelefanten). Aber ich wollte etwas anderes sagen: Ursprünglich wurde der Fund „Homo floresianus“ genannt. Laut Wikipedia erinnert „floresianus“ in englischer Aussprache an „flowery anus“ (etwa: „blumiger Anus“), ein Gleichklang, den man vermeiden wollte.
Mit dieser viktorianischen Empfindlichkeit könnte man allerdings noch manches in der biologischen Terminologie bearbeiten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.03.2023 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50664

Noch zu #46818:

Stundenlang hatte ein Mann in einer Karlsruher Apotheke zahlreiche Menschen festgehalten. Die Polizei stürmte die Räume schließlich und überwältigte den mutmaßlichen Täter. Die Geiseln blieben unverletzt. (spiegel.de)

Wie groß mögen wohl die Zweifel der Beamten sein, ob sie nun dort den Täter oder eine der Geiseln überwältigt haben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2023 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50659

Bangalore (Wikipedia englisch)
Bengaluru (Wikipedia deutsch)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2023 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50649

Es ist wohl auch nicht besonders klug, wenn Migranten hierzulande anfangen, unter deutschen Kinderbüchern und -liedern aufzuräumen. Auf der gleichen törichten und unwissenden Seite wird natürlich auch das Kaffee-Lied kritisiert, offenbar ebenfalls aus zweiter Hand.

Heute schafft jedes A* es, mit irgendwelchen Äußerungen dieser Art sofort bei Wikipedia berücksichtigt zu werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.03.2023 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50648

Jim Knopf wird nicht "in einer Kiste an eine Insel gespült", sondern kommt als Paket mit der Post. Ich weiß das, weil ich das Buch im Gegensatz zum "renk"-Autor gelesen habe. Von "Inselbewohner:innen" kann gleichfalls keine Rede sein, weil nur einer der vier Einwohner eine Frau ist. Fast überflüssig zu sagen, daß auch nicht alle rufen "Das dürfte vermutlich ein Neger sein", vielmehr bemerkt Herr Ärmel mit gescheitem Gesicht: "Das dürfte vermutlich ein kleiner Neger sein". Ich habe das Buch übrigens nicht nur vor 30 Jahren gelesen, sondern meinen Kindern mehrmals komplett vorgelesen. Die Vorstellung, ich hätte damit die Rassentheorie der NS-Zeit "untermauert", ist völlig plemplem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2023 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50646

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende, 1945.
Ein sehr ambivalentes Buch. Ein afrikanisches Kind wird in einer Kiste an eine Insel gespült. Die Inselbewohner:innen sind überrascht und rufen: „Ein Baby! Ein schwarzes Baby! Das dürfte vermutlich ein N* sein.“ Das Buch wurde kurz nach dem Ende der NS-Zeit publiziert und untermauert mit dem Begriff N* die Rassentheorie weiterhin.
(https://renk-magazin.de/rassismus-in-kinderbuechern-und-kinderliedern/) (Dort weitere Enthüllungen)

Bekanntlich haben die Nazis den Begriff „Neger“ erfunden und den Menschen eingeredet, manche hätten ein dunkle Hautfarbe. Das war 1960, also kurz nach dem Ende der NS-Zeit, noch in unseren Köpfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2023 um 07.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50645

Kein Kindergarten ohne „Aramsamsam“. Und kein Kinderlied ohne politisch korrekte Kritik:
„Die Aufführung des Liedes in deutschsprachigen Kontexten wurde in mehreren Medien als rassistisch bezeichnet und mit Kinderliedern wie Drei Chinesen mit dem Kontrabass und Zehn kleine Negerlein verglichen. Kritik bezog sich dabei besonders auf den oft dazu aufgeführten Tanz, der eine Nachahmung des rituellen Gebets im Islam (Salāt) darstellt.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/A_Ram_Sam_Sam)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50640

Das würde ich nicht so interpretieren, und so war mein Hinweis auf die ZEIT auch nicht gemeint, die ja immerhin kein Sprachamt ist. Subventionen aller Art gab es hierzulande schon immer, aber im wesentlichen herrscht der Kapitalismus, werden die "Anleger" gehätschelt und Gesetze von der Lobby geschrieben, die sie betreffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2023 um 15.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50639

Das ist nur einer von vielen Punkten, wo ich mit Sorgen beobachte, wie sich die Bundesrepublik ideologisch immer mehr der DDR annähert. Siehe zum Beispiel auch die vielen "planwirtschaftlichen" Eingriffe des Staates ("Mietbremse", "Gaspreisbremse", 9- bzw. 49-Euro-Fahrkarte usw.). Früher hieß es immer, das wird von Angebot und Nachfrage automatisch geregelt.

In der DDR durfte man auch nicht öffentlich Stettin sagen, auch nicht Krakau. Das fiel zwar beim Sprechen weniger auf, aber zumindest schriftlich ging nur Krakow. Irgendwann erschien aber mal ein Kunstband auf deutsch von zwei polnischen Autoren, er hieß "Krakau" (oder dies war Teil des Titels, weiß ich nicht mehr genau). Als Polen durften sie das, was für DDR-Autoren absolutes Tabu war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50632

Die Stadt Stettin hat eine Website in deutscher Sprache und bezeichnet sich dort auch als „Stettin“. So ist auch der Eintrag der Wikipedia überschrieben. Es ist die neutrale in Deutschland übliche Bezeichnung, gegen die offenbar auch polnische Stellen nichts einzuwenden haben. Wenn Medien wie die ZEIT von der „Universität Szczecin“ berichten, ist das ein Bekenntnis; anscheinend möchte man demonstrativ den Schein von Revanchismus meiden und auch die Gedanken des Lesers in die richtigen Bahnen lenken. Diese Version der Politischen Korrektheit gilt denn auch nur für ehemals deutsche Gebiete, bei Orten wie Moskau wird die Eigenbezeichnung nicht erwogen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2023 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50631

In einem der vielen Beiträge zur Politischen Korrektheit von Disney-Comics wird Erika Fuchs vorgeworfen, sie habe den (vermeintlichen) Rassismus des Originals noch verschärft, etwa durch Ausdrücke wie „Zwergindianer“. Dabei lasse sich „Pygmy Indians“ durch den mythologischen Begriff „Pygmäen“ wiedergeben, der „des Rassismus nicht verdächtig“ sei. Da kennt Alexander Braun aber Susan Arndt und andere Spürnasen schlecht!
Insgesamt soll wieder mal das Original erhalten bleiben, aber durch Kommentierung entschärft werden, weil wir selber zwar über alle Anfechtungen erhaben, die anderen aber zu doof sind, um mit solchen alten Sachen fertig zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2023 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50628

„Die Entzauberung des Robert Koch“ (SZ4.3.23)
Aber die bedenklichen Seiten des großen Mannes waren doch immer bekannt. Wenn jetzt noch etwas aus den Aufzeichnungen seiner zweiten Frau hinzukommt, ändert sich objektiv nichts, aber der Zeitgeist will, daß auch das RKI (und wohl noch manche Straße) umbenannt wird. Es gibt nur noch eine Richtung („canceln“). Keine Fairneß, kein Geltenlassen der menschlichen Natur in ihrem Widerspruch. Vor dem Urteil heutiger Moralisten, mögen sie noch so mickrige Gestalten sein, hat unterhalb der Heiligkeit nichts Bestand.

Die "Entlarvung der Heuchler" kann nur böse enden, weil nicht nur die Französische Revolution ihre Kinder fraß.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2023 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50586

Auf Youtube kann man sehen, wie sich Kinder ungefähr das Fellabziehen vorstellen. So als ob die Maus einfach mal den Mantel ausgezogen bekommt. Danach steht sie leicht frierend, nur noch mit einem Schal bekleidet da und streckt dem Schneider die Zunge raus.
Und für die, die den Text doch etwas skeptischer sehen, ist ja jetzt das Video gemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50583

Da ich gerade eine Mi-Ma-Mausemaus gefangen habe, ging mir das Kinderlied im Kopf herum. Tatsächlich finden manche es verstörend grausam. Außerdem diskriminiert es Schneider. (Die Melodie kommt auch in der Akademischen Festouvertüre von Brahms vor.) Den Kindern scheint es nichts auszumachen, und einige Erwachsene bekennen, es habe ihnen nicht geschadet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50582

Der volkspädagogische Furor nimmt mit den windigsten Ansichten über Sprache vorlieb, wenn sie nur in die erwünschte Richtung gehen. Die "General Semantics"-Bewegung hatte noch ein gewisses Niveau. Heute führt ein intellektueller Pöbel das große Wort.

Daß es auch eine Sprachwissenschaft gibt, kommt gar nicht in den Blick, aber daran sind auch die Sprachwissenschaftler schuld, die sich wieder mal wegducken, in den Medien und an den eigenen Universitäten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.02.2023 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50581

In der taz arbeitet sich Ute Scheub an Klimabegriffen ab, die sie für verharmlosend oder sachlich falsch hält (https://taz.de/Wortwahl-in-der-Klimakatastrophe/!5912809/). »Sprache als Klimakiller« lautet der reißerische Titel ihres Beitrags. Schon vor zweieinhalb Jahren verkündete die Zeitung stolz, daß sie »als erstes Medienhaus in Deutschland« fortan eine »klimagerechte Sprache« pflegen werde (https://taz.de/Neue-Empfehlungen-fuer-die-taz/!5708300/). Kritisiert werden Wörter wie Klimawandel (statt: Klimakrise oder Klimanotstand), Erderwärmung (statt: Erderhitzung) oder Umwelt (statt: Mitwelt). Scheub: »Es fing bereits an mit dem Begriff „Klimawandel“. US-Wissenschaftler der 1970er und 1980er nannten das Phänomen immerhin noch „Treibhauseffekt“. Treibhäuser sind heiß, das begreifen Menschen intuitiv. Aber „Klimawandel“? Ach, irgendwas ändert sich doch immer. Und Wandel klingt nach Lustwandeln, nach Spaziergang in lauschigen Wandelhallen.« Zum Schlagwort »2-Grad-Ziel« schreibt Scheub: »Gefühlt sind zwei Grad Unterschied nicht der Rede wert: Schon allein der Wärmeunterschied zwischen Tag und Nacht ist größer. Abermillionen von Menschen haben die dramatischen Konsequenzen von „plus 2 Grad“ nie verstanden. Das Rechnen mit globalen Mittelwerten […] verschleiert das Wesentliche der Klimakatastrophe: Extremwetter und Landzerstörungen.«

Was hier wieder auffällt, ist der verengte Blick auf einzelne Wörter und Wortbestandteile. Als ob irgend jemand im Jahr 2023, wenn er »Klimawandel« liest oder hört, an etwas Angenehmes dächte! Genau wie beim Gendern werden der Kontext und das enzyklopädische Wissen der Leser und Hörer vollständig ausgeblendet. Niemand, der des Deutschen mächtig ist, denkt bei »Bürger«, »Patienten« oder »Kunden« nur an Männer, und wer nicht gerade vor dreißig Jahren zuletzt die Zeitung gelesen hat, assoziiert mit »Klimawandel« nichts Erfreuliches. Beim 2-Grad-Ziel geht es nun mal um einen Mittelwert, deshalb ist an der Bezeichnung nichts auszusetzen. In der Berichterstattung über die Folgen der Veränderungen des Weltklimas wird pausenlos auf Hitzewellen, Dürren, Wüstenbildung, Überflutungen, Meeresspiegelanstieg usw. hingewiesen. Man muß schon sehr weit hinter dem Mond leben oder extrem ignorant sein, um das alles nicht zur Kenntnis zu nehmen. Die Leute sind nicht so schwer von Kapee, wie die taz offenbar meint, sie verhalten sich nur anders, als sie es gerne hätte. Wenn die Zeitungen »Klimawandel« ausnahmslos durch »Klimakrise« ersetzten und bei jeder Nennung des 2-Grad-Ziels eine alarmierende Fußnote hinzufügten, würde sich am Verhalten der Menschen genauso viel ändern wie durch die Warnhinweise und Schockfotos auf Zigarettenschachteln, nämlich gar nichts. Vielleicht ist die Welt noch zu retten, aber bestimmt nicht durch Sprachfetischismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2023 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50572

Ausgerechnet die NZZ hat vor fünf Jahren diese Art der Zensur gerechtfertigt (Adrian Daub am 21.04.2018: "Zensoren sehen anders aus"). Wir leben eben in anderen Zeiten, sind sensibler geworden usw. – Wer könnte ihm widersprechen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2023 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50571

Es ist leider abzusehen, daß nach so großen Verlagen auch alle anderen nachziehen werden, alles ganz freiwillig, wie bei der Rechtschreibreform. Die "freiwillig" übernommenen Verpflichtungen im Namen des Guten sind die tyrannischsten, ein Appell ist nicht möglich.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.02.2023 um 01.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50569

Interessanter Artikel über Sensitivity Reading in der Randomhouse-Verlagsgruppe. Erschienen in der FAZ, hier aber in Form von drei Facebook-Kommentaren (Kommentare 8 bis 10 unter dem Bild).

https://www.facebook.com/ulli.kulke/posts/pfbid035PZkkzJZye22qQSpGmLPPuKKN7NHnwP3wU6dwbqhFPfb8ftbHQwkxwuXVgyLiNV4l
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2023 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50565

Ich gehe jeden Tag an einem Gehege vorbei, daß mich auf rassistische Gedanken bringt. Dort muß sich das letzte von ursprünglich drei Lachshühnern (sehr seltene Rasse!) den Platz mit fünf neuen schwarzen Hühnern teilen. Zuerst haben sie es gemobbt, aber jetzt herrscht Friede, allerdings hält sich das hellere Huhn meist etwas außerhalb der Gruppe. (Was picken die Tiere eigentlich unablässig auf?) Die räumliche Trennung und die verschiedene Beschäftigung können auch darauf zurückgehen, daß gleiche Rassen gleiche Gewohnheiten haben.

"Es gibt Rassen, aber nur bei Tieren." Eine speziezistische (!) Eingebildetheit, die eigentlich nicht zeitgemäß ist.

Bei der Gelegenheit lerne ich das Wort Zwiehuhn kennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2023 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50547

Schon bevor wir Deutschen bei der WHO vorstellig wurden, hatte sie "German measles" ins Visier genommen, ebenso "Spanish flu". Ein unendliches Feld und ebenso viele Gelegenheiten, Gutes zu tun (wenn man schon nicht viel gegen die Krankheiten selbst ausrichten kann).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2023 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50540

Roald Dahl bedeutet mir nicht viel, aber die heftige Umarbeitung seiner Texte im Sinne der PC zeigt wieder einmal, in welchen unendlichen Strudel man sich da begibt. Im Land der dicken Kinder soll niemand mehr dick genannt werden dürfen (body-shaming) usw. Das freut die Schokoladenfabriken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2023 um 14.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50518

Volker Sommer wundert sich ebenfalls darüber, daß diejenigen, die sich immer über Unterschiede zwischen dem Menschen hinwegsetzen wollten, plötzlich auf der falschen Seite stehen, weil es nun gerade darauf ankomme, die Unterschiede bei jeder Gelegenheit hervorzuheben. Farbenblindheit war bisher das „Nonplusultra nichtrassistischer Geisteshaltung“ und soll nun plötzlich Sünde sein. (Darwinisch denken. Stuttgart 2008:157 – Übrigens: „Auf ausdrücklichen Wunsch des Autors erscheint dieses Buch in alter Rechtschreibung.“)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2023 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50509

Das weltgeschichtliche Problem wird in erheiternder Weise anläßlich des Dietfurter Faschings abgehandelt: Süddeutsche Zeitung vom 16.3.23. Dort treten falsche Chinesen auf, und der einzige wirkliche Chinese im Ort, ein Gastwirt, findet es "wunderbar". An anderen Tagen des Jahres möchte er nicht "Ching Chang Chung" genannt werden, und da hat er ja recht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.02.2023 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50508

Hofbräuhaus und Deutscher Abend im Ausland werden aber von denen, die nur noch in Opfer-Täter-Kategorien denken, nicht als kulturelle Aneignung anerkannt, das ist es ja. Schuldig können sich demnach immer nur die Privilegierten machen. Das meinte ich mit der »offiziellen« Antwort auf meine Frage.

Das Vorgehen des SWR und der ganze Artikel haben etwas Schülerhaftes. Man schickt zwei Reporter raus, die dann ein paar Leuten ein Mikrofon unter die Nase halten und Stellungnahmen herauskitzeln. Die werden zwar nicht als repräsentativ ausgegeben, aber der Leser muß bei der Lektüre den Eindruck gewinnen, es gebe gar keine anderen Meinungen und, vor allem, es handle sich um ein Thema, das die Indianer in Amerika stark umtreibe. Nach dem Gewese um die Neuverfilmung von »Winnetou« hat man Indianer in den USA in ähnlicher Weise gefragt, ob sie sich beleidigt fühlten usw. Da kamen ganz andere Reaktionen, zum Beispiel die Gegenfrage, wie sie sich von etwas beleidigt fühlen sollen, was sie gar nicht kennen!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.02.2023 um 06.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50507

Zu den vielen X-Wörtern hat sich nun auch das P-Wort gesellt:
https://twitter.com/NurderK/status/1625802712917983232

Bemerkenswert an der Szene ist folgendes: Der Grünen-Politiker bestätigt einerseits, daß die "Pascha-Schilderungen" von Friedrich Merz richtig sind, mehr noch, daß das damit verbundene Problem größer ist, als das Wort es vermuten ließe (er sagt "verniedlichend").
Andererseits läßt er beim Verwenden der Umgehungsformel "P-Wort" keinen Anflug von Ironie erkennen.
D. h. er unterwirft sich bedingungslos den Regeln dieses absurden Spiels.
Weil er also nicht einen Tag später in Sack und Asche gehen will (so wie Bettina Jarasch es nach dem Gebrauch des I-Wortes tun mußte), kommt ihm das Wort Pascha nicht über die Lippen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2023 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50506

Wenn man im Ausland auf ein „Hofbräuhaus“ oder einen „Deutschen Abend“ trifft, kann man wohl darüber lächeln, aber wer wird wegen Appropriation loslegen? Übrigens wäre, wie schon mal bemerkt, das sogenannte Brauchtum der Brauchtumspfleger auch jedesmal auf seine Bodenständigkeit zu überprüfen. Vieles ist bekanntlich eigens zum Zwecke seiner Pflege erfunden, und aus dem Zusammenhang gerissen ist es sowieso. Es gibt keine authentische „indigene“ Kultur mehr, falls es sie je gegeben hat. Auch die federgeschmückten Rothäute fliegen in appropriierten Boeings ein usw.
Wer sucht, wird immer jemanden finden, der sich „irritiert“ zeigt, wie es der Zeitgeist befiehlt. Mit dessen Votum begnügt man sich dann, empirische Sozialforschung hin oder her.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.02.2023 um 22.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50505

Der SWR hat etwas herausgefunden: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/verkleiden-als-indianer-was-sagen-indigene-100.html

Aus dem Artikel:

Indigene Gäste in Stuttgart irritiert es, wenn sich Kinder und Erwachsene an Fastnacht als Indianer verkleiden. Gemeint ist vermutlich, daß es sie ärgert (engl.: irritate).

Während hierzulande manche Kinder und Erwachsene gerne in Fransenhemden schlüpfen und sich mit Federn schmücken, lehnen amerikanische Ureinwohner das ab. Das haben Indigene gegenüber dem SWR bestätigt, die in Stuttgart beim Nordamerika-Filmfestival Anfang Februar zu Gast waren.

Die vom SWR befragten indigenen Gäste beim Nordamerika-Filmfestival betrachten Indianer-Kostüme als kulturelle Aneignung.

Regisseurin Jules Koostachin kommt aus Vancouver in Kanada und ist Mitglied der Attawapiskat First Nation. Sie empfindet es als respektlos, wenn Menschen, die sich damit nicht auskennen, sich als Indigene kostümieren. "Ich weiß nicht viel über den deutschen Karneval, aber ich möchte sagen, dass unsere Insignien oder Gewänder nicht als Kostüme gedacht sind."

Wenn sie das so empfindet, dann kann man darüber nicht diskutieren, man muß es als gegeben hinnehmen und respektieren. Aber wieso darf sie sich zum deutschen Karneval äußern, obwohl sie selber sagt, daß sie davon keine Ahnung hat, während sie deutsche Karnevalisten für ihre Ahnungslosigkeit bezüglich der Insignien und Gewänder Indigener kritisiert und daraus den Vorwurf der kulturellen Aneignung ableitet? Ich weiß schon, wie die offizielle Antwort auf diese Frage lautet, aber ich bin nun mal davon überzeugt, daß uns die strikte Aufteilung der Menschheit in ewige Opfer und ewig Privilegierte einem normalen Miteinander heute lebender Menschen nicht näher bringt, sondern dieses Ziel in noch weitere Ferne rücken läßt. Man kann auch zur Entspannung beitragen, indem man auf beiden Seiten ein wenig Aufklärung betreibt und um Verständnis wirbt. Das ist etwas völlig anderes, als Verbrechen der Vergangenheit zu leugnen oder so zu tun, als sei heute alles in bester Ordnung. Der moralische Rigorismus der Eiferer macht mehr kaputt, als er zu einem klugen Umgang mit dem nicht immer ganz leichten Erbe beiträgt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2023 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50479

Eine Hörsaal der Universität Erlangen soll umbenannt werden, weil sich herausgestellt hat, daß der Sponsor, nach dem er benannt ist, ein SS-Mann gewesen war. Dann müßte natürlich auch das Geld an die Nachkommen zurückgezahlt werden. Diese Muster kennen wir von Cecil Rhodes und anderen Übel-Wohl-Tätern. Weil es nicht gerade angenehm ist, Geld zurückzuzahlen, kann man auch alles lassen, wie es ist, und eine pädagogisch wertvolle Tafel aufstellen.
Die Linken, die sich auch diesmal besonders hervortun, haben den ganzen Umfang ihrer Aufgabe noch nicht erkannt. Weil Menschen nun mal keine Heiligen sind und auch nie waren, geht es um nichts Geringeres als die Verurteilung der Vergangenheit vor dem Richtstuhl der Gegenwart. Wenn man genauer hinsieht, bleibt buchstäblich nichts übrig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2023 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50455

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22727 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577

René Clairs klassische Verfilmung von Agatha Christie ist bei Youtube unter "...and then there were none" zu finden, aber wenn man den Film selbst sieht, heißt er nach wie vor "Ten little Indians", und das Kinderlied wird unverändert gesungen und stückweise rezitiert, je nachdem wer dran ist. Die weitere Vorgeschichte ist kaum noch bekannt
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2023 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50429

Darf man diese Hits noch spielen? Diese Klassiker sorgen heute für Diskussionen
(...)
Mit "In The Ghetto" gelang Elvis Presley Ende der 60er-Jahre sein Comeback, heute würde der Song sicherlich heftig diskutiert werden. Der Begriff "Ghetto" gilt als abwertend, die gesamte Geschichte des Songs, der den scheinbar unausweichlichen Weg eines armen Jungen in die Kriminalität erzählt, kann als rassistisch und sozial diskriminierend empfunden werden.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50380

Man weiß nie, in welche Richtung die Stampede der medialen Wutbürgerschaft demnächst davondonnern wird. Noch ist „woke“ ein Schimpfwort der Rechten, aber vielleicht entringt sich auch den Linken bald ein „Weg mit der verdammten Sprachnörgelei! Kommen wir endlich zur Sache!“ Sprachkritik, Politische Korrektheit, Expurgierung der Kinderbücher usw. könnte als Ablenkung vom Klassenkampf entlarvt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2023 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50347

In Wort und Bild wird über die große Tafel berichtet, die jetzt am Regensburger Dom über die "Judensau" aufklärt. Die verwitterte Kleinplastik ist weit oben angebracht, schwer zu erkennen und den meisten Leuten unverständlich. Für Kenner dokumentiert sie die verhängnisvolle christliche Judenfeindlichkeit, aber daß sie heute noch jemanden zum Haß auf Juden anstachelt, ist undenkbar. Die Tafel macht erst darauf aufmerksam, daß es das Verpönte tatsächlich einmal gab – eine Variante des "Streisand-Effekts". Aber wenn man mit den angeblich noch erhaltenen 48 Denkmälern dieser Art so verfährt, so ist das schon okay, auch wenn unsereins die Belehrung überflüssig und ein bißchen penetrant findet, wie die ganze Durchpädagogisierung. Die Tafel hält dem "christlichen Abendland" den Spiegel vor, ein bißchen spät, aber besser als nie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2023 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50265

Ist eigentlich das Volkslied "Hab mein Wagen vollgeladen" noch nicht wegen Altersdiskriminierung (in Tateinheit mit weiteren Verstößen) auf dem Index?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2023 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50213

Die SZ will kritisieren, daß in der „Neuen Zeitschrift für Arbeitsrecht“ das Wort Neger steht, zitiert es aber als N... und fügt hinzu, daß es im Original ausgeschrieben sei. Der Leser soll sich also selbst vorstellen, wie es ausgeschrieben aussieht, d. h. worum es sich beim Gegenstand der Kritik überhaupt handelt.

Es gibt Wörter, die sind so schlimm, daß wir nicht einmal sagen können, welche es sind. Das ist aber auch nicht nötig, denn jeder kennt sie.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.01.2023 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50195

Noch einmal präziser: Das Argument unter 2 kann sich, wenn es überhaupt so gemeint ist, nur auf den Singular beziehen. Geflüchtete ist hinsichtlich des Geschlechts genauso mehrdeutig wie Flüchtlinge. Man müßte ebenso von männlichen oder weiblichen Geflüchteten wie von männlichen oder weiblichen Flüchtlingen sprechen. Wenn in der Berichterstattung von einer einzelnen Person die Rede ist, bietet der/die Geflüchtete in der Praxis keinerlei Vorteile gegenüber Flüchtling, weil dieses Wort im jeweiligen Kontext gar nicht benötigt wird. Statt »Marina ist eine Geflüchtete aus der Ukraine. Inzwischen hat sie sich in München gut eingelebt.« würde man beispielsweise (auch stilistisch besser) sagen: »Marina ist aus der Ukraine nach München geflüchtet. Inzwischen hat sie sich dort gut eingelebt.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2023 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50194

Oder спецоперация.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.01.2023 um 02.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50193

Noch einmal zu den Argumenten gegen das Wort Flüchtling:

1. Viele Wörter auf -ling sind negativ konnotiert.
Stimmt, aber was hat das mit der Verwendung des Wortes Flüchtling zu tun? Schönling und Schreiberling sind negativ, Ankömmling und Lehrling sind nicht negativ – na und? Geht allein schon von der Aussprache oder dem Aufschreiben der Silbe ling eine magische unheilvolle Kraft aus, die auch Wörter erfaßt, die wir nicht in abwertender Absicht verwenden? Dann brauchen wir Ersatz für alle Personenbezeichnungen auf -ling, einschließlich Liebling.
Dieses völlig abwegige Argument zeigt exemplarisch, wie wenig sich die Kämpfer für eine »diskriminierungssensible« Sprache mit dem Gegenstand ihrer angelegentlichen Kontemplation, nämlich der Sprache, auskennen.

2. Die »Neuen deutschen Medienmacher*innen« kritisieren in ihrem »Wörterverzeichnis mit Formulierungshilfen, Erläuterungen und alternativen Begriffen für die Berichterstattung in der Einwanderungsgesellschaft«, Flüchtling habe »kein Geschlecht«.
(https://neuemedienmacher.de/fileadmin/dateien/Glossar_Webversion.pdf)
Diese Aussage verwundert. Normalerweise setzen Sprachsensible biologisches und grammatisches Geschlecht gleich, so daß Flüchtling für sie sehr wohl ein Geschlecht haben müßte, nämlich dummerweise das männliche. Man würde also eher das Argument erwarten, daß Flüchtlinge nur Männer sein können, obwohl doch auch viele Frauen darunter sind. Ich vermute, daß die Autor*innen des Glossars durchaus wissen, daß Flüchtling geschlechtsneutral verwendet wird. Vielleicht stört sie, daß es keine formale weibliche Entsprechung gibt, während man bei Geflüchtete gegebenenfalls zwischen der Geflüchtete und die Geflüchtete differenzieren kann. Aber wenn das Geschlecht der Betroffenen wirklich einmal relevant sein sollte (was selten der Fall ist), kann man problemlos von männlichen oder weiblichen Flüchtlingen sprechen oder von den Männern bzw. Frauen unter den Flüchtlingen.
Auch dieses Argument ist also extrem schwach und rechtfertigt keine Änderung der bisherigen Sprachpraxis.

3. Das Wort Flüchtling reduziert die betroffenen Menschen auf einen kleinen Aspekt ihrer Biographie.
Vielleicht ist das noch das dümmste Argument. Wenn ich meinen Hausarzt bei einem Termin in der Praxis als »Herr Doktor« anspreche, reduziere ich ihn auf sein Arztsein, obwohl er vielleicht auch ein treusorgender Familienvater ist, Schuhgröße 46 hat und Grünkohl nicht mag. Wenn von Flüchtlingen die Rede ist, dann ist von ihnen als Flüchtlingen die Rede. Was ist daran so schwer zu verstehen?
(Siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44380.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2023 um 00.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50192

Zu den immer wieder wiederholten Begriffen:

Durch ständige Wiederholung schleifen sich eben bestimmte Begriffe nachhaltig genug ein. Das aktuelle Paradebeispiel ist ja der "Angriffskrieg". Noch nie in der Geschichte wurde dieses Wort so strapaziert und zum Pflichtwort erhoben wie seit letztem Jahr.
Ich hatte eigentlich (na ja, nicht wirklich) erwartet, daß es Wort des Jahres 2022 würde.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.01.2023 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50191

Der aus dem Amtsgericht Regensburg entflohene Mörder Rachid Chouakri ist kein Flüchtling, sondern ein Geflüchteter. Wenn er seine Flucht hinter sich hat und wieder einsitzt, ist er auch das nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50188

Ehre, wem Ehre gebührt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.01.2023 um 12.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50187

Zu Herrn Metz:
aber ist es wirklich nötig, in jeder zusammenfassenden Beschreibung der Vorgänge die Behauptung Trumps mit diesem Etikett zu versehen?

Das ist wie bei den Autoren von Tichys Einblick. Sie führen stets das Attribut "rechtsradikal".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.01.2023 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50186

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hält nichts davon, das Wort «Flüchtlinge» durch den Begriff «Geflüchtete» zu ersetzen. «Wir betrachten das Wort Geflüchtete als abwertend und benutzen es nicht», sagte der UNHCR-Sprecher in Deutschland, Chris Melzer, der Deutschen Presse-Agentur. Am deutschen Namen des UN-Flüchtlingshilfswerks werde auch nicht gerüttelt.

(...)

Melzer hält den Begriff «Geflüchtete» für zu banal. «Wir sind alle schon einmal vor irgendetwas geflüchtet, sei es vor einem Regenguss, einer unangenehmen Pflicht oder etwas anderem», sagt er.

(...)

Das Argument, Wörter mit der Endung «ling» seien herabwürdigend, weil auch Feigling oder Dümmling so enden, lässt er nicht gelten. Schließlich gebe es auch «Liebling».


https://faz.net/18579763.html

Ich würde ergänzen, ein Geflüchteter hat seine Flucht hinter sich im Gegensatz zum Flüchtling.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.01.2023 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50185

Apropos Silvesternacht, die Videoansprache unserer Verteidiungsministerin aus jener Nacht wurde in den Medien als »umstritten« bezeichnet. Sie ist aber gar nicht umstritten, alle finden sie mißlungen, ich habe nicht eine einzige lobende Äußerung dazu gehört. Zwar gehen die Meinungen darüber auseinander, welche Konsequenzen daraus zu ziehen wären, aber über die Qualität der Aktion wird nicht gestritten.

Überhaupt ist »umstritten« wegen seines neutralen Gewands ein interessantes Wort. In der Diskussion über die sog. Cancel culture ist darauf hingewiesen worden, daß es gern dazu genutzt wird, Menschen mit einer bestimmten Meinung in eine bestimmte Ecke zu stellen. Eric Guje, Chefredaktor der NZZ, im August 2022 (https://www.nzz.ch/meinung/cancel-culture-an-der-universitaet-eine-neue-form-von-extremismus-ld.1697478):
Wenn der entfesselte Zeitgeist zuschlägt wie in der Hetzkampagne gegen die britische Feministin Kathleen Stock, stehen Ruf und Existenz auf dem Spiel. Selbst in Deutschland, wo noch niemand seine Professur verlor, bleibt immer etwas hängen: mindestens das dümmste Adjektiv der deutschen Sprache. Die Davongekommenen gelten fortan als «umstritten» – die Berliner Professoren Herfried Münkler und Jörg Baberowski, beide völlig unumstrittene Koryphäen ihres Fachs, können ein Lied davon singen.

Was nun wieder die Medien betrifft, sehe ich eine wachsende Kluft zwischen dem allgemeinen Bemühen um neutrale Berichterstattung einerseits und der Bereitschaft, auch jenseits von Meinungsartikeln bestimmte Positionen explizit als falsch zu brandmarken, andererseits. Ich denke etwa an Trumps »Lüge von der gestohlenen Wahl«. Ich zweifle nicht daran, daß es sich um eine Lüge handelt, aber ist es wirklich nötig, in jeder zusammenfassenden Beschreibung der Vorgänge die Behauptung Trumps mit diesem Etikett zu versehen? Offenbar wollen die Redaktionen keinerlei Zweifel aufkommen lassen, wo sie stehen, aber ich brauche solche Bekenntnisse als Leser nicht, und wer Trump glaubt, ist sowieso nicht dafür empfänglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50182

Sprachkritisches zur Silvesternacht:

Wie vom Deutschen Presserat gewünscht, haben die Medien drei Tage lang nicht ausgesprochen, was die Polizei von Anfang an wußte und jeder sah: Die Randalierer der Silvesternacht sind junge Männer aus Syrien, Afghanistan... Auch die Hälfte, die laut Polizeibericht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, gehört der gleichen Migrantengruppe an. Das Verschweigen arbeitet den Rechten in die Hände, ihr Vorwurf gegen die „Lügenpresse“ ist berechtigt.
Viel ist von „Ausgegrenzten“ und „Abgehängten“ die Rede, mit dem sehr praktischen Passiv. Wer mag sie ausgegrenzt und abgehängt haben? Doch wohl die Deutschen mit ihrer „mißlungenen Integrationspolitik“. „Erst wenn wir die Menschen in diesen wenig privilegierten Randbezirken und mit ihren unterschiedlichen sozialen Milieus ernst nehmen, können wir die Gewaltventile dauerhaft schließen.“ (Christoph Cöln, t-online.de) Wir hätten die jungen Männer einfach etwas mehr privilegieren sollen... Die Rede von „Gewaltventilen“ gibt dem Verbrechen eine quasi mechanische Notwendigkeit. Niemand ist verantwortlich (außer „uns“ natürlich).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2023 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50178

Gut, daß Sie noch einmal an Susan Arndt erinnern, einen dieser Paradiesvögel, die an deutschen Universitäten lehren und deren Bücher in sonst seriösen Verlagen erscheinen, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23441
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.01.2023 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50177

Ich bitte um Vergebung dafür, schon wieder ein Link zu posten; ich möchte den Beitrag aber gerne leisten.

https://virchblog.wordpress.com/2022/02/09/das-ju-wort/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.01.2023 um 02.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50176

Gern möchte ich eine persönliche Anmerkung nachreichen. Ich habe ein gewisses Verständnis für das Unbehagen, das manche empfinden, wenn sie von Juden sprechen. Ich finde aber, daß man das für sich klären sollte, bevor man mit moralisierenden Verlautbarungen an die Öffentlichkeit tritt.

Ich bin Abiturjahrgang 1985, und das Thema Judenverfolgung und Holocaust nahm in meiner Schulzeit (NRW) sehr breiten Raum im Unterricht ein, es wurde wieder und wieder und gefühlt in fast allen Fächern behandelt. Wenn ich ehrlich bin, wurde es mir manchmal schon zuviel, obwohl mich die Sache immer brennend interessiert und beschäftigt hat, auch jenseits des Unterrichts. Mir gellen bis heute die Sätze eines Joseph Goebbels in den Ohren, in denen er »Jjuuden« so haßerfüllt aussprach, daß es mich regelrecht schauderte. Wenn ich heute einen Text vorlese (wir lesen uns viel gegenseitig vor), in dem das Wort Jude vorkommt, dann geht es mir nicht so leicht über die Lippen wie Muslim, Franzose oder Schornsteigfeger. Aber ist das nicht mein Problem? Muß ich andere damit behelligen? Die Juden haben sich nicht umbenannt, also wie käme ich dazu, mein vergleichsweise winziges Problem auf ihre Kosten zu lösen, ausgerechnet auf ihre Kosten?!

Wie gesagt, ich verstehe entfernt den Gedankenansatz, aber ich finde es sehr schwach – und im Falle von Unternehmen, Verbänden, politischen Parteien, denen man in solchen Fragen mehr Verantwortung abverlangen muß als Privatpersonen, sogar empörend –, wenn man aus intellektueller Bequemlichkeit oder gar Opportunismus bei diesem Gedankenansatz stehenbleibt und daraus sogar das Recht auf moralisierende Vorhaltungen ableitet. Dafür geht mir das Verständnis komplett ab.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.01.2023 um 01.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50175

Hier in Holland ist der sogenannte »jodenkoek« (Judenkuchen/Judenkeks) ein beliebtes Mürbeteiggebäck. Man bekommt ihn in allen Supermärkten. Gutmenschen ist der Name seit Jahren ein Dorn im Auge. Warum, können sie selbst nicht erklären, aber so ist es nun mal. Wie ich erst vor ein paar Monaten mitbekam, hat die Traditionsbäckerei Davelaar, die das Gebäck seit 1883 herstellt, nach einem Wechsel an der Unternehmensspitze das Produkt bereits 2021 umbenannt. Seither heißen die Kekse »odekoeken«! Der alte Name, so ließ die neue Geschäftsleitung wissen, sei nicht mehr zeitgemäß gewesen (wir kennen das). Das Unternehmen begründete den Schritt mit einer Kundenumfrage, die ergeben habe, daß vor allem junge Menschen (gähn!) den Namen nicht mehr akzeptabel fänden. Es wolle damit einen Beitrag zu einer »inklusiveren« Gesellschaft leisten.

Was um Himmels willen mag damit gemeint sein? Juden sind auch hierzulande eine Minderheit, und indem man das Gebäck nach ihnen benennt, grenzt man alle aus, die nicht zu dieser Gruppe gehören. Das wäre immerhin eine einigermaßen logische, wenn auch idiotische Erklärung. Da die Weltverbesserer so aber nicht ticken, muß es irgendwie darum gehen, das Wort Jude als solches nicht mehr zu gebrauchen. Vielleicht, weil es uns schmerzhaft daran erinnert, wieviel Unrecht Juden im Laufe der Jahrhunderte angetan worden ist? Aber wieso ist es dann ein Beitrag zu mehr Inklusion, wenn man das Wort künftig meidet?

Auf die Wünsche der »Betroffenen« kann sich die Firma in dem Fall nicht berufen. Die Vertreter sämtlicher jüdischer Interessenverbände haben immer wieder klargemacht, daß sie nicht das geringste gegen »jodenkoek« einzuwenden haben. Im Gegenteil, das Gebäck schmecke gut und es sei doch gerade in Zeiten wachsenden Antisemitismus eine gute Sache, wenn man mit dem Namen Jude etwas Positives assoziiere. Das hat allerdings einzelne nicht davon abgehalten, die Umbenennung irgendwie zu begrüßen, da sie zumindest von so etwas wie sprachlicher Sensibilität der Verantwortlichen zeuge. Wir erinnern uns an Aussagen über die Rechtschreibreform, nach denen diese zwar mißglückt sei, aber immerhin dazu geführt habe, daß die Gesellschaft als solche und überhaupt mal wieder über Sprache nachgedacht und diskutiert habe.

Ich habe mich gefragt, wie wohl das deutsche Publikum reagieren würde, wenn eine Firma »Judenkuchen« in »Udenkuchen« umbenennen würde. »ode« bedeutet zwar auch im Niederländischen »Ode«, aber bei der Aussprache von »odekoek« hört man erst mal nur, daß das j fehlt, und genau das ist ja beabsichtigt. Die Firma weist neckisch darauf hin, daß man bloß zwei Buschstaben wegschnabulieren müsse (das j und das n), um zu dem neuen, zukunftsfähigen Namen zu gelangen. Aber das Fugen-n wird sowieso nicht gesprochen und ist auch erst mit der Rechtschreibreform von 1995 von staatlicher Seite in das Wort gezwängt worden.

Merken diese Leute wirklich nicht, daß sie Juden in übler Weise zu narzißtischen Zwecken instrumentalisieren? Zum Glück bieten andere Hersteller weiterhin schmackhafte »jodenkoeken« an.

https://www.parool.nl/nederland/de-jodenkoek-heet-voortaan-odekoek~be3b5bf1/?referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F

https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/keine-judenkekse-mehr/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.12.2022 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50148

Manche Unternehmen kennen überhaupt keine Scham mehr, wenn es darum geht, Pluspunkte in der woken Ecke abzugreifen. C&A will die Bereiche mit Übergrößen in seinen Filialen größtenteils abschaffen und die Kleidungsstücke in das Standardangebot integrieren. Das ist eine schlechte Nachricht für korpulente Menschen, denn künftig müssen sie die wenigen Artikel, die auch in Übergrößen angeboten werden, wieder mit der Lupe suchen. Um etwa eine Winterjacke in Größe 4XL zu finden, müssen die Betroffenen demnächst zwanzig Stangen durchsuchen, um vielleicht bei jeder sechsten oder siebten fündig zu werden. Das kostet nicht nur viel Zeit, sondern muß auch extrem frustrierend sein. Ich kann mich erinnern, daß eine Kommilitonin vor dreißig Jahren immer darüber klagte, daß sie in normalen Modegeschäften praktisch keine Kleidung in ihrer Größe bekam, weshalb sie auf Spezialgeschäfte oder den Versandhandel angewiesen war. Die Übergrößen-Bereiche waren da ein willkommener Fortschritt.

Jetzt wird dieser Fortschritt mit dem Hinweis auf den fortschrittlichen Zeitgeist wieder kassiert. C&A teilt mit: »Große Größen grundsätzlich in einem separaten Bereich anzuordnen, das verstehen wir nicht unter Inklusion.« Eine Unternehmenssprecherin säuselt: »C&A geht mit dem neuen Konzept noch mehr auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kund:innen ein, um ein inklusiveres Shopping-Erlebnis ohne strikte Unterteilungen zu kreieren.« Wenn man solche aufgeblasenen Sätze liest, kann man unbesehen davon ausgehen, daß die Kundenwünsche erfunden sind und es um etwas ganz anderes geht. Und tatsächlich, wie man liest, sollen im Rahmen der Sanierung des Unternehmens die Verkaufsflächen weiter verkleinert werden! C&A teilt scheinbar beiläufig mit, das XL-Portfolio werde teilweise in die Kernkollektion integriert und teilweise im Online-Shop präsentiert. Das spart natürlich viel Fläche, vor allem, wenn das zweite »teilweise« ungleich größer ist als das erste, wovon man getrost ausgehen kann und wofür auch der Hinweis des Unternehmens spricht, die »breite Palette« der XL-Größen würde in die »größte Ladenfläche« integriert, nämlich »in unseren Online-Shop«.

Da bleibt einem wirklich die Spucke weg. Die angeblich zu inkludierende Gruppe wird schlechtergestellt, weil sich das Unternehmen die Inklusion nicht mehr leisten kann, und das wird als Verbesserung im Sinne der Inklusion verkauft. Und wieso überhaupt Inklusion durch Integration? Sonst sollen die benachteiligten Gruppen doch immer separat »sichtbar« gemacht werden? Hier war die Sichtbarkeit mal wirklich nützlich.

Es fällt mir übrigens wieder auf, wie lammfromm die Medien über diesen Vorgang berichten. Manchmal wird rhetorisch gefragt, ob es denn nicht irgendwie diskriminierend sei, was C&A hier plane. Die beruhigende Antwort folgt auf dem Fuße: Nein, das Unternehmen will, im Gegenteil, … Die Redaktionen könnten sich viel Arbeit sparen, wenn sie einfach nur die Texte der jeweiligen Pressestelle im O-Ton weiterreichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50138

Nach Louis Agassiz sind nicht nur Örtlichkeiten, sondern auch Tiere und Pflanzen benannt – weil er ein bedeutender Forscher war und nicht, weil er nebenbei und überwiegend privat rassistische Ansichten vertrat (wie damals fast jeder). Die Eiferer, die wahrscheinlich noch nie etwas von ihm gehört hatten, wollen nun die Erinnerung an ihn völlig tilgen, weil seine Verdienste nach den Maßstäben der Nachgeborenen nichts gelten gegenüber den Verfehlungen. Manchmal genügt eine einzige, vielleicht noch aus dem Zusammenhang gerissene Äußerung, um eine historische Person in den Orkus zu schleudern, stets mit der angenehmen Nebenwirkung, das Lernpensum wieder um ein Kapitel erleichtert zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50137

Das Problem der "richtigen" geographischen Namen haben wir schon am Beispiel des Uluru erörtert. Obama hat dem Mount McKinley seinen richtigen Namen zurückgegeben: Denali. Den sollen die Ureinwohner (welche?) benutzt haben.
Viele Gebirge haben allerdings verschiedene Namen je nachdem, von welcher Seite man sie ansieht. Drüben lebten und leben nämlich auch Menschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50136

Die Namen von Berggipfeln und Klettertouren sind rassistisch und sexistisch verseucht und sollen jetzt bereinigt werden. Man hat Stücker 2000 gesammelt. In Norwegen heißte eine Route „Kristallnacht“! Die SZ berichtet: Im Frankjura gibt es Routen, die in Kletterführern als „Kraft durch Freude“, „N*-Kuss“ oder „Der N* mit dem Knackarsch“ verzeichnet sind. (29.12.22)
Das stimmt nicht. Wer Zitate verfälscht oder nachmacht oder verfälschte oder nachgemachte Zitate in Verkehr bringt...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.12.2022 um 16.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50115

Sprachleitfaden Landeskriminalamt Berlin

https://www.bz-berlin.de/polizei/polizei-gibt-ihren-beamten-sprachtipps
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2022 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50076

Wie die SZ berichtet, haben die Lobensteiner kürzlich ein Schreiben ihres verrückten Reußen Heinrich XIII. im Kasten gefunden: "Ist Ihnen bekannt, daß (!) Sie tatsächlich keine Staatsangehörigkeit besitzen..." usw.

Das Ausrufezeichen hat die Zeitung eingefügt, um die unerhörte Abweichung von der KMK-Rechtschreibung zu kennzeichen, die sie offenbar für allgemein verbindlich hält. Was ist denn aus der Zusicherung der Kultusminister und Verfassungsrichter geworden, privat könne selbstverständlich weiterhin jeder schreiben, wie er will?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2022 um 20.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50057

Darf man eigentlich sagen, daß man jemanden haßt? Oder wird es erst problematisch, wenn man sich "gruppenbezogen menschenfeindlich" äußert: Ich hasse die Chinesen usw.? Oder ist all das nicht verboten, sondern erst die Aufforderung dazu?

Kann ein Beamter disziplinarisch belangt werden, wenn er seine Abneigung gegen eine Menschengruppe bekundet, auch wenn es strafrechtlich nicht relevant ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2022 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50037

Die Zeitung bemerkt nebenbei, daß nach dem kurzen Auftritt eines schwarzen Schriftstellers die festliche Nobelpreis-Tafelrunde im Stockholmer Rathaus (besonders zahlreich nach der Coronapause) wieder unter sich ist: lauter Weiße.

Unter den naturwissenschaftlichen Nobelpreisträgern sind seit Beginn viele Juden, wenige Frauen und keine Schwarzen (die kriegen manchmal einen für Frieden oder Schriftstellerei).

"Das Friedensnobelpreis-Bankett ist eine formale Angelegenheit, bei der die Herren gebeten werden, im Smoking zu erscheinen, während die Damen ein langes Abendkleid tragen sollten", lautet es ebenfalls auf dem Online-Auftritt. Der Smoking ist die etwas weniger festliche, aber immer noch förmliche Variante des Fracks.

Die Internationalität der Wissenschaft steht in bezeichnendem Kontrast zur engen Herkunft der heute weltweit üblichen „festlichen Kleidung“. Alle anderen Trachten (Japan, Indien, Arabien, Afrika...) sind ins Museum gewandert. (Wie viele der Damen und Herren tragen geliehene Kleidung?) Bisher kein Gegenstand der Aufmerksamkeit.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.12.2022 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50027

»Mohr« ist nach Duden »veraltet, heute diskriminierend«. Soll das heißen, als das Wort noch benutzt wurde, war es nicht diskriminierend, aber heute, da es völlig ungebräuchlich geworden ist, kann man Menschen damit verunglimpfen? Das ist doch Unsinn. Wer heute versuchte, jemanden als »Mohr« zu beschimpfen, würde von allen nur ausgelacht und sich damit allenfalls selbst diskriminieren.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 06.12.2022 um 17.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50012

Wenn ich mich recht erinnere, hat mir ein chinesischer Studienkollege damals erzählt, daß wir von ihnen sinngemäß "Tiefaugen" genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#50011

Rassismus und Fremdenhaß sind abscheulich, aber wenn man schon die Wahrnehmung von Anzeichen fremdländischer Herkunft unter Verdacht stellt, verhindert man die Lösung des eigentlichen Problems.

Grimm:

schlitzauge, n. 1) geschlitztes auge (vgl. schlitzen 6, b): die schlitzaugen der Mo(n)golen Campe. 2) mensch mit solchen augen. ebenda.

Wikipedia:

Schlitzauge steht für:
eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine bestimmte Form des menschlichen Auges, siehe Epikanthus medialis
Schlitzauge (Schimpfwort), rassistisch-abwertende Bezeichnung für Menschen ostasiatischer Herkunft

Duden:

Auge mit besonders schmaler Lidspalte bzw. mit einfacher Oberlidfalte, das sich scheinbar nicht weit öffnen lässt

umgangssprachlich abwertend

jemand, der Schlitzaugen hat

diskriminierendes Schimpfwort

Nach Duden ist also schon die Augenbezeichnung abwertend, etwa nach Art der Hasenscharte. („diskriminierendes Schimpfwort“ klingt seltsam, gemeint ist wohl „rassistisches Schimpfwort“.)

Wenn ich manche Menschen über „Asiaten“ schwadronieren höre, womit praktisch nur Ostasiaten vom „Epikanthus“-Typ gemeint sind, klingt es schlimmer als „Schlitzauge“.

Wie nennen eigentlich die „Asiaten“ uns? „Rundaugen“? Aus meiner Jugendlektüre weiß ich noch, daß ich ein europäisches Langschwein bin; das war aber eher freundlich-schmackhaft gemeint, wie bei uns „Schweinebraten mit Blaukraut und Knödeln“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2022 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49978

Google feiert einen Schwarzen Entwickler – mit der Großschreibung, an der man die richtige Einstellung erkennt.

Hätten Sie gedacht, daß auch Schwarze etwas entwickeln können? Die Überraschung ist groß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49969

Manche fragen, was aus Kuhpocken und chicken pox werden soll; bei letzteren, also den Windpocken, stimme auch das Grundwort nicht, weil der Erreger zu den Herpesviren gehört.

Der Gegensatz zwischen Durchsichtigkeit und Konventionalität der Bezeichnungen ist nicht endgültig auflösbar. Man kann auch um Wörter, die harmlos veraltet sind wie Bleistift (ohne Blei), jederzeit Streit anfangen. Oft ist nicht klar, wer eigentlich geschont werden soll und wer überhaupt dahintersteckt.

Was Trump wollte, als er beharrlich vom China virus sprach, war allerdings klar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49967

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49256

„Die WHO ist für die Benennung menschlicher Erkrankungen zuständig. 2015 verpasste sie sich Regularien, nach denen Krankheitsnamen sich nicht auf spezifische Menschen, Gruppen, Regionen oder Tiere beziehen dürfen.“

Darum sollen die Affenpocken jetzt Mpox genannt werden.

„Die WHO teilte am Montag mit, dass der Wunsch nach einer neuen Bezeichnung an sie herangetragen worden sei. Es habe Berichte gegeben, dass das Wort Affenpocken auf rassistische und stigmatisierende Weise verwendet worden sei.“

Das Passiv und der vage Hinweis auf „Berichte“ eignen sich bestens zur Verschleierung von Roß und Reiter. Die Vermutung, jemand könne sich betroffen fühlen, reicht auch schon. So gewinnen auf vielen Gebieten winzige Interessengruppen dominierenden Einfluß. Lehrreich, aber man lernt nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2022 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49925

"Vernagelt sein, im Schilde führen und Flinte ins Korn werfen: Ist die deutsche Sprache eher von Redewendungen aus dem militärischen Bereich geprägt als andere Sprachen?" (DW 6.5.20 – abgebildet ist ein Weizenfeld)

Im Schilde führen kommt vom Wappen (das Schild, nicht der Schild)

Ins Korn werfen könnte von der Jagd (Korn = Visierkorn) kommen, wäre aber auch dann unproblematisch, wenn es von der unheroischen Aufgabe des Kampfes käme.

Bei vernagelt wird die Herkunft vom Unbrauchbarmachen einer Kanone durch einen Nagel vermutet. Es kann aber auch ähnlich wie das Brett vor dem Kopf zu verstehen sein. Im Grimm findet man weitere mögliche Ursprünge, nur nicht den Hinweis auf die Kanonen.

Die Entmilitarisierung der Sprache sollte sich passendere Objekte suchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2022 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49909

Wie eine gute Absicht durch Übertreibung lächerlich gemacht werden kann, sieht man unter dem Wikipedia-Eintrag "Blindheit". Dort werden Einwände gegen den metaphorischen Gebrauch verlinkt:

https://www.auschwitz-komitee.de/erklaerung-des-auschwitz-komitees-zur-verwendung-der-metapher-auf-dem-rechten-auge-blind/

https://leidmedien.de/aktuelles/sichtweisen/blinde-kuh-trifft-taube-nuss-metaphern-der-behinderung/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.11.2022 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49906

Der Vorname Moritz gehört zu den beliebtesten in Deutschland. Sollte sich seine Bedeutung eines Tages herumsprechen – das gäb ein Zucken!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49900

Ein in München geborener N-Wort (Eigenbezeichnung) behauptet, jedesmal zusammenzuzucken, wenn er "Mohr" höre. Das kommt mir angelesen vor, denn auch in München hört man das Wort normalerweise nicht. Nicht einmal Katzen traut man sich noch Mohrle zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49899

„Er ist jüdisch.“ (Wikipedia über den Krypto-Pleitier Sam Bank-Fried) – Andererseits ist er „Veganer“ (ebd.), nicht „vegan“.

As reported by the Times of Israel, both Barbara Fried and Joseph Bankman are Jewish. Matthew Kassel of JewishInsider noted that Bankman-Fried himself "is Jewish". (...) Bankman-Fried is vegan. (Wikipedia englisch)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2022 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49753

Carl Schurz kann in Deutschland nicht geehrt werden, weil die Aufpasser herausgefunden haben, daß er nach unseren überlegenen Maßstäben nicht politisch korrekt war. Seine Verdienste als Freiheitskämpfer zählen dagegen nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2022 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49747

Nazi-Kunst soll auch in Museen nicht mehr gezeigt werden. Uns schadet sie zwar nicht, aber euch, weil ihr so doof seid. Das ist das gleiche wie bei den alten Texten, die wir jetzt reinigen oder gleich ganz aus dem Verkehr ziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2022 um 03.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49672

Bei Horkheimer/Adorno kann man ungefähr lesen: Nach Wittgenstein und den Positivisten ist die Welt alles was der Fall ist. Folglich wollen sie, daß alles so bleibt, wie es ist. Wir dagegen ("Kritische Theorie") wollen, daß es besser wird.

Das ist so dumm, daß man es kaum glauben kann, aber es steht da, wieder und wieder. (Der Wiener Kreis war übrigens großenteils sozialistisch eingestellt, aber darauf kommt es auch nicht mehr an.)

Die Postmodernen treiben es ähnlich: Sie kritisieren die herkömmliche Geschichtswissenschaft, weil sie mit Ranke feststellen will, wie es wirkich gewesen ist. Das halten sie nicht nur für naiv (denn es gibt keine Wirklichkeit, nur lauter gleichberechtigte Erzählungen), sondern für reaktionär, weil es darauf hinausläuft, alles zu lassen, wie es ist.

Das ist so dumm, daß man es kaum glauben kann, aber es steht da, wieder und wieder.

Keith Windschuttle hat es im trefflichen Afterword zu "The killing of history" zusammengefaßt.

(Auch Windschuttle hat eine Agenda, aber sein Buch ist trotzdem sehr lesenswert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2022 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49665

„Ich möchte als Schwarzer nicht erklärt bekommen, wann meine Gefühle verletzt werden. Das ist auch eine Form von Rassismus.“

Was für ein Mann! Läge sein Lokal in Erlangen, würde ich jede Woche einmal dort einkehren.

Übrigens könnte sich ein Wandel abzeichnen, wenn nämlich im Zuge der afrikanischen Migration immer mehr Restaurants von Schwarzen eröffnet werden und es schick wird, "beim Mohren" zu essen (wenn die Leute den Oregano-Einheitsduft "beim Italiener" satt haben).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.09.2022 um 22.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49663

Dieser Mann hier hat offensichtlich keine Ahnung:
https://www.rnd.de/panorama/kieler-restaurant-zum-mohrenkopf-warum-ein-schwarzer-gastronom-sein-lokal-nicht-umbennen-will-IP4ZSRMOHFCCXLAFCPNBBZWCGY.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2022 um 21.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49662

Auf der Wiesn wurde das „Café Mohrenkopf“ in „Café Theres“ umbenannt, der Mohrenkopf selbst in „Theresienbusserl“. Ein gleichnamiges Ingolstädter Café will seinen Namen behalten.
Die Zeitung behauptet, „Mohr“ werde von vielen Schwarzafrikanern als abwertend empfunden. Auf Beobachtung kann das schon deshalb nicht beruhen, weil das Wort „Mohr“ für diese Menschen schon lange nicht mehr gebraucht wird, ganz unabhängig von der Bewegung der Political correctness. Aber in solchen Dingen braucht man keine Empirie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49660

Joseph Conrad: The N-Word of the Narcissus

WordBridge Publishing has performed a public service in putting Joseph Conrad’s neglected classic into a form accessible to modern readers. This new version addresses the reason for its neglect: the profusion of the so-called n-word throughout its pages. Hence, the introduction of "n-word" throughout the text, to remove this offence to modern sensibilities. The N-word of the Narcissus tells the tale of a fateful voyage of a British sailing ship, and on that voyage the ability of a lone black man to take the crew hostage. The ability of this man to manipulate an entire ship’s crew can no longer be seen as a mere exercise in storytelling. Conrad in fact appears to have been the first to highlight the phenomenon of manipulation based in white guilt.
(amazon)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2022 um 02.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49659

Im Radio höre ich von Umbenennungsplänen für Straßen usw. – Lehrerinnen finden es untragbar, daß ihre Schule in einer „Nachtigal-Straße“ liegt, und die Schüler stimmen natürlich zu, nachdem sie zwar nicht über Afrikanistik, wohl aber über Nachtigals politische Rolle instruiert worden sind. Die ganze Vergangenheit hat keinen Bestand vor dem fortgeschrittenen Bewußtsein der Heutigen. Die alten Griechen und Römer kann man gleich vergessen, das waren Sklavenhalter. Da es kein wahres Leben im falschen gibt, ist jeder Rechtfertigungsversuch zugunsten einzelner eine unzulässige Relativierung.
Ich muß lächeln, wenn ich am Albert-Schweitzer-Gymnasium vorbeifahre oder an meine eigene nach Schweitzer benannte Schule zurückdenke. Haben denn die Leute immer noch nicht begriffen, was für ein schlimmer Finger das war?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.09.2022 um 15.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49657

Ein richtiges Karl-May-Verbot gab es ja eigentlich in der DDR nicht. Er wurde nur nicht gedruckt, seine Bücher galten bis Ende der 70er Jahre als unwerte Trivialliteratur.

Noch vorhandene oder eingeschmuggelte Bücher durfte man aber ohne weiteres lesen und privat weitergeben, sein Wohnhaus in Radebeul war zwar bis in die 80er Jahre nicht öffentlich zugänglich, aber alte Erinnerungsstücke, soweit noch nicht sowieso nach Westdeutschland geschafft, wurden aufbewahrt. Von Erich Loest erschien 1980 die sehr lesenswerte Karl-May-Biographie "Swallow, mein wackerer Mustang".

