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03.01.2013
Delirium
Wie Fachsprache den Sinn austreibt
Sprachliche Kenntnisse vermitteln die systematische Möglichkeit, konzeptuell strukturierte gedankliche Strukturen auf extern manifestierbare Signale abzubilden, ihnen also eine äußere, sinnlich wahrnehmbare Manifestation zu geben. Verkürzt ausgedrückt: Die Sprache ist eine systematische Möglichkeit, Gedanken auszudrücken.
(Manfred Bierwisch in: Wolfgang Motsch/Dieter Viehweger, Hg.: Richtungen der modernen Semantikforschung. Berlin 1983:24)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2024 um 18.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#54258
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„Nur sich selbst nämlich versteht man ganz; Andere nur halb: denn man kann es höchstens zur Gemeinschaft der Begriffe bringen, nicht aber zu der diesen zum Grunde liegenden anschaulichen Auffassung. Daher werden tiefe, philosophische Wahrheiten wohl nie auf dem Wege des gemeinschaftlichen Denkens, im Dialog, zu Tage gefördert werden. Wohl aber ist ein solches sehr dienlich zur Vorübung, zum Aufjagen der Probleme, zur Ventilation derselben, und nachher zur Prüfung, Kontrole und Kritik der aufgestellten Lösung.“ (Arthur Schopenhauer: Parerga und Paralipomena. Bd. 2. Leipzig 1939:7)
Eigentlich kann man hier nicht von Verstehen sprechen. Man versteht sich nicht selbst (man kann sich auch nicht mißverstehen), sondern man ist mit dem, was man denkt oder vor sich hinspricht, ganz einverstanden. Wie denn auch nicht! Man hat es auch nicht so gern, wenn andere einem dreinreden. Die Gefahr liegt nahe, daß man bei seinen fixen Ideen verharrt und keine Belehrung von fremder Seite mehr annimmt. Die anderen „verstehen“ einen ja sowieso nicht. Schopenhauer selbst war stolz darauf, seine in jungen Jahren gefaßten Grundgedanken niemals aufgegeben zu haben. Kant war im Gegenteil stolz darauf, durch Hume aus seinem „dogmatischen Schlummer“ (der Leibniz-Wolffschen Metaphysik) aufgeweckt worden zu sein. Nur deshalb lesen wir ihn noch. Schopenhauer lesen wir nicht wegen seiner Grundgedanken (Welt als Wille und Vorstellung), seines krampfhaft zusammengeschraubten „Systems“, sondern buchstäblich wegen seiner „Parerga“ (schon im zweiten Band des vermeintlichen Hauptwerks), also seiner Essays zu den verschiedensten Themen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2024 um 19.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#54044
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„Die Welt ist meine Vorstellung.“ (Arthur Schopenhauer)
„Die Natur ist unser Modell von ihr.“ (Valentin Braitenberg)
„Die Welt ist unser Bild von ihr.“ (Peter Mulser)
Das sind alles Fehlkonstruktionen der gleichen Art. Wer sich ein Modell, Bild, eine Vorstellung von etwas macht, setzt voraus, daß es diesen Gegenstand gibt. Er versucht ja, ein zutreffendes Modell usw. zu entwerfen.
(Die Schatten in Platons Höhle sind zwar nur Schatten, aber immerhin VON etwas.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2024 um 05.34 Uhr
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„Die Welt ist Vorstellung, sagt Arthur Schopenhauer. (...) Wenn Schopenhauer erklärt: Die Welt ist unsere Vorstellung...“ (Rüdiger Safranski in NZZ 25.11.18)
Schopenhauer sagt weder das eine noch das andere, sondern: „Die Welt ist meine Vorstellung.“ Ich will nicht ausschließen, daß der Schopenhauer-Biograf auch die Verallgemeinerung irgendwo finden könnte, aber das Possessivum „mein“ gehört durchaus zur Fehlkonstruktion der „idealistischen Grundansicht“ (Schopenhauer). „Unsere“ erinnert an das erschlichene „Wir“ der Phänomenologen. Philosophen neigen ja dazu, sich selbst Fallen zu stellen, aus denen sie nicht mehr herausfinden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2024 um 04.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53966
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„Da stelle me uns e mal janz dumm.“ Das ist im Grunde der Boden, auf dem die Philosophen von Descartes bis Thomas Nagel ihre Theorie bauen. Die angebliche letzte Gewißheit, der naive, „vortheoretische“ Standpunkt, den alle teilen und niemand bestreiten kann, ist je nachdem „Cogito ergo sum“ oder „Es ist für mich irgendwie (ein Mensch zu sein).“ Wir trauen dieser Naivität nicht, halten sie für eine späte Taschenspielerei und interessieren uns für ihre Herkunft.
(Dazu meine entschlossen banausischen Bedenken http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41510)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2024 um 16.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53961
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„Meine Stärke ist das verlässliche politische Urteil, das auch im Rückblick Bestand hat.“ Und noch anderes dieser Art zitiert die SZ aus dem neuen Buch von Julian Nida-Rümelin, macht sich ein wenig darüber lustig, hält das Ganze aber doch für lesenswert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2024 um 04.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53952
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„Kognitive Prozesse“ sind logische Rekonstruktionen. Die rationale Psychologie macht aus solchen Pseudoereignissen etwas Mentales. Dazu kommt oft neurosophischer Schmuck. Das ist die große intellektuelle Mode unserer Zeit. Sie wird vorübergehen, aber ob unsereins das noch erlebt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2024 um 06.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53824
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„An organism has conscious mental states if and only if there is something that it is like to be that organism – something it is like for the organism.“
Man beachte den Gegensatz zwischen dem streng logischen Aufputz („if and only if“) und der extremen Vagheit des umgangsssprachlichen „there is something“. Ob es sich für ein Lebewesen irgendwie anfühlt, dieses Lebewesen zu sein, ist ja nicht nur unentscheidbar, sondern sinnlos. Was soll aber dann „if and only if“? Und doch ist es wahrscheinlich eine Mehrheit von Philosophen, die uns mit solchem Unsinn traktiert und noch stolz darauf ist, ein unhintergehbares Fundament für ihre Spekulationen ("Wiederentdeckung des Geistes" usw.) gefunden zu haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2024 um 06.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53474
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„Absichten oder Intentionen sind mentale Zustände, in denen sich der Handelnde auf eine bestimmte Handlung festlegt.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Absicht)
Einerseits ist objektivierend von Zuständen die Rede, andererseits soll der Handelnde „in“ diesen Zuständen (was heißt das?) sich auf etwas festlegen, also eine komplexe, gesellschaftlich normierte Handlung ausführen, die die doch sicher ebenfalls absichtlich ist. Wie das alles zusammenpaßt, ist nicht zu verstehen, aber es fragt auch keiner danach. Es ist die typische Gedankenlosigkeit eines halb verfachlichten Common sense, der im Alltag klaglos funktioniert und nur eben die halbe Verfachlichung („mentale Zustände“) nicht verträgt. Jedenfalls wenn man unter der Krankheit leidet, es genau wissen zu wollen...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2024 um 05.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53456
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Russell nahm Meinong ernst und distanzierte sich dann auch von entsprechenden eigenen Fehlannahmen („On denoting“). Es ist erstaunlich, daß Russell, Wittgenstein und andere sich so ernsthaft mit Meinongs „Gegenstandstheorie“ herumschlugen, die heute eher als eine skurrile Fußnote der Philosophiegeschichte gilt. Grund ist die überlieferte Idee, daß Wörter Namen und Namen Stellvertreter sind; eine Verhaltensanalyse der Sprache war noch weit entfernt. Erst viel später kam man darauf, daß nicht einmal Eigennamen, irrigerweise als Muster der sprachlichen Zeichen angesehen, „für etwas stehen“. Russell erkannte, daß die Analyse der Sprache der Schlüssel ist, wandte sich aber nicht etwa an die Sprachwissenschaft, die hier eigentlich zuständig ist. Das kann man verstehen, eben weil die Sprachwissenschaft selbst noch nicht verhaltensanalytisch war. Skinner bekennt, von Russell mehr als von irgend etwas anderem zum Entwurf des radikalen Behaviorismus angeregt worden zu sein.
Auch die damals virulente Phänomenologie (von der Skinner anscheinend nicht berührt wurde) hat viel von ihrer Faszination verloren. In kognitivistischer Verkleidung lebt sie allerdings weiter. Manchmal dauert es lange, bis man das Offensichtliche erkennt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2024 um 11.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53409
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Dennett war eigentlich Monist und hat ja auch nur von drei "stances" gesprochen, die wir gegenüber der Welt einnehmen. Aber zugleich sind es eben auch drei Bereiche, die drei verschiedene Einstellungen mehr oder weniger erzwingen; insofern war es keine Verfälschung, wenn ich zugleich von Bereichen gesprochen habe. Aber andererseits führt es auch nicht weiter, denn daß eine teleologische Sicht der Natur, in der es in Wirklichkeit keine Absichten gibt, einen gewissen heuristischen Wert haben kann, hat nie jemand bezweifelt. Wenn die Sonneblume dem Sonnenstand folgt oder die Eichhörnchen Nüsse verstecken, ist es sinnvoll, nach dem Zweck zu fragen, auch wenn es in der Natur keine Zwecke, sondern allenfalls Funktionen gibt. Dennett war ja eingefleischter Darwinist (wer ist das nicht!), vgl. besonders "Darwin’s dangerous idea".
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.06.2024 um 10.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53408
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Selbstverständlich kann jeder beliebige und beliebig viele Kriterien definieren und daraus eine Ordnung bilden. Daß es an den Rändern Unschärfen gibt, ist dabei unerheblich, denn sie können durch genauere Definition leicht einer der beiden Seiten zugeordnet werden, ohne daß die Ordnung gestört wird (beispielsweise Viren entweder der unbelebten oder belebten Natur, oder Pilze einem der vier Reiche nach Goethe).
Was man nicht kann, ist zu behaupten, jetzt habe ich die Dreiteilung der Welt in unbelebt/vernunftbegabt/sonstige (belebt und nicht vernunftbegabt) bewiesen, also gibt es keine andere Einteilung in mehr oder weniger Gruppen oder nach andern Kriterien.
Ich glaube auch nicht, daß dies Dennetts Standpunkt war. Er fand seine Art der Einteilung nur wesentlich für seine Zwecke.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2024 um 03.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53407
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Natürlich ist die Dreiteilung traditionell und bekannt, aber nicht als einzige.
Zu welchem Reich gehören Viren? Sie werden repliziert, sind selbst nicht dazu fähig. Ist der Übergang zur Sensitivität, also zu den Tieren, nicht ebenso beachtlich? Vier Reiche sind ja ebenfalls Tradition (Steine, Tiere, Pflanzen, Personen wie bei Goethe: Gipfel – Wipfel – Vöglein – du). Oder zwei Reiche: Sachen und Personen, weil wir einerseits hantierend, andererseits kommunizierend mit der Welt umgehen.
Durch die Naturalisierung der Intentionalität, d. h. Einbeziehung der Geschichte (Evolution, Kultur, Lernen) verwischen sich die Grenzen. Wir haben ja auch gelernt, Leben als Organisationsstufe der Materie zu sehen und nicht als übernatürlichen „Odem“, der manchen Wesen eingehaucht wurde. Ein „monistisches“ Weltbild scheint möglich und wird de facto angestrebt. Das erkennt ja auch Dennett im Grunde an, und viele Leser verstehen nicht, warum er rund 50 Jahre an seiner Dreiteilung festgehalten und dabei auf zigtausend Seiten immer dasselbe gesagt hat.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.06.2024 um 17.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53401
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Man kann die Welt als aus diesen drei Bereichen bestehend betrachten – das klingt für mich so, als sei diese Einteilung nicht sicher bzw. nicht allgemein anerkannt. Das würde aber heißen, es könnte auch anders sein, es könnte auch ein Weltbild geben, das keinen Unterschied zwischen unbelebter und belebter Natur anerkennt, und in dem es auch keinen Unterschied zwischen menschlicher Kultur und Nichtmenschlichem gibt.
Wäre das nicht ein völlig absurdes, nihilistisches Weltbild? Sind diese drei "Standpunkte" Dennetts, wenn er sie wirklich als so großartige Erkenntnis ausdrücklich hervorgehoben hat, nicht eine ganz triviale Selbstverständlichkeit?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2024 um 16.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53400
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Sind Wissen und Glauben „mentale Zustände“, wie man überall liest? Dann könnte man fragen, ob jemand auch dann glaubt, wenn er schläft. Oder Japanisch kann oder Klavierspielen. Wirkliche mentale Zustände wie Wachheit, Konzentriertheit usw. können auch mal unterbrochen werden, nicht aber Glauben, Wissen, Können. Das sind folglich keine „mentalen Zustände“, sondern Dispositionen, Fähigkeiten. Vgl. Bennett/Hacker History S. 96.
Bei Begriffen, deren einziger Ort die Alltagssprache mit ihrer folk psychology ist, sind jedenfalls solche Unterschiede im Sprachgebrauch zu beachten; Philosophen können sich nicht unter Berufung auf ihre Definitionsfreiheit davon dispensieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2024 um 06.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53399
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Natürlich kann man die Welt so betrachten, daß sie aus drei Bereichen besteht: der unbelebten Natur, den evolutionär angepaßten Lebewesen und der vom Menschen teilweise geplanten Kultur. Das sind die drei „Standpunkte“ (stances), an denen Dennett sein ganzes Leben lang festgehalten hat (wie er selbst rückblickend sagt). Was die Kultur betrifft, hat er später den von Dawkins entliehenen Begriff des „Mems“ hinzugefügt und bis zuletzt viel mehr Mühe als Dawkins selbst darauf verwendet, ihn zu verteidigen (vergeblich, wie ich anderswo gezeigt habe). Im übrigen baute er alle Früchte seiner ausgedehnten Lektüre vor allem evolutionsbiologischer und neurologischer Schriften in sein Drei-Stufen-Modell ein. Bennett und Hacker gehören zu seinen gründlichsten Kritikern. Sie bemängeln außer den ungeklärten Begriffen die durchgehend metaphorische Ausdrucksweise, die nie eingelöst, sondern durch häufigen Gebrauch von Unschärfesignalen wie „sort of“ in ein Als-ob verschoben werde, über das sich nicht wissenschaftlich diskutieren lasse (History 248f.). Nach meiner Beobachtung gebraucht Dennett in seinem letzten theoretischen Buch („From bacteria to Bach and back“) den Grundbegriff „Repräsentation/repräsentieren“ rund 90mal, ohne ihn einzuführen oder zu definieren. Die unreflektierte Übernahme dieses Begriffs aus der modischen kognitivistischen Psychologie stört den Leser auf eine andere Weise als die ausdrücklich eingeführten, aber überflüssigen Begriffe, die Dennetts Markenzeichen geworden sind, also etwa die „free-floating rationales“. Dennett wird als Kognitionsforscher bezeichnet (Wikipedia), aber da er nicht empirisch arbeitet, ist diese Kognitionsforschung von der Art der alten rationalen Psychologie, also eine logische Analyse, wie sie auch auf dem Computer simuliert werden kann. (Darin gleicht sie der „theoretischen Linguistik“, die von Chomsky und seinen Nachfolgern eingeführt wurde.) Die Simulierbarkeit wird oft als Beweis ihrer Wahrheit angesehen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.06.2024 um 19.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53353
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Korrektur: wissen muß ich hier herausnehmen, denn man kann auch weder die eine Sache noch ihr Gegenteil wissen.
Für finden, glauben gilt es unter der Voraussetzung, daß es sich entweder auf den Sachverhalt A oder dessen Gegenteil bezieht.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.06.2024 um 17.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53350
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Ja, ein allgemeiner grammatischer Satz ist wohl etwas anderes als eine Aussage. Im Grunde hatte ich hier nur solche Sätze gemeint, die eine klare Aussage zumindest enthalten. Ansonsten müßte man den Kontext des Satzes mit einbeziehen, um seinen Sinn zu erkennen.
Zu "Ich finde, daß du A bist" hätte ich sogar 3 Verneinungsmöglichkeiten:
(1) Ich {finde nicht}, daß du A bist.
(2) Ich finde, daß du {nicht A} bist.
(3) Ich finde, daß du A {nicht bist}.
Wenn ich finde (Analoges gilt für glauben, wissen usw.), daß A gilt, dann kann ich nicht gleichzeitig finden, daß nicht A gilt, und auch nicht, daß A nicht gilt.
Das heißt, ich finde nicht, daß A gilt ist logisch äquivalent mit ich finde, daß A nicht gilt bzw. daß nicht A gilt.
Es handelt sich nicht um zwei oder drei verschiedene Verneinungen (mit verschiedenem Sinn), sondern nur um eine einzige unterschiedlich formulierte Verneinung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 16.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53349
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Für mich sind der Ausgangssatz und die Paraphrase keineswegs gleichbedeutend.
Nehmen wir einen Interjektionalsatz: "Na?"
Das kann gegebenenfalls heißen: "Wie ist die Sache ausgegangen?" Aber auch manches andere.
Da Ihre Paraphrase ein Satzgefüge ist, ergeben sich zwei Verneinungsmöglichkeiten: "Ich finde nicht..." oder "daß du nicht...bist".
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.06.2024 um 16.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53348
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Aussagesätze sind natürlich meistens irgendwie abgetönte Aussagen. Diese Tönungen sind aber logisch neutral, sie stören die enthaltene Logik nicht. Deshalb habe ich Aussage und (Aussage-)Satz hier zunächst synonym behandelt.
Um sie dennoch zu trennen, bringt es m. E. nichts, auf den grammatischen Kern ["Du bist einer"] des Satzes zu schauen, sondern es braucht eine semantische Analyse. Ich würde den betreffenden Satz so paraphrasieren:
"Ich finde, daß du in der gerade betrachteten Hinsicht bemerkenswert, ungewöhnlich bist."
Das ist eine subjektive Aussage, sie ist wahr oder falsch, und dieses Attribut kommt dem ursprünglichen, gleichbedeutenden Satz "Du bist mir vielleicht einer" ebenso zu, trotz Abtönung und Hypokoristik.
Die Logik kann also dafür durchaus in Anspruch genommen werden. Natürlich kann man über subjektive Urteile nicht sachlich argumentieren, aber wir waren uns ja einig, daß "die Subjektivität eines Urteils keine Folgen für die Logik" hat.
Sie hatten jedoch geschrieben: "Das ist aus der Sicht einer wahrheitswertfunktionalen Logik völlig sinnlos."