Ab der 80er Jahre besannen sich die DDR-Oberen wieder mehr auf ihr kulturelles Erbe. Mit dem auf dem Gebiet der DDR geborenen Karl May ließ sich schließlich (damals noch) besonders bei der Jugend gut punkten. So erschienen bald darauf die Karl-May-Romane wieder in der DDR, Mitte der 80er wurde das Karl-May-Museum in Radebeul wiedereröffnet und die Karl-May-Stiftung wieder zugelassen. Im Museum gab es schon in den letzten DDR-Jahren erstaunlich viel aus dem Nachlaß zu sehen, bevor 1995 der nach Bamberg ausgelagerte Teil zurückkehrte. Man kann das alles gut in Wikipedia und auf den Seiten des Karl-May-Museums nachlesen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.09.2022 um 14.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49656

Hubertus Knabe schreibt über das Karl-May-Verbot in der DDR:
https://hubertus-knabe.de/winnetou-oder-die-stille-wiederkehr-der-ddr
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.09.2022 um 08.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49655

Kaube macht einige gedankliche Sprünge, die ich nicht nachvollziehen kann.

https://web.archive.org/web/20220910095649/https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/karl-may-gendern-und-das-n-wort-das-verlangen-nach-totaler-aufmerksamkeit-18304844.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Mir ist nicht klargeworden, inwieweit er Habermas kritisiert und inwieweit er ihm folgt. Aber er scheint die dank sozialer Medien ungebremste Möglichkeit der Meinungsäußerung verantwortlich zu machen für eine Kultur der Überempfindlichkeit.

Er redet auch von einer "elektronischen Kneipe", in der alles "immer lauter" gesagt werden muß. Er erklärt allerdings nicht, wie daraus die Auswüchse der political correctness entstehen. Und er übergeht die Tatsache, daß Politiker und Redaktionen durchaus Antreiber der neuen Sprachregelungen sind. Es wird nicht so recht klar, was Ursache und was Wirkung sein soll.

Ich finde es aber an sich richtig, einmal nach den tieferen Ursachen dieser seltsamen gesellschaftlichen Entwicklung der letzten zehn Jahre zu fragen. (Wenn es da gute Analysen gibt, bitte gern verlinken.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2022 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49654

In der FAS vom 10.9.22 beschäftigt sich Jürgen Kaube sehr lichtvoll mit der Political Correctness. Er weist auch auf Maßnahmen hin, die mir bisher nicht bekannt waren, zum Beispiel Eingriffe in Texte von James Baldwin und Joseph Conrad. Dessen „Nigger of the Narcissus“ heißt jetzt „Der Niemand von der Narcissus“. Bekanntlich ist Conrads Roman so wenig rassistisch wie „Huckleberry Finn“.
In einem Text über Rassismus kommt der Rassismus vor. Das darf nicht sein. Die Bereinigung hat zur Folge, daß man nicht mehr erkennen kann, wovon der Text handelt. Er kann dann ganz wegfallen. Die Verminderung des Literaturbestands kommt manchen entgegen.
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 09.09.2022 um 09.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49645

Es gibt nunmehr ein absolutes Novum: Die deutsche Sprache ist jetzt weniger Gegenstand der Philologie als vielmehr der Jurisprudenz:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article240917989/Sprachvorgaben-Prozess-hat-sichtbar-gemacht-dass-Gendern-erzwungen-wird.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.09.2022 um 10.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49640

Hinweise und Texttafeln für Winnetou-Filme. Ich hoffe doch, die werden im Film selbst eingeblendet. Vielleicht sollte man auch über abschreckende Bildchen nachdenken, das funktioniert doch prima auf Zigarettenschachteln.

https://faz.net/aktuell/feuilleton/medien/nach-winnetou-debatte-mdr-will-filme-mit-hinweisen-einordnen-18299914.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2022 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49635

Auf der ostfriesischen Insel erlebe ich täglich Fälle von kultureller Appropriation: bayerische Urlauber, aus deren Mund ein "Moin" kommt. Umgekehrt haben wir Flachlandbewohner in Bayern das "Grüß Gott" übernommen, auch wenn sich allmählich hier wie dort "hallo" durchsetzt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.08.2022 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49620

Die Winnetou-Debatte ist immerhin lustig. Die woken deutschen Volkserzieher haben das Kriegsbeil ausgegraben, um die Indianer im fernen Amerika gegen Winnetou zu verteidigen, die Gegenseite gräbt Fotos des Häuptlings Big Snake aus, der einst Karl May an dessen Grabmal als Freund der Indianer ehrte: „In jedem Wigwam sollte dein Bild hängen.“ (Big Snake gehörte zur Indianertruppe des Zirkus Sarrasani.) Heutige Indianer präsentieren sich im Internet taktlos als Indianer:
https://www.ncai.org/?fbclid=IwAR09imhidQWFUrlSKj25Or42hoa_WzsdwHysl4fTw43phV8o9lt71zKN1Uc
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2022 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49617

Die Winnetou-Debatte muß weitergehen! Es genügt nicht, Karl-May-Filme aus dem Fernsehprogramm zu nehmen. Kindergärten sind der Ort, wo man am ehesten auf die Kinder einwirken kann, damit sie endlich die rassistischen Indianerspiele unterlassen; der private Bereich der Kindererziehung muß folgen. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47807 zur immer noch so genannten und von Kindergruppen angesteuerten, moralisch verwerflichen „Indianerschlucht“ bei Erlangen (Bilder vom Ort des Verbrechens hier: https://kinderorte-franken.de/abenteuer-indianerschlucht-in-erlangen/). Mich schaudert’s bei dem Gedanken an die Erlanger Native Americans, die sich durch diese gedankenlosen Zustände gekränkt fühlen müssen.

Aber nun kommen ja bald die Antidiskriminierungsmeldestellen!

Die Antidiskriminierungsmeldestellen, wie in NRW von den Grünen (Ministerin Josefine Paul) geplant, überlassen es staatlich finanzierten privaten Betroffenenvereinen, Beschwerden über zwar nicht strafbare, also durchaus erlaubte Lebensäußerungen in Wort und Tat zu sammeln, von denen sich irgendwer nach seinem eigenen Ermessen gekränkt fühlt. Die Ministerin hat sich den „Abbau von Diskriminierung in der Gesellschaft“ vorgenommen. Damit überschreitet sie die Zuständigkeit des Staats ebenso wie seine Möglichkeiten. Es würde ja darauf hinauslaufen, durchaus erlaubte, aber in den Augen gewisser Interessengruppen unerwünschte Lebensäußerungen zu melden und – was sonst? – zu unterdrücken. Eine unabhängige Sichtung der Vorwürfe und rechtliche Kontrolle ist nicht vorgesehen. Das Meldewesen scheint völlig autonom funktionieren zu sollen. Die Tendenz, den Staat in eine Erziehungsanstalt für erwachsene Bürger zu verwandeln, stößt auf viel Zustimmung, wie sich auch an der Beliebtheit des Konzepts einer allgemeinen Dienstpflicht zeigt. In NRW haben sich 59 Vereine gemeldet, um die jeweils 140.000 € jährlich abzugreifen. Ein schwacher Trost ist es, daß eine solche Stelle in Dormagen nach zwei Jahren mangels Nachfrage wieder geschlossen wurde. Allerdings ist zu befürchten, daß die künftigen Nutznießer sich erfolgreich gegen eine Schließung wehren werden, weil diese wiederum als diskriminierender Akt dargestellt werden könnte.
Der ehemalige Richter Michael Bertrams hat die juristischen Bedenken gegen diese Ausweitung staatlicher Aktivitäten zusammengefaßt. Das Ministerium drückt sich um eine Antwort, laviert herum und ist allenfalls von Gerichten noch an die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu erinnern, aber ich glaube nicht, daß das hochmoralische Denunziantenwesen noch gestoppt werden kann – gerade wegen der formalen Nichtstaatlichkeit der Aktivitäten. Auch wenn die Meldungen im einzelnen keine konkreten Folgen haben – das Denunziantenwesen hat zweifellos Folgen. Schon jetzt ist die Bereitschaft groß, dem leisesten Hauch einer Betroffenheitsbekundung nachzugeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2022 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49574

Als die Rechtschreibreform noch ein heißes Thema und nach den meisten Umfragen die große Mehrheit der Bevölkerung dagegen war, verfügten sämtliche Zeitungen, daß auch die vom Kunden bezahlten Todesanzeigen usw. auf Reformschreibung umzustellen seien. In manchen Fällen wurde eine ausdrückliche Anordnung bekannt, anderswo blieb sie im Hintergrund, wurde aber ebenso strikt durchgeführt.
Mit dieser Gefälligkeit gegenüber den Kultusministern und gegen den Willen des Volks handelten die Verlage so, als komme das Beharren auf der allgemein üblichen Schreibweise einer obszönen oder gewaltverherrlichenden Unternehmung gleich, an der man sich aus juristischen Gründen nicht beteiligen wollte.
Mit der gleichen Bereitwilligkeit wird nun gegendert, allerdings ist der Vorsatz aus inneren Gründen nicht so leicht zu verwirklichen, weil die Sprache selbst viel größere Hindernisse bereit hält als bei der im wesentlichen konventionellen Orthographie. Der obrigkeitshörige Ungeist ist der gleiche, und er läßt wenig Hoffnung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2022 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49571

In „Unnatural Death“ von Dorothy Sayers (hier schon zitiert: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38830) kommt tatsächlich das Wort nigger vor. Viele Neuere haben sich darüber geäußert. Im Kontext liegt auf der Hand, daß Sayers sich, wie an vielen anderen Stellen, über die Vorurteile der dargestellten Personen lustig macht. Deren Räsonieren über die schrecklichen Schwarzen, die aber letzten Endes doch auch Gottes Geschöpfe seien usw., ist ähnlich in den Werken anderer Autoren zu finden, auch schon zur großen Zeit des Kolonialismus. Heute ist das nicht mehr so einfach, weil die Kennwörter des Spießers (nigger) nicht einmal mehr zitiert werden können, ohne daß empfindlichen Seminarteilnehmenden die Ohren abfallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2022 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49529

Graecia capta ferum victorem cepit et artes intulit agresti Latio. (Horaz)

Aber eigentlich taten das nicht die Griechen, sondern die lernbegierigen Römer selbst, und das ist gerade das Großartige, daß der stolze Römer seine Unterlegenheit anerkennt. Was für eine einzigartige Geschichte um Livius Andronicus und die anderen! Ein freigelassener griechischer Sklave schafft den Römern eine Nationalliteratur, damit sie in der Schule auch etwas zu erklären haben! Es hat aber noch lange gedauert, bis Vergil ihnen wirklich etwas gab, was sie ohne griechischen Hintergrund für sich haben konnten.
Das gehört alles zur „kulturellen Aneignung“. Und entgegen der Formulierung bei Horaz ist es eben kein Gewaltakt der kulturellen Aufzwingung gewesen – das hat es auch gegeben, mit dem Verbot, die eigene Sprache zu sprechen, oder auch schon mit der Nötigung zu einem „fremden Patriotismus“ (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#48612)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2022 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49526

„Der Begriff Zigeunermoll leitet sich davon ab, dass diese Tonleiter unter anderem in der Folkoremusik der Roma und Sinti verwendet wird.“ (https://www.musiklehre.at/g7/zigeuner-moll/)

Das ist etymologisch überzeugend. Bereits Kinder wissen, daß das Schwein darum so heißt, weil es schmutzig ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.08.2022 um 23.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49517

Ein Freund, der in der DDR aufgewachsen ist, schrieb mir heute abend folgendes: »Viele Berichte im TV kommen mir vor wie Propaganda, z. B. das Tamtam um die Fußball-EM. Ich bekomme da ein unangenehmes Bauchgefühl. Die Trainerin meinte, daß die Werte, die man während des Turniers vorgelebt hat, jetzt in die Gesellschaft getragen werden müssen. Was für ein pathetischer Scheiß. Klingt ja wie in der DDR.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2022 um 21.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49511

Das stimmt natürlich, aber Raubkopien sind wohl doch eine andere Kategorie als die kulturellen Anleihen. Wer sich im Ethno-Look kleidet oder frisiert, verstößt nicht gegen das Urheberrecht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.07.2022 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49510

Nach diesen schlichten Anweisungen soll sich die Kultur nun richten:
https://twitter.com/keller_barbara/status/1552011820541542404/photo/1

Wenn es ums Geld geht, kann die Aneignung fremden Kulturgutes den Bestohlenen übrigens schon mal ärmer machen. Die Piratenpartei erklärte einst, nach der Raubkopie eines Liedes habe der Urheber immer noch genausoviel Musik wie zuvor. Das stimmt. Ihm fehlt, wie schwarz er auch sein mag, nur die Vergütung für deren Nutzung. Die Einfalt der Aneignungsbekämpfer gleicht jener der Piraten zum Verwechseln. Sie alle sehen nicht, was ihre Forderung für Konsequenzen hätte, wollen es auch gar nicht sehen. Sie sehen sich am Katheder. Die woke Gemeinde und ihre Propheten, ihre Genderpharisäer und Cancel-Culture-Aktivisten, ihre ahnungslosen Sprachsäuberer und Rassismusspäher, all die peinlichen Besserwisser der Nation sind nichts anderes als direkte Nachkommen des typisch deutschen Oberlehrers, borniert, selbstgerecht, spießig bis zum Anschlag, prüde bis ins Mark.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49506

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35860:
Man behauptet, eine Vokabel (Neger, Zigeuner, Fräulein) sein „nicht mehr in Gebrauch“, weil bestimmte Aktivisten sie nicht mehr hören wollen.
Man behauptet, eine Schreibweise sei „veraltet“, obwohl sie allgemein üblich, aber von den Kultusministern für unerwünscht erklärt worden ist.
Die lexikographische Lüge geht im Zeitalter des Konstruktivismus als alternative Wahrheit durch, weil Tatsachen eine Frage der korrekten Einstellung geworden sind.
Die Wörterbuchmacher beteiligen sich eifrig an dieser Manipulation. Sprachwissenschaftler leisten Handlangerdienste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2022 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49503

Die Aktivisten, die gegen die „kulturelle Aneignung“ kämpfen, obwohl sie mangels Masse nicht selbst bestohlen werden können, übersehen nicht nur, daß Kultur fast gänzlich auf solchen Übernahmen beruht, sondern sind auch Opfer ihrer eigenen Metaphorik. Die „Aneignung“ fremder Kultur hat ja das Besondere an sich, daß sie den Dieb reicher, den Bestohlenen aber nicht ärmer macht.
Wie ich von einer Expertin höre, haben einige Afroamerikaner Elvis Presley beschuldigt, ihre Musik gestohlen und damit viel Geld verdient zu haben. Die meisten, und gerade die bedeutenden (James Brown usw.), haben aber das Gegenteil festgestellt: Elvis habe ihnen die Tür zu den Medien geöffnet, weil seither viel mehr „race music“ gespielt und verkauft wurde. Es gab auch kuriose Verwicklungen, weil die Musik der Afroamerikaner nicht aus Afrika, sondern aus Europa stammte, die Sklaven auf den Baumwollfeldern eigentlich Irisches sangen usw.; schließlich die Songs schwarzer Superstars wie Aretha Franklin oder Big Mama Thornton von Weißen (etwa Leiber/Stoller) geschrieben wurden.
Auf die kulinarischen Komplikationen wurde schon oft hingewiesen: Kartoffeln, Paprika, Chili, Tomaten (auch Tabak), Mais; Orangen, Kirschen, Ananas, Bananen – alles gestohlen. Wenn wir die anderen wirtschaftlich ruinieren wollen, machen wir am besten einen Bogen um alles, was sie zu bieten haben. („Deutsche! Eßt nicht beim Chinesen!“) Wir essen nur noch Hirsebrei und Holunderbeeren, dazu hören wir deutsche Musik (aber weder Bach noch Mozart, die haben gestohlen, sondern „Ännchen von Tharau“ und „Geh aus, mein Herz“; aber bloß nicht „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ oder gar „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren“ – das geht aus anderen Gründen gar nicht).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2022 um 13.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49465

Ein paar Aktivisten wollen die Umbenennung der Eberhard-Karls-Universität erreichen, weil deren Gründer Eberhard (15. Jhdt.) die damals übliche und verdienstvolle christliche Judenfeindschaft teilte. Einige erfahren bei dieser Gelegenheit, daß Eberhard und Karl zwei Personen waren (wie unsere Friedrich und Alexander hier in Erlangen). Und viele glauben auch, daß die Namenspatrone vorbildlich, um nicht zu sagen, heilig sein müßten, während es sich in Wirklichkeit einfach um die Gründer handelt – ohne die es die Einrichtung gar nicht gäbe; aber alle Verdienste können nicht den einen Makel aufwiegen. Die jüdische Studierendengemeinde finden den Namen auch unerträglich, so daß es diesmal gelingen könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2022 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49384

Alle Verdienste einer Person sind nichts gegen einen einzigen Fehler. Das ist das unerbittliche Urteil der veröffentlichten Meinung. Der erste Stein, den jemand wirft, ist der entscheidende.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2022 um 11.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49383

Marie Vollbrecht, deren Vortrag für Berlins "Lange Nacht der Wissenschaften" zur Zweigeschlechtlichkeit des Menschen abgesagt wurde, äußert sich noch einmal selbst:
https://archive.ph/yMsoW
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2022 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49382

Mit veganen und diversen Kinderliedern ist es nicht getan. Schon vor Jahrzehnten sind Pädagoginnen auf das zerstörerische Potential von Witzen gestoßen. Witze richten sich fast immer gegen etwas oder jemanden. Man lacht „auf Kosten“ anderer, wie es treffend heißt. Eigentlich müßten sie alle verboten werden, überhaupt der sogenannte Humor. Wir leben schließlich nicht, um uns zu amüsieren, sondern um Diskriminierung zu bekämpfen, wo immer wir sie vermuten.
Schon Platon, der Meister der ironischen Verstellung und Liebhaber der Poesie, verbannte die fiktionale Darstellung und überhaupt die Künste weitgehend aus seinem Idealstaat (in dem er es keinen Tag ausgehalten hätte).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2022 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49358

Die SZ bringt eine ganze Seite Leserbriefe, die vehement die Beseitigung des Wittenberger Reliefs fordern. Ein Professor schreibt, es gehöre "in den Schmelzofen"; er hält es anscheinend für eine Bronzetafel.

Hierzu und zum vorigen Eintrag über Reuchlin:

In der gleichen Ausgabe der SZ schreibt Bazon Brock schwer lesbar, aber in der Sache richtig über die Gefahr, die der Kunst durch den Kulturalismus droht. In meinen Worten: Das absurde Unterfangen, in Kassel den "globalen Süden" nicht nur zu zeigen, sondern schalten und walten zu lassen, führt zu paradoxen Folgen und dem ganzen Schlamassel von Verhängen, Abbauen, Rücktrittsforderungen usw. Der "globale Süden" ist eben nicht so, wie wir es uns wünschen, und sollte sich anpassen, verdammt noch mal!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2022 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49351

Zu Reuchlins 500. Todestag wird an den großen Mann erinnert. Er sprach sich gegen die Vernichtung des jüdischen Schrifttums aus, obwohl es vieles enthielt, was seinem katholischen Glauben entgegenstand. Auch die heidnischen Schriften der Antike wurden ja inzwischen bewahrt, so weit es noch möglich war.

Das war damals neu und unerhört. Heute sollte es sich von selbst verstehen: Historische Dokumente beseitigt man nicht, man studiert sie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49325

Zu meiner guten alten Albert-Schweitzer-Schule (vormals Adolf-Hitler-Schule) habe ich mich anderswo geäußert. Ich hätte natürlich weder auf eine Adolf-Hitler-Schule gehen wollen noch meine Kinder auf eine solche geschickt. Wer heute Hakenkreuze herumträgt und den Deutschen Gruß brüllt, der appelliert an uns; das kann man aber vom halbverwitterten Stein aus dem Mittelalter nicht sagen.

Wenn Sie mir schon einen Denkfehler vorwerfen: Wie steht es denn mit Ihrer Gleichsetzung eines heutigen Bekenntnisses zum Nationalsozialismus und eines 800 Jahre alten historischen Dokuments? Auch äußern Sie sich gar nicht zu meinem Hinweis auf die Dialektik dieser Vergangenheitsbereinigung (nicht -bewältigung!).

Die Taliban sahen in den 1.500 Jahre alten Buddha-Stauen von Bamiyan einen Angriff auf ihre Religion und zerstörten sie. So wollen wir nicht sein – oder?
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 25.06.2022 um 16.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49324

Zum Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 18.14 Uhr

Sehr geehrter Herr Ickler: Sie sind nach meiner Wahrnehmung ein belesener und gebildeter Zeitgenosse. Deshalb: Es hat nie eine Zeit in der menschlichen Geschichte gegeben in der nicht – nach den Vorstellungen der jeweiligen Gesellschaft – kulturelle Artefakte seien diese in Ton, Baumrinde oder auf Papyrus geschrieben, sowie Architektur, Kunst, Straßen und Plätze etc. etc. – der jeweiligen kulturellen Dominanz unterworfen waren und wurden.

An meinem jetzigen Wohnort Bonn gab es in zentraler Lage von 1933 bis 1945 den Adolf-Hitler-Platz, der danach – bis heute – in Friedensplatz umbenannt wurde. Ab 1899 hieß dieser Platz Friedrichplatz und ab 1922 Friedensplatz. An der Wittenberger Stadtkirche hingen, wie auch am Kölner Dom und allen bedeutenden Gebäuden in der Zeit von 1933 bis 1945 NS-Fahnen und andere NS-Artefakte. Sind Sie der Ansicht, dass diese Umbenennungen und Abnahmen falsch waren?

Nun zum Thema Judenfeindschaft und der Figur der „Judensau“. Warum wird denn unisono gefordert, dass die Kasseler Judensau abgehängt gehört? Die Wittenberger Judensau hingegen soll hängen bleiben. Es gibt m.E. in Ihrer Argumentation gegen die Abnahme des Judensau-Reliefs einen Denkfahler: Die Judenfeindschaft ist fest im kollektiven Gedächtnis der Weltgemeinschaft verankert.

Ich übersende Ihnen einen aktuellen Beitrag von mir: „Knallt ab den Walther Rathenau – die gottverfluchte Judensau“: https://archivalia.hypotheses.org/149632

Mein Englischlehrer begann in den 50er/60er Jahren jede Unterrichtsstunde so: „Meine Herren, es gilt § 1 der Mecklenburgischen Landordnung: Et blifft allens biden ollen!“

Beste Grüße

Wolfgang H. Deuling
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.06.2022 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49323

Der Ziegenpeter (Mumps) geht ja auch gar nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49322

Zu "Affenpocken": Die WHO sollte auch darauf dringen, die Piloarrektion nicht mehr "Gänsehaut" zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2022 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49316

Das ist durchaus realistisch. Eigentlich können wir mit der Entwicklung ganz zufrieden sein. Es ist die einzige Möglichkeit, den Irrsinn zu überwinden: von innen heraus. Auf diesem Weg sind schon die "Frauenbeauftragten" zu "Gleichstellungsbeauftragten" geworden, womit aber die "Diversity" keineswegs ihr Ziel erreicht hat – die Aufsplitterung geht immer weiter. Die "sexuellen Zwischenstufen" sind an sich schon unendlich zu verfeinern, und hinzu kommen ja noch die anderen in der "Charta der Vielfalt" gepriesenen Züge. Auch der fromme Schauder, der die Veganer erfaßt, wenn sie "Backe, backe Kuchen" singen hören, stimmt mich zuversichtlich. Nur weiter so!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2022 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49315

Chronik einer Weltverbesserung

2023: Der Domherrenfriedhof wird in Domfriedhof umbenannt.
2024: Unter dem Stichwort Domherr wird auf duden.de vermerkt, daß es sich um ein besser zu vermeidendes Wort aus vergangenen Zeiten handelt, das von vielen als nicht geschlechtergerecht empfunden und daher abgelehnt wird.
2025: Das Kölner Domkapitel beschließt, die auf dem Domfriedhof ruhenden Domherren künftig nur noch Dompersonen zu nennen.
2026: Der Duden streicht das Wort Domherr aus seinem Wörterverzeichnis.
2027 bis 2032: Das Wort Domherr wird in sämtlichen Dokumenten des Historischen Archivs des Erzbistums Köln geschwärzt. Die zweite schwarz-grüne NRW-Landesregierung fördert das Projekt mit 300.000 Euro.
2033: Am zehnten Jahrestag der Umbenennung des Domherrenfriedhofs enthüllt der*die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln eine Gedenktafel vor dem Friedhof, die an die Überwindung jener ungeheuerlichen Ungerechtigkeit erinnert.
2033: Tags darauf stellt das Kölner Domkapitel auf Nachfrage verschiedener Medien klar, daß ihm auch künftig keine Frauen angehören werden.
2043: Siehe 2033.
Etc.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.06.2022 um 13.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49314

Um den Domherrenfriedhof des Kölner Doms gab es eine "aufgeheizte" Gender-Debatte.
https://berliner-zeitung.de/news/gender-debatte-domherren-friedhof-am-koelner-dom-wird-umbenannt-li.239085

Daß die Kirche hier den zornigen Kölnerïnnen nachgegeben hat, ist doch mal anständig. So bekommen die womöglich zu Unrecht männlich gelesenen Verstorbenen endlich ihre Totenruhe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2022 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49293

Marcuse müßte zu der hier erwähnten Liste hinzugefügt werden: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#45757

Die "Kritische Theorie" und die "Frankfurter Schule" insgesamt haben den Ton des Propheten und Bußpredigers gemein. Wie gesagt, es müßte mal untersucht werden, auch die Abwehrhaltung gegen die Naturwissenschaften.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.06.2022 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49292

Lieber Herr Metz,

die Genderaktivisten haben nicht den "Anschluß an die Moderne verpaßt", sondern sie hinter sich gelassen.

Das alles ist "postmodern", aber auch nicht so ganz, denn neben den Theorien der französischen postmodernen Philosophen wie Derrida und (vor allem) Michel Foucault hat auch die eigentlich (zu Recht) beerdigt geglaubte Kritische Theorie eine Renaissance erlebt, und zwar vor allem in Gestalt der Schriften des illiberalen und undemokratischen Herbert Marcuse.

Mit moderner Rationalität hat das alles nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.06.2022 um 16.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49290

Das Problem zeigt sich schon in der Formulierung "Geschlecht meint auch (...)". Es mag ja sein, daß gemeinsprachliche Begriffe unscharf sind, aber für eine sachliche Argumentation müßte man sie schärfen, nicht aufweiten. Das "auch" macht jegliche Diskussion unmöglich.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.06.2022 um 15.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49285

Tja, die Transgender-Aktivisten unterlassen eben eine Klärung des Geschlechtsbegriffs. Uwe Steinhoff, der wohl auch der Hauptinitiator der kürzlich angeregten Debatte um die Jugendsendungen des ÖRR war, fordert seit langem immer wieder von den Aktivisten eine Definition des Begriffs "Geschlecht". Interessanterweise kommt da wohl auch nichts von den Wissenschaftlern, die neuerdings davon reden, daß es mehr als zwei Geschlechter gibt.

Meines Erachtens ist das so gewollt. Es geht eigentlich nicht um ein konsistentes Theoriegebäude, sondern letztlich um Forderungen nach Posten, Fördergeldern und rechtliche Bevorzugung (zugunsten prominenter und schriller Aktivisten). Der politische Druck erwächst gerade aus begrifflicher Unklarheit, es gibt dafür die schöne Wendung Fear, Uncertainty and Doubt. Für die Interessengruppen wären Logik und klar nachvollziehbare Argumentation nur von Nachteil.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.06.2022 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49282

Was ich nicht verstehe (obwohl ich mich wirklich bemühe): Das Konzept der Geschlechtsidentität soll wegführen von der Unterscheidung zwischen Menschen mit männlichen biologischen Merkmalen und solchen mit weiblichen biologischen Merkmalen. Ein Mensch mit Penis kann sich als Frau fühlen, ein Mensch mit Vulva als Mann usw. So weit, so gut, das ist nichts Neues, sondern uralt, so wie es schon immer Homosexualität gegeben hat, wobei man vielleicht nicht übersehen sollte, daß die große Mehrheit anders tickt und damit offenbar auch gut durchs Leben kommt.

Wenn nun aber die körperlichen Geschlechtsmerkmale eines Menschen für dessen Identität keine Rolle spielen sollen, warum spricht man dann überhaupt von »Geschlechtsidentität«? Der Begriff des Geschlechts wird doch unbrauchbar, wenn man ihn auf theoretisch unendlich viele Varianten eines allgemeinen Lebensgefühls anwendet.

In dem von Herrn Fleischhauer verlinkten Lexikon heißt es unter dem Stichwort »Geschlechtsidentität« unter anderem:

Geschlecht meint auch:
So bin ich.
So fühle ich mich.
Zum Beispiel:
Ich fühle mich als Frau.
Aber:
Mein Geschlecht hat nichts mit meinem Körper zu tun.
Das Gefühl in mir bestimmt mein Geschlecht.
Das Wort dafür ist: Geschlechts·identität.

Menschen sollen also ein »Gefühl« für ihr »Geschlecht« haben. Wenn sich nun aber ein Mensch ohne weibliche biologische Merkmale »als Frau« fühlt, was ist denn dann die Referenz? Wenn »Frau = Vulva« nicht mehr gilt, wie wird Frausein dann definiert? Der Verdacht liegt nahe, daß bestimmte soziale Merkmale und Verhaltensweisen gemeint sind, die typischerweise Frauen zugeschrieben werden. Aber sind das nicht exakt jene Rollenklischees, die wir überwinden sollen?!

Unter dem Stichwort »soziales Geschlecht« lese ich:

Viele Menschen sagen:
Das ist typisch für eine Frau.
Oder das ist typisch für einen Mann.

Zum Beispiel:
• wie ein Mann aussehen soll,
• wie eine Frau aussehen soll,

• wie ein Mann sich verhalten soll,
• wie eine Frau sich verhalten soll,

• wie ein Mann fühlen soll,
• wie eine Frau fühlen soll,

• welche Berufe für Männer sind
• und welche Berufe für Frauen sind.

Das nennen wir: Geschlechter·rollen.
Ein anderes Wort dafür ist: soziales Geschlecht.
Geschlechter·rollen ändern sich mit der Zeit.

Früher meinte man zum Beispiel:
Nur ein Mann darf Arzt sein.
Das stimmt heute nicht mehr.

Eine Frau kann den gleichen Beruf haben wie ein Mann.
Zum Beispiel:
Eine Frau kann heute auch Ärztin sein.

Und ein Mann kann den gleichen Beruf haben wie eine Frau.
Zum Beispiel:
Ein Mann kann Pfleger sein.

Früher sagte man auch:
Alle Frauen haben lange Haare.
Das ist typisch für Frauen.

Und alle Männer haben kurze Haare.
Das ist typisch für Männer.

Aber das stimmt nicht mehr.

Die Geschlechter·rollen sind jetzt anders:
Frauen müssen nicht alle gleich aussehen.
Männer müssen nicht alle gleich aussehen.

Das ist natürlich alles sehr rührend im Jahre 2022. Allein die gewählten Beispiele zeigen, wie weit die Autoren gedanklich in der Vergangenheit zurückgeblieben sind und den Anschluß an die Moderne verpaßt haben.

Aber was macht denn nun einen Mann oder eine Frau aus, wenn biologische Merkmale nicht zählen sollen und gleichzeitig auch die Zuschreibung sozialer Merkmale abgelehnt wird? Man kann doch nicht erst die biologische Einteilung in Mann und Frau ersetzen wollen durch eine soziale Einteilung in Mann und Frau und alle möglichen Zwischenformen, die sich letztlich doch wieder nur durch ihre jeweilige Entfernung von einem der beiden Pole definieren, wenn man zugleich eine solche soziale Einteilung als stigmatisierend zurückweist.

Der Ausweg aus dieser Sackgasse heißt »Geschlechterflüssigkeit«:

Das Wort geschlechter·flüssig bedeutet:
Eine Person wechselt ihr Geschlecht.
Sie wechselt ihr Geschlecht in bestimmten Situationen.
Sie wechselt ihr Geschlecht nicht nur ein Mal.
Die Person wechselt ihr Geschlecht öfter.

Ein Beispiel:
Die Person wechselt ihr Geschlecht von Mann zu Frau.
Dann wechselt die Person ihr Geschlecht wieder von Frau zu Mann.
Und manchmal fühlt die Person sich keinem Geschlecht zugehörig.
Die Person legt ihr Geschlecht nie fest.
Das Geschlecht von der Person kann sich immer wieder ändern.

Und damit ich »die Person« trotz ihrer Ungreifbarkeit immer richtig anspreche, soll ich irgendwelche grammatischen Verrenkungen praktizieren, obwohl ich gleichzeitig höre, daß viele derer, die (im Moment) nicht als Mann oder Frau »gelesen« werden wollen, nur noch genervt die Augen verdrehen, weil sie keine Lust haben auf die Anbiederungen eines Mainstreams, der ihre komplizierten Gedankengänge sowieso nicht versteht?

Ich glaube übrigens, daß die Bedeutungserklärungen im »Geschlechterwörterbuch« durch die Übersetzung in Leichte Sprache nicht verfälscht worden sind. Im Gegenteil, die Übersetzung hilft (wie wie so oft), die mangelhafte Qualität des Ausgangsmaterials, in diesem Fall die Zweifelhaftigkeit der ganzen Ideologie, noch schneller zu erkennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49277

Dieses "Kompetenzzentrum" versucht, die Komplikation der Sprache durch das Gendern zugleich in Leichter Sprache vorzuführen – sozusagen Esoterik für alle! Das Lexikon vereint das Dümmmste aus beiden Welten. Vielen Dank für den Link!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.06.2022 um 23.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49276

Das staatlich geförderte Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe Sachsen-Anhalt hat ein wichtiges Lexikon online gestellt:
https://geschlechter-abc.de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49270

Sehr geehrter Herr Deuling,
nachdem ich einen früheren Eintrag von Ihnen noch einmal gelesen habe, kommt mir ein wilder Verdacht: Haben Sie mich etwa so verstanden, als fordere ich die Beseitigung der historischen Dokumente – also das genaue Gegenteil dessen, was ich seit Jahren geschrieben habe? Dann könnte ich allerdings verstehen, daß Sie "völlig anderer" Meinung sind...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49269

Leider sagen Sie nicht, was Sie "vollständig anders" als ich sehen. Der Aufsatz, auf den Sie verweisen (vielen Dank!) handelt von den geschichtlichen Ursprüngen der "Judensau". Der letzte Satz, die Quintessenz, lautet: "What had begun as a Christian allegory of a vice developed over the centuries into a stereotype of anti-Semitic abuse." Was soll daran meiner Darstellung widersprechen, die etwas ganz anderes zum Thema hatte: die hier schon mehrmals erörterte Frage, ob man historische Zeugnisse tilgen oder verstecken soll, die unangenehm oder unerträglich wären, wenn sie heute entstanden wären. Ich habe auch etwas zu den immer noch kanonischen Judenhassern gesagt, aber das können Sie auch nicht meinen.
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 17.06.2022 um 16.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49267

Sehe ich vollständig anders als Herr Ickler. Ich verweise auf die einzige bisher vorliegende wissenschaftliche Abhandlung zum Thema "Judensau":

https://resources.warburg.sas.ac.uk/pdf/gmn70b2205729.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49259

Zur „Judensau“, die jetzt doch bleiben kann (Wittenberger Stadtkirche, es gibt noch einige Dutzend weitere), zumal sie schon mit pädagogischen Zutaten versehen ist:
Halbverwitterte Reliefs, die kein normaler Sterblicher bemerkt, geschweige denn ohne Spezialkenntnisse als judenfeindliche Schmähung deuten kann – darüber empören sich einige wenige, aber was ist mit den vielen Heiligen, die sich als Judenhasser und -verfolger hervorgetan haben und immer noch verehrt werden? Die müßte man freilich lesen (Schriften mit Titeln wie „Liber contra Iudaeos“ usw.), und das ist etwas anspruchsvoller.
Warum verlangt man von der evangelischen Gemeinde in Wittenberg und anderswo, sich ausdrücklich von der Judenfeindschaft zu distanzieren, die vor 800 Jahren in einer Sandsteinskulptur ihren zeitgenössischen Ausdruck gefunden hat? Gibt es einen Zweifel daran, daß sie das hinter sich gelassen hat? Dann wäre mit dem Entfernen des Reliefs nicht viel gewonnen, und selbst die Bodenplatten, Aufsteller usw. haben etwas Subalternes.
Die Beseitigung aller historischen Zeugnisse von Judenfeindschaft würde dazu führen, daß diese bedeutsame und folgenreiche Tatsache (vgl. Gerhad Czermak: „Christen gegen Juden“) zu einem schwer belegbaren Gerücht würde. Man sollte niemandem das Recht geben, nach seinem Gutdünken historische Dokumente beseitigen zu lassen, mag er sich noch so „betroffen“ fühlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2022 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49258

Ich dachte zuerst, es sei so etwas wie Hasenscharte und Wolfsrachen, aber die Assoziationskette der Wohlgesinnten ist komplizierter. Die Affenpocken sollen umbenannt werden, weil die bisherige Bezeichnung Afrika, daher Afrikaner, daher Schwarze diskriminiere. Wegen der globalen Ausbreitung der Krankheit sei sie nicht mehr spezifisch afrikanisch. Affen sind allerdings auch nicht spezifisch afrikanisch. Aber wer ist es denn, der hier bei Affen gleich an Schwarzafrikaner denkt?
Der Artikel im Guardian erinnert noch daran, daß das Virus sich vornehmlich unter homosexuellen Männern verbreitet habe; aber das wird in Zukunft auch nicht mehr erwähnt werden. Die Umbenennung ist sowieso nicht aufzuhalten.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.06.2022 um 02.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49256

Auf die richtigen Prioritäten kommt es an: Die WHO scheint die Umbenennung von "Affenpocken" als dringend eingestuft zu haben, weil der Begriff angeblich diskriminierend ist.

https://www.theguardian.com/world/2022/jun/15/who-to-rename-monkeypox-virus-to-avoid-discrimination
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2022 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49246

Anders als sonst genügen auf diesem Gebiet ausgedachte Folgen; irgendein Beweis ist nicht nötig. Daher meine Rede vom "Vermeintlichen". Man kann darum auch nichts dagegen machen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 00.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49244

Research must do no harm: new guidance addresses all studies relating to people

https://www.nature.com/articles/d41586-022-01607-0

Aus dem Artikel:

There are now several well-established ethics frameworks that govern studies involving human participants, including the 1964 Declaration of Helsinki (amended most recently in 2013; see World Medical Association JAMA 310, 2191–2194; 2013) and the 1979 Belmont Report (see go.nature.com/3mj33xy). But these are generally silent about the benefits and harms of academic research whose conclusions could affect groups of people that haven’t directly participated. Examples include research that could lead to people being stigmatized, discriminated against or subjected to racism, sexism or homophobia, among other things. Such work might be used to justify undermining the rights of specific groups, simply because of their social characteristics.

Guidance developed by Springer Nature editors aims to fill this gap in the frameworks (see go.nature.com/3mcuozj). In essence, it encourages authors, reviewers and editors to respect the dignity and rights of groups of people. Specifically, it means at least three things: first, that the research community should consider potentially harmful implications of research as applied to groups; second, that the community should strive to minimize the potential for misuse and the risks of harm to these groups; and third, that authors should use respectful, non-stigmatizing language in their manuscripts.

(...)

Editors, authors and reviewers should together consider and discuss benefits and harms that might emerge from manuscripts dealing with human population groups, and discuss when potential harms warrant revisions. Ethical concerns need to be flagged about research that could fuel hate speech; about potentially denigrating images; about content that could be used to undermine the dignity or rights of a human group; and about content that could cause harm in other ways. Although cases are not always clear cut, if publication risks people being harmed, authors and editors need to consider those risks against any benefits that could arise from publication.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2022 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49219

Während z. B. die FAZ eine vereinfachte, aber immerhin lesbare Umschrift des Städtenamens Sewerodonezk zu geben, bemühen sich andere, die ukrainische und keinesfalls die russische Form wiederzugeben: Sjewjerodonezk. Die Kosten sind hoch, der Gewinn ist gering. Wie schon bei Kiew.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2022 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49210

Zur expurgierten Neuausgabe von Enid Blyton: Ihr Werk soll nach Ansicht unverdorbener Pädagogen ganz verschwinden. In ihren und anderen Büchern ist es nicht damit getan, Neger durch Schornsteinfeger zu ersetzen, also „Kolorismus“ durch Professionalismus, eine Diskriminierung von Berufsgruppen. Die Kinderliteratur soll nach dem Wunsch jener Pädagogen nur noch Identifikationsfiguren enthalten. Praktisch kommen nur neue Bücher in Frage, die eigens für diesen Zweck geschrieben werden. Nebenbei gut fürs Geschäft.
Die alten Bücher hatten zwar hohe Auflagen, könnten aber jetzt zu begehrten Raritäten werden. Ich denke an Erfahrungen mit der alten Häschenschule, die kaum noch zu finden oder zu bezahlen ist.
Der Spuk der cancel culture wird auch mal vorübergehen, aber nicht zu unseren Lebzeiten. Man kann sich angesichts dieser und anderer Wahnideen nur wie Sokrates „unter ein Mäuerchen stellen“ und warten, bis das Unwetter vorbei ist. Ein ganzes Zeitalter kann in Hexenwahn versinken, das lehrt die Vergangenheit. Auch daß es mal vorbeigeht.

Auch nichtstaatliche Stellen, z. B. Verlage und Verbände, können eine Tyrannei ausüben, indem sie einer Minderheitsideologie zum Durchbruch verhelfen – wir haben es bei der Rechtschreibreform gesehen und sehen es gerade beim Gendern und anderen Säuberungsaktionen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2022 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49199

Sogar t-online.de verlinkt einen Text von „Tichy“: „Der britische Stolz zum Thronjubiläum der Queen quält besonders die woken Deutschen“. Darin wird die schöne Harmonie der Briten gefeiert, die sich taditionsbewußt hinter ihrem Königshaus scharen. (Quält Sie das auch?) Nicht so schön ist der Schlenker gegen die Angeheiratete mit dem schwarzen Blut: „Und die Rassismus-Debatte reicht sogar bis ins Könighaus, wo die Schwiegertochter des Thronfolgers gerne die Karte zieht, um in den Schlagzeilen zu bleiben.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2022 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49170

Wieder mal wird vor Gericht die "Judensau" verhandelt, die sich noch an Dutzenden von Kirchen findet. Die SZ macht sich dafür stark, "mit Hammer und Meißel" ans Werk zu gehen und die Objekte in Museen zu bringen (aber sollten sie dort gezeigt werden? Das geht doch auch nicht). Leider wird die Kehrseite nicht erwähnt: Mehr und mehr werden die Zeugnisse christlicher Judenfeindschaft beseitigt. Sie wird zur Legende. Übrig bleibt die "christlich-jüdische" besonnte Vergangenheit.

Übrigens ist die „Judensau“ am kirchlichen Gemäuer meistens schwer zu entdecken, ohne besonderen Hinweis findet sie weder der Tourist noch der täglich vorbeigehende Bürger. Und wenn er sie sieht – fühlt er sich dadurch zum Haß auf die Juden angeregt oder eher zum Haß auf die Kirche, die solche Schweinereien verbrochen hat?

Vergangenheitsbereinigung mit Hammer und Meißel sollte man den Taliban überlassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2022 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49169

Früher wurden diejenigen indigenen Völker und Ethnien als „primitiv“ bezeichnet, die über keine Schrift und nur einfache Technik verfügen und die eine ursprüngliche und naturverbundene Kultur und Religion haben, meist mit überwiegend Ackerbau oder Viehzucht (siehe dazu Evolutionismus und demgegenüber Multilineare Evolution). (Wikipedia Primitivität)

„Einfach“, „ursprünglich“, „naturverbunden“ – das sind Ausweichvokabeln, sie bedeuten dasselbe wie „primitiv“. Diese Sprachmagie (Political correctness) ist primitiv. Der verlinkte Eintrag „indigene Völker“ zeigt die moralisierenden sprachlichen Eiertänze.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 30.05.2022 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49165


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2022 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49157

„Ich hatte ein Haustier als Kind, das war ein schwarzer Kater“, erzählt Scholz verschmitzt grinsend. „Der hatte einen Namen, den man heute so nicht mehr vergeben dürfte. Nämlich Mohrle“, fügt der Kanzler hinzu. „Aber er war sehr nett.“ (Tagesspiegel 28.5.22)

„Aber“? Ist das von cats of colour etwa nicht zu erwarten? Wie rassistisch ist Scholz?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2022 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49141

Mit mehr Recht würden sie die Kirchen verhüllen.

Aber das kommt auch noch. Christo, hilf!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.05.2022 um 16.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49140

Für den Katholikentag wird ein Reiterdenkmal des AfD-nahen Kaiser Wilhelm I. verhüllt.

https://de.catholicnewsagency.com/story/veranstalter-des-katholikentags-verhuellen-reiterdenkmal-von-kaiser-wilhelm-i-bericht-10914

Die Originalmeldung ist nicht mehr aufrufbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2022 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49118

Die Generation der Professoren, bei denen wir studierten, standen im großen und ganzen dem Nationalsozialismus so nahe, daß man sie eigentlich alle hätte entlassen müssen. Andererseits waren sie oft sehr gute Wissenschaftler, und wir waren mit ihnen gut bedient. Von den indogermanistisch geschulten Sprachwissenschaftlern konnten wir mehr lernen als von den strukturalistischen oder gar generativistischen, inzwischen schon wieder vergessenen Dünnbrettbohrern, die danach kamen. Je weiter die Zeit zurückliegt, desto leichter ist es, sie zu verurteilen und in den Wikipedia-Biographien den Abschnitt über die „Verstrickungen“ immer weiter auszubauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2022 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49105

Kinder verlieren ihren Glauben an die Allmacht der Eltern, aber nicht den an die Macht der Sprache. In Teilen des Hinduismus sind Mantras mächtiger als die Götter; die Sprache war vor den Göttern da und hat sie erschaffen (vgl. Frits Staal: Ritual and mantras). Entsprechend groß ist die Macht der Brahmanen, die über die heiligen Texte verfügen. Das ist nicht so exotisch, wie es klingt. Noch in der „Politischen Korrektheit“ wirkt der gleiche Aberglaube.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.04.2022 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49030

Nicht auszudenken, was das Familienministerium zur "Dicken Berta" sagen würde!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.04.2022 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49028

Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) hat den SPIEGEL um eine große Sorge erleichtert. Auf dessen Anfrage hin erklärt das Zentrum, die Praxis, deutschen Panzern Raubtiernamen zu geben, sei nicht als Tradition, sondern als Brauch einzustufen. »Die Benennung nach Tieren ist politisch unverdächtig und hat sich wohl auch deshalb erhalten«, zitiert der SPIEGEL den Leiter der Ansprechstelle für militärhistorischen Rat beim ZMSBw. Die zoologische Sortierung erfülle zudem ihren Zweck, indem die Fahrzeugbezeichnung für die militärischen Fähigkeiten des jeweiligen Gefährts stünden. »Ich glaube deshalb nicht, dass man es macht, weil es vorher auch schon gemacht wurde, also in der Traditionslinie zur Wehrmacht, sondern weil es aus einem professionellen Verständnis heraus Sinn ergibt«, sagt der Historiker. Na Gott sei Dank! Eine Umbenennungsaktion ausgerechnet jetzt hätte die Auslieferung der Geparde an die Ukraine womöglich weiter verzögert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2022 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49012

Zu früheren Einträgen, z. B. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#22363

Die Kritik, die den „Struwwelpeter“ von Anfang an begleitet hat, ist Teil einer spekulativen Pädagogik, die es nicht für nötig hält, die vermuteten – und durchweg allzu plausiblen – Folgen auch empirisch zu belegen. Die Kritiker nehmen außerdem an, daß zwar andere, nicht aber sie selbst davon betroffen sind. Das gilt ja für die gesamte Kultursäuberungsbewegung: Grimms Märchen, Onkel Toms Hütte, Pippi Langstrumpf usw. haben bekanntlich unermeßliche Verwüstungen in den Seelen anderer angerichtet.
Ich bin auch so einer, der als Kind Grimms Märchen und den Struwwelpeter auswendig kannte – und was ist aus mir geworden! Ein moralisches Wrack.

Hier ein weiteres Beispiel für die pädagogische Einfalt (und Selbstgerechtigkeit):

Frau Heuser, „es ging spazieren vor dem Tor ein kohlpechrabenschwarzer Mohr“. Erkennen Sie das Zitat?
- Natürlich, wer kennt es nicht? Das ist aus dem „Struwwelpeter“, die Geschichte von den schwarzen Buben.

Stimmt genau. Vier (!) Bengel machen sich über einen dunkelhäutigen Knaben lustig und werden dafür bestraft. Der Begriff Mohr ist zwar altertümlich, aber in diesem Zusammenhang ist doch alles in Ordnung damit.
- Finden Sie wirklich? Ja sicher, die Jungs werden bestraft. Doch auf welche Weise? „Bis über den Kopf ins Tintenfass, tunkt sie der große Nikolas.“ Sie werden geschwärzt, „viel schwärzer als das Mohrenkind“. Da schwingt eindeutig mit, dass Schwarz schlechter oder weniger wert ist als Weiß. Mohr mag heutzutage verniedlichend klingen. In dem Begriff steckt jedoch eine grobe Abwertung aller Menschen dieses Aussehens, und das ist auch heute noch spürbar.

(https://www.rheinpfalz.de/lokal/pfalz-ticker_artikel,-lesetipp-der-mohr-hat-fertig-ein-interview-_arid,5088449.html)

Diese Namensforscherin ist offenbar ohne dauerhaften Schaden durch die schwarze Pädagogik der Struwwelpeterzeit gekommen.

Wahrscheinlich wird der „Struwwelpeter“ seit einigen Jahren weniger verkauft, weil er diesen schlechten Ruf hat; die weltweite Gesamtauflage dürfte bei 50 Millionen liegen, niemand weiß es so genau. Hoffmann selbst, der sich weder für einen Dichter noch einen Zeichner hielt, erlebte wohl 200 Auflagen und war selbst überrascht. Die deutsche Sprache hat ihn sich einverleibt wie sonst nur Luther, Goethe, Schiller und Wilhelm Busch. Er ist unsterblich, und an diesem Phänomen scheitern alle, die heute um seine Hosenbeine herum kläffen und flennen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.04.2022 um 01.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#49006

Ein Film, der in Cannes gezeigt werden soll und ursprünglich »Z« hieß, wird umbenannt.

Mit der Entscheidung bekundeten Regisseur, Produzenten und Verleiher des Films, das Festival und das gesamte französische Kino ihre Solidarität »mit dem leidenden ukrainischen Volk« und bekräftigten ihren Widerstand gegen Russlands Invasion. (spiegel.de)

»Widerstand« durch Umbenennung eigener Schöpfungen. Aber die Ukraine hatte sich beschwert, da war nichts anderes zu erwarten.

Man kann das alles natürlich auch anders sehen. Warum wehren wir uns nicht gegen die Vereinnahmung eines Buchstabens (!) für Kriegs- und Propagandazwecke? Wenn die Russen schlau sind, pinseln sie demnächst LOVE oder GOD auf ihre Panzer. Mal sehen, was dann passiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48966

On the Brain of the Negro, compared with that of the European and the Orang-Outang (Friedrich Tiedemann 1836). Heute könnte man nicht einmal mit der Untersuchung beginnen; damals war es aber ein wichtiger Beitrag gegen den Rassismus und die Sklaverei. Wikipedia (englisch und deutsch) behauptet, Tiedemann habe mit seiner Abhandlung Broca widersprochen. Der war damals aber erst 12 Jahre alt.
Sprachwissenschaftler kennen Tiedemann eher als Pionier der Kindersprachforschung (https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/tiedemann1837/0075/image,info).
 
 

Kommentar von Wolfgang H. Deuling, verfaßt am 12.04.2022 um 15.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48907

Der Beitrag von Theodor Ickler über die Umbenennung des"russischstämmigen" Keilers Putin ermutigt mich auf einen aktuellen Beitrag von mir hinzuweisen:

https://archivalia.hypotheses.org/144469
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2022 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48906

In einem bayerischen Wildpark wird ein "russischstämmiger" Keiler namens Putin jetzt umbenannt. Damit dürfte der russische Präsident sehr zufrieden sein. Man hätte ja auch umgekehrt verfahren können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2022 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48876

Vielleicht weil "weiß" hier ebenso wie "schwarz" zeitgemäß umdefiniert zu verstehen ist. Auch ein Weißer kann ja neuerdings schwarz sein, wenn er sich diskriminiert fühlt. Ebenso sind die Frauen zwar in der Mehrheit, aber weil sie unterdrückt werden, sind sie eine Minderheit. Usw. (Keine satirische Übertreibung, sondern vielfach belegt.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.04.2022 um 17.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48875

fasting from whiteness

Church says it will stop using music composed by White people


https://foxnews.com/media/chicago-church-fasts-whiteness-lent-friends

Immerhin wird White hier groß geschrieben, oder ist das nur eine Marotte von Fox News?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.04.2022 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48863

Beim kalifornischen Datenbankhersteller Oracle ging es zunächst bis Version 12. Als dann allgemein 13 erwartet wurde, änderte man die Zählweise und glich die Versionsnr. der aktuellen Jahreszahl (2018) an. So folgte auf Version 12 unmittelbar Version 18.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2022 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48862

Wen meint Minister Heil eigentlich mit den „Opfern von Gewalttaten“ – auf die er durch die Vorenthaltung der Zahl 13 Rücksicht nehmen will? Eigentlich geht es doch nur um Rücksicht auf die Abergläubischen. Aber die darf man nicht beim Namen nennen, sonst verletzt man ihre Gefühle.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2022 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48861

Heute ist die zweite Stufe des Sprachtabus erreicht: Nicht mehr die eigene Angst vor Wörtern, sondern die vermeintlich menschenfreundliche Rücksichtnahme auf die Enpfindlichkeit imaginierter Dritter beherrscht den Sprachgebrauch. Statt zu riskieren, daß irgendwo im hohen Norden ein Inuk durch die Bezeichnung Eskimo in seinen Gefühlen verletzt werden könnte, vermeidet man das Wort lieber ganz und tilgt es aus Kinderbüchern usw.

Ich hatte diesen Fall erwähnt:

„Sozialminister Hubertus Heil vermeidet bei dem neuen Sozialgesetzbuch die Nummer 13. Er will damit Rücksicht auf Opfer von Gewalttaten nehmen.“ (https://www.pro-medienmagazin.de/keine-unglueckszahl-13-bei-neuem-sozialgesetzbuch/) Er teilt den Aberglauben nicht, stützt ihn aber, indem er ihm nachgibt. Die typische Rechtfertigung liefert er selbst: „Ich finde, wir Politiker brechen uns nichts ab, wenn wir auf solche Empfindungen Rücksicht nehmen.“ Wer diese Empfindungen hegt – und ob überhaupt jemand –, spielt keine Rolle.

So läuft das immer: Wir finden die Rechtschreibreform falsch, aber wir brechen uns nichts ab, wenn wir mitmachen. Wir finden das Gendern lächerlich und kontraproduktiv, aber wir brechen uns nichts ab...

So macht Gewissen Feige aus uns allen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2022 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48860

Man könnte meinen, daß Atavismen wie Sprachtabus an Universitäten keinen Platz haben, weil diese doch Freiräume und Spielwiesen des experimentellen Denkens sein sollten. Das Gegenteil ist der Fall. Political Correctness ist eine akademische Angelegenheit. Ein falsches Wort kann akademische Karrieren beenden. Der Sprachfeminismus ist eine akademische Kopfgeburt mit Folgen für das bürgerliche Leben usw. Das ist erklärungsbedürftig. Hält sich das schlechte Gewissen wegen der parasitären Existenz der Intellektuellen schadlos?

Universitäten sind ein Paradies des Duckmäusertums. Wir sehen fassungslos zu, wie sie sich der Tyrannei der Gleichstellungsbüros unterwerfen. Die Rechtschreibreform war eine Vorübung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2022 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48839

Wenn man selbst keine nennenswerten Verdienste aufzuweisen hat, hebt es das Selbstgefühl, von anderen heldenhafte Anstrengungen zu fordern. Welcher bedeutende Mensch hat je von anderen politische Korrektheit verlangt? Die Entlarvung der Heuchler war immer Sache beschränkter Köpfe und enger Herzen.

Junge Sprachwissenschaftler entdecken wieder mal die schrecklichen militärischen Metaphern, von denen unser Wortschatz – „ein wahrer Waffenschrank“ – strotzt (SZ Magazin 1.4.22). Was macht das mit uns? Gar nichts, genau wie die anderen Metaphern, deren Ursprung keine Bedeutung für den heutigen Gebrauch hat. (Sogar der martialische Vers „Frühling will nun einmarschiern“ aus dem Volkslied wird zitiert...)
Alles muß raus!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2022 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48837

Jeder Erlanger kennt die Ebrardstraße. Sie soll umbenannt werden, weil der sehr produktive Theologe und Schriftsteller sich zwar – wie die Spezialisten versichern – sich nirgendwo judenfeindlich geäußert hat, inzwischen aber seine Unterschrift unter der an Bismarck gerichteten Petition gegen den angeblich übermächtigen Einfluß jüdischer Gelehrter entdeckt worden ist. Über die Motive und Umstände ist nichts bekannt. Er konnte natürlich auch nicht wissen, daß in der nach ihm benannten Straße 100 Jahre später zwei jüdische Bürger von Neonazis ermordet werden würden. Nach diesen ist bereits die angrenzende Parkanlage benannt und soll nun die ganze Straße benannt werden. Die Behörden haben nach diesem Doppelmord ähnlich sorgfältig ermittelt wie nach den NSU-Morden, d. h. die Opfer selbst verdächtigt. Aber auch dafür konnte Ebrard nichts.
In Erlangen dürfte es noch vieles umzubenennen geben. Wie man sieht, genügt schon der kleinste Fleck in einer sonst lupenreinen Biographie, um die Vergangenheitsreiniger zum ruhmreichen Erfolg zu führen.
Der Stadtarchivar, der schon meinen Vorschlag einer Straßenbenennung (nicht Umbenennung) nach Alfred Lichtenstein abgelehnt hat, sträubt sich noch, aber das wird ihm nicht helfen. Den Sog der Tugend halten weder Ochs noch Esel auf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2022 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48796

Amazon darf nicht auf „heiligem Boden“ bauen, wo einst die Khoi und San wohnten, „bevor sie von Kolonisten vertrieben wurden“. Ein schwerer Schlag für die südafrikanische Wirtschaft. Aber wer waren die Vertreiber? Welchen Anteil hatten die Bantu an der Unterdrückung der Buschleute (die auch nicht mehr so heißen dürfen)? In Südafrika wird auch diskutiert, wer die Khoisan heute eigentlich vertritt und mit welchem Recht. Jedes Stück Land auf dieser Erde gehörte früher mal jemand anderem... Den Erzählungen von „heiligem Boden“ (Ayer’s Rock) habe ich nie getraut. Das ist wohl oft zweckdienliche Folklore. Wie das „Brauchtum“ hierzulande, das der Tourismusförderung dient; auch dabei geht es ums Geld, wenn auch auf andere Weise als bei den Häuptlingen heutiger Nachfahren.

Der Kampf gegen die "kulturelle Aneignung" hat nun auch die Frisuren erreicht. Eine Popsängerin darf nicht bei Fridays for Future auftreten, weil sie Dreadlocks trägt – ein Symbol der Aneignung und Unterdrückung fremder Kulturen. Die Veranstalter haben ihr ein Ultimatum gestellt: Locken abschneiden oder zu Hause bleiben. Man liest jeden Tag von solchen Beispielen der Selbstverdummung durch Ideologie, jeweils betrieben von den kleinsten Lichtern der Gruppe. Es gibt ja viele Stöckchen, über die man jemanden springen lassen kann, z. B. die kulturell angeeigneten Speisen. Seltsamerweise scheint noch nie jemand bemerkt zu haben, daß das Lernen fremder Sprachen die umfassendste kulturelle Aneignung überhaupt ist. Wir kennen zwar von Leo Weisgerber die Warnung, daß ein Deutscher durch das Lernen des Französischen in höchster Gefahr ist, seine deutsche Weltansicht zu kontaminieren (für den Meister selbst galt das natürlich nicht), aber daraus haben wir nichts gelernt, verlangen sogar noch von den bräunlichen Zuwanderern, daß sie sich unser schönes Deutsch aneignen.

Wer irgendwo mitläuft (Verein, Partei), steht früher oder später vor der Entscheidung, ob er um der großen Sache willen auch den letzten Unsinn noch mitmachen will oder austreten soll. Gelobt sei der Wechselwähler: er rettet seine Haut zumindest vorübergehend, bevor er dem ständigen Sog nachgibt. Das Gegenbild ist der Verstockte, der auf seine Unbeirrbarkeit durch Tatsachen stolz ist und um so strikter bei seinem Standpunkt bleibt, je unhaltbarer er wird.

Die Grüne Jugend Berlin will alle Geschäftsbeziehungen zu Ländern abbrechen, in denen Frauen benachteiligt werden, also auch zu den arabischen Golfstaaten. (Wer kommt überhaupt noch in Frage? In den USA werden die Schwarzen diskriminiert, das geht gar nicht!) Gerade darum kann kein anderer als die grünen Minister dort nach Einkaufsquellen für Öl und Gas suchen; sozusagen die Kastanien aus dem Feuer holen und womöglich die Wählerstimmen verlieren, die sie an die Macht gebracht haben. Baerbock hatte sich vielleicht unter „feministischer Außenpolitik“ so etwas vorgestellt, hat sich aber unter dem Druck der Ereignisse zu mehr Realpolitik bekehrt.

Die enthemmte Polemik von ganz rechts bleibt außerdem bestehen. Habeck hat sich bei den Scheichs protokollgemäß verhalten, was ihm den Vorwurf des „Kotaus“ und noch Schlimmeres einträgt. Damit muß man leben. Das sage ich als Ur-Öko, der schon Vollkornsocken trug, als die Eltern der Grünen Jugend noch nicht geboren waren. Ich bin auch nicht zum Renegaten geworden, im Gegenteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48763

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38830

Noch so ein Stückchen:

Dalziel has been working like a nigger all day. (Dorothy Sayers: The five red herrings)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2022 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48758

Die eilfertigen Umbenennungen und die Tilgung alles Russischen folgen einem allzu bekannten Muster. Die Sache selbst stört mich weniger als die Leichtigkeit, mit der jeder Wicht sich ohne eigene Leistung ein moralisches Fleißsternchen verdienen kann. Wieder mal kann niemand die Stampede aufhalten; man muß abwarten, bis sie sich totgelaufen hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2022 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48730

Von allen Seiten werde ich aufgefordert, mich für den Bundestag zu schämen, weil er nach der eingeblendeten Rede Selenskijs nicht sofort – ja, was eigentlich?
Außerdem lese ich, der Dirigent Gergiev sei dem Publikum nicht zuzumuten. Allerdings wird niemand gezwungen, zu seinen Konzerten zu gehen. Man könnte es doch den Musikfreunden selbst überlassen, ihn zu meiden. Aber vielleicht würden dann trotzdem noch zu viele kommen, für die man sich dann wieder schämen müßte.
Ich schäme mich nicht, und dafür sollte ich mich schämen. Ich Wirklichkeit schämt sich natürlich auch sonst niemand, der Vorwurf ist eine Waffe wie alle anderen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2022 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48681

Bruce Gilley: Verteidigung des deutschen Kolonialismus.

Vielversprechender Titel.

Der Neger braucht die harte, aber gerechte Hand des weißen Mannes. Darum sind die Deutschen noch heute in Deutsch-Südwest so beliebt. Mit dieser Wahrheit bin ich aufgewachsen. (Vgl. http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#10521)

Ironische Beobachter meinen, nach dieser Logik würde uns Deutschen heute eine Fremdherrschaft gut tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2022 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48674

Die Feuerpause für den Russischen Zupfkuchen (die Spezialität einer unserer Töchter) ist nur vorübergehend, er wird den Weg der Negerküsse gehen. Dieser Gratis-Unsinn ist nicht aufzuhalten. Allzu verlockend ist der Gewinn bei minimalem Aufwand, als daß die Gutmenschen widerstehen könnten.

("Gutmensch" wollten die Gutmenschen auch schon als Unwort aus dem Verkehr ziehen – getroffener Hund bellt –, aber ich bleibe dabei.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.03.2022 um 21.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48673

https://cat-news.net/ungewoehnliche-sanktion-gegen-putin-russische-katzen-von-zucht-shows-ausgeschlossen-16239/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.03.2022 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48672

Schwere Zeiten für gute Menschen: https://www.bildderfrau.de/kochen-backen/article234726491/Rassismus-Debatte-Baeckerei-nennt-Russischen-Zupfkuchen-um.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.03.2022 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48669

»Unsere Richtschnur bleibt die Frage: Was trifft die Verantwortlichen am härtesten? Die, um die es geht, und nicht das russische Volk!

Denn Putin, nicht das russische Volk, hat sich für den Krieg entschieden. Deshalb gehört es deutlich ausgesprochen: Dieser Krieg ist Putins Krieg.

Die Differenzierung ist mir wichtig; denn die Aussöhnung zwischen Deutschen und Russen nach dem Zweiten Weltkrieg ist und bleibt ein wichtiges Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte.«

(Bundeskanzler Scholz am 27.2.22 in Berlin)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2022 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48668

Schon hört man von einer Wiederbelebung jener Verbindung von richtiger Gesinnung und Bequemlichkeit. Schluß mit Russisch, Schluß mit Dostojewski! Die Akademiker wieder vorneweg beim Leeren der Regale und der Köpfe.
Mal trifft es uns, mal die anderen, aber das Muster ist immer das gleiche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2022 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48645

Warum manche deutsche Medien jetzt Kyjiw statt Kiew schreiben

Der russische Angriff auf die Ukraine hat dazugeführt, dass einige deutsche Medien die ukrainische Schreibweise der Hauptstadt Kiew benutzen.


Es klappt nur noch nicht so richtig. Aber ein weiteres Schibboleth ist gefunden.

Wir sind ja auch Lukaschenko schon entgegengekommen, indem wir ihn Lukaschenka nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48626

Es wäre schön, wenn man ebenso konsequent wie gegen den Dirigenten Gergiev auch gegen den viel einflußreicheren Putin-Freund Schröder vorginge. Die politischen Meinungen von Unterhaltungskünstlern sind so relevant wie meine und deine („Bilde, Künstler, rede nicht!“). Aber Schröder ist kein Künstler. Wie die SZ erwähnt, ist „Gesinnung“ kein Kündigungsgrund, München wird also an Gergiev zahlen müssen. Frau Netrebko scheint gerade noch die Kurve zu kriegen.
Könnte man es nicht dem Publikum überlassen, ob es zu Veranstaltungen geht, an denen Menschen mit unerwünschten politischen oder religiösen Ansichten mitwirken? Die offizielle Ächtung läßt auch viele Unschuldige büßen. Gilt sie auf Lebenszeit? Wird sie auch rückwirkend die Wiederaufführung von bereits Archiviertem umfassen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2022 um 22.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48494

Früher haben sich Eltern Gedanken darüber gemacht, wie sie ihren Kindern wohl am schonendsten und ohne dabei selbst rot zu werden den Grund für das unterschiedliche Aussehen der beiden Geschlechter beibringen könnten.

Heute fragen Eltern sich verzweifelt:
Wie sprechen wir mit Kindern über Rassismus?
(MM, 5.2.2022, WE-Beilage, Titel auf S. 4)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2022 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48492

Bei Tichy haben sie eine Entdeckung gemacht:

Der Dudenverlag hat in seiner Online-Ausgabe vor dem Gebrauch des Wortes "Jude" gewarnt. Das werde als diskriminierend empfunden. Man sollte stattdessen "jüdische Menschen" sagen oder ähnliche Formulierungen wählen.

Auch schon aufgewacht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2022 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48477

Bisher benachteiligte Minderheiten dürfen Angehörige der Mehrheit spielen, aber nicht umgekehrt. Das Problem: Wenn man die Definition der Identitäten fein genug anlegt, wird jeder zum Angehörigen einer Minderheit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.02.2022 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48475

Was ist eigentlich mit dem Dreigestirn beim Kölner Karneval, darf die Jungfrau noch von einem Mann gespielt werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48474

Passend dazu ein Gespräch mit John McWhorter in der heutigen SZ. Sein neues Buch "Woke Racism" ist bemerkenswerterweise schon ins Deutsche übersetzt. Er zeigt einem Teil der Antirassisten, was für Rassisten sie sind. (Bange Frage: Darf der das – als Schwarzer?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48473

Wohin treiben Film und Schauspiel, wenn jede Rolle nur von ebensolchen gespielt werden darf, also Cowboys nur von Cowboys, Ärzte nur von Ärzten, Sterbende nur von Sterbenden?
Aber das Interesse am Privatleben von Schauspielern ist nur die logische Ergänzung dieses Wahns. Das im SZ-Magazin gefeierte Coming-out von Schauspieler*innen gehört dazu. Das alles könnte dem Publikum doch egal sein. Oder wird die „drei Minuten lange Sexszene, die zeigt, wie die beiden einander die Vulva lecken“, glaubwürdiger, wenn sie nicht simuliert ist? Im Film ist doch alles Illusion, geprobt und gespielt (auch wenn berichtet wird, daß ein Schauspieler selbst beim zehnten Take einer Kußszene noch eine Erektion bekam – besser wird die Szene dadurch auch nicht). In den Whiskygläsern der Schauspieler ist doch auch kein Whisky. Lug und Trug überall!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48472

Helen Mirren spielt Golda Meir und sieht echter aus als diese, kriegt aber jetzt Ärger, weil sie keine Jüdin ist. Und das übrige Personal am Set? Dürfen Nichtjuden schminken, bekleiden und beleuchten? Vielleicht sollte man auch die Kinobesucher auf ihre Identität hin überprüfen – Nichtjuden können einen solchen Film nicht verstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2022 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48450

Whoopi Goldberg ist suspendiert worden, weil sie gesagt hat, beim Holocaust sei es nicht um Rasse gegangen.
Das habe ich aber schon vor Jahrzehnten bei namhaften Historikern gelesen (Haffner?). Hitlers Judenfeindschaft sei kein Spezialfall von Rassismus gewesen, sondern beinahe umgekehrt. Natürlich haben sich die Rassentheoretiker gleich drangehängt und den intellektuellen Unterbau geliefert, wie es eben so ihre Art ist. Aber das Ganze scheitert ja schon daran, daß die Juden keine Rasse sind. Judenfeindschaft braucht auch keinen Über- oder Unterbau.
Beim Fall Goldberg geht es wohl wieder um den Wortfetischismus, der heute so vielen zum Verhängnis wird. Man muß nur so reden, wie es korrekt ist (aber schon morgen wieder falsch sein kann), dann kann man machen, was man will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48384

Wenn ich es recht verstehe, protestiert ein kleinwüchsiger Schauspieler gegen die Neuverfilmung von Schneewittchen (Disney). Zwerge, die in einer Höhle wohnen – er weiß nicht, was das soll.
Die Forschung weiß viel zu sagen über das weltweit verbreitete Motiv der kleinen Helfer; sie kommen ja im Märchen auch nicht schlecht weg, da wüßte ich ganz andere Beispiele! Aber das hilft alles nichts. Schneewittchen selbst ist neuerdings auch nicht mehr weiß wie Schnee, schwarz wie Ebenholz und rot wie Blut. Eigentlich muß es ganz weg und die Zwerge auch!

Immer wieder diese wundersame Logik: Irgendwo in der Welt ist von Zwergen die Rede – und ganz woanders fühlt sich ein Kleinwüchsiger beleidigt, als sei eine ihn betreffende Aussage gemacht worden.

(Eine erste Übersicht findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwerg_(Mythologie) – aber das sind natürlich schon ziemlich viele Buchstaben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2022 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48289

Die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wirft dem emeritierten Papst Benedikt XVI. in einem Gutachten zum Umgang mit sexualisiertem Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche Fehlverhalten vor. (...)
Die fünf Gutachter haben seit Anfang 2020 Fälle sexualisierten Missbrauchs durch Kleriker sowie hauptamtliche Bedienstete im Zeitraum 1945 bis 2019 und den Umgang damit im Erzbistum damit untersucht.
(SZ 20.1.22)

Manche scheinen bemerkt zu haben, daß es mit "Gewalt" bei den Priestern nicht so weit her war, und so haben sie die sexualisierte Gewalt mit dem guten alten Mißbrauch gekreuzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2022 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48268

Aus Rücksicht auf zarte Öhrchen müssen Sprache und Literatur gründlich sterilisiert werden. Sonst fallen wohlerzogene Menschen in ihren ideologischen Schnürleibchen in Ohnmacht wie einst die Damen der viktorianischen Gesellschaft.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2022 um 14.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48215

Dem ZDF ist nicht mehr zu helfen.
https://pbs.twimg.com/media/FJJI1-MWYAsFDBT.jpg
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.01.2022 um 22.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48211

ZDFkultur findet das Kinderlied "Die Affen rasen durch den Wald / Wer hat die Kokosnuß geklaut?" rassistisch. Angeblich werden Stereotype gegen BIPoC reproduziert. Ich vermute, daß ZDF-Redaktion den häßlichen Hintergrund dieses Lieds durch Introspektion aufgedeckt hat. (Das I in BIPoC steht eigentlich für amerikanische Ureinwohner, aber das nur nebenbei.)

https://pbs.twimg.com/media/FJEyMwXXoAEPpPk.jpg

Letze Kachel dieser Serie:
https://instagram.com/p/CYrmO_EME_p/?hl=de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48145

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24775

Die Sternsinger sind auch gestern wieder ausgeblieben, wohl nicht nur wegen Corona, sondern auch weil kein Erwachsener mehr Lust hat, sich stundenlang im Hintergrund in die Kälte zu stellen, nur damit am Ende deutschlandweit ein paar Millionen Euro für die Portokasse herauskommen. Die kollateralen Süßigkeiten stehen auch nicht mehr hoch im Kurs, die Kinder sind ja nach Weihnachten ohnehin voll davon, und die Landesarbeitsgemeinschaft der Zahnärzte ist auch dagegen. Auch der soziale Druck (man sieht ja, wessen Kinder es sind, zumal sie sich auch das Schwärzen abgeschminkt haben) wird eher als unangenehm empfunden. Wenn sie wenigstens noch besagtes "Epiphanias" von Goethe, dem Pionier der Unsinnspoesie, aufgesagt hätten!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.12.2021 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48062

Es ging mir erst mal nur darum, die »offizielle« Linie von PETA zu beschreiben, wie sie auf der Website dargelegt wird: tierfeindlich nein, tierfreundlich ja. Man soll zum Beispiel, wie hier schon erwähnt wurde, über einen Ort, an dem etwas Unterhaltsames passiert, sagen dürfen, da wedele der Hund mit dem Schwanz ... pardon: der Rute, und man hätte auch nichts dagegen einzuwenden, wenn es hieße, jemand sei so furchtlos wie eine Kuhmutter. Auch daß etwas weder Fisch noch Fleisch sei, wird für eine brauchbare Redewendung gehalten, vorausgesetzt, sie wird tierfreundlich umgedeutet, nämlich so, daß eine Sache gut sein muß, die weder den Fisch- noch den Fleischverzehr verherrlicht, usw. usf.

Allzu ernst sollte man die ganzen Ausführungen zum Sprachgebrauch sowieso nicht nehmen. Das gilt gerade auch für die vorgeschlagenen Alternativausdrücke. Angeblich wollen die Autoren ja denen helfen, die »das System der Tierausbeutung – auch sprachlich – nicht mehr unterstützen möchte[n]«, aber nicht wissen, wie sie statt dessen formulieren sollen. Bei genauerem Hinsehen aber ähneln einige der linientreuen Redewendungen eher Anleitungen zur kommunikativen Sabotage. Da geht es nicht darum, wie man formulieren kann, ohne sich »schuldig« zu machen, sondern darum, sein Gegenüber zu provozieren und in ein Gespräch über das Thema zu verwickeln – oder besser: es geht darum, Gelegenheiten für Belehrungen zu schaffen. Wenn jemand von »Menschentränen« statt von Krokodilstränen spricht (weil ja die schlechten Menschen verlogen sind, nicht die wunderbaren Krokodile), wird der Gesprächspartner selbstverständlich nachfragen, was damit gemeint sei, und sich so unversehens in einem unerbetenen Vortrag wiederfinden. Und wenn man statt »sich zum Affen machen« sagt »sich zum fleischessenden Umweltschützer machen«, dann dient auch das nur dem Ziel, anderen Menschen Vorhaltungen zu machen. Das Ganze ist nicht nur von der Sache her völlig verfehlt, sondern hat überhaupt nichts Konstruktives. Die Rat-Schläge scheinen mir weniger der Tierliebe als dem Menschenhaß entsprungen zu sein. Ich sehe auch hier eine Parallele zum Gendern, wo ich manchmal den Eindruck habe, daß Männerverachtung das stärkere Motiv ist als Empörung über verbliebene Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48056

Sie haben sehr treffend die endlosen Weiten des noch zu Korrigierenden bezeichnet, von denen die guten Leute noch keine Ahnung haben. Ich meine aber doch, daß schon die bloße Erwähnung von Tieren und deren Arten den Speziesismus-Vorwurf triggert. Darauf deuten die zehn PETA-Beispiele hin, die ja nicht durchweg Tiere in einen negativen Zusammenhang stellen. Die Ursünde liegt schon in der Unterscheidung von Menschen und Tieren. Die Empfindlichkeit, die ich neurotisch nenne, macht sich dann selbständig. Das ist wie bei der Empfindlichkeit der Feministen. Wer hätte gedacht, daß die Lautfolge -er solche Reaktionen auslöst! (Erstsemesterinnen)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.12.2021 um 02.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48054

Nicht die Erwähnung von Tieren al solche soll des Teufels sein, sondern ihre Erwähnung in als für sie ungünstig empfundenen Zusammenhängen. In – teilweise erfundenen – Redewendungen, die von den Tierfreunden als positiv dargestellt werden, soll man sich ja weiterhin auf sie beziehen können. So funktioniert die Sprache natürlich nicht, und man sollte sich in aller Deutlichkeit gegen den Vorwurf verwahren, daß man Gewalt an Tieren verherrliche oder zur »Normalisierung von Formen der Tierquälerei« beitrage, indem man althergebrachte Redeweisen verwendet, mit denen fast niemand heute eine konkrete Vorstellung verbindet. Selbst wenn jemand ganz bewußt in martialischem Tonfall sagen sollte, er habe mit irgendwem noch ein Hühnchen zu rupfen, um zu betonen, wie sehr er auf Rache sinnt, heißt das doch nicht, daß er einverstanden wäre mit Mißständen in der heutigen Hühnerhaltung! Wenn ich sage, daß eine bestimmte Nachricht eingeschlagen hat wie eine Bombe, verherrliche ich damit den Krieg? Wenn ich sage, die Gäste des Hotels X waren bisher immer sehr zufrieden, diskriminiere ich damit Frauen und Nichtbinäre? Nein, natürlich nicht, was für ein unsäglicher Quatsch!

Wenn man das weiterspinnt, ist fast nichts mehr sicher vor dem Zugriff der Sprachreiniger. Als nächstes fordern Frutarier, die sprachliche Diskriminierung von Pflanzen zu beenden. Auf den Index kämen dann unter anderem: Du bist mir vielleicht ein Früchtchen!; Da haben wir den Salat!; Bananenrepublik; Kartoffelnase; wie Kraut und Rüben; Kohl reden; das Übel an der Wurzel packen. Die Liste ließe sich wahrscheinlich endlos fortführen. Wann kehrt endlich wieder ein bißchen Vernunft ein in unser gesellschaftliches Miteinander?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.12.2021 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48033

Das Rührende an den PETA-Sprachreinigern ist, daß sie noch nicht ahnen, welches Faß sie da aufgemacht haben. Mit einem knappen Dutzend Redewendungen, in denen Tierbezeichnungen vorkommen, ist es ja nicht getan. Wir sehen hier den Irrsinn der neurotischen Überempfindlichkeit wie unter dem Vergrößerungsglas.
"Speziesismus" ist dem Rassismus nachgebildet. Die Erwähnung von Tierarten und von Tieren überhaupt ist diskriminierend. "Art" (Spezies) ist wie "Rasse": ein zu vermeidendes menschliches Konstrukt. Man darf seine Kinder zum Fasching nicht als Chinesenmädchen verkleiden; das wäre eine Kränkung der Chinesen (auch wenn die gar nichts davon wissen und es auch nicht weiter schlimm finden würden). So darf man auch ein Mitgeschöpf, das am Ufer des Nils liegt und über den Sinn des Lebens nachdenkt, keinesfalls "Krokodil" nennen. Im Duden wird künftig stehen: „Krokodil“ (abwertend)...
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.12.2021 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48032

Die Redewendung Da steppt der Bär ist bärenverachtend, so PETA. Stattdessen könne man sagen: Da wedelt der Hund mit seiner Rute. Mir kommt die Rute merkwürdig vor, weil man normalerweise sagt: Der Hund wedelt mit dem Schwanz. Aber Schwanz wäre wohl sexistisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2021 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48031

In einem Cartoon ("Am Rande der Gesellschaft") wurde mal ein Metzger gefragt, ob ihm das Töten der Tiere nichts ausmache, wenn die ihn mit ihren treuen Augen ansehen. Antwort: "Nö, die tu ich vorher raus."

Ich weiß nicht, ob PETA das mitgekriegt hat.

Vor die Hunde gehen sollte entweder gestrichen werden oder etwas Herrliches bedeuten. Man geht in Sonntagskleidung und mit demütig gesenktem Blick vor die Hunde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2021 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48030

Vielen Dank für diesen zwerchfellerschütternden Link!

Leider ist es anscheinend ernst gemeint. Man kann aber selbst hier noch etwas lernen. Es geht ja gar nicht mehr um das Tierwohl, sondern um einen Reflex, der schon bei der bloßen Erwähnung von Tieren einsetzt. Das haben die Verirrten mit den Gender-Leuten gemein. Kleine Hoffnung, daß das Ganze an der Lächerlichkeit des Übertreibens scheitert.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 25.12.2021 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48029

Durch Dieter Nuhrs satirischen Jahresrückblick bin ich darauf aufmerksam geworden, daß die Tierschützer von PETA Deutschland eine Reihe von "tierfeindlichen" Redewendungen kritisiert haben, die man durch tierfreundliche Ausdrucksweisen ersetzen solle.

Beispiel: Wenn man sagt, man habe mit jemandem noch ein Hühnchen zu rupfen, drückt das Grausamkeit gegen Hühnchen aus. Stattdessen solle man sagen: mit jemandem eine Rechnung offen haben (klassisch) oder mit jemandem Weinblätter zu rollen haben (vegane Neuformulierung).

https://www.peta.de/themen/speziesismus-sprache/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48007

In Fürth wurde ein Mann zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er an einem AfD-Stand aus Protest gegen diese Partei den Hitler-Gruß gezeigt hatte. Für andere Passanten sei die Intention nicht deutlich genug erkennbar gewesen.

Problematischer Fall. Darf ich ungestraft sagen, daß im Dritten Reich (ist diese Bezeichnung zulässig?) der Gruß "Heil Hitler!" eingeführt wurde, als sogenannter Deutscher Gruß (ist diese Bezeichnung zulässig?)? Oder war es der D-Gruß HH (aber das ist auch schon wieder unzulässig). Wie kann man verurteilen, ohne zu erwähnen, was man verurteilt? Das Erwähnen ist in einem magischen Weltbild gefährlich, denn der Teufel kommt gerennt, wenn man ihn nennt. Und dieses archische Weltbild wird ganz offiziell wiederbelebt und bestärkt durch die Genderpolitik und allgemein durch die Politische Korrektheit, die Waffe der Wichte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2021 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47979

Mario Wandruszka war ein bedeutender Sprachwissenschaftler, dessen Schriften noch heute lesenswert sind – im Gegensatz zu den theoriefreudigen Chomskyanern und Anhängern der "semantischen Dekompositon", die er kritisierte. Er war auch persönlich noch in hohem Alter sehr anregend. Seine antistrukturalistische Skepsis gegenüber "Systemen" habe ich immer geteilt.
Der Wikipedia-Eintrag reduziert ihn beinahe ganz auf sein Gesuch, in die NSDAP aufgenommen zu werden. Das scheint nach einigen Verzögerungen auch geschehen zu sein. Weitere Verbrechen sind nicht bekannt.
Der Eintrag ist eine Schande.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2021 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47971

Auch wenn man die Selbstverpflichtungen deutscher Universitäten liest, z. B hier in Erlangen, hat man den Eindruck, der Hauptzweck solcher Einrichtungen sei nicht Forschung und Lehre, sondern die exemplarische Herstellung von Diversität unter dem Personal. Es sind gewaltige Erziehungsanstalten für Erwachsene. Das ist kein Wunder, denn zu Wort kommen hauptsächlich irgendwelche wissenschaftsfernen "Beauftragten", die man sich leistet. Ob die Eierköpfe ein paar Bosonen oder Etymologien mehr oder weniger entdecken, ist nicht so wichtig.
Die "Charta der Vielfalt" ist ein Manifest der Wissenschaftsfeindlichkeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.12.2021 um 04.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47970

Die Universität in Oxford geht gerade den Bach runter.

https://telegraph.co.uk/news/2021/12/17/fury-oxford-university-plan-hire-academics-based-woke/

(...) ipThe university’s race equality task force has published a series of recommendations aimed at increasing the number of people it hires from ethnic minority backgrounds.

In a consultation document, seen by The Telegraph, the task force said it was “important to embed EDI” - which stands for equality, diversity and inclusion - into “all recruitment”.

They went on to recommend that “good citizenship and/or commitment to EDI work” should be an “essential criteria” for applicants in all reward and recognition processes.

(...)

The document also includes a series of recommendations about how to increase the diversity of its student body.

This includes funding a programme of inclusive teaching, curriculum diversification and decolonising activities” across university departments and faculties.

It also says the university should come up with a strategy on how to raise awareness about and reduce the incidence of “microaggressions”.

This could include “encouraging individuals to educate themselves on the experiences of others and empowering everyone to become active bystanders when they witness harassment or abuse”. (...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47958

People of Color (Anm.: eine Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismus erfahren) (SZ 17.12.21)

Die meisten Menschen, die Rassismus erfahren, dürften sich nicht selbst als „People of Color“ bezeichnen. Die Anmerkung ist hochideologisch, um nicht zu sagen: eine Lüge.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2021 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47919

Es juckt mich, zum Bericht über die Berliner Straßennamen einen Leserbrief an die Zeitung zu schicken und meine Erfahrungen mitzuteilen:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1229#27446
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.12.2021 um 01.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47918

Streit initiieren
https://bz-berlin.de/berlin/berlin-laesst-antisemitismus-in-strassennamen-erforschen
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.12.2021 um 17.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47914

Democrats Push ‘Racial Equity Audits’ To Cement Control of Tech Companies
https://freebeacon.com/democrats/democrats-push-racial-equity-audits-to-cement-control-of-tech-companies/

Kann nicht lange dauern, dann haben wir das bei uns.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2021 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47880

Heutzutage wird allgemein eine Bezeichnung verschiedener Phänotypen des Menschen (im allgemeinen Sprachgebrauch auch „Rassen“) als politisch nicht korrekt abgelehnt. (Wikipedia "Mestize")

Eine interessante Aussage. (Wie „allgemein“ diese Ablehnung ist, wäre auch noch zu fragen, aber das lasse ich hier beiseite.) Es gibt verschiedene Phänotypen des Menschen, man darf sie aber nicht bezeichnen. Auf anderen Gebieten wünscht man sich diese Klarheit auch. Es gibt verschiedene Geschlechter, Fähigkeiten usw., aber sie zu bezeichnen wird allgemein abgelehnt – oder?

Wohin treibt die deutsche Sprache? Werden wir bald Wörterbücher mit geschwärzten Seiten haben? Duden macht den Anfang mit Rotgedrucktem.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.12.2021 um 00.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47863

«... achten Sie bitte beim Lesen auf sich»

https://nzz.ch/feuilleton/triggerwarnungen-und-sensitivity-reading-sind-totengraeber-der-kunst-ld.1657771?reduced=true

«Auf Seite 313 beleidigt Stephen Doyle einen Schwarzen rassistisch.»

«Yousif T. Ahmeds Gedichtband konfrontiert dich mit Fluchterfahrung, (sexueller) Gewalt, Rassismus und den Auswirkungen von psychischen Erkrankungen.»
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.12.2021 um 23.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47862

Leider hinter Paywall: Geschlechtergerechte Kriterien sichern Frieden und Nachhaltigkeit.
https://plus.tagesspiegel.de/meinung/aufbruch-allerorten-mut-zu-feministischer-aussenpolitik-316528.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2021 um 07.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47807

Zu Indianer vermerkt Duden schlicht:

„Substantiv, maskulin
Gebrauch: diskriminierend“

Als Alternative wird angeboten: „First Nations People of America“.

Das ist so undurchdacht wie verlogen.

Drüben im Sebalder Fort gibt es die "Indianerschlucht", die hier jedes Kind kennt, eine etwas wilde Stelle, an der Kinder ohne Gefahr herumtollen können und die auch bei kleinen Ausflügen von Grundschulklassen und Kita-Gruppen gern besucht wird. Bisher hat sich der Eifer der Sprachverbesserer noch nicht daran gerieben. Vielleicht haben sie keine Zeit, ihre Kampfzone zu verlassen und auch mal an die frische Luft zu gehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.11.2021 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47750

Wenn alles Schwarze negativ besetzt ist und/oder rassistisch mißbraucht werden kann, sollte man dann nicht auch Begriffe wie Black Friday und Black Week meiden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2021 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47744

Bei der Lektüre ganz verschiedener Texte habe ich den Eindruck gewonnen, daß bis zum Anfang der 90er Jahre das Wort Neger noch unbefangen gebraucht wurde. Dann verschwand es ziemlich schnell. Der nächste Schritt war, daß man nicht einmal über dieses Wort als solches sprechen konnte, sondern es als "N-Wort" umschreiben mußte. Das geht nun wesentlich über Sprachwandel hinaus ins Irrationale, Magische. Dem Linguisten (auch dem Sprachsoziologen usw.) ist ja an sich nichts fremd, er redet auch über Dinge, die "feucht und schmutzig" sind (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1537 sowie die Einleitung Jacob Grimms zum Wörterbuch).
Alles wohl nicht denkbar ohne das Vorbild USA, wo man uns in jeder Hinsicht immer ein paar Jahre voraus ist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2021 um 12.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47738

Auf BILD-Anfrage bestätigte eine WHO-Sprecherin, dass Ny und Xi aus ganz speziellen Gründen ausgespart wurden. Ny klinge dem englischen Wort „new“ (auf Deutsch: neu) zu ähnlich, Xi sei ein häufiger Nachname. Die WHO sei bemüht, die Beleidigung von „kulturellen, sozialen, nationalen, regionalen, beruflichen oder ethnischen Gruppen“ zu vermeiden.

Ich bleib einfach bei Indien- und Botswanavirus. Da macht man nichts falsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2021 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47713

Der Koalitionsvertrag spricht von Schwarzen Menschen und bekennt sich damit zur Ideologie eines kleinen, aber tatkräftigen Vereins und seiner Anhänger.

Koalitionsverträge sind weniger für die Öffentlichkeit bestimmt, als daß sie die eigene Klientel bedienen. Die besteht naturgemäß aus vielen sehr verschiedenen Grüppchen und Kränzchen, und so finden die 400 (!) Unterhändler im Vertrag der Ampel gar manches, was man nicht zu ernst nehmen darf.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 25.11.2021 um 00.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47697

Yuja Wang ist fantastisch und hätte es eigentlich gar nicht nötig, in diesen badeanzugartigen Fetzen aufzutreten. Für mich wirkt das eher irritierend. Der Eros der klassischen Klaviermusik wirkt für sich und wird durch solches Marketing nicht verstärkt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.11.2021 um 00.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47696

Jetzt hab ich es endlich wiedergefunden ... Eigentlich mag ich Yuja Wang nicht so. Aber vor einem Jahr oder so bin ich hierüber gestolpert:
https://youtube.com/watch?v=tMxmNm2xnTk

Ursprünglich ein Stück für Klavier und Gesang: "Der Kontrabandiste" aus einem Schumann-Liederzyklus, den ich bisher nicht kannte. Von Carl Tausig sehr hübsch für Soloklavier bearbeitet. Den Titel hatte ich schon wieder vergessen und mich hoffnungslos in den Tiefen Youtubes verirrt.

Das Stück liegt Yuja Wang sehr, würde ich sagen.

Der Beitrag weiter unten (Wang/Beethoven) hatte mich inspiriert, es nochmal zu versuchen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.11.2021 um 23.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47676

Das Berliner Staatsballett sagt Nussknacker ab. Angeblich die Rekonstruktion einer Inszenierung/Choreographie von 1892 - aber natürlich voller rassistischer Stereotype. Schwarzgeschminkte, in Trippelschritten tanzende Chinesinnen, ein orientalischer Haremstanz. Intendantin Christiane Theobald:
Mit der aktuellen Diskussion darum, welches Repertoire in postkolonialer Zeit noch vertretbar ist, müssen wir uns fragen, ob Elemente aus der Entstehungszeit schwierig sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen „Nussknacker“ neu kontextualisieren müssen, wir sollten dieses Repertoire neu lesen. Das haben wir auch in unserer Diskursreihe „Ballet for Future? Wir müssen reden!“ thematisiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2021 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47666

Wenn die wenigen Ministerposten nach Proporz (Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, MiHi usw.) besetzt werden sollen, bleibt nicht viel Auswahl.
Der Zustand sei besser als früher, aber unzureichend, sagt die Berliner Integrationsforscherin Naika Foroutan. "Repräsentation ist ein demokratisches Prinzip. Sie gilt nicht nur für verschiedene Regionen, die in Parlamente hineingetragen werden, sondern auch für Geschlecht, Religion oder Migrationshintergrund." (SZ 20.11.21)
Repräsentation ist nicht Repräsentativität. Identitätspolitiker behaupten, nur Angehörige einer Gruppe könnten ihre „biografische Erfahrung einbringen“. Das ist vage genug, hat aber schon das Betroffenheitspathos der Feministinnen salonfähig gemacht.

Es läuft auf eine umfassende Ausschließung hinaus: "Ihr könnt hier nicht mitreden!"

Wir hatten schon viele Variationen: Bücher von Frauen werden meist von Frauen rezensiert. Texte von Schwarzen dürfen nur von Schwarzen übersetzt werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.11.2021 um 16.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47619

JK Rowling will NOT be featured in Harry Potter 20th anniversary special after her controversial tweets about transgender people
https://dailymail.co.uk/news/article-10211245/JK-Rowling-NOT-featured-Harry-Potter-20th-anniversary-special-controversial-tweets.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2021 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47617

Im Wikipedia-Eintrag (und auf der dort abgebildeten Tutzinger Gedenktafel) zu Elly Ney nimmt deren Verhältnis zum Nationalsozialismus einen viel zu breiten Raum ein – verglichen mit Nazijuristen und anderen wirklich schlimmen Fingern. Zu erforschen und zu entschuldigen gibt es im Fall Ney nichts, gerade deshalb wirkt die Anklage allzu billig und die volkspädagogische Gedenktafel unangenehm selbstgerecht. Die Kritiker haben recht: Entweder man ehrt jemanden, oder man läßt es bleiben.

Ich habe Elly Ney übrigens noch selbst erlebt. Sie trat im bodenlangen silbrigen Gewand mit ihrer ebensolchen Haarpracht wirklich hohepriesterlich auf und zelebrierte (ich glaube, Beethoven und Brahms, aber es ist naturgemäß schon sehr lange her). Ich habe auch noch eine alte Platte mit Beethovens op. 111 und Mozarts A-Dur-Sonate. Weil ich von Musik rein gar nichts verstehe, kann ich ja gestehen, daß dieser Beethoven für mich lange der Standard war. Was Ney wohl zu Yuja Wangs spritziger Hammerklaviersonate sagen würde? In die bin ich heute vernarrt, was noch einmal mein naives Verhältnis zur Musik beweist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.11.2021 um 11.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47614

Gebärende und weitere Personen werden wohl noch dazukommen. Die Bezeichnung "Schimpfwörter" war auch nicht ganz korrekt. Es sind Wörter, die Unwohlsein erzeugen. Darum muß man sie tilgen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.11.2021 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47613

Das M-Wort bitte auch nicht vergessen!
Statt M...rübe sagt man jetzt nur noch Karotte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.11.2021 um 08.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47609

Das generische Maskulinum wird ja von allen ständig verwendet, man wächst da einfach hinein, egal was irgendwelche Lehrer*innen sagen. So ist es auch bei Schimpfwörtern. Bislang haben wir nur das N-, das Z- und das I-Wort, alles andere darf wohl noch zitiert werden.

Doe Jungen wachsen mit viel Heuchelei auf, aber ob das der Ausbildung richtiger sprachlicher Intuitionen schadet?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2021 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47608

Es gehört nicht nur Wissen, sondern eine gewisse Reife dazu, Verwenden und Zitieren einer sprachlichen Form zu unterscheiden. Es ist atavistisch, beim bloßen Hören einer Lautform (Neger, Zigeuner) zusammenzuzucken. Noch subtiler ist das generische Maskulinum.

Aber wo soll es herkommen? Schon die Schule "sensibilisiert" die Kinder gegen die Vernunft, und dann übernehmen Politiker und Medien die weitere Verdummung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2021 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47596

Nach der gleichen Logik sind ja Frauen eine Minderheit (= benachteiligt), obwohl sie die Mehrheit sind.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.11.2021 um 19.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47595

Das sowieso nicht. Aber die Kleinschreibung ist nicht zwingend. Die Aktivisten erlauben sowohl Kursiv- als auch Großschreibung, und hier hat sich die Autorin mal bei der einen und mal bei der anderen Möglichkeit bedient.

Mit Hautfarben hat das alles angeblich nur am Rande zu tun. Vielmehr sollen die graphischen Markierungen gesellschaftliche Positionierungen bzw. Rassismus- und Dominanzerfahrungen sichtbar machen (man denke sich die Anführungszeichen jeweils dazu).

Siehe etwa hier: https://www.idaev.de/recherchetools/glossar?tx_dpnglossary_glossary%5B%40widget_0%5D%5Bcharacter%5D=W&cHash=42c48b67c604b79bdb07e081a1b32900
Oder hier (Stichwort »Schwarze Menschen«): https://www.amnesty.de/2017/3/1/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache

Demnach könnte rein theoretisch auch ein schwarzhäutiger Mensch mit Dominanzerfahrung als »weiß« oder »Weiß« und ein weißhäutiger Mensch mit Rassismuserfahrung als »schwarz« oder »Schwarz« bezeichnet werden. Diese beiden Fälle kommen in der woken Denkwelt dann aber doch nicht vor. Dort gibt es nur erblich vorbelastete weiße Dominanzmenschen und schwarze Menschen mit permanenter Rassismuserfahrung. Entsprechend können weiße Menschen gar nicht rassistisch beleidigt werden, weil man die Herrschenden nicht beleidigen kann. Und wenn ein Schwarzer sagt, er habe in seinem Leben nie Rassismus erfahren, wie letztens Roberto Blanco, dann wird er scharf angegangen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. So wird die Menschheit fein säuberlich in weiße Unterdrücker und schwarze Unterdrückte eingeteilt, und aus dieser festgefügten Ordnung gibt es kein Entrinnen. Für mich ist genau das Rassismus in reinster Form. Aber der Begriff ist verbrannt, man kann ihn eigentlich nicht mehr sinnvoll verwenden.

Sehens- und hörenswert: https://www.youtube.com/watch?v=Rgsk5akKSoI
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2021 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47587

In der FAS hält es Verena Lueken für richtig, von weißen und Schwarzen Menschen zu schreiben, womit sie wohl andeuten will, daß letztere nicht schwarz sind, sondern als schwarz diskriminiert werden. Die Großschreibung legt sie jedoch auf eine Ideologie fest, die auch von bestimmten Vereinen und Interessengruppen vertreten wird. Die weißen Menschen verdienen es nicht, groß geschrieben zu werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.11.2021 um 21.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47556

"Femizid", auch so eine neue Sprachregelung und längst im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk angekommen. Wie auch "toxische Männlichkeit".

https://youtube.com/watch?v=fMD5oPqGBm4&feature=emb_title
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.11.2021 um 20.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47539

Ein Glück, daß das hinter Paywall ist:
https://plus.tagesspiegel.de/gesellschaft/maennliche-machtphantasien-warum-die-drei-und-tkkg-nichts-fuer-kinder-sind-43890.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2021 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47432

Zur Buchmesse:

Autorin Jasmina Kuhnke: „Ich möchte nicht, dass Kritiker wie Denis Scheck mein Buch rezensieren“

Tja, leider gottseidank kann man sich bisher nicht aussuchen, von wem man rezensiert wird. Aber wir sind auf dem Wege: Wenigstens beim Übersetzen muß die Hautfarbe stimmen. Das ist Antirassismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2021 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47419

Natürlich kann Bismarck in Bronze oder Stein zum Pilgerziel von Rechtsradikalen werden – das ist bei der heutigen historischen Unbildung sogar unvermeidlich. Das gleiche kann aber, wie wir mit Erstaunen feststellen, auch Erasmus von Rotterdam passieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2021 um 03.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47363

Die neue Bundesregierung bietet den Roten Garden die einmalige Chance, ihren sprachpolizeilichen Wünschen eine gesetzliche Grundlage zu verschaffen. Wer nicht gendert (usw.), verstößt gegen die Gleichstellung aller Identitäten. Dem muß bereits die frühkindliche Erziehung entgegenwirken, denn Verbrechen beginnen im Kopf.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.10.2021 um 21.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47362

Nicht nur der Kanal Auf Klo. Dieses ganze Angebot von funk läuft unter dem Radar der Öffentlichkeit. Allerdings wird dort Nachwuchs herangezogen, insofern ist das nicht irrelevant. Teilweise haben die einfach bestehende Youtuber eingekauft. Aus dem funk-"Datteltäter"-Kanal haben sie auch die Palästinenser-Aktivistin Nemi el Hassan, die Schlagzeilen gemacht hat, als sie zu Quarks & Co. wechselte.

Auch die Deutsche Welle finanziert so einen Youtube-Kanal für Jugendliche (siehe entr.net), derselbe Politaktivismus. Die haben ebenfalls ein Pronomen-Video, inhaltlich eigentlich deckungsgleich mit den Klo-Kacheln. In den Kommentaren viel Kritik, mehrere weisen darauf hin, daß man mit Pronomen der dritten Person niemanden anredet. Und daß die gebräuchlichen Anredepronomen keine Genus-Unterscheidung machen. Keine Reaktion von ENTR, keine Erläuterung, nichts. Ich hab die dann mal gebeten, ein Video zu machen, wie ein Gespräch mit diesen neuartigen Pronomen in der Praxis aussieht. Antwort: "Wir sind nicht die Sendung mit der Maus und dieser Beitrag ist kein Erklärvideo. Hier sprechen Menschen über ihre Erfahrungen und Lebensrealitäten."

Lebensrealitäten. Die wissen überhaupt nicht, wie man ihre Pronomen anwenden soll. Die sind weiter abgehoben von der Realität als Wolfgang Wodarg oder Ken Jebsen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 17.10.2021 um 19.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47360

Der Aberwitz dieses Klo-Kanals ist erschreckend.
Selbst Außerirdische können dabei nur noch die Waffen strecken:
https://assets.amuniversal.com/69789280c0a20139694a005056a9545d
(www.dilbert.com)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.10.2021 um 14.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47359

funk bekommt im Jahr 2021 ein Budget von 44,7 Mio €, abgezweigt von den Rundfunkgebühren. Zielgruppe 14 bis 29. (Quelle: https://funk.net/transparenz) Der zugehörige Kanal "auf klo" (auf dem auch MaiLab großgemacht ... äh ...geworden ist) macht gerade kräftig Propaganda für das nächste Sprach-Update: richtig gendern mit den richtigen Pronomen. Besonders schick sind wohl immer diese "Kacheln", wahrscheinlich weil sie sich gut über soziale Netzwerke verbreiten ("teilen") lassen. Dafür gibt es auch die neuen Instagram-Kanäle (hier instagram.com/aufklo), die aber ohne Anmeldung nicht gut funktionieren. Ich verlinke besser ein paar getwitterte Kacheln:

• Wie frage ich nach Pronomen?
https://pbs.twimg.com/media/FBnLIqMXEAEL9RU.jpg

• Möglichkeiten zur Anrede [!] von trans*, inter* und nicht-binärer Menschen [in Wirklichkeit geht es nicht um Anrede, es sind "Pronomen" der dritten Person]
https://pbs.twimg.com/media/FBcoiXQXsAE1Jr_.jpg

• Alternativen
https://pbs.twimg.com/media/FBcoiXGWYAII4hi.jpg

• Misgendern
https://pbs.twimg.com/media/FBcoiXGXsAEZPqG.jpg
Zitat: Versuche am besten, lange Entschuldigungen zu vermeiden, weil das die Aufmerksamkeit auf dich oder das Thema an sich zieht und das für Betroffene unangenehm sein kann.
Fällt dir auf, dass eine andere Person einen Fehler macht, kannst du sie kurz korrigieren und auf die richtigen Pronomen aufmerksam machen.


Zu was für Gestalten sollen da eigentlich unsere Jugendlichen herangezogen werden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.10.2021 um 11.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47309

Die Neorassisten ("Antirassisten") würde ich auch als Verschwörungsgläubige betrachten. Ebenso die Feministen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2021 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47305

Schon immer haben Herrscher das Andenken der Besiegten getilgt, das war ganz atavistisch eine reine Machtdemonstration. Heute ist sie erstmals moralisch-pädagogisch aufgeladen.
Der geschichtspädagogische Ikonoklasmus bewegt zur Zeit vor allem die USA: stellvertretende Bewältigung und Wiedergutmachung wegen Rasse und Geschlecht. Die Besiegten zum Beispiel im Bürgerkrieg waren zugleich die Bösen; nicht gedacht soll ihrer werden – und auch nicht derjenigen, die ihrer einst gedacht haben. Das muß alles weg.
Manchmal ertappt man sich bei dem Gedanken, daß zumindest einige der Unterlegenen doch vielleicht auch geglaubt haben, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Waren die Konföderierten wirklich nur rassistische Sklavenhalter und sonst nichts?
Eine statistische Auswertung von 50.000 Denkmälern in den USA hat ergeben... Na, man braucht nicht zu erwähnen, was sie ergeben hat: lauter weiße Männer. Die müssen weg.

Die Saubermänner sollten auch bedenken, daß die Zeitläufte auch mal wieder die andere Seite nach oben spülen könnten und daß sie dann selber (oder ihr Nachfahren) dran sind. Kreuze statt Halbmonde, Halbmonde statt Kreuze, Kreuze statt Halbmonde... statt Rutenbündel, Hakenkreuze, Hammer und Sichel, Davidsterne statt...
Die moralische Verurteilung erlaubt es dem Urteilenden ohne jede eigene Anstrengung, sich ganz wunderbar überlegen zu fühlen – das ist für mich immer der Kern. Diese Überlegenheit genießt auch der Verschwörungsgläubige, die gefährlichste Sorte Mensch heutzutage. Alle anderen irren, nur man selbst und die wenigen der gleichen Gemeinde haben den Durchblick. Das hebt ungemein – da kann man sonst noch so mickrig sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.10.2021 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47246

Die Nichtdeklinierung von »trans« scheint in der Szene üblich zu sein. Der Duden findet’s okay. Dort wird das als indeklinabel geführte Adjektiv als Kurzform von »transgender« bezeichnet, und unter dem Stichwort »transgender« findet man die Beispiele: ich bin, lebe transgender; sich als transgender bezeichnen, definieren; transgender Personen, Lebensweisen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47245

Das Formular gibt es wohl tatsächlich, aber man muß erst Personendaten eingeben, um auf die abgebildete Unterseite zu kommen. Ich hoffe, daß sich nichts Schlimmes hinter dem Drop-down-Menü »Rassen« findet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 10.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47244

Hundesteueranmeldung
https://pbs.twimg.com/media/FAnyn0VX0AE6Xzu?format=jpg&name=large
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 10.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47242

FAZ schreibt "trans Abgeordnete":
https://pbs.twimg.com/media/FAhnywTXoAQZ16m?format=jpg&name=small

Wieder mal Einfluß des Englischen?

Sebastian Wessels (Twitter: @_homoduplex) schreibt:
Wie willenlos muss man als Journalist eigentlich sein, um diesen seltsamen adjektivischen Gebrauch von "trans" mitzumachen, als wäre der in irgendeiner Form plausibel? Sind das dieselben, die stundenlang das Geräusch von qietschender Kreide an der Tafel genießen können? Fragen!
"Sie ist trans" ist ja okay, etwa so wie "sie ist reich".
Aber "eine trans Frau" klingt wie "eine reich Abgeordnete".
Wenn schon, müsste es "eine transe Abgeordnete" heißen.
Dass euch das zu sehr nach "Transe" klingt, ist kein Grund, die Grammatik zu verbiegen.Die Antwort ist natürlich, dass sie gerade nicht willenlos sind (bzw. nur in Bezug auf die Sprache), sondern damit ihren Glauben und ihre Linientreue unter Beweis stellen, was für sie ja das Allerwichtigste ist.


https://twitter.com/_homoduplex/status/1443517804351791111
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2021 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47176

Daß Sprachregelungen, wenn sie ein Problem schon nicht lösen, doch wenigstens das Bewußtsein dafür schärfen, läßt sich weder beweisen noch widerlegen. Es wird also weiterhin behauptet werden. Im Zweifel für die Anklage – das ist die Maxime, die alle Debatten bestimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2021 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47168

Es wird auch hier darauf hinauslaufen, gewisse Wörter zu vermeiden, die Sache aber nicht, weil das gar nicht möglich ist. Der gutgemeinte Vorschlag, jedes Individuum genetisch zu untersuchen und nicht die verpönten Gruppen, wird eine sehr aufwendige Forschung anregen, an deren Ende die Statistik für jeden, der sich nicht blind stellt, genau die rassischen Unterschiede zutage fördern wird, die man leugnen wollte. Jeder weiß, daß es so ist, aber allzu viele tun krampfhaft so, als wüßten sie es nicht. Beim Gendern ist es genau so. ("So macht Gewissen Feige aus uns allen.") Zu befürchten ist, daß die allgemeine Heuchelei unserer hochmoralischen Zeit Gegenkräfte weckt, die irgendwann explodieren könnten und dann mehr wegfegen, als uns lieb ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.09.2021 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47167

Die Süddeutsche Zeitung nannte ihren gestrigen Artikel (S. 14) dazu bezeichnenderweise "Auf ganz dünnem Eis". Außer, wenn es konkret um das Tabuwort geht, werden Rassen darin immer wieder als (ethnische) Gruppen umschrieben.
Früher sagte man dazu, Namen sind Schall und Rauch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2021 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47163

In der angelsächsischen Welt diskutieren Mediziner und Biologen die Beibehaltung bzw. Wiedereinführung des Begriffs Rasse – oder vielmehr des Wortes, denn der Sache nach ist der Begriff nie verschwunden, weil er unmittelbare biologische und medizinische Relevanz hat. Es gibt eine Reihe Krankheiten, für die entlang rassischer Zugehörigkeit eine besondere Wahrscheinlichkeit und Gefährdung besteht. Das war schon lange bekannt, wurde aber in der Standardisierung der auf weiße Europäer und Amerikaner bezogenen Forschung vernachlässigt - zum Nachteil der Betroffenen. (New England Journal of Medicine) (Vgl. Einträge zu WEIRD.)
Natürlich genügt es nicht, etwa die Selbst- und Fremddefinition „schwarzer“ Amerikaner eins zu eins zu übernehmen. Dort ist man schwarz, wenn man einen Tropfen „schwarzes Blut“ in sich hat. Es wird auf Obama verwiesen, der eine weiße Mutter hat, also nur halb schwarz ist. Fazit: Man muß vom gesellschaftlichen Rassebegriff („soziales Konstrukt“) wegkommen, dann ist gegen den rein biologischen Rassebegriff nichts einzuwenden; er ist sogar unentbehrlich. Das Argument der unscharfen Grenzen ist nichtig und wird bei anderen Klassifikationen auch nicht ernst genommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2021 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47114

Im (schülerhaften) Abschnitt „Sprache“ schreibt Wikipedia über „Max und Moritz“:

Wilhelm Busch verwendet bewusst grammatische Unrichtigkeiten, um seine Verse lebendig zu machen:
„Nase, Hand, Gesicht und Ohren
Sind so schwarz als wie die Mohren.“
Eine ähnliche Funktion hat es, wenn Wilhelm Busch plötzlich direkte Rede einfügt.[28]
„Selbst der gute Onkel Fritze
Sprach: Das kommt von dumme Witze!“

Das sind keine grammatischen Unrichtigkeiten, sondern umgangssprachliche und mundartliche Formen.

Wikipedia ihrerseits schreibt:

Eine Rezeption über die Angemessenheit der dargestellten Todesstrafe fand erst spät statt.
(über“?)

Es folgt eine geniale Analyse Hilmar Klutes aus der SZ:

„Und keiner von den ehrbaren Bürgern, nicht die Witwe, nicht der Lehrer, der Schneider nicht und schon gar nicht der Bäcker und der Müller – niemand spricht ein Wort des Bedauerns über den Tod der zwei Kinder Max und Moritz. Onkel Fritze, dem sie Käfer ins Bett gestreut hatten, sagt allen Ernstes: Das kommt von dumme Witze. Wirklich? Auf Kinderscherze steht die Todesstrafe? Ein freudiges Gebrumm, heißt es, geht im Dorf herum. Die Menschheit ist böse, hart und unversöhnlich. So lautet die Botschaft des Herzenshumoristen der Deutschen.“

Ja, Herr Klute, so ist das, auch in Märchen übrigens, wo die Hinrichtung, oft eine besonders grausame, die Standardstrafe für alles ist. Man kann eigentlich gar nichts mehr lesen oder gar den Kindern vorlesen. Klutes eigene Beiträge sind ja auch keine Lösung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47113

Alles richtig und doch falsch: Das war schon immer so. Der bewundernswerte Scharfsinn der Juristen führt oft auf Abwege. Darum sind Gerichtsentscheidungen ja so unberechenbar.

(Mein Paradebeispiel aus neuerer Zeit ist Kirchhofs rabulistische Begründung der Rechtmäßigkeit der "Haushaltsabgabe" für den Rundfunk.)

"Furchtbare Juristen" ist ein Pleonasmus. (Ist das nun strafbar? Habe ich alle Juristen mit Nazi-Schreibtischtätern gleichgesetzt? Gott steh mir bei!)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.09.2021 um 02.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47111

Sehr gut gesagt. Das paßt noch zu vielen Urteilen und Vorfällen. So durfte Renate Künast gerichtlich sanktioniert "ein Stück Scheiße" und Alice Weidel "Nazi-Schlampe" genannt werden. Die Polizei filmt nur, aber darf nicht eingreifen, wenn ein irrer Mob von Hamburger Hochhäusern aus die Stadt mit Brandsätzen bombardiert. Hier geht schon lange einiges den Bach runter.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.09.2021 um 23.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47110

Ist es nicht merkwürdig, daß in ein und demselben Land Schilder mit der Aufschrift »Mohrenstraße« abgehängt werden müssen, Wahlplakate, auf denen dazu aufgerufen wird, den politischen Gegner zu »hängen«, aber nicht? Irgendwie geht im Moment ziemlich viel durcheinander in Deutschland.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.09.2021 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47109

Mir fällt bei Mohr immer Max und Moritz ein:

Nase, Hand, Gesicht und Ohren
Sind so schwarz als wie die Mohren

(Vierter Streich)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2021 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47108

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45640

Es gibt aber viele, die den "Struwwelpeter" gar nicht mehr im Kinderzimmer dulden wollen – zweifellos in Erinnerung daran, was er ihnen selbst angetan hat, der böse Dr. Hoffmann.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.09.2021 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47107

Zu "Mohr" fällt mir immer sofort der "Struwwelpeter" ein.: "Es ging spazieren vor dem Tor ein kohlpechrabenschwarzer Mohr." Ist der schon umgeschrieben worden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2021 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47101

Wenn sich einmal die Meinung verbreitet hat, Mohr sei ein schlimmes Wort, das auch dann nicht gesprochen oder geschrieben werden darf, wenn niemand in Sicht ist, auf den es angewendet ist, dann ist es eben ein schlimmes Wort und wird getilgt, sei es aus Straßennamen oder aus der Bezeichnung einer Kleinplastik in einem Dresdner Museum. Zu letzterem Fall bringt die SZ (15.9.21) einen verschwiemelten Kommentar.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.09.2021 um 20.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47098

Ein paar Beispiele der in Dresden umbenannten Gemälde:
https://twitter.com/jochen_berlin/status/1437772056679129089
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2021 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47072

Das Verbrennen von Büchern ist bei uns aus den bekannten Gründen noch tabu, es gibt aber andere Arten der Eliminierung. Ich habe nur die Büchervernichtung wg. Rechtschreibreform dokumentiert, bin dabei aber nebenbei auch auf dieses andere Motiv gestoßen.

Zur Bilderstürmerei und Damnatio memoriae fällt mir noch ein: Sollte man nicht allmählich die Erinnerung an das Feudalwesen tilgen, das ganz und gar nicht unseren Werten entspricht? Abgesehen von den Schandtaten einzelner (Karl der Sachsenschlächter usw.) – was sollen wir mit all den Königen, Herzögen, Grafen anfangen, die ohne demokratische Legitimation geherrscht haben? Daß Neuschwanstein heute mehr Geld einbringt, als es seinerzeit kostete, ist doch kein Grund, die Narretei stehen zu lassen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.09.2021 um 04.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47070

Bücherverbrennung in Ontario, insbesondere Kinderbücher, die Stereotype über Ureinwohner enthalten. Auf der Asche werden Bäume gepflanzt.
https://ici.radio-canada.ca/nouvelle/1817537/livres-autochtones-bibliotheques-ecoles-tintin-asterix-ontario-canada
Mal sehen, wann es bei uns losgeht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.09.2021 um 03.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47068

Noch mehr von funk:
https://twitter.com/JSevincBasad/status/1436346990821093376
BPB = Bundesamt für politische Bildung
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.09.2021 um 02.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47067

funk (ARD, ZDF) erklärt:
Sprachgeschichtlich leitet sich das Wort "stumm" von "dumm" ab. Damit geht das uralte Vorurteil einher, Gehörlose seien unfähig zu lernen.
https://instagram.com/p/CTr1CUeKM9o

Laut Wiktionary bedeutete stumm ursprünglich gehemmt (Verweis auf https://de.wiktionary.org/wiki/besser_stumm_als_dumm).
Taub hatte die Bedeutung von dumm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2021 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47058

Der vollkommen inkorrekte "Schlawiner" scheint den Sprachwächtern bisher entgangen zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2021 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46983

In Wien gibt es eine kleine Ausstellung von Stücken aus der Sammlung von Felix und Emma Luschan (Original: „Emma und Felix von Luschan“). Der Bericht der SZ darüber ist anerkennend, aber auf eine vage Art auch „kritisch“ und schließt mit dem bedeutungsschwangeren Satz „Unschuldig ist keines dieser Fotos hier.“ Die Fotografin Emma von Luschan wird zwischendurch „willige Gehilfin der Körper-Vermessung“ genannt, was angesichts der naheliegenden Assoziation an Rufmord grenzt. Luschan (der in Hollabrunn und nicht in "Hollerbrunn" geboren wurde) ist durch seine scharf antirassistische Position bemerkenswert. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_von_Luschan
(Mir ist der große Luschan seit meiner Jugend vertraut, weil ich mir als Schüler in einem Kasseler Antiquariat die grandiose sechsbändige Ullstein-Weltgeschichte [Pflugk-Hartung] kaufte, in deren erstem Band Luschan das anthropologische Kapitel verfaßt hatte.)
Die Benin-Bronzen wurden, wie auch in der SZ korrekt wiedergegeben, von Deutschland nicht in Afrika erbeutet, sondern in England ersteigert. Trotzdem wird wie auch in anderen Medien unterschwellig eine Mitschuld der Deutschen suggeriert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2021 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46978

Das Duzen interessiert mich. Wer duzt eigentlich wen? Der gesellschaftliche Wandel war hier so schnell, daß eine große Unsicherheit herrscht.

Junge Leute duzen einander, wobei "jung" nach oben offen ist.

In bestimmten Kommunikationsräumen (auf den Bergen, im Fitneß-Studio, in manchen Kursen usw.) duzen Erwachsene einander (sozusagen in einer Schicksalsgemeinschaft).

Genossen duzen sich.

Man kann sich aussuchen, was auf die Ministeriumsmitarbeiter zutrifft.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2021 um 15.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46976

Eigentlich wäre es lehrreich, diese ganze Entwicklung hin zu einer Propaganda-Sprache näher zu untersuchen. "Work-Family-Balance", das gilt wohl nur für Männer, sonst heißt es doch "Work-Life-Balance". Warum duzt das Auswärtige Amt seine Mitarbeiter? Man will die Menschen offenbar persönlich treffen; Übergriffigkeit auf allen Ebenen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2021 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46975

Man wundert sich immer wieder, wie anspruchslos Behörden usw. werden, wenn sie das Gendern propagieren und auf angeblich hilfreiche Websites und andere Ratgeber verweisen. Das intellektuelle Niveau sinkt dann gleich um mehrere Größenordnungen. Es ist, als wenn die Chemie für praktische Zwecke auf die vier "Elemente" Feuer, Wasser, Luft, Erde oder die Medizin auf die Säftelehre zurückgriffe. Das geschieht ja auch, aber nur in abseitigen Nischen.