Nur gegen dieses "völlig sinnlos" wollte ich argumentieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 12.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53345
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Jetzt sprechen Sie immerhin von Aussagen, vorher nur von Sätzen, und das hatte mich gewundert.
Aber auch Aussagesätze sind nicht immer Aussagen. Bei meinem Beispiel deutet schon das Ausrufezeichen darauf hin. "Mir" und "vielleicht" sind Abtönungsmittel, die nach allgemeinem Verständnis aus der logischen Struktur herausfallen. Ob die deiktischen Wörter wie hier das Personalpronomen einen Platz in der Logik finden, ist umstritten. Sollen wir wirklich von einem Kern ausgehen, der etwa lautet:
Ich bin einer
Du bist einer
Er ist einer
Wir sind welche
usw.?
Das trifft ja wohl nicht Sinn des Ausgangssatzes.
Ich habe anderswo paraphrasiert: "Ich könnte dir sagen, was für einer du bist; aber indem ich es nicht sage, deute ich an, daß du ein ganz Schlimmer bist." Es hat aber außerdem etwas Verspieltes, denn zu einem wirklichen Verbrecher würde man es nicht sagen, eher zu einem Schlingel. (S. zu den Hypokoristika.)
Das alles hat nichts mit dem Bereich zu tun, für den die Logik zuständig ist, also dem sachlichen Argumentieren.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.06.2024 um 12.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53344
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Manche würden evtl. irgendein Paradoxon anführen, bei dem nicht entscheidbar ist, ob es wahr oder falsch ist. Aber dann stellt sich wiederum die Frage, ob so etwas überhaupt eine sinnvolle Aussage ist.
Meiner Ansicht nach ist eine Aussage genau dann sinnvoll, wenn sie einen eindeutigen Wahrheitswert hat. Womit natürlich alles andere bereits gesagt ist. Es ist eine Definitionsfrage, was "sinnvoll" bedeutet.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.06.2024 um 12.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53343
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Ebenso subjektiv ist ja "Du bist mir vielleicht einer".
Ich bin in dieser Hinsicht leider nicht so belesen. Wenn es einen sinnvollen Satz ohne Wahrheitswert gäbe, dann müßte einer der Logiker ja schon einmal ein Beispiel genannt haben. Der obige Satz ist m. E. keins.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 11.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53342
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Mit Ihrem letzten Satz stehen Sie aber auch unter Logikern ziemlich allein.
Im übrigen hat die Subjektivität eines Urteils keine Folgen für die Logik. "Das Bild ist schön" ist insofern nicht anders zu behandeln als "Die Erde ist rund".
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.06.2024 um 10.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53341
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Warum ist das aus dieser Sicht sinnlos?
Jeder Deutschsprechende versteht den Satz und damit auch seinen Sinn. Der Satz ist also nicht sinnlos, er ließe sich auch mit ganz trockenen Worten umschreiben, die dann eher die Form einer ersichtlich sinnvollen Aussage haben.
Um die Frage zu beantworten, ob dem Satz auch ein Wahrheitswert zukommt, muß man kein so ausgefallenes Beispiel untersuchen. Nehmen wir doch einen ähnlich fragwürdigen, aber wesentlich einfacheren, sinnvollen Satz:
Du bist schön.
Ist dieser Satz wahr oder falsch? Wer außer mir, der diesen Satz sagt, will das beurteilen? Ich sage, daß ich es so sehe, also sehe ich es so, d.h. der Satz ist wahr. Es ist meine individuelle Meinung. Dasselbe gilt für den Ausgangssatz.
Sinnvolle Sätze, die keinen Wahrheitswert haben, kann es m. E. nicht geben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 06.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53338
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Du bist mir vielleicht einer!
Das ist aus der Sicht einer wahrheitswertfunktionalen Logik völlig sinnlos. Auch die beliebte Stellvertreter-Semiotik muß davor kapitulieren, denn wofür stehen die Wörter eines solchen Satzes, was „ersetzen“ sie? Wir können es den Philosophen überlassen, mit ihren selbstgeschaffenen Problemen fertig zu werden, aber warum stehen solche einfachen Wahrheiten nicht in den Lehrbüchern der Sprachwissenschaft?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2024 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53297
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„Religion, komplexer Begriff für die Praxis der Vergegenwärtigung und Bewältigung der Gesamtheit der unverfügbaren Sinn- und Lebensbedingungen der menschlichen Existenz und Welt in Gestalt institutionalisierter kirchlicher, gemeindlicher, mönchischer und individueller, auch stammes- oder volksspezifischer Frömmigkeit.“ (Jürgen Mittelstraß, Hg.: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie II. Stuttgart 1995:577)
Nichtdefinierte Begriffe werden zu einer unverständlichen Kette verbunden. Was wäre z. B. die Praxis der Vergegenwärtigung der unverfügbaren Sinnbedingungen der menschlichen Welt?
„Unverfügbar“ ist übrigens ein neueres Modewort aus der nicht mehr recht glaubensfesten Theologie:
„Unverfügbarkeit (frz. indisponibilité). Der Begriff ‚U.‘ ist in den dreißiger Jahren des 20. Jh. beim Theologen R. Bultmann nachweisbar: ‚Die U. Gottes ist ... nicht eine zufällige, wie die U. eines unverfügbaren Seienden. Sondern sie ist zugleich die U. des Menschen über sich selbst‘. Weder ‚U.‘ noch das Adjektiv ‚unverfügbar‘ waren im Deutschen vorher geläufig, und auch nur im Deutschen scheint sich der Gebrauch quasi-terminologisch eingebürgert zu haben, einmal im ethischen Sinn zur Bezeichnung dessen, ‚worüber wir nicht verfügen dürfen‘, dann aber auch im weiteren Sinn allgemeiner Kontingenz hinsichtlich dessen, ‚worüber wir nicht verfügen können‘.“ (Historisches Wörterbuch der Philosophie)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2024 um 11.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53296
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Ja, das wollte ich sagen, es ist von Anfang an sinnlos.
Ich verstehe das archimedische Prinzip, ich verstehe die Einleitung von Herodots Geschichtswerk, ich verstehe die Gleichnisse Jesu. In diesem Sinn kann ich aber weder dich noch mich verstehen. Ich kann nicht in Aussagen kleiden, was ich da verstanden habe.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.05.2024 um 08.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53295
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Wenn "Ich verstehe mich selbst" nichts Vernünftiges bedeutet, dann ist eben gleich der erste Satz der Folge sinnlos. Etwas Sinnloses kann man aber auch nicht verstehen, also ist dann der zweite Satz auch sinnlos, usw. Die ganze Rekursion wäre sinnlos.
"Ich verstehe A" impliziert die Behauptung "A ist wahr".
Wenn man A nicht für wahr hält, kann man nicht andererseits A verstehen. Es wäre ein Widerspruch, also sinnlos.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2024 um 05.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53293
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Bei mir setzt es schon lange vor der Rekursion aus: Ich weiß nicht, was es heißen soll, daß ich "mich selbst verstehe" (außer im Alltag, meist verneint: "Ich verstehe mich selbst nicht mehr" – etwa wenn ich nicht sagen kann, warum ich etwas Bestimmtes getan habe; aber aus dieser Alltagsbedeutung läßt sich Johnson-Lairds Argumentation nicht herleiten). Die Formalisierung und Computersimulation solcher Konstrukte kann den verlorengegangenen Sinn nicht wiederbringen.
Die realistisch-psychologische Deutung macht daraus die gute alte rationale Psychologie der scholastischen Tradition, eine nur räsonierende, nicht forschende akademische Disziplin. Daher das Ganze unter "Delirium".
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.05.2024 um 22.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53292
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Rein logisch stellt es sich für mich so dar:
Die unendliche Rekursion "Ich weiß, daß ich weiß, daß ich weiß...“ ist m. E. weder ein sinnloser noch ein sinnvoller Satz, sondern gar keiner. Darum kann sie (diese Rekursion) auch keinen Wahrheitswert haben.
Sinnlose Sätze sind weder wahr noch falsch. Der Sinn des Satzes ist gerade sein Wahrheitswert.
Das zweite Beispiel fängt vom anderen Ende her an:
Jemand versteht sich selbst.
Jemand versteht, daß er sich selbst versteht.
Jemand versteht, daß er versteht, daß er sich selbst versteht.
usw.
Dies ist eine unendliche Folge von formal korrekten Sätzen, die jeweils sinnlos oder sinnvoll sind, und im letzteren Fall wahr oder falsch.
Sobald ein Satz in dieser Folge sinnlos wäre (das könnte auch der erste sein), ist er weder wahr noch falsch, und alle nachfolgenden wären ebenfalls sinnlos.
Sobald ein Satz sinnvoll, aber falsch wäre (das könnte auch der erste sein), wären wiederum alle nachfolgenden Sätze sinnlos.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2024 um 18.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53291
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Sinnlose Sätze sind weder wahr noch falsch? Weit gefehlt! „Ich weiß, daß ich weiß, daß ich weiß...“ usw. ist zweifellos wahr, denn wer wollte es bestreiten? Zugleich ist es sinnlos. Davon gibt es unter delirierenden Philosophen unzählige Varianten. Ein ziemlich berühmter Psychologe schreibt:
„Reflection on the human capacity for self-reflection leads inevitably to the following observation: you can be aware of yourself. You also understand yourself to some extent, and you understand that you understand yourself, and so on. . .“ (Philip N. Johnson-Laird: „A computational analysis of consciousness“ in Anthony J. Marcel/Edoardo Bisiach, Hg.: Consciousness in contemporary science. Oxford 1988:357-368, S. 364)
So kann man reden ("rekursiv", haha!), aber man kann sich nichts dabei denken. Schon was es heißt, man verstehe sich selbst, ist unklar, der Rest erst recht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2024 um 17.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53270
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Wenn v = G, s = G, h = G, dann auch: v = s = h. (Wikipedia „Trinität“)
Hätten Sie’s gewußt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 16.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53264
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Dann lassen wir das Beispiel. Man kann „wider besseres Wissen“ handeln, nicht wahr? Das ist im Begriff des Wollens und damit des Handelns schon inbegriffen. Von "Steuerung" im Sinne der Verhaltensanalyse sollte man nicht sprechen. Es paßt nicht zum "intentionalen Idiom" der Alltagspsychologie.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.05.2024 um 12.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53263
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Das Lotteriebeispiel stimmt ja nicht. Wenn jemand wüßte, daß er er verliert, würde er nicht spielen. Fertig.
Daß er doch spielt, liegt daran, daß er es eben nicht weiß. Statt dessen weiß er, daß eine geringe Chance besteht zu gewinnen.
Dann rechnet er: Die Chance ist wohl klein, aber das Risiko ist auch klein, und der nicht unmögliche Gewinn ist groß.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 06.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53260
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"Wissen" gehört nicht zu den steuernden Faktoren, es liegt begrifflich auf einer anderen Ebene.
Dazu ein kleines Gedankenspiel:
Ich weiß, daß ich bei einer Lotterie letzten Endes verliere.
1. Darum spiele ich nicht.
2. Trotzdem spiele ich.
Inwiefern steuert mein Wissen mein Verhalten?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 04.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53258
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Von Wort und Satz komme ich zu Begriff und Proposition, wenn ich die Paraphrasen und Übersetzungsäquivalente hinzunehme. Begriff und Proposition sind aber keine Bestandteile einer Sprache des Geistes und auch keine abstrakten Objekte (die es nicht gibt), sondern abstrakte oder verallgemeinernde Redeweisen.
Das Rotkehlchen glaubt, daß der junge Kuckuck sein eigener Nachwuchs ist. Es glaubt also, daß die Proposition „Dies ist mein Kind“ wahr ist. Das ist zwar absurd, aber nicht zu widerlegen und nach der von Habermas und vielen anderen postulierten Theorie auch zutreffend. Aus naturalistischer Sicht ist es eine überflüssige Spekulation; das Verhalten des Vogels ist bereits vollständig erklärt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2024 um 17.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53256
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zu #53251:
"Es geht um Begriffskritik, nicht um Sachkritik."
Genauso war eigentlich auch mein Beitrag hierzu gemeint. Ich bin ja nicht für die Abschaffung von Strafen, sondern für deren richtige Begründung, um eben diese "sophistischen Kunststücke" zu vermeiden. Deshalb die Hervorhebung der Schutzfunktion von Strafen statt Sühne/Vergeltung.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2024 um 14.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53255
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zu #53252:
Aber natürlich, nachdem er weiß, daß das Telefon defekt ist, wird sein Verhalten von diesem Wissen beeinflußt (in diesem Sinne auch gesteuert). Ich sehe darin gar keinen Gegensatz.
Habermas: "wegen seiner propositionalen Struktur ist Wissen von Haus aus sprachlicher Natur“
Propositionen sind ja selbst sprachlich definierte Gebilde, daher kommt mir dieser Schluß zirkelhaft vor. Man müßte die propositionale Struktur von Wissen erst einmal unabhängig von Sprache beweisen. Andere behaupten ja durchaus, daß es auch nicht-propositionales Wissen gibt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2024 um 05.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53252
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„Unser Wissen baut sich aus Propositionen oder Urteilen auf, jenen elementaren Einheiten, die wahr oder falsch sein können; wegen seiner propositionalen Struktur ist Wissen von Haus aus sprachlicher Natur.“ (Jürgen Habermas: „Sprechakttheoretische Erläuterungen zum Begriff der kommunikativen Rationalität“, in: Gerhard Preyer/Maria Ulkan/Alexander Ulfig, Hg.: Intention – Bedeutung – Kommunikation. Opladen 1997:258-287, S. 261)
Man sagt üblicherweise: „Er weiß, daß das Telefon defekt ist.“ Das deutet der Kognitivist so: „Er weiß: Das Telefon ist defekt. Er hat also eine bestimmte Einstellung (glauben, daß...) zu diesem Satz (zu dieser Proposition).“ Der Behaviorist sagt: „Sein Verhalten, ob sprachlich oder nicht, ist u. a. von einem defekten Telefon gesteuert (nachdem er es wahrgenommen oder darüber informiert worden ist).“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2024 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53251
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Ich glaube nicht, daß wir uns hier richtig verstehen. Ich zweifele nicht am Sinn von Strafen usw., sondern am Sinn von "Strafen". Es geht um Begriffskritik, nicht um Sachkritik.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.05.2024 um 18.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53249
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Ich dachte, daß Sie, ausgehend von Sokrates bis Kant, schon auch verallgemeinern und sich auf gegenwärtige Standpunkte mitbeziehen, z. B. in der rhetorisch gestellten Frage, ob Vergeltung vernünftig ist. Darin bin ich ja auch Ihrer Meinung, daß sie das nicht ist.
Rache, Sühne, Vergeltung hatten und haben unter vernünftigen Wesen, wie Sie sagen, keinen Sinn, und können daher eben nur mit solchen sophistischen Kunststücken begründet werden.
Nichtsdestotrotz sind Strafen zur Abschreckung und zum Schutz der Gesellschaft zu jeder Zeit, früher wie heute, notwendig und erwünscht.
Daß Strafen in der Praxis nicht immer, aber oft ähnliche oder sogar manchmal gleiche Maßnahmen erfordern wie es im Falle von Rache, Sühne und Vergeltung der Fall war bzw. wäre, ist klar. Das Wesentliche ist aber, wenn man die Dinge beim richtigen Namen nennt, wozu wir heute vielleicht besser in der Lage sind, dann vermeidet man eben diese Kunststücke.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2024 um 15.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53247
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Mit den "vernünftigen Wesen" meine ich hier keine wirklichen Personen, sondern sozusagen die personifizierte Logik, die res cogitans (Descartes). Aber übergehen Sie meine flapsige Bemerkung am besten, es kommt nicht darauf an.
Buße oder Sühne dienen explizit nicht der Abschreckung, sondern der Wiedergutmachunng. Tacitus wunderte sich darüber, daß bei den Germanen auch Mord privatrechtlich durch ein Wergeld ("Mann-Geld") abgelöst werden konnte. (Womit auch die Blutrache vermieden war.)
Man kann es so oder anders regeln und alles auch begründen, d. h. eigentlich gar nicht begründen.
Abschreckung wäre eine rein kriminalpolitische Aufgabe. Das ist sicher eine späte Rationalisierung. In den älteren Erzählungen finden wir sie nicht.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.05.2024 um 13.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53246
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"Man respektiert die Menschenwürde des Verbrechers, indem man ihn hinrichtet, na ja, so kann man es hindrehen. Es bleibt aber ein sophistisches Kunststück."
Das sophistische Kunststück besteht hier nur in der Formulierung dieses Problems.
M. E. sind Vergeltung und Rache nicht vernünftig. Aber den Satz "In einer Welt vernünftiger Wesen kommen Leben und Tod, Schmerz, Trauer usw. gar nicht vor" verstehe ich nicht. Ich denke, sie kommen vor.
Insofern die Strafe aber nicht der Vergeltung, sondern der Abschreckung (So, wie du andere behandelst, wird man auch dich behandeln) und damit dem Schutz der Gesellschaft dient, erfordert sie zur Rechtfertigung auch kein sophistisches Kunststück.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2024 um 05.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53243
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Von Sokrates bis Kant: Das Verhalten wird auf Maximen zurückgeführt, und diese werden auf logische Konsistenz geprüft.
Aber es geht nicht auf. Mit dem kategorischen Imperativ kann man z. B. die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe beweisen oder widerlegen. Bestimmungsleistungen (im Sinne Hofstätters) sind einfach da und stehen nebeneinander. Darum sind Gesellschaften verschieden. Die Utopien, in denen die Philosophie endet (Platon gleich doppelt: Politieia und Nomoi), widerrufen die rationalistischen Thesen. Man malt sich etwas aus.