Haben Leute, die "geschicktgendern.de" empfehlen, sich diesen Stuß überhaupt mal mit eigenen Augen angesehen, oder sind sie einfach froh, daß es so etwas gibt, und empfehlen es unbesehen? Es ist mir ein Rätsel.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 27.08.2021 um 13.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46973

Mir ist die Erwähnung von "tendenziösen Meinungsumfragen" im Stefanowitsch-Interview ebenfalls aufgefallen. Seltsam, denn eigentlich hat er recht, aber es ist genau anders herum, als er es suggerieren möchte: In den meisten Umfragen werden die manipulativen Wortschöpfungen der Gender-Befürworter unkritisch übernommen und von "gerechter" und "sensibler" Sprache geredet. Ebenfalls tendenziös ist oft die Formulierung der Antwortkategorien z.B. mit der Vorgabe "nicht wichtig" als stärkste Ablehnungsmöglichkeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2021 um 12.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46972

Nochmal zu Stefanowitsch:
Er kritisiert "tendenziöse" Meinungsumfragen zur Gendersprache. Bezeichnenderweise erwähnt er nicht das täglich Brot der Sprachwissenschaft: die Untersuchung am Textkorpus. Es gibt im Zeitalter von Youtube und sozialen Medien haufenweise alltagssprachliche Texte, gerade auch junger Leute. Das ist eine viel bessere Grundlage als jede Umfrage. Warum nutzt man es nicht? Weil das Ergebnis noch viel eindeutiger wäre?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2021 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46971

Das Gleichstellungsbüro des Auswärtigen Amts macht gerade eine Kampagne, über die bislang nur Bild und Tichys Einblick berichten: https://zeichensetzen.jetzt

Wie üblich werden Männer und Frauen als Gegner in einem unfairen Spiel dargestellt, dafür bietet man DIN-A3-Poster zum Download an. ("Print it, read it, spread it.")
https://zeichensetzen.jetzt/maenner-und-gleichstellung

Männer sollen ihr Verhalten ändern: https://zeichensetzen.jetzt/wp-content/uploads/2021/08/AA_06_Poster_DE.pdf
Gleichberechtigung ist eine eine Gemeinschaftsaufgabe. Um euch zu zeigen, was man(n) konkret tun kann, haben wir acht Schritte zusammengefasst.
1) Reflektiert und hinterfragt Rollenbilder
Macht euch eure unbewussten Vorurteile bewusst
2) Lasst Emotionen zu
Traut euch, Gefühle zu zeigen und zu verbalisieren
3) Achtet auf die faire Verteilung von Aufgaben
Übernehmt Verantwortung in der Care-Arbeit
4) Seid fortschrittliche Väter
Entwickelt eine gesunde Work-Family-Balance
5) Benutzt eine geschlechtergerechte Sprache
Erhöht die Sichtbarkeit von Frauen und nicht-binären Personen
6) Setzt euch im Arbeitskontext für mehr Fairness ein
Helft mit, patriarchale Strukturen am Arbeitsplatz zu überwinden
7) Positioniert euch klar gegen Sexismus
Hinterfragt euer Verhalten und handelt, wenn ihr Sexismus oder sexuelle Belästigung beobachtet
8) Kämpft gemeinsam für Geschlechtergerechtigkeit
Macht auf Ungleichheiten aufmerksam und bekämpft sie


Frauen seien gegenüber Männern "strukturell" benachteiligt, was hier anhand ihrer statistisch unterschiedlichen Lebenswege dargestellt wird:
https://zeichensetzen.jetzt/wp-content/uploads/2021/04/210407_poster_strukturelle_benachteiligung_A3-1-1.pdf

Natürlich das obligatorische Stefanowitsch-Interview:
https://zeichensetzen.jetzt/gendergerechte-%E2%80%A8sprache

Ein paar Auszüge:

Ob es eine gesellschaftliche Mehrheit für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch gibt, sei dahingestellt. Die existierenden Meinungsumfragen sind häufig ungenau oder sogar tendenziös formuliert und deshalb wenig ergiebig. Es ist aber auch egal, denn über Fragen der Gerechtigkeit stimmt nicht die Mehrheit ab.

Die Bestimmung dessen, was als gerecht gilt, wäre – wie andere moralische Normen – eine typische Gruppenleistung. (Ich übernehme mal einen Begriff aus Ickler, Die Disziplinierung der Sprache, auch wenn es hier vielleicht nicht ganz passt.) Leider erläutert Stefanowitsch nicht, wie er sich das vorstellt. Würde er eine Ethikkommission einsetzen?

Gendern Sie auch beim Sprechen?

Ja, die gesprochene Genderlücke finde ich sehr elegant – es gibt sie schon seit den 1980er Jahren als Aussprache des Binnen-I, sie vereinheitlicht also all die unterschiedlichen orthografischen Formen unter einem lautlichen Dach. Ich verwende allerdings auch oft das generische Femininum, einfach, weil der überwältigende Teil meiner Studierenden weiblich ist.


Das sagt einiges über seine Geisteshaltung. Unmittelbar vorher meinte er zu Christine Lambrechts umstrittenen Gesetzentwurf im generischen Femininum:

Dass die Männer sich über den Entwurf so aufgeregt haben, ist ja eigentlich richtig – sie haben ein Recht auf sprachliche Sichtbarkeit. Leider haben die meisten von Ihnen den Umkehrschluss nicht hinbekommen – dass das auch für Frauen und nicht-binäre Personen gilt und die vielen hundert Gesetzestexte im generischen Maskulinum genauso empörend sind. Es tut halt weh, auf lieb gewordene und lange als selbstverständlich hingenommene Privilegien zu verzichten oder auch nur darauf hingewiesen zu werden – da kann man (bzw. Mann) schon mal wütend werden. Aber da muss man durch …

Stefanowitsch ist durchaus offen für Zwang:

Ziehen Sie Studierenden, wenn diese in ihren schriftlichen Arbeiten nicht gendern, Notenpunkte ab?

Nein, an meiner Universität gibt es – wie an den meisten Universitäten – keine solche Regelung, und ich habe ohnehin Besseres zu tun, als die konservative Fiktion einer Sprachpolizei nachzuspielen. Ich erkläre den Studierenden, wenn sie es nicht ohnehin schon wissen, wo die Probleme des generischen Maskulinums liegen und überlasse den Rest ihrem Gewissen. Angemessen fände ich einen solchen Punktabzug aber dort, wo das Gendern selbst Lerninhalt ist oder in Fächern, in denen ein inklusives Menschenbild Grundvoraussetzung ist (etwa in bestimmten Bereichen der Pädagogik). Auch hier sollten aber keine bestimmten Formen vorgeschrieben werden, solange sich kein Standard herausgebildet hat.

Sollte der öffentliche Dienst auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten und diskriminierungsfreien Sprache eine Vorbildrolle übernehmen?

Er ist ja dem Grundgesetz verpflichtet und darf niemanden aufgrund des Geschlechts diskriminieren, und das Verfassungsgericht hat mit dem Beschluss zum dritten Geschlechtseintrag klar gemacht, dass das Diskriminierungsverbot eben nicht nur für Männer und Frauen gilt. Dass dasselbe Verfassungsgericht (noch) nicht versteht, dass das Maskulinum nicht geschlechtsneutral ist, ist bedauerlich, aber es bietet dem öffentlichen Dienst die Gelegenheit, klüger und inklusiver zu sein als das oberste deutsche Gericht. Eine einmalige Chance, die aktiv genutzt werden sollte!


Laut Bild empfiehlt die Gleichstellungsbeauftragte des Auswärtigen Amts die Seite geschicktgendern.de – die Seite hatten wir ja schon. Dort kann man zum Beispiel lesen, daß man statt "Ritter" lieber "Mensch in Rüstung" schreiben soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2021 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46970

Zum Gesinnungsterror linker Identitärer an der HU:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article233379817/HU-Berlin-Antidiskriminierungsstelle-bat-weisse-Menschen-sich-nicht-zu-bewerben.html

Das ist nichts Neues. Vor 50 Jahren überwies der Marburger AstA die Zwangsbeiträge der Studenten an die Vietkong.

Die verschwiegenere Herrschaft der Gleichstellungsbeauftragten an den Universitäten ist auch nicht viel anders.

An der HU haben sich rund 2 Prozent der Studenten an der Wahl ihrer vermeintlichen Vertreter beteiligt, auch das ist nicht neu. Aber zahlen müssen alle.

Ich bin seit jener Erfahrung für die Abschaffung der "verfaßten Studentenschaft" (inzwischen "Studierendenschaft"), wie sie sich beschönigend nennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2021 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46965

Auch bei "antisemitisch" haben wir diese Ausweitung erlebt: Wenn etwas "strukturell" dem Antisemitismus ähnelt, ist es Antisemitismus. Von Juden muß weit und breit nicht die Rede sein. Oder so: Antisemitismus ist ein Vorurteil, folglich sind alle Vorurteile antisemitisch.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 26.08.2021 um 12.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46964

Bei "Anfeindung wegen Gehbehinderung" kommt mir dieser alte Witz in Erinnerung:
"Die Petra ist ja eigentlich ein echt steiler Zahn. Wenn sie nur nicht den Gehfehler hätte."
"Gehfehler?"
"Ja, sie geht mit dem Falschen."

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.08.2021 um 11.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46963

Solche Begriffe haben keinerlei Bedeutung mehr und dienen ausschließlich der Diskreditierung. Kürzlich bin ich in der Wikipedia auf eine Rassismus-"Definition" gestoßen:

Memmi hat sich als Soziologe mit dem Thema Rassismus auch wissenschaftlich beschäftigt und eine Definition gegeben, die von wichtigen Nachschlagewerken wie der „Encyclopædia Universalis“ übernommen worden ist. Zitat:

„Rassismus erfüllt eine bestimmte Funktion. (…) Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der eine Aggression gerechtfertigt werden soll.“

Sie ist in der inzwischen leicht modifizierten Fassung vielfach verbreitet, wird aber auch alternativ diskutiert:

„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Memmi

Das Wort "biologisch" aus der Phrase Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede rausgestrichen. Demnach wäre es Rassismus, jemanden wegen seiner Lieblingsfarbe oder seiner Gehbehinderung anzufeinden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.08.2021 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46961

Alles schön und gut, aber hier paßt ja gar nichts zusammen. Baerbock hat bei mehreren Gelegenheiten ihr Muttersein selbst ins Spiel gebracht, und zwar nicht irgendwie verdruckst, sondern ziemlich offensiv. So hat sie schon mehrmals zu Protokoll gegeben, daß sie als Spitzenpolitikerin nicht aufhören werde, Mutter zu sein. Auch in dem Gespräch mit Tina Hassel stellte sie ungefragt fest, daß sie »als Frau, als Mutter, die mitten im Leben steht«, wisse, wo die Leute der Schuh drücke. Sie versucht also ganz offensichtlich, sowohl ihr Geschlecht als auch ihre Eigenschaft als Mutter von einem (tatsächlichen oder eingebildeten) Malus in einen Bonus zu verwandeln. Daran stört sich niemand. Aber wenn diese Mutter dann gefragt wird, was sie ihren Kindern später einmal sagen wird, wenn sie heute als Politikerin versagt, dann soll das »sexistisch« sein und alle fangen an zu heulen! Waren also Baerbocks Äußerungen selbst vielleicht auch sexistisch? Wenn das Wort noch irgendeinen Sinn haben soll, kann man es so nicht verwenden, ob man nun aus der egalitären oder der identitären Ecke kommt. Die Bedeutung von Wörtern wie »rassistisch« und »sexistisch« wird schleichend immer weiter gedehnt. »Rassistisch« kann man heute in vielen Fällen schlicht durch »diskriminierend« ersetzen, und eine Frage oder Bemerkung wird schnell als »sexistisch« gebrandmarkt, wenn sie für die Adressatin (meist geht es ja um Frauen) einfach nur unangenehm ist. So werden die Begriffe letztlich unbrauchbar, eine Diskussion ist irgendwann nicht mehr möglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46946

Es ist sexistisch, das Geschlecht einer Person zu erwähnen, und es ist sexistisch, das Geschlecht einer Person nicht zu erwähnen – je nachdem, ob man zum egalitären oder zum identitären Flügel der politisch Korrekten gehört.

Auf diesem Widerspruch ruht ja unsere Hoffnung, daß das Ganze sich totläuft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.08.2021 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46945

Die Frage ist nicht besonders originell. Politiker beiderlei Geschlechts werden in Interviews häufiger gefragt, wie sie ihren Kindern denn in Zukunft dieses oder jenes erklären wollen, wenn sie jetzt versagen usw. Das ist Teil der krampfhaften Bemühungen, das Gespräch auf die persönliche Ebene »herunterzubrechen«. Das kann man albern und unnötig finden, aber was an der Frage soll bitte sexistisch sein? Wird eine Frau als Frau herabgesetzt, wenn die Tatsache, daß sie neben vielem anderen auch Mutter ist, nicht konsequent ausgeblendet wird? Außerdem ging es hier ja gerade nicht um das leidige Thema »Rabenmutter«, zu dem sich Frau Baerbock schon öfter differenziert geäußert hat, sondern um die Verantwortung heute handelnder Politiker für die junge Generation, die die Grünen selbst gern im Munde führen, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht.

Ich habe den Eindruck, daß ein normales Gespräch über solche Fragen überhaupt nicht mehr möglich ist. Sobald ein bestimmtes Signalwort auch nur ausgesprochen wird, sieht »das Netz« rot, und es wird sofort eine Entschuldigung oder komplizierte Richtigstellung fällig. Manche bringen das Wort »Mutter« (aber auch »Vater«) gar nicht mehr über die Lippen und sprechen mittlerweile in Sätzen von »Elternteil«, wo dieses bürokratische Wortgebilde nichts zu suchen hat. Neulich erst gehört: »Das bricht einem als Elternteil das Herz.« So wird die Sprache immer farbloser, aber die Welt nicht besser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46939

Auch ich hatte Schwierigkeiten, die gedrechselte Frage und das Drumherum zu verstehen. "Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben..."

Warum leisten wir uns diesen öffentlich-rechtlichen Luxus?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.08.2021 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46937

Tina Hassel von der ARD hat sich den unentschuldbaren Fauxpas geleistet, Annalena Baerbock im Sommerinterview zu fragen: »Wie würden Sie Ihren Kindern erklären, wenn durch die vermeidbaren Fehler ihrer Mutter vielleicht die Grünen die Chance verspielt hätten, diese entscheidenden Weichen in der Regierung mit zu stellen.« Jetzt bittet sie »aufrichtig um Entschuldigung« für diese Frage bei all jenen, die sie als »unangemessen oder gar sexistisch« aufgefasst haben. Baerbock
habe ihre Kinder selbst mehrfach thematisiert. Sie, Tina Hassel, sei auch Mutter und bedaure deshalb sehr, daß »dieser Eindruck« entstanden sei.

Tut mir leid, aber hier komme ich nicht mehr mit. Sind wir im Kindergarten oder im Irrenhaus?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.08.2021 um 14.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46900

Schon tragisch, daß zwei unschuldige (S)tiere einen barbarischen Akt gegen Frauen und Migranten mit dem Leben bezahlen mußten. Hätten sie »Machista« und »Viejo Hombre Blanco« geheißen, wären sie zwar auch abgeschlachtet worden, sie hätten der Bürgermeisterin aber immerhin keinen Vorwand geliefert, endlich der ganzen ungeliebten Veranstaltung den Todesstoß zu versetzen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.08.2021 um 12.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46899

Weil bei einem Stierkampf in Gijón zwei Stiere mit den Namen »Feminist« und »Nigerianer« getötet wurden, sieht die Bürgermeisterin »mehrere Grenzen überschritten« – und hat das Ende der traditionsreichen »Corridas« in der Stadt bekannt gegeben. Die Veranstaltung sei für »ideologische« Ziele benutzt worden und habe gegen die Menschenrechte verstoßen, sagte Ana González Rodríguez laut einer Mitteilung ihrer Partei PSOE. [...] Damit sei Frauen- und Ausländerfeindlichkeit geäußert worden.
https://spiegel.de/panorama/gijon-tiere-namens-feminist-und-nigerianer-getoetet-stierkaempfe-sollen-verboten-werden-a-5ed480f9-cca0-43a2-be77-d7b417d30bf3
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 13.08.2021 um 05.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46818

Details im Artikel über den Vorfall in England ließen in mir keinen Zweifel, daß es sich um ein Verbrechen handeln mußte. Leider läßt sich das nicht mehr nachvollziehen, da der Text mittlerweile erheblich geändert und erweitert wurde.

"Mutmaßlich" ist für meine Begriffe dann angebracht, wenn eine konkrete Person vor Vorverurteilung geschützt werden soll. Oder auch wenn der Ablauf eines Ereignisses signifikant im Dunkeln liegt und ein noch nicht ermittelter Verdächtiger durch eine Vorfestlegung einen Nachteil bekommen könnte.

Es wird aber meiner Beobachtung nach oft reflexhaft an allen möglichen Stellen eingebaut, um bloß nicht die Bestimmungen des Pressekodexes zu verletzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2021 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46815

Es könnte ein Unfall gewesen sein. Mich stört wieder eher der Anglizismus. Es sollte auf deutsch heißen: "ums Leben gekommen". Bei "getötet werden" ist ein menschlicher Akteur präsupponiert. Das haben wir unter "Passiv" schon erörtert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.08.2021 um 00.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46814

Ich bin zwar kein Jurist, vermute aber, daß "Gewalttat" sowieso gar kein juristischer Begriff ist. Damit kann man alles mögliche meinen. Das heißt es besteht auch gar keine Notwendigkeit, diesen Begriff irgendwie, z. B. mit "mutmaßlich", zu relativieren.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 12.08.2021 um 23.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46812

Spiegel online: "Bei einer mutmaßlichen Gewalttat in Südengland sind mehrere Menschen getötet worden."
Mutmaßliche Gewalttat? Es kann also nicht ganz ausgeschlossen werden, daß die Menschen einer Krankheit erlegen oder auch sanft eingeschlafen sind?

Das reflexhafte Zufügen von "mutmaßlich" führt immer öfter zu solch absurden Sätzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46801

In humoristischen Sammlungen und auch in Sprechübungen stand früher die Geschichte von der Hottentottenstottertrottelmutter. Es gibt verschiedene Versionen. Der Verfasser scheint unbekannt zu sein, sonst würde er heute postum gemaßregelt.

Die Ornithologen scheinen tatsächlich eine Meise zu haben. Die jetzt geänderten Vogelnamen enthielten natürlich kein "rassistisches Gedankengut". Welches niedrige Motiv sollten ihre Vorgänger gehabt haben, einen Wasservogel "Hottentottenente" zu nennen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 03.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46795

Im verlinkten Bericht über die hysterische Ornithologengesellschaft liest man auch:

Niemann war von 1968 bis 1973 Präsident der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft – trotz SS-Vergangenheit und Stationierung im Konzentrationslager Auschwitz. Eben jenes KZ baute kürzlich ein Hamburger Teenager aus Lego nach, weshalb er nun Konsequenzen seitens des Verfassungsschutzs zu fürchten hat.

Bald werden auch Fotos von KZs sowie natürlich von Nazis nicht mehr gezeigt werden dürfen, auch nicht in historischen und pädagogischen Kontexten. Das entspricht der Logik, verpönte Wörter nicht einmal dann mehr zu zitieren, wenn man sie verurteilen will.

Bisher ist es noch nicht möglich, den bloßen Gedanken an schlimme Finger zu beobachten und zu bestrafen, aber das kommt noch, wie die neuesten Erfolge der Hirnforschung zeigen.

Ähnlich bei der Kinderpornographie: Noch darf sich jemand eine Kinderschändung "ausmalen", aber wenn er seine Phantasie tatsächlich zu Papier bringt, macht er sich strafbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 03.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46794

Herr Fleischhauer und all die anderen Metzgers haben nicht nur einen sexistischen Namen, sondern sollten sich auch fragen, wie sie es mit den Tierrechten halten. Mein Nachname ist nicht befriedigend erklärt, sieht aber auch verdächtig aus. Man vermutet ein unfriedliches Gewerbe.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.08.2021 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46792

Das ist wieder typisch, die Menschen denken immer nur an sich. Was ist mit den armen Vögeln, die sich nicht wehren können? Wann hören wir endlich auf, sie zu diskriminieren? Warum darf man immer noch ungestraft sagen, jemand habe »einen Vogel« oder »eine Meise«? Solange wir da nicht rangehen, hinterlassen die halbherzigen Umbenennungsaktionen ein schales Gefühl.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.08.2021 um 22.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46791

Deutsche Ornithologen-Gesellschaft

Wegen Rassismus: Wissenschaftler geben über 1000 Vögeln neue Namen

Viele Vogelnamen basieren auf rassistischem Gedankengut, sie stammen teils aus Zeiten des Kolonialismus. Über 1000 Vogel-Arten wurden in Deutschland umgenannt.

https://24hamburg.de/niedersachsen/nach-rassismus-vorwuerfen-voegel-sollen-umbenannt-werden-zr-90881228.html

Wann sind eigentlich unsere Nachnamen dran? Meiner zum Beispiel ist sexistisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2021 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46752

Alphonse Allais hat schon im 19. Jahrhundert seine monochromen Blätter mit sinnreichen Titeln herausgebracht, so etwa das schwarze Blatt "Combat de nègres dans une cave, pendant la nuit", was ja heute gar nicht mehr möglich wäre. Es soll übrigens die Vorlage für Malewitschs "Schwarzes Quadrat" gewesen sein, also die Parodie vor dem Parodierten und viel witziger als dieses. Und Allais soll es auch schon plagiiert haben...
Am besten gefällt mir das weiße Blatt "Erstkommunion anämischer junger Mädchen im Schnee". (Daran erinnert heute die Zeitung, und das hat mich überhaupt auf das Thema gebracht.)

Noch ein Lesefrüchtchen, das mich heute heiter stimmte:

Mr. Cruncher himself always spoke of the year of our Lord as Anna Dominoes: apparently under the impression that the Christian era dated from the invention of a popular game, by a lady who had bestowed her name upon it.

Das ist von Charles Dickens, der noch viele solcher nicht ganz lebensfremden Scherze macht. (Gehört eigentlich zu "Lectio facilior".)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46630

Zum gleichen Thema:

Es mag sein, daß 1938 Palandt geehrt werden sollte und das Ganze ein Kotau vor dem Nazi-Regime war, wie die SZ in einem Kommentar meint. Daß aber „Ehrung“ das einzige Motiv des Verlags Beck gewesen sei, den Namen bis heute beizubehalten, ist sicherlich falsch. Das Motiv war wie in vielen ähnlichen Fällen, daß man ein weithin, oft weltweit bekanntes „Markenzeichen“ möglichst beibehält, teils aus Werbegründen, teils weil es die Recherche ungemein erleichtert. Ich hatte schon an KZ, kurz auch „Kuhns Zeitschrift“, erinnert, das wichtigste Organ der Indogermanistik, das man wegen der lächerlichen Assoziation umbenannte, nicht zur Freude der Bibliothekare.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2021 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46626

Verlag beendet Ehrung von Nazis (SZ)

Ich ehre Bismarck nicht, wenn ich einen Bismarckhering esse.

C. H. Beck hat die Nazi-Juristen nicht geehrt, sondern ist aus praktischen Gründen bei den herkömmlichen Namen der Gesetzes-Kommentare geblieben. Gegen die Umbenennung ist nichts einzuwenden, aber die Überschrift ist wieder mal eine Spur zu "gut".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2021 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46625

Die SZ erinnert in einem Kommentar zu Baerbock und dem N-Wort mit Recht an Lord Voldemort, dessen Name in "Harry Potter" unter gar keinen Umständen genannt werden darf. (Harry nennt ihn aber doch, weil er mit seiner Erfinderin der Meinung ist, daß der Kampf gegen das Böse mit der unerschrockenen Benennung anfängt.) Baerbocks Entschuldigung wird als unvernünftig kritisiert, das ist ebenfalls richtig. An ihrer antirassistischen Haltung besteht ja kein Zweifel. Man kann ihr auch nicht vorwerfen, daß sie durch Zitieren des N-Wortes Rassismus fördere. Es ist der Glaube an die magische Kraft des Wortes selbst, die sich unabhängig von der Person und ihren Absichten ausbreiten könnte. Die Deutschen sind abergläubisch wie...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2021 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46610

Vielleicht muß man die Sache wirklich erst so weit treiben, wie sie jetzt (nach amerikanischem Vorbild) getrieben wird, bis den Leuten ein Licht aufgeht. Der elementare Unterschied zwischen Gebrauch und Zitat wird im Eifer des Gutseins ignoriert. Das Wahlkampfklima macht es allerdings im Augenblick unmöglich, zur Besinnung zu kommen. Man muß tatsächlich in Sack und Asche gehen, um nicht auf dem Scheiterhaufen zu enden.

Wie die Feministen aus den Augen verloren haben, was wirklich gut für die Frauen ist, und sich in sprachlichen Kapriolen verausgaben, so die Antirassisten mit ihrer nun schon krankhaften Angst vor Lauten und Buchstaben. Gibt es noch Journalisten mit Rückgrat? Ich sehe keinen.

Wenn ich Zeit hätte, würde ich eine Geschichte des Wortes Neger schreiben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.07.2021 um 23.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46609

Frau Baerbock entschuldigt sich dafür, daß sie das »N-Wort« benutzt hat, obwohl sie es nach eigener Darstellung nur in der Schilderung eines Vorgangs ZITIERT hat, den sie ausdrücklich als Beispiel für Rassismus angeführt hat. Das ist einer Kanzlerkandidatin unwürdig. (Aber sie muß natürlich auch aufpassen, daß sie den Parteiausschluß von Boris Palmer nicht gefährdet.)

Wenn inzwischen schon das Aussprechen eines bestimmten, heute allgemein als diskriminierend geltenden Wortes in einer Sachverhaltsdarstellung zu solchen Selbstanklagen führt, dann können wir endgültig alle einpacken und sollten uns zu dem Thema überhaupt nicht mehr äußern. Frau Baerbock geht in Sack und Asche (wen habe ich jetzt womöglich mit diesem Ausdruck verletzt?), weil sie das Wort benutzt und damit »reproduziert« habe! Das muß man sich mal vorstellen. Was ist mit Geschichtslehrern, die im Unterricht den zynischen Spruch »Arbeit macht frei« auf KZ-Toren »reproduzieren«, um ihren Schülern zu zeigen, wie menschenverachtend die Nazis waren? Sollen sie künftig »Amf-Spruch« sagen? Und was sollen die Schüler denn bitte daraus lernen? Daß die Verwendung von Abkürzungen menschenverachtend ist??

Der SPIEGEL war natürlich schlauer als Frau Baerbock und spricht in viktorianischer Prüderie lediglich vom »N-Wort«. Für wie dumm er seine Leser hält und wie verlogen das ganze Theater ist, wird allerdings aus der nachgereichten Erklärung deutlich, die man jetzt häufiger antrifft: »Mit dem Begriff ›N-Wort‹ wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.« Armes Deutschland!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2021 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46605

Ich weiß nicht recht. Das Festziehen würde meiner Ansicht nach nicht einfach als Ziehen bezeichnet werden. Gibt es eine Parallele? Andererseits: Korkenzieher, Ventilzieher, Drahtzieher.
 
 

Kommentar von Kurt Heydeck, verfaßt am 24.07.2021 um 14.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46604

Zum Schraubenzieher. Eine ähnliche Interpretation schon hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1399#44976.
Ich halte das für ein Mißverständnis. Mit einem Schraubenzieher zieht man eine Schraube nicht heraus, sondern man zieht sie fest oder an. (In diesem Sinne auch das englische screw driver.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.07.2021 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46602

Wenn ich so darüber nachdenke, was ich als erstes in meinem Leben "korrekt" sagen sollte, dann fällt mir ein Lehrer ein, der wollte, daß ich nicht mehr Zollstock sage, sondern Gliedermaßstab, weil er weder ein starrer Stock sei noch eine Zollskale habe. Das habe ich aber nie befolgt.

Ich glaube, ähnlich war es mit dem Schraubenzieher, der Schrauben nicht zieht, sondern dreht, und darum Schraubendreher heißen sollte.

Manche dieser Beispiele sind aber auch einfach landschaftlich unterschiedlich als der Korrektheit geschuldet. Vor allem haben sie lange nicht den breiten Erfolg wie die heutigen gutmenschentümlich begründeten Kampagnen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.07.2021 um 02.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46599

Wenn Sie das sagen, wird es so sein, danke für die Richtigstellung! Dann muß ich vorerst passen, was meine erste Begegnung mit PC angeht.

Jedenfalls weiß ich ganz sicher, daß wir in der Schule gleich in mehreren Fächern gelernt haben, was in der »Reichskristallnacht« passiert ist. Seither hat dieses Wort für mich einen grauenhaften Klang, auch wenn sich das die Sprachbereiniger nicht vorstellen können. Auf die Idee, daß diese Wortschöpfung wegen des Elements »Kristall« positive Assoziationen auslösen könnte, bin ich nie gekommen, weil meine Lehrer eben keine Nazis waren, sondern Leute, die mir sowohl die Bezeichnung als auch die historischen Fakten dahinter erklärt haben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 24.07.2021 um 01.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46598

Die damals vielleicht neue Bezeichnung "Greifvögel" hat aber nichts mit einer vermeintlichen Rücksichtnahme zu tun, sondern ist schlichtweg angemessener.

Krähenvögel, Kormorane und Möwen kann man auch als Raubvögel bezeichnen, die meisten Geier indes nicht. Es handelte sich daher schlicht um eine Verbesserung der Terminologie.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.07.2021 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46597

Meine erste Begegnung mit politischer Korrektheit avant la lettre fand im Biologieunterricht in der Sexta statt, also vor fast 45 Jahren (!). Damals lernten wir, daß man nicht mehr von »Raubvögeln« sprechen solle, sondern von »Greifvögeln«. Ich weiß noch, wie stolz ich meinem Vater von dieser nagelneuen Erkenntnis berichtete. Auf Spaziergängen und Wanderungen hatte er schon früh meine Begeisterung für Bussarde, Falken und all die anderen prächtigen Vögel geweckt, die man in unseren heimischen Gefilden beobachten kann, wenn man nur einen Blick dafür entwickelt hat. (Bei anderen Familienmitgliedern hielt sich das Interesse derweil in Grenzen.) Leider weiß ich nicht mehr, wie mein Vater damals reagiert hat, aber ich nehme an, daß er sich einfach nur gefreut hat, daß das Thema im Unterricht behandelt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2021 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46596

Höfliches Verhalten gegen Beitiere (in Wollsachen oder im Salat) versteht sich auch nicht von selbst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.07.2021 um 22.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46586

Letzte Woche trat ja dieser Rainbow Dildo Monkey in einer britischen Bibliothek auf, um Kinder fürs Lesen zu begeistern.

So schlimm ist es in Deutschland nicht. Aber bei McDonald’s bekommt man – zumindest in Lübbecke – ein pädagogisch wertvolles Buch zum Kindermenü:

Riccardo Simonetti – Raffi und sein pinkes Tutu
https://facebook.com/watch/?v=154851756705398

Hier die Geschichte:
https://youtube.com/watch?v=NU22aARi3s4
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2021 um 12.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46583

Wir hatten ja schon Schwierigkeiten, den Grund für die Tilgung von Chinese usw. aus Kinderbüchern zu verstehen. Das Bahuvrihi Schlitzauge, eigentlich wie das unanstößige Mandelauge gebildet, könnte gewohnheitsmäßig abschätzig gesprochen und damit zum Schimpfwort werden. Ein Chinese zu sein oder wie einer auszusehen ist aber nicht ehrenrührig.
Ming-Vasen haben keine Schlitzaugen, sind aber, falls echt, in jedem Fall wertvoll, oft unbezahlbar. Als ich aus China ausreiste, mußte ich bei der Behörde die Unechtheit einer kleinen Vase zertifizieren lassen, die ich auf einem Trödelmarkt für wenige Mark (renminbi) erstanden hatte. Das Siegel haftet heute noch an der Unterseite, ebenso bei einigen anderen Gebrauchsgegenständen.
"Frau Müller, Sie sehen fabelhaft aus, wie ein Ming-Vase!" (Muß ich mir merken...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2021 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46577

Wenn es keine Hautfarbe gibt, kann man sie auch nicht sehen. Darum ist konsequent, was ich vor Jahren vom Bayerischen Rundfunk zitiert habe:

Für Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund bleiben die Clubtüren sehr häufig verschlossen.

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577#23197

Wenn jemand an die Tür des Clubs kommt, sieht man ihn nicht, weil er keine Farbe hat; man sieht nur den Hintergrund.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.07.2021 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46576

Traurig, daß damit ein Gericht belästigt wird. Können erwachsene Menschen so etwas nicht mehr untereinander austragen?

Ich nehme an, daß die meisten Richter, die sich mit einer solchen Bagatelle herumschlagen müssen, die Sache am liebsten schnell hinter sich bringen wollen. Manche aber können der Versuchung offenbar nicht widerstehen, die Urteilsbegründung als Gelegenheit für moralisch-gesellschaftspolitische Grundsatzvorträge zu mißbrauchen. Ich habe weder den Eindruck, daß sich »offener und gewollter Rassismus« in Deutschland immer mehr ausbreitet, noch daß die penetranten Aktivitäten zur Belehrung angeblich unsensibler Bürger irgend etwas gegen Rassismus, soweit er tatsächlich vorhanden ist und immer vorhanden war, bewirken würden, eher im Gegenteil. Ein Gericht sollte sich mit derart pauschalen Äußerungen sehr zurückhalten. Das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Justiz wird dadurch nicht gerade gestärkt.

Zum Glück gibt es auch vernünftige, differenziertere Äußerungen zum Thema. Diese hier zum Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=bYP-zuQnT4E
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2021 um 14.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46575

Kompliziert wird es, wenn Gerichte entscheiden müssen, was noch erlaubt ist.
https://tagesspiegel.de/27416644.html
Der Fall wirkt eher harmlos: eine Mitarbeiterin hat eine Vorgesetzte gegenüber einer Kollegin als Ming-Vase bezeichnet. Das Gericht betreibt Wokeness-Exegese.
Die 55. Kammer des Arbeitsgerichts wertet das Verhalten der Mitarbeiterin als „Ausdruck eines Alltagsrassismus“, der „Ausgangspunkt für offenen und gewollten Rassismus“ sei, wie er sich „derzeit immer mehr in der Gesellschaft ausbreitet.“ In Deutschland würden Menschen zunehmend diskriminiert, während es zugleich eine gegenläufige „erfreuliche“ und „zu unterstützende Sensibilisierung der Gesellschaft“ gebe. Dies sei an der Mitarbeiterin „vollständig vorbeigegangen“.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2021 um 08.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46573

Das ist alles inkonsistent und insofern natürlich konsistent. Inkonsistenz ist kein Bug, sondern ein Feature. Niemand darf wissen, was er noch darf. Das muß so sein, sonst würde es nicht funktionieren.

Es gibt natürlich keine Hautfarbe. Es gibt nur Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46571

Ich hatte das Wort "Hautfarbe" gemeint. Die Großschreibung von "schwarz" entspricht der Vorgabe des Vereins Schwarzer Menschen. Die Ironisierung des Begriffs der Hautfarbe war mir übrigens neu. Man soll anscheinend seinen Augen nicht mehr trauen. Vielleicht sind die Menschen eigentlich farblos und werden nur "sozial" als farbig konstruiert, damit man sie benachteiligen kann. Was wird dann aber aus "People of Color"?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2021 um 06.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46570

Schwarz wird groß geschrieben. Aber in Anführungszeichen?

Man kann der ganzen Ideologie kaum noch entfliehen.
Stefan Rahmstorf empfiehlt ein Video von Quarks & Co:
Klasse, frische, witzige Übersicht über das, was jetzt zu tun ist!

https://twitter.com/rahmstorf/status/1416095217053323269
https://youtube.com/watch?v=itllxeBM8ro

Ob solche Domina-Stimmen jetzt trenden werden? Die gegen Ende auftauchenden gereckten Fäuste erinnern mich ein wenig an Black Lives Matter, aber das liegt vielleicht an meinen angestauten Ängsten vor Privilegienverlust. Da werden auch so viel Hautfarben gezeigt, damit komme ich nicht klar. Ein bißchen Corona steckt auch drin, wahrscheinlich weil dem Zuschauer ein Gefühl von Vertrautheit schafft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46566

Zu Rasse:

Zufällig wurde gestern anläßlich der Aachener Ausstellung auch Dürers Porträt der Mohrin Katharina abgedruckt. Die Hautfarbe ist in der Silberstiftzeichnung nicht zu erkennen, allenfalls zu ahnen (wie auch in der Kreidezeichnung eines schwarzen Mannes). Wohl aber sind die wulstigen Lippen und die verhältnismäßig breite Nase deutlich wiedergegeben, aber das ist sicher nur ein subjektiver Eindruck.

Unabhängig von der Ausstellung teilt das Germnanische Nationalmuseum mit
(https://www.gnm.de/museum-aktuell/duererpostkolonial/):

Dürer postkolonial
Während seiner Reise im Jahr 1521 zeichnete er das Portrait der 20jährigen Katharina. Oben mittig vermerkte er „Katharina allt 20 Jar“ und die Jahreszahl „1521“. Die junge Schwarze Frau in Dürers Zeichnung war durch den Versklavungshandel (!) nach Europa gebracht worden. Eine solche Darstellung ist aus der damaligen Zeit selten. Mit seiner Notiz lieferte Dürer wertvolle Informationen über die Dargestellte, die sonst nur schwer herauszufinden sind: Name und Alter.
(...)
In Lissabon lebten zu dieser Zeit bereits viele Schwarze Menschen. Später im 16. Jahrhundert unternahm die Stadt segregierende Maßnahmen. So durften beispielsweise Schwarze Frauen und Männer nur von einem eigenen Hahn des zentralen Brunnens Wasser holen. Weißen Bewohnern*innen war ein anderer Hahn zugeteilt.


Die Hautfarbe wird erwähnt, aber nur in Anführungszeichen, wahrscheinlich weil es keine Hautfarbe gibt, sondern nur die subjektive Kategorie.

Das staatliche Museum unterwirft sich also der Sprachregelung einer Interessengruppe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46565

Sollte Liebe gemeint sein?

Der unterkühlte Ausdruck "emotionale Bindung" ist so schwammig wie bezeichnend für unsere Zeit. Man tut wissenschaftlich, es ist aber nichts dahinter.

Ich bin ebenfalls demisexuell, ohne eine Tugend daraus zu machen. Ich bin eben so. Soll das künftig als sexuelle Orientierung amtlich eingetragen werden? Gibt es schon entsprechende Personenbezeichnungen? Wird unsere Universität, die die "Charta der Vielfalt" unterzeichnet hat, sich um die Einstellung demisexueller Professoren (?) bemühen? Man kann die Identität nicht fein genug differenzieren. Es lebe die Diversity!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.07.2021 um 23.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46564

Danke, Herr Fleischhauer, für den Link.
In dem Artikel wird definiert:
Demisexualität: Wenn Menschen nur dann sexuelles Interesse an einem Menschen entwickeln, wenn gleichzeitig eine emotionale Bindung existiert.

Nach dem Lesen dieser Zeilen bin ich in mich gegangen und muß mich leider als Halbe Portion outen: Ich hatte bislang gedacht, es wäre erfüllend, wenn man sexuell und gefühlsmäßig gleichermaßen verbunden ist.
Jetzt erkenne ich: Das ist "demi".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 23.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46563

Wer sich über die geläufigsten sexuellen Orientierungen in der Genderklapsmühle informieren möchte, dem empfehle ich diesen Artikel:
https://stuttgarter-zeitung.de/inhalt.lasst-uns-ueber-sexuelle-orientierung-reden-warum-wir-statt-hetero-andro-gyno-sexuell-sagen-sollten.de1b6e78-e98b-4b85-b6c1-e5cbed79a985.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 21.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46561

Ich muß die Frage eigentlich noch etwas anders stellen. Im Artikel steht:
Die Erklärung behauptet, die zur Rasseeinteilungen benutzten Merkmale seien „subjektiv“ und „willkürlich“ ausgewählt; es seien „reine Konstrukte des menschlichen Geistes“

Nehmen wir einmal an, das wäre tatsächlich so: die Einteilungen sind "willkürlich" und "Konstrukte des menschlichen Geistes".

Was wäre daran falsch?

Es wäre vielleicht ein Hinweis darauf, daß es sich nicht um streng fachsprachliche Begriffe handelt. Aber das hat ja auch niemand behauptet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 21.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46560

Vielleicht noch ein Beispiel ohne bewertende Konnotation: "Sitzriese"
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 21.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46559

Ich bin gerade auf diesen Artikel gestoßen, in dem es um die Frage geht, ob es Rassen "gibt".

https://www.novo-argumente.com/artikel/kann_man_den_begriff_der_rasse_einfach_abschaffen

Meines Erachtens ein gutes Beispiel für die zunehmende Politisierung der Wissenschaften, auch der Naturwissenschaften.

Die Frage nach der Existenz menschlicher Rassen ist ja nicht gerade neu. Vielleicht ist es einfach ein Problem belasteter Wörter, die man gerne tauschen würde durch andere. Allerdings ist es doch auffällig, daß man immer biologische Aspekte heranzieht, es immer zu einer biologischen Fachdiskussion macht.

Wir haben aber auch Wörter wie "Lulatsch" oder "Besserwisser".

Sind das womöglich auch so Dinge, die gar nicht existieren? Jedenfalls solange nicht ein Biologe sein Placet gegeben hat?

Kann man die Frage nach der Existenz von "Asiaten" usw. nur aus dem Fachwissen der Biologie heraus beantworten?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 20.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46557

Aber das Wichtigste steht doch nicht in den Biologiebüchern!

"Alle Menschen sollen menstruieren müssen"!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.07.2021 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46555

Übrigens geht der Trend stark zur achtsam-nachhaltigen Menstruationstasse:

https://einfachweniger.ch/menstruationstasse-ein-guide-fuer-anfaengerinnen/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.07.2021 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46554

Das Kindertheater auf den Spuren der unvergeßlichen OB-Werbung von 1994:

https://www.youtube.com/watch?v=vwMI6uO8j1k
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2021 um 18.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46553

Wird die Menstruation nicht im Sexualkunde- bzw. Biologieunterricht behandelt? In den zugehörigen Büchern ist sie doch ein Hauptthema.
Wie zu lesen ist, hat die Ausstellung Spaß gemacht. Meine Töchter hätte ich nicht reingeschickt.

Auf derselben Seite ist eine andere Sendung verlinkt:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/forscher-finden-zusammenhang-von-mond-und-menstruationszyklen,SNOnk4r

(Mondzyklus und Menstruation)

Diese Untersuchung ist nicht glaubwürdig. Die geringe Zahl der Probandinnen wird erwähnt. Hinzu kommen Probleme mit den Quellen: Warum haben die wenigen Frauen z. T. jahrzehntelang ein Menstruationstagebuch geführt?

Vor allem aber: Wenn drei verschiedene Mondzyklen die Menstruation beeinflussen können, wird man immer was finden: ist es nicht der eine, dann ist es der andere. Außerdem soll teils die Schwerkraft, teils das Mondlicht Einfluß ausüben. Haben die Probandinnen aus dem Fenster geguckt, um sich des Mondscheins zu vergewissern? Und warum?

Die Methode der Wahl wäre eine Doppelblindstudie. Die gibt es wahrscheinlich längst.

Anderswo habe ich gelesen, daß zusammenlebende Frauen ihre Perioden synchronisieren, sozusagen wie Pendeluhren, die auf demselben Regalbrett stehen. Das wäre auf natürliche Weise erklärbar.

Kürzlich wurde ein ähnliches Problem untersucht: Schläft man bei Vollmond schlechter, auch wenn man die Mondphase gar nicht kennt? (Nein)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 16.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46551

Ein wichtiges Thema wird – endlich! – enttabuisiert

Die Menstruation gilt oft noch als Tabuthema. Um dem entgegenzuwirken, präsentiert das Nürnberger Kindertheater Pfütze heute einen neuen Theaterparcours. Sein Name: "Der Tag, an dem ich meine Binde in den Dünen vergrub".

https://www.br.de/nachrichten/bayern/nuernberger-kindertheater-eroeffnet-menstruations-parcours,SdJtNhS
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 18.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46503

Harald Lesch (Professor für Physik) ist ein Bote der Wissenschaft
https://youtube.com/watch?&v=o5umUK6hv8k
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 19.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46476

Berliner Senatskanzlei forciert politisch korrekte Wikipedia-Einträge
https://www.bz-berlin.de/liveticker/wikipedia-projekt-berliner-wissenschaftlerinnen-sichtbarer-machen
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 18.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46475

Diese Dame hätte ich gern im ÖRR:
https://streamable.com/tycvjq
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.07.2021 um 10.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46463

Hier zwei Ausschnitte aus dem aktuellen Spiegel

https://twitter.com/JSevincBasad/status/1414203623140118530

https://pbs.twimg.com/media/E6BCspBWQAAVCgt?format=jpg&name=large

https://pbs.twimg.com/media/E6A_CKdX0AAUX8i?format=jpg&name=large
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46459

Wie kann man gleichzeitig für Gleichheit und Ungleichheit ("Identitäten") kämpfen? Zum Glück nicht mein Problem.
Der neue SPIEGEL scheint sich auch damit zu beschäftigen. Ich bin nicht neugierig genug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2021 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46458

Meinem Eindruck nach haben in Deutschland "Netzwerke", "Initiativen", "Räte" usw. einen unverhältnismäßig großen Einfluß. Ohne jede demokratische Legitimation erklären sie sich zu Interessenvertretern und Sprechern bestimmter Minderheiten und nutzen das natürliche Übergewicht der Organisierten über die nichtorganisierte Mehrheit innerhalb ihrer angeblich durch gemeinsame Interessen vertretenen Gruppe.
Beim Gendern ist völlig klar, daß die Mehrheit es nicht wünscht, vor allem, wenn man nicht einfach nach Geschlechtergerechtigkeit fragt, sondern konkrete Gendertexte zur Bewertung vorlegt. Wer für sich in Anspruch nimmt, die Interessen der "unterprivilegierten" ("hart arbeitenden") Menschen zu vertreten, würde sich wundern, wie deren Urteil über seine akademische Genderspielerei ausfällt. Aber die wurden ja noch nie gefragt, wenn es um ihre "wahren Interessen" geht.
Von der SPD sagt man seit Jahrzehnten, daß sie sich verkopft und dem ursprünglichen Wählermilieu entfremdet habe. Den Linken geht es ähnlich. Die Grünen waren immer schon akademisch, da fällt es nicht so auf. Die Politik insgesamt erzeugt mit ihren volksfremden Spinnereien die sogenannte "Verdrossenheit" und damit die Bereitschaft, sich nach einer Alternative umzusehen, die das ganze "System" wegfegen will.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.07.2021 um 02.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46457

Zu #46432:

»Die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland Bund (ISD) begrüßte die Ankündigung der Verkehrsgesellschaften in Berlin und München. Tahir Della, Sprecher der Initiative sagte: "Es ist begrüßenswert, denn der Begriff hat für Schwarze Menschen einen negativen Anklang". Es werde damit assoziiert, "dass Schwarzes für etwas Negatives steht."« (zeit.de, 9.7.21)

Zwar dürfte es kaum einen Menschen geben, der bei »schwarzfahren« je an eine Hautfarbe gedacht hätte, und auch Herr Della räumt ein, daß das Wort eigentlich nichts mit schwarzer Hautfarbe zu tun hat, aber darauf soll es nicht ankommen. Es soll genügen, daß sich (einige?) Betroffene durch die Verwendung des Begriffs herabgewürdigt fühlen. Wenn das der Maßstab ist, dürfen wir demnächst auch nicht mehr von »Schwarzmalerei« sprechen oder sagen »ich sehe schwarz«. Nun kann es natürlich sein, daß der »negative Anklang« in diesen Fällen den Betroffenen nichts ausmacht, so daß wir (und sie!) diese Wörter weiterhin verwenden dürfen. Aber woher sollen wir das immer so genau wissen? Man kann ja schlecht jedesmal vorher Herrn Della fragen. Am sichersten wäre es wohl, das Wort »schwarz« ganz aus unserem Wortschatz zu streichen, aber das geht natürlich auch nicht. Was soll dann aus der »schwarzen Null« werden? Und wie soll die Nacht sein, wenn nicht »schwarz«? Alles ganz schön schwierig ...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.07.2021 um 01.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46455

Modernes Verständnis von Journalismus:

https://mmm.verdi.de/beruf/muslimfeindlichkeit-medien-unter-druck-74635

Narrative sind alles. Der Leser muß wie ein Kind erzogen werden. Er neigt sonst zu einfachen Denkweisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2021 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46433

Auch Schauspieler wollen ihr Auskommen finden. Dabei haben sie etwas unbedacht die Formel mit den Einheimischen übernommen, an denen ja nun am Theater gerade kein Mangel besteht:

Das BIPoC-Netzwerk wurde gegründet, um nicht-weiße Positionen an deutschsprachigen Theatern fest zu etablieren. Lange wurden BIPoC als Gruppe wahrgenommen, welche am Theater keine Repräsentation und keinen Platz finden. Die Themen Rassismus und Kolonialismus können bisher von Betroffenen nicht künstlerisch verarbeitet werden. Auch sind in den Ensembles der Stadt- und Staatstheater nur ein verschwindend geringer Teil von BIPoC als Schauspielende angestellt. Um deutsches Theater für alle relevanter und vor allem zugänglicher zu gestalten, möchten wir Theatern und Ausbildungsstätten ermöglichen, sich auf die aktuellen Gegebenheiten einzustellen und unumgänglich diverser zu werden. (https://ensemble-netzwerk.de/bipocnw/about/was-ist-das-bipoc-netzwerk/)

Da trifft es sich gut, daß die Stadt- und Staatstheater vom Steuerzahler hoch subventioniert werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2021 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46432

Mit der Tilgung von schwarzfahren durch die achtsamen Verkehrsbetriebe (Berlin, München) erledigt sich immerhin die Frage der Getrennt- und Zusammenschreibung.

Auch der abwegigste Vorschlag wird verwirkicht, wenn er die Moral für sich reklamiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 11.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46426

In Büchern, die ausdrücklich den traditionellen Kinder- und Volksliedern gewidmet sind, fehlt heute manches, was für die zarten Ohren unseres Nachwuchses nicht mehr geeignet ist. Zum Beispiel das unerhört brutale Lied „Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal“. Nach zeitgenössischen Berichten haben Kinder es allerdings immer als besonders befriedigend genossen, daß die niedergeschossenen Hasen, vermutlich echte Osterhasen, sich bald wieder „aufgesammelt“ (wir sangen „aufgerappelt“) hatten und einfach von dannen liefen. Eine Dame berichtet übrigens („übredings“ sagte sie als kleines Mädchen), daß sie das ihr ungewohnte „einst zwei Hasen“ seinerzeit als „ein, zwei Hasen“ verhörte.

„Lustig ist das Zigeunerleben“ (Papa, was sind Zigeuner?) ist natürlich völlig unmöglich. „Aufgrund der abwertenden Konnotation des Begriffs Zigeuner unterliegt das Singen dieses Liedes einer kritischen Reflexion. [14]“ (Wikipedia)
Hier ist der Link:

Das Lied „Lustig ist das Zigeunerleben“ erklingt nicht mehr als Glockenspiel vom Offenburger Rathausturm. Laut dem Mitglied des Integrationsbeirats Benjamin Harter verbreite es negative Klischees über Sinti und Roma. Der Musikverein Rammersweier hat das Lied letzten Samstag beim Narrentag aber gespielt – wie schon oft in der Vergangenheit. „Das Lied gehört zu unserer Zunft“, sagt der Zunftmeister der Narrenzunft Wolfonia Rammersweier Sascha Fischer. Die Narren haben neben einer Wolf-, auch eine Zigeuner-Figur. Die geht auf ein Sinti- und Romalager zurück, dass es mehrere Jahrzehntelang regelmäßig im Ort gab. Die Sinti und Roma seien damals bei der Fasent dabei gewesen, das Verhältnis sei immer sehr freundschaftlich gewesen. Daraus habe sich die Fasentfigur entwickelt. Mehr zur Geschichte heute im Offenburger Tageblatt. Laut Musikverein gab es zwei negative Äußerungen zu dem Lied am Narrentag, eine wurde bereits zurückgenommen.

Interessant ist die Verbannung der Melodie (!) aus dem Glockenspiel-Repertoire. O Freunde, nicht diese Töne! (Aber Beethoven ist ja auch unmöglich, das Finale der Neunten muß weg, wegen Utopismus! (https://www.br-klassik.de/aktuell/meinung/neunte-symphonie-beethoven-polemik-100.html)

Neue Kinderlieder braucht das Land. Es gibt natürlich schon sehr viele, sie klingen meistens, als wären sie knapp honorierte Auftragsarbeiten für den nächsten Evangelischen Kirchentag (und umgekehrt).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46424

In einem recht netten Beitrag in der heutigen SZ kritisiert Hilmar Klute den Achtsamkeitsquatsch unserer zerrissenen Gesellschaft und zitiert auch einen Säusel-Leitfaden der Stadt Köln, samt sprachwissenschaftlicher Expertise der Oberbürgermeisterin Reker. Das Ganze ist nicht harmlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2021 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46416

Ich kenne die juristische Grundlage dieser Machtdemonstration nicht und kann sie nicht beurteilen. Der Vorfall erinnert mich an den staatlichen Druck zur Verhinderung des Kirchenaustritts anderswo (Verwaltungsgebühr beim Austritt, aber nicht beim Eintritt). Nur weiter so! Das wird den Leuten die Augen dafür öffnen, was hier gespielt wird.

Die Zwangsgebühr fürs Fernsehen, auch wenn man nicht daran teilnimmt, ist von ähnlichem Kaliber. Ich neige ja nicht zu umstürzlerischen Ansichten, aber an manchen Stellen überspannt der Staat den Bogen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 19.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46415

Umbenennung der Mohrenstraße: Widerspruch kann für Berliner teuer werden

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/umbenennung-der-mohrenstrasse-widerspruch-kann-fuer-buerger-teuer-werden-li.167039
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 11.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46412

Manche machen sich darüber lustig, daß Indigenous hierzulande ja Weiße sind und die Abkürzung offenbar gedankenlos aus den USA übernommen wurde. Aber das sind so Feinheiten, die könnten auch aus der Ecke der Plagiatsjäger kommen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 11.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46411

BIPoC = Black, Indigenous & People of Colour
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 11.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46410

Diversitry – das BIPoC-Netzwerk der Bundesministerien

https://diversitry.com/informationen

Literaturempfehlungen
https://drive.google.com/file/d/1-P4MuvlWVwF1cFntxC4SMrjm-cWB2N-k/view

Kommentar von homoduplex.de
Wie aus dem Lehrbuch. Woko Haram stellt nicht öffentlich ein Programm zur Diskussion und Wahl, sondern erarbeitet sich im Stillen Hausmacht in Institutionen, erobert Machtpositionen und manipuliert Sprache. Übernahmeideologie.

https://twitter.com/_homoduplex/status/1412450619009425412
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2021 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46374

Anscheinend hat der Hersteller bzw. Vertreiber die Rechte, und wenn Sie es einfach anders nennen, geraten Sie bestimmt auch in Urheberrechtsstreitigkeiten. Privat kann man es natürlich spielen, wie man will.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.07.2021 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46373

Kann denn nicht jeder spielen, was und wie er will? Selbst für größere nichtoffizielle Turniere kann doch der Veranstalter die Regeln bestimmen. Notfalls darf er es eben nicht Scrabble nennen, sondern irgendwie anders. Sehe ich das falsch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2021 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46372

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44001

Die jüngste Entwicklung zu Scrabble hier:

https://www.standard.co.uk/news/world/scrabble-bans-racial-slurs-b929572.html

https://7news.com.au/entertainment/games/scrabble-bans-long-list-of-words-players-are-no-longer-allowed-to-use–c-2593627

Eien Randerscheinung, aber sie zeigt, was zu erwarten ist: Immer mehr Verbotslisten und Warnschilder, mit denen immer mehr Wörter umstellt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2021 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46356

[Die Diskussion gehört eigentlich unter "Jede und jeder".)

Wenn es nun wirklich an die Erstglieder von Komposita gehen soll, bleibt viel zu tun. In der Technik, gerade auch bei der Bundeswehr, kennt man z. B. das "Mannloch".

Aber ist es nicht schön, daß die Bundeswehr eine neue Aufgabe gefunden hat? Bisher wurde sie ins Ausland geschickt, um sich dort vor Anschlägen aus der Bevölkerung zu schützen, und das soll ja nun auslaufen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.07.2021 um 00.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46352

Haben denn die Initiierenden dieser Umbenennungsaktion nicht mitbekommen, daß erst kürzlich ein Vorstoß zur Einführung weiblicher Dienstgradbezeichnungen bei der Bundeswehr am Widerstand der Frauen (!) in der Truppe gescheitert ist?? Diese Leute werden es nie kapieren.

Die »Einerpackung« kommt ja wohl nicht in Frage, das »-er« ist zu verdächtig. Darf denn eigentlich auch das Gendersternchen verwendet werden? Und reicht es nicht eventuell, daß »Packung« weiblich ist? Wahrscheinlich nicht.

Wieso muß übrigens »EPa« unbedingt erhalten bleiben? Das kann nur daran liegen, daß kein Mensch »Einmannpackung« sagt und auch künftig alle weiterhin nur »EPa« sagen sollen. Wahrscheinlich wußte kaum noch jemand, wofür die Abkürzung überhaupt mal stand.

Wer etwas wirklich Neues schaffen will, kommt nicht umhin, den Namen samt Abkürzung in den Orkus der frauenfeindlichen Militärgeschichte zu befördern. Warum die EPa nicht einfach »Tagesration« nennen? Die ist schließlich immer für eine*n Mann*Frau und nicht für eine ganze Kompanie bestimmt. Und als Abkürzung bietet sich »Tara« an. Oder fällt das dann schon wieder unter kulturelle Aneignung? Hach, es ist aber auch alles verdammt knifflig, wenn man jedem eingebildeten Hindernis ausweichen und trotzdem nirgendwo anecken will!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2021 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46347

Soll’n sie sie doch einfach Einzelpackung nennen.
(Bin leider nicht teilnahmeberechtigt.)
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 30.06.2021 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46346

Ganz am Schluß:

"Als Hauptgewinn für den Sieg im Ideenwettbewerb, an dem alle Angehörigen der Bundeswehr teilnahmeberechtigt sind, wurden zehn EPa ausgelobt."
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.06.2021 um 17.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46345

Die Einmannpackung der Bundeswehr braucht neuen Namen

Ob ein Preis ausgelobt ist, weiß ich nicht, aber die Bedingungen sind wie folgt:

Bis zum 30. September soll nun in einem Ideenwettbewerb ein zukunftsträchtiger neuer Name gefunden werden. Bedingung: Die neue Bezeichnung muss den Vorgaben der Gleichstellung gerecht werden und zugleich muss die gängige Abkürzung „Epa“ erhalten bleiben.

Ob es nun Einmenschpackung wird? Oder Einens-Packung?

https://soldat-und-technik.de/2021/06/aus-der-truppe/27652/sprachliche-gleichstellung-in-der-bundeswehr-einmannpackung-wird-umbenannt/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2021 um 15.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46344

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46187

Die Theo Müller Gruppe verkauft die Marke Homann an den niederländischen Salathersteller Signature Foods BV. Das bedeutet das Aus für den Homann-Standort in Dissen – nach mehr als 140 Jahren. (30.6.21)

Und was wird aus der zeitgemäßen Balkan-Sauce?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.06.2021 um 21.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46334

Nicht korrekt: die indische Virusvariante
Korrekt: die Delta-Variante des Virus, zuerst in Indien massenhaft erkannt (»heute journal«, ZDF)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2021 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46317

dtv hat Uwe Timms „Morenga“ von 1978 neu herausgebracht – in Reformschreibung. Der Rezensent Peter Richter schreibt:

Trotz neuer Rechtschreibung und Nachwort von Robert Habeck lässt Timm aber auch in der aktuellen Neuausgabe von „Morenga“ seinen Veterinär nicht von „Schwarzafrikanern“ an Land tragen, sondern verwendet das Wort, das dieser Veterinär 1904 verwendet hätte, auch wenn es heute nicht mehr verwendet werden sollte. (SZ 25.6.21)

Nicht mehr verwendet, aber auch nicht einmal mehr zitiert? Die Geducktheit dieses Textes paßt zum bedenklichen Rest: dem „aktuell“ und „trotz“. Aber vielleicht ist Timm mit all dem einverstanden, dann will ich nichts gesagt haben.