Kant stützt die Todesstrafe mit dem Prinzip der Vergeltung. Aber woher kommt das nun wieder? Ist es vernünftig? In einer Welt vernünftiger Wesen kommen Leben und Tod, Schmerz, Trauer usw. gar nicht vor. Der Bruch in der Argumentation ist in der „Metaphysik der Sitten“ unübersehbar. Der Wille zu strafen ist vorab da und wird notdürftig begründet. Man respektiert die Menschenwürde des Verbrechers, indem man ihn hinrichtet, na ja, so kann man es hindrehen. Es bleibt aber ein sophistisches Kunststück.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2024 um 04.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53242
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„The fact is, when you center your attention on the contents of your consciousness, you do not clearly apprehend a neural network pulsing with electronic activity; you apprehend a flux of thoughts, sensations, desires, and emotions.“ (Paul M. Churchland: Matter and consciousness. A contemporary introduction to the philosophy of mind. Cambridge, Mass./London 1988:13) - „Introspection reveals a domain of thoughts, sensations, and emotions.“ (Ebd. S. 29)
Was bedeutet „apprehend“? Wahrnehmung kann es nicht sein, schon weil es dafür kein Organ gibt. „We cannot introspect cognitive processes because we do not have nerves going to the right places.“ (Skinner in Catania/Harnad, Hg. 1988:194) - Was Churchland und all die Phänomenologen beschreiben, stimmt irgendwie und irgendwie auch wieder nicht... Vgl. Susan Blackmore: „There is no stream of consciousness“ (Journal of consciousness studies 9/2002:17-28).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2024 um 05.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53187
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Der Wikipedia-Eintrag „Philosophische Anthropologie“ („lesenswert“) beschäftigt sich nur mit deutschen Philosophen, was für eine ganze ausgedehnte Disziplin doch etwas merkwürdig ist.
Andererseits fehlt unter den Autoren (Scheler, Plessner, Gehlen usw.) der ebenso einflußreiche Erich Rothacker. Über dessen substantielle Nazi-Vergangenheit ist nach meiner Erinnerung viel weniger diskutiert worden als über die Parteimitgliedschaft seinerzeit sehr junger Intellektueller. Vielleicht weil er einflußreiche Schüler hatte (Habermas, Apel)?
Ich brauche nicht zu sagen, daß ich die Suche nach dem „Wesen des Menschen“, nach einem „Menschenbild“, für sinnlos halte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2024 um 05.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53082
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„Religion ist die Gesamtheit der Erscheinungen (Objektivationen), in denen Menschen das Bewußtsein der radikalen Endlichkeit ihrer Existenz und deren reale Überwindung (Religiosität) ausdrücklich machen.“ (Hermann Schrödter: Analytische Religionsphilosophie. Hauptstandpunkte und Grundprobleme. Freiburg 1979:298.)
Was heißt „reale Überwindung“? Alle Menschen müssen sterben (das ist die „radikale Endlichkeit ihrer Existenz“, in den modischen Begriffen des 20. Jahrhunderts), und daran ist real nichts zu überwinden. Die akademische Theologie (hier katholisch und als „Religionsphilosophie“ auftretend) erzeugt einen undurchdringlichen Wortnebel. Die Kluft zwischen der angeführten Definition und einem konkreten religiösen Dokument, etwa einer vedischen Hymne oder einem Brandopfer, ist kaum zu überbrücken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2024 um 16.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53058
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Michael von Albrecht spricht von „jenem triumphalen politischen Selbstgefühl, das in Rom seit der Scipionenzeit aufkommt“ (Geschichte der römischen Literatur. Bd. 1, München 1994:15f.), und gebraucht den Ausdruck „Selbstgefühl“ noch mehrmals. Unsere Bildungssprache wimmelt von solchen Ausdrücken, mit denen wir uns zufrieden geben, ohne je nach einer Definition zu verlangen. Wissen wir eigentlich, was wir damit sagen? Hoffnungslos, einen Blick auf Enzyklopädien wie Wikipedia zu werfen! Eine gewisse Anmutung von Sinn genügt uns, und weiter geht es im Text.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2024 um 08.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#53011
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„No one denies our capacity to imagine objects and scenes.“ (Kim Sterelny in William Lycan, Hg.: Mind and cognition. Cambridge, Mass. 1990:608)
Doch, ich bestreite es. Unbestreitbar ist nur die Redeweise von Vorstellungen usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2024 um 05.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52969
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Wie sehr Patzigs Versuch einer „Formalisierung“ unter dem Fehler der sprachverführten Hypostasierung leidet, sieht man, wenn man das Spielchen weiterspielt: die Verachtung V, die Dankbarkeit D, die Tragik T usw. Die vielbelächelte kindliche, sozusagen narrative Definitionsweise „Liebe ist, wenn man sich küßt“ ist eigentlich angemessener als die scheinbar ordentlichere Definition nach Gattung und Art.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2024 um 05.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52966
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Günther Patzig glaubt, ein „kleines Stück Handlungstheorie“ formalisieren zu können. („Theoretische Elemente in der Geschichtswissenschaft“. In Thomas Nipperdey/Jürgen Kocka, Hg.: Theorie und Erzählung in der Geschichte. München 1979:137-152) Begriffe wie wollen, glauben, hinreichend nimmt er undefiniert an. Daneben verwendet er Alltagsbegriffe wie „das Subjekt S vollzieht die Handlung h“, deren Erklärungsbedürftigkeit er nicht einmal zu sehen scheint. Die Formalisierung sieht dann etwa so aus:
„Will (Sh, Ph, Z)
S glaubt, daß Hinr (h, P, Z)
Λ h1, εHSh,Ph : {Sh glaubt, daß Λ h2, εHSh,Ph : [┐Vollz (Sh, Ph, h2 →Notw (h1, Ph, Z)]}“
(Die Formel kann hier nur teilweise wiedergegeben werden, ist aber schon im Orginal fehlerhaft, da eine Klammer fehlt.)
Patzig fährt fort:
„Dies bedeutet, daß die Handlung h die Intention hat, den Zustand Z herbeizuführen, genau dann, wenn das Handlungssubjekt S in der Situation P den Zustand Z realisieren will, wenn ferner der Handelnde glaubt, daß die Handlung h hinreichend ist, um den Zustand Z zu realisieren“ (usw.) (S. 150)
Ich halte den ganzen Ansatz für sinnlos. Die Buchstaben bezeichnen keine Gegenstände, sondern sind trotz der mathematischen Erscheinungsform alltagssprachliche Erinnerungszeichen oder Kürzel, die beim Leser die Vertrautheit mit Handlungsdialogen voraussetzen. Er weiß, wann man sagt, jemand wolle etwas erreichen, aber der „Wille“ ist kein definierbarer Gegenstand, er ist nicht einmal ein „Phänomen“ im allgemeinsten Sinn. Die Alltagsrede ist voll von Substantiven, die den Philosophen zur Ansetzung von Gegenständen verführen könnte. Zum Glauben G gehört die Leichtgläubigkeit L, Patzigs Sprachverführtheit SP usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2024 um 12.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52944
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Die Neigung zur Abstraktion, die der frühreife Saussure schon als Sechzehnjähriger als seine Schwäche erkannte, sprach besonders die französischen Intellektuellen an, von Lévi-Strauss bis zu den Poststrukturalisten. Der extreme Ausdruck ist wohl die pseudomathematische Mythenformel des Genannten. Die Wirklichkeit verliert sich im „Text“, die Selbstgenügsamkeit des Saussureschen Zeichens, das seine Bedeutung gleich in sich enthält, wird noch überboten: „Il n’y a rien hors du texte“ (Derrida). Das stößt die Leute ordentlich vor den Kopf und wird sehr bewundert, wie die unzähligen Zitate zeigen.
Frederick Crews deckt den „Dekonstruktions“-Trick der Poststrukturalisten auf: Weil Schwarze in „The scarlet letter“ nicht vorkommen, sind sie das allgegenwärtige Hauptthema. Früher haben nur Freudianer so argumentiert (Follies of the wise, S. 304). In die Lücke, das Abwesende, projiziert der Interpret alles hinein, was er für richtig hält.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2024 um 14.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52867
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Ja, vom hochgeehrten Robert Spaemann gibt es noch viele andere denkwürdige Aussprüche.
„Unter meinen guten Freunden sind mehrere Homosexuelle. Mit denen bin ich darin einig, dass die Abwesenheit der Anziehungskraft des anderen Geschlechts ein anthropologisches Manko ist.“
Also eine Krankheit oder Perversion. So ähnlich sagt es der KKK auch. Euphemismen sind eigentlich ein unwürdiges Spiel. Aber wenn man Freunde hat, die ihre Abartigkeit zugeben, ist das kein Problem.
„Ihr Minarette seid ja doch nicht lebenswichtig für den Islam. Ich würde aber bis zum Letzten euer Recht auf freie Religionsausübung verteidigen. Und auch euer Recht, eine Moschee zu haben, wenn die Muslime in dieser Stadt so zahlreich sind. Aber es muss ja nicht das Minarett sein – das mich prinzipiell nicht stört, viele aber doch aufreizt. Da wollen wir doch auch ein bisschen auf Gegenseitigkeit sehen."
„WELT ONLINE: Würde Sie denn auch hier in Rom ein Minarett in der Sichtweite von Sankt Peter prinzipiell nicht stören?
Spaemann: Doch, das würde mich schon stören.“
(Die Sache mit der Gegenseitigkeit haben wir schon besprochen. Und die Verteidigung der freien Religionsausübung "bis zum Letzten" kommt überraschend früh zum Halten.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.02.2024 um 10.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52866
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Und so sind noch viele Variationen denkbar, um den Zirkelschluß zu verdeutlichen. So könnte man etwa auch die Existenz von elektromagnetischen Wellen »beweisen«.
Etwas näher am Ausgangssatz könnte man formulieren:
Äpfel waren schon schmackhaft, als es noch keine Menschen gab. Folglich muß Gott sie probiert haben, also muß er existieren.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.02.2024 um 10.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52865
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Und Äpfel haben schon geschmeckt, bevor es welche gab. Folglich muß Gott sie probiert haben, also muß er existieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2024 um 07.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52864
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„Wahre Sätze waren schon wahr, als es noch keine Menschen gab. Folglich muß Gott sie gedacht haben, also muß er existieren.“
(Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2024 um 05.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52716
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Zum vorigen:
Kinder haben viele Möglichkeiten, zu politischen Fragen gehört zu werden, aber wenig Interesse daran. Es wäre ein Ausdruck der Geringschätzung von Parlamenten, wollte man die Wahl der Abgeordneten unmündigen Kindern überlassen. Sie sind nicht verantwortlich, nicht strafmündig, nicht voll geschäftsfähig usw. Sie haben, wie Philosophen, das Recht zu spielen, aber Politik ist kein Spiel, sondern blutiger Ernst (so könnte man Platons „alesthetate tragodia“ übersetzen).
Unsere gute alte Schülermitverwaltung ist ja weitgehend in Schülermitverantwortung umbenannt worden, eine zeitgeistige Metapher. In Wirklichkeit tragen weder Schüler noch Studenten eine Verantwortung für das, was sie während ihrer ephemeren Mitwirkung an Beschlüssen angerichtet haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2024 um 05.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52715
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Markus Gabriel, "führender Philosoph", plädiert in seinem neuen Buch für das Wahlrecht für Kinder. Ich habe ihn gestern im Radio darüber diskutieren gehört. Mir schien, er sollte noch einmal darüber nachdenken.
(Eigentlich gehört dieser Eintrag unter "Pädagogik vom Tage", aber Gabriel ist nun mal kein Pädagoge, sondern führender Philosoph, neben Precht natürlich.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2023 um 06.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52501
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Die Phänomenologie erhebt trotz vielen Geredes von der „Lebenswelt“ den Stubengelehrten zum Herrn der Welt, der die „psychischen Phänomene“ studiert. Sie endet denn auch mit „Meditationen“.
Poststrukturalistisch wird daraus: „Es gibt nichts außerhalb des Textes.“ (Derrida) Mit solchen Sprüchen gewinnt man die Herzen der Intellektuellen, denn mit Texten kennen sie sich aus.
In der Sprachwissenschaft schließlich wird daraus:
"Die Bedeutung des Imperativs ist zu verstehen als Anweisung an den Hörer, einer Prädikation des Sprechers dadurch Geltung zu verschaffen, daß er sie als Handlung ausführt." (Harald Weinrich: Textgrammatik der deutschen Sprache 271)
Das ist die totale Linguistisierung der Welt. Aber das Interesse an der Wahrheit oder „Geltung“ (?) einer Aussage ist nicht dasselbe wie das Interesse an der Wirklichkeit eines darin genannten Sachverhalts. Wir handeln nicht, um Sätze wahr zu machen oder Texte entstehen zu lassen, sondern bilden Sätze, damit etwas getan wird. Wir schließen das Fenster nicht deshalb, damit eine Prädikation („Das Fenster ist zu“) zutrifft, sondern weil wir frieren.
(Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1560#23613)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2023 um 05.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52265
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Noch einmal zu Jackson: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51243
Wikipedia:
„Jackson akzeptiert sein Gedankenexperiment mittlerweile selbst nicht mehr. Vielmehr vertritt er nun einen reduktiven Physikalismus, erklärt also, dass sich im Prinzip alle Fakten auf die physischen Fakten zurückführen lassen. Eine solche Position ist auf die generelle Durchführbarkeit von reduktiven Erklärungen angewiesen, was nach Jackson mit Hilfe von Begriffsanalyse möglich sein soll.“
Usw., laßt sie reden!
Lehrreich ist allenfalls, daß ein begrifflich sehr einfaches, also keineswegs schwerverständliches "Gedankenexperiment" zuerst aller Welt einleuchtete und hunderttausend Aufsätze nach sich zog, später aber als falsch oder sinnlos erkannt wurde. Das erinnert an die Viertelmillion Sinnesdaten, die introspektiv gewonnen und vollkommen evident waren, bevor sie in der Versenkung verschwanden. "Evidenz ist der Feind der Wahrheit."
Es ist vollkommen evident, daß es zwei Welten gibt: die materielle und die ideelle.
Oder auch nicht. Oder drei. Oder nur eine.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2023 um 20.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52228
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Könnte es sein, daß Sie mich hier hinsichtlich der Intentionalität auch falsch verstehen? Ich meinte nicht, daß meiner Ansicht nach das Zeichen Elefant sich auf das reale Tier Elefant bezieht (dagegen führen Sie mit Recht an, daß das Zeichen nicht mitstirbt, wenn der Elefant ausstirbt), sondern ich meinte, daß sich dieses Zeichen auf die Beschreibung eines Elefanten (als großes Tier mit Rüssel) bezieht. Diese Beschreibung (der Eigenschaften, die einen Elefanten ausmachen) sehe ich als die Bedeutung bzw. den Bezug des Zeichens.
Und deshalb frage ich:
Was hat der ggf. reale Gegenstand mit dem Zeichen zu tun?
Ist der Ausdruck rundes Viereck nicht genauso ein gültiges Zeichen wie Elefant? Ich finde, es kommt beim Zeichen nicht darauf an, ob dahinter ein realer Gegenstand oder eine reine Phantasie steckt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2023 um 13.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52225
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Im ersten Absatz fühle ich mich arg mißverstanden. Ich wollte sagen, daß es für die Relation "größer als" keine Rolle spielt, ob und wie die Einheiten benannt sind. Darum können die Schulkinder mit Streichhölzern, Holzperlen, Markstücken oder Einhörnern rechnen lernen. (Wir haben uns vor Jahren darüber lustig gemacht, daß die Schulen zur Freude der Schulbuchverlage die Mathebücher mit der "Mark" durch solche mit dem "Euro" ersetzt haben.)
Auf das übrige glaube ich schon geantwortet zu haben, s. zur Naturalisierung der Intentionalität, besonders den Teil "Intentionalität II". Und in der Tat auch den Strang zum bilateralen Zeichenbegriff.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2023 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52224
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Selbstverständlich gibt es mathematisch und logisch einen großen Unterschied zwischen Einhörnern und Elefanten.
10 Einhörner sind mehr als 7 Einhörner, das ist richtig, weil hier gar keine Elefanten vorkommen, also auch kein Unterschied. Aber Sie können aufgrund des Unterschieds nicht sagen, ob 10 Einhörner mehr als 7 Elefanten sind. Dazu müßte man erstmal ein geeignetes Maß einführen.
"Wenn der Elefant ausstirbt, stirbt nicht die Bedeutung von Elefant."
Richtig, der Bezugsgegenstand (Bedeutung) "großes Tier mit Rüssel" stirbt nicht. Wieso spricht das gegen die Bedeutung als Bezugsgegenstand?
Sie sprechen sich zwar gegen das bilaterale Zeichenmodell aus, aber Sie kennen es doch, wissen zumindest, was gemeint ist: Ein Zeichen hat zwei Seiten.
Seite 1: die äußere Form, Bezeichnung
Seite 2: Bedeutung, Bezug, informativer Inhalt
Nun führen Sie hier allerlei Neues ins Feld, um daraus "Mystifikationen" für die ganze Theorie abzuleiten. Unter dem Bezug verstehen Sie nicht die Bedeutung, sondern den realen Gegenstand. Was hat der mit dem Zeichen zu tun? Das Wort Mammut ist auch ein Zeichen ohne realen Bezug. Das neue Zeichen Ruv definiere ich mal als rundes Viereck, also als eine abgeschlossene Fläche mit 4 geraden Seiten und einem kreisrunden Umfang.
Sie sagen, Mammuts und Ruvs gibt es nicht? Richtig, nicht in der Wirklichkeit (materielle Existenz) und auch nicht in einer "psychologischen Wirklichkeit", denn letzteres ist, wie Sie ja auch meinen, ein Widerspruch in sich. Aber es gibt das Ruv jetzt als Zeichen, hier steht es ja, Sie sehen es, es hat zwei Seiten: die Bezeichnung Ruv und die o.g. Bedeutung. Was für ein "es gibt" ist das, was für eine Art von Existenz? Zeichen existieren als Information, also was ich formale Existenz nenne. (Beide Seiten sind Information.)
Einhörner existieren auch nicht real, aber Märchen über Einhörner existieren real (formal, als Form bzw. Information, niedergeschrieben, aufgemalt, weitererzählt, ...).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2023 um 04.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52218
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Was wird aus Referenz in einem behavioristischen Modell? Die besondere Steuerung durch Gegenstände, oft durch deiktische Mittel (Hinweisgesten) hergestellt, aber es gibt immer noch andere Kontingenzen, die einen Gegenstandt sogar vollständig ersetzen können. Vgl. Skinner über die Erwähnung abwesender Orangen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1587). Das „runde Viereck“ ist ein Pseudogegenstand, die Rede darüber wird durch andere Kontingenzen gesteuert. Die Erwähnung von Elefanten kann durch Elefanten mitgesteuert werden, es reicht aber auch aus, daß (intraverbal) schon von ihnen die Rede war, ein Bild gesehen wurde usw.; die Erwähnung von Einhörnern oder runden Vierecken kann nicht durch entsprechende Gegenstände, die es aus verschiedenen Gründen nicht gibt, gesteuert werden, aber das ist auch gar nicht nötig. Existenz im Sinne der Allgemeinsprache ist auch in der Mathematik nicht nötig: Zehn Einhörner sind mehr als sieben Einhörner, weil zehn eine größere Zahl ist als sieben. Mathematisch und logisch ist kein Unterschied zwischen Einhörnern und Elefanten, zwischen Olaf Scholz und Rotkäppchen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2023 um 03.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52216
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Als Mensch in europäischer Tradition ahne ich, was Sie meinen, als Naturalist verstehe ich kein Wort.
Die Definition von Bedeutung als Bezugsgegenstand hat übrigens schon früh den Einwand hervorgerufen: Wenn der Elefant ausstirbt, stirbt nicht die Bedeutung von Elefant. Manche unterscheiden darum zwischen Bedeutung und Bezeichnung (Referenz). Das führt dann zu weiteren Mystifikationen: Ideenlehre, Universalienstreit, die ganze gute alte Philosophie eben. Das wird mir immer fremder.
Was Ideen oder Vorstellungen sind, darf ich auch nicht wissen, brauche es aber auch nicht.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.11.2023 um 13.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52215
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zum ersten Zitat:
Wir nehmen sehr wohl die physische Welt mit den Sinnen wahr, aber unsere Ideen nehmen wir nicht wahr. Es sind Vorstellungen, keine Wahrnehmungen! Sie existieren also nicht real.
Ferbers semantische Existenz deckt sich ziemlich gut mit dem, was ich logische Existenz genannt habe. Es bedeutet im Grunde keine (reale) Existenz, sondern logische Widerspruchsfreiheit.
Wie er solche Dinge wie z. B. den Äquator einordnet, weiß ich nicht, ich nehme an, zur semantischen Existenz. Damit würde er aber nicht beachten, daß diese Konstruktionen im Gegensatz zu rein logischen Objekten einen konkreten Ort in der räumlich-zeitlichen Welt haben, daß sie also durchaus real sind. Ich bin mir nicht sicher, wie man diese Art Existenz nennen könnte, vielleicht formale Existenz?
Mit der notwendigen Dreiteilung der Existenz je nach dem Kontext gebe ich ihm recht, nur anstelle der real psychischen würde ich diese real formale Existenz setzen. Wäre das immer noch sprachverführt?
zu
"ein Zeichen deshalb Bedeutung hat, weil es sich auf etwas bezieht, und dieses Beziehen wird als reale Verbindung aufgefaßt":
Das sind schon drei Dinge: ein Zeichen, seine Bedeutung und sein Bezug. Oder sogar vier, das Beziehen (die Verbindung zwischen Zeichen und Bezug) kommt auch noch hinzu.
Meiner Ansicht nach ist das, worauf sich ein Zeichen bezieht, schon seine Bedeutung (oder auch die Information, die es trägt).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2023 um 05.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#52211
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Die reale Existenz ist entweder als physische durch Sinneserfahrungen belegbar oder als psychische Existenz uns durch innere, psychische Wahrnehmung gegeben. Diese ist jeweils nur in unserem Bewusstsein, nicht in der Außenwelt, und dennoch insofern realer als die physische, als wir sie unmittelbar, untrüglich wahrnehmen und somit weniger bezweifeln können als jene.(Wikipedia „Existenz“, nach Rafael Ferber oder von diesem selbst verfaßt)
Und zu Ferber:
Der Begriff der semantischen Existenz ermöglicht, das Problem fiktiver Dinge wie auch des Nichts anzugehen. Fiktive Dinge – vorausgesetzt sie sind logisch möglich – können, obwohl es sie nicht gibt, semantisch existieren, insofern wir von ihnen logisch widerspruchsfrei sprechen können. Ebenso gibt es „das Nichts“ wenngleich nicht realiter, so doch semantisch. Diese Gegenstände existieren nicht in der Außenwelt, aber doch als „Sinn des Ausdrucks“. Damit ist der Sinn von Namen für fiktive Dinge vergegenständlicht. „Der Unterschied zwischen realen und fiktiven Gegenständen besteht so wesentlich darin, dass der Kontext, in dem sie existieren, anders ist.“ Doch sei auch die reale Welt kontextabhängig, nämlich „vom Kontext der artspezifischen menschlichen Erfahrung.“ Ferber unterscheidet damit drei Welten: die reale physische, die reale psychische und die semantische Welt.
Das ist die naive sprachverführte Ansicht. Die vermeintliche Evidenz der Innenwelt wird für sicherer gehalten als die äußere, von der wir uns erst durch Schlüsse überzeugen müssen, das Eigenseelische für realer als das Fremdseeelische. Aber unser Maßstab für Existenz ist aus der greifbaren Welt der Gegenstände, der „Wirkwelt“, genommen, nicht umgekehrt.
Vorausgesetzt ist die naive Zeichenauffassung, der zufolge ein Zeichen deshalb Bedeutung hat, weil es sich auf etwas bezieht, und dieses Beziehen wird als reale Verbindung aufgefaßt. Von Platon bis Meinong und, wie man sieht, einigen Heutigen hat sich nichts geändert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2023 um 13.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51897
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Das Salz bitte! ist nach Ansicht der Philosophen "ein "Zeichen dafür, daß (der Sprecher das Ziel hat, daß ein Hörer Grund hat zu glauben, (daß der Sprecher das Ziel hat, (daß der Adressat das Salz reicht)))".
Es gibt keinen Grund, auf den Apportierbefehl an einen Hund nicht die gleiche scharfsinnige Analyse anzuwenden. In der Hundeschule hat man freilich keine Zeit, Philosophen wie D. Armstrong zu lesen. Auch die Taube in der Skinner-Box läßt sich ohne das trainieren.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.09.2023 um 09.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51758
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Ja, ich hatte auch überlegt, ob ich es besser so beschreiben sollte. Andererseits finde ich, daß der Grundgedanke mit dem Wort Empfindung und weiter über Gefühle, Stimmung, Denken auch schon wieder unscharf wird und verschwimmt. Ich denke, das erste Aufkeimen eines Fünkchens Bewußtsein, sowohl bei der Entstehung eines neuen Lebewesens als auch bei den ersten Lebensformen überhaupt, geht ganz banal über einen mehr oder weniger starken Schmerz.
Schmerz ist die einfachste, die allgemeinste, die anschaulichste, die Grundempfindung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2023 um 03.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51757
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"Faßt man den Begriff Schmerz also allgemeiner (einschl. angenehmer Empfindungen)..."
Sollte man dann nicht gleich "Empfindung" sagen statt "Schmerz"? Dann wäre man bei "Bewußtsein ist Empfindung" und könnte die These besser einordnen.
Ich selbst gebrauche selbstverständlich den Alltagsbegriff "Bewußtsein", halte ihn aber nicht für wissenschaftsfähig unnd versuche daher auch nicht, Bewußtsein zu erklären (sondern nur die Rede von Bewußtsein, im Rahmen des "intentionalen Idioms").
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.09.2023 um 23.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51756
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Jeder weiß, wie es ist, er selbst zu sein, aber Vergleiche mit anderen Ichs oder objektive Beschreibungen der eigenen Sinneswahrnehmungen und Gefühle sind unmöglich.
Zwei Personen, die beide ein Licht der gleichen Frequenz wahrnehmen, sagen wohl beide, es sei rot, aber jeder meint damit seine eigene Empfindung, die er nur mit anderen eigenen Emfindungen vergleichen kann. Es gibt keine Möglichkeit, Sinneswahrnehmungen, Empfindungen, Gefühle zweier Lebewesen untereinander oder vermittels eines Dritten zu vergleichen, sozusagen festzustellen, ob beide mit rot tatsächlich die "gleiche" subjektive Wahrnehmung verbinden.
Die Frage, ob es sich irgendwie anfühlt, ein X zu sein, und wenn ja, wie es sich anfühlt, wie auch z. B. die Erfindung der Qualia, sind m. E. untaugliche Versuche, das Bewußtsein nach Qualität oder Quantität zu spezifizieren.
Ich glaube, Bewußtsein entsteht aus der Gesamtheit der Sinneswahrnehmungen eines Organismus. Die einfachste und ursprünglichste Form von Bewußtsein ist Schmerz. Unbewußten Schmerz gibt es nicht, es wäre kein Schmerz, ein innerer Widerspruch. Später kamen stammesgeschichtlich andere Sinneswahrnehmungen dazu. Faßt man den Begriff Schmerz also allgemeiner (einschl. angenehmer Empfindungen), kann man verkürzend, aber m. E. sehr anschaulich sagen, Bewußtsein und Schmerz sind im Grunde identisch.
Der sog. "freie Willen", also die scheinbsr unmögliche Beeinflussung materieller Vorgänge durch das Bewußtsein, kann auch nur über das Schmerzprinzip funktionieren. Dabei agiert der materielle Körper jeweils so, daß Schmerzen (unangenehme Gefühle) vermieden und angenehme Gefühle begünstigt werden. Je höher ein Organismus entwickelt ist, umso perfekter funktioniert sein Bewußtsein bzw. die Durchsetzung seines Willens.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2023 um 06.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51753
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Wie ist es, eine Fledermaus zu sein? (Nagel) Aber so weit muß man nicht gehen. Wie ist es denn, ein Mensch zu sein? Darauf zu antworten ist nicht leichter. Sinnlos sind beide Fragen. Nur Philosophen starren gebannt darauf wie das Kaninchen (angeblich) auf die Schlange.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2023 um 04.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51634
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Jemand schenkt mir etwas, was er selbst schätzt, ich aber nicht. Ich tue so, als freute ich mich, und irgendwann entsorge ich es. Hätte ich dem Menschen, um meine und seine Menschwürde zu wahren, reinen Wein einschenken sollen? Niemals „aus Menschliebe zu lügen“, diese Kantsche Forderung würde jede Gesellschaft in wenigen Stunden zerstören. Der moralische Rigorist wird sagen: „Um so schlimmer für die Gesellschaft!“ Er verlangt ja auch, daß, wenn morgen die Welt unterginge, heute noch der letzte Verbrecher hingerichtet werden müsse, damit der Gerechtigkeit Gerechtigkeit widerfahre.
Aber wie steht es mit der Begründung dieser These? Kant operiert mit Begriffen wie „Pflicht“ (wobei er bekanntlich ins Schwärmen gerät), „Würde“ usw., alles irgendwie vom Himmel gefallen. Das hat jugendlichen Schwung, aber weise ist es nicht.
Sokrates wollte anscheinend auch schon, daß unser Tun logisch widerspruchsfrei sei, und Platon hat in mehreren Anläufen versucht, daraus eine neue Gesellschaft zu entwickeln. Am Ende blieb, wenn wir den Auslegern der „ungeschriebenen Lehre“ glauben, ein unverständliches Gerede vom „Einen“ und „Guten“ übrig, mit dem wir so wenig anfangen können wie mit Kants Letztbegründung (oder Rawls). Der Rest ist Schwärmerei (Neuplatonismus) bzw. Gleichgültigkeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2023 um 04.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51609
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Peter Hacker hat oft gesagt, daß die Philosophie sich mit der Klärung der Begriffe beschäftige, nicht mit der Entdeckung von Wahrheiten über die Welt. Aber warum überläßt man die begriffliche Klärung nicht der Sprachwissenschaft? Die Beispiele von Bennett/Hacker legen diese Frage nahe:
„For example, the meticulous examination of the grammar of problematic expressions, of the rules for the use of the words in question; the investigation of the logical implications of the use of such an expression in certain sentences, its entailments, compatibilities and incompatibilities; the scrutiny of the presuppositions of the use of the problematic expression, of the behavioural contexts in which its use may be embedded from occasion to occasion; the examination of its semantic field - that is, its relations to other expressions in the same domain; the clarification of the ways in which we can confirm or verify the application of the expression; and so on and so forth.“ (Max Bennett/Peter Hacker: Philosophical foundations of neuroscience. 2. Aufl. Oxford 2021:499)
Das sind ganz oder teilweise Fragen, die der Sprachwissenschaftler seiner eigenen Domäne zurechnet. Zum Beispiel leistet die distinktive Synonymik einen Beitrag zur Klärung, wie ihn auch der Philosoph für sich beansprucht. Da Bennett und Hacker nicht den behavioristischen Standpunkt des Beobachters einnehmen, sondern sich innerhalb des intentionalen, folkpsychologischen Idioms (mit „Begriffen“, „Gedanken“ usw.) um Klärung bemühen, sind sie auf die Vorgaben des Sprachgebrauchs angewiesen. Zum Beispiel stellen sie fest, daß man sagen kann "Die Münze ist im Schrank", wenn die Münze in der Jackentasche und die Jacke im Schrank ist; daß diese Transitivität aber Grenzen hat: Wenn ein Loch in der Jacke und die Jacke im Schrank ist, kann man nicht sagen "Das Loch ist im Schrank". Das sind Beobachtungen, die durchaus innerhalb der Sprachwissenschaft gemacht und erklärt werden.
(Übrigens ist die sachliche Richtigkeit fraglich. Der Fall ist zwar etwas entlegen, aber in einer Diskussion über Löcher könnte durchaus jemand sagen: „Warte mal, so ein Loch habe ich im Schrank“ und dann die Jacke hervorholen. Bekannter ist die oft – innerhalb der Sprachwissenschaft! – behandelte Frage, warum man normalerweise nicht sagt: „Er hat kaum noch Zähne im Kopf“ oder „Ihm fehlt ein Finger am rechten Arm“. Ich habe schon den Fall besprochen, daß ich nur in ganz speziellen Zusammenhängen sagen kann "Ich habe drei Kinder", wenn ich in Wirklichkeit fünf habe. Man könnte dazu Gricesche Maximen bemühen.)
Kennt jemand zwei Philosophen, die nicht aneinander vorbeireden? Searle, Dennett, Hacker tun es seit vielen Jahren, und keiner weicht auch nur einen Millimeter von seinen Überzeugungen ab. Auch das, also eine Korrektur als Ergebnis von Diskussionen, kommt praktisch nicht vor. Ist das ein Einwand gegen die Philosophie (wie man seit der Antike meint)? Ich denke schon.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2023 um 04.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51600
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„The language of thought hypothesis (LOTH) is the hypothesis that mental representation has a linguistic structure, or in other words, that thought takes place within a mental language.“
(Matthew Katz https://iep.utm.edu/lot-hypo/)
Dieses „in other words“ ist gerade wegen seiner Beiläufigkeit interessant, weil es die gelehrte Formulierung „mental repräsentation“ entblättert: Es handelt sich um das gute alte Denken. Das ist nun ein traditioneller Begriff, kein theoretisch gefordertes Konstrukt (wie „Synapse“ oder dgl.). Die kognitive Psychologie knüpft an die alte Geistmetaphysik an, feiert daher die „Wiederentdeckung des Geistes“ und die Rückkehr des intentionalen Idioms in Philosophie und Psychologie. Die Sprache des Geistes ist denn auch eine vor allem durch die mittelalterliche Scholastik ausgearbeitete Idee. Die neue sprachliche Einkleidung verdeckt diesen Ursprung und Hintergrund, aber die Probleme bleiben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2023 um 17.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51578
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Lieber Herr Riemer, ich habe Ihren wichtigen Einwurf nicht übersehen und bitte nur noch um etwas Geduld.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.08.2023 um 19.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51577
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Sie nennen es ein sprachliches Konstrukt, dem keine materielle Existenz zukommt, weder in bezug auf den stofflichen Inhalt noch auf die äußere Form, also eine reine Idee.
Wenn jemand glaubt, etwas zu besitzen, was es in Wirklichkeit nicht gibt, ist das keine Einbildung? Idee, Konstrukt, Einbildung sind m. E. ziemlich synonym.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2023 um 16.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51571
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Nicht Einbildung, das habe ich schon oft zu erklären versucht. Aber ich müßte sehr weit ausholen (und mich wiederholen), um all die Mißverständnisse aufzuklären. Ich weiß, daß mein Standpunkt nicht jedermann einleuchtet. Vielleicht kann ich es mal ganz anders versuchen, aber im Augenblick habe ich keine Zeit.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.08.2023 um 14.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51569
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Den Ausdruck "allgemeine Eigenschaft" verstehe ich hier zunächst subjektiv, also ich kann nicht nur eine ganz spezielle Sache tun, sondern vieles, d.h. ich kann (allgemein) handeln (incl. denken). Durch den Analogieschluß wird es erst ganz allgemein.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.08.2023 um 14.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51568
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Der Philosoph formuliert es ja selbst, die Logik beruht auf Analogie, ausführlich dargestellt:
1. Ich sehe, daß ich einer von vielen äußerlich und im Verhalten mir gleichen Menschen bin. Wenn ich also eine gewisse allgemeine Eigenschaft habe, dann haben meine Mitmenschen diese Eigenschaft auch. (Grundannahme, Analogieprinzip)
2. Ich habe eine Innerlichkeit, die ich zweifelsfrei spüre, die mir allein gehört, auf die niemand außer ich selbst Zugriff hat.
3. Aus 1. und 2. folgt, daß meine Mitmenschen die gleiche private Innerlichkeit spüren, d.h. haben.
Sie sagen nun, diese Innerlichkeit wäre nur eine Redeweise, Ausdrucksweise, also im Grunde nur eingebildet, gar nicht vorhanden? Aber die Einbildung ist ja die Innerlichkeit. Etwas anderes ist damit gar nicht gemeint. Wir nehmen die Umwelt und mit ihr uns selbst bewußt wahr. Der Mensch handelt nicht instinktiv, sondern bewußt. Er weiß, was er tut.
Als philosophische Künstelei empfinde ich eher den Versuch, alles ohne ein Bewußtsein erklären zu wollen. Was würde den Menschen von einem modernen (lernfähigen) Automaten unterscheiden, wenn er kein Bewußtsein hätte?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2023 um 12.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51567
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Erstens: Wie würden Sie den "Schluß" des Philosophen Gerhard Frey denn formulieren, so daß es ein richtige logischer Schluß wird?
Zweitens: Das ist gar nicht der Punkt, sondern ich stelle dagegen: Die ganze (übrigens kulturspezifische) Redeweise von Innerlichkeit, Introspektion usw. ist gemeinschaftlich erarbeitet. Ich lerne von anderen, daß man sich so ausdrückt. Dann kann ich nicht hinterher bezweifeln, daß du, von dem ich es gelernt habe, auch einen Geist hast usw. Solche Zweifel sind philosophische Künsteleien, an die die Philosophen selbst nicht glauben. Descartes hat natürlich keinen Augenblick bezweifelt, daß er existiert, Augustinus auch nicht. Je "privater" (im philosophisch übertriebenen Sinn), desto öffentlicher, gemeinschaftlicher, konventioneller.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.08.2023 um 11.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51566
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"Es erlebt, erfährt, lernt ..." usw. bis zum Ende Ihres Absatzes, alles richtig und klar.