(Die nicht zitierbare Stelle lautet: „Oberveterinär Gottschalk wurde von einem Neger an Land getragen.“ Übrigens bleiben die "Hottentotten" in der Rezension stehen, obwohl sie doch auch nicht verwendet werden sollen.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2021 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46303

Eine Notiz, bei der ich noch von völlig falschen Voraussetzungen ausging:

https://virchblog.wordpress.com/2013/01/30/sexismus-oben-breit-unten-schmal-2/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2021 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46298

Nicht zu vergessen die erotischen Reize der Amazonen usw., denen schon Kleist erlag. Im Internet werde ich ständig zu Spielen eingeladen, bei denen es hauptsächlich um schlanke bräunliche Frauen mit Pfeil und Bogen, aber sonst wenig Bekleidung zu gehen scheint.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2021 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46297

Warum sollten Anthropologen nicht auch auf der Welle zu surfen versuchen?

„Die frühe Jagd war nahezu genderneutral“

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.geschlechterrollen-und-klischees-schon-in-der-steinzeit-gingen-frauen-auf-die-jagd.4bbe7930-e5ac-4046-b2c4-491ba26f3359.html

"In den letzten Jahren zeigte sich auch bei anderen Funden, dass die männlich dominierte Wissenschaft lange Zeit alle Beweise für irgendwie kriegerische Frauen nach Kräften unterdrückt hatte."

https://www.stern.de/digital/technik/ende-eines-patriarchalen-mythos–-frauen-waren-in-der-steinzeit-jaegerinnen-9516676.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.06.2021 um 09.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46296

arte möchte uns mitteilen, daß vor 25.000 Jahren in Europa gemischtrassige Familien ganz normal waren.
https://youtube.com/watch?&v=v74TKAhJ9W0

12:30
15:20
17:17
19:27

Auch waren Frauen so stark wie Männer

15:55 Sinngemäß: Die europäischen Steinzeitfrauen hätten – nach Skelettanalyse – eine ähnlich stark entwickelte Oberarmmuskulatur gehabt wie Männer und sich deshalb auch an der Jagd beteiligt. (Bisher glaubte man, soweit ich weiß, daß Männer eine etwa doppelt so starke Oberkörpermuskulatur haben wie Frauen, Männer besonders im Werfen Frauen überlegen, Männerhände deutlich größer und stärker als Frauenhände seien. Daß Frauen auch bei professionellem Hochleistungstraining nicht die Muskelmenge aufbauen können wie Männer.)

Der folgende Satz faßt die allgemeine Qualität der Sendung gut zusammen.

16:27 "Vor allem aber kann man feststellen, daß es kein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern dieser Jäger und Sammler gab, allerdings sind das alles Hypothesen."

Es wird sehr viel spekuliert, z.B.

23:22 Unterschiedlicher Aufwand beim Grabschmuck hätte nichts mit Status zu tun, sondern sei durch ungleich verteilte Liebe der Mitmenschen zu erklären, vielleicht jedenfalls. Aber immerhin: Die nordamerikanischen Sioux sehen es auch so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2021 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46270

Der Fall erinnert mich an "Frieda Fettbacke" des Strafrechtlers Friedrich Christian Schroeder.
Die Aufregung fand ich damals kurios, weil mir die drastische Didaktik gerade in dieser Profession schon lange bekannt war.

Wenn man die Begründung des Verlags ernst nimmt, könnte man eine Regel aufstellen, vielleicht sogar mit Gesetzeskraft: "Alle Texte müssen dem Zeitgeist entsprechen. Ältere Texte sind in diesem Sinn umzuarbeiten."
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.06.2021 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46269

Die zunehmende Gründlichkeit und Reichweite der Blockwarte ist deprimierend.

https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/2021-04-07/1b5ac5418618d3729f3e5e6de246108c/?GEPC=s1&fbclid=IwAR0p3lFm2s4prEZQhE7-hBII0PtupYhUJRMuQYtTkC3EjKqjP5Si5GSjfbw
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 10.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46268

Auch ganz interessant. Geändert wurde folgender Sprechblasentext:

"Willkommen sind die Bleichgesichter am großen Ratsfeuer der Zwergindianer! Laßt uns die Friedenspfeife mit ihnen rauchen."

Neu:

"Willkommen sind die Fremdlinge am großen Ratsfeuer unseres Volkes! Laßt uns die Friedenspfeife mit ihnen rauchen."

Keine neue Rechtschreibung?

Abbildung hier: https://www.derstandard.de/story/2000127438055/political-correctness-darf-man-donald-duck-zensieren
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 10.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46267

Ergänzung zum Afrika-Comic. Die erste Zensur gab es wohl 1999, eine unzensierte Version erschien aber noch 2019.
https://www.duckipedia.de/Der_letzte_Moribundus
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 10.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46266

Hier wird von Neuzeichnungen berichtet. Ist von 2010.
https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=520833
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 09.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46265

Korrektur: Der Facebook-Eintrag wurde bei mir offenbar automatisch übersetzt. Warum, ist mir nicht ganz klar, vielleicht bin ich versehentlich auf eine Schaltfläche gekommen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.06.2021 um 09.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46264

Bei Donald Duck sollen auch relativ unvergängliche Ausdrücke getilgt worden sein, z.B. "Mein Gott!"

Es ist allgemein schwierig, an Informationen zu kommen, man muß sich auch auf fragwürdigen Seiten rumtreiben (sonst wäre ich z.B. nicht auf die Seite der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung gekommen).

Über die Selbstauflösung der neuseeländischen Klimastreik-Gruppe berichtet der Guardian, aber sonst kaum eins der Mainstream-Medien.

Beste Originalquelle ist vielleicht die Facebook-Seite der Gruppe:
https://facebook.com/schoolstrike4climateauckland

Die veröffentlichten nicht nur auf englisch, sondern wechseln manchmal die Sprache. Die Auflösungserklärung ist auf deutsch (letzter Eintrag). Sie bezeichnen sich selbst als Pakeha, das ist Maori-Ausdruck für die weißen Siedler. Aber ist das nicht cultural appropriation? Die Selbstauflösung erscheint mir nur konsequent, alle westlichen Kolonialstaaten sollten sich das zum Vorbild nehmen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.06.2021 um 17.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46258

Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet: Neuseeland überholt USA und Europa in Sachen Wokeness.
https://www.epochtimes.de/politik/analyse-politik/zu-rassistisch-greta-thunberg-unterstuetzergruppe-loest-sich-selbst-auf-a3538419.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2021 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46249

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46237

Diese Handreichungen zur ideologischen Schulung von Lehrern und Schülern zeigen nicht nur die Unwissenheit der Verfasserinnen, sondern verraten auch ihre Gedankenlosigkeit:

Dritte-Welt-Länder: Abwertende Bezeichnung für Länder, die wirtschaftlich weniger schwach [!] sind oder angeblich nicht so weit entwickelt sind wie z.B. europäische Länder. Mit dem Begriff beschreibt man diese Länder als drittklassig und damit als schlechter als andere Länder.

Übrigens nehmen die "weniger schwachen" Länder unsere angebliche Entwicklungshilfe dann doch recht gern.

Habe ich im (inzwischen umbenannten) Dritte-Welt-Laden eingekauft, weil ich die Herkunftsländer für schlechter hielt?

Und zu Fräulein:

Alte Bezeichnung für eine nicht verheiratete Frau, egal welchen Alters. Ab 1972 gab es einen Erlass des deutschen Bundesinnenministeriums, das erniedrigende Wort in Behörden nicht zu benutzen und als Anrede das Wort „Frau“ zu verwenden.

Habe ich meine jetzige Frau seinerzeit erniedrigen wollen, als ich um sie warb?
 
 

Kommentar von , verfaßt am 18.06.2021 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46238


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.06.2021 um 22.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46237

Bayerische Landeszentrale für politische Bildung stellt Unterrichtsmaterialien für Antirassismusarbeit vor:
https://blz.bayern.de/zeit-fuer-politik/rassismus-in-sprache.html

Natürlich durch und durch ideologisch.

Das ganze ist kurz angerissen in diesem Video:
https://shlomo.ga/2021/06/17/das-fliegende-rassenzimmer

(Der Videoproduzent ist 25 und nimmt kein Blatt vor den Mund.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2021 um 12.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46216

Nachtrag: Es ist wohl eher als Dreiklang verbreitet: stale, pale, male.
Das ist natürlich sehr viel eingängiger.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2021 um 12.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46215

Ich komme nicht mehr mit. Den Ausdruck "pale & male" kannte ich bisher nicht, er kursiert aber schon in Bundesbehörden.
https://bild.de/politik/2021/politik/auswaertiges-amt-soll-woke-werden-76737538.bildMobile.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2021 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46192

Warum sollten wir unsere Schützlinge befragen? Die sind viel zu naiv, um ihre wahren Interessen zu erkennen. Das können wir besser.
Es ist schön, wenn wir einen Nickneger finden, der unseren Kampf für ihn absegnet, es geht aber auch ohne.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.06.2021 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46191

Ich habe in den Siebzigern mal auf einem Festival den Jazzgeiger Titi Winterstein kennengelernt. Er spielte im Häns’che Weiss Quintett, von dem es mehrere Alben mit dem Titel "Musik deutscher Zigeuner" gibt. Winterstein amüsierte sich gutmütig über die biederen Folkloristen im sonstigen Programm. Ich stand neben der Bühne, als das Quintett loslegte. Das ganze Podest bebte vor Leben, Musikalität, Virtuosität und Energie. Atemberaubend. Daß sowas die betuliche Rücksichtnahme einer Soßenfirma nötig habe, ist tatsächlich beleidigend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2021 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46187

Dazu dies: https://www.homann.de/aktionen/neuer-name-gleicher-genuss:

Ab sofort und auf vielfachen Wunsch haben unsere beiden Klassiker Zigeuner Sauce und Scharfe Zigeuner Sauce einen neuen Namen.

Die beliebten Rezepturen bleiben unverändert: Paprika Sauce Balkan-Art und Scharfe Paprika Sauce schmecken wie gewohnt und geben euren Gerichten im Handumdrehen die beliebte Würze.

Damit geben wir unseren Saucen einen zeitgemäßen Namen und heben gleichzeitig ihre geschmacksbestimmende Zutat Paprika hervor. Lasst euch die Saucen nach wie vor schmecken. Zum Beispiel zum Schnitzel, zur Wurst, für feine Gerichte mit einem Touch Balkan-Küche und natürlich zu all euren Lieblingsgerichten, zu denen unser Klassiker passt.

Übrigens, der Zusatz „nach Balkan-Art“ beruft sich auf traditionelle Rezepte aus der Balkan-Küche. In vielen ihrer Gerichte spielt Paprika eine Hauptrolle und auch Paprika-Sauce ist einer ihrer unverzichtbaren Bestandteile.

Auch in der Gastronomie wird diese Bezeichnung immer häufiger eingesetzt. Achtet mal drauf: Statt Zigeunerschnitzel steht dann eben „Balkanschnitzel” oder „Schnitzel Balkan-Art” auf der Karte – der Genuss bleibt unverändert!


Um die Frage, wer das gewünscht hat und warum die neuen Namen "zeitgemäß" sein sollen, drückt sich die Firma wie die Katze um die heiße Zigeunersoße.

Dieser Zug von Unaufrichtigkeit und Geducktheit geht durch die ganze gegenwärtige Kommunikation.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.06.2021 um 14.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46186

Das hier ist köstlich.

https://danisch.de/blog/2021/06/13/paprika-sauce-balkanart

Die Firma Homann legt offenbar wert darauf, Stammkunden einer Soßenspezialität nicht zu verlieren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.06.2021 um 10.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46183

Wie das EU-Parlament die Bevölkerung klassifiziert:

Zugleich rufen die Abgeordneten "alle relevanten Akteure["] auf, Diskriminierung in ihren Einstellungspraktiken zu bekämpfen und Quoten einzuführen, um die Einbeziehung von Frauen – insbesondere aus unterschiedlichen Ethnien und mit Behinderungen – sowie LGBTQI+-Personen voranzutreiben

https://heise.de/news/MINT-Sektor-EU-Parlament-fordert-Quoten-fuer-Frauen-und-Minderheitsgruppen-6069421.html

Frauen machen derzeit 57,7 Prozent der Hochschulabsolventen in der EU aus, stellen aber nur 36 Prozent der MINT-Absolventen sowie zwei von fünf Wissenschaftlern und Ingenieuren.

Der Frauenanteil bei den Absolventen muß demnach auf 57,7 Prozent angehoben werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.06.2021 um 03.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46146

https://hamburg.de/nachrichten-hamburg/15146154/wettbewerb-zum-bismarck-denkmal-am-ende-des-jahres

Der künstlerische Wettbewerb zur Umgestaltung des Hamburger Bismarck-Denkmals soll nach Angaben des Senats Ende des Jahres beginnen. Zuvor sollen vier öffentliche Workshops mit Wissenschaftlern und Künstlern insbesondere aus Afrika stattfinden, auf denen die Wettbewerbsaufgabe erarbeitet wird. "Eine noch zu berufende divers besetzte Jury wird den Siegerentwurf küren", teilte der Senat auf einen Kleine Anfrage der Linken in der Bürgerschaft mit.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.06.2021 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46132

Ich habe für den Sommer einige alte Krimis ausgegraben. Eine Ausgabe ("Wenn Licht ins Dunkle fällt", Rex Stout) ist von 1974. Ein Schwarzer sucht den Detektiv Nero Wolfe auf, um ihn um Hilfe zu bitten: "Ich spreche als amerikanischer Neger, als Mann und als Anthropologe."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2021 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46127

Jane Austen hat sich nicht zur Sklaverei geäußert (nur einmal brieflich begeistert über Schriften eines weißen Abolitionisten). Aber ihr Vater war mit einem Farmer bekannt, der auf Antigua auch Sklaven arbeiten ließ. Weitere Forschungen sind nötig. (Daran kann man sehen, wie wichtig Literaturwissenschaft ist.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 11.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46070

Danke für die Klärung.
Test: ′ (Minutenzeichen)
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 29.05.2021 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46069

Zu #46067: ′ (U+2032 PRIME) ist nicht der „Schreibmaschinen-Apostroph“ (U+0027 APOSTROPHE), sondern ein spezifischeres Zeichen. Es handelt sich bei dem „Schreibmaschinen-Apostroph“ um ein überladenes Zeichen, welches unter anderem als Apostroph eingesetzt werden kann, aber auch als Minutenzeichen, IPA-Betonungszeichen etc. Daher wird es ersatzweise „neutral“ mit einer vertikalen Glyphe dargestellt. Das Zeichen ’ (U+2019 RIGHT SINGLE QUOTATION MARK) ist spezifischer und wird einem Apostroph entsprechend angezeigt.

Übrigens ist eigentlich auch der „Schreibmaschinen-Bindestrich“ (U+002D HYPHEN-MINUS) ein Zeichen mit ambiger Semantik, es kann auch als Minuszeichen verwendet werden (Unicode-Standard: „rendered with an average width“). Allerdings wird das spezifischere Zeichen U+2010 (HYPHEN) ​wohl nur selten verwendet. In der Praxis stellen viele Computerschriften das Bindestrich-Minus sowieso mit gleicher Länge dar oder unterstützen U+2010 gar nicht erst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46066

Oben im Artikel sind gerade Apostrophe, aber auch weiter unten in den Kommentaren, z.B. der vom 25.08.2008 um 20.46 Uhr http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#12924
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46065

Hab ein paar Test-Kommentare geschrieben. Das "Schreibmaschinen-Apostroph" macht Probleme, das ist kein echtes Hochkomma, sondern ein gerader Strich oder Tropfen. Man muß es mit einem echten Apostroph (Hochkomma) tauschen. Sieht sogar besser aus. Auf dem Handy einfach länger auf die Taste drücken, auf dem Windows-Rechner leider umständlich, Alt+0146.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46064

[Test]
world’s
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46063

[Test]

As part of our commitment to foster diversity and inclusion, Nature is recruiting for a new internship in its news team. We are looking for a Black candidate with a passion for science communication, to join a friendly and dynamic team at the worlds best-known scientific journal.

The position is a paid, full-time training and development opportunity open to anyone of Black heritage, which includes those who identify as Black, African, Caribbean, Black British or Mixed/Multiple ethnic groups.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2021 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46062

Man muß das Hochkomma durch ein Akzentzeichen ersetzen, sonst wird der Text nicht angenommen. Nicht schön und bei englischen Texten etwas mühsam. Ich verstehe leider nichts vom Programmieren, sonst könnte ich einen Tip geben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 22.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46061

Ich hatte nur die ersten beiden Absätze von "As part of" bis "groups" verwendet. Es gibt allerdings auch manche Zeichen, die nicht direkt sichtbar sind, z.B. geschützte Leerzeichen oder vielleicht irgendwelche Steuerzeichen. Vielleicht liegt es auch am Android-Handy, mit dem ich gelegentlich Probleme bei der Darstellung von Leerzeilen habe (hat vielleicht mit verschiedenen Standards zu tun bzgl. line feed/ carriage return). Bei der Nature-Anzeige hatte ich nach Copy&Paste gleich drei Leerzeilen zwischen den Absätzen. Ich würde das gern besser verstehen, hatte mal nach Infos im Netz dazu gesucht, aber bislang nichts gefunden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 28.05.2021 um 21.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46060

Texte mit Apostroph werden hier kommentarlos ignoriert. Das ist offenbar ein Fehler im php-Programmcode dieser Webseite. Hat mich schon in den Wahnsinn getrieben, bis ich herausfand, was der Grund ist.
Der Springer-Text enthält ein Hochkomma, um das Genitiv-s von "Nature" abzutrennen. Evt. ist das der Bösewicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 20.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46059

Hier nur der Link. Hatte versucht, einen Textausschnitt reinzupasten.
https://career5.successfactors.eu/sfcareer/jobreqcareer?jobId=36256&company=C0001215517P

Das renommierte Wissenschaftsjournal Nature sucht Mitarbeiter mit sehr spezieller Qualifikation.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 20.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46058

Ich bekomme den Kommentar nicht durch. Enthält englischen Text. Ist der Kommentar in irgend einem Ordner gelandet? Sind da Steuer- oder Sonderzeichen drin, die nicht freigeschaltet werden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 20.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46057

[Test]
Funktioniert Freischaltung wieder?
 
 

Kommentar von , verfaßt am 21.05.2021 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45985


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2021 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45935

Zwecks Christianisierung Grönlands (seit 1721) soll ein Missionar die Bibel (auf kitaamiutut?) geändert haben: Unseren täglichen Seehund gib uns heute. Das dürfte eine der scherzhaften Legenden sein, die mit völkerkundlichen Klischees spielen, hier mit den Eskimos. Komisch, daß die politisch Korrekten das noch nicht entdeckt haben.

(Ich bin durch einen Bericht über Grönland angeregt, der die unermeßlichen Bodenschätze (Seltene Erden usw.) thematisiert. Trumps Angebot, Grönland zu kaufen, ist zwar gescheitert, aber wenn ein großer Staat und bisheriger Investor die Insel, zumal nach der angestrebten Unabhängigkeit von Dänemark, unter einem Vorwand annektieren sollte – die USA, Rußland oder China kommen in die nähere Wahl –, würde wohl niemand deshalb einen Krieg beginnen. Annexionen werden ja auch anderswo geduldet.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2021 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45909

Es wird diskutiert, ob das Robert-Koch-Institut und die Robert-Koch-Gymnasien usw. nicht umbenannt werden sollten, weil Koch sich im Kaiserreich so verhalten hat, wie man sich eben damals verhalten hat (Kolonialismus usw.). Vor dem Richtstuhl der Politischen Korrektheit kann kein Toter bestehen, schon weil er ungehörigerweise tot ist. Aufgeklärte Menschen sind nicht tot, sondern arbeiten unermüdlich an der Säuberung der Weltgeschichte.
Kochs Verdienste um die Menschheit fallen natürlich nicht ins Gewicht.

Zufällig lese ich, daß der Schriftsteller Diran Adebayo vor längerer Zeit das Romanwerk des damals gerade verstorbenen Anthony Powell als snobistische Seifenoper oder so ähnlich geschmäht, gleichzeitig aber zugegeben hat, es nicht gelesen zu haben. Ein ganz unwichtiger Vorfall, aber als Symptom doch bezeichnend. Man kann heute so etwas sagen. Warum sollte man einen Roman lesen, wenn man schon weiß, was der Verfasser identitätsmäßig für einer war? Lest nicht Powell, lest – Adebayo!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2021 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45882

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45811

Es scheint sich um etwas anderes zu handeln als die Clan-Kriminalität oder die Gewaltbereitschaft junger Männer aus dem Vorderen Orient. In der betreffenden Straße sollen hauptsächlich Rumänen wohnen, viele Familien aus demselben Dorf, also EU-Bürger. Das Problem der Post besteht darin, daß diese Menschen weder an der Klingel noch am Briefkasten Namensschilder anbringen oder alte aktualisieren. Stattdessen bedrängen sie die Postboten direkt, was diese sich verständlicherweise nicht länger gefallen lassen wollen. So ist das eben auf dem rumänischen Dorf. Deutsch können sich auch nicht. Der Lungenarzt Celik, der regelmäßig in der FAS berichtet, beklagt, das die Zuwanderer aus sprachlichen und anderen Gründen oft nicht wissen, daß es Impfungen gegen Corona gibt, geschweige denn, wie man dazu kommt.
Solche Probleme gibt es überall; sie bringen uns nicht um, und Deutschland wird nicht abgeschafft, aber man braucht sie auch nicht aus falscher Rücksicht zu verschweigen, sonst kann man sie nicht lösen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.05.2021 um 02.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45880

Gehen Sie mal davon aus, daß die innerparteilichen Kritiker genau wußten, was sie taten, und kein noch so dickes Anführungszeichen irgend etwas am Lauf der Dinge geändert hätte. Aber Palmer muß auch gewußt haben, worauf er sich da eingelassen hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2021 um 02.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45879

Gut geschrieben!
Nur, die Anführungszeichen hätten die Ironie dann zerstört, wenn Palmer "schlimmer Rassist" so gekennzeichnet hätte. Das war es, was er ironisch meinte.
Die Anführungszeichen aber, mit denen er dem innerparteilichen Shitstorm evtl. vorgebeugt hätte (vielleicht hätte es bei einigen auch nichts genützt), sollten das N-Wort als Zitat kennzeichnen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.05.2021 um 01.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45878

Palmer zitiert satirisch eine hanebüchene Anschuldigung gegen Aogo, um zu zeigen, wie leicht es inzwischen geworden ist, einen Rassismusvorwurf zu konstruieren, wo überhaupt kein Rassismus im Spiel ist. Er hält den wild um sich schlagenden Moralaposteln den Spiegel vor, die daraufhin erwartungsgemäß den Spiegel einschlagen. Dafür, daß man die Ironie eines ironischen Zitats mit Anführungszeichen zerstört, scheint den Empörungsrobotern jedes Gespür abzugehen. Daß die Parteispitze der Grünen die Ironie nicht erkannt haben will, ist völlig unglaubhaft.

Eine andere Frage ist, ob Palmer sich zu dieser Provokation hat hinreißen lassen, weil er nun mal ein politischer Heißsporn ist, der aus seinem Herzen keine Mördergrube machen kann, oder ob es sich um eine nüchtern kalkulierte Aktion handelt. Hat er womöglich irgend etwas vor? Will er eine neue, liberale grüne Partei gründen?

Wieder auf einem anderen Blatt steht, ob sich ein prominenter Politiker in verantwortlicher Position in solche intellektuellen Niederungen begeben sollte. Ich meine nein. Kretschmann hat den Vorgang meines Erachtens am treffendsten kommentiert. Anders als Baerbock, Göring-Eckhardt und Roth hat er nicht so getan, als hätte er die Ironie nicht verstanden, sondern er hat gesagt, daß man so was einfach nicht macht und daß Palmer als Profi hätte wissen müssen, daß Ironie in der Politik nie funktioniert.

Armin Laschet dürfte sich gestern jedenfalls ein Loch in den Bauch gefreut haben. Mit Wahlkampfhilfe ausgerechnet aus der grünen Ecke in einer für ihn so kritischen Situation hatte er vermutlich am wenigsten gerechnet. Wer ernsthaft geglaubt hat, die Grünen könnten bei der Bundestagswahl stärkste Kraft werden, ohne bis zur Schmerzgrenze um die Gunst konservativer Wähler zu buhlen, wird sich getäuscht sehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2021 um 00.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45877

Ja, es soll tatsächlich ein Zitat gewesen sein, das er als solches aber nicht gekennzeichnet hat. Für ein vergessenes Paar Anführungszeichen kann man also schon aus der grünen Partei fliegen.

Aber es geschieht ihm ganz recht, denn jetzt sagt er gar, die Bezeichnung "schlimmer Rassist" wäre erkennbar ironisch gemeint, ein Schwarzer könne ja kein Rassist sein. Wieso nicht? Das ist aber dann doch eine zutiefst rassistische Aussage!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 08.05.2021 um 23.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45876

Die Tagesthemen berichten gerade über Palmer und die Grünen. Und ab der ersten Sekunde wird in keiner der Formulierungen ein Zweifel daran gelassen, wer hier der Bösewicht ist.
Mein Benennungsvorschlag für empfindliche Naturen:
"Der P-Bürgermeister, der das N-Wort nicht mal als Zitat ächtete".
Gut, etwas aufwendig. Aber hey, Sprache wird nicht kürzer, wenn wir es allen gerecht machen wollen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2021 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45875

Wobei mir allerdings nicht klar ist, wieso Palmer Aogo wegen dieses Angebots als "schlimmer Rassist" bezeichnet. Im Moment kann ich es mir nur so erklären, daß das doppelt böse Wort vielleicht gar nicht von Palmer stammt, sondern daß Palmer es nur zitiert hat. Vielleicht hat er dabei nur die schwarzen Gänsefüßchen vergessen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.05.2021 um 23.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45874

»In der Debatte mit anderen Facebook-Nutzern kommentierte Palmer unter seinem eigenen Beitrag „der aogo ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen n****s**** angeboten“, wobei Palmer das hier gekürzte Wort ausschrieb und dabei sowohl ein rassistisches Wort für Menschen mit schwarzer Hautfarbe wie auch einen vulgären Begriff für das männliche Geschlechtsteil verwendete.«
(welt.de, 8.5.21)

Vorschlag: Um empfindlichen Seelen keinen irreparablen Schaden zuzufügen, sollte man noch »Palmer« durch »P****« ersetzen oder ersatzweise von einem »umstrittenen Politiker der Grünen« sprechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2021 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45837

Sie ist nigerianischer Herkunft, in den USA geboren und aufgewachsen. Der Leser versteht: Sie ist schwarz. – Vor einigen Jahren hätte man sogar gesagt: Sie ist eine Negerin mit nigerianischen Vorfahren.

Die sprachliche Kosmetik hat nichts an den wirklichen Verhältnissen geändert, ist aber trotzdem nicht bedeutungslos. Sie ist ein Teil der Heuchelei, die unsere heutige Sprachwelt durchzieht und vergiftet. Zurück kann man nicht mehr, jedenfalls nicht als einzelner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2021 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45811

Angst vor Corona
Post fürchtet Straße in Duisburg – und stellt nicht mehr direkt zu
(t-online.de, WELT, FAZ, SPIEGEL u. a. 1.5.21)

Der Artikel erwähnt beiläufig Dolmetscher, sagt aber sonst mit keiner Silbe, wer dort wohnt. Vorauseilender Gehorsam vor dem Presserat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2021 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45800

Dass „die falsche Seite“ dieselben Argumente vorbringt, zeige allenfalls, „daß (sic!) der Diskurs in eine Schieflage geraten ist“. (Tagesspiegel)

Wie faschistisch muß man sein, um daß nichtreformiert zu schreiben!)

Die sonst so kritischen Zeitungen wissen gar nicht, wie sehr sie den Mächtigen in den Hintern kriechen. Auch das verordnete Gender mainstreaming übernehmen sie und halten es für modern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2021 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45775

Normalerweise versteht man unter Identität das, was einen Menschen unverwechselbar, eben identifizierbar macht. Neuerdings ist es aber gerade das Gegenteil: was man mit anderen gemein hat: schwarz sein, lesbisch sein usw. Da jeder Mensch einer unüberschaubaren Anzahl von Gruppen mehr oder weniger fest zugehört, die sich keineswegs alle miteinander vertragen, gerät die Schubladisierung bald an ihre Grenzen. Das kann eine Zeitlang verborgen bleiben, aber irgendwann merkt jeder, daß er sich in eine Sackgasse verrannt hat. Es gibt noch weitere Gründe, sich dem Universalismus zu verschreiben.

Eine der komischsten Gruppen, mit denen ich mich herumschlagen mußte, waren die "Fremden" (schon wegen "Deutsch als Fremdsprache"). Das Problem der von "Phänomenologen" mystifizierten Fremdheit war eigentlich schon von Karl Valentin gelöst worden. Aber immer noch versuchen viele, daraus ihren Honig zu saugen. Schon Platon wußte, daß die Nichtgriechen keine natürliche Klasse bilden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.04.2021 um 13.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45751

»Dies würde sie beunruhigen, und davon wollen sie ein für allemal verschont bleiben.« Mit anderen Worten, sie sind nicht lebensfähig und sollten niemals eine Position erlangen, in der sie auch für andere Menschen, gar ein ganzes Land Verantwortung übernehmen müßten. Wozu studieren sie dann überhaupt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2021 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45750

Besonders in den USA scheint es wirklich viele Studenten (vor allem Innen) zu geben, die offen erklären, sie wollten keine Texte und Kunstwerke zu sehen bekommen, die irgend etwas anderes enthalten, als sie für gut und richtig halten. Dies würde sie beunruhigen, und davon wollen sie ein für allemal verschont bleiben. Niemand soll auch nur das kleinste Wattebäuschchen nach ihnen werfen, erst recht nicht aus der Vergangenheit oder aus anderen Gegenden der Erde.
Kein Homer und kein Aischylos, Aristoteles, Ovid (der ist ganz schlimm!), Onkel Toms Hütte, überhaupt kein 19. Jahrhundert, kein Jefferson, aber auch kein Mockingbird usw., keine Fremdsprachen, keine fremden Speisen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2021 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45715

(Anläßlich eines Berichts der SZ über amerikanische Universitäten:) Das Studium der Antike, das Lernen fremder Sprachen sind „Aneignungen“ und sollten unterbleiben. Das ist auch leichter. Außerdem dachten Aristoteles und die anderen noch nicht so über Frauen und Sklaven wie wir; auch darum sollte man sich nicht mehr mit ihnen beschäftigen. Das Hochschulstudium sollte sich, wie schon der Schulunterricht, auf die Entlarvung unkorrekter Einstellungen beschränken. Übrigens sind die klassischen Studien ein allzu leichter Gegner; sie haben ja nur wenige Verteidiger. Wie wäre es mit der Bibel? Da stößt man gerade in den USA schon auf härteren Widerstand.

Übrigens kann ich das Buch „Beleidigt“ von Caroline Fourest auf deutsch nicht empfehlen. Es ist durchweg holprig und an vielen Stellen fehlerhaft übersetzt und zusätzlich mit Druckfehlern verziert; man ärgert sich auf jeder Seite.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.04.2021 um 09.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45687

Der Alltagsrassismus hat längst auch die Fotoautomaten erfaßt. "Rassismus im Bild“, schrieb unlängst die „taz“, "Ein Fotoautomat des Hamburger Landesbetriebs für Verkehr kann nur weiße Menschen fotografieren. Das Problem ist seit Monaten bekannt“. Für die dunkelhäutige Audrey K. sei "die Dysfunktion des Automaten ein Zeichen für institutionellen Rassismus."

https://taz.de/Rassismus-im-Bild/!5700872/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2021 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45686

Digitale Gesichtserkennung funktioniert nur bei Weißen, weil sie nur an solchen trainiert worden ist. Aber warum empört man sich darüber („Coded Bias“)? Sollen Weiße etwa schwarze Gesichtserkennung entwickeln? Wie rassistisch wäre das denn? Schwarze Gedichte sollen sie doch auch nicht übersetzen, schwarze Musik weder machen noch hören usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2021 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45626

Es gibt wirklich schlimme Vorurteile über andere Rassen, Völker usw., aber die Scherze über Schildbürger, Ostfriesen usw. haben mit solcher "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" nichts zu tun. Das wird bei der heutigen Überempfindlichkeit der moralischen Heuchler und Denunzianten leider verkannt.

Hier in Erlangen gehören Witze über die doofen Forchheimer zum Alltag (Forchheim liegt in Sichtweite), vor allem wegen deren Unfähigkeit zum Autofahren. Die Fürther sind auch nicht weiter weg, aber genauso blöd.

Über Ostfriesen braucht man nichts zu sagen, die Österreicher auf der anderen Seite bieten auch genug Ansatzpunkte.

Dann gab es immer die lustigen Neger mit ihren großen Töpfen, in denen Missionare oder Großwildjäger (mit Tropenhelm) köchelten. Sie sind leider ebenso verschwunden wie die orientalischen Teppich-Aeronauten. Inder tragen Turbane und flöten Kobras etwas vor. Die Chinesen haben Schlitzaugen und verwechseln immer r und l, mehr braucht man nicht zu wissen.

Man glaubt doch nicht im Ernst, daß solche Klischees unser Verhältnis zu den wirklichen Menschen prägen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2021 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45625

Nach dem Tode Prinz Philips werden die alten Geschichten wiedererzählt, auch die Sache mit den "rassistischen" Schlitzaugen. Aus den vielen Richtigstellungen: https://www.scmp.com/news/world/europe/article/3128990/real-story-behind-prince-philips-infamous-slitty-eyed-remark
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2021 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45618

Mit dem „Einfluß“ Chinas ist es wie mit dem „Einfluß“ von Sprachen aufeinander. Genauer betrachtet, handelt es sich um die Übernahme; der angeblich Beeinflußte ist der Agens. Der Carlsen-Verlag hat ein Kinderbuch geändert, nachdem China sich geräuspert hatte. Er hätte sich nicht zu unterwerfen brauchen; nicht einmal wirtschaftliche Interessen scheinen nennenswertes Erpressungspotential geboten zu haben (wie es die USA in großem Umfang nutzen, um Unternehmen und Staaten ihren Interessen dienstbar zu machen). Statt China anzuprangern, könnte man den vorauseilenden Gehorsam des Verlags bestrafen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2021 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45521

"Huckleberry Finn" aus dem Lehrplan zu nehmen und wohl gar auch aus den Jugendbibliotheken zu entfernen ist eine große Dummheit, darüber braucht man nicht mehr zu streiten.
Man hat bemerkt, daß der Nigger Jim die einzige ungetrübt heroische Figur im Werk Mark Twains ist. Wie dem auch sei, das Buch ist wohl eine der humansten Darstellungen der damaligen Verhältnisse und vermittelt seine moralische Botschaft nicht durch den erhobenen Zeigenfinger, sondern durch eine spannende Geschichte zum Miterleben. Es wird nicht gesagt, sondern gezeigt, daß Jim seinen Mangel an intellektueller Bildung den Umständen verdankt und daß er in seiner natürlichen Gutmütigkeit zwischen all den Gaunern, den in Blutrache Gefangenen usw. ein unscheinbarer Heiliger ist.
Und dieser Schatz soll wegen des N-Wortes begraben werden? Geht’s noch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2021 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45472

In den USA ist die Angst vor einzelnen Wörtern inzwischen so groß, daß man sie nicht einmal zitierend in den Mund nehmen kann, ohne Entlassung, Ächtung und Vernichtung der bürgerlichen Existenz befürchten zu müssen. Das N-Wort auszusprechen kommt Kinderschändung oder ähnlichen Verbrechen gleich.
Solche Sprachtabus haben, wie man seit langem weiß, die Tendenz, sich immer weiter auszudehnen, schon weil die Ersatzwörter in der Euphemismentretmühle das gleiche Schicksal erleiden. Hinzu kommt, daß immer neue Wortschatzbereiche entdeckt werden, wo es ein Unrecht wiedergutzumachen gilt.
Wir werden noch enden wie jene Herakliteer, die vor lauter Sprachskepsis nur noch mit dem Finger auf die Dinge zeigten, statt sie beim Namen zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2021 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45460

Je stärker es im Erzbistum Köln hagelt, desto seltener scheint mir die törichte "sexualisierte Gewalt" erwähnt zu werden. Es heißt wieder schlicht "Missbrauch". Vielleicht spielt die Wortbildung eine Rolle: "sexualisierter Gewaltverdacht" usw. sind wohl selbst den Volkserziehern zuviel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2021 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45404

Eine farbige, geschiedene Schauspielerin, eine Karrierefrau aus einer von Konflikten nicht freien amerikanischen Familie hat es geschafft, ins britische Königshaus einzuziehen. (Tagesspiegel 9.3.21)

Wie bei Kamala Harris und Barack Obama wird die Hautfarbe, also Rasse, eigens hervorgehoben. Auch gute Menschen sind eben nicht „farbenblind“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2021 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45396

„Vom Winde verweht“ wird als „diverses Hörspiel“ gesendet. „Am Ende jeder Folge tritt eine Schauspielerin aus ihrer Rolle heraus und vor dieses Publikum, um einen eigenen Traum von einer gerechteren Gesellschaft zur Debatte zu stellen.“
Das soll „alte Gewohnheiten aufbrechen“? Es ist doch der gute alte Brecht. Wer will schon über die Träume von Schauspielerinnen diskutieren? Aber es ist ja auch wieder nur inszeniert. In seiner volkspädagogischen Schlichtheit bestens geeignet für die Schule, zumal das Originalwerk ziemlich dick ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2021 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45375

Nicht der Begriff der Rasse, wie man lesen kann, wird aus dem Grundgesetz gestrichen, sondern das Wort Rasse. Erhalten bleibt rassistisch, das nun definiert werden muß, ohne daß man das Grundwort verwendet. Es ist anzunehmen, daß die meisten Abgeordneten es für Unsinn halten, aber sie stimmen trotzdem dafür.

Die Angst vor Wörtern ist atavistisch, aber so ist nun mal der irrationalistische Zeitgeist, der ja auch alle erdenklichen Verschwörungstheorien hochkommen läßt. Dagegen ist mit Vernunft nichts auszurichten.
Das Grundgesetz hat bisher Menschen vor Diskriminierung wegen ihrer Rasse geschützt. Das soll es immer noch, aber es wird schwerer, das zu erkennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2021 um 17.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45372

Zum vorigen:

Die maschinelle Übersetzung macht Fortschritte. Müssen Computer und Programme, die Texte von Schwarzen (Frauen usw.) übersetzen, von Schwarzen (Frauen usw.) entwickelt worden sein?
Dürfen Weiße überhaupt Texte von Schwarzen lesen (und in Seminaren besprechen), ohne sich der kulturellen Aneignung und Enteignung schuldig zu machen? (Diese Frage ist seit langem keine rein hypothetische mehr, wie man besonders aus den USA weiß.) Analog für Frauen, Homosexuelle usw.
Die Absage an den Universalismus nicht nur in der Kunst im Namen der „Identität“ (d. h. von Merkmalen, für die einzelne nicht verantwortlich ist) führt allerdings zu immer feineren Aufspaltungen, so daß sie sich irgendwann selbst totläuft wie eine Welle am Strand. Jeder schreibt dann nur für sich selbst und liest auch nur seine eigenen Werke.
Die Beachtung, die die Leistungen von bisher vernachlässigten Minderheiten immer mehr finden, läßt sich auch im Rahmen des Universalismus fördern, ja gerade dort. Der Universalismus schließt Diskriminierung geradezu aus.
Auch Amanda Gorman wird – offensichtlich gegen ihren Willen – in ein Schubfach gezwungen, wenn sie ausschließlich für die (in Wirklichkeit nicht einmal existierende) schwarze Community beansprucht wird. Ihr Appell war ja, wie jeder hören konnte, keineswegs nur an Schwarze gerichtet.
Bisher sind fast alle Texte nichtweißer Autoren von Weißen übersetzt worden, die ihr Handwerk mehr oder weniger gut beherrschen, und die Autoren hatten nie etwas daran auszusetzen. Und damit ist noch gar nicht Frage nach den Sprachen selbst berührt: Kolonialsprachen vor allem, deren sich aber auch viele Schwarzafrikaner und Inder bedienen, um von jedermann verstanden zu werden.
In einem Artikel der SZ wird auch daran erinnert, daß gerade die Begegnung mit fremden Kulturen (und Religionen) sehr fruchtbar war, auch und gerade durch produktive Mißverständnisse. Eine Binsenwahrheit, die nur sehr Ungebildete übersehen können.
Was nebenbei immer wieder auffällt: die Verdienstlosigkeit der Eiferer im Gegensatz zur Kreativität ihrer „Schützlinge“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2021 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45371

Aktivisten sind empört, weil das Inaugurationsgedicht der Schwarzen Amanda Gorman von einer Weißen ins Holländische übersetzt werden sollte. Das Projekt wurde daraufhin aufgegeben. Auch Gorman hatte zugestimmt und wird nun ebenfalls kritisiert.
Man sollte das Gedicht in schwarzer Farbe auf schwarzem Papier erscheinen lassen, damit jeder die Hoffnungslosigkeit des Antirassismus nachvollziehen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2021 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45370

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#21053

Zum Namensstreit Burma/Myanmar aus aktuellem Anlaß:

https://www.counterpunch.org/2021/03/03/why-burma-should-remain-the-countrys-name/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.02.2021 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45316

Dem unaussprechlichen N-Wort haben sich das Z-Wort (für Zigeuner) und das I-Wort (für Indianer) beigesellt, doch dabei sollten wir es nicht belassen. Margarete Stokowski beklagt zum Beispiel, in manchen Kreisen seien „Aktivistin“ und „Aktivist“ Schimpfwörter. Mein Lösungsvorschlag: das A-Wort. Mehr Empathie! Viele Wörter müssen nicht einmal die Minderheit selbst bezeichnen, um ihr wehzutun. Veganer etwa leiden unter der taktlosen Erwähnung von Fleisch, Wurst und Fleischwurst. Es ist Zeit für das F-Wort, das W-Wort und das FW-Wort. Die alten weißen Metzger werden sich daran gewöhnen müssen, daß mit 200 Gramm S-Wort 200 Gramm Salami gemeint sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2021 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45256

1. Autistenvereinigungen empören sich darüber, daß die Rolle eines autistischen Mädchens in einem Film der australischen Sängerin Sia nicht von einem autistischen Mädchen gespielt wird, sondern von Maddie Ziegler, der jungen Tänzerin aus Sias früheren Videos.
Demnach müßten alle Filmrollen korrekterweise von ebensolchen gespielt werden. Pianisten von Pianisten, Mörder von Mördern.

2. Wie zu lesen ist, darf das N-Wort nicht einmal als Zitat ausgesprochen werden (es gibt eine Affäre und eine Entlassung bei der NYT). Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dürfte die nächste Generation nicht einmal mehr wissen, wie das N-Wort eigentlich lautete. Aber wird dann nicht „N-Wort“ selbst zum Unwort? Es erinnert an die Stammtischrunde, die praktischerweise ihre Witze numeriert hatte, so daß man nur „632“ sagen mußte, um schallendes Gelächter auszulösen, während „345“ einen Bart hatte und lange Gesichter hervorrief.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2021 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45103

Aus dem Wikipedia-Eintrag „Rasse (Züchtung)“ geht hervor, daß die Beschränkung auf Tiere (Haustiere) willkürlich ist. Man will eben nicht von Menschenrassen sprechen, obwohl biologisch kein Unterschied besteht.

2021 muß Wahlsieger Biden auf Rassenproporz bei der Besetzung von Regierungsämtern achten. Die „schwarze“ Herkunft der Vizepräsidentin Harris wird unermüdlich hervorgehoben, auch von ihr selbst. Rasse war und ist ein beherrschendes Thema.

Wie kann man angesichts dieser Tatschen unermüdlich nachsprechen, es gebe keine Rassen? Verkehrter kann man den Kampf gegen Rassismus nicht anfangen.
Die Hautfarbe war immer ein Hauptgesichtspunkt; von Genen wußte man lange gar nichts. Die Vorurteile bezogen sich auf die Hautfarbe und andere, in der Tat unwesentliche, aber doch vorhandene Merkmale, darum kann man ihnen auch nicht mit genetischen Argumenten beikommen. Daher das Schräge der gutgemeinten Auslassungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2021 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#45031

Berlin plant eine Migrantenquote von 35 Prozent für die Verwaltung Die Quote soll für die komplette Landesverwaltung und für alle Landesunternehmen wie BSR und BVG gelten, aber auch für Stiftungen, Staatsanwaltschaften und Gerichte. Das Gesetz soll möglichst noch bis zur Wahl im September vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen werden. (Tagesspiegel 16.1.21)

Wie vorhergesehen, zieht eine Quote die nächste nach. Das Ganze diene der Chancengleichheit. Identitäre Politik drängt das demokratische Leistungsprinzip in den Hintergrund, wo es als Formel („bei gleicher Eignung“) ein Schattendasein fristet. Ich kann mich anstrengen und ein guter Jurist werden, aber keine Anstrengung kann mir einen Migrationshintergrund verschaffen. Wer hätte aber auch gedacht, daß Posten eines Tages wieder nach der Herkunft vergeben werden!
Man wird unter den Migranten nach Herkunft differenzieren müssen, damit nicht zu viele Türken oder gar EU-Bürger die Afghanen verdrängen usw. Zuvor müßte die Qualifikation im gleichen Verhältnis erreicht werden. Vielleicht noch wichtiger ist die Religionszugehörigkeit; da herrscht noch längst kein Proporz.

Ein Zyniker könnte bemerken, daß in Berlin die Qualifikation noch nie ein Rolle gespielt hat...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.01.2021 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44981

Auf zdf.de gibt es aktuell einen Artikel „Wie hat Corona unsere Sprache verändert“, auf den in den heute-Nachrichten um 19 Uhr extra hingewiesen wurde.

Ebendiese Nachrichtensendung lieferte dazu heute selbst ein schönes Beispiel:

„Corona-Patienten fluten Londons Krankenhäuser.“

Noch im Jahre 2015 ist man für solche Wortwahl beinahe gelyncht worden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.01.2021 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44954

Herr Stefanowitsch sollte sich dringend um das Wort negativ kümmern. Kinder könnten negertief verstehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.01.2021 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44953

Welche Gefahr geht denn vom Wort Negertal aus? Die Bewohner scheinen jedenfalls harmlos zu sein.

Und was, wenn sich das Wort nun doch vom lateinischen »niger« ableitet, weil das Tal früher als besonders finster galt? Ein Ausweichen auf »Schwarztal« oder »Dunkeltal« ist ausgeschlossen in einer Zeit, in der Wörter wie »schwarzfahren« und »dunkelhäutig« auf den Index gesetzt werden.

Frei nach Augst käme aber eventuell »Nägertal« in Frage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.01.2021 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44952

Die heutige Bedeutung ist nicht eindeutig, das belegt der Ortsname ja gerade. Stefanowitsch möchte sie nur gern eindeutig haben, um den ihn störenden Ortsnamen abzuschaffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.01.2021 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44951

Der Mannheimer Morgen vom 3.1.2021
(Sonntagszeitung seit einigen Jahren nur im Online-Abo)
berichtet über den Ort Neger, Teil der Stadt Olpe im Sauerland:

[...]
er liegt im Negertal, ist unterteilt in Unterneger, Mittelneger und Oberneger. Die Namen sind mehrere Jahrhunderte alt. Rund 400 Menschen wohnen hier, und niemand unterstellt ihnen rassistische Neigungen. Angesichts von Alltagsrassismus und zunehmender sprachlicher Sensibilität sorgt der Name der Ortschaft aber für einige Verwirrung.

[...]
Woher kommt der Name? Belegt ist er seit 700 Jahren. Benannt nach dem kleinen Flüsschen Neger, erklärt Namensforscher Markus Denkler vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Gebildet sei das Wort aus einem nicht eindeutig herzuleitenden Stamm "Nag-". Über Herkunft und ursprüngliche Bedeutung lasse sich nichts Genaues sagen. Allerdings sehe die Forschung keine Ableitung vom lateinischen Wort "niger", das "schwarz", "dunkel" bedeutet.

[...]
Stefanowitsch sagt: Die Herkunft eines Namens spiele eine weniger wichtige Rolle als die heutige Bedeutung. Der Ortsname Neger sei zwar zu einer Zeit nachgewiesen worden, als es die rassistische Personenbezeichnung im Deutschen noch gar nicht gab. Die heutige Bedeutung sei aber eindeutig. Sein Vorschlag: Wenn der Name historisch von "Nag-" herzuleiten ist, warum dann nicht "Nager"? Dann könnte es irgendwann womöglich heißen: "Willkommen im Nagertal!"

Die heutige Bedeutung sei eindeutig?
Der Sprachwissenschaftler Stefanowitsch hat offenbar noch nie etwas von Homonymen gehört.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.01.2021 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44950

Das tapfere Tier wurde in der Sendung tatsächlich fortwährend so genannt. Das nahm sich einerseits seltsam aus, andererseits wirkte die Betonung seiner Weiblichkeit richtig, weil es nun mal zur Eiablage unterwegs war. Früher hätte man wohl ein- zweimal von einem Drusenkopfweibchen und ansonsten von einer Echse gesprochen. Bestimmt gibt es auch schon Gartenrotschwänzinnen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.01.2021 um 19.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44949

zur Köpfin (#44015)
das ZDF, Terra X, 3.1.21, 19.30 Uhr:

Doch die Drusenköpfin hat keine Wahl.

Die Drusenköpfin wurde danach noch einmal genannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2021 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44948

Großes Wehklagen wegen Millionen wegen Corona gekeulter (= vergaster) Nerze in Dänemark. Beiläufig erfährt man, daß fast die gleiche Zahl von Nerzen sowieso jedes Jahr vergast wird – wegen der Pelzgewinnung nach jeweils etwa sieben bis acht Monaten Lebenszeit. Die Dänen wußten großenteils gar nicht, daß ihr Land der größte Nerzpelzlieferant ist.

Nerze sind eigentlich Einzelgänger mit einem großen Revier, aber hier werden sie wie Hühner dicht an dicht gehalten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.01.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44946

Das erinnert mich an den Film "Das finstere Tal", den ich kürzlich noch mal gesehen habe. Auch da gab es im Abspann den gleichen Hinweis, keine Tiere zu Schaden gekommen. Dabei kamen darin so gräßliche Tierquälereien wie in "Die sieben Geißlein" gar nicht vor, dafür aber jede Menge teils qualvoll getöteter Menschen. Die wurden im Abspann aber mit keinem Wort erwähnt. War das etwa echt?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.01.2021 um 22.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44945

ARD-Tatort anno 2021, Abspann:

»Bei den Dreharbeiten zu diesem Film sind keine Tiere zu Schaden gekommen.

Wir haben den Haka mit größtem Respekt vor der Kultur der Mâori aufgeführt. Wir sind uns bewusst, dass der Haka ein sehr starkes und bedeutungsvolles Ritual ist und haben unser Bestes gegeben, dies sichtbar zu machen.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2020 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44871

Eingeborene, wie die Welten-Erkunder sie damals herablassend genannt haben, Indigene, wie sie heute korrekt bezeichnet werden. (SZ 17.12.20)

„Indigene“ heißt bekanntlich „Eingeborene“, und Herablassung gehörte zwar zum Kolonialismus (war aber nicht dessen schlimmste Seite), aber die Bezeichnung „Eingeborene“ war nicht herablassender als „Indigene“.

Biden sieht für sein Kabinett eine "indigene" Ministerin vor. Das Proporzdenken festigt die Abgrenzung, die man damit zu überwinden sucht. Immer das gleiche Dilemma, auch beim Gendern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2020 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44866

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44103

Der berühmte Tino Chrupalla ist zwar unter "Weißwasser" erwähnt, nicht aber unter "Krauschwitz", wo stattdessen ich selbst stehe. Dabei habe ich mich schon im zarten Alter von einem Jahr auf die Socken gemacht, um nicht samt meiner Mutter der Roten Armee in die Hände zu fallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2020 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44814

Tatsache bleibt, daß man einem Menschen fast immer ansehen kann, ob er aus Mitteleuropa, Japan oder Nigeria kommt. Wer mir einreden will, das sei eine Illusion oder ein verwerfliches Konstrukt meines verbildeten Gehirns, mit dem möchte ich dann auch nicht wieter diskutieren.

Noch ist es in Deutschland so, daß man einen solchen Menschen auch nach seiner Heimat oder der seiner Eltern fragen kann. In den USA bietet sich das weniger an. Dort ist aus der "schwarzen" Abstammung tatsächlich ein soziales Konstrukt und eine fixe Idee geworden, mit den enormen Auswirkungen, an denen die amerikanische Gesellschaft leidet ("Kingsblood Royal"). Das scheint paradox, weil ja gerade dort die Schwarzen schon lange zum Alltag gehören. Aber wir kennen ja die besonderen historischen Gründe, aus denen es so gekommen ist. Salopp gesagt: Diesen Schuh brauchen wir uns nicht anzuziehen; wir müssen nicht alles nachmachen, sondern können uns mit unseren eigenen Problemen beschäftigen.

Aus den Erzählungen meiner Mutter wußte ich als Kind, daß es in der Kleinstadt, in der ich, ebenso wie sie zuvor, aufwuchs, einen einzigen "Neger" gegeben hatte (wie man damals arglos sagte), wahrscheinlich war er wegen der "Kolonialschule" in den Ort gekommen. Meine ersten Erfahrungen mit Schwarzen waren die amerikanischen Besatzungssoldaten (mein Vater war Koch bei der amerikanischen Truppe). Heute sind Schwarze direkt aus Afrika im Ort täglich zu sehen, weil aus der ehemaligen Kolonialschule inzwischen ein Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft der Uni Kassel geworden ist. Ich erzähle diese Geschichte, um den Boden der Tatsachen im Gespräch zu halten. Die Verhältnisse sind aus historischen Gründen völlig verschieden von den US-amerikanischen.

Viel brisanter ist die mehrstufige Entwicklung mit muslimischen Zuwanderern, seien sie aus Afrika oder Afghanistan, aber das ist ein anderes Thema und hat wenig mit "Rasse" zu tun. Bevor der Islam selbst viel dazu beigetragen hat, sich unbeliebt zu machen, war auch die Religion der Türken usw. kein Hindernis für gutnachbarliche Beziehungen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.12.2020 um 01.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44813

Th. Ickler: „Die Weißen“? Also doch? – Sie müssen sich das kursiv geschrieben denken. So wird das in der Branche gemacht, um anzuzeigen, daß es nicht um die Hautfarbe als solche geht, sondern um die Haltung einer privilegierten Gruppe. Umgekehrt markiert die Großschreibung in »Schwarz« die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit Rassismuserfahrung. Demnach könnte man theoretisch auch einen Menschen mit weißer Haut als »Schwarz« bezeichnen, nicht aber einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe als weiß, denn es gibt keine schwarzhäutigen Menschen ohne Rassismuserfahrung.

Diese hochgeistigen, der Lebenswirklichkeit der allermeisten Menschen weit entrückten Gedankenartefakte werden von der erdrückenden Mehrheit nicht verstanden. Sie tragen auch nichts zur Verbesserung der Welt bei. Im Gegenteil, sie verschieben die Begriffsebenen und machen so ein wenigstens ansatzweise unbefangenes Sprechen über Rassismus unmöglich. Im Vordergrund steht nämlich immer, was man alles nicht sagen darf oder sollte, um ja niemandem auf die Füße zu treten. Wenn aber keine Wörter mehr zur Verfügung stehen, mit denen man einen Sachverhalt wertfrei beschreiben kann, ist jede weitere Diskussion zwecklos.

Für einen fruchtbaren Gedankenaustausch über das Thema Rassismus ist diese Begriffswelt völlig ungeeignet, denn sie kennt und duldet keine neutralen Bezeichnungen, sondern verlangt stets ein eindeutiges Bekenntnis. Wörter, die im Verdacht stehen, abwertend gebraucht zu werden, sollen nicht etwa durch neutrale ersetzt werden, sondern durch solche, mit denen der Sprecher unmißverständlich klarmacht: Seht her, ich stehe auf der richtigen Seite! Worüber soll man dann aber noch diskutieren?

Die Frage etwa, ob in Deutschland und anderswo Menschen mit vergleichsweise dunkler Hautfarbe bei der Wohnungssuche benachteiligt werden und woran das liegt, ist doch nicht dumm. Wenn aber schon die Fragestellung als diskriminierend zurückgewiesen wird, weil Wörter wie »dunkelhäutig« eine negative Wertung beinhalteten, hat irgendwann keiner mehr Lust, über solche Fragen mitzudiskutieren.

Angeblich wollen die Rassismusbekämpfer ja Bewußtsein schaffen, Vorurteile überwinden und Ungerechtigkeiten abbauen. In Wirklichkeit tun sie das Gegenteil. Man schafft kein Bewußtsein, sonst bringt andere nur gegen sich auf, wenn man sie in eine Ecke stellt und ihnen über den Mund fährt, sobald sie ihn aufmachen. Man überwindet keine Vorurteile, sondern zementiert sie, wenn man Schwarze und Weiße durch künstliche Sonderschreibweisen auf ewig als »benachteiligt« bzw. »privilegiert« stigmatisiert. Man baut keine Ungerechtigkeiten ab, wenn man gegen Wörter kämpft statt gegen die wahren Ursachen. Besonders schlau ist das alles nicht. Der Verdacht liegt nahe, daß hier ganz andere Motive im Spiel sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.12.2020 um 00.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44812

Wirklich sehr nett. Die Polizei darf authentische Aufnahmen nicht zeigen, weil die Rasse (und damit die Herkunft bzw. der "Hintergrund") der Täter erkennbar ist. Also zeigt sie von Weißen gespielte Diebstähle.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.12.2020 um 22.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44811

https://taz.de/Nach-Rassismus-Vorwuerfen-in-Berlin/!5053414/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.12.2020 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44810

Die dunkelhäutige Deutsche Alice Hasters beklagt in ihrem Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“, daß sie ständig von Fremden gefragt werde, woher sie komme, ob sie eigentlich Sonnenbrand kriegen könne und ob man ihr mal ins Haar fassen dürfe. Dieter Nuhr hat den Buchtitel rassistisch genannt, worauf er im Netz umgehend Rassist gescholten wurde, und Hasters erklärte, Weißsein sei gar keine Frage der Hautfarbe, sondern ein „soziales Konstrukt“; es gehe um weiße Privilegien. Seither frage ich mich, warum mir seit 1956 kein Fremder mehr ins Haar gefaßt hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2020 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44808

Auf fremden Rat hin habe ich einen älteren Podcast über Rassismus nachgehört:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Synapsen-Die-Rassen-in-unseren-Koepfen,podcastsynapsen140.html

Schwer zu ertragen wegen der Unbedarftheit und des moralischen Übereifers der Interviewerin. Der Interviewte, auch kein Wissenschaftler, warf mit „Phänotyp“ und „Genotyp“ um sich. Aber das sind wir ja gewohnt. Struwwelpeter, Pippi Langstrumpf, Kant... Ständig wiederholtes Mantra: „Es gibt keine Rassen“. Phantombilder der Polizei wurden scharf verurteilt, weil sie rassistische Stereotype weitergeben; vom Fahndungszweck und -erfolg war nicht die Rede. Besonders komisch der letzte Teil, in dem „die Weißen“ („wir Weiße“) ermahnt wurden, in sich zu gehen und sich aus den Protesten der Betroffenen herauszuhalten oder so ähnlich. „Die Weißen“? Also doch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2020 um 20.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44707

Die Süddeutsche Zeitung spricht sogar von "sexualisiertem Missbrauch" (in der evangelischen Kirche). (14.11.20)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2020 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44650

Das Magazin Max Planck Forschung (3/2020) ist nicht nur gegendert, sondern bezeichnet in einem Artikel über Migration alle Zuwanderer von 2015ff. als "Geflüchtete" bzw. "Schutzsuchende", obwohl viele oder die meisten das nicht waren.

In einem zweiten Beitrag in derselben Ausgabe wird das ausführlich dargelegt: "Migration ist eine Haushaltsstrategie. Ein Mitglied zieht weg, um die anderen aus der Ferne zu unterstützen." Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für viele Länder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2020 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44543

Vermutlich wird es als Kuriosum in die Geschichte der Gesetzgebung eingehen, dass die Bundesregierung den bisherigen "sexuellen Missbrauch von Kindern" in ihrem Gesetzentwurf in "sexualisierte Gewalt gegen Kinder" umtauft – und dann im Text beteuert, dass auch in Zukunft jegliche Form des Missbrauchs strafbar bleibt, auch ohne die Anwendung von Gewalt. Man könnte das als Ärgernis abtun, aber leider setzt der Entwurf auch in anderen Punkten auf den billigen Effekt. (SZ 22.10.20)

Der Kommentar erfreut und überrascht. Er ist treffend genug, aber andererseits hat dieselbe Zeitung genau wie andere alles dafür getan, die von Feministinnen lancierte Formel „sexualisierte Gewalt“ durchzusetzen. Der Mißbrauchsbeauftragte der Bundesregierung bleibt übrigens, er wird nicht zum sexualisierten Gewaltbeauftragten, wie zu erwarten wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2020 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44534

Nun soll das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz gestrichen werden, der Schutz vor Rassismus aber bleiben. (SZ 21.10.20)

Solche Minister braucht das Land. Ob schon an der Beiseitigung des F-Wortes gearbeitet wird? Die Einteilung der Menschen in Männer und Frauen ist schließlich ebenfalls obsolet.

Gegen den naiven Sprach-Idealismus, der sich so aufgeklärt vorkommt, ist kein Kraut gewachsen. Die Sprachreinigung geht also weiter. Im Zitat deuten sich die Eiertänze an, wie wir sie schon ums Zigeuner-Mahnmal und auch sonst erlebt haben. Nur die Juden stören noch, weil sie weiterhin Juden sein wollen, obwohl wir sie nach ihrer weitgehenden Vernichtung am liebsten gar nicht mehr so nennen möchten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2020 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44489

Über bayerische Pläne zur Hochschulreform schreibt die Süddeutsche Zeitung:
„Studierende wünschen sich echte Mitsprache, mehr Inklusion und Nachhaltigkeit.“ (15.10.20)
Das ist eine modische Phantasie. Darum liegt die Beteiligung der Studenten an Hochschulwahlen im einstelligen Bereich, in Naturwissenschaften und Technik nahe null.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2020 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44477

Auch dieses Jahr wieder geht es dem schwarzen Heiligen Dreikönig an den Kragen. White supremacy.

Man vermutet, daß Schwarze am schwarzen König Anstoß nehmen ("Schlag ins Gesicht" laut FR), aber ist das wirklich der Fall?

Komischerweise will man auch die Legende innerhalb der Legende widerlegen: Der Mann war gar nicht schwarz, sondern hatte höchstens einen dunklen Bart... So wie ja auch Eva keinen Apfel pflückte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2020 um 09.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44472

Unter dem Titel „Menschen als Mitbringsel“ berichtet die SZ über eine historische Episode: Herzog Max (Sisis Vater) kaufte 1838 auf einem Sklavenmarkt in Alexandria fünf schwarze Knaben im Alter von 9 bis 15 und brachte sie mit nach Bayern. Der Vorspann setzt den Ton:

Der bayerische Herzog Max gab sich als Gegner der Sklaverei. Auf seiner Orientreise kaufte er dennoch auf dem Markt fünf Schwarze und brachte sie mit nach Deutschland. Bedenken hatte er deswegen keine.

Der Text rechtfertigt diesen anklagenden Ton nicht. Warum sollte er Bedenken gehabt und sich als Gegner der Sklaverei nur „gegeben“ haben? Und warum sollten die fünf sich nach dem Kauf nicht als „frei“ betrachtet haben? Sie wurden bei Hof als Pagen bzw. Gärtner beschäftigt wie andere Leute auch; über schlechte Behandlung ist nichts bekannt. Vier von ihnen dienten dem Sprachforscher Karl Tutschek als hochgeschätzte Informanten, die es ihm erlaubten, die erste Galla-Grammatik zu verfassen. Sie waren ihren Eltern als Kinder geraubt worden, zum Teil schwer mißhandelt worden und hatten niemanden mehr. Hätte Max sie nach dem Kauf in Alexandria auf die Straße setzen sollen? Am innerafrikanischen Sklavenhandel war er nicht schuld, auch wenn er sich als Käufer daran beteiligte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.10.2020 um 01.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44426

Mit Spott und Häme sollte man sich vor allem wenigstens so lange zurückhalten, bis bekannt ist, wie sehr Trump in der Krankheit leiden mußte. Sonst könnte es womöglich passieren, daß der Spott auf die Spötter zurückfällt, wenn er hinterher sagt, seht ihr, ich hab es ja immer gesagt, es ist weiter nichts.

SZ und Spiegel sind da recht clever, ihnen kann es egal sein, wie die Sache ausgeht, denn sie spotten natürlich nicht, sondern haben bereits ihr Schäfchen damit ins trockene gebracht, daß sie die Leute daran erinnern, daß es evtl. einen Anlaß für Spott geben könnte (von dem sie selbstredend aus Anstandsgründen abzusehen raten).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2020 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44413

In unserem wissenschaftlichen Zeitalter sollte man meinen, daß sich die scharfen Verurteilungen der angeblich reaktionären, rassistischen, sexistischen Kinderbücher von TKKG bis Astrid Lindgren auf etwas mehr stützen als apriorische Spekulation, aber ein Bedürfnis nach empirischer Evidenz ist nirgendwo zu spüren. Dabei wäre es bei Millionen Lesern, die inzwischen erwachsen geworden sind, epidemiologisch ein Leichtes, die verderbliche Wirkung im Vergleich zu nichtgeschädigten Gruppen festzustellen.
Aber darum geht es gar nicht, und das Verfahren beweist es. Es geht nur darum, selbst einen Pluspunkt an moralischer Überlegenheit herauszuwirtschaften, und das ohne eigene Anstrengung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2020 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44408

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35860

Wenn man heute "Das haut den stärksten Neger um" googelt, kommt man immer wieder auf die Kinderbuchserie TKKG (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=805).

Die muß ganz schlimm auf unsere Kinder wirken. Wenn ich es nicht besser wüßte, könnte ich den guten Menschen bei der taz usw. Glauben schenken. Vielleicht muß ich mir noch anhören: Damals waren die Kinder abgebrühter, heute ist man moralisch empfindlicher.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.10.2020 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44403

“Civilization is but a thin veneer stretched across the passions of the human heart.” (Bill Moyers)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2020 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44402

Von allen Seiten kriegen wir auf die Finger geklopft.

Der Respekt vor mehr als einer Million Corona-Toten verbietet es, dass die Infektion des US-Präsidenten und seiner Frau nun zum Gegenstand von Spott und Häme wird. (SZ 2.10.20)

Ist das logisch? Auch der hochedle SPIEGEL läßt sich breit darüber aus, daß niemand denken oder gar sagen darf: „Geschieht ihm recht!“

(Unter uns gesagt: Geschieht ihm recht!)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.09.2020 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44367

Die Wörterlisten bleiben im stetigen Fluß, da es ja eigentlich nicht um die Wörter*innen geht, sondern um den Gehorsam. Wie der linksextreme Berliner Justizsenator soeben bekanntgegeben hat, ist der Migrationshintergrund jetzt unsagbar geworden:
https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/darf-der-senat-seinen-mitarbeitern-eine-neue-sprache-diktieren
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2020 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44364

Wer sich ganz korrekt ausdrücken will, kann wenigstens im Englischen auf eine erstaunlich umfangreiche Liste zurückgreifen:

http://www.rsdb.org/

"Ami – Americans This is just a German abbreviation. By itself it is not derogatory. Scheiss-Ami = Shit American, obviously derogatory."

Na ja, Scheiß- ist in jeder Verbindung abwertend, und Ami ist selten neutral, höchstens in sehr salopper Umgangssprache. Die Bundeskanzlerin könnte es nicht verwenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2020 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44360

Wie problematisch der Ausdruck „sexualisierte Gewalt“ ist, erkennt man an ganzseitigen Ausführungen der SZ (22.9.20). Ein Priester schläft nackt mit Jungen im selben Bett, erregt sich dabei. Er zeigt den Jungen Pornos. Das ist widerlich, aber ist es „Gewalt“? Nur wenn man die Sprache ungewöhnlich dehnt. Das tun sie nun alle, wie auf Befehl eines Sprachamts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2020 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44359

Auf die Frage, ob er Vorbehalte gegen einen schwulen Bundeskanzler hätte, antwortete Merz jetzt zwar "Nein", die sexuelle Orientierung sei Privatsache. Doch dann schob er die Einschränkung hinterher: "Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft."
Offenbar lebt Merz, immerhin Kandidat für den CDU-Vorsitz, immer noch mit üblen Ressentiments. Bei der Frage nach einem heterosexuellen Kanzler würde er sicher nicht auf die Idee kommen, ungefragt einen Pädophilie-Vorbehalt in den Raum zu stellen.
(SZ 22.9.20)

Im Eifer des Gefechts übersieht der Journalist, daß die "Frage nach einem heterosexuellen Kanzler" niemals gestellt worden wäre. Es sind die Journalisten selbst, die durch ihre schrägen Fragen die "Ressentiments" (Überschrift) verewigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2020 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44343

Die Leserin geht darüber hinweg, daß schon lange niemand mehr von "Irrenhäusern" usw. spricht. Was will man eigentlich mehr? Manche Sprachkritik ist so, na ja, so irre, daß man nur noch fragen kann, was für den Kritiker dabei herausspringt.
Das Tilgen von Wörtern aus jedem Gebrauch, nur weil sie in einem bestimmten Gebrauch anstößig sind, ist archaisch; es entspricht dem klassischen Tabu.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.09.2020 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44341

Die Formulierung »irre Verschwörungstheorien« wurde gewählt, weil »Verschwörungstheorien« allein nicht mehr pejorativ genug wäre. Allerdings hilft es nichts, und es wird auch nichts helfen, mißliebige Auffassungen (um mehr handelt es sich ja gewöhnlich nicht) künftig als »komplett irre Verschwörungstheorien« zu bezeichnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2020 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44340

Eine Leserin rügt die SZ, weil sie von „irren Verschwörungstheorien“ gesprochen hatte. „Irre“ sei pejorativ für „psychisch krank“. „Damit diskriminiert man psychisch Kranke.“ Die Zeitung solle das Wort streichen.
Kann man sich wenigstens noch irren und andere irreführen? Sind die Verschwörungstheoretiker psychisch krank?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.09.2020 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44323

Bisher unberücksichtigt: das Schriftbild. Darin schlagen sich nach wie vor Stigmatisierung und Ausgrenzung nieder, außerdem werden soziale Unterschiede zementiert. Gerechte Sprache verzichtet darauf, große und kleine Buchstaben gegeneinander auszuspielen, sie verzichtet auf hoch- und tiefgestellte Lettern und Zahlen, auf Brandmarkungen durch Unterstrich, auf Klammern, auf Deformation durch Kursivsetzung und natürlich auf Fettdruck (Mobbing).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.09.2020 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44321

SOFTWARE: Konzern formuliert diskriminierende Fachbegriffe um / „Sprache hat großen Einfluss“
SAP verbannt „Sklave“
Von Alexander Jungert

Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP verzichtet künftig auf diskriminierende Fachbegriffe wie „Master“ (Herr) und „Slave“ (Sklave). Das schreiben die Vorstandsmitglieder Jürgen Müller und Thomas Saueressig auf der Internetseite. „Sprache hat einen großen Einfluss auf Werte und kulturelle Normen“, erklären die beiden Manager.
Die Begriffe Master und Slave werden bei einer bestimmten Programmarchitektur verwendet. Ein Teil der Software, der Master, kann bevorzugt auf Daten zugreifen. Alle anderen Anwendungen, die Sklaven, müssen warten. SAP will künftig auch die Bezeichnungen „Blacklist“ (schwarze Liste) und „Whitelist“ (weiße Liste) verbannen.

Gegen jede Diskriminierung
Die beiden Wortpaare hätten gerade für afroamerikanische Mitarbeiter eine besondere Bedeutung. Niemand solle sich bei SAP ausgegrenzt oder diskriminiert fühlen, so Müller und Saueressig. Die bisherigen Begriffe sollen ab sofort je nach Anwendung anders formuliert werden, etwa als „Sperr- und Erlaubnislisten“ oder „Leitsystem“ und „Folgesysteme“. Es gehe nicht darum, die Funktionen der Programme zu ändern.
Für die weltweit rund 100 000 Mitarbeiter steht eine kleine Präsentation bereit, in der alternative Begriffe aufgeführt werden. „Über Herr und Sklave, schwarze und weiße Listen zu sprechen, ist unnötig“, wird Vorstandsmitglied Müller darin zitiert. Man könne korrekte Wörter in der alltäglichen und technischen Sprache nutzen, ohne dabei Rassismus zu bedienen.

(Mannheimer Morgen, 12.9.20, Seite 18)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2020 um 02.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44294

»Auch Stunden nach ihrem Verschwinden herrscht weiter Unklarheit über das Schicksal der Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa in Belarus (Weißrussland).«

(berliner-zeitung.de, 07.09.2020)

Unbeholfene Lösung eines Problems, das man ohne Not selbst geschaffen hat. Galeria Kaufhof hat es vor Jahren vorgemacht: »SALE [reduziert]«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2020 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44285

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43976

Seit wann schreibt eigentlich der SPIEGEL das Adjektivattribut schwarz groß? Wer liest denn so etwas noch?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2020 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44282

Am meisten erstaunt mich die Meßgenauigkeit von 1/10 mm. Na gut, sie ergibt sich rein rechnerisch bei der Durchschnittsbildung. Das wäre noch akzeptabel, wenn die Einzellängen wenigstens millimetergenau wären. Aber ist das realistisch?

Die Länge schwankt je nach Außen- und Körpertemperatur bei ein und demselben Mann um 50% und mehr, Ich weiß das, weil ich gern im Norden Urlaub mache, vor allem im Winter, bei bis zu -40°C im Schatten und über 80°C in der Sauna. Haben Afrikaner da einen Heimvorteil? Die Länge hängt auch vom Alter und davon ab, ob man selbst oder ein Arzt oder eine jüngere Krankenschwester sie mißt. Darf man das Lineal oder Bandmaß leicht andrücken, darf man etwas ziehen oder muß er berührungslos frei hängen? Wo auf den Millimeter genau soll der Anfang sein?

Die ganze Messung muß also genau normiert und beschrieben werden, und wo das nicht der Fall ist, kann man den Ergebnissen leider nicht trauen.

Aber interessant wäre es schon, vor allem wenn man dazu auch noch die Nasenlänge hätte. Da soll es ja eine Korrelation geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2020 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44281

Wie den News zu entnehmen ist, hat Heidi Klum, die jede Woche etwas zeigt, was sie bisher noch nicht gezeigt hat, manchmal sogar alles, die Angabe ihres Ehemanns bestätigt, einen 24 cm langen Penis zu besitzen. In diesem Zusammenhang wurde auch auf Richard Lynn verwiesen, den bekannten Rassenvermesser.

Philippe Rushton und Richard Lynn behaupten, das nördliche Klima habe höhere Intelligenz und daher größere Gehirne seligiert, mehr Zusammenarbeit und weniger Konkurrenz zwischen den Männern, daher weniger Testosteron und daher wiederum kleinere Penisse. Schwarzafrikaner folgen der r-Strategie der Vermehrung: viele Nachkommen, wenig Fürsorge. Kaukasier und vor allem Mongolide umgekehrt K-Strategie: wenige Kinder, viel Fürsorge.
Die Isländer haben es besonders schwer, daher sind ihre Penisse 2,5 cm länger als die der Norweger. Das ist mir in Reykjavik auch gleich aufgefallen. Mal im Ernst: Wie sind die detaillierten Angaben über so viele Völkerschaften eigentlich gewonnen worden? Wer hat die Nordkoreaner vermesssen und das Ergebnis veröffentlicht? Selbsteinschätzung greift regelmäßig zu hoch (wenn auch nicht so hoch wie die Klums), wenigstens darin gleichen sich die Rassen: https://lesacreduprintemps19.files.wordpress.com/2012/03/an-examination-of-rushton_s-theory-of-differences-in-penis-length-and-circumference-and-r-k-life-history-theory-in-113-populations.pdf

Daß Schwarzafrikaner nicht viel Intelligenz brauchem, liegt nach Rushton u. a. daran, daß ihnen die gebratenen Heuschrecken in den Mund fliegen, während wir Mittelfranken mit Mühe den steinigen Acker bestellen. Wir können uns das Rumliegen und Schnackseln einfach nicht leisten.

Die Anthropometrie hat auch sehr verschiedene Zungenlängen festgestellt, und manche Sprachwissenschaftler wollen gewisse Aussprachegewohnheiten und daher auch Sprachmerkmale darauf zurückführen. Das wird aber in den gängigen Lehrbüchern gar nicht erst erwähnt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.08.2020 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44232

Es ist erstaunlich, daß Pippi Langstrumpfs „Südseekönig“ noch nicht ins Feuer der Dekolonialisierer geraten ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2020 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44229

In der Neubearbeitung von Pauls Deutschem Wörterbuch 1992 wird zu „Neger“ behauptet, „Neger“ werde „heute selten ohne Wertung gebraucht“. Dann heißt es:

„Dieses Tabu [? von einem Tabu war gar nicht die Rede] ist wohl auch eine Reaktion auf den Gebrauch des Wortes in der Nazipropaganda, wo z. B. Juden als negerisch und der Jazz als Negermusik verunglimpft wurden.“

Die Verunglimpfung setzt schon voraus, daß das Wort abwertend gebraucht wurde. Es gab zwar die abwertende Beurteilung der Neger, aber das Wort wurde noch bis in die 80er Jahre und darüber hinaus neutral gebraucht. Vor allem aber: Die Tabuisierung des Wortes und seiner Entsprechungen in anderen Sprachen war doch keine deutsche Besonderheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2020 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44222

„Sea-Watch 4“ sucht Hafen für 200 Geflüchtete (SZ 24.8.20)

Woher weiß die Zeitung, daß die jungen Männer geflüchtet sind? Später heißt es: Viele Tunesier verlassen ihr Land, weil es unter einer Wirtschaftskrise leidet.

Die Schlepperei hat viele Komplizen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2020 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44151

John Wayne, der 1939 im John Ford-Western „Stagecoach“ in wilder Verfolgungsfahrt vom Dach der Postkutsche herab Apachen meuchelt...(SZ 20.8.20)

Er meuchelt sie nicht, sondern knallt sie ab. Übrigens hat der vielseitige Garry Wills in „John Wayne’s America“ den Film gründlich analysiert, bis in den Aufbau einzelner Bilder hinein. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42286)

Das unbedenkliche Erlegen von Indianerrudeln in klassischen Western befremdet uns heute einigermaßen. Noch Elvis Presley stieß auf Schwierigkeiten, weil er in einem seiner schlechten Filme ein Halbblut spielte. Das vergißt man heute oft wegen der weitgehenden Konzentration auf Schwarze. Die spielten in den Stummfilmkomödien meistens komische Randfiguren: glotzende, gespensterfürchtende Tölpel, ein ganz anderes Klischee als das der Indianer. Man denke auch an die Minstrel-Shows.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2020 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44147

Nachdem Knorr künftig eine "Paprikasauce Ungarische Art" anbieten will, haben auch Homann und Bautz’ner angekündigt, Soßen umzubenennen. Edeka prüft diesen Schritt noch. (19.8.20)

Welche Soßen? Das wird schon gar nicht mehr gesagt, es sind wahrscheinlich Z-Soßen.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) forderte nach der Umbenennung einen ähnlich bedachten Umgang mit der Sprache auch in Restaurants. "Gute Gastfreundschaft ist geprägt durch eine respektvolle Beziehung zwischen Gastgeber und Gast. Dazu gehört die passende Wortwahl, die nicht verletzend und diskriminierend sein darf", sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges.

Da ist kein Halten mehr, das war vorauszusehen. Die Gastwirte haben ja im Augenblick auch genug Zeit, ihre Speisekarten zu ändern usw. Viele werden ohnehin aufgeben, und ob der Restaurantbesuch je wieder die alte Höhe erreicht, ist fraglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2020 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44145

Aber wie kurz? Ich wollte gerade darauf hinaus, daß "kurz" etwas anderes bedeutet, wenn es distinktiv ist. Gerade die vielen polnischen Studentinnen, die ich hatte, zeigten die typischen Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Polen und Pollen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.08.2020 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44144

Ein viel häufigeres Beispiel: polnisch Katowice, deutsch Kattowitz. Polnische Vokale sind kurz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2020 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44141

Seit meiner Kindheit weiß ich, daß die Russen böse sind. Dazu gehört auch die Erinnerung, die ich hier berichtet habe: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1289#22251.

Nur halb scherzhaft sagte man "Die Russen kommen!", wenn es irgendwo knallte.

Die Vorbildlichkeit der Amerikaner stand außer Frage und wurde zum Beispiel durch Lektüre von "Reader’s Digest" (auf deutsch natürlich) gefestigt. Die Reeducation der Erwachsenen war unsere Education.

Das sind Prägungen, die man überwinden kann, aber nicht los wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2020 um 03.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44140

Lukaschenka (weißrussisch, FAZ), Lukaschenko (russisch, SZ).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2020 um 02.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44139

Kurz zusammengefaßt:

auf russisch: russkij/belorusskij yazyk
auf weißrussisch: ruskaja/belaruskaja mova
auf PC-deutsch: russische/belarusische Sprache
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2020 um 01.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44137

Russen schreiben beide Adjektive, "russisch" und "weißrussisch", mit Doppel-s, soweit gilt das eben Gesagte.

"Russe" ist auf russisch aber ein substantiviertes Adjektiv (russkij), während "Weißrusse" ein direkt vom Landesnamen "Belorus" abgewandeltes Substantiv ist, Deshalb kann dieses Wortpaar hier nicht als Beleg dienen.

Aber mit dem ersteren Paar "russisch"/"weißrussisch" ist der Widerspruch zum offiziellen deutschen Ansinnen auch schon hinreichend bloßgestellt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2020 um 00.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44136

Die „Belarusisch-Deutsche Geschichtskommission“ verschweigt, daß „russisch“ ebenso wie „weißrussisch“ auf weißrussisch beides mit nur einem s geschrieben wird.

Also nur im Deutschen soll der Unterschied von „russisch“ und „(bela)rusisch“, „Russe“ und „(Bela)Ruse“ gemacht werden.
Weißrussen hingegen schreiben beides mit nur einem s, Russen schreiben beides mit Doppel-s.

Langsam macht sich Deutschland mit seinem Gehabe und Getue international lächerlich.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2020 um 20.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44134

Es handelt sich sehr wahrscheinlich um eine Entscheidung, die zentral bei der dpa gefällt wurde, nachdem dort entsprechende »Hinweise« eingegangen waren.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.08.2020 um 20.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44133

Schon, aber damit haben Sie sich nun endgültig als Spielverderber erwiesen! Denn es geht bei der ganzen Umbenennungsaktion doch gerade darum, jegliche Assoziation mit Russland (im Sinne der heutigen Russischen Föderation oder auch irgendeiner Vorstellung von einem Großrußland) auszumerzen.

Welche Ableitungen die deutsche Sprachgemeinschaft im Laufe der Zeit von Rus usw. gefunden hat, geht andere Sprachgemeinschaften eigentlich nichts an. Wenn aber die »Belarusisch-Deutsche Geschichtskommission« zur Sprachreinigung aufruft (https://live.geschichte-historyja.org/site/assets/files/1/200715_pressemitteilung_geschichtskommission_by_de.pdf), kann sie auf die servile Unterstützung deutscher Medien zählen.

Es muß eine Mischung aus Ponyhofnostalgie und Besserwisserei sein, die Redakteure (Redigierende?) anno 2020 dazu bestimmt, solche Anregungen begierig aufzugreifen und unverzüglich zu exekutieren.

(»Fun Fact« am Rande: Putin, Lukaschenko & Co. ist es schnurzpiepe, welche sprachlichen Verrenkungen man sich in deutschen Redaktionsstuben selbst verordnet, um zur Weltverbesserung beizutragen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2020 um 17.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44132

Bus, Krokus, Sinus usw. werden auch mit kurzem u gesprochen, warum also Belarus nicht genauso mit einem s schreiben und trotzdem kurz sprechen?

Etwas anderes ist es mit den Ableitungen (Einwohnerbezeichnung, Adjektiv), da muß man wie bei den Bussen auch der Belarusse, belarussisch schreiben, wenn das u kurz sein soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2020 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44131

Also wie in Belaruss?

Soweit ich weiß, ist die Vokalquantität im Russischen, Weißrussischen, Polnischen, Ukrainischen anders als im Tschechischen nicht distinktiv, folglich kann man weder von kurz noch lang sprechen, weil es von der Position und Emphase abhängt, wie lang ein Vokal gesprochen wird. Dafür gibt es die bekannte Vokalabschwächung in Nebentonsilben.

Ich lasse mich aber gern belehren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.08.2020 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44130

Belarussische Grammatik: belaruski (belarussisch); ruski (russisch); beide mit einfachem s, weil das belarussische u kurz ist. Folglich ist im Deutschen belarussisch und russisch richtig geschrieben, weil nur so das kurze deutsche u wiedergegeben werden kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2020 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44129

Vermutlich braucht man die Staatsnähe gar nicht zu bemühen, der Herdentrieb genügt, ist auch leichter nachzuweisen, vor allem bei Sprachregelungen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.08.2020 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44128

Der Mann auf der Straße in Minsk ist sicher nicht gefragt worden, aber vermutlich hat die Regierung, die er nicht gewählt hat, diplomatisch interveniert. Man weiß im Ausland um die Staatsnähe der deutschen Medien.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2020 um 01.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44123

zum von Hern Metz verlinkten ZDF-Artikel:

Fazit: Umgangssprachlich ist der Begriff "Weißrussland" okay, politisch ist er problematisch – viele Belarusen haben ein Problem damit, wenn sie als Teil von Russland angesehen werden.

Wurden sie überhaupt gefragt? Ich habe den Verdacht, nicht viele Weißrussen haben ein Problem, sondern ein paar politisch besonders brave Deutsche haben es, und sie möchten den Weißrussen auch gern eins andichten.
Haben Deutsche ein Problem, wenn Esten und Finnen sie nach den Sachsen, Franzosen sie nach den Alemannen und Slawen, Ungarn und Nahoststaaten sie Nemet (bzw. hiervon leicht abgewandelt) nennen?

Wer kümmert sich um den offiziellen Namen oder die Eigenbezeichnung anderer Länder außer wieder mal die hyperkorrekten Deutschen?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.08.2020 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44122

Das ist wahr. Demnächst also von Knorr: Pilzsoße Belarusische Art.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2020 um 20.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44121

Nicht unbedingt, denn »Jagende« sind per se böse Menschen. Das Wort könnte also »negativ interpretiert« werden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.08.2020 um 19.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44120

Aber als Jäger*innensoße hat sie doch Zukunft?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2020 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44118

Richtig. Aber wenn dieser Irrsinn so weitergeht, wird auch der »Jägersoße« kein langes Dasein mehr beschieden sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2020 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44116

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#24199

Der kleine Verein hat sieben Jahre später sein Ziel erreicht.

Der Lebensmittelhersteller Knorr reagiert auf die Namenskritik an seiner "Zigeunersauce". Künftig soll der Grill-Klassiker mit einem neuen Namen im Supermarktregal stehen.
Vor dem Hintergrund der Diskussion über rassistische Namen und Begriffe wird die „Zigeunersauce“ der Marke Knorr umbenannt. "In ein paar Wochen finden Sie diese als ´Paprikasauce Ungarische Art´ im Regal", teilte der Mutterkonzern Unilever auf Anfrage der "Bild am Sonntag" mit. "Da der Begriff "Zigeunersauce" negativ interpretiert werden kann, haben wir entschieden, unserer Knorr Sauce einen neuen Namen zu geben."
(16.8.20)

Es gäbe bessere Gründe, die überwürzte Pampe, mit der die Zigeuner nichts zu tun haben, umzubenennen.

Allerdings ist der neue Name unhandlich und hat im Alltag keine Chance. Er ist auch tautologisch, denn im deutschen Küchen-Code ist es sowieso ungarisch, wenn Paprika drin ist. Mit Pilzen ist es Jäger, mit Ananas Hawaii.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.08.2020 um 13.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44114

Es gibt eben Sprachen wie z.B. das Spanische, Polnische und offensichtlich auch das Belarussische, in welchen alle Vokale kurz gesprochen werden (außer sie werden im Tschechischen durch Akzent als lang gekennzeichnet). Im Deutschen brauchen wir für kurze Vokale eine Konsonanten-Verdoppelung, wie sie offensichtlich auch im Russischen besteht.

Übrigens: Im Kroatischen wird betontes e zu ije: bijelo (weiß), lijepo (schön), rijeka (Fluß) usw.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2020 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44111

Bei aller Gehorsamkeit vergessen unsere politisch braven Medien auch, oder sie wissen es nicht, daß "Belarus" in Weißrußland wie auch auf russisch nicht wie das Hundebellen, sondern etwa wie "Bjelarus" ausgesprochen wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2020 um 01.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44106

In der DLF-Sendung „Sport am Samstag“ vom 15.8.20 kam um 19.27 Uhr ein Bericht (Autor Robert Kempe), in dem der Sprecher die Wörter Belarus, belarussisch und Belarussen (so durchgängig in der Textfassung auf der Internetseite) stets deutlich hörbar mit langem u aussprach, als stünden sie so in seiner Textvorlage (in der Reihenfolge des Auftretens):

- der belarusische Präsident
- von der belarusischen Menschenrechtsorganisation
- des belarusischen Fußball-Klubs
- viele Belarusen
- mit der belarusischen Hauptstadt
- die belarusische Regierung

Der s-Laut war nicht ganz so deutlich auszumachen, hörte sich aber meist stimmhaft an, zumindest stimmhafter als in dem auch vorkommenden Wort russisch. Andere Sprecher des DLF in der gleichen und in früheren Sendungen von heute sprachen jedoch immer (meist auch Belarus) mit kurzem u und stimmlosem s.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.08.2020 um 23.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44105

Laut Belarussischer Grammatik ist Belaja Rus (Weiße Rus) die alte Bezeichnung für Belarus.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.08.2020 um 20.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44104

Wie lange dauert es wohl noch, bis jemand – zum Schutze der Österreichenden – verlangt, daß die englische Bezeichnung für die Alpenrepublik nicht mehr verwendet wird, um eine Verwechslung mit Australien auszuschließen?

Die Medien kennen seit neuestem nur noch »Belarussen«. Klar, bei »Weißrussen« würden die Leser automatisch denken, daß es sich um Einwohner jenes Landes handelt, das amtlich »Russische Föderation« heißt. So dumm sind die Leute nämlich. Sie denken auch, daß das Land Niedersachsen ein Teil des Freistaats Sachsen wäre. Bei »Belarussen« hat niemand die Assoziation mit Russen. So einfach kann man ein Problem lösen, das es gar nicht gibt. Gratulation!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2020 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44103

Ich bin übrigens im Kreis Bela Woda geboren...

Als Kind war ich mal zu Besuch dort und erinnere mich noch genau, wie ich das zweisprachige Ortsschild von Weißwasser entzifferte. Zu den "Söhnen und Töchtern" der gebeutelten Stadt (hauptsächlich Eishockeyspieler) gehört MdB Tino Chrupalla. Aufgewachsen ist er in meinem Geburtsort Krauschwitz (sorbisch "Birnendorf").
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.08.2020 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44102

Wie wäre es mit Helvetischer Föderation statt Schweiz? Aber erst einmal sollten sich die dozilen Medien vornehmen, russisch überall da durch russländisch zu ersetzen, wo nicht von der Sprache die Rede ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.08.2020 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44101

Ganz einfach, es klingt zu sehr nach »Russland«. Allerdings klingt »Russland« auch arg nach »Russland«. Ein ganz besonderer Leckerbissen für Korrekte, die meinen, durch die Umbenennung die empfindsamen »Belarusen« schützen zu müssen. Das sind dieselben Leute, die sich krampfhaft vornehmen, Holland immer und überall als »Niederlande« zu bezeichnen, dann aber grammatisch daran scheitern.

Immerhin beruhigt uns das ZDF in einem Erklärtext, daß »Weißrußland« umgangssprachlich »sicherlich okay« ist. (Wie lange noch?) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/weissrussland-bezeichnung-belarus-100.html

Mal sehen, welcher Staat als nächstes – pardon: als Nächstes dran ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2020 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44100

Was ist eigentlich gegen Weißrußland, weißrussisch einzuwenden? Belarussisch ist weder Fisch noch Fleisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2020 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44099

Darf Trump überhaupt Präsident sein? Ist er nicht eigentlich Deutscher? "Ich werde mich darum kümmern."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2020 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44093

Frau Harris bezeichnet sich allerdings selbst als "black woman", wie ich gestern aus ihrem Munde hörte. Dann ist das also keine offene Frage mehr.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.08.2020 um 14.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44078

Die spinnen, die US-Amerikaner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2020 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44075

Ist Kamala Harris eine "schwarze Frau" (n-tv)? Was würde ihre tamilische Mutter dazu sagen? (Die vermutlich auch recht dunkel ist).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2020 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44028

Vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=940#11048

Die Anknüpfung hat ergeben, daß diese Einträge nicht unter "Jede und jeder" stehen, wohin sie eigentlich gehören. Deshalb will ich hier nur noch dies zitieren:

Winfried Kretschmann missfällt der Trend zur geschlechtergerechten Sprache. (t-online)

Man sollte „angeblich“ oder „vermeintlich“ hinzufügen. Niemand ist gegen Geschlechtergerechtigkeit. Nur ob die Sprachmanipulation dem guten Zweck dient, steht in Frage.

Warum erwähnen die BLM-Demonstranten nie, daß wir die Schwarzen nicht mehr N... nennen?

In der SZ zum Wochenende denkt jemand drei Seiten lang über sein "Weißsein" nach, richtig vorbildlich.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 02.08.2020 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44027

Es gibt noch Vormundin und in der Schweiz Beiständin. Duden online verzeichnet Schlaumeierin, aber nicht Angstmeierin, Kraftmeierin, Schwindelmeierin und Vereinsmeierin. Wie wäre es mit Schlaumeier als Femininum? Schließlich tragen auch Frauen den Familiennamen Meier.

Außerdem verzeichnet Duden online Miesepeterin (wie wäre es mit Miesepetra oder Miesepetrine?), Lügenboldin und Zirkusclownin, es besteht aber noch Nachholbedarf – Saufboldin, Lügenpeterin, Nölpeterin, Klassenclownin, Musicalclownin, Musikclownin und Pausenclownin fehlen, auch Baritonistin und Blanquistin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2020 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44019

Übrigens ist wieder einmal zu beobachten, daß solche Übernamen oft nach dem Muster der Possessivkomposita (Bahuvrihi) gebildet sind. Die werden seit alters nicht moviert. Auch die rosenfingrige Eos heißt also bei Homer rhododaktylos ("Rosenfinger").
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2020 um 16.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44015

Stimmt. Und wie ist es mit der Glatzköpfin?
Medizinisch wohl selten, aber, wie ich annehme, immerhin häufiger als das dritte Geschlecht (mit oder ohne Kopfhaare).

Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, an jede Personenbezeichnung, wenn sie nur grammatisch männlich ist, im Falle einer Frau ein -in anzuhängen.
Menschin sagt man ja (noch) nicht. Spricht man von einer Köpfin? Kürzlich fiel mir in den Nachrichten auf, daß eine Frau "Kopf" irgendeines Vorstandes sei.
Also wohl auch (noch) keine Köpfin bzw. Glatzköpfin, wenn es den Genderer*innen auch schwerfallen oder unverständlich sein muß.

Andererseits sind Rat oder (Vor-)Stand genausolche Wörter wie Kopf, trotzdem gibt es schon Rätinnen und auch Vorständinnen. Alles nur eine Frage der Zeit?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2020 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44014

Aber Herr Riemer! Neger*innenkuss!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2020 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44013

Das Wort Glatzkopf wird zwar lange nicht so verteufelt wie Neger, aber ich glaube, daß die meisten Glatzköpfe es dennoch als unfreundlich bis beleidigend auffassen würden, so genannt zu werden.

Trotzdem wird das Wort als solches nicht zum verbotenen G-Wort abgestempelt. Zum Beispiel wird der Seckenheimer Wasserturm (Ortsteil von Mannheim) im Volksmund „liebevoll“ Glatzkopf genannt, das behaupten jedenfalls die lokalen Medien ständig

So müßte man ein beliebtes Gebäck eigentlich auch „liebevoll“ Negerkuß nennen dürfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2020 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#44001

Scrabble-Hersteller Hasbro streicht 225 Wörter aus der Liste des Erlaubten, darunter das N-Wort. Können Wörter an sich, außerhalb jeder Verwendung, „beleidigend“ sein? Anders gefragt: Wer wird beleidigt, wenn ein Wort im Wörterbuch steht, ohne im aktuellen Sprechakt auf jemanden bezogen zu werden?
Nebenwirkung: Wenn man die Liste des Verbotenen auswendig lernt, werden sich die inkriminierten Wörter jedesmal aufdrängen. Auch der „Mohr“ hat ja gerade durch die Kritik eine Auferstehung erlebt.
Der Vorfall bestätigt, was ich über die Unwiderstehlichkeit der Gruppendynamik gesagt habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2020 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43976

Die SZ hat heute einen ganzseitigen Artikel über Ulysses S. Grant, den sie ja auch neulich vom Sockel gestürzt haben. Die Revolution frißt ihre Kinder. Demnächst ist Frederick Douglass dran, der zwar ein schwarzer Sklave war, aber Grant gerühmt hatte.

Ich lese, daß viele "Schwarze Menschen" in Deutschland das S in Schwarz groß schreiben. Wirklich? Oder sind es nur die Vereinsmitglieder, die sich für das Ganze halten? Auch sonst gibt es diese vage Statistik: "Viele fühlen sich diskriminiert", z. B. durch das Wort Mohrenwäsche, das so gut wie nie vorkommt.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 08.07.2020 um 01.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43872

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43867:

Die Abschaffung der Sklaverei geht in der Tat auf die Briten zurück. In weniger strenger Form wurde sie aber in der Form der (nur teilweise freiwilligen) Indentur beibehalten und machte auch vor Briten oder Iren nicht halt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2020 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43871

Herr Virch hat es wieder mal auf den Punkt gebracht. Unsere Ursünde (der religiöse Ton ist durchaus angemessen) hat auch einen Namen: das Weißsein.

Die einzigen, die ohne Schuld sind, sollten auch erwähnt werden: die MitarbeiterInnen der Zentralstelle für Vorurteilsverurteilung (oder wie auch immer sie sich nennt).

Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fsein
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.07.2020 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43867

Schon die DDR ersetzte den Führerschein durch die Fahrerlaubnis. Und ja, nicht die Sklaverei, sondern deren Abschaffung war im wesentlichen eine britische Idee und Errungenschaft.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.07.2020 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43866

Es ist ein bißchen wie mit dem Gangster-Rap. Wo schwarze Ghettos fehlen, tut es auch Kleinmachnow. Am meisten Spaß macht das aktuelle Feindbild deutscher Antirassisten: die alten weißen Männer. Sie stehen für die Ausbeutung und Unterdrückung schwarzer Massen, und alte weiße Männer haben wir genug. Und daß es in Deutschland noch nie schwarze Massen gab, ist für deren Unterdrücker keine Entschuldigung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2020 um 08.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43865

Was die USA betrifft, habe ich durchaus Verständnis für die symbolischen Aktionen, mögen sie auch übertrieben sein und unfreiwillig Trump zu billiger Munition verhelfen. Bei uns wirkt vieles aufgesetzt. Natürlich gibt es Konflikte mit Ausländern und auch Vorurteile gegenüber anderen R...n. Aber wir leben nicht in einer segregierten Gesellschaft und haben nicht das Erbe, das die USA so grundlegend durchzieht.

Jene Broschüre bezeugt es ja, wie künstlich man sich hier aufregen muß, um nicht hinter den Vorbildern zurückzubleiben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 07.07.2020 um 03.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43863

Es ist ja noch viel schlimmer.

Die Sklaverei ist keine US-amerikanische oder britische Erfindung, sondern geht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Viele der antiken Autoren, die beispielsweise "Boris" Johnson so gerne zitiert, waren ihrerseits Sklavenhalter und haben ihre Frauen wie Vieh behandelt.

Anders gesagt, die hierarchische Herren-Sklaven-Beziehung war und ist im allgmeinen Bewußtsein als historische Tatsache ebenso vorhanden wie die weniger grausame Herren-Diener-Beziehung. Die Entwicklersprache bezieht sich nur auf diese Hierarchie. Man darf gespannt sein, wie ein Unternehmen wie MasterCard darauf reagiert. Oder die Universitäten! Werden "Master"-Abschlüsse künftig in "Leader" umbenannt? Und wie werden die deutschen Universitätsverwaltungen ihre Sprachpolizei anpassen?

Sie träfen dabei auf schier unlösbare Probleme, denn der Wortstamm "führ" läßt sich nicht ohne Probleme aus dem Sprachgebrauch löschen: Zugführer, Fremdenführer, Führerschein, Führungsschiene, vorführen, weiterführen, Führungskraft usw.

Sie schreiben: "Nie war es leichter, sich einer ernsthaften Debatte über Rassismus zu entziehen wie heute." Volle Zustimmung, aber was kann man tun, wenn die linken und rechten Ränder den öffentlichen Diskurs vereinnahmt haben?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.07.2020 um 00.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43862

Twitter geht künftig gegen rassistische IT-Begriffe vor: Am Donnerstag veröffentlichte das Unternehmen eine Liste mit bisher üblichem Programmiervokabular, das die Mitarbeiter künftig nicht mehr verwenden sollen. Einige Bezeichnungen im Code repräsentierten nicht die Werte des Unternehmens, teilte Twitter mit.

Unter anderem sollen die Bezeichnungen "Master" und "Slave" aus der Entwicklersprache verbannt werden und durch "Leader" (Anführer) und "Follower" (Anhänger) ersetzt werden. Denn "Master" und "Slave" bezeichnen eben nicht nur, wer in einer Programmstruktur den Takt angibt, sondern erinnern auch an das dunkle Kapitel der Sklaverei in den USA.

(spiegel.de, 03.07.2020)

Wie schön, daß das Wort »leader« die Werte von Twitter repräsentiert (»Follower« sowieso, das ist ja klar). Allerdings sind die wohlmeinenden Übersetzungen »Anführer« und »Anhänger« keineswegs zwingend. Ein deutscher Zwitscherer könnte ganz andere Assoziationen haben. Wie weit sind »Master« und »Slave« auf Twitters Werteskala eigentlich von »Führer befiehl, wir folgen dir« entfernt? Zum Glück braucht diese Frage nicht beantwortet zu werden, denn selbstverständlich kommt im deutschsprachigen Raum heute niemand auf die Idee, englische Begriffe in die eigene Sprache zu übersetzen.

Entlarvend ist das Argument, irgendein Wort »erinnere« an ein dunkles Kapitel der Geschichte. Das geht natürlich gar nicht! Wie war das noch mal mit der Schlußstrichmentalität?

Morgen wird Beate Uhse verkünden, sämtliche SM-Artikel aus dem Sortiment zu nehmen, weil sie die Werte des Unternehmens nicht repräsentierten.

Nie war es leichter, sich einer ernsthaften Debatte über Rassismus zu entziehen wie heute.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2020 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43858

In den USA wird Kolumbus vom Sockel gestoßen. Das muß ein tolles Gefühl sein, schon darum lohnt es sich. Früher glaubte man, daß unsere Vorfahren ebenso ein Recht auf Irrtum hätten wie wir. Neuere Forschungen haben ergeben, daß das nicht zutrifft: Wir haben recht, sie nicht.
Schon länger ist bekannt, daß Amerika 1492 von den Europäern nicht entdeckt, sondern infiziert wurde.
Nicht nur die christliche Missionierung im Zuge des Kolonialismus steht zur Diskussion, sondern die Christianisierung überhaupt. In der nordhessischen Volksschule (Religion oder Heimatkunde?) hörten wir die schöne Geschichte vom heiligen Bonifatius (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1544#26317), der in der Nähe, nämlich in der Gegend von Fritzlar die Donar-Eiche fällte, um den blöden Germanen zu beweisen, daß sie den falschen Gott anbeteten. (Vorbild Moses im AT: Unser Gott ist stärker als eurer.) Heute würde man ihn wegen Störung des Religionsfriedens anzeigen. Die Schändung religiöser Stätten überlassen wir den Islamisten. Aber die Missionsgeschichten sollten wir vorbildlich finden, das war damals so. (Wir müssen auch schon sehr früh gehört haben, daß Hitler zwar böse war, aber die Arbeitslosen von der Straße geholt und die Autobahnen gebaut hat; das fällt mir noch heute als erstes ein, so bin ich geprägt.)
Was haben unsere Vorfahren den Neandertalern angetan? (Und umgekehrt? Wie kommen deren Gene in unser Genom? Da stimmt doch etwas nicht.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.07.2020 um 11.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43857

Die Aushöhlung des First Amendment durch die großen Monopole nimmt immer groteskere Formen an: Amerikanische Youtuber sehen sich gezwungen, den Begriff coronavirus durch roni rona zu ersetzen, weil ihre Videos andernfalls gelöscht werden könnten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2020 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43852

Ein altes Problem ist, daß die Zuwanderer, deren selbsternannte Fürsprecher so hochempfindlich auf deutsche Gewohnheiten reagieren, größtenteils solche Skrupel nicht kennen. Sie sind ganz unbefangen rassistisch und stellen das Hauptkontingent der Antisemiten. Wir werden ermahnt, das als ihre unantastbare Eigenkultur hinzunehmen. So auch den "Islamismus", zu dem die Broschüre treuherzig vermerkt: "Islamismus bedeutet lediglich die Verknüpfung von Politik und Religion." Wir wissen, was Islamismus bedeutet. Die von ihm angestrebte Verbindung ist verfassungswidrig, ob verboten oder nicht (s. ebendort).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2020 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43851

Vielen Dank, Herr Schardt, für den Link!

Die Broschüre überrascht nicht nur durch ihre Radikalität, sondern auch deshalb, weil die tadelnswerten Wörter großenteils so gesucht wirken. Es scheint gar nicht so viele zu geben.

Es gibt in unserer Gesellschaft kaum jemanden, der das Treiben dieser Interessengruppen öffentlich zu kritisieren wagt. So können sie ungestört ihr abenteuerliches Unwesen treiben.
Beispiel:

Fahrendes Volk – Nomaden, Verwendung des Eigennamens der konkreten Gesellschaft
Fremdbezeichnung, generalisierend


Da haben die „Schwarzen Menschen in Deutschland“ wohl etwas in die falsche Kehle gekriegt.

Über Dschungel mußte ich lachen. Während sonst der Herkunft und Entstehungszeit nachgespürt wird, soll das bei Dschungel nicht gelten. Auf meinem Stadtplan von Delhi, den ich viel benutzt habe, steht in den Randgebieten (wo heute natürlich alles voller Hochhäuser ist) Open jungle (aus dem skr. jangala).

Sogar der Reichskristallnacht nehmen sich die People of Color an, weil sie sonst nicht viel haben. Als Quelle wird Susan Arndt/Antje Hornscheidt angegeben, exzentrisch, um nicht zu sagen exotisch (aber das steht auch auf dem Index). Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23441

Solche Spielchen treibt man an den deutschen Universitäten.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.07.2020 um 02.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43850

Zu http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43840

In britischen Medien ist oft von "Sub-Saharan" die Rede, was in bezug auf die Hautpigmentierung wohl halbwegs trennscharf ist. Damit handelt man sich aber das Problem ein, die Menschen, die mehrheitlich nördlich der Sahara und südlich von Lyon oder Rom wohnen und weder "schwarz" noch "hellbeige" (oder nach hauptkrebsförderndem Sonnenbaden "rosa") sind, einzuordnen.

Auch bemerkenswert:

Eine deutsche Staatsbürgerin und Deutschlehrerin mit dunkler Hautfarbe und US-amerikanischen Wurzeln, die zur Zeit mit ihrer Familie in den USA lebt, beklagt auf HR Info (https://www.hr-inforadio.de/podcast/das-interview/priscilla-layne–professorin–daphne-warren–deutschlehrerin-,podcast-episode-71482.html) als "Rassismus", daß andere Deutsche mit ihr auf englisch kommunizieren möchten. Das ist ein Problem, dem sich alle englischen Muttersprachler, ungeachtet ihrer individuellen Sprachkenntnisse, ausgesetzt sehen, zumindest für den Raum der germanischen Sprachen. In den Niederlanden, Dänemark oder Schweden ist es nicht anders. Mit Rassismus hat das überhaupt nichts zu tun, aber dem "Journalisten" bei HR Info kam es nicht einmal in den Sinn, kritisch nachzufragen – er hat den "Rassismus" einfach als gegeben hingenommen.

Die beiden Interviewpartnerinnen verwenden übrigens durchgehend "Person", ganz im Sinne der Sprachpolizei.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 02.07.2020 um 19.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43840

Übrigens: Gibt es denn Schwarzafrikaner? Da kommen eine Menge Gegenargumente in den Sinn, alle aus dem Vorrat der Sprachreiniger.

"Schwarzafrikaner" kommt schon auf den Index:
https://www.uni-hamburg.de/gleichstellung/download/antirassistische-sprache.pdf
Seite 14:

"Schwarzafrikaner_in"
Abwertend, Begriff entstand in der Kolonialzeit, generalisierend

stattdessen:
Schwarze_r, Person of Color (PoC),
ggf. je nach Person Afrodeutsche_r,
Schwarze_r Deutsche_r,
Afroamerikaner_in oder
Afrikaner_in, bzw. konkrete Benennung
des Herkunftlandes


Ein seltsames Gemenge von Alternativen, deren Unterschied zum inkriminierten Wort tlw. kaum zu greifen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2020 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43838

"zur Diskriminierung dienen" ist ein recht unbestimmter Ausdruck. Wir haben das am Beispiel "Zigeuner" diskutiert. Die Zigeuner genossen traditionell einen schlechten Ruf, die Gründe interessieren hier nicht. Aber die Bezeichnung selbst war nicht herabsetzend. Noch viel bezeichnender für die Nazis war die Hetze gegen die Juden, aber das Wort "Jude" war nicht herabsetzend, darum nennen sich die Juden noch immer so.

Die zunehmenden Sprachtabus beruhen auf der Verkennung dieses Unterschieds. Aber wie gesagt: selbsterfüllend, daher nicht aufzuhalten. "Neger" ist nicht zu retten. Dabei würde ich gern sagen, daß ich mich für die Literatur der Neger interessiere, so wie der weltberühmte Martin Luther King es noch sagen konnte.

Übrigens: Gibt es denn Schwarzafrikaner? Da kommen eine Menge Gegenargumente in den Sinn, alle aus dem Vorrat der Sprachreiniger.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.07.2020 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43837

Über die heutige Konnotation des Wortes sind wir immerhin einig. Über seine wissenschaftliche Unbrauchbarkeit vielleicht auch. Da es lange zur Diskriminierung gedient hat und gerade deshalb nun international in Gesetzen zum Schutz vor Diskriminierung verankert ist, ziehe ich zudem eine einst neutrale Verwendung in Zweifel. Ich wünschte, es stünde weiter für das, was damit angerichtet wurde. (Und nicht etwa für Islamkritik etc.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2020 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43835

Das Selbsterfüllende der Inkriminierung konnte man schon am Wort Neger beobachten. Martin Luther King kann man ja nicht vorwerfen, daß er mit der Verwendung dieses Wortes (z. B. in seiner berühmtesten Rede) die Schwarzen diskriminieren wollte. Aber mit der Verbreitung der Behauptung, es sei ein schlimmes Wort, wurde es ein schlimmes Wort und ist bis auf weiteres nicht mehr brauchbar.

Gestern hat Andreas Zielcke in der SZ sehr gut dargelegt, wie das Wort Rasse international in Gesetzen zum Schutz vor Diskriminierung verankert ist. Auch daß deren Verfasser keineswegs blöd waren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.07.2020 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43834

Ach so, was das "Schwammige" betrifft, denke ich, daß Sie dies einfach aufgrund Ihrer persönlichen Ablehnung so negativ formulieren. Man kann statt dessen auch sagen, der Begriff "Rasse" ist halt unscharf definiert. Prof. Ickler nannte schon das Beispiel "Blume". Möchten Sie dieses "schwammige" Wort denn auch abschaffen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.07.2020 um 22.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43833

Sie haben darin schon recht, daß man sich irgendwie gehemmt fühlt, Rasse in Verbindung mit einem oder mehreren konkreten Personen anzuwenden. Aber vielleicht liegt das gar nicht am vermeintlich schlechten Klang des Wortes, sondern es gehört einfach zu den sprachlichen Gepflogenheiten, daß man nicht sagt, "mein Freund gehört der afrikanischen Rasse an", sondern einfach "mein Freund ist Afrikaner". Dagegen empfinde ich den allgemeinen Gebrauch von Rasse im GG tatsächlich als völlig unbeschwert und natürlich. Ich denke, da, wo es paßt und einen notwendigen Platz im Vokabular ausfüllt, hat das Wort auch seine Berechtigung.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.07.2020 um 17.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43832

Man gewinnt Abstand zu einer ebenso schwammigen wie vorbelasteten Bezeichnung, Herr Riemer. Auf welche Menschen würden Sie sie denn unbeschwert und wertfrei anwenden?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.07.2020 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43829

Unfreiwillig komisch finde ich »ihre gewählte Selbstbezeichnung«. So was sollte einer Gesellschaft für deutsche Sprache nicht passieren. Die Selbstbezeichnung mag gewählt klingen, aber das ist hier ja nicht gemeint. Solche Fehler entstehen immer dort, wo man eine Konstruktion um ein Wort herumbastelt, das man als festen Terminus ansieht und deshalb nicht antasten möchte, in diesem Fall »Selbstbezeichnung«. (Theoretisch hätte man ja auch »so ihre selbstgewählte Bezeichnung« schreiben können.)

Derlei Hinweise – man könnte auch von Disclaimern sprechen – wird man jetzt häufiger antreffen. Man will ja nichts falsch machen. Lieber verzichtet man auf das Recht an der eigenen Wortwahl, als daß man eventuell irgend jemandem auf die Füße tritt. Eine Art rhetorische Selbstentmannung. (Pardon! So kann man das natürlich nicht sagen. Bitte ersetzen Sie das Wort durch irgend etwas, was Ihnen mehr zusagt.) Und so muß selbst einer nicht unbedingt kommentarwürdigen Formulierung wie »weiße Kulturschaffende« partout ein Hinweis auf die Eigenbezeichnung hinzugesetzt werden: »Bezeichnung s.o.« So werden die Texte von Mal zu Mal korrekter – und immer unlesbarer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2020 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43828

Im Fortgang der Tagung entwickelten »Kulturpraktiker/-innen of Color« (so ihre gewählte Selbstbezeichnung) in einer geschlossenen Atmosphäre Strategien zum Umgang mit rassistischer Sprachpraxis in ihrem eigenen Arbeitskontext. Weiße Kulturschaffende (Bezeichnung s. o.) wurden in einer Gruppe eingeladen, ihre eigene Sprachpraxis und den Umgang mit Sprache im eigenen Arbeitsfeld zu reflektieren.
(https://gfds.de/rueckblick-rassismuskritische-sprache-im-kulturbereich/)

Das hat bestimmt keine Zukunft. Man kann in deutsche Sätze nicht dauerhaft of Color einflechten, auch noch stets nachgestellt
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2020 um 03.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43826

Alice-Schwarzer-Hering?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.06.2020 um 20.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43825

In was sollte man den Bismarckhering umbenennen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2020 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43824

Herr Virch: "das entscheidende Merkmal des Rassismus ist die Unterstellung der Minderwertigkeit anderer"

Genauso ist es. Aber es ist m. E. nicht das entscheidende Merkmal des Wortes Rasse, eine Minderwertigkeit auszudrücken. Die Sprache braucht ein Wort genau dafür, "augenfällige genetische Unterschiede innerhalb der Spezies Mensch wertfrei zu sortieren", und sei es nur dazu, um zu sagen, daß solche Rassenunterschiede nicht zur Diskriminierung führen dürfen.

Gäbe es das Wort Rasse nicht, müßte man dasselbe mit einem Synonym ausdrücken oder umschreiben. Was gewinnt man dadurch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2020 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43823

E = Eskimo. Es gibt aber noch mehr.

Die Sklaverei bei den edlen Griechen und Römern brauchte keinen Rassenbegriff (das wäre ja auch sinnlos gewesen, da es sich um Kriegsgefangene und deren Nachkommen handelte) und wurde so gut wie nie in Frage gestellt.

Die niederen, zum Dienen geborenen Kasten in Indien wurden nach der "Farbe" (varna = Farbe, Kaste) unterschieden, also nach der Rasse. Das geht in vedische Zeit und bis auf die indogermanische Eroberung des Subkontinents zurück. (Meine Quellen hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1240#43716)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.06.2020 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43822

Hätte der Begriff Rasse nur den Zweck, augenfällige genetische Unterschiede innerhalb der Spezies Mensch wertfrei zu sortieren, wäre tatsächlich nichts dabei. Er wird aber auf- und abwertend benutzt, rassistisch eben. Der Historiker Christian Geulen sieht den Rassismus der Moderne in engem Zusammenhang mit der Aufklärung. Angesichts der neuen Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit habe man für die millionenfache Sklavenhaltung der Zeit eine Rechtfertigung gebraucht und in der Anschauung gefunden, die schwarzen Sklaven seien keine vollwertigen Menschen. Er mag recht haben oder nicht, das entscheidende Merkmal des Rassismus ist die Unterstellung der Minderwertigkeit anderer. Dafür sind tatsächliche genetische Unterschiede nicht einmal nötig; die bloße Erfindung einer „parasitären Rasse“ hat schon als Begründung für ihre Ausrottung gereicht. Deshalb ist der Begriff nicht nur unscharf. Es gibt keine „Rassen“ in solchem Sinne. Leider hält ausgerechnet der Gutmensch verbissen an ihnen fest und wendet das Wort auf jede Nichtigkeit an.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2020 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43821

N-, R- und Z- hab ich, aber welches war nochmal das verbotene E-Wort? Ich komm nicht drauf.

Es erinnert mich an meine Lieblingszeichnung von Ulli Stein:

Lehrer: Zwei Wörter möchte ich in dieser Klasse nicht mehr hören. Das eine ist "scheiße", das andere "geil".
Schüler: Schon klar, und welche Wörter sind das?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2020 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43819

Nur sind sich aber die Genetiker und Humanbiologen seit Längerem einig, dass die Menschen zwar verschiedene Nasen, Wangen, Ohren, Haar-, Augen- und Hautfarben haben mögen, dennoch aber genetisch einer einzigen Menschenrasse angehören. (Matthias Drobinski SZ 30.6.20)

Also gibt es doch Menschenrassen? Das weist Drobinski eigentlich zurück, aber nun kommt er zu der absurden Konstruktion einer einzigen Rasse. Sinn hätte es vielleicht, wenn er den Homo sapiens sapiens gegen ausgestorbene Rassen abheben wollte, die es nicht mehr gibt, aber mal gab. Der logische Knoten bleibt.

(Der Artikel ist überschrieben: "Abschied vom R-Wort". Man kann sich ein neues Gesetz vorstellen: Die Verwendung folgender Wörter ist untersagt: N..., R..., E..., Z.... Es gibt ja schon heute sprachwissenschaftliche Abhandlungen, die so korrekt sind, daß sie ihren Gegenstand nicht erwähnen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler , verfaßt am 30.06.2020 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43815

"Rasse" ist nicht wiederherstellbar, das ist mir auch klar. Viele weitere Wörter werden aus dem Verkehr gezogen, einfach durch den Verdacht. Das ist ja das Ärgerliche an der PC.

Ich habe mich hauptsächlich über die logische Kalamität geäußert, in die sich die Antirassisten begeben, wenn sie das Objekt ihre Fürsorge als nichtexistent erklären.

Obamas Wahl wurde gefeiert - warum eigentlich? (Mal abgesehen von seinen fachlichen Qualitäten.) Ich habe auch seine Autobiographie gelesen. Ohne gewisse Unterscheidungen kann man rein gar nichts verstehen, ebenso wie an Leben und Werk Martin Luther Kings.

Nach Ansicht der Rassisten ist jemand schwarz, wenn er auch nur einen Tropfen schwarzes Blut hat ("Kingsblood Royal"), während Unmengen weißes Blut einen Schwarzen nicht upgraden. Das ist der echte Rassismus.

Statt die Unterschiede, auf denen Diskriminierung beruht, für bedeutungslos zu erklären (aber eben nicht für nichtexistent), legt die "Charta der Vielfalt" (wie andere Beweegungen dieser Art) Wert darauf, sie bei jeder Gelegenheit hervorzuheben und eine ganz große Sache daraus zu machen. Man soll jeden Morgen in dem Bewußtsein zur Arbeit gehen, anders zu sein und diese Identität in das Unternehmen einzubringen wie eine unverlierbare Kostbarkeit (die nebenbei auch dem Umsatz zugute kommt...).