Aber warum sollte das Kind oder der Erwachsene nicht ab irgendeinem Punkt seiner Entwicklung außerdem auch einen Analogieschluß auf andere machen?
Natürlich "nicht zuerst sich selbst und dann andere", das wird ja im ersten Satz nicht behauptet, sondern irgendwann dazwischen, in seiner Entwicklung, erkennt es u. a. seine eigene Subjektivität und schließt analog auch auf die der anderen. Ich finde im von Ihnen anfangs zitierten Satz nichts Falsches.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2023 um 07.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51564
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„Schon der Schluß auf das Bewußtsein eines Mitmenschen, daß ihm genauso wie mir eine Innerlichkeit zukommt, beruht bloß auf Analogie.“
Dieser Satz – der Verfasser braucht nicht zu interessieren, es gibt zahllose Variationen – drückt aus, was vom Philosophieprofessor bis zum letzten Zeitungsleser fast alle plausibel finden, auch wenn die meisten bisher nicht darüber nachgedacht haben. Nach Tomasello entdeckt der Säugling diese fundamentale Wahrheit im achten oder neunten Monat: Der Partner hat auch ein Bewußtsein, eine private Innenwelt, mentale Prozesse genau wie ich... Es ist der größtmögliche Unsinn. Ihn aufzulösen (widerlegen kann man ihn nicht, wie jeden Appell an die Geschäftsordnung der Sprache) ist nach hundert Jahren sprachanalytischer Philosophie immer noch notwendig.
Das Kind erlebt nicht zuerst sich selbst und dann andere. Es erlebt, erfährt, lernt vielmehr, daß und wie man etwas erreicht, indem man anderen Zeichen gibt. Bald lernt es Verstellungsspiele, Verstecken und Wiedererscheinen („guckguck“), Aussprechen und Fürsichbehalten – alles im Wechsel und mit verteilten Rollen. Es lernt, was WIR alles können. Das alles viele Jahre vor jeder philosophischen Klügelei.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2023 um 04.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51378
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Bevor ich darüber nachdenke, ob die Welt, die ich für wirklich halte, existiert, muß ich einen Begriff und Maßstab von Wirklichkeit haben. Dieser bildet sich unvermeidlicherweise an den greifbaren Dingen sowie an den Gesprächspartnern. Es ist nicht wahr, daß primär meine Erlebniswelt gegeben ist, die sogenannten Phänomene, und die „Außenwelt“ daraus nur erschlossen wird. Das „Schauen“ der Phänomene ist eine irregeleitete Konstruktion der Philosophen, ebenso das durch Räsonieren gewonnene Ich des Descartes. Primär gegeben sind der ertastete Gegenstand, nicht das Erlebnis des Ertastens, sowie der Partner, mit dem ich darüber spreche. (Ich habe mich schon über den Solipsisten lustig gemacht, der seine Lehre an Leser verkauft, deren Existenz er zu bezweifeln vorgibt. Husserl war auch einer.)
Anders gesagt: Wenn ich den Begriff der Wirklichkeit so radikalisiere, daß der für jeden Menschen zwingende Ausgangspunkt, die wahrnehmbare Welt, nicht mehr darunter fällt, bin ich nicht besonders konsequent, sondern rede Unsinn.
(Anläßlich von Chalmers notiert)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2023 um 20.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51360
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"Mein Wissen, daß ich Schmerzen habe, hat eine andersartige Grundlage als mein Wissen, daß Sie Schmerzen haben." (John R. Searle: Die Wiederentdeckung des Geistes. München 1993:137)
Man sagt aus gutem Grund nicht, daß man weiß, daß man Schmerzen hat. Man hat sie eben oder hat sie nicht. Nur Philosophen können die Sprache so vergewaltigen und damit durchkommen. Es bleibt aber dabei, daß nur Scheinprobleme herauskommen und natürlich ihre Scheinlösungen finden. Das genannte Buch ist besonders schlimm und war eine große Enttäuschung für Kollegen, die Professor Searle mal ernst genommen hatten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2023 um 05.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51347
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Zum vorigen: "wissen" ist ein faktives Verb. Das ist nicht gerade neu.
Der Sprecher gibt damit zu verstehen, daß die Meinung oder Überzeugung des im Subjekt Genannten richtig ist. Es handelt sich also um einen autoklitischen (impliziten) Kommentar. Kritik kann nur metasprachlich geübt werden, als Kritik am Sprachgebrauch: "Er weiß es nicht, er glaubt es nur." Hier betont man die Verbformen, was eben als Kritik an der Wortwahl verstanden wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2023 um 04.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51345
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Goldmans wesentlicher Beitrag zur Philosophie wird bei Wikipedia zusammengefaßt:
„Ist die Meinung, dass auf der Wiese eine Kuh steht, durch die Wahrnehmung einer Kuh auf der Wiese bei guten Sichtbedingungen verursacht, so kann man von Wissen sprechen. Ist sie hingegen von einem Pferd oder von einer kaum sichtbaren Kuh am Horizont verursacht, so ist der Begriff des Wissens unpassend.“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2023 um 04.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51344
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Let us assume that a competent speaker/hearer associates a distinctive semantical representation with each mentalistic word, whatever form or structure this representation might take. This (possibly complex) representation, which is stored in long term memory, somehow bears the ‘meaning’ or other semantical properties associated with the word. (Alvin I. Goldman: „The Psychology of Folk Psychology“. Behavioral and brain sciences 16, 1993:15-28 (meine Hervorhebung)
„Somehow“ und Anführungszeichen machen die Aussage so vage, daß man nicht weiß, was eigentlich behauptet wird. „Assoziieren“ war eigentlich auch verpönt, wird aber nun ganz unbefangen wiederbelebt. Was sind „semantical properties“? „Mentalistic word“ kann sich nur auf eine Gedankensprache beziehen, und die Konsequenzen einer solchen metaphysischen Annahme sind unausdenkbar. Das "Speichern" vertritt den volkstümlichen Begriff der Erinnerung, aber niemand kann sagen, wie und wo es stattfindet. Das soll der Stand der Forschung sein? (Der Verfasser ist nicht irgendwer.) Ich sehe nur eine pseudowissenschaftlich breitgetretene folk psychology.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2023 um 05.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51343
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„Man hat davon auszugehen, daß die Gehalte propositionaler Einstellungen in irgendeiner Weise im kognitiven System einer Person dargestellt sind. Kognitive Systeme enthalten demnach mentale Repräsentationen, die mögliche Sachverhalte oder Situationen darstellen und Präferenzordnungen zwischen diesen Sachverhalten herstellen. Wenn A glaubt, daß a, dann ist a in der kognitiven Struktur des A dargestellt.“ (Martin Carrier/Jürgen Mittelstraß: Geist, Gehirn, Verhalten. Das Leib-Seele-Problem und die Philosophie der Psychologie. Berlin, New York 1989:207, nach Fodor, bei dem die Repräsentation in einer „inneren Sprache“ stattfindet.)
Das ist hilfloses Gestammel, das der Alltagspsychologie gerecht werden möchte, sie aber unter einem gelehrt klingenden Wortschwall verbirgt. Verräterisch ist „in irgendeiner Weise“. Und „kognitive Struktur“ von was? (Das Problem der „unbenannten Größen“...) Und was heißt „dargestellt“? Etwa „in einer Sprache des Geistes formuliert“?
Solche Bücher habe ich seinerzeit wirklich gelesen und exzerpiert. Heute genügt mir ein kurzer Blick, und ab in die Tonne!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2023 um 04.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51275
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Ceteris paribus – das ist das Problem. Kann es eine Welt geben, in der die Insekten vier Beine haben und alles andere gleich ist wie jetzt? Wir wissen, wie die Vermehrung oder Verminderung der Beine abläuft, und es kommt tatsächlich vor, ohne daß sich etwas anderes ändert. Dagegen ist ein Elefant von 20 m Schulterhöhe nicht möglich und sollte auch nicht vorstellbar sein – wie ein Perpetuum mobile, das man ja auch simulieren, aber nicht realistisch deuten kann, wenn man die vollständige Übersicht hat.
Wenn wir Planeten entdecken sollten, die trotz verschiedener Entfernung vom Zentralgestirn mit gleicher Umlauf- oder Winkelgeschwindigkeit darum kreisen, müßten wir annehmen, daß sie entweder ständig beschleunigt werden oder fest miteinander verbunden sind wie auf den Speichen eines Rades.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2023 um 05.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51274
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Die Literatur zu „Gedankenexperiment“ ist uferlos wie bei allen philosophischen Themen und kommt zu keinem unumstrittenen Ergebnis (wie bei allen philosophischen Themen). Ich habe es gern so platt wie möglich, dann verstehe ich es wenigstens. Ich verheddere mich nicht gern in gelehrten Worten.
Angenommen, alle Planeten seien gleich weit von der Sonne entfernt und kreisten mit verschiedenen Geschwindigkeiten um sie. Das würde gegen die Keplerschen Gesetze verstoßen, die aber empirisch sind. Logisch oder mathematisch scheint nichts dagegen zu sprechen, daß zwei Körper in gleicher Entfernung verschieden schnell um einen dritten kreisen. Man kann das auch simulieren, es sieht nicht unmöglich aus (also nicht so wie eine Zeichnung unmöglicher Körper von Escher). Aber wenn es so wäre, dann wäre ALLES anders, und es könnte sein, daß auch dieses Gedankenexperiment unmöglich wäre und daß es keine Menschen gäbe, die es anstellen könnten. Das können wir nicht wissen. Kurz: Es gibt keine „möglichen Welten“, sondern nur die eine, und auf diese bezieht sich „es gibt“.
In der Mathematik kannte schon die Antike den indirekten Beweis: Man zeigt, daß das kontradiktorische Gegenteil einer Hypothese widersprüchlich ist. Das kann man GEDANKEN-Experiment nennen, weil es (wie von Mach gefordert) keine weiteren Erfahrungen heranzieht. Platon hat es in seine Dialektik übernommen und auch darüber nachgedacht. Aber ein EXPERIMENT ist es nicht. In empirischen Fragen kommt man aber mit Gedankenspielen nicht weiter, s. o. zu den Planeten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.06.2023 um 00.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51253
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Es geht ja nicht nur um Mathematiker und Zahlen. Ich habe beispielhaft von Zahlen und Abstrakta geschrieben, aber auch Universalien gehören meiner Ansicht nach dazu.
"Löwen, Einhörner, Nachtgespenster, Gesetze, Normen, Zahlen", das sind alles Dinge, die nicht körperlich existieren, sondern nur logisch!
Es gibt physisch nicht den "Löwen", sondern "Löwe" ist eine Idee. Physisch gibt es den Löwen Simba im Pariser Zoo (ich nenne ihn mal so). Es gibt physisch nicht den "Kirschbaum", aber es gibt physisch z.B. den Kirschbaum in meinem Garten. Es gibt physisch nicht das "Haus", aber es gibt physisch das Berliner Rote Rathaus.
Umgangssprachlich unterscheiden wir leider nicht zwischen (physischer) Existenz und (logischer) "Existenz", was die Ursache vieler Irrtümer ist.
Ich glaube nicht, daß irgendein Mathematiker behaupten würde, mathematischen Objekten käme eine physische Existenz zu. Aber ich finde, Sie haben schon recht, Mathematiker meinen mitunter, mathematische Objekte (wie auch Universalien) "existierten" als geistige oder ideelle Objekte.
Ich bin jedoch zu der Ansicht gelangt, daß es keinen Sinn ergibt, von geistigen, ideellen, nichtmateriellen Objekten bzw. von deren "Existenz" auf die gleiche Art zu sprechen wie von physischen Objekten. Es gibt nichts außer Materie und ihren Formen. Sehen Sie, was ein Mathematiker tut: Axiom oder Definition - Behauptung - Beweis. Nichts anderes! Mathematiker tun nichts anderes als ständig nachzuweisen, daß ihr ganzes System in sich widerspruchsfrei ist. Sie sagen, eine Zahl oder irgendein anderes Objekt "existiert", und meinen damit, daß es sich widerspruchsfrei in ihr System einfügt.
Bei Universalien ist es genauso. Ein "Kirschbaum" ist die Idee von einer Pflanze mit Holzstamm sowie einer Krone aus Zweigen und Blättern, an der Kirschen wachsen. Wenn wir nun in der Welt physisch existierende Dinge finden, die alle diese Eigenschaften haben, wenn die Idee also nicht im Widerspruch zur Wirklichkeit steht, dann sagen wir, Kirschbäume existieren oder es gibt sie.
Ich weiß nicht, ob es Mathematiker oder Philosophen gibt, die meine Ansicht teilen, d. h. daß die "Existenz" von Universalien und mathematischen Objekten einfach gleichbedeutend mit logischer Widerspruchsfreiheit ist. Ich habe das nirgends abgeschrieben, aber das ist jedenfalls meine Überzeugung, sozusagen als philosophischer Laie und Hobbyphilosoph.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2023 um 18.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51251
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Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo’s eitel gute Kinder hat.
(Theodor Storm...)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.06.2023 um 18.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51250
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Schweizer Hochdeutsch: "Es hat ..."
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2023 um 16.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51249
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Sprachen werden aber nicht vom Mathematikern geschaffen, und warum sollten gewöhnliche Menschen nicht genau dasselbe meinen, wenn sie sagen: Es gibt Löwen, Einhörner, Nachtgespenster, Gesetze, Normen, Zahlen...?
(Meinen alle Mathematiker, daß mathematische Existenz logische Widerspruchsfreiheit bedeutet? Ich glaube es anders gelesen zu haben.)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.06.2023 um 14.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51248
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Man meint doch etwas völlig anderes, wenn man sagt, ein bestimmter Gegenstand existiert, d.h. er ist körperlich in der Welt vorhanden, oder wenn man sagt, eine Zahl existiert, die man ja nirgendwo in der Welt als körperlichen Gegenstand finden kann.
Ich könnte mir vorstellen, daß eine Sprachgruppe für das körperliche es gibt und das logische es "gibt" verschiedene Wörter hat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2023 um 14.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51247
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Ihre Beispiele für ideelle Existenz überraschen mich. Welche Sprachgemeinschaft sollte auf die Idee gekommen sein, den mathematischen Begriff von Existenz eigens zu kennzeichnen?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.06.2023 um 13.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51246
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Letzlich lösen sich all diese Parodien, Paradoxien, Wortspiele oder Irrtümer immer wieder in den zwei verschiedenen Arten von es gibt (there is) bzw. von existieren auf:
(1) materielle Existenz (z. B. der Planet Erde)
(2) ideelle "Existenz" = logische Widerspruchsfreiheit (z. B. Abstrakta, Zahlen)
Gibt es tatsächlich keine Sprache, die in diesem Sinne zwei verschiedene Verben für es gibt hat?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2023 um 11.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51245
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Hübsche Meinong-Parodie!
(Zur Erinnerung: "Es gibt Gegenstände, von denen gilt, daß es dergleichen Gegenstände nicht gibt.")
Wirklich witzig auch Gorgias:
1. Es gibt nichts.
2. Wenn es etwas gäbe, wäre es nicht erkennbar.
3. Wenn es erkennbar wäre, könnte man die Erkenntnis nicht aussprechen.
Leider wissen wir nicht genau, wie er die drei Thesen bewiesen hat.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.06.2023 um 10.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51244
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Warum eigentlich sollte es keine mentalen Objekte geben?
Mentale Objekte sind nichts.
Warum sollte es nicht nichts geben?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2023 um 06.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51243
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“We talk as if there were mental objects: ‘There is a pain in my foot.’” (Frank Jackson: The existence of mental objects. In David M. Rosenthal, Hg.: The nature of mind. New York, Oxford 1991:385-391, S. 385)
Während für Jackson (kein Geringer unter den Gegenwartsphilosophen) und auch für deutschsprachige Philosophen wie Peter Bieri Schmerz etwas Mentales ist (aber wie kann er dann "im Fuß" sein?), fragt der ebenso bekannte Colin McGinn, warum wir „in der Alltagssprache von Schmerz eher als von einem körperlichen denn als einem mentalen Zustand sprechen“ („Bewußtsein und Raum“. In: Thomas Metzinger, Hg.: Bewußtsein. Beiträge aus der Gegenwartsphilosophie. 2. Aufl. Paderborn 1996:183-200. S. 187). Diese Belege einer tiefgreifenden Unsicherheit schon über die Bedeutung der verwendeten Begriffe lassen sich vermehren.
Jackson ist besonders für sein Gedankenexperiment "Mary" berühmt, das ich hier nicht referieren will, weil es mir wie alle Gedankenexperimente nie eingeleuchtet hat. Anscheinend ist er inzwischen selbst davon abgerückt, was mich aber ebenso wenig interessiert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2023 um 11.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51156
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„...die verblüffende Leichtigkeit, mit der Kinder in einem relativ kurzen Zeitraum ein so komplexes Strukturgebilde [?] wie eine natürliche Sprache erwerben...“ (Sascha Felix: Psycholinguistische Aspekte des Zweitsprachenerwerbs. Tübingen 1982:287)
„Das Sprachangebot ist unvollständig und uneinheitlich, es liefert für wesentliche Kenntnisstrukturen [?] keine direkte Evidenz.“ (Manfred Bierwisch in Peter Suchsland, Hg.: Biologische und soziale Grundlagen der Sprache. Tübingen 1992:11)
„Die Verwendung von Sprache in der Kommunikation erfordert sowohl auf der Seite des Sprechers als auch auf der Seite des Hörers die Zuordnung einer Menge von Ausdrucksstrukturen [?] zu einer Menge von Inhalts- oder Bedeutungsstrukturen [?].“ (Thomas Kotschi: Probleme der Beschreibung lexikalischer Strukturen. Tübingen 1974:1)
Man versteckt seine Unwissenheit hinter Fremdwörtern. „Struktur“ ist nie verkehrt – weil es nichts mehr bedeutet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2023 um 11.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51132
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Ein solides Fundament ist die beste Basis alles Wissens. (Verlagsanzeige)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2023 um 06.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51081
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Wenn es möglich ist, namhaften Vertretern einer Wissenschaft, z. B. den Herausgebern einer führenden Zeitschrift, einen Unsinnstext unterzujubeln, ohne daß sie es merken, dann ist das ein sehr schwerer Einwand, um nicht zu sagen der schwerste überhaupt, gegen ihr Fach.