Logisch sauber und auch sonst sehr praktisch wäre es zu sagen: Es gibt offensichtlich verschiedene Menschenrassen und alle möglichen Mischungen – na und? Vor dem Gesetz sind alle gleich. Aber das geht nicht mehr, ich weiß.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.06.2020 um 01.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43813

Man müßte auch in Deutschland sehr viele Denkmäler entfernen sowie Straßen und Plätze umbenennen, weil sie mit Otto von Bismarck verbunden sind – wegen dessen herablassenden Äußerungen und seiner Politik gegenüber den Polen in Preußen. Ach, und da gibt es ja noch den Bismarckhering ...
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.06.2020 um 01.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43812

Meiner Ansicht nach ist der Gebrauch des Wortes "Rasse" in bezug auf Menschen im Deutschen unangebracht. Erstens hat sich der Sprachgebrauch auf Zuchttiere verengt, was wohl auch – aber nicht nur – auf die Verwendung durch die Nazis zurückzuführen ist. Zweitens sind wir ständig der Gefahr ausgesetzt, aus dem Englischen, besonders dem US-Englischen, stammende Begriffe kurzerhand ins Deutsche zu übersetzen, in diesem Fall "race", ohne die semantischen Unterschiede zu beachten, die sich unterschiedlichen historischen Erfahrungen verdanken.

Welcher "Rasse" gehört Obama an, welcher Theodor Ickler? In der ohnehin etwas schwammigen biologischen Taxonomie gilt die Fortpflanzungsbarriere als ein entscheidendes Kriterium. Kanadagänse können mit Feldgänsen zwar Nachwuchs zeugen, aber dieser Nachwuchs ist seinerseits nicht zeugungsfähig. Wer die einmal die Gänseschwärme im Norden Deutschlands beobachtet hat, wird feststellen, daß Gänse aller Art (sic!) sich in ihrem Sozialverhalten problemlos mischen, abgesehen von Aggressoren wie Nilgänsen. Ähnliches gilt für Enten oder Möwen.

Homo sapiens sapiens liegt unterhalb der Fortpflanzungsschwelle, und das hochentwickelte menschliche Gehirn, das immer noch viele tierische Merkmale trägt, ist einerseits immer noch anfällig für "tierische" Instinkte (z.B. Herdeninstinkt), darüber hinaus aber auch für spezifisch menschliche Reaktionen, die nicht zuletzt auf die Sprachfähigkeit zurückzuführen sind (Rhetorik).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2020 um 11.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43809

Bei den "guten Familien", die nur untereinander heiraten (Endogamie), um die Reinheit ihres Blutes zu wahren, spricht man zwar nicht von Rasse, aber ist es etwas anderes? Adel, Kasten...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2020 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43807

Das Streichen von Namen, Schleifen von Denkmälern, Tilgen von Bildern und anderen Erinnerungszeichen scheint mir unaufgeklärt und auch unklug zu sein. Am Fall Wilson kann man sehen, daß der Zeitgeist zur Beurteilung historischer Gestalten nur noch ein einziges Kriterium gelten lassen will. Das geht naturgemäß vorüber, eines Tages wird auch Wilson zurückkehren.

Die Konföderierten haben den Sezessionskrieg verloren, aber welchen Sinn hat es, ihnen 160 Jahre später auch noch moralisch den Prozeß zu machen? Damit kommt man selbst ohne jede Anstrengung fein heraus, aber sonst?

Wir sind dem Heldenkult entwachsen, oder? Dann müßte man aber auch zu der längst als pädagogisch sinnvoller geltenden Frage bereit sein: Wie hätte ich mich verhalten, wenn ich damals in der Situation XY gewesen wäre? Nicht mal zu diesem Minimum scheint man bereit zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2020 um 21.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43805

Die amerikanische Eliteuniversität Princeton will den Namen des ehemaligen Präsidenten Woodrow Wilson von seinem (sic) Institut für Politikwissenschaft entfernen. Wilson sei aufgrund seiner „rassistischen Politik und seiner rassistischen Einstellungen“ ein „unangemessener“ Namensgeber für ein Institut, dessen Lehrende, Studierende und Ehemalige sich entschlossen dem Kampf gegen den Rassismus widmen sollten, erklärte die Universität am Samstag. (faz.net 29.6.20)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2020 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43789

Die ganze Unlogik kann man hier sehen:

https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/warum-gibt-es-keine-menschenrassen-tierrassen-gibt-es-doch-auch-100.html

Es lohnt sich nicht, die Argumente gegen "Menschenrassen" zu widerlegen.

Gibt es Blumen? Gibt es Obst? Die Sprache ist voller Begriffe, die keine scharfen Grenzen haben, keine Fachbegriffe sind usw.

Aber man kann nichts tun, außer zusehen, wie die Wohlmeinenden sich in ihren logischen Fallstricken verheddern. Wie war das noch mal mit Quoten – für wen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2020 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43785

Zu einem recht vernünftigen Kommentar von Gregor Dotzauer im Tagesspiegel schreibt ein Leser:

Der Begriff "Rasse" angewandt auf die Spezies Homo sapiens sapiens ist wissenschaftlich völliger Unsinn.

Wohlbegründet verwandt wird der Begriff "Rasse" etwa bei Hunden. Schäferhunde, Beagles und Pudel etwa sind phänotypisch völlig verschieden, und doch sind sie alle Hunde.
Es ist klar, dass es vergleichbar riesige Unterschiede wie bei Hunderassen bei den Menschen verschiedener ethnischer Herkunft nicht gibt. Es gibt nur vergleichsweise geringfügige Unterschiede in Bezug auf Hautfarbe, Augenform u.ä. "Menschenrassen" gibt es nicht.

Deshalb ist es nur konsequent, den unwissenschaftlichen und historisch belasteten Begriff "Rasse" (das Grundgesetz kehrte sich ja hier 1949 bewusst von der "Rassenpolitik" der Nazis ab unter Weiterverwendung des Wortes "Rasse") aus dem Grundgesetz zu streichen. Dies ist keine Frage der politischen Einstellung, ob grün oder nicht, sondern einfach eine Frage der Logik.


Ich zitiere das, weil es ein Hauptargument in Reinform zeigt: Phänotypisch unterscheiden sich manche Tiere stärker als Menschen voneinander, deshalb gibt es die Unterschiede bei letzteren überhaupt nicht. Das ist natürlich "völliger Unsinn", "eine Frage der Logik".

Chinua Achebes "Things fall apart" ist ein Roman aus afrikanischer Perspektive, das ist gut.
Joseph Conrads "Heart of darkness" ist ein Roman aus europäischer Perspektive, das ist schlecht. ("Nicht frei von Vorurteilen", wie sogar Wikipedia vermerkt, ohne Entsprechung bei Achebe).

Man könnte darüber reden, auch über die "Perspektive"-Voraussetzungen, aber es geht nicht.

(Gibt es afrikanische Romane? Der Roman ist eine europäische Gattung. Außerdem schrieb der "Vater der afrikanischen Literatur" aus guten Gründen, die er auch dargelegt hat, auf englisch. Der Rundfunk, über den er ebenfalls wirkte, ist auch keine afrikanische Erfindung. Das ist alles viel komplizierter als die geläufigen Aburteilungen.)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 23.06.2020 um 23.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43784

Ich wundere mich, daß noch niemand einfach ö-Strichlein über das O gemalt hat. Das wäre die einfachste und billigste Abhilfe.

Klasse, eine geniale Idee. Mit zwei Farbklecksen billig und schnell zu haben.

Aber die Kreativität der Herrschaften ist mit der Genderei wahrscheinlich völlig ausgelastet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2020 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43783

Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD Bund e.V.)
Die ISD ist ein Zusammenschluss Schwarzer Menschen, die sich für die Interessen Schwarzer Menschen in Deutschland einsetzen. Der Verein möchte ein Schwarzes Bewusstsein fördern, Rassismus entgegentreten und die Vernetzung Schwarzer Menschen und ihrer Organisationen unterstützen.

(Bundeszentrale für politische Bildung, vgl. auch https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/afrikanische-diaspora/59407/afrikaterminologie mit Susan Arndt usw.)

Durch die Schreibweise macht sich die bpb die Ideologie des Vereins zu eigen. Ebenso Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Initiative_Schwarze_Menschen_in_Deutschland
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.06.2020 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43782

Ich wundere mich, daß noch niemand einfach ö-Strichlein über das O gemalt hat. Das wäre die einfachste und billigste Abhilfe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2020 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43780

War Herodot Rassist? Die Frage scheint ein bißchen daneben zu sein, und doch sind seine fabelhaften Berichte über das ferne Indien usw. ähnlich zu lesen wie Kants "anthropologische" Aussagen, die zur Zeit ausgegraben werden. Was konnte Kant von den "Negers" wissen? Was wußte er von Frauen? Immerhin soll er ein netter Kerl gewesen sein, wenn auch ein beschränkter Kopf.

Die Besserungswelle, die jetzt über die Menschheit spült, macht blind für die einfachsten historischen Einsichten.

Ich warte darauf, daß das Alte Testament mal kritisch durchgesehen wird, wie es bisher nur die "militanten Atheisten" getan haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2020 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43779

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#34603

"Mohrenstraßen" usw. (ganze Seite in der heutigen SZ) sind nicht zu halten, das sollte man rechtzeitig einsehen, statt sich auf Argumentieren einzulassen. Gesagt ist längst alles, aber es spielt keine Rolle. Wer wird sich einer Stampede in den Weg stellen? Das Leben ist zu kurz.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.06.2020 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43778

Rassistisches Teufelszeug!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2020 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43777

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#23366

Nun nimmt sich ein Start-up endlich der "Hautfarben" in Buntstiften an, damit jedes Kind sein Gesicht realistisch kolorieren kann und nicht nur babyrosa. Die erzieherischen Schachteln enthalten eigentlich normale Buntstifte, nur daß einige Farben fehlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2020 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43775

Das ist so bekannt, daß ich mir erlaubt habe, ihn zu usurpieren.
 
 

Kommentar von TDS, verfaßt am 21.06.2020 um 18.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43774

MAGA ist gerade nicht der Slogan der Ikonoklasten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2020 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43773

Pardon, ich hatte es als "Verteilungsgesetz" schon ein paarmal erwähnt und wollte es nicht noch einmal ausführen. "Loi de distribution" aus seinem "Essai de sémantique". Es liegt u. a. der Differenzierung von Synonymen zugrunde, die verschiedene Bedeutungen zugewiesen bekommen, auch wenn sie als Übersetzungsäquivalente eingeführt worden sind. Der Sprecher läßt nicht zu, daß mehrere Formen ohne Bedeutungsunterschied nebeneinander existieren. Sehr interessant.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 21.06.2020 um 05.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43772

"Distributionsgesetz von Bréal"
Nie gehört, Google hilft leider auch nicht weiter. Ist das online zu finden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2020 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43771

Nachdem wieder mal einer entdeckt hat, daß Kant über Neger ziemlich unmögliche Ansichten hatte (wie damls fast jeder, weil der Weltatlas sozusagen noch viel "hic sunt dracones" enthielt), springen viele auf den Zug. Die Empfehlung, Texte diese toten weißen Männer nicht mehr zu lesen, vereinfacht das Leben in unwiderstehlicher Weise.

Washington und Jefferson besaßen Sklaven. Die Entfernung ihrer Köpfe am Mt. Rushmore ist dringend erforderlich. MAGA!

Selbstverständlich, aber für die Gutgesinnten unbegreiflich, ist eigentlich, daß Bilder nie eine eindeutige Aussage vermitteln. Erst wenn man vor einer Statue Gedenkfeiern veranstaltet und Blumen niederlegt, vereindeutigt man sie. Wenn ein Museum Folterinstrumente ausstellt, empfiehlt es ja nicht unbedingt ihre Anwendung. (Manche Gerätschaften sind erst nachträglich erfunden worden, um den Besuchern einen Gruselreiz zu verschaffen, der das Eintrittsgeld wert ist.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2020 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43770

Vielen Dank für den Hinweis auf dieses Dokument!

Die Broschüre empfiehlt auch:

Die Organisation bietet verschiedene Ausbildungen an, unter anderem zur Schreinerin, zum Schneider, zur Geigenbauerin sowie zum Friseur.

Das kann niemals funktionieren, weil es die Kategorie Sexus beibehält, sie aber zugleich für funktionslos erklärt. Wenn ein Schneider nach dem Zufallsprinzip auch Schneiderin genannt werden kann, ist die Motion funktionslos. Nach dem Distributionsgesetz von Bréal kann das keinen Bestand haben, die Sprecher werden immer wieder eine Differenzierung anstreben – oder die Formen ganz aufgeben.

Gegen den guten Willen sind wissenschaftliche Argumente hilflos. Man sollte es gar nicht erst versuchen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 20.06.2020 um 19.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43769

Das reflexhafte Anhängen der weiblichen Endung -in an jeder sich bietenden Stelle – selbst wenn es überhaupt nicht um Personen geht – ist eine Begleiterscheinung der gegenderten Sprache.

Für die evangelische Kirche ist das nun auch amtlich festgehalten, nämlich in dieser Broschüre:

https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Broschuere_PDF/Sie-ist-unser-bester-Mann-online.pdf

Auf der letzten Seite der zwölfseitigen Minibroschüre heißt es:

Für die Kirche und die Diakonie:
grammatikalisches Geschlecht von Institutionen beachten

Institutionen, die einen weiblichen Artikel haben, sollten auch als weibliche Substantive behandelt werden.
Statt: die Kirche als Arbeitgeber
Besser: die Kirche als Arbeitgeberin
Statt: die Diakonie ist Herausgeber
Besser: die Diakonie ist Herausgeberin
Statt: die Organisation, ein langjähriger Partner
Besser: die Organisation, eine langjährige Partnerin


Natürlich gibt es keinen grammatischen Grund, das so zu machen.
Und auch keiner der anderen Genderungsgründe ("nicht-ausschließen", "sichtbar machen") greift hier. Was soll das Ganze also?

Tatsächlich folgt noch eine Begründung:

Denn es sagt ja auch niemand: Der Staat als Eigentümerin …

Autsch, so viel Ignoranz tut weh.
Und es zeigt, auf welchem Niveau sich die Sprachkenntnisse der fünf(!) Redakteure dieser sehr kurzen Broschüre befinden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2020 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43763

Uiguren sind ethnisch mit den Türken verwandt.

Man könnte Ethnos als Ausweichwort benutzen, ähnlich wie Sinti und Roma, ein bißchen schräg am Gemeinten vorbei, aber schön unverständlich. Das neutrale Genus wird jetzt schon oft aufgegeben, man wäre dann bei der Ethnos, und ein Adjektiv, wie oben, läge auch bereit, das ist sehr wichtig.

Die USA unternehmen etwas gegen den Umgang Chinas mit Minderheiten. Vom Enthüller Bolton sagt Trump, er sei dafür bekannt, nicht immer die Wahrheit zu sagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2020 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43758

Die genetische Nachverfolgung von Völkerwanderungen sollte als biologistisch und rassistisch verboten werden.

Cavalli-Sforza wandte sich gegen die Einteilung der Menschen in Rassen. Er und sein Bruder Francesco begründeten das 1994 in ihrem Buch Verschieden und doch gleich folgendermaßen:
„Die Gene, die [im Verlauf der Evolution] auf das Klima reagieren, beeinflussen die äußeren Merkmale des Körpers, weil die Anpassung an das Klima vor allem eine Veränderung der Körperoberfläche erforderlich macht (die sozusagen die Schnittstelle zwischen unserem Organismus und der Außenwelt darstellt). Eben weil diese Merkmale äußerlich sind, springen die Unterschiede zwischen den ‚Rassen‘ so sehr ins Auge, dass wir glauben, ebenso krasse Unterschiede existierten auch für den ganzen Rest der genetischen Konstitution. Aber das trifft nicht zu: Im Hinblick auf unsere übrige genetische Konstitution unterscheiden wir uns nur geringfügig voneinander.“
Zudem stellte er fest, dass es je nach untersuchtem Gen andere Verteilungsschwerpunkte gebe und demnach nur fließende Übergänge zwischen benachbarten Gruppen vorkämen. Er schlug stattdessen einen kombinierten Stammbaum vor, der 38 geographisch unterscheidbare menschliche Populationen nach ihrer genetischen Verwandtschaft und ihrer Zugehörigkeit zu 20 Sprachfamilien auflistet. Dabei orientierte er sich an der Klassifikation von Merritt Ruhlen.
(Wikipedia)

Ob Rassen oder nicht – die Unterschiede gab und gibt es, sonst könnte man ihre Verteilung und Ausbreitung nicht genetisch untersuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2020 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43757

James Cook wurde umgebracht, aber das genügt nicht. Alle sogenannten "Entdecker" waren Wegbereiter des europäischen Kolonialismus und müssen weg. Ein Anfang ist gemacht. Jeder kann mitmachen, das ist auch schön und unterscheidet die gegenwärtige demokratische Bewegung von staatlicher Geschichtspolitik wie in "1984".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2020 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43751

Wunderbar gesagt, kann ich ganz und gar unterschreiben.

Dummerweise werden wir die Diskussion nicht mehr los werden, so sinnlos sie ist. Wir haben gestern noch lange darüber gesprochen, und am Ende kam es mir am besten vor, das GG überhaupt nicht mit solchen Aufzählungen zu respektierender Merkmale zu belasten, sondern schlicht und einfach festzulegen, daß alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Die besondere Erwähnung von Rasse, Geschlecht usw. ist ein Reflex auf die unguten Erfahrungen einer Vergangenheit, die irgendwann vorbei sein sollte. Das Nähere regelt wie immer ein besonderes Gesetz, z. B. die Volljährigkeit usw.

Was die Praxis betrifft, sollte man an die natürliche Vorurteilslosigkeit der Kinder anknüpfen.

Es gibt gutgemeinte Kinder- und Jugendbücher, deren Handlung wie die phantasielose Einkleidung einer holzhammerartigen These wirkt. Das taugt nichts. Dagegen ist "Harry Potter" ein spannendes, von Kindern (wie mir) gern gelesenes antirassistisches Manifest, dem ich eine positive Wirkung zuschreibe, auch wenn sie wohl nicht exakt nachzuweisen ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.06.2020 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43749

Das Wort »Rasse« aus dem Grundgesetz zu streichen wäre ein Akt der Kapitulation. In der Begründung zum Änderungsgesetz müßte der Gesetzgeber ehrlicherweise vermerken, daß ihm der Kampf gegen Rassismus zu kompliziert geworden ist und er sich deshalb jetzt einen neuen, leichteren Gegner gesucht hat, nämlich die Sprache.

Die Resignation der Grünen vor dem Problem des Rassismus ist keine gute Nachricht für alle, die Tag für Tag an vorderster Front mit konkreten Taten dagegen ankämpfen. Jede einzelne Kita, in der Kinder verschiedener Hautfarbe Gelegenheit haben, ein normales Miteinander zu praktizieren, tut mehr gegen Rassismus, als je irgendeine sprachpolitische Maßnahme bewirken könnte.

Der Sprachfetischismus hilft aber nicht nur nicht bei der Bekämpfung des Problems, er verschärft es, und das ist das eigentlich Schlimme. Zum einen verzehrt er nämlich Ressourcen, die viel dringender auf dem Hauptkriegsschauplatz gebraucht würden. Zum anderen vergrätzt man damit die ganz normalen Leute, die man doch angeblich so dringend sensibilisieren möchte. Jenseits der intellektuellen Zirkel, in denen man so hochgeistig und angelegentlich über Formulierungen und echte oder vermeintliche Empfindlichkeiten diskutiert, versteht irgendwann niemand mehr, worum es eigentlich geht. An kommt nur die Botschaft, daß man gefälligst seine Sprache in der und der Weise zu ändern hätte – aber bitte nicht zu sehr so, sondern auch ein bißchen so und überhaupt. Viele verstehen nur Bahnhof und wenden sich genervt oder verärgert ab.

Wenn jemand fest überzeugt ist, daß die Gruppe, der er angehört, einer anderen aufgrund bestimmter biologischer Merkmale überlegen sei, dann wird er diese Überzeugung nicht fallenlassen, wenn im Grundgesetz »Rasse« gegen »Ethnie« oder welches Wort auch immer ausgetauscht wird. Man braucht die Biologie aber gar nicht erst zu bemühen. Die sichtbaren Unterschiede zwischen Menschen werden immer Anziehung und Ablehnung, Neugier und Unbehagen auslösen, ob es sich nun um die Hautfarbe, die Körpergröße, die Kleidung, die Art sich zu bewegen oder eine eventuelle Behinderung handelt. Es reicht das Anderssein. Das sollte man akzeptieren und nicht von vornherein verurteilen. Ab hier ist alles eine Frage von Erziehung und Aufklärung, aber mit Sicherheit nicht der Sprache.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.06.2020 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43748

Ich glaube, noch stärker als das Weglassen des Wortes Rasse würde das Setzen in Anführungszeichen "Rasse" wirken, die Unsinnigkeit dieses Wortes zu verdeutlichen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.06.2020 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43744

Wenn Rassen für nicht existent erklärt würden und alle das auch mitmachten, verschwänden damit nicht die wirklichen Sachverhalte, weder die restlichen Diskriminierungen noch der Sprachfetischismus. Der Zwarte Piet würde weiterhin verteufelt, und daß der Islam schwulenfeindlich ist, dürfte weiterhin nicht an die große Glocke gehängt werden. Auch Diffamierungen als "Umweltrassismus" gäbe es weiterhin, usw., es müßte nur für alles ein neues Wort gefunden werden. Und das würde es, mit Sicherheit, nichts wäre anders als jetzt, alles ginge wieder von vorn los.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.06.2020 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43742

So ist es, Herr Riemer, es würde der grundgesetzliche Bezugspunkt für allen und jeden Quatsch entfallen, der gerade mit dem Wort getrieben wird. Die Initiative der Grünen („rassistisch“) zielt darauf ab, ihm Verfassungsrang zu verschaffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2020 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43740

Damnatio memoriae ist atavistisch. Früher stürzte man Statuen der Vorgänger (die man im Idealfall abgemurkst hatte), ließ die Gesichtszüge ausmeißeln usw. In den Augen frommer Muslime sind Buddhastatuen gotteslästerlich, ihre Sprengung gerechtfertigt. – „Von der Parteien Haß und Gunst verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.“ Wenn Denkmäler nicht eingeschmolzen werden, holt man sie eines Tages aus dem Magazin und stellt sie wieder auf.

Die Südstaaten noch einmal zu besiegen bringt zwar den Schwarzen nichts, spaltet aber die Gesellschaft der USA noch weiter. (Haben im Sezessionskrieg Hunderttausende von Weißen ihr Leben nur für die Befreiung der Sklaven geopfert? Das habe ich anders gelernt.) Es gibt ja auch einen Konsens, das Militär nicht unbedingt für die Politik verantwortlich zu machen, der es diente (Kriegsgefangene usw., überhaupt Besiegte).

Wie haben denn die Fürsten (und die Kirchen) ihre Vermögen zusammengerafft (aus denen dann manchmal etwas Gemeinnütziges abfiel)? Wenn wir anfangen, unsere öffentlichen Räume von Bedenklichem zu säubern, ist kein Ende abzusehen.

An dieser Stelle haben wir es ja mehr mit der Säuberung der Sprache zu tun. Auch da ist noch gar nicht abzusehen, wohin der Zeitgeist uns treiben wird.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.06.2020 um 02.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43738

Meine Patentante hat nach ihrer Pensionierung ein paar Seniorenseminare an einer Universität in Kanada besucht. Dort wurde ihr beigebracht, daß Mark Twain ein Rassist gewesen sei, bloß weil er in seinen Romanen, Erzählungen und Artikeln die zeitgenössische Sprache verwendete. (Das Gegenteil ist der Fall.)

Einige politisch besonders korrekte "Literaturwissenschaftlerinnen" glaubten, einen nicht besonders guten, aber zumindest ehemals sehr populären Autor wie Karl May zum Kolonialisten, Rassisten und Antisemiten brandmarken zu können, obwohl sie anscheinend keines seiner Bücher gelesen hatten. (Karl May war Pazifist, entschiedener Gegner des Kolonialismus seiner Zeit, definitiv kein Rassist und Philosemit.)

Es ist wie Herr Ickler sagt: Wir müssen vom Sprachfetischismus wegkommen. Aber was ist die Alternative zur Sprache?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.06.2020 um 22.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43736

"Aus dem Grundgesetz ließe sich der Unfug ersatzlos entfernen"

Wie das? Im Grundgesetz steht dieser Unfug, den Sie hier aufzählen, doch gar nicht. Im GG steht nur das Wort Rasse, und das würde ja durch ersatzlose Entfernung nicht aus der Sprache abgeschafft. Das einzige, was es brächte, wäre, daß man das GG nicht mehr als Beleg für die Existenz von Rassen anführen könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2020 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43735

„Wenn wir alle ehrlich mit uns selbst sind, müssen wir uns eingestehen, dass es auch in Deutschland Alltagsrassismus gibt. Das beginnt oft schon mit einer überheblichen Haltung“, sagte „AKK“ in einem Interview mit „Focus Online“.
Vor allem das „gönnerhafte“ Reden mancher Menschen über Auslandsthemen empfindet Kramp-Karrenbauer demnach „manchmal als sehr herablassend, ja fast rassistisch“. Die Deutschen gingen „oft ziemlich selbstverständlich davon aus, dass wir Dinge besser können als andere auf der Welt“.
(WELT 12.6.20)

„Wir alle“? „Auslandsthemen“? „Dinge“? Die Wörter purzeln aus ihr heraus, wie sie kommen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.06.2020 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43734

Mit dem Wort Rassismus wird mittlerweile so wahllos umhergeworfen, daß der immer schon irreführende Begriff obendrein ausgeleiert ist. Umweltrassismus, Sprachrassismus, Geschlechterrassismus … Es ist rassistisch, dem Islam dessen Schwulenfeindlichkeit anzukreiden, es ist rassistisch, einen exotisch Aussehenden nach seiner Herkunft zu fragen, es ist rassistisch, schwarzgeschminkt zum Fasching zu gehen. Aus dem Grundgesetz ließe sich der Unfug ersatzlos entfernen, schließlich ist dort auch noch von Abstammung die Rede. Praktischen Nutzen hat die Rasse nur bei der Unterscheidung von Dackeln und Schäferhunden. Und natürlich in Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“, wenn Osgood Fielding III. von Daphne (Jack Lemmon) schwärmt: „ein RASSEWEIB“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2020 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43733

„Rasse“ – das ist ein zentrales Wort aus dem Vokabular des Nationalsozialismus. (Heribert Prantl, SZ 13.6.20)

Was soll man dazu sagen? Noch öfter als „Rasse“ haben die Nazis „Jude“ gesagt, auch „Deutschland“. Prantl schlägt für das GG vor: „Niemand darf aus rassistischen Beweggründen benachteiligt werden.“ So ähnlich hat man es schon öfter versucht, auch in Denkmalsdiskussionen. Aber es hilft nichts. Die „rassistischen Beweggründe“ müssen definiert werden. Viel Spaß!
Was noch hinzukommt: Prantl schärft dem Leser zwar ein, es gebe keine Menschenrassen, aber das glaubt er natürlich selbst nicht. Daher die Wortgewalt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2020 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43732

"Begriff" und "Wort" gehen zwar wieder durcheinander, aber am Ende wird es darauf hinauslaufen, das Wort zu ersetzen, also den Begriff anders auszudrücken. Die logische Zwickmühle ist oft beschrieben worden, auch hier. Weiße, die es nicht gibt, wollen Schwarze, die es nicht gibt, vor Diskriminierung wegen eines Merkmals schützen, das es nicht gibt. Leider ist es wie beim Gender mainstreaming nicht möglich, den Zug zu stoppen, wenn er einmal losgefahren ist.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.06.2020 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43731

Die merkwürdigen US-Amerikaner bezeichnen jeden, der nur ein bißchen braunere Haut hat, als "Schwarz". Ich fürchte, sie sind farbenblind oder haben alle den Grauen Star.
Um mögliche tatsächliche Staatsfeinde zu erfassen, müßte man auch Barttracht und Frisur mit einbeziehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.06.2020 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43730

Im Grundgesetz, Artikel 3 (3) sind die wesentlichen Dinge aufgeführt, die Menschen voneinander unterscheiden:

Geschlecht, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat, Herkunft, Glauben, religiöse und politische Anschauungen, ggf. Behinderung

Soll das Wort Rasse eigentlich ersetzt werden? Durch einfaches Streichen würde eines der wesentliches Unterscheidungsmerkmale entfallen, also müßte man die ganze Liste weglassen. Hautfarbe statt Rasse wäre zu speziell, vielleicht Aussehen?

Das Geschlecht als Teil der Liste ist ja einigen sowieso auch schon lange ein Dorn im Auge. Gleich mit rausschmeißen! Es gibt keine Rassen und keine Geschlechter, alle Menschen sehen gleich aus. Manche menstruieren eben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2020 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43729

"Es gibt keine Rassen", verkündet die Zeitung – und dann interviewt sie Schwarze, um herauszufinden, wie sie Diskriminierung erleben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.06.2020 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43728

Eine der bekanntesten Folgen der Comedyserie Fawlty Towers ist von UKTV (im Besitz der BBC) wegen rassistischer Sprache (racist language) zeitweilig vom Streaming ausgeschlossen worden, weil eine der Figuren wiederholt das „N-Wort“ benutze. "The episode contains racial slurs so we are taking the episode down while we review it. We regularly review older content to ensure it meets audience expectations and are particularly aware of the impact of outdated language."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2020 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43727

Wieder einmal: Der Begriff "Rasse" (d. h. das Wort) soll verschwinden, der Kampf gegen Rassismus aber nicht, im Gegenteil. Das kann auf nichts anderes als sprachliche Kosmetik, also Selbstbetrug hinauslaufen. Schade um die gute Sache, aber nicht zu ändern.

Es bedürfte einer neuen Aufklärung, nämlich der Befreiung vom Sprachfetischismus, einer Spielart des Sprachidealismus, aber dafür ist die Menschheit nicht reif genug. Man müßte von klein auf trainiert werden, die Wörter als Spielmarken zu sehen und immer gleich zu den Sachen selbst vorzustoßen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2020 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43725

Das Streamingportal HBO Max nimmt den Filmklassiker „Vom Winde verweht“ vorerst aus dem Programm. Der Film verherrliche die Sklaverei, lautet die Begründung. Auch andere Sender sichten ihre Bestände.

Militärstützpunkte, die nach Südstaaten-Militärs benannt sind, sollen umbenannt werden.
Usw.

Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, will elf Denkmäler, die Führer der Konföderierten Staaten und Soldaten aus dem Bürgerkrieg ehren, unverzüglich aus dem Kapitol entfernen lassen. „Ihre Statuen sind eine Hommage an Hass, nicht an unser Erbe. Sie müssen entfernt werden.“

Das „Sichten“ kommt naturgemäß nie an ein Ende, wenn einmal der Anfang gemacht ist. Die ganze Geschichte muß entsorgt werden, weil sie unseren Idealen nicht entspricht. Uns wird es bald ebenso gehen, aber das macht nichts.

Übrigens: Die Snuff-Videos, die zur besten Sendezeit im Fernsehen laufen (Mord an Floyd), werden auch bald nicht mehr tragbar sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2020 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43713

Ein Denkmal stürzen, weil der Dargestellte Dreck am Stecken hatte – das ist verständlich und manchmal unvermeidlich. Aber wo ist die Grenze? Die Nazigrößen ehren wir nicht mehr, bei den kommunistischen sind wir großzügiger. (Niemand findet ja etwas dabei, daß das "Neue Deutschland" weiter unter diesem Titel erscheint, der "Völkische Beobachter" zur Zeit aber kaum wiederbelebt werden kann, obwohl das Publikum vorhanden wäre.)

Die Verurteilung der Sklavenhalter geht gegen die amerikanischen und ihre Zulieferer. Die marxistische Periodisierung in "Sklavenhaltergesellschaft" usw. war ziemlich folgenlos, auch wenn es im Eifer des Gefechts gelegentlich zur Verurteilung der Antike mit allem Drum und Dran gekommen ist. Die humanistische Bildung hat zwar das Wort "Sklave" als Gegenstand von Deklinationsübungen (o-Deklination, erste Unterrichtswoche) gekannt, aber sonst waren die Sklaven immer nur einer Erwähnung am Rande wert, nicht als Grundlage der wunderbaren Polis usw. Soll man Homer, Platon, Aristoteles nicht mehr lesen? Das geschieht ohnehin, nicht wegen ihrer Borniertheit, was die allgemeinen Menschenrechte betrifft. "Fragen an die Geschichte" hieß ein Schulbuch für den damals neuen, inquisitorischen Geschichtsunterricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2020 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43712

Steht eigentlich in der Fortsetzung.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.06.2020 um 01.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43711

"Erfahrungsberichte über eigene Diskriminierung sind großenteils wertlos", was ist damit gemeint?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2020 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43709

Es macht Freude, den Weißen ihren angeborenen Rassismus nachzuweisen. Bei hinreichend hartnäckigen Verhörmethoden kommt er immer irgendwann heraus. Besonders verräterisch ist die Formel: „Ich habe nichts gegen...“ oder „Ich bin kein Rassist.“ Es gehört einfach zur weißen Rasse.
Auch den Deutschen kann man nachweisen, daß der Rassismus bzw. die „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ in der Mitte ihrer Gesellschaft angekommen ist bzw. dort immer schon eingenistet war. Da gibt es keinen Ausweg. Sich selbst nehmen die Rassismusforscher meistens aus, aber wenn sie die Selbstbezichtigung einschließen, wird ihre Position vollends unschlagbar.
Erfahrungsberichte über eigene Diskriminierung sind großenteils wertlos und entsprechen ja auch nicht der Methodik der empirischen Sozialforschung. Aber darüber geht man großzügig hinweg wg. Betroffenheit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.06.2020 um 01.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43707

Die Sendung "Anne Will" im Ersten am Sonntag abend (7.6.20) hatte das Thema Rassismus.
Anne Will: "Wir wollen die Frage diskutieren: Hat Deutschland ein ähnlich großes strukturell verankertes Rassismusproblem wie die USA?"

Dazu wurde ein Filmbeitrag eingespielt, Kommentator: "Offiziell zählte das Bundesinnenministerium im vergangenen Jahr in Deutschland 8585 Straftaten im Bereich Haßkriminalität, die vor allem fremdenfeindlich, rassistisch oder antisemitisch motiviert waren."

Was will die ARD nun mit diesem Beitrag sagen?
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2019 wurden im Jahre 2019 insgesamt 5436401 Straftaten registriert.

Das heißt, weniger als ein sechstel Prozent (weniger als 0,16%) aller Straftaten hatten 2019 einen rassistischen Hintergrund.

Beantworten diese Zahlen nicht schon die Frage von Anne Will? Rassismus, den es auch in Deutschland noch gibt, muß selbstverständlich bekämpft werden. Aber mit normalen Mitteln, so wie jeder Mord, Totschlag, Raubüberfall, sexueller Mißbrauch, Körperverletzung, Einbruch usw. verfolgt und bestraft wird. Die Medien sollen auch auf jeden Fall ihren Teil zur Erziehung und Aufklärung der Bevölkerung beitragen. Aber diese Rassismus-Hysterie, die sie zur Zeit an den Tag legen, ist bei 0,16% völlig unangebracht. Deutschland ist nicht rassistisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2020 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43689

Jane Elliott und ihr Antirassismus-Training war ja mal groß in Mode, und mit Überraschung sehe ich, daß die alte Dame immer noch zugange ist. Es gibt aber auch Kritik, z. B. im Guardian vom 18.10. 2009 nach nicht so überzeugenden Auftritten in Großbritannien.

Ausführliche Darstellung und Kritik: https://nlpc.org/wp-content/uploads/cordiv_sr.pdf

Anderswo aufgespießt:

Twenty-seven thousand government departments and public sector agencies now have a duty to promote equality between men and women, whites and blacks, heterosexuals, homosexuals, bisexuals and transsexuals, marrieds and singles, pregnant women and women who aren’t pregnant, young and old people, those with disabilities and those without, and people of different faiths or none. (Peter Saunders: The Rise of the Equalities Industry. 2009) (http://www.civitas.org.uk/pdf/EqualitiesIndustry17Oct11.pdf)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2020 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43678

Zu "Mohr im Hemd" schreibt Dawkins:

In one of my speeches as Sub-Warden of New College, I had to bid farewell to the chaplain, Jeremy Sheehy, who (as was the custom in those days) was moving on to a Church of England living. We had often voted together on the liberal side of contentious issues and I mentioned in my speech a political affinity with him that I sensed at college meetings, ‘catching his eye in concord, across the abyss of our differences’. At the time, the New College kitchen was in the habit of serving a rather delicious pudding, a sort of moist, black, cakey sponge topped by a creamy white sauce, but it always appeared on the menu under an unfortunate name: Nègre en Chemise. The Reverend Jeremy was repeatedly and rightly upset by this, and I wanted, as my parting gift to him, to get the name changed. I went to the chef (one of the few powers possessed by the Sub-Warden) and asked him to serve the dish up at dinner, but under a new name. In my speech at dessert that night, I told the story and explained that I had chosen the new name in the chaplain’s honour: Prêtre en Surplice. Alas, after he left, it wasn’t long before the delicacy started to reappear under the original name, Négre en Chemise, and by then I no longer had Sub-Warden’s powers to do anything about it.

Incidentally, I heard of a related problem at a care home for old people in England. One day, the menu included a traditional English pudding, the long, raisin-infested, custard-bespattered suet roll called Spotted Dick. The local government inspector demanded that it be banned from the bill of fare as its name was ‘sexist’. (Brief candle in the dark)

Übrigens ist das Rezept auf französisch anstandslos zu finden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2020 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43420

Und sie klagen, dass Cuomo ausgerechnet die Bevölkerungsgruppen vernachlässige, die derzeit die meiste Hilfe bräuchten: Arme, People of Color, Gefängnisinsassen und Menschen, die weiterhin jeden Tag zur Arbeit gehen (ZEIT 15.4.20)

Für People of Color scheint es keinen deutschen Ausdruck zu geben. Die Großschreibung deutet auf einen Eigennamen hin, es scheint sich um ein erst neuerdings entdecktes Volk zu handeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2020 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43355

Holen wir uns unsere Sprache zurück! (Thor Kunkels "Wörterbuch der Lügenpresse", Kopp-Verlag)

Was für eine Sprache mag das sein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2020 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43120

In der durch Carl von Linné (1753) begründeten Systematik der Taxonomie werden durch Zuchtwahl entstandene Formen mit veränderten Eigenschaften als Unterart (Subspezies) bezeichnet. Heute spricht man in der Zoologie von Rassen und in der Botanik von Sorten und Varietäten oder allgemeiner von Sippen. (Wikipedia Zucht)

Zur Zoologie gehört auch der Mensch. Die Einigung darauf, hier keine Züchtung vorzunehmen, ist politisch und moralisch begründet und hat nichts mit den biologischen Tatsachen zu tun. Das gilt erst recht von der Ausdrucksweise („Rassen“).

Aus zoologischer Sicht gibt es auch beim Menschen Männchen und Weibchen. Daß wir die gesellschaftlichen Begriffe Mann und Frau vorziehen, ist bloße Konvention.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2020 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#43078

Eine Parteigenossin bringt das Erschießen von Superreichen ins Spiel.

"Energiewende ist auch nötig nach ’ner Revolution. Und auch wenn wir das ein(e) Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen, wir wollen uns fortbewegen... naja, ist so, wir müssen mal von dieser Meta-Ebene runterkommen".
(n-tv 4.3.20)

Auch ein Konditionalsatz „bringt etwas ins Spiel“ – um mal auf der Meta-Ebene zu bleiben, wo man sich immer so schön aufregen kann.

Nachtrag: Erschießungsfantasien in Kassel sorgt für Empörung (Welt 4.3.20)
Ohne den Gedanken, daß die Streithanseln weder sich selbst noch einander ernst nehmen, wäre es gar nicht auszuhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2020 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42891

Das könnte sein, eine pleonastische Negation wie in "ehe nicht, bevor nicht" usw. – das haben wir schon besprochen. Oder man verteilt Nominativ und Akkusativ andersherum, dann paßt es wieder.

Es handelt sich um die rhetorische Figur des "Adynaton", früher sehr beliebt in volkstümlicher Literatur, Predigt usw.

Zur Sache vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1544#38761
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.02.2020 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42890

Ich habe mir mal auf Wikipedia ähnliche judenfeindliche Abbildungen und Reliefs angesehen.
Unter der Judensau von Freising soll gestanden haben:

So wahr die Maus die Katz nit frißt, wird der Jud ein wahrer Christ.

Das zeigt auch noch einmal deutlich, daß der Judenhaß im Mittelalter anders war als in der Nazizeit. Während es bei den Nazis vor allem rassistische Motive waren, hatte die mittelalterliche Kirche religiöse Gründe.

Rein sprachlich fällt mir an diesem Spruch der nicht logische Aufbau auf. Der erste Teil ist ja wahr, denn Mäuse fressen tatsächlich keine Katzen. Wenn der zweite Teil also ebenso wahr wäre, wie es da steht, dann müßten Juden zu wahren Christen werden können. Gemeint ist aber das Gegenteil, d.h. eigentlich sollte es "kein" statt "ein" heißen.

Mit der Negation geht es umgangssprachlich ja oft nicht ganz logisch zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2020 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42886

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37360

Die Judensau in Wittenberg darf bleiben – vorläufig. Der "Tagesspiegel" und andere sorgen sich, daß die halb verwitterte Plastik, die nur von Spezialisten wahrgenommen und verstanden wird, ohne ausführliche Kommentierung allzu "schmerzhaft" wirken könne.

In den Bibliotheken stehen unzählige Schriften mit schmerzhaftem Inhalt.

Übrigens ist die Plastik judenfeindich und nicht "antisemitisch". Es ging um Religion, nicht um Rasse, wie die Nazis faselten und die Heutigen gedankenlos nachfaseln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2020 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42864

Studierende boykottieren den Namen der Tübinger Uni
Denn einer der beiden Namensgeber der „Eberhard Karls Universität“ war Antisemit, der andere handelte mit Menschen.

(jetzt.de 30.1.20)

Welche Studierenden es sind, erfahren wir nicht, weil die Namen der Fachschaftsvertreter für den Bericht geändert wurden. „Elias und Rosa heißen nicht wirklich so, sie wollen ihre richtigen Namen aber nicht veröffentlichen, um ihre Initiative nicht über Einzelpersonen bekannt zu machen.“

Vielleicht soll die Öffentlichkeit auch nicht wissen, daß es sich um Einzelpersonen handelt.

Über historische Personen (hier aus dem 15. Jahrhundert) moralisch zu richten muß sehr befriedigend sein.

Der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) der Eberhard-Karls-Universität Tübingen widmete die Universität nach Blochs Tod 1977 symbolisch zur „Ernst-Bloch-Universität“ um. Die Entscheidung wurde 2017 mit der Begründung zurückgenommen, nicht alle Studenten könnten sich mit der politischen Ausrichtung Blochs identifizieren; eine gleichnamige Hochschulgruppe besteht fort. (Wikipedia Ernst Bloch)

Inoffiziell wollen jene Studierenden aber immer noch ihre Bloch-Universität. Viel Spaß beim Bloch-Lesen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2020 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42854

Laut Google wurde der Rechtschreibreformer Dieter Nerius 1935 in Drawsko Pomorskie, Polen, geboren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2019 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42456

Menno Aden klärt in einem Leserbrief an die FAZ (23.11.19) darüber auf, was "Judaslohn" bedeutet (ohne den AfD-Mann zu verteidigen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2019 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42428

Heringer (Reizwörterbuch) hält Dickmann für eine Ausweichbezeichnung des Negerkusses. In Wirklichkeit hat Storck die Firma von Johannes Dickmann übernommen und nennt die Süßigkeit Schaumkuss. Allerdings gibt es Kinder, die ihr Grundnahrungsmittel Dickmann nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2019 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42410

Zu Philipp Lenhards Biografie über Friedrich Pollock behandelt ausführlicher die jüdische Herkunft fast aller Mitglieder der Frankfurter Schule, was auch die Besprechung der FAZ 15.11.19 hervorhebt.

Ich vermute, daß gewisse stilistische Gemeinsamkeiten auf diese Herkunft (Bildungshintergrund) zurückgehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2019 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42374

Bei demonstrativer Erregung frage ich immer gleich, was dabei für den Erregten herausspringt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.11.2019 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42372

Judaslohn ist ein schwerer Vorwurf, sowohl für den Empfänger wie für den Geber. Dagegen möchte man sich einerseits verwahren, andererseits aber möglichst ohne die peinlichen Hintergründe allzu genau zu beleuchten. Deshalb verzichtet man darauf, das Wort richtigzustellen und bringt lieber wieder einmal ohne Zusammenhang einen Antisemitismus ins Spiel. Ansonsten würde man vielleicht darauf kommen, daß Sabberlohn ein treffenderer Ausdruck gewesen wäre.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.11.2019 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42370

Künstliche Aufregung wird »gefühlt« immer mehr zum Pleonasmus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2019 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42368

Ich stehe wohl nicht im Verdacht, die Rechtsextremen irgendwie verteidigen zu wollen, aber die Aufregung, die zur Zeit das Wort Judaslohn hervorruft, ist künstlich aufgeputscht und eigentlich völlig irre. Man assoziiert wohl Juden, die es bekanntlich gar nicht gibt, oder wie war noch mal der Stand der Dinge,

Aber das kommt davon, wenn man die "synchrone etymologische Kompetenz" (= Inkompetenz) feiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2019 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42312

Der linke Journalist Garry Leech will nichts mehr schreiben, weil er ein weißer Mann ist und findet, daß (alte) weiße Männer schon viel zu lange die Politik und die öffentliche Meinung beherrscht haben. Das alte Dilemma: Quotendenken wird über Inhalte gestellt. Eigentlich ist Leech ja eine progressive, emanzipatorische Stimme, wie sie auch seiner Meinung nach gebraucht wird. Er gibt auch zu, daß Obama als schwarze Ausnahme auf dem Thron der USA eher ein schlimmer Finger war, aber trotzdem will er beiseite treten und den Mund halten.
https://www.counterpunch.org/2019/10/25/old-white-men-like-me-need-to-shut-up-and-step-aside/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2019 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42286

John Wayne: Muss Amerika sich von seinem Nationalhelden verabschieden? (welt.de 18.10.19)

Die kindliche Neigung, Schauspieler mit ihren Rollen zu identifizieren, hat auch den Nationalhelden John Wayne hervorgebracht und ermöglicht damit die neue Kampagne moralisch fortgeschrittener Studenten, die ihn nun vom Heldensockel stoßen wollen. Dabei ist längst alles bekannt, aber wen hat es gestört? Ein weiterer Schritt zur Säuberung und Vereinfachung der Geschichte. Nicht viele werden übrig bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2019 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42161

Diversity kann ihre ertragsteigernde Wirkung natürlich nur entfalten, wenn sie offengelegt wird. Bewerber sind also gehalten, persönliche Merkmale, vor allem die sexuelle Orientierung, ausdrücklich anzugeben. Wer sich weigert, schadet dem Unternehmen.

Merkwürdigerweise ist immer nur von quasi anerkannten Neigungen wie Homosexualität die Rede. Wie steht es aber mit Pädophilie, Voyeurismus, Fetischismus, Masochismus? (Magnus Hirschfeld hat 43.046.721 sexuelle Zwischenstufen errechnet. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33556) Was die Universitäten betrifft, so ließe sich auch dafür jeweils eine affine Disziplin oder ein akademisches Projekt ausfindig machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2019 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42155

Man hat gesagt, daß die USA zwar den Tatbestand der Beleidigung in unserem Sinne nicht kennen, dafür aber eine strengere Selbstzensur der Medien ("bleep"). Ein Böhmermann könnte seine Invektiven allenfalls im Bezahlfernsehen vorbringen.

Eine gewisse Parallele könnte man in der Religionspolitik sehen: Striktere Trennung von Staat und Kirche, dafür aber mehr religiöse Inbrunst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2019 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42140

Man hat vorgeschlagen, die Beschimpfungen, die Künast hinzunehmen habe, auf die Richter des LG Berlin anzuwenden und abzuwarten, was geschieht.
Der Ergebnis ist voraussagbar: Die Richter (ein Mann, zwei Frauen) werden juristisch einwandfrei und logisch messerscharf beweisen, daß die Fälle nicht vergleichbar sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2019 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42129

Zum Fall Künast (eigentlich Fall LG Berlin):

Es ist denkbar, daß der Tatbestand der Beleidigung ganz verschwindet. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32362
Wenn alle alles sagen dürfen, gewöhnt man sich daran. Vielleicht begrüßt man dann den Arbeitskollegen morgens mit Hallo, Arschloch!.

Die ganze Debatte hat sich verlagert. Heute ist die Sprachsünde, die nicht verziehen werden kann, die Verwendung von Wörtern wie: Neger, Zigeuner, Jude, Chinesin usw. (Chinesin wurde aus Kinderbüchern entfernt, wie wir schon gesehen haben.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.09.2019 um 00.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42042

Apropos belgische Radtouristen: Wie ich gerade sehe, ist zwar auch der belgische Fietsersbond gegen eine Helmpflicht, hält aber bei bestimmten Gruppen wie Kindern und älteren Leuten das Tragen eines Helms durchaus für sinnvoll. Na, paßt doch. Der angesprochene ADFC scheint sich um eine Stellungnahme zu drücken. Auch das paßt. Schließlich will man sich die vielen Helmträger im Land der Dichter und Denker nicht zum Feind machen. Auch beim Thema Gendern hat man dort die Zeichen der Zeit erkannt, und wie überall klappt es vorne und hinten nicht: »Im Frühjahr 2020 lädt der ADFC zu einem fahrradpolitischen Event ein, an dem traditionell Politiker*innen und viele verkehrspolitische Organisationen teilnehmen. Auch die Gewinner*in samt Begleitung wird dann mit dabei sein! [...] Außerdem erhalten die Gewinner*in und die/der Geworbene eine Gutschrift für den nächsten Jahresbeitrag ihrer ADFC-Mitgliedschaft.« Etc.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.09.2019 um 21.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42041

Da zwar viele, aber längst nicht alle Radfahrer bei einem tödlichen Unfall an einer Kopfverletzung sterben, sind die hier zitierten Zahlen erst mal wenig aussagekräftig. Man müßte sich die Fälle mit vergleichbaren schwersten Kopferschütterungen genauer ansehen und ermitteln, wieviel Prozent der Helmträger und der Nichthelmträger den Sturz überlebt haben. Dann müßte man noch die Fälle herausrechnen, in denen sich die Betroffenen neben potentiell tödlichen Kopfverletzungen andere Verletzungen zugezogen haben, die tatsächlich zum Tod geführt haben – usw. usf.

Ich vermute auch, daß inzwischen deutlich mehr als 25 Prozent der Radfahrer in Deutschland einen Helm tragen. Ich war gerade erst wieder zwei Wochen in Hessen und NRW auf dem Fahrrad unterwegs, jeden Tag ca. zehn Stunden, in Städten und Dörfern, und ich bin oft stundenlang keinem einzigen »Helmmuffel« begegnet.

Das fiel mir umso mehr auf, als hier in Holland niemand – in Worten: NIEMAND – einen Fahrradhelm trägt. Wenn man mal jemanden mit so einem Ding auf dem Kopf antrifft, entpuppt er sich als deutscher oder belgische Radtourist. Man macht sich hier auch gern lustig über die helmtragenden Deutschen (und zwar ohne jede Anspielung auf die Ereignisse vor 75 Jahren). Übrigens lehnt der Fietsersbond, der niederländische Fahrradclub, nicht nur eine Helmpflicht ab, er ist prinzipiell gegen Fahrradhelme. Die Vermeidung einiger weniger Todesfälle pro Jahr, soweit sie überhaupt auf den Helm zurückzuführen sei, wiege den Schaden für die Volksgesundheit nicht auf, der entstehe, wenn das Fahrrad plötzlich als unsicheres Verkehrsmittel wahrgenommen und von vielen gemieden werde. Was wohl in Deutschland los wäre, wenn der ADFC so argumentieren würde?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2019 um 20.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42040

Das genannte Paradoxon wäre auch erklärbar, wenn die Zahlen zwar im Durchschnitt richtig, aber die Verteilungen sehr ungleichmäßig wären:
Helmmuffel (wie ich) sind vielleicht eher unter Älteren, Todesfälle aber wegen mehr Leichtsinn evtl. eher unter Jüngeren zu finden. Dann verringerte sich der Anteil der Helmträger unter den Toten, selbst wenn er relativ zum Gesamtdurchschnitt steigt. Den gern riskant fahrenden Jugendlichen könnte man dann den Helm empfehlen und die älteren Spazierfahrer damit in Ruhe lassen.

In jedem Fall ist es mit dem Helm nicht so "glasklar" wie behauptet. Wenn schon Zahlen, dann ohne statistische Tricks!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2019 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#42039

Nochmal zum Fahrradhelm:

Wenn man versucht, an konkrete Zahlen zu gelangen, landet man leider meist nur bei Umfragen oder quellenlosen Angaben. Es ist natürlich bequemer, ein bißchen herumzutelefonieren, als repräsentative Stichproben im realen Straßenverkehr auszuzählen. Aber mit Umfragen erhält man eben auch nur Meinungen und schöne Versprechungen, aber keine Fakten.

8.5.14, www.spiegel.de:
Insgesamt trugen 2013 rund 15 Prozent der Radfahrer in Deutschland einen Helm - gut jeder siebte also. 2012 waren es noch 13 Prozent und 2011 nur 11 Prozent.

15.5.17, Umfrage von CosmosDirekt:
Zahl des Tages: 44 Prozent der deutschen Radfahrer tragen regelmäßig einen Fahrradhelm - 2015 waren es noch 33 Prozent

9.7.18, Stuttgarter Zeitung:
Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) beim Bundesverkehrsministerium, trugen im Jahr 2017 insgesamt nur 19 Prozent aller Fahrradfahrer in deutschen Städten einen Schutzhelm.

Die Werte der Umfrage (CosmosDirekt) sind offenbar stark übertrieben. Die anderen scheinen mir realistischer. Ich denke, als obere Grenze kann man annehmen, daß zur Zeit nicht mehr als jeder vierte bis fünfte Radfahrer einen Helm aufsetzt, also max. 25%.

Wie läßt sich dann aber folgendes deuten?

Mannheimer Morgen, 20.8.19, Seite 5:
Auch die Zahl getöteter Fahrrad- oder E-Bike-Fahrer hat zugenommen, [...] Einen Grund für die fatalen Folgen hat Innenminister Strobl bereits ausgemacht: "Bei den getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern trugen mehr als zwei Drittel keinen Helm", sagte er. "Die Schutzwirkung eines Fahrradhelms ist glasklar und unbestritten. Jedem muss klar sein: Helme können Leben retten."

Das heißt, etwa 30% der Toten trugen einen Helm.
Wenn unter allen Fahrradfahrern höchstens 25% einen Helm trugen, unter den tödlich Verunglückten aber 30%, dann erhöht ein Helm das Todesrisiko im Falle eines Fahrradunfalls recht deutlich.

So richtig glauben kann ich das wiederum auch nicht. Die Schlußfolgerung aus den Zahlen ist zwar eindeutig, aber vielleicht stimmen ja die Zahlen nicht ganz. Nur, so "glasklar und unbestritten", wie der Innenminister meint, ist das Problem eben auch nicht. Man müßte zur Begründung schon etwas mehr bringen als nur "mehr als zwei Drittel [trugen] keinen Helm".
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.08.2019 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41943

Natürlich sind sie auch nicht so geschichtsvergessen, Pozsony »Bratislava« zu nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2019 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41942

Noch einmal zu Holenstein:

Die Ungarn, mit denen ich verschwägert bin, haben nichts dagegen, daß wir sie so nennen. Sie selbst sagen ja auch nicht deutsch, sondern német (was wiederum kein echtes Ungarisch ist).

Wenn meine Tochter nach Ungarn fährt, erbieten sie sich sogar, sie nach Hanselbeck zu begleiten, obwohl ihr der Name Érd viel vertrauter ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2019 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41911

Dazu noch eine kleine Beobachtung. Das Substantiv Mitbewohner ist eigentlich relational, aber seit einiger Zeit wird das logisch notwendige Gegenstück, die Migantenunterkunft, gar nicht mehr erwähnt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.08.2019 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41910

Der mutmaßliche Täter und sein Opfer kannten sich
(MM, 2.8.19, S. 1, zum Schwertmord in Stuttgart)

Wieso "sein" Opfer? Wenn er nur mutmaßlich der Täter war, dann war das Opfer auch nur mutmaßlich seines. Der MM sollte sich in acht nehmen, nicht wegen übler Nachrede verklagt zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2019 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41816

"In den arabischen Golfstaaten können Freundschaften schnell entstehen und geschlossen werden. Allerdings sind diese in ihren Rechten und Pflichten anders definiert als Freundschaften, die innerhalb des deutschen Kulturkreises entstehen. Ein Araber hat neben der grundsätzlichen Sympathie auch immer den praktischen Nutzen einer Freundschaft im Sinn." (Thomas Reimer-Conrads/Alexander Thomas: Beruflich in den arabischen Golfstaaten)

Dieses Zitat ist sogar in den Wikipedia-Eintrag über Alexander Thomas aufgenommen worden. Man möchte spontan zustimmen, besonders wenn man keinen einzigen Araber persönlich kennt. Über die Chinesen weiß man auf demselben Wege auch gleich Bescheid. („Beruflich in ...“ ist eine gute Geschäftsidee, neuerdings als „Interkulturelle Kommunikation“ zu akademischen Ehren gekommen.)
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 29.05.2019 um 23.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41596

Die Jusos fordern die Legalisierung der Abtreibung bis zum Tage der Geburt. Niemand nimmt dafür die Gesamtpartei in Haftung, obwohl die sich trotz mehrmaliger Gelegenheit davon nicht distanziert hat.
Eine Lehrerin fordert, zugunsten des Klimas auf Kinder zu verzichten; keiner behauptet, das sei die Meinung aller Lehrer.
Die Junge Alternative kommt mit einem Ein-Kind-Politik-Vorschlag um die Ecke; die Gesamtpartei hält davon nichts, und trotzdem wird sie in denselben Topf geworfen nebst beiläufigem und selbstverständlichem Fremdenhaßvorwurf.
Wer solche Ungleichbehandlung anspricht, gilt als AfD-Apologet und wird aus der Diskussion ausgeschlossen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2019 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41591

Eckhard Jesse deckt das windige Unternehmen der Rechtsextremismusentlarver um Heitmeyer und Zick auf. (FAZ 29.5.19) (Umkreis der Antonio Amadeo Stiftung; gefördert von Heinrich-Böll-Stiftung u. a.: "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit")

Wenn jemand meint, die meisten Asylsuchenden seien in ihrer Heimat gar nicht verfolgt, muß er sich als fremdenfeindlich beschimpfen lassen, obwohl er nur eine schlichte Wahrheit ausspricht. Man muß vielmehr sagen, die Behörden sollten Asylgesuche „großzügig“ entscheiden. Jesse erinnert an die Verpflichtung, nach Recht und Gesetz zu verfahren.
„Großzügigkeit“ ist wie das vielgerühmte „unbürokratische“ Vorgehen ein anderer Ausdruck für Korruption (das hat ein bekannter Soziologe gesagt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2019 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41589

Die AfD-Jugend fordert, „die Entwicklungshilfe für Schwellenländer an die Einführung einer Ein-Kind-Politik zu koppeln, um einem der größten Klimaprobleme, der Überbevölkerung, entgegenzutreten“.

Das ist leicht gesagt. Kein demokratisches Land kann eine Ein-Kind-Politik durchsetzen. Man hat es, mit sehr unschönen Begleiterscheinungen, in China und in Indien versucht. (Es war ein Hauptgrund von Indira Gandhis Abwahl, die ich in Neu-Delhi miterlebte.) Glaubt jemand wirklich, daß Staaten sich das Kinderkriegen abkaufen lassen? Die Geburtenzahlen sinken durchgreifend, sobald der Lebensstandard und die Bildung – besonders der Frauen – sich verbessern. Hundertfach bewährt. Dort sollte man investieren.
Verhältnismäßig dünn besiedelte Länder können größere Umweltschäden verursachen als dichtbesiedelte. (Natürlich dringt die AfD auf Geburtenreduzierung nur bei den anderen, obwohl mit einer Beseitigung der Deutschen auch schon etwas fürs Klima getan wäre. Es ist logisch falsch, die Menschen selbst als Klimaproblem anzusehen, weil es das Problem ja nur aus der Sicht des Menschen gibt. Mir fällt Kants Taube ein, die auch den Luftwiderstand noch weghaben möchte. Wie schön wäre die Erde ohne Menschen!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2019 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41545

Das "Mohrenfest" in Eisenberg (Thüringen) samt Wappen und Brunnen ist nicht zu halten. Die kleine Truppe der Guten sitzt zur Zeit am längeren Hebel, dagegen helfen keine Argumente. Der Sieg wird allerdings vergiftet sein; aber das macht nichts, dann kann man wieder gegen etwas kämpfen und sich wichtig machen.