Die psychologischen Studien, über die in den Zeitungen fast täglich berichtet wird, sind allesamt irgendwie richtig und auch wieder nicht. Das liegt an ihrer Nähe zur mentalistischen Wald-und-Wiesen-Psychologie (folk psychology). An der Finanzkrise ist die Gier schuld, nicht wahr? Das ist unbestreitbar richtig und unbestreitbar tautologischer Unsinn. Daran ändern auch Hirnscans nichts.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2023 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#51080
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Maarten Boudry (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1512#46243) hat den Theologen vor Jahren einen ähnlichen Streich gespielt wie Sokal den Soziologen und überhaupt den Postmodernen. Aber das ist fast eine „flogging a dead horse“. Wirklich verdient haben es die Psychologen, nur daß es dort am schwersten ist, eine Satire zu schreiben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 15.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50986
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Ich sehe die alltagspsychologischen Ausdrücke Denken, Wollen usw. als historisch und kulturspezifisch gewachsene Hilfskonstruktionen an, mit denen wir unser Verhalten koordinieren. Sie lassen sich nicht verwissenschaftlichen, es sei denn, man deutet sie radikal um: Denken als Neuronenaktivität usw., das ist dann nicht mehr dasselbe und keine Antwort.
In welcher Naturwissenschaft soll denn "Wollen" vorkommen? Früher sah man darin kein Problem, aber heute klingt es überholt wie Kreationismus.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.05.2023 um 13.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50985
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Für mich ist die naturwissenschaftliche Sicht die einzige, die zählt. Wenn es aus dieser Sicht keinen Willen oder/und kein Bewußtsein gäbe, dann gäbe es diese eben nicht. Und genau das ist für mich der Widerspruch. Daß Menschen denken, wollen, wissen (u. a. von sich selbst), halte ich schlechthin für unbestreitbare naturwissenschaftliche Tatsachen, die uns durch die Erfahrung gegeben sind, genau wie Materie.
Sehen Sie denn Information im naturwissenschaftlichen Sinn auch als nicht existierend an? Ich halte Wissen naturwissenschaftlich für auf gleicher Ebene stehend wie Information, nur daß da halt noch das Biologische und Psychologische dazukommt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 12.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50984
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Ich kann Ihnen zwar (wie bisher) nicht folgen, was "Bewußtsein" angeht, aber ich halte selbstverständlich den freien Willen nicht für eine Illusion. Der Wille ist definitionsgemäß die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Diese Freiheit ist schon im Begriff des Willens gegeben. Usw., wie a. a. O. schon gesagt. Von außen gesehen, naturwissenschaftlich, kann man die Willensfreiheit erst recht nicht widerlegen, weil es aus dieser Sicht so etwas wie Willen gar nicht gibt.
Roths These, man könne niemanden bestrafen, weil jeder nur tut, wozu er determiniert ist, scheint mir selbstwidersprüchlich und absurd, Ihnen doch wohl auch? Die Philosophie ist vielleicht keine Wissenschaft, aber muß man Irrtümer, die schon vor 2.500 Jahren aufgeklärt wurden, immer wiederholen?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.05.2023 um 11.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50983
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Angenommen, der Mensch ist tatsächlich nur so etwas wie ein etwas komplizierteres Windspiel, sein "freier Willen" ist eine Illusion, ein Konstrukt. Aber dann bleibt ihm zumindest noch dieser Irrtum, der ihn vom Windspiel unterscheidet. Das Windspiel irrt sich nicht, der Mensch bekanntlich, solang er strebt. Irgendwie ist der Mensch sich seines Wesens also bewußt, sogar dann, wenn er sich irrt. Kann man diese Bewußtheit, dieses Wissen über uns selbst, bestreiten, als bloßes Konstrukt abtun? Wenn nicht, dann gibt es doch das Bewußtsein tatsächlich, es ist real!
Natürlich ist das Bewußtsein nicht materiell. Aber damit ist ja nicht gesagt, daß es nicht reale Wirklichkeit ist. Das entspricht der Tatsache, daß Information nicht materiell, aber dennoch real vorhanden ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 06.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50982
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Gerhard Roth ist verstorben. Im Nachruf der SZ heißt es, er sei schon von seiner Ausbildung her kein „kruder Positivist“ gewesen. Ohne ein solches Attribut scheint man über den Positivismus – was immer man darunter versteht – nicht reden zu können. Wir kennen es von Adorno her, der dem Positivismus seine immergleichen Beschimpfungen widmete, die nicht gerade durch Sachkenntnis glänzten.
Roth hat in seinen Beiträgen zu Willensfreiheit und Strafrecht sehr naiv und potentiell schädlich argumentiert, wurde aber zum Glück und mit Recht außerhalb der Philosophie nicht beachtet. Diese Ausflüge ins Philosphische hat er sich gerade deshalb erlaubt, weil er von seiner Ausbildung her kein kruder Positivist war.
Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1587#48735
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 05.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50981
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„Warum haben Lebewesen überhaupt einen Geist?“ (Wolfgang Prinz: Selbst im Spiegel. Die soziale Konstruktion von Subjektivität. Berlin 2013:30)
„Wie funktioniert der Geist...?“ (ebd. 23)
„Wie kommt Subjektivität in die Welt...?“ (ebd. 26)
Die Ausdrücke des intentionalen Idioms (transgressive Konstrukte) werden ganz naiv als Bezeichnungen von Gegenständen behandelt, die man untersuchen könne. In diesem Rahmen wird allenfalls erörtet, ob Menschen einen Geist haben oder nicht (letzteres behaupten die dummen Materialisten und wider legen sich selbst usw.). Es fehlt die sprachanalytische Sicht: Wie kommt es zu den folkpsychologischen Ausdrucksweisen und welche Funktion haben sie? Es fehlt ein naturalistischer Zeichenbegriff.
Was kann man gegen diese fundamentale Verirrung tun? Solche Autoren würden sich immer auf unwiderlegbare Evidenz berufen und nicht einsehen, daß sie nur die Geschäftsordnung der Bildungssprache explizieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2023 um 06.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50973
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„Jeder Traum ist eine Wunscherfüllung.“ Das hat viele überzeugt (mich früher auch), weil Freud es mit größter Beredtsamkeit vorträgt. Die Logik dahinter ist diese: Alles, was wir tun (und nicht nur erleiden), tun wir um des Lustgewinns willen, sonst würden wir es ja nicht tun. Das gilt dann aber nicht nur für Träume. Alle Gedanken sind uns angenehm, sonst würden wir sie nicht hervorbringen. Wir können logischerweise gar nichts tun, was wir nicht gern tun. Auch die scheinbar selbstloseste Tat ist bei genauerem Hinsehen egoistisch usw.
Der Fehler besteht darin, daß mit alltagspsychologischen Begriffen auf eine Weise jongliert wird, die gegen den Sprachgebrauch verstößt, in dem allein sie ihren Sinn haben. Also das gleiche wie bei den Leugnern des „freien Willens“, die nicht einsehen, daß sie dem Begriff des Willens den Boden entziehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2023 um 05.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50848
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The phrase theory of mind was introduced by Premack and Woodruff (1978a), who, writing about chimpanzees, defined it as the ability to impute mental states to oneself and others. (Henry D. Schlinger: „Theory of Mind: An Overview and Behavioral Perspective“. The Psychological Record 59/2009:435–448, S. 436)
Der Titel der Abhandlung, mit der David Premack und Guy Woodruff die neuere Diskussion in Gang brachten („Does the chimpanzee have a ‘theory of mind’?“ Behavioral and Brain Sciences 1978:515–526), arbeitet bereits mit den Anführungszeichen, die man in der Philosophie des Geistes immer wieder antrifft und die die ganze Diskussion irritierenderweise mit einem Schleier des Uneigentlichen versehen. Worin besteht eigentlich das Problem, wenn Affen oder Säuglinge nicht wirklich eine Theorie besitzen, sondern sich nur so verhalten, als besäßen sie eine? Das kann man schließlich auch von einer Maschine sagen, z. B. einem Thermostaten oder einem Fliehkraftregler.
In der Wissenschaft sollte der Gebrauch von Anführungszeichen verboten werden. Entweder man sagt etwas (und meint es auch), oder man sagt nichts.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2023 um 12.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50825
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"Erstens wird wieder die Existenz des Geistes vorausgesetzt [...]"
Warum auch nicht? Der Geist steht im Verhältnis zur Materie etwa wie die Form zum Körper. (Nicht jede Form ist Geist, aber umgekehrt schon.) Existiert die Kugelform der Erde nicht? Ist die Erde etwas außerhalb ihrer Kugelform? Natürlich ist die Existenz der Form nicht das gleiche wie die Existenz fes Inhalts, nichtsdestotrotz sind beide Existenzen real. Auch die des Geistes.
"Entscheidungen zum Beispiel sind keine Ereignisse, sondern gesellschaftlich-konventionelle Deutungen von Verhaltensabschnitten."
Das beruht aber auch auf der Annahme, daß Geist nicht existiert. Wenn man geistige Existenz, wie oben beschrieben, als andere Art der Existenz neben der materiellen anerkennt, dann kann man Entscheidungen auch als reale Ereignisse im Geist ansehen.
"Auch sind Handlungen keine geistigen Vorgänge"
Ich denke, hier sind ausdrücklich nicht "human actions" im allgemeinen gemeint, sondern speziell geistige Handlungen innerhalb der "mental events".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2023 um 06.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50824
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Nagel fängt so an: Bewußte Erfahrung ist ein weitverbreitetes Phänomen.
Hier stocke ich schon. Für mich ist Bewußtsein kein Phänomen, und damit stehe ich nicht allein. Das Bewußtsein von Tieren, wovon anschließend die Rede ist, ist erst recht kein Phänomen und wird nicht nur von „Extremisten“ geleugnet. Das weiß Nagel ganz genau, aber er stellt sich naiv.
Davidson fängt so an: Mental events such as perceivings, rememberings, decisions, and actions resist capture in the nomological net of physical theory.
Erstens wird wieder die Existenz des Geistes vorausgesetzt und außerdem eine falsche Kategorisierung vorgenommen: Entscheidungen zum Beispiel sind keine Ereignisse, sondern gesellschaftlich-konventionelle Deutungen von Verhaltensabschnitten. Auch sind Handlungen keine geistigen Vorgänge (Generalize human actions to mental events...). Das Unterschreiben eines Vertrags zum Beispiel ist doch kein „mental event“ – wie kann man einen solchen Unsinn reden?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 06.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50802
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Das Zauberwort „Emergenz“ hat eine ähnliche Funktion wie die „Dialektik“ im ML-Lehrbuch. Chlor und Natrium sind hochgiftig, aber ihre chemische Verbindung läßt eine Eigenschaft „emergieren“, die daraus einen lebenswichtigen Nährstoff macht. Ein Hocker mit zwei Beinen fällt um, einer mit drei Beinen bleibt stehen. Ein Panzertür läßt sich mit zwei Schlüsseln öffnen, nicht mit einem. Aus zwei Zahlen kann man eine Summe bilden, aus einer nicht. Das ist dann eine emergente Eigenschaft, ein Umschlagen von Quantität in Qualität. Man kalauert sich durch: „Eigenschaften eines Systems, die durch die Interaktion der Komponenten neu entstehen, heißen emergente Eigenschaften.“ (Gert Rickheit/Hans Strohner: Grundlagen der kognitiven Sprachverarbeitung. Tübingen, Basel 1993:11)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2023 um 07.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50598
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Kürzlich habe ich daran erinnert, daß "Verstehen" nicht die genaue hörerseitige Entsprechung zu "Meinen" ist, aber immerhin, es geht: Du mußt es so verstehen, wie ich es meine.
Anscheinend haben wir aber zu "Zeigen" überhaupt keine solche Entsprechung. Man muß sich sogar anstrengen, diese Lücke überhaupt zu bemerken.
Wissen Sie, was ich meine? Dann haben Sie mich verstanden!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2023 um 05.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50500
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Die Philosophen pressen die alltagssprachlichen Begriffe, bis sie sinnlos werden – was sich dann als schwierige oder gar unlösbare Aufgabe niederschlägt und die Regale mit tiefsinnigen Büchern füllt. Manches gibt es, anderes gibt es nicht – das ist eine Alltagserfahrung. Der Philosoph fragt, ob es vielleicht gar nichts gibt. Das ist Unsinn, weil „es gibt“ (existieren) seinen Sinn im Zusammenhang jener Alltagserfahrung bekommen und jenseits dieser Erfahrung eben keinen Sinn mehr hat. Manches kann man, anderes kann man nicht – der Philosoph denkt sich ein Wesen, das alles kann, und steht natürlich vor einigen Problemen, vor allem wenn noch hinzukommt, daß dieses Wesen auch alles weiß, als ob „wissen“ nicht gerade deshalb gebraucht würde, weil wir vieles nicht wissen. Das alles wurde mal ernsthaft diskutiert, aber heute wirkt es kindisch. Banausen wußten es schon immer, und sie hatten recht (Kallikles gegen Sokrates).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2023 um 04.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50346
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50161
Meinen kann man nur vom Sprecher sagen. Es fehlt eine genaue Entsprechung auf seiten des Hörers. Verstehen ist zu allgemein. Der Sprecher kann präzisieren: Ich meine Afghanistan. Der Hörer kann allenfalls sagen: Ich dachte, du meinst Pakistan. Aber daß er seine Gedanken auf Pakistan gerichtet hat wie der Sprecher seine auf Afghanistan, scheint er nicht in einem Verb ausdrücken zu können. – Ich weiß nicht, ob ich das Problem verständlich ausgedrückt habe.
Naturalistisch expliziert geht es um folgendes: Der Sprecher will das Verhalten des Hörers unter die Steuerung durch Afghanistan bringen. Dieses „Wollen“ ist so zu naturalisieren, wie es unter „Naturalisierung der Intentionalität“ darstellt ist. Da Afghanistan in den meisten Fällen nicht Bestandteil der Situation ist, kann es das Hörerverhalten nicht direkt steuern – so wenig, wie es das Sprecherverhalten steuert. Meistens ist das Sprachverhalten vom intraverbalen Typ: durch Berichte, Lexikonartikel usw. gebrochen.
So steuern ja auch Sokrates und Odysseus unser Sprechen "über" sie: der Faden, der uns mit ihnen verbindet, geht durch Texte, Bilder usw., und es ist gleichgültig, ob am anderen Ende des Fadens eine reale Person steht oder nicht (Geschichte vs. Mythos). – Das ist die behavioristische Lösung eines Scheinproblems, mit dem sich eine naive philosophische Semiotik herumgeschlagen hat, gipfelnd in Meinongs Paradox.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 04.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50315
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Wenn die Logiker sich mit Grammatik beschäftigen wollen, sollen sie es sagen. Dann möchten wir aber auch gefragt werden.
Wenn Philosophen, Germanisten, Theologen, Journalisten über das Gehirn, über Spiegelneuronen usw. reden, sollten Neurologen eigentlich intervenieren, und manchmal tun sie es ja auch, aber es gibt immer noch zu viele Übergriffe, eben Neurosophie, Neurobluff, neuro-babble, brain porn...
Die Psychoanalyse ermöglicht es jedem Gebildeten, sich als Psychologe aufzuspielen. Zu Adorno s. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#50270 – Wo sonst gibt es denn so etwas? Die Allzuständigkeit der Theologen ist nicht vergleichbar, weil es hier gar keine Fachleute gibt. (Dawkins fragt, warum man dort, wo die wissenschaftliche Erklärung auf Grenzen stößt, den Theologen zu Rate ziehen soll und nicht den Gärtner.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 04.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50314
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Diese luxuriöse Pragmatik betrifft ja die ganze automatische Sprachverarbeitung, also auch Mails und interaktive Websites. Ich glaube, der alte Telegrammstil wurde auch deshalb aufgegeben, weil es keinen Mangel an Speicherplatz mehr gibt. Wir Älteren erinnern uns noch an die monochromen Bildschirme, über die wir mittels Tasten den Cursor führten, kein Schnickschnack, nur das Nötigste. Die netten Umgangsformen sind auch leichter einzuführen als inhaltlicher Tiefgang. Sozusagen Smalltalk, weil man nicht viel zu sagen hat.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.01.2023 um 09.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50257
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Damit im Zusammenhang habe ich mich schon oft gefragt, ob es notwendig oder wünschenswert ist, daß Roboter "bitte" oder "danke" sagen bzw. daß Menschen über Sprachsteuerung auch für Roboter diese Ausdrücke verwenden.
Warum soll mein Navi unbedingt "bitte rechts abbiegen" usw. sagen? Muß oder soll eine Maschine höflich sein?
Von Notwendigkeit bzw. einem Muß kann wohl keine Rede sein. Aber wollen wir, daß Roboter so menschenähnlich sind? Ist das nicht bei Robotern nur umständlich und somit störend?
Vielleicht wollen wir, daß Roboter "höflich" sind, weil wir sonst befürchten, daß wir uns sonst durch sie an schlechte Sitten gewöhnen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2023 um 04.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50253
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Haben Maschinen eine Seele? (Titel der ZEIT)
Modernere Fassung: Haben Tiere/Maschinen Bewußtsein?
Unterstellt wird, daß Menschen eine Seele haben, denn an irgend etwas muß der Begriff ja entwickelt worden sein. Wer solche Fragen stellt, befindet sich noch im Mittelalter. Es kann doch nur darum gehen, ob es zweckmäßig ist, mit Maschinen auf eine ähnliche Weise umzugehen wie mit Menschen, also mittels psychologischer Konstrukte. Da Maschinen keine Geschichte haben (weder Phylogenese unter den Kontingenzen des Überlebens: Replikation, Mutation und Selektion – noch Lerngeschichte als Konditionierung), sind sie bisher nur Simulatoren. Das Lernen kann man noch am ehesten simulieren, vor allem die intellektuellen Fähigkeiten (Rechnen). Was wir Wollen und Fühlen nennen, ist auf unsere Sterblichkeit bezogen. Roboter sterben nicht, man kann ihnen höchstens den Strom abstellen.
Natürlich kann man Maschinen so programmieren, daß sie ICH und ICH WILL sagen usw., und man kann ihnen eine Erlebnisperspektive unterstellen. In Wirklichkeit haben sie keine Not zu wenden (also letztlich den Tod abzuwenden und für Nachwuchs zu sorgen, worum sich alles Leben dreht), und darum wissen wir ein für allemal, daß alles nur simuliert ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2023 um 06.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50248
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Pseudoproblem: Kann das Gehirn sich selbst verstehen? Das Gehirn versteht nicht. Man sollte erst einmal klären, was „verstehen“ bedeutet. In einer schlechten philosophischen Tradition wird darunter so etwas wie abbilden, „repräsentieren“ verstanden – als ob ich etwas verstanden hätte, wenn ich mir im Geist oder eben im Hirn eine Kopie davon herstelle. Das ist aber Unsinn. Wir erforschen den Menschen, und es gibt keine solche logische Grenze, an der wir grundsätzlich nicht weiterkommen können.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2023 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50161
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„Alles Meinbare kann also für die Logik Begriff sein, und meinbar ist bekanntlich alles, Wirkliches wie Unwirkliches, Vorstellbares wie Unvorstellbares, Widerspruchsfreies und sogar gelegentlich Widerspruchsvolles. Man kann nichts angeben, was nicht meinbar wäre, denn gäbe man es an, so hätte man es bereits gemeint.“ (Bruno Baron von Freytag-Löringhoff: Logik - ihr System und ihr Verhältnis zur Logistik. Stuttgart 1961:23)
Die gleiche Sophistik wie vor 2.500 Jahren, nichts dazugelernt. Der Schlenker mit dem "Angeben" ist übrigens gar nicht nötig. Es geht auch so: Man kann nichts Undenkbares denken usw. Der nächste Schritt ist Meinongs viereckiges Dreieck, das existieren muß, damit man von ihm sagen kann, daß es nicht existiert.
Der falsche "referentielle" Zeichenbegriff zieht die Probleme nach sich, von denen die Philosophen gut leben, von der Ideenlehre bis zur Phänomenologie und "Kognitionsforschung".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2022 um 04.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50134
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Niemand erwartet von einem Philosophen Auskunft über den „Aufbau der realen Welt“ (Nicolai Hartmann). Wir können mit „Ontologie“ nichts anfangen. Zum „Seienden“ gehört für den sprachverführten Phänomenologen einfach alles, wofür es Wörter gibt. Wenn man das erkannt hat, verliert sich jedes Interesse an den weitschweifigen „Analysen“.
Wie kommt Hartmann zu seinen fatalerweise recht plausiblen „Schichten“? Wie und warum haben wir die Welt so eingeteilt? „Das reale Sein unterteilte er in die aufsteigenden Schichten von Unorganischem, Leben, Seele und Geist.“ Vgl. Wanderers Nachtlied, Aristoteles Seelenbegriff, vgl. Graphik https://de.wikipedia.org/wiki/Schichtenlehre_(Philosophie)
Die Vorentscheidung, Seele und Geist zur realen Welt zu zählen, ist nicht gerechtfertigt, sondern aus der Alltagsrede und -psychologie übernommen, daher so plausibel. Das Konstrukt des Geistigen ist keine Fortsetzung der Linie, sondern kommt mit dem zeichenhaften Verkehr der Menschen auf: Kulturelle Akkumulation von Fertigkeiten. Es bleibt also bei Unorganischem und Belebtem, d. h. Replikationsfähigkeit und Selektion. Mit dieser Zweiteilung wäre man aber nicht zu einer Schichtenlehre gekommen.
Zwischen Unbelebtem und Belebtem gibt es eine Erklärungslücke, einen „gap“, mit dem sich auch Dawkins ausführlich beschäftigt. Sie ist aber grundsätzlich schließbar, und man glaubt auf gutem Wege zu sein, die Entstehung replikationsfähiger Moleküle zu erklären und nachzuvollziehen. Dagegen ist es nicht gerechtfertigt, wenn auch Dawkins noch eine zweite solche Lücke sieht, wo es um die „Entstehung des Bewußtseins“ geht. Das Bewußtsein ist nichts, was entsteht, sondern ein sprachliches Konstrukt, und dieses gilt es zu erklären. Im Grunde ergibt es sich irgendwann, wenn erst einmal Sprache vorhanden ist, und deren Entstehung ist das eigentliche Problem. Wir halten es für lösbar und glauben anders als Chomsky nicht an Wunder.
Wo es Sprache gibt, mußte sich wohl früher oder später ein psychologisches Vokabular entwickeln, das die Verhaltenskoordination verbesserte. Es sei an die Ankündigung von Verhalten erinnert – ein wesentlicher Fortschritt und mit der Ausbildung des Konzepts „Wollen, Absicht“ verbunden. Auch Verstellung, Simulation und nun, im sprachlichen Medium, „Lüge“ spielten eine Rolle. Dispositionen wurden benannt (Neigung zu etwas, Abneigung).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2022 um 05.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50119
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„The theoretical background of embodiment is an amalgamation of phenomenology, practice theory, feminist theory, and post-structuralist thought.“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Embodiment_theory_in_anthropology, eingesehen am 27.12.2022)
...and nonsense.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2022 um 06.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50091
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Hans Küngs Buch "Existiert Gott?" gilt als so bedeutend, daß es einen Wikipedia-Eintrag hat. Ich kenne es nur durch ein Kapitel, das in der Anthologie "Lust am Denken" seines Verlags abgedruckt ist (und durch Hans Alberts Auseinandersetzung). Mit fiel auf, daß der Text (also vermutlich alle 880 Seiten) mit Ausrufzeichen übersät ist. Auch die einfachsten Aussagesätze werden damit abgeschlossen. Wie soll man diesen Stil nennen? Ekstatisch? Man fühlt sich ständig am Kragen gepackt und angeschrien.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2022 um 17.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50078
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Unverbesserlicher Banause, der ich bin, stelle ich mir vor, mit jemandem in der Mensa zu sitzen, der einen dieser Philosophen gerühmt hat, und ihn beispielsweise zu fragen: "Was hat es denn mit der All-Einheitsontologie auf sich, und welche Frage wird damit beantwortet?"
Ryle konnte nicht feststellen, welche Fragen Husserl, den er genau studiert hatte, eigentlich beantwortet, und wandte sich von ihm ab.
Man sollte sich auch nicht mit Sätzen beschäftigen, die nur in getragenem Ton rezitiert werden können und nicht zum Beispiel beim Eintopf. (Erinnerung an die Schallanalyse...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2022 um 07.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50067
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Den verstorbenen Philosophen Dieter Henrich würdigt Thomas Steinfeld in der SZ, wobei er auf sein Buch „Der Sprachverführer“ zurückgreift. Wikipedia:
Henrich entwickelt nun aus seinem neuen Ansatz des Seins als Ursprung des Selbstbewusstseins eine „All-Einheitsontologie“. Diese soll aus einer umfassenden Perspektive die Realität als Ganzes beschreiben. Das Bedürfnis danach kommt nach Henrich aus dem Wesen des Menschen selbst. Die Menschen wollen sich ihrer selbst vergewissern, was innerhalb ihrer alltäglichen, reduzierten Erfahrungen nicht erreicht werden kann. Wir kommen nicht umhin, „die Welt als Ganze zu denken und aus diesem Gedanken die uns vertraute Wirklichkeit zu verstehen“. Die Einheit der Welt ist mit unserer bewussten Selbstbeziehung verflochten. Das Subjekt fungiert dabei als „das Zentrum aller Zuschreibung überhaupt, sowohl zur Person als auch zu irgendeinem anderen Einzelnen in der Welt“. Das Ziel der All-Einheitsontologie ist es, ein bewusstes Leben zu führen, das heißt, sich nicht den Antrieben, die gerade dominieren, und den Nötigungen des Alltags zu überlassen.
Diese Welt ist mir so fremd, daß ich sie nicht einmal kritisieren kann. Zur edlen Philosophenprosa hatte ich mal notiert: Über die Genesis philosophischer Einsichten (Untertitel von Dieter Henrichs Buch „Werke im Werden“; wahrscheinlich angeregt von Blumenberg. Henrich war Träger des Deutschen Sprachpreises – aber wer hat den nicht alles bekommen!)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2022 um 05.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50061
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47978
Chomskys Sprachauffassung ist eigentlich für Linguisten eine Ungeheuerlichkeit, und ich frage mich, ob seine Anhänger sich das wirklich klar machen. Er ist ja in dieser Hinsicht nicht mißzuverstehen:
„Language is not properly regarded as a system of communication. It is a system for expressing thought, something quite different. It can of course be used for communication, as can anything people do – manner of walking or style of clothes or hair, for example. But in any useful sense of the term, communication is not the function of language, and may even be of no unique significance for understanding the functions and nature of language.“ (Noam Chomsky: On Nature and Language. Cambridge 2000:75)
Natürlich fragt man sich, was „Ausdruck“ hier bedeutet, wenn ihm kein Eindruck auf der Seite des Empfängers entspricht. Ohne einen Rezipienten, der den Ausdruck deutet und ihn durch Semantisierung allererst geschaffen hat, bleibt es unverständlich, was Sprache sein könnte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2022 um 04.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50038
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In der unendlichen Literatur zu „Qualia“, von der ich natürlich nur einen winzigen Teil kenne, scheint ein Argument nicht vorzukommen. Als Beispiel werden immer sehr verschiedene Erlebnisse anführt: frisch gemahlenen Kaffee riechen, den blauen Himmel sehen usw. Das gleiche müßte aber auch gelten vom Sehen der ersten und der zweiten Reihe Bücher im Regal, vom ersten und vom zweiten Buch (z. B. der alten schwarzen Bibel und der braunen Einleitung ins Alte Testament) usw., von den Buchstaben a und b. – Jede Wahrnehmung hätte zusätzlich zum Gegenstand ihre Erlebnisqualität oder, wenn man will, eine Anmutung. Das klingt ebenso unbestreitbar wie leer und folgenlos. Irgend etwas scheint nicht zu stimmen. Wie schwer sich das Unbehagen dingfest machen läßt, sieht man auch an den kritischen Einwänden bei Bennett/Hacker (Philosophical foundations… 314ff.). Auch Hackers Berufung auf den den Sprachgebrauch, typisch für die sprachanalytische Philosophie, gerät dort an ihre Grenzen. „We do not perceive our experiences.“ – Da scheiden sich die Geister. Zumindest ein Gewahrwerden der inneren Erfahrung behaupten manche unerschütterlich. Wie anderswo schon gesagt: die „phänomenologische“ Redeweise mit ihrem Appell an erlebte Evidenz hat letzten Endes den Charakter eines Bekenntnisses, gegen das mit Argumenten nicht anzukommen ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2022 um 17.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50028
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Der Wortschatz ist die Basis aller Bildung. Mehr noch: Er ist im Sinne von Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951) Grundlage für das Verstehen von Welt. Denn – so Wittgenstein: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Josef Kraus bei Tichy)
Kraus benutzt dieses Zitat, um den angeblich immer kleiner werdenden Wortschatz von Grundschülern zu beklagen und die „Digitalisierung“ dafür verantwortlich zu machen. Wittgenstein würde sich im Grab umdrehen (wenn er noch Wert darauf legte, die Thesen seines Tractatus zu verteidigen, insbesondere die Philosophie der Logik, was aber sehr zu bezweifeln ist). Aber ich kann es Kraus nicht übelnehmen, denn mit dieser Banalisierung steht er nicht allein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2022 um 08.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50025
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Manche behaupten, die Sprache sei nur ein Notbehelf, weil eben unsere Gehirne nicht direkt miteinander verbunden sind, so daß wir unsere Gedanken direkt übertragen könnten. Das wäre vergleichbar einer Welt voll Schlösser, aber ohne Schlüssel, die wegen der direkten Verbindung der Schlösser nicht mehr gebraucht würden. Damit würde sich freilich die Idee des Schließens erledigen. Ein Beispiel für Gedankenexperimente, bei denen leicht eine Kleinigkeit übersehen wird. Ich hatte schon erwähnt: Menschen mit Verstand, aber ohne Gefühle oder Triebe (was immer das sein mag). Wären sie Götter, Monster oder schlicht unmöglich? Schwer zu sagen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2022 um 05.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50023
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Zum vorigen:
Ich kritisiere außerdem „an einen Löwen denken“ – was soll denn das heißen? „Denk an deine Kindheit!“ – das ist eine unvollständige Aufforderung, die etwas zum Thema zu machen anregt, was so wenig ein definierbares Verhalten ist wie „berücksichtigen“ oder „über etwas reden“. Wer etwas berücksichtigt oder über etwas redet, verhält sich in einer Weise, die durch eine solche Angabe modifiziert wird; aber es muß etwas geben, was modifiziert werden kann. Man kann „denken, daß...“ oder „wie“, aber nicht einfach „an...“. Wenn aber „an etwas denken“ kein Verhalten ist, kann es auch keine Erlebnisqualität haben. Man muß es vervollständigen, etwa so: „Auch in Griechenland soll es früher Löwen gegeben haben.“ Kann man das über Löwen sagen und dann rückblickend, daß diese Äußerung eine besondere löwenhafte Erlebnisqualität gehabt habe, die sie unterscheide von „Der Eiffelturm muß immer wieder angestrichen werden“ – mit einem eiffelturmhaften Feeling?
Kann man auch die gleiche Erlebnisqualität fühlen, wenn man über so verschiedene Gegenstände spricht wie einen Raben und einen Schreibtisch? Das müßte möglich sein, wenn die Qualia-These sich nicht tautologisch darin erschöpfen soll, daß eben Gedanken und Aussagen durch ihren Inhalt spezifiziert sind. So auch Dennett gegen Block, Searle u. a .: Freilich ist etwas anderes, ein Bier zu trinken oder eine Symphonie von Beethoven zu hören (Searles Beispiel), aber gibt es außer dieser Verschiedenheit noch verschiedene Gefühle oder Erlebnisqualitäten?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2022 um 18.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#50022
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An den Qualia scheiden sich die Geister - endgültig. Man könnte es auf Thomas Nagel zuspitzen. Aber hören wir einen anderen aus diesem Lager:
„When I think of a lion, for instance, there seems to be a whiff of leonine quality to my phenomenology: what it is like to think of a lion is subtly different from what it is like to think of the Eiffel tower.“ (David Chalmers: The conscious mind. In search of a fundamental theory, New York 1996:10)
Ist das nun die gewisseste aller Gewißheiten – oder schlichter Unsinn? Für mich war es von Anfang an kapitaler Unsinn. So auch für Peter Hacker, der auch mit Nagels Fledermaus-Aufsatz abrechnet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2022 um 05.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49625
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Man könnte (Anregung von Herrn Markner: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39873) eine Geschichte der Philosophie schreiben, die bei jedem Autor zeigt, wie sinn- und nutzlos seine Denkerei gewesen ist. Gibt es so etwas schon? Den Titel „Follies of the wise“ gibt es jedenfalls schon, und die Essays von Frederick Crews sind ausgezeichnet. Stoves destruktive Haltung gefällt mir ganz gut. Auf jeden Fall sollte unterm Strich herauskommen, daß der Ertrag der Philosophie aller Zeiten und Völker gleich Null ist. Das Lesevergnügen könnte enorm sein, der Aufklärungswert beträchtlich.
Ich bin zum Beispiel fest überzeugt, daß die sogenannte Phänomenologie kompletter Unsinn war und ist und daß man das auch zeigen kann. Es ist aber nicht gerade der kleinste Brocken, und die Vertreter waren so wenig Dummköpfe wie die Anhänger Platons oder Kants. Das ist überhaupt die falsche Kategorie. Eben: Follies of the WISE!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2022 um 04.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49570
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Der Wikipedia-Eintrag „Rationale Psychologie“ ist bemerkenswert gut:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rationale_Psychologie
Am Schluß habe ich Bedenken:
„Edmund Husserl schlug eine phänomenologische Neubegründung der rationalen Psychologie als apriorischer Wissenschaft vor, die aber nur schwer von klassischer Denkpsychologie, Introspektion oder den sprachanalytischen Arbeiten von Gilbert Ryle abgrenzbar ist.“
Das ist gut gesehen, aber Ryle hat sich von Husserl weit entfernt. Er hat sich zwar eingehend mit der Phänomenologie beschäftigt, kommt aber zu diesem abschließenden Urteil:
„There are no perplexities from which, with or without success, Husserl tries to rescue us. Though descriptively careful, his constatations are philosophically inert. There is no debate now going on between Husserl and anyone else, and not much even between Husserl and Husserl. In a word, phenomenology is not exciting and most often not even interesting. It does not answer questions that had worried us.“ (Phenomenology and Linguistic Analysis. In: Neue Hefte für Philosophie 1, 1971:4-11, S. 6f.) (Hier schon zitiert: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1058#32707)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2022 um 16.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49515
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Noch einmal zu den Geistesriesen: Nicht in deren Spitzenprodukten findet man den Geist einer Gesellschaft, sondern in den meist unausgesprochenen Voraussetzungen ganz anderer Texte. Jemand schreibt heute über Yoga:
Onlinekurse und Youtube-Lehrerinnen haben vielen gezeigt, wie wohltuend sich die Kraft-, Dehn-, Atem- und Entspannungsübungen auf Körper, Geist und Seele auswirken können.
Damit ist beiläufig und gerade deshalb repräsentativ das verbreitete Menschenbild umrissen: Körper, Geist und Seele. Es wird gar nicht erst zur Diskussion gestellt. Es gibt zahllose ähnliche Äußerungen (die ich seit Jahren sammele). Wir machen uns selten klar, wie speziell oder geradezu ausgefallen diese seit Jahrhunderten weitergegebene Anschauung eigentlich ist.
Die säkulare Variante ist zweigliedrig: Körper und Geist, body and mind, und in dieser Form von der sogenannten Kognitionsforschung allgemein akzeptiert.
Redensaren wie mit Leib und Seele sind nicht signifikant, weil sie älteren Brauch konservieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2022 um 05.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49496
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Der Schulunterricht fördert die verzerrte Optik, indem er sich nur mit den erhabensten Blüten der fremden Kultur beschäftigt. Aber die fremde Gesellschaft selbst trägt ebenfalls dazu bei. Die gewöhnlichen Menschen halten ihr eigenes Leben für nicht mitteilenswert. So interessant sie davon erzählen können, so wenig literaturwürdig finden sie es.
Schon vor dem "hündischen" Diogenes galt Sokrates als schamlos, weil er über solche Dinge wie Haare und Fingernägel zu sprechen wagte, was man in besseren Kreisen einfach nicht tat. Wir Philologen freuen uns natürlich, wenn in den edlen Texten mal etwas Alltagsleben durchschimmert.