(https://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/saale-holzland/weiter-kritik-mohrenfest-eisenberg-100.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2019 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41500

"Kopftuch erst ab Religionsmündigkeit"

Dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38470

So einfach ist das nicht. Auf andere Religionen ausgedehnt, würde es bedeuten: Auch das Recht auf religiöse Erziehung (Indoktrination) erst ab Religionsmündigkeit der Kinder?

Man will etwas zur Emanzipation der Frauen tun (das Wort hat hier seinen altrömischen Sinn). Sie sollen die Gleichberechtigung genießen, die das GG ihnen garantiert. Nur, wie kommt man an die archaischen (meist, aber nicht nur muslimischen) Familien heran bzw. in sie hinein? Es gibt Angebote an die Frauen, aber die werden ja oft daran gehindert, sie wahrzunehmen. Aber da sind die Kinder: Die müssen in die Schule, und in diesem Augenblick kann man sie kapern. Man setzt am schwächsten Glied der Kette an.

Hat man bedacht, was das Kopftuchverbot für schulpflichtige kleine Mädchen in den Familien anrichtet? Zuerst wissen die Kinder nicht, was das Kopftuch bedeutet, aber wenn sie dann 12 oder 14 sind und das Kopftuch als Bekenntnis handhaben, dann sollen sie das dürfen, auch in der Schule?

Daß die Maßnahme das eigentliche Ziel fördert, ist auch nicht sicher.

Ich frage ja nur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2019 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41437

Musik von Joseph Haydn sollte nicht mehr gespielt werden. Schließlich hat er die Nazi-Hymne komponiert. Das kann man nicht einfach übergehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2019 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41366

Zum Skandälchen an der Frankfurter Uni:

Eine anonyme Gruppe von Studenten fordert in den sozialen Netzwerken die Entlassung der Professorin. Die Studierenden unterstellen Schröter und ihrem Institut „anti-muslimische Ressentiments“.

Anonyme Schreiber in asozialen Netzwerken sollte man als nichtexistent betrachten, wie sie es mit ihrer Anonymität selbst bezwecken.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.04.2019 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41357

Betr.: "vereinnamt"
Ich danke Herrn Riemer für die Wortschöpfung "vereinnamen", die genau die richtige Bezeichnung für die Eindeutschung ausländischer Namen durch Übersetzung wäre, weil ausländische Namen meistens etwas bedeuten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41355

Mit "normal", lieber Herr Markner, hatte ich mich auf die Norm bezogen, die Herr Riemer in der von mir zitierten Aussage voraussetzt. Ganz harmlos!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 17.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41354

Lieber Riemer, damit rennen Sie bei mir ja offene Türen ein, denn ich bin jahrelang mit familienpolitischen Vorträgen durch die Lande gezogen, im Sinne der Deutschen Liga für das Kind und manchmal auch der ÖDP, aber immer auf eigene Kosten. Das Problem ist die strukturelle Kinderfeindlichkeit unseres Wirtschaftens (einschließlich Altersversorgung). Es ist nicht spezifisch deutsch, und der "Vorsprung" der DDR (zuletzt etwas höher als im Westen, aber bei weitem nicht bestandserhaltend) müßte gesondert besprochen werden, aber hier ist nicht der Ort dafür.
Ich fürchte nur, daß sich daran sobald nicht viel ändern wird. Welche Politik hat irgendwo die Geburtenrate nennenswert erhöht? Sogar in Frankreich sinkt sie und liegt schon unter der Erhaltungsquote.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.04.2019 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41353

Banalerweise muß man feststellen, daß »normal« alles mögliche ist, was man gutheißen kann oder eben auch nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.04.2019 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41352

Banal finde ich nur, daß die aktuelle Geburtenrate zum Bevölkerungsschwund führen wird. Gar nicht banal ist aber, daß sich die Geburtenrate nicht ändert. Das wäre eben die Aufgabe der Politik, für mehr Attraktivität größerer Familien zu sorgen. Bis jetzt wurde das im Westen nie richtig versucht. Auf dem Gebiet war die DDR wenigstens schon etwas weiter, die Geburtenzahlen waren höher und Erstgebärende waren jünger. Was Kinder kosten (Zeit und Geld), muß die ganze Gesellschaft erwirtschaften, nicht nur die Eltern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41351

Eine funktionierende Gesellschaft muß sich aus sich selbst heraus tragen und ständig erneuern. Wenn das nicht funktioniert, dann ist etwas faul im Staate Deutschland.

Interessante These. Banalerweise muß man erst einmal sagen, daß die Geburtenrate, an der sich vorläufig nicht viel ändern dürfte, mathematisch unerbittlich zum Schwund der deutschen Bevölkerung führen wird. Was heißt dann noch "sich tragen und erneuern"?

Außerdem könnte man sagen, daß immer etwas "faul" ist, sonst gäbe es keine Politik. Fäulnis (oder Faulheit?) ist sozusagen der Normalzustand.

Zuwanderung (und entsprechend Abwanderung) ist auch normal – wo hätte es je etwas anderes gegeben? Nur in Utopien versucht man das zu unterbinden, weil Philosophen es gern übersichtlich haben, nicht so schmuddelig, wie es in Wirklichkeit ist. Aber gerade darum wirken die "geschlossenen" (Fichte) utopischen Staaten tot wie Kristalle und wären es auch, wenn man sie verwirklichte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.04.2019 um 11.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41349

Nicht nur unter den angeblich Asylsuchenden muß man differenzieren, sondern auch unter jener Hälfte der Deutschen, die angeblich solche Ressentiments hat.

Man wird nämlich sehr schnell unter dieser Gruppe vereinnamt, wenn man zwar gar keine Ressentiments gegen irgendwelche Ausländer, dafür aber eine von der praktizierten Einwanderungs- und Asylpolitik abweichende Meinung hat.

Es heißt heute immer, Deutschland sei nun einmal faktisch ein Einwanderungsland geworden, während man bis in die neunziger Jahre noch das Gegenteil sagte. Ob Deutschland aber ein Einwanderungsland ist, das sollten nicht irgendwelche Fakten diktieren, sondern die Fakten sollte das deutsche Volk demokratisch bestimmen und dann danach handeln.

Es kann auch nicht sein, daß die Wirtschaft ständig auf die Einwanderung von ausgebildeten Fachkräften, Akademikern, Ärzten, Pflegepersonal usw. und die Gesellschaft insgesamt auf die Einwanderung von Kindern oder nachwuchsfreudiger Familien angewiesen ist. Eine funktionierende Gesellschaft muß sich aus sich selbst heraus tragen und ständig erneuern. Wenn das nicht funktioniert, dann ist etwas faul im Staate Deutschland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41348

Jeder zweite Deutsche hat Ressentiments gegen Asylsuchende

Etwas anderes kann die Friedrich-Ebert-Stiftung wohl nicht herausfinden. Wie wäre es mit Leuten, die zwar behaupten, Asyl zu suchen, aber in Wirklichkeit etwas anderes suchen? Darf man gegen die (und ihre „Unterstützer“) keine „Ressentiments“ haben? Das war und ist doch das Hauptproblem, bestätigt durch die hohen Ablehnungsquoten unserer durchaus wohlwollenden Behörden und Gerichte. Die Welcome-Begeisterten in meiner Bekanntschaft haben inzwischen allesamt ihre T-Shirts und einen Teil ihres Wohlwollens abgelegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2019 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41337

Peter Graf Kielmannsegg kritisiert die Radikalen, die mit den Berliner Straßennamen auch gleich die Erinnerung an die Befreiungskriege gegen Napoleon tilgen wollen, als sei der Widerstand gegen die französische Besetzung etwas Unanständiges gewesen. Viele scheinen überhaupt nicht mehr zu wissen, worum es ging. Kielmannsegg fragt auch, wie sich Deutsche fühlen werden, wenn sie künftig in einer Maji-Maji-Straße usw. wohnen werden. Es kann nicht gut ausgehen, wenn man den Menschen täglich ihre eigene Nichtswürdigkeit und die ihrer Vorfahren vor Augen führt. Und demokratisch ist es auch nicht, weil die Betroffenen nicht gefragt, sondern von oben zwangsbeglückt wurden. Das ist gerade in solchen Dingen, die man zum Brauchtum im weiteren Sinn rechnen könnte, eine Unverschämtheit. (Straßennamen werden auch sonst heutzutage von oben verordnet, aber gegen die Verlegenheitslösung, in Neubaugebieten alle Namen von Blumen, Bäumen oder Komponisten auszuschöpfen, ist wenig einzuwenden; kein Vergleich mit der Raserei der Geschichtspolitiker.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2019 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41254

Das „perfekte Baby“ ist der Kampfbegriff, mit dem Abtreibungsgegner den Wunsch nach einem gesunden Kind lächerlich machen.
Wenn Menschen mit Down-Syndrom normal sind, braucht man sie nicht besonders zu fördern. Eine ähnliche logische Falle kennt man bei Gehörlosen und anderen Behinderten.
Ist es so schwer, zwischen „behindert“ und „lebensunwert“ zu unterscheiden? Auch beim volkstümlichen Rasse-Begriff hat man das Kind mit dem Bad ausgeschüttet und sich in die Verlegenheit gebracht, Rassen zu leugnen und gleichzeitig gegen Diskriminierung schützen zu müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2019 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41253

Aus einer Besprechung der MOZ von Stefanowitschs Moralbuch:

Der „politisch korrekte“ Sprachgebrauch wird seit seiner „Entdeckung“ zu Beginn der 90er Jahre von Ultrakonservativen und Rechten verunglimpft als Werkzeug linker Moralapostel und selbsternannter Tugendwächter, die mit bestimmten Wörtern gleich auch das Denken und Diskutieren über „unangenehme“ Tatsachen verbieten wollten. (24.4.18)

Diese Darstellung ist selbst verunglimpfend. Ich zum Beispiel verunglimpfe die PC nicht, sondern kritisiere sie und lehne sie ab, obwohl ich weder rechts noch ultrakonservativ bin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2019 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41191

Die rot-rot-grüne Regierung Berlins tilgt Straßennamen, die an Militär und deutsche Kolonien erinnern. Die Bereinigung der Vergangenheit geht weiter. Es hat auch nie Juden in Deutschland gegeben. Die Bundeswehr ist aus Berliner Schulen verbannt. Es gibt gar keine Bundeswehr, nur Rüstungsexport, über den man sich empören muß. Unsere zarten Ohren und Augen dürfen nicht mit harschen Wahrnehmungen gequält werden.

Eine winzige Gruppe wie „Schwarze Menschen in Deutschland“ kann unverhältnismäßig viel Druck ausüben, weil es den anderen an Zivilcourage fehlt. Typisches Beispiel ist die Tilgung von „Mohr“ aus Namen von Straßen, Apotheken, Nahrungsmitteln. Es ist absurd, aber es wird durchgezogen. Natürlich bleibt ein Groll, der irgendwann zurückschlägt, sei es auch in Wahlergebnissen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.04.2019 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41171

Ein ungewöhnlicher Vorfall, denn eigentlich befummelt Creepy Uncle Joe vorzugsweise Minderjährige.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2019 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41169

Joe Bidens Präsidentschaftskandidatur steht auf der Kippe. Er soll eine Parteikollegin unerlaubt auf den Hinterkopf geküsst haben. Dabei habe er auch an ihrem Haar gerochen. „Flores erklärte, es sei sicher nicht ungesetzlich gewesen, was Biden getan habe. Sie wollte aber auf das Verhalten des damaligen Vizepräsidenten aufmerksam machen.“ (faz.net 1.4.19)

He proceeded to plant a big slow kiss on the back of my head. My brain couldn’t process what was happening. I was embarrassed. I was shocked. I was confused. There is a Spanish saying, “tragame tierra,” it means, “earth, swallow me whole.” I couldn’t move and I couldn’t say anything. I wanted nothing more than to get Biden away from me. My name was called and I was never happier to get on stage in front of an audience. (Washington Post)

Auch mit „standing close to women“ habe er Mangel an Respekt für deren Privatsphäre bewiesen.

Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer sauberen Gesellschaft.

(Frauen haben es leichter, sich für sexuell belästigt zu erklären. Welcher Mann würde beklagen, daß er ungewollt das Interesse einer Frau auf sich gezogen habe? Homosexuelle Männer, bei denen das noch am ehesten verständlich wäre, sind erfahrungsgemäß gerade besonders nett zu Frauen und würden das niemals tun.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.03.2019 um 10.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41135

Mit der Auffassung darüber, unter welchen Umständen man vernünftigerweise einen Helm aufsetzt, liegen wir nicht weit auseinander, vielleicht sogar gleich.

Mir ging es aber darum, ab wann das Tragen eines Helms direkt zur gesetzlichen Vorschrift (und damit das Nichttragen strafbar) gemacht werden sollte, unabhängig von der Selbsteinschätzung des ansonsten mündigen Bürgers.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2019 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41134

Freilich wäre ein solches Gesetz übertrieben, aber die Übertreibung, lieber Herr Riemer, stammt von Ihnen und dient dazu, Ihr Argument zu stützen. Ich bin, wie gesagt, nicht sehr entschieden dafür oder dagegen, gebe aber zu bedenken, daß die Unterscheidung von Motor- und Muskelkraft nicht überzeugt. Und ich meine damit nicht die E-Bikes. Mit dem Fahrrad erreicht man Geschwindigkeiten, die dem Körper und besonders dem Kopf, der ja die Knautschzone des Radfahrers genannt wird, eine erhebliche kinetische Energie verleihen. Ich bin selbst auf einer abschüssigen Strecke wegen eines unvorhergesehenen Hindernisses gestürzt, bei vielleicht 20 km/h, mit schlimmen Folgen trotz Helm (was wäre erst ohne Helm passiert!).
Man kann auch als Fußgänger auf den Kopf fallen, sogar im Stehen, aber meistens leiden Hüfte oder Handgelenke, wie ich aus vielen Fällen in meiner weiteren Bekanntschaft weiß.
Übrigens tut die Schule viel für die Verkehrserziehung und schreibt teilweise sogar vor, daß (Grund-)Schüler nur mit Helm zur Schule radeln. Das kann zur lieben Gewohnheit werden (meine Frau und ich fühlen uns unwohl, wenn wir keinen Helm tragen). Ich bin überzeugt, daß eine Helmpflicht nach kurzer Zeit so selbstverständlich wäre wie die seinerzeit umstrittene Gurtpflicht.
Die eigentlich Horrorvorstellung des Radfahrers ist freilich der rechtsabbiegende Lastwagen oder Bus...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.03.2019 um 21.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41132

Wie viele von den 20000 Verkehrstoten waren wohl Fußgänger, die nicht hätten sterben müssen, wenn sie einen Fußgängerhelm getragen hätten?

Ich weiß es nicht, aber ich schätze, daß wenigstens 10 bis 20 Menschen pro Jahr in Deutschland mit einer Fußgängerhelmpflicht gerettet werden könnten.

Es leuchtet wohl unmittelbar ein, daß so ein Gesetz übertrieben wäre. Man muß also zwangsläufig bei einer bestimmten Anzahl von Verkehrstoten eine Grenze ziehen und sagen, mehr können wir vernünftigerweise per Gesetz nicht verhindern. Und diese Grenze liegt für mich, was den Helm im Falle eines sonst ungeschützten Körpers betrifft, eindeutig zwischen der Fortbewegung mit Motor- und Muskelkraft.

Es steht natürlich jedem frei, beim Skifahren, Radfahren, Rollschuhlaufen usw. aus eigenem Entschluß einen guten Helm zu tragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2019 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41130

Ich bin da etwas gespalten (wir hatten das Thema wohl schon mal diskutiert). Um 1970 fand man sich mit über 20.000 Verkehrstoten jährlich ab, heute ist es nur noch ein Sechstel, bei sehr viel mehr Verkehr. Die Gründe sind bekannt.
Seit ich mit Neurochirurgen und Unfallärzten gesprochen habe, neige ich zur Helmpflicht. Allerdings sollten die Ingenieure sich etwas einfallen lassen und bessere Helme konstruieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.03.2019 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41128

Ich durfte in meiner Jugend sogar noch ohne Helm Motorrad fahren. Im Osten gab es bis in die 70er Jahre eine Motorradhelmpflicht nur außerhalb geschlossener Ortschaften, und auch das nur für den Fahrer, nicht für den Sozius. Erst später mußte man auch im Ort Helm tragen (ob die Neuregelung sich dann auch auf den Sozius erstreckte, habe ich leider vergessen).

Diese Verschärfung hat natürlich jeder eingesehen, da gab es auch keine Diskussionen, obwohl ich es im Sommer ganz angenehm fand, ohne den klobigen Helm ins Schwimmbad fahren zu können.

Aber auf dem Fahrrad muß der Helm wirklich freiwillig bleiben (über Kinder bestimmen natürlich die Erzieher). Oder soll er etwa bald sogar Fußgängern verordnet werden, weil auch die ab und zu in Unfälle verwickelt sind oder ihnen mal ein Dachschiefer auf den Kopf fallen könnte?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2019 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41127

Da hat Verkehrsminister Scheuer mal was richtig gemacht, und schon ist es auch wieder nicht recht. Unsere Tugendwächter jaulen pflichtgemäß auf: Sexismus usw.

Aber es ist durchaus sachgerecht, mit jungen Frauen für Fahrradhelme zu werben, denn diese Kohorte stellt die größten Helmmuffel (Umfrage Emnid 2015 usw.). Wenn man Helme auf die hübschen und sonst auch hellen Köpfe der Mädchen zu bringen versucht, ist die Reaktion genau wie von Scheuers Werbeagentur aufgezeichnet: Looks like shit..., und die Frisur!

Wenn Wowereit einst Berlin "sexy" fand, sollte seine Partei nun nicht so prüde tun.

Die Enkelin kriegt jetzt ihr erstes Laufrad und einen sexy Helm dazu. Der Opa weiß aus eigener Erfahrung: ... saves my life.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2019 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41112

Ich habe auch schon oft von Gleichschaltung gesprochen, auch hier, vor allem im Zusammenhang mit der Rechtschreibung. Es ist ja im Grunde ein normales und praktisches Wort.
Etwas anders sieht es aus, wenn man sich selbst als Inhaber der Wahrheit sieht, die auszusprechen eine riskante Tat sei – gegen die rot-grün versifften Mainstream-Medien.
Ich selbst nehme auch deshalb nicht am Fernsehen teil, weil es mir zwar nicht gleichgeschaltet vorkommt, aber doch eine gewisse Schlagseite hat, wenn nicht nach links oder rechts, dann doch nach dumm. Diesen Eindruck gewinne ich bei meinen Fernseh-Stippvisiten in Ferienwohnungen oder Hotels.
Es ist aber objektiv nicht so, daß die Rechten ihre Meinung nicht äußern könnten. "Merkel muss weg!" kann man ungehindert sagen und schreiben. Das wäre in der oft beschworenen Merkeldiktatur nicht selbstverständlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.03.2019 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41110

Ja, genauso trifft es zu. Allerdings hat der tägliche Sprachgebrauch der AfD schon auch mit der Hitlerschen Politik zu tun, und vor allem, das würde ich sogar an erster Stelle sehen, mit der Gleichschaltung in der DDR.
Wenn ich auch die heutigen Verhältnisse in Deutschland noch mit keiner der beiden Diktaturen gleichsetzen möchte, so sollte man doch die bedenklichen Tendenzen, die der JU-Vorsitzende anspricht, ernst nehmen und den Anfängen wehren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2019 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41108

Mit Gleichschaltung hat der neue JU-Vorsitzende nicht Merkels Politik mit derjenigen Hitlers verglichen, sondern einfach den täglichen Sprachgebrauch der AfD übernommen, was bei regelmäßiger Lektüre einschlägiger Texte leicht passieren kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2019 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41092

Die grellen Prediger manövrieren sich wohl selbst ins Abseits. Das Problem sind eher die beifallklatschenden Junggermanisten. Eine verlorene Generation, fürchte ich. Dabei denkt man auch an Hunderte von feministischen Gesinnungslehrstühlen. Es bleibt eine kleine Hoffnung auf die Gegenbewegung, die ja anscheinend in Norwegen schon zur Besinnung geführt hat und sich auch anderswo zu artikulieren beginnt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.03.2019 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41091

Mit feiner Ironie ist gegen derlei Holzhammerakrobaten leider nichts auszurichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2019 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41090

In der FAZ (19.3.19) berichtet Wolfgang Krischke mit feiner Ironie vom Kongreß des IDS über Sprache in sozialen Medien. Die Hälfte seines Berichts gilt Anatol Stefanowitsch, der für seine moralistische Sprachkritik (gegen rechts) warb und wegen der Emotionalität seines Vortrags viel Beifall bekam.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2019 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41058

Ist Hugo Balls "Karawane" eigentlich politisch korrekt? An einer Hauswand unter den strengen Blicken studentischer Rassismuswächter könnte sie sich wohl kaum halten. Stichwort "Kameltreiber"...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2019 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41050

Ein Wirtschaftsmensch hat gesagt Ebit macht frei und sich damit den voraussehbaren Rüffel eingetragen. Ein schwieriger Fall. Päpste werden nicht kritisiert, wenn sie Liebe macht frei sagen. Auch die Wahrheit wird uns bekanntlich frei machen (Joh 8,32). – Jener Boss hat sicher nichts Auschwitzhaftes sagen wollen, es lag ihm einfach zu fern, um bezüglich der Wortwahl aufzupassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41015

Vielen Dank für die Erinnerung! Ja, wir haben es vor fünf Jahren schon ausführlich diskutiert, aber es bleibt ja aktuell.

Besonders perfide ist die Unterstellung der anonymen Schmierfinken, man dürfe ja heute seine Meinung nicht mehr offen sagen.

Man darf schon, man sollte es aber nicht, wenn es eine Schmiererei ist.

Außerdem wäre damit nur gesagt: Man kann seine Meinung nicht mehr sagen, wenn Folgen damit verbunden sind. Schöne Helden...
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.03.2019 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41013

https://virchblog.wordpress.com/2013/02/25/anonyme-briefe/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41011

Nachdem man die Indianer fast ausgerottet hat, möchte man auch durch den Namen nicht mehr daran erinnert werden, genau wie bei den Zigeunern usw. Der umfangreiche Wikipedia-Eintrag "Indigene amerikanische Sprachen" vermeidet das Wort Indianer vollständig (nur in einem Kompositum ist es durchgeschlüpft).

Die "Zensur der Nachgeborenen" (deren eigene Leistungen meistens überschaubar sind) versetzt den verdienstvollen Erforschern der Indianersprachen, Negersprachen, Zigeunersprachen nachträglich einen Tritt, als seien sie wegen ihrer Unaufgeklärtheit nicht ganz ernst zu nehmen.

Den Eintrag "Eskimosprachen" würde man wohl auch gern ändern, aber es gibt keine Umschreibung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41010

"Indianer" als Vorbild von kindlicher Kostümierung sind in der Tat ein Kunstprodukt. Darum kann man auch niemanden damit rassistisch kränken. Ähnlich die Mohren als Vorlage der schmackhaften Köpfe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2019 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41009

Von amerikanischen Universitäten hört man, wie sehr die Schonung empfindlicher Studentenohren den akademischen Betrieb bestimmt.

Dem steht eigenartigerweise das ungenierte Anprangern von Professoren unter dem Schutz der Anonymität gegenüber (z. B. http://www.ratemyprofessors.com/). Jeder hat Zugang zu diesen meist völlig unqualifizierten Gemeinheiten, die Opfer sind wehrlos.

Eine weitere Bestätigung meiner Ansicht, daß Anonymität (mit der genannten Ausnahme diktatorischer Verhältnisse) nicht zugelassen werden sollte. Klarnamenpflicht würde den Schweinestall durchgreifend reinigen. Ich denke natürlich vor allem an deutsche "Foren", wo ja oft dieselben Giftzwerge vermummt auftreten, die Verschleierungsverbote für Musliminnen fordern.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 07.03.2019 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#41005

Es gibt und gab nie Indianer, denn dieses diskriminierend rassistische Wort stammt von kolonialistischen weißen Männern. Tatsächlich sind es native Amerikaner*innen.

PS: „nativ“ klingt positiv, so wie bei kaltgepreßtem Olivenöl.
PS2: „Amerika“ ist auch ein kolonialistisches Wort, aber was wäre die Alternative?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2019 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40999

Kita verbietet Vorurteilskostüme

Zum Beispiel Indianertracht. Dadurch könnte das Vorurteil gefördert werden, daß es Indianer gebe.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.03.2019 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40985

https://virchblog.wordpress.com/2019/03/04/die-nase/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2019 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40984

Witze verstoßen gegen die Menschenwürde. Jesus hat nie gelacht. So wollen wir es auch halten, besonders im Karneval, einer Zeit der Besinnung und seelischen Einkehr.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2019 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40871

Nationalität wird in den westlichen Ländern vielfach mit Staatsangehörigkeit gleichgesetzt. Wikipedia schreibt über die DDR:

So konnte man auch beispielsweise „deutscher Staatsangehöriger sorbischer Nationalität“ sein.

Keinesfalls! Wer so etwas sagte, handelte sich zumindest schon mal eine strenge Rüge ein. Richtig war, daß man beispielsweise DDR-Staatsangehöriger sorbischer Nationalität sein konnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2019 um 09.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40827

Fundsache:

And it might now be admitted that the Cold War’s half acceptance of "two Germanys"—a policy that left a new generation of East Germans to grow up without any experience of democracy—was paradoxically conditioned by the same feeling of "woe to the conquered." (Interesting that we still employ the German word Schadenfreude when speaking of a cruel sense of satisfaction, as if nationalizing an emotion that is common to all.) (Christopher Hitchens 2001 in The Atlantic, auch in Arguably S. 681)

(Auch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#27109)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2019 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40604

„Das Internetangebot wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Charta der Vielfalt e.V.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Aletta Gräfin von Hardenberg“

„Der Verein hatte 2017 24 institutionelle Mitglieder: Adidas, Allianz, BASF, Bayer, Boehringer Ingelheim, BMW, BP Europa, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bahn, Deutsche Bank, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Ernst & Young, GE Germany, Henkel, Innogy, Metro, Osram, Novartis, Sanofi, SAP, Siemens und Volkswagen.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Charta_der_Vielfalt

Nennenswerte Kritik scheint es zu nicht zu geben, ich sehe fast nur positive oder neutrale Darstellungen. Die Ideologie dahinter gilt unhinterfragt.

Den Gründern ging es um Gewinnsteigerung der Unternehmen. Die unterzeichnenden Universitäten mußten das auf den Ertrag der wissenschaftlichen Arbeit übertragen, wo es aber noch fragwürdiger ist. Erfolgsnachweise fehlen bis heute. (Schon vor Jahren wurde darauf hingewiesen, daß die Unternehmen, die zu den Gründern oder frühen Unterzeichnern gehörten, auch nicht mehr Frauen im Vorstand haben.)

Wieso lassen sich die Universitäten überhaupt für einen solchen Verein einspannen? Warum wurden z. B. an meiner Universität weder die Professoren noch sonst jemand befragt, bevor der damalige Rektor unterzeichnete und die gesamte Universität auf die Diversity-Ideologie verpflichtete?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2018 um 07.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40343

Eigentlich sollen wir jede Menschengruppe so bezeichnen, wie sie sich selbst nennt. Beim "Islamischen Staat" hört die "Höflichkeit" (Holenstein) auf, da hat man sich anscheinend auf "IS-Terrormiliz" geeinigt.

Diese Gruppe reklamiert möglichst jeden Mordanschlag auf Unbeteiligte für sich selbst, was besonders einleuchtet, wenn der Täter mit einem "Allahu akbar" ans Werk geht und entweder beabsichtigt oder in Kauf nimmt, dabei auch selbst in die ewige Seligkeit einzugehen.

Entgegen vielen Voraussagen hat sich das religiöse Leben in der Gegenwart stark belebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2018 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40215

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30026

Zufällig stoße ich darauf, daß "Eure Armut kotzt mich an" antiken Ursprungs ist: "Abomina pauperos" (Graffito aus Pompeji), und dann stelle ich fest, daß andere das auch schon bemerkt haben – wie könnte es anders sein!

Vorige Woche hatte ich gerade ein Buch von Roger Scruton beendet (mit dem ich sonst wenig anfangen kann, aber seine Kritik der neulinken fools and frauds gefällt mir natürlich; Herr Markner hat ihn hier vor sieben Jahren verlinkt), als meine Frau mich fragte, was eigentlich "chiaroscuro" bedeutet. Eine Stunde später lese ich vor dem Einschlafen in einem Roman weiter (The Finkler Question) und stoße im Abstand von wenigen Seiten auf Roger Scruton und "chiaroscuro". Eines von beiden wäre schon ein irrer Zufall, aber beides zusammen? Ich werde übersinnlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2018 um 16.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40167

Der letzte Schrei ist "epistemische Gewalt". Besonders die Feministin Claudia Brunner hat sich darin hervorgetan. Sobald ich verstanden habe, was damit gemeint ist, werde ich berichten. Ich werde aber schon mal Begriffe wie "Selbstmordattentat" oder "Genitalverstümmelung" vermeiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2018 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#40000

A secondary school has been branded ‘racist’ after it asked pupils to list the ‘pros and cons’ of slavery as homework.

Das kann durchaus ein sinnvoller Einstieg sein. Historiker diskutieren auch über die ökonomische Seite der Sklaverei. Warum glaubten auch die verehrten Väter des heutigen Amerika nicht auf Sklaven verzichten zu können? Waren sie so verrückt, daß man sich nicht einmal in Gedanken mit ihren Motiven beschäftigen kann? Usw.

Es ist leicht, Einzelheiten aus der Arbeit der Schulen herauszugreifen und öffentlich anzuprangern. Am liebsten möchte man den Schülern nicht nur schlimme Wörter, sondern auch unerwünschte Tatsachen völlig verschweigen und traut ihnen aber auch gar kein Urteilsvermögen zu. Wer möchte heute noch Lehrer sein?

Sklaverei gab es übrigens unabhängig von der "Rasse". Andererseits ist der Rassismus heute auch ohne Sklaverei ein riesiges Problem. Aber darüber spricht man nicht gern, leugnet ja auch bequemerweise schon die Rasse als begriffliche Grundlage jeder Diskussion.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2018 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39690

Nach einer Studie der Katholischen Kirche zu Missbrauch durch Geistliche lässt Sandra Maischberger das Thema diskutieren. Der Titel der Sendung ["Missbrauch in der katholischen Kirche – aufklären oder vertuschen?"] löst Empörung aus: Er legt nahe, dass Vertuschen eine Option wäre.

Aber das Vertuschen war doch eine Option!

Es ist immer noch eine. In der katholischen Kirche, die sich ja selbst für heilig erklärt, gibt es eine Tendenz, die Institution in ihrer ewigen Reinheit völlig getrennt zu halten von den unzulänglichen Menschen, die sie vertreten. (Das habe ich auch in Gesprächen mit Katholiken so ähnlich gehört.) Der Pfarrer mag ein Schwein sein, das hat nichts mit seiner Heiligkeit in der apostolischen Sukzession zu tun und entwertet die Sakramente nicht, die er spendet. (Eine phantastische Konstruktion, nebenbei bemerkt.) Insofern ist es konsequent und durchaus eine Option, Vorkommnisse nicht an die große Glocke zu hängen. Die deutschen Bischöfe geloben Besserung, aber die völlige Offenlegung ihrer Akten lehnen sie weiterhin ab. Soweit zu "Optionen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39686

Frank Furedi behauptet, viele Studenten machten in Seminaren den Mund nicht mehr auf, weil sie Angst hätten, "Mikroaggressionen" zu begehen. Die "Kultur der Angst" ist allerdings seit Jahren sein Lieblingsthema, und ich weiß nicht, ob seine These empirisch untermauert ist. Wer das Hohelied der Political correctness singt, wird es bezweifeln.

An politisch korrekten Diskussionen möchte ich nicht teilnehmen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.09.2018 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39577

Merkel sagt dazu auch: "Wir haben Videoaufnahmen darüber ..."

Als ich dieses Video zum ersten Mal sah, dachte ich noch, es sei von der Polizei oder von einigermaßen seriösen Journalisten aufgenommen worden. Aber es stammt von "Antifa Zeckenbiss"!

Nun kennen wir also die Quellen von ARD, ZDF, Spiegel usw., die sofort unbesehen veröffentlicht wurden, und auf diese stützt sich ebenso unbesehen auch die Kanzlerin. Als der Verfassungsschutz u. a. auf die ominöse Quellenlage hinweist, muß er sich rechtfertigen.

Ist die Authenzität dieses Videos eigentlich inzwischen bewiesen? Hat man die Personen, die dort Fremde verfolgen, identifiziert? Wer sind sie? Ich habe davon nichts gehört.

Wozu hat der Staat einen Verfassungsschutz, wenn im Zweifel doch alle auf die Extremisten hören? Nicht nur Maaßen sollte ersetzt werden, sondern das ganze Amt kann gleich an "Antifa Zeckenbiss" übergeben werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2018 um 11.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39574

Der eine wird bei Zusammenrottung hellhörig, der andere bei System. Gaulands Wortwahl darf man aber wohl für bewußter halten, geschichtsbewußter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2018 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39567

So ähnlich sagt es (neben vielen anderen, alle aus derselben Ecke) auch die "Freie Welt":

Nach offizieller Darstellung aus Regierungskreisen handelte es sich bei den Demonstrationen in Chemnitz um eine »Zusammenrottung«. Das entspricht dem Sprachgebrauch der DDR, wo es – anders in der BRD – einen Paragraphen gab, der die Bestrafung von Zusammenrottungen regelte. Der Sprachgebrauch führt uns zurück in die Kindheit von Angela Merkel.

Dort werden auch noch weitreichende Folgerungen gezogen und mit Piaget wissenschaftlich begründet.

Köthen brachte inzwischen die nächste Zusammenrottung. Allerdings hat "diese Dame" bisher nicht erkennen lassen, daß sie die friedlichen Demonstrationen besorgter Bürger verbieten lassen will.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.09.2018 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39566

Merkel stammt selbst aus der DDR, da müßte sie sich eigentlich an das Wort "Zusammenrottungen" erinnern können, mit dem das DDR-Regime und die Stasi den politischen Widerstand in der DDR verunglimpft haben. Daß ihr gerade dieses Wort entschlüpft ist, spricht Bände.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2018 um 03.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39544

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36551

In den "Sprachnachrichten" prangert Ingo von Münch auch noch einmal das "gefälschte" Foto an, mit dem Lidl sein Produkt bedruckte. Ich würde allenfalls "verfälscht" sagen, denn Lidl beansprucht ja nicht, griechische Kirchen zu dokumentieren.
Das Herumreiten auf solchem Vogelschiß zur Verstärkung des apokalyptischen Tons ist bezeichnend, aber es wirkt auch ein wenig unproportioniert. Der alte Herr hat schon Besseres geschrieben.

In derselben Ausgabe haut auch Matussek ordentlich auf die Pauke, zählt sich selbst zur Gruppe um Sarrazin, Lengsfeld, Maaz... Um die Sprache geht es da gar nicht mehr, sondern um die schreckliche Merkeldiktatur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2018 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39467

Anscheinend soll Gomringers Gedicht durch ein Gedicht einer Gomringer-Kritikerin übermalt werden. Dazu mögen andere sich äußern (gestern schon mal in der FAZ).

Ich halte das an sich unwichtige Ereignis der Gomringer-Tilgung für eine der größten Dummheiten, die zur Zeit öffentlich begangen werden, und bin ziemlich sicher, daß Gomringers Text nach dem Abflauen des beschämenden Wahnsystems in irgendeiner Form rehabilitiert werden wird, wahrscheinlich wieder mit triumphierendem Getöse der neu Bekehrten. Über die Hexenverfolgung schütteln wir ja auch den Kopf: Wie konnte man nur! So wird es auch hier kommen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2018 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39361

Ach so. Bis vor nicht allzu langer Zeit pflegte die linksgerichtete "Junge Welt" noch die herkömmliche Rechtschreibung, ist aber nun ausgestiegen. Jetzt wird die bessere Rechtschreibung wohl fast nur noch von eher rechtsgerichteten Zeitungen und Verlagen wie "Junge Freiheit" verwendet.
Ich finde eine solche Politisierung der Rechtschreibung sehr schade und bedenklich, andererseits steckt darin schon auch etwas Bezeichnendes der jeweiligen Seite, wenn auch nicht das Hauptmerkmal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2018 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39355

O pardon! Ich meinte die nichtreformierte Schreibweise, die ich ja auch pflege, ohne mit diesen Leuten im selben Abteil sitzen zu wollen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2018 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39352

Warum sollte Ihnen das peinlich sein? Es kann doch jeder offen sagen, wen er wählen würde, gegen wen er ist, jeder kann Wahlwerbung machen, positiv oder negativ. Auch ich ordne Merkel mittlerweile im links-rot-grünen Bereich ein und würde sie nicht mehr wählen. Es ist doch völlig legitim, das zu sagen und zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2018 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39350

Auch in Dresden halten Pegida-Anhänger Merkel muß weg! in die Höhe, es ist mir ein bißchen peinlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2018 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39242

Eine gelegentliche Fahrtauglichkeitsprüfung bei alten Menschen wäre "diskriminierend", kann daher nicht eingeführt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2018 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39203

Schöner Text, danke für den Link!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.07.2018 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39202

https://virchblog.wordpress.com/2014/07/21/korrekt-verklemmt/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2018 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39199

"Sie sprechen aber gut deutsch." Eine sehr natürliche Reaktion, neuerdings Inbegriff rassistischer Diskriminierung.
Wenn man die Leute mit dem Migrationshintergrund fragt, ob sie schon einmal Rassismus erfahren haben, wird man fast immer fündig. Das liegt im Wesen der Befragung, und ein Ende der neuen Sensibilisierung ist nicht abzusehen.
Wir sollen so tun, als bemerkten wir das andere Aussehen nicht, obwohl jeder von jedem weiß, daß er es sehr wohl bemerkt und nur so tut.
Immer wieder wird die Untat angeführt, z. B. einen Schwarzen zu fragen, wie lange er schon in Deutschland ist und wieso er so gut deutsch spricht – obwohl er in Wirklichkeit hier geboren und so gut deutsch ist wie wir. Als ob nicht gerade dies ein interessanter Gesprächsstoff wäre, den man arglos erwähnen kann.
Die wirklichen Rassisten erreicht diese feinsinnige Diskussion ohnehin nicht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.07.2018 um 09.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39120

Reporterin Karin Hendrich schreibt in der B.Z. über einen Straffälligen unter dem rätselhaften Titel »Vater fälschte BVG-Tickets, klaute Parfüm, erschlich sich Spa-Besuche«. Aus dem Artikel geht dann hervor, daß Vater hier ein Platzhalter für Araber ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 14.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39045

Ich betrachte Sportler wie Künstler: politisch nicht unbedingt zuverlässig und in jedem Fall unbeachtlich. Gerade wird Prokofjev gefeiert – was kümmert mich seine Meinung zu Stalin usw.? (Wir hatten das schon mal: Mozart aufklärerisch oder nicht?)

Der Anschein, daß Sportler mehr sind als eben dies, nämlich irgendwie nationale Abgesandte, wird ja erst durch den patriotischen Dusel erzeugt, in den manche Sportwettbewerbe getaucht sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2018 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39044

Ihre Aufwartung, ja, aber diplomatische Höflichkeit ist doch noch etwas völlig anderes als ein persönliches Geschenk "Mit Respekt für meinen Präsidenten", noch dazu für einen, der sich gerade auf einem offiziellen Staatsbesuch und im Wahlkampf befindet.

Welcher deutsche Politiker hat einen ausländischen jemals so genannt? Nein, was "Nationalspieler" schon nicht dürfen, würde einem Politiker nicht mal im Traum einfallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#39043

Politiker dürfen Erdogan ihre Aufwartung machen, Fußballer nicht, die müssen für das viele Geld Patrioten sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2018 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38909

Gaucks sonderbare Äußerungen in der Gratis-BILD zum Thema "Heimat" haben schon mehrere Kommentare hervorgerufen, besonders deutlich von Patrick Bahners (FAZ). Der alte Mann findet es nicht hinnehmbar, daß Gastarbeiter der ersten Generation und ihre Frauen immer noch nicht richtig deutsch sprechen. Er sagt aber nicht, was mit diesen Fremdkörpern im Leib unserer Heimat geschehen soll.

Als Bundespräsident hatte sich Gauck durchweg im Griff.

Ich erinnere mich noch gut, wie hartnäckig die deutsche Politik und ganz besonders die bayerische darauf bestand, daß die Gastarbeiter eine Art Saisonkräfte sein sollten, deren tiefere Verwurzelung in Deutschland zu verhindern sei.

In Kalabrien traf ich damals einen VW-Arbeiter, der nur 1 Wort Deutsch konnte, nicht das feinste. Na und? Wir legen heute mit Recht darauf Wert, daß vor allem die jüngeren Migranten Deutsch lernen. Aber warum geht Gauck mit so scharfen Worten auf die Rentner fremder Herkunft los?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2018 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38895

Die ZEIT hat 15 "Autorinnen und Autoren" gefragt, wie sie es mit dem Gendern halten. Die meisten lehnen es ab, aber alle antworten ausnahmslos in Reformschreibung. Grünbein schreibt sogar deplatziert und Goethe’s Werke. Es ist anzunehmen, daß die ZEIT die Texte KMK-gerecht überarbeitet hat.

In anderen Teilen des Blattes ist von der deutschen Studierendenbewegung die Rede.

(Ich habe unverlangt einen Monat lang die ZEIT zugeschickt bekommen, aber keinen einzigen lesenswerten Text gefunden. Ganz so schlimm hatte ich es nicht in Erinnerung. Sind die Studienräte, als deren Leib- und Magenblatt man die ZEIT ja immer bezeichnet hat, etwa auch so heruntergekommen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2018 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38881

Noch zu Dorothy Sayers: Von ernsthafteren Tätigkeiten abgehalten, habe ich wieder mal einige ihrer Romane gelesen. Obwohl ich sie alle schon mal gelesen hatte, tappte ich wieder völlig im dunkeln, wer der Mörder war. Das ist ja auch ziemlich gleichgültig. Die vielfätige Sprache und die feinen Milieuschilderungen machen sehr viel Vergnügen. Den eingefleischten Krimilesern, zu denen ich nicht gehöre, geht das alles zu langsam voran.

Aber die Zuhörer Homers oder des Mahabharata kannten die Handlung auch auswendig, die Freude lag in der Sprachkunst.

In "Murder must advertise" ist das Innenleben einer Werbeagentur, das Sayers aus achtjähriger Tätigkeit genau kannte, unübertrefflich dargestellt, und der Leser wird sich erinnern, daß es am Ende wirklich ziemlich egal ist, wer der Mörder ist. Das Satirische trifft heute noch genauso.

In den "Nine Tailors" wird die unverständliche englische Tradition des Wechselläutens so absurd ausführlich beschrieben, daß der Leser geradezu in einen Rausch gerät. Auch diese ländliche Welt kannte sie genau, und das ist, wie der scharfe Mark Twain meint, eine notwendige Voraussetzung guter Bücher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2018 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38830

Seltsam, daß Dorothy Sayers noch nicht politisch korrekt bearbeitet worden ist. Aus Lord Peters Hymne auf ein Stück Schweineschinken:

Observe the hard texture, the deep brownish tint of the lean; the rich fat, yellow as a Chinaman’s cheek; the dark spot where the black treacle cure has soaked in.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.05.2018 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38790

Dazu hat er sich allerdings nicht geäußert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2018 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38789

Meiner Ansicht nach irrt Trump: Der Unterschied zwischen legalen und illegalen Einwanderern ist nicht so groß wie der zwischen Menschen und Tieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2018 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38583

Im Frühjahr 2004 stand in den Zeitungen: In Santiago di Compostela will man aus einer berühmten Kirche den „Maurentöter“ Jakob entfernen, um die Muslime nicht zu brüskieren. (The Telegraph 22.7.04)

Am Tag der Europawahlen ist auch in dem spanischen Dorf Castrillo Matajudíos (Castrillo Judentöter) abgestimmt worden. Eine absolute Mehrheit der 55 Einwohner entschied sich dabei für eine Umbenennung in Castrillo Mota de Judíos (Castrillo Judenhügel). (FAZ 26.5.14)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2018 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38552

Asperger-Syndrom – tragen Hunderttausende von Kranken den Namen eines Nazi-Mörders? (stern.de 19.4.18)

Die Kranken heißen ja nicht Asperger, nur ihre Krankheit, und die hat es verdient.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2018 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38521

Auf Twitter löste die Frage: „Darf man heute noch ‚Neger‘ sagen?“ einen Sturm der Entrüstung aus. (welt.de 18.4.18)

Ich habe die Sache nicht verfolgt, aber es scheint wieder einmal darum zu gehen, daß man das verpönte Wort nicht einmal zu Diskussionszwecken zitieren darf. Es gibt ja in amerikanischen Fachzeitschriften Aufsätze, die sich sprachwissenschaftlich mit einem Wort beschäftigen, das nie genannt wird. Nicht erst die Verwendung ist diskriminierend, sondern das bloße Aussprechen richtet Schaden an. Das ist die magische Sprachauffassung. Sie ist Bestandteil der Selbstverpflichtung von Sprachwissenschaftlern geworden.

Ärgerlicherweise setzt man voraus, daß jeder das nie ausgesprochene Wort kennt. Aber woher eigentlich?

(Bei Harry Potter weiß jeder, wie You-Know-Who in Wirklichkeit heißt.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.04.2018 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38474

"Die kleinen Mädchen trügen das Kopftuch "nicht freiwillig", hat Herr Özdemir erkannt. Aber was tun Kinder schon freiwillig? Selbst wenn man sie fragte, was Özdemir natürlich nicht getan hat, würde man kaum brauchbare Antworten kriegen.“

Das ist nun wirklich Unfug. Erstens dürfte Özdemir dank seiner türkischen Herkunft einiges über den Kopftuchzwang wissen (und es nicht eben erst „erkannt“ haben), und zweitens rechtfertigt der Umstand, daß Kinder vieles nicht freiwillig tun, nicht jeden Zwang – schon gar nicht jede religiöse Kindesmißhandlung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2018 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38470

In Deutschland zeigt man sein Gesicht. Daher Vermummungsverbot. Ein Problem sind Atemschutzmasken wg. Feinstaub.
Daß man in Deutschland auch sein Haar zeigen müsse, hat bisher niemand behauptet. Ein Kopftuchverbot muß also anders begründet werden. Die kleinen Mädchen trügen das Kopftuch "nicht freiwillig", hat Herr Özdemir erkannt. Aber was tun Kinder schon freiwillig? Selbst wenn man sie fragte, was Özdemir natürlich nicht getan hat, würde man kaum brauchbare Antworten kriegen. Sind Kinder freiwillig katholisch, gehen sie freiwillig zur Kommunion? Wir haben unsere katholischen Töchter nicht gefragt, sie sind einfach gefirmt worden, haben auch sehr hübsch ausgesehen.

Das geht also auch nicht. Wie kommt man bloß an die Kopftuchmädchen ran? In ihren Schulklassen sind sie nach unseren Einblicken vollkommen akzeptiert, auch auf dem Schulweg sieht man sie munter plaudernd mit ihren barhäuptigen Mitschülerinnen einherziehen.

Vielleicht sind sie unterdrückt, ohne es zu wissen? Vielleicht sollte man sie erst einmal trennen und in Werte-Klassen stecken? Irgend etwas wird uns schon einfallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2018 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#38432

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#13062

Seit meinem Eintrag sind fast 10 Jahre vergangen, und inzwischen ist meine jüngste Tochter als Logopädin u. a. in einer Klinik tätig. Vorher hat sie ihr FSJ in einem psychosozialen Heim absolviert, beides menschlich sehr fordernd. Sie bestätigt, daß füttern gänzlich vermieden wird und man sich überhaupt redlich bemüht, die Würde der Kranken zu wahren, auch wenn viele davon nicht mehr viel mitbekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37993

Welche Leistungen zugunsten von Bedürftigen haben diejenigen vorzuweisen, die Jörg Sartor jetzt darüber belehren, wie er und die Seinen mit den Lebensmitteln umzugehen haben, die sie in privater Initiative verteilen? (Jürgen Kaube, FAZ 1.3.18 zur Essener Tafel)

Es sind eben Gutmenschen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 01.03.2018 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37992

Der virtucrat hat allerdings im Englischen keine nennenswerte Verbreitung gefunden.

Dagegen habe ich Gutmensch, als dieses Wort zuerst aufkam, als Eindeutschung des Begriffs do-gooder empfunden. Dieses Wort gibt es schon seit längerem im Englischen, und ich hatte bereits eine passende Entsprechung im Deutschen vermißt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37976

Die Vokabel Gutmensch bleibt wohl unentbehrlich. Wie ich zufällig sehe, hat sie einen Vorläufer, ohne erkennbare Verbindung:

(Joseph) Epstein invented in the word "virtucrat" and first used it in an article for The New York Times Magazine. He defined a virtucrat as "any man or woman who is certain that his or her political views are not merely correct but deeply, morally righteous in the bargain." In his 2016 essay collection Wind Sprints, he defines it as a person "whose politics lend them the fine sense of elation that only false virtue makes possible." (Wikipedia)

Irgendwie müssen wir uns ja wehren gegen die Zeitgenossen, die uns ohne eigene Verdienste Tag für Tag die Hammelbeine langziehen wollen, nur um ihrer eigenen Selbstgerechtigkeit noch eins draufzulegen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.02.2018 um 11.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37969

Hie Steuer, da Steuervermeidung, so ist das.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2018 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37968

Wenn man einem Spender verbietet, auf die Verwendung seiner Spende Einfluß zu nehmen, dann spendet er eben nicht mehr. Natürlich kann man ihn auf andere Weise zu einer Abgabe zwingen, das nennt man dann Steuer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2018 um 08.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37932

Das war passiert: In spanischer Sprache hatte der bolivianische-schweizerische Schriftsteller Gomringer Alleen, Blumen und Frauen gleichgesetzt. Sein Gedicht hängt seit 2011 an der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule am U-Bahnhof Hellersdorf. Es muss im Herbst übermalt werden. Denn vielen Studenten ist es zu sexistisch.
(https://www.berliner-kurier.de/29767550)

Nein, er hat sie aneinandergereiht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2018 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37929

Erika Steinbach ist auf eine Satire reingefallen und verteidigt sich nach dem Muster: Daß ich darauf reinfallen konnte, beweist nur, wie weit es schon gekommen ist in Deutschland.

Das findet man oft: Ich bin zwar zu Unrecht empört, aber das beweist nur, wie sehr ich zu Recht empört bin.

Da muß man ja verrückt werden, und schon wird man es.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 08.02.2018 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37754

Dalai Lama
Daila Lama
Daimla Laa

Paßt, doch, oder? Mit „China” kann man das nicht machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2018 um 03.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37746

Daimler wirbt mit dem Satz „Look at situations from all angles, and you will become more open.“ Das Unternehmen schreibt ihn dem Dalai Lama zu, China protestiert, Daimler zieht ihn sofort zurück und entschuldigt sich dafür, die „Gefühle des chinesischen Volkes zutiefst verletzt“ zu haben. In China ist das Geld. China wird sich noch oft räuspern.

Man sollte solche Sprüche immer dem Konfuzius zuschreiben oder gleich als chinesisches Sprichwort ausgeben, was ja auch sachlich richtig sein dürfte, denn es gibt kein Volk und keinen Menschen, denen solche Banalitäten nicht schon einmal entschlüpft sind.

Manager lernen in zahllosen Kursen „interkulturelle Kommunikation“. Wie man sein Gesicht verliert (ein chinesischer Begriff), lernen sie anscheinend nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2018 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37735

"Es gilt die Unschuldsvermutung."

Jedenfalls im allgemeinen, aber natürlich nicht im vorliegenden Fall XY.

Dem schließen sich erstaunlich viele an. Gesetzesbindung und Strafprozeßordnung sind dem gesunden Volksempfinden immer fremd gebleiben.

(zum Metoo-Pranger)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2018 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37707

In der FAZ zeigt Jürgen Kaube, was zu erwarten ist, wenn man die Kunstwerke der Vergangenheit vor den Richtstuhl der Politischen Korrektheit zerrt. Fast nur entartete Kunst, die man schleunigst entsorgen sollte. Das fängt schon bei den Höhlenmalerien an, wie das Feuilleton demonstriert. Hitler hatte recht, ging aber nicht weit genug; das Schamhaar muß auch noch weg.

Anlaß war das Abhängen der süßen kleinen Nymphen von Waterhouse in Manchester.

Auch Goethes "Fischer" fliegt am besten raus, das feuchte Weib benimmt sich doch unmöglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2018 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37701

Tippi Hedren erinnert sich, daß sie vor 55 Jahren von Hitchcock belästigt wurde. Diese Beziehung ist schon 2012 verfilmt worden, die Sensation also nicht gar so groß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2018 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37668

Hessens Innenminister macht Witze über minderjährige Flüchtlinge (Welt 30.1.18 über eine Büttenrede und die Reaktion darauf)

Dazu gibt es allen Grund. Nicht alle dieser Burschen sind Flüchtlinge und minderjährig, und Heilige sind sie auch nicht. Jeder weiß das, auch die Empörlinge. Die Tabuisierung dieses Themas „bedient“ nicht nur Klischees des Rechtsextremismus, sondern ist desselben Geistes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37660

Prima, auch die anderen Einträge zum Thema!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.01.2018 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37658

https://virchblog.wordpress.com/2018/01/27/mona-lisa-soll-uebermalt-werden/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37656

Unter Rassismus und Sexismus versteht man Vorurteile gegenüber Rassen und Geschlechtern. Wo nicht geurteilt wird, gibt es auch keine Vorurteile. Gomringers Text und Apothekennamen sind keine Urteile.
Es handelt sich also um einen Projektionstest im Sinne der experimentellen Psychologie (wie der Rorschachtest). Der Reiz löst eine Reaktion aus, die ausschließlich über die Versuchsperson Auskunft gibt, nicht über das, was sie wahrzunehmen glaubt. Diejenigen, die sich darüber erregen oder zu erregen behaupten, ahnen anscheinend nicht, daß sie sich nur selbst entblößen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37655

Laut SPIEGEL war Hans Globke ein "faschistischer Schützling" Adenauers. (29.1.18)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37653

In Frankfurt hat die traditionelle Bezeichnung zweier Apotheken eine Debatte über Rassismus ausgelöst. Die Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung (KAV) wirft zwei Apotheken mit dem Begriff Mohren im Namen vor, dass Namen und Logos rassistisch seien. Das Gremium fordert in einem Antrag die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat deshalb auf, sich dafür einzusetzen, dass rassistische Bezeichnungen und Logos aus dem Stadtbild Frankfurts verschwinden.

Zuvor hatten mehrere Medien über den Vorstoß der Ausländervertretung berichtet. „Leider muss auch im Jahre 2018 noch immer darauf hingewiesen werden, dass Wörter wie „Neger“ oder „Mohr“ einen rassistischen Hintergrund haben. Viel zu lange wurden sie in Deutschland weder hinterfragt noch aufgegeben“, heißt es in dem Antrag.

Erstaunt über die Kritik
Gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ zeigte sich die Geschäftsführerin einer der betroffenen Apotheken erstaunt über die Kritik. Die in den sechziger Jahren gegründete Apotheke trage den Namen Mohren schon sehr lange. Es sei ein bundesweit üblicher Name für Apotheken und gehe wohl auf die Verwendung von Arzneien aus fernen Ländern zurück.
(FAZ 25.1.18)

Jürgen Kaube kommentiert den Vorfall am 29.1.18. Er erinnert u. a. daran, daß der Ausdruck Mohr heute praktisch gar nicht mehr verwendet wird.

Am Ende werden bloß die Straßen, Häuser und Geschäfte alle „1a“ oder „69b2“ heißen, sofern es sich denn bei 1 und 69 um harmlose Zahlen handelt.

Natürlich nicht. Kennt Kaube die Psychoanalyse nicht? „Im Schritt von den Ziffern-Paaren zu menschlichen Paaren erinnert die Ziffer 1, mit der hier ein Spiel getrieben wird, in ihrer steilen Aufgerichtetheit an den Phallus.“ Usw. Und 69 (sixty-nine!) geht schon gar nicht, wie ich hier niemandem erklären muß.

Wie ist Kaube bloß auf diese beiden verräterischen Beispiele gekommen? Übrigens werden die Apotheken auch ohne städtischen Druck vermutlich nachgeben, weil die Dummheit der Wohlgesinnten immer siegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2018 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37632

Deutsche Autohersteller werden in den USA angeprangert, weil sie Abgasversuche mit Affen angestellt haben sollen. Amerikaner würden bestimmt nie Tierversuche machen. Der Nazi-Vergleich allerdings dürfte Juden nicht gefallen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2018 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37610

Bemerkenswert ist hier das Wort "Nationalität". Ich habe es lange nicht gehört oder gelesen.

Wer ist eigentlich ein "Deutscher"? Jemand mit einem deutschen Paß (Staatsbürgerschaft) oder jemand mit deutscher Nationalität?
Kürzlich war die Rede von einem Flüchtling aus Libanon als "erstem Deutschen" seit Max Schmeling.

Es scheint zumindest mit der Nationalität etwas zu geben, was mit dem neuen Paß nicht so schnell verschwindet oder sich wandelt.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 24.01.2018 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37609

Wieso sollte das im Westen anders sein? Wenn sich zwei Systeme für eine so lange Zeit als Gegensätze gegenüberstehen, dann ist es doch wahrscheinlich, daß sie sich angleichen, oder? Sie haben sich zu sehr vom Grundgesetz blenden lassen, siehe:

http://www.egon-w-kreutzer.de/0PaD2012/8.html – Das Grundgesetz ist viel zu schön.

Hier eine wichtige Petition, die auch in bezug auf die Rechtschreibreform und ihre Darststellung auf Wikipedia von Bedeutung ist:

https://www.change.org/p/transparenz-auf-wikipedia-wikitransparenz

Es wäre schön, wenn dort jemand Links auf Webseiten einstellen würde, die über die Verfälschungen von Wikipedia-Moderatoren an reformbezognenen Artikeln von Reformgegnern berichten. Ich habe diese Seiten auf www.vrs-ev.de gesucht, aber nicht mehr gefunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2018 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37607

Beide Jugendliche sind Deutsche. (Stern)

Eine halbe Wahrheit ist oft schlimmer als eine ganze Lüge.

Der Deutsche Presserat hat schon vor vielen Jahren eine Anleitung zum halben Lügen herausgegeben, und man tut gut daran, ihr zu folgen. Die alternative Wahrheit ist keine amerikanische Erfindung.

(Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33099)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2018 um 02.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37606

heute auf www.tagesschau.de:

»Schüler in Lünen tötet Mitschüler

Der Beschuldigte und seine Mutter warteten auf das Gespräch und begegneten dem späteren Opfer. Der Beschuldigte sagte in einer ersten Vernehmung aus, der 14-Jährige habe seine Mutter mehrmals "provozierend angeschaut".

Deshalb habe er sein Messer gezogen und dem Mitschüler in den Hals gestochen. Der 14-Jährige starb auf dem Schulgelände.

...

Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version hatten wir die Nationalitäten des Tatverdächtigen und des Opfers genannt. Die Nationalität steht nach jetzigem Ermittlungsstand aber nicht in Zusammenhang mit der Tat.«


Das Erste und die Tagesschau-Redaktion halten ihre Zuschauer und Leser ganz offenbar für blöd. Jeder weiß sofort, welchen Hintergrund jemand hat, der seinem Gegenüber ein Messer in den Hals steckt, weil dieser seine Mutter "provozierend anschaut".
Jeder weiß sofort, daß dieser Sachverhalt sehr wohl etwas mit der "Nationalität" zu tun hat.

Indem aber sogar noch betont wird, daß die Nationalität gelöscht wurde, weil sie angeblich "nach jetzigem Ermittlungsstand" nicht mit der Tat zusammenhänge, gibt die Redaktion offen zu, daß Fakten absichtlich verschwiegen werden. Sie hält uns Bürger offenbar für unmündig und nicht reif genug für die Wahrheit.

Ich dachte immer, ich wäre hier in ein freies Land gekommen. Früher in der DDR, da gab es in der Zeitung gar keine Morde, nicht mal über Einbrüche wurde berichtet. Die Leute sollten nicht wissen, daß so etwas im Sozialismus passiert. Auch zum Beispiel Umweltdaten waren streng geheim, niemand sollte wissen, wie im Sozialismus Luft und Wasser verpestet wurden. Ich dachte immer, im Westen sei das anders.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.01.2018 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#37600

https://www.welt.de/vermischtes/article172639667/Klinikum-Chemnitz-Neger-im-Kreuzwortraetsel-Magazin-zurueckgerufen.html

Ob man wohl irgendwann über die Deutschen des 21. Jahrhunderts auch so lachen wird wie sie heute nur über die Schildbürger lachen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.01.2018 um 14.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042