In Ciceros Briefen steckt mehr Leben als in seinen Reden und Schriften, aber nicht soviel wie in Plautus und den Graffiti. Die Romanisten wissen, daß vieles in den romanischen Sprachen sich bei Plautus findet und dann 500 Jahre nicht mehr, verdrängt in den subliterarischen Untergrund, wo die wirkliche Sprache gesprochen wurde.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2022 um 05.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49495
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Um die banale, aber notwendige Erinnerung noch etwas weiterzutreiben: Ein Ethnologe, der anderen Leuten vermitteln will, wie die Deutschen "ticken" (das ist ja der neue Ausdruck für das in der Tat blöde "Mentalität"), sollte weder die Bibel noch Kant und Hegel studieren, sondern – die Deutschen selbst.
Das Alltagsleben der alten Griechen zu erforschen ist natürlich viel mühsamer als das Studium der vergleichsweise prächtig überlieferten Werke Platons. Für das Leben der Griechen hatten diese schönen Texte aber gar keine Bedeutung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2022 um 19.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49494
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Ja, das ist eine lustige Geschichte. Der hintersinnige Mann hat aber wahrscheinlich selbst keinen Augenblick bezweifelt, daß er existiert, bevor er den Trugschluß auf die Menschheit losließ.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.07.2022 um 18.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49493
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Andererseits hatte Descartes selbst dieses Bedürfnis wohl auch nicht jeden Morgen, zumindest ist das nicht überliefert. Daher beweist das bei durchschnittlichen Franzosen nicht jeden Morgen aufkommende Bedürfnis noch nichts, sie könnten desungeachtet noch kleine Descartese sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2022 um 16.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49492
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Ein bekannter Fehler der historischen Optik besteht darin, prominente Vertreter einer Nation für repräsentativ zu halten. Die Franzosen sind allesamt kleine Descartese. Aber der durchschnittliche Franzose hat keineswegs jeden Morgen das Bedürfnis, sich seiner Existenz zu versichern, indem er sich darauf besinnt, daß er denkt.
„In Christianity, for example, Jesus was almost immediately identified with the Logos.“ (Christopher Hallpike)
Ich kenne viele gläubige Christen; sie würden nicht von selbst darauf kommen, daß Jesus der Logos war. Das ist eine theologische Spezialtheorie, die für den Rest der Christenheit einfach unverständlich wäre, wenn sie davon erführe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2022 um 04.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49417
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Wenn ich Horkheimer/Adorno richtig verstehe, halten sie naturwissenschaftliche Aussagen für "Tautologien", weil sie die Welt so darstellen, wie sie ist, und nicht so, wie sie heilsgeschichtlich sein sollte. Das ist sündhaft.
Sie wissen wahrscheinlich nicht, was eine Tautologie ist, oder sie bieten eine der begrifflichen Taschenspielereien, die ihr Werk interessant aussehen lassen sollen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2022 um 06.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49393
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38078
Walter Ong berichtet, daß ein libanesischer Freund die Sprüche Khalil Gibrans als Beiruter Binsenwahrheiten bezeichnet habe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2022 um 09.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49390
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(Auch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1044#49386)
Das „Hintergrundwissen W“ – das ist offenbar Unsinn (genauer gesagt: der Unsinn U). Wieder ein Regalmeter Philosophie weniger.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2022 um 05.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49381
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Ich habe unter „Sprachversuche mit Tieren“ die wirklichkeitsfernen Thesen hochangesehener Philosophen wie Hans-Johann Glock zitiert, anderswo ein Zeugnis für Sloterdijks Unwissenheit. Man fragt sich, wieso die akademische Welt so etwas in ihren Reihen duldet. („Wo bleibt der Aufschrei?“) Die schlichte Anwort ist wohl: Sie merken es nicht, weil sie es selbst nicht besser wissen. Einige wissen vielleicht, daß man der Steinkohle das CO2 nicht entziehen kann, bevor man sie verbrennt. Aber Delphine erreichen das Sprachniveau dreijähriger Kinder – oder etwa nicht? Ist doch sowieso egal.
Was ist von einer Philosophie zu halten, die auf so schwankender Realienkunde aufbaut und deren Urheber keinen Grund sieht, sich sachkundig zu machen? Platon, Aritoteles, Leibniz, Kant, Russell waren in den Naturwissenschaften auf der Höhe der Zeit, die Hermeneutiker waren es nicht mehr und sahen darin keinen Mangel. Gadamer, Adorno, Habermas verachten die Naturwissenschaften geradezu („Szientismus“, „Positivismus“, „disponierendes Denken“ und – horribile dictu – „das Tatsächliche“), meist im Sinne einer kryptotheologischen Heilsgeschichte.
Von der anderen Seite her verderben Neurosophen die Diskussion. „Die Hirnforschung hat gezeigt, dass ein Teil im unteren Stirnhirn für Mitleid, Mitgefühl, Ethik, Moral und Verantwortlichkeit sensibel ist.“ (Hirnforscher Gerhard Roth)
Ein normativer gesellschaftlicher Begriff wie „Verantwortlichkeit“ (gemeint ist wohl „Verantwortungsbewußtsein“) kann nicht im Gehirn lokalisiert werden; die Begriffe sind überhaupt nicht kommensurabel. Das wußte schon Aristoteles (De anima 408b 12-15), aber die heutigen Neurosophen wissen es nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2022 um 04.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49332
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„Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Gender Studies, soziologische Theorien (insbesondere Bourdieu, Poststrukturalismus, Postmoderne, Diskurstheorie, [Sozial-] Konstruktivismus, Phänomenologie), Körpersoziologie, Kultursoziologie/Cultural Studies, Sozialisations- und Subjektkonzepte und Mütter/Väter. […]
Grundsätzlich seien für die Zugehörigkeit zu einem der beiden Geschlechter – Frau oder Mann – Prozesse der handlungspraktischen Konstruktion des Körpers notwendig. Menschen seien im sozialen Sinne nicht per se Frauen oder Männer, sondern vor allem dadurch, dass sie von anderen als Frau oder Mann im alltäglichen Handeln anerkannt werden. Wenn Menschen sich im Alltag begegnen, so nehmen sie einander in einer konkreten zeitlich-räumlichen Verortung, und das heißt auch als Körper, wahr.“ (Wikipedia über Paula-Irene Villa Braslavsky)
Die Bundeszentrale für politische Bildung verbreitet es.
Im Interview sagte sie:
„Es gab bestimmte Phasen in meinem Leben, in denen meine jüdische Identität an Bedeutung gewann: etwa während des Wiedervereinigungstaumels in den 90ern, als die Flüchtlingsunterkünfte brannten und es lauthals »Wir sind das Volk« donnerte. Damals hatte ich wieder begonnen, eine Davidstern-Kette zu tragen. Im Moment trage ich den Stern wieder, am Handgelenk.“
(https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/es-ist-kompliziert-4/)
Ich habe die deutsche Wiedervereinigung nicht als Orgie der Ausländerfeindlichkeit in Erinnerung.
Übrigens bekennt sie, nicht religiös zu sein, vermißt aber hierzulande das säkulare Judentum, dem sie sich zugehörig fühlt.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.06.2022 um 16.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49329
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Die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Villa-Braslavsky deliriert:
https://www.zeit.de/kultur/2022-06/paula-irene-villa-braslavsky-trans-gender-soziologie/komplettansicht
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 04.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49321
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41904
Keinesfalls darf psyche mit Geist oder mind übersetzt werden, weil dies die Funktion der Seele auf intellektuelle Fähigkeiten einengen würde. Der Seelenbegriff des Biologen Aristoteles hat also nichts mit Descartes’ res cogitans zu tun und ist nicht durch logisches Räsonieren oder Meditieren gewonnen, sondern stammt aus der Beobachtung der lebenden Organismen. Die würden nicht existieren, wenn sie nicht auf das Leben hin angelegt wären; es ist ihre „Entelechie“. Ein toter Mensch z. B. kann nur „homonym“ noch als Mensch bezeichnet werden; er hat mit dem Leben buchstäblich sein definitionsgemäßes Wesen eingebüßt.
Der eindrucksvolle Unterschied zwischen einem belebten und einem toten Organismus hat zu verschiedenen Deutungen geführt. Die wichtigste ist die Unterscheidung einer substantiellen Seele von einer bloßen Organisationsstufe des Organischen. Platon vertritt die erste, traditionell religiöse Vorstellung, Aristoteles die zweite, die heute als die wissenschaftliche angesehen wird. Über die Unsterblichkeit der Seele läßt sich natürlich nur im Rahmen einer substantiellen Seelenvorstellung nachdenken.
Schade, daß die religiöse Deutung und später der Dualismus des Descartes sich gegen den Realismus des Biologen und Behavioristen Aristoteles durchgesetzt haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 03.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49319
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„Gesamtheit der an ein Subjekt gebundenen Erscheinungen der Widerspiegelung der Umwelt durch die höhere Nerventätigkeit“ (DWDS s. v. Psyche)
Das stammt offensichtlich aus einem alten ML-Lehrbuch der DDR, d. h. der UdSSR.
Im Westen sagt man bis heute "Repräsentation" statt "Widerspiegelung", es ist aber sonst der gleiche Unsinn.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2022 um 12.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49264
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"Eine Proposition auszudrücken (...) ist eine kriteriale Eigenschaft sprachlicher Gebilde der Kategorie SATZ." (Ewald Lang: "Einstellungsausdrücke und ausgedrückte Einstellungen". In: Untersuchungen zur Semantik, hg. von Rudolf Ruzicka und Wolfgang Motsch. Berlin 1983:305-341, S. 312)
= Jeder Satz drückt eine Proposition aus. Die Pseudopräzision verdeckt die Sinnleere.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2022 um 07.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49186
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Der Biologe Hans Mohr behauptet: „‚Bewußtsein‘ ist eine emergente Eigenschaft von Organismen mit einem hoch entwickelten Zentralnervensystem.“ (Hans Mohr in Heinz-Dieter Ebbinghaus/Gerhard Vollmer, Hg.: Denken unterwegs. Stuttgart 1992:68)
Aber „Bewußtsein“ ist – anders als „Leben“ (ebd.) – kein biologischer Begriff; Bewußtsein kann nicht beobachtet werden. Emergenz wird auch außerhalb der Biologie als Zauberstab benutzt, um die Eigenschaften von Systemen gegen die Eigenschaften ihrer Elemente abzugrenzen. Dabei unterlaufen Kategorienfehler (im Sinne Ryles).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2022 um 11.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49045
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Im Fluxus des Sprechens verkörpert die Stimme Ereignishaftigkeit; die Aisthesis des
gesprochenen Wortes ist von irreduzibler Singularität. (Sybille Krämer)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2022 um 19.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#49023
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Michael Maar feiert Sloterdijks neues Buch über die Farbe Grau, vor allem die „erschreckende Belesenheit“, die sich in den Fußnoten zeige. (Das Oxymoron erinnert an „gnadenlos gut“ usw. – ziemlich abgenutzt.) So spielen sie einander die Bälle zu, Maar ist ja auch erschreckend belesen. Er weiß durchaus, daß Sloterdijks „blitzende“ Formulierungen auch „blenden“, steht ihm aber zu nahe, um das „große Buch“ zu kritisieren. Es ist peinlich zu lesen. (SZ 28.4.22)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2022 um 06.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48950
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„Mit ‚Denken‘ ist eine uns nur vom Menschen mit Sicherheit bekannte mentale Fähigkeit, Urteile zu bilden, gemeint.“ (Reinhard Brandt: Können Tiere denken? Frankfurt 2009:9)
„Mit Sicherheit“ ist nur bekannt, daß Menschen Urteile bilden; daß es sich dabei um etwas Mentales handelt (was immer das sein mag), ist gerade die Frage, die hier mit leichter Hand vorweg entschieden wird.
„Daß Primaten über ein Selbstgefühl und damit über ein Selbstbewußtsein verfügen, steht außer Frage.“ (ebd. 100)
Es steht sogar sehr in Frage und beschäftigt die Philosophen und andere in der ganzen Welt. Angesichts dieser Binsenwahrheit ist es ein starkes Stück, das Gegenteil für evident zu erklären.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2022 um 04.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48890
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Das Komische an der sowjetmarxistischen Ideologie war das archaische Modell von Sein und Bewußtsein usw. – richtig gemütlich und von keiner Sprachanalyse angekränkelt. Man war herkömmlicher metaphysischer Dualist und nur „in letzter Instanz“ Materialist. Und das mußte möglichst auswendig gelernt und aufgesagt werden, wenn man sich nicht des Revisionismus schuldig machen wollte. (Autorenkollektiv: Grundlagen der marxistischen Philosophie. 1961, nach einer russischen Vorlage unter der Leitung von Fjodor Wassiljewitsch Konstantinow – ein ordengeschmückter Apparatschik, von dem sonst keine philosophischen Leistungen bekannt sind. Das Buch ist wie das graue Papier, auf dem es gedruckt ist, von undurchdringlichem Dogmatismus und das Langweiligste, was je unter dem Titel Philosophie erschienen ist.) Die Chinesen schwenkten das kleine rote Buch mit den Worten des Vorsitzenden; heute müssen sie die „Xi-Ideen“ lernen. Die Gewaltherrscher ließen sich als Genossen anreden – keine geringe zusätzliche Demütigung der Untertanen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2022 um 06.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48873
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Diese Befunde zeigen, dass zwischen neuronalen und mentalen Prozessen keineswegs „nur“ eine strikte Parallelität herrscht, sondern dass dem bewussten Erleben notwendig und offenbar auch hinreichend unbewusste neuronale Geschehnisse vorausgehen. (Gerhard Roth in Christian Geyer, Hg.: Hirnforschung und Willensfreiheit. Frankfurt 2004:72)
Kann man überhaupt neuronale und mentale Prozesse in ein solches Verhältnis setzen? Roth erwägt nicht, daß die mentalen ein Konstrukt sind. Sie können mit den physiologischen weder parallel noch nacheinander verlaufen. Für Roth sind sie in gleicher Weise tatsächlich gegeben wie das Körperliche. Auch das ist, trotz beteuerter Identitätslehre, ein „koordinativer Dualismus“.
Roth teilt die Hirnprozesse in bewußte und unbewußte ein:
Der Prozess des Bewusstwerdens von Wahrnehmungsinhalten benötigt zwischen 200 und tausend Millisekunden. Er ist damit im Vergleich zu unbewussten Hirnprozessen ein durchaus langsamer Vorgang und umfasst die gleichzeitige und hintereinander ablaufende Aktivität vieler Hirnzentren unter Beteiligung von Millionen oder gar Milliarden von Neuronen.
Dabei kennt er durchaus das Problem des Kategorienfehlers. Aber Hirnprozesse werden nie bewußt; wir wissen als Nichtneurologen gar nichts vom Gehirn. Daß es nicht wahrgenommen wird, wissen die Neurologen, sie sprechen daher von einem undefinierten „Gewahrwerden“ (Singer) oder drücken sich sonstwie um dieses Problem.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2022 um 04.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48853
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Die Psychoanalyse hat dem Poststrukturalismus die Methode der Dekonstruktion geschenkt: Wer von seiner Mutter träumt, träumt von seiner Mutter. Wer nicht von seiner Mutter träumt, träumt erst recht von seiner Mutter: sie ist aufgrund von Verdrängung durch ihre Abwesenheit gegenwärtig. Wenn ein Text von etwas NICHT handelt, dann ist gerade dies sein eigentlicher Gegenstand: unterdrückt nämlich. Romane, in denen keine Schwarzen vorkommen, handeln von Schwarzen. Die Frau, die behauptet, in ihrer Kindheit nicht mißbraucht worden zu sein, ist mißbraucht worden. Das ist das Sicherste überhaupt. Die intakten Familien sind vollkommen kaputt. Der psychoanalytische Helfer ist berufen, das aufzudecken, auch wenn dazu jahrelang allwöchentliche Therapie nötig sein sollte.
Wer Schwarze (das sind alle Benachteiligten) kritisiert, ist Rassist. Wer Schwarzen zugetan ist, ist ebenfalls Rassist, weil er sich der kulturellen Aneignung schuldig macht.
Man kann die ganze Figur aus dialektisch nennen, und sie zieht sich ja auch durch das Werk der Meisterdenker von Hegel bis Adorno.
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Kommentar von , verfaßt am 31.03.2022 um 05.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48816
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2022 um 06.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48729
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„Zweitens schreiben wir uns und unseren Mitmenschen auch einen Geist zu, weil wir über intentionale Zustände verfügen, d. h. über Zustände, die sich auf etwas (Gegenstände, Ereignisse, Sachverhalte usw.) beziehen. Dies gilt bereits für simple Wahrnehmungszustände; denn wir sehen oder riechen nicht einfach, sondern wir sehen etwas, z. B. das helle Licht oder dass das Licht heller wird, und riechen etwas, z. B. den Rosenduft.“ (Dominik Perler/Markus Wild (Hg.): Der Geist der Tiere. Frankfurt 2005:11)
Die Herausgeber stehen immer noch im Banne Brentanos. Die sprachliche Härte der „Zustände“, die „sich auf etwas beziehen“, wird anscheinend nicht empfunden. Darum kann es munter weitergehen im Sinne der traditionellen Gewißheiten.
Was heißt eigentlich „über intentionale Zustände verfügen“? Hat man sie, oder befindet man sich in ihnen? Wo beibt die sprachliche Sorgfalt, auf die hier alles ankommt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2022 um 16.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48706
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„Repräsentationen gelten in der Philosophie des Geistes im allgemeinen als Träger intentionaler Zustände.“ (Eckart Scheerer in Hist. Wb. der Philosophie, Sp. 844)
Ist schon schwer zu begreifen, wie ein Zustand intentional, also auf etwas „gerichtet“ sein kann, so erst recht, wie Repräsentationen die „Träger“ solcher Zustände sein können. Soll es heißen, daß die Repräsentationen sich in solchen Zuständen befinden? Der weitere Text gibt keine Auskunft, sondern reiht die Konzeptionen verschiedener Autoren aneinander.
In Wirklichkeit kommt die These, Repräsentationen seien Träger intentionaler Zustände, soweit ich sehe, nirgendwo vor. Es ist wohl bloß Gerede, aber wie gelangt es in die Handbücher?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2022 um 17.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48520
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„Der Einstein-Effekt: Warum Sinnloses glaubwürdig wirkt, wenn es ein Wissenschaftler sagt.“ (SZ 9.2.22, Sebastian Herrmann)
Das haben nun Psychologen um Suzanne Hoogeveen nachgewiesen. Aber braucht es das noch? Erstens haben wir es immer gewußt, und zweitens gibt es den weltbekannten Sokal-Hoax samt mehreren Replikationen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 19.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48333
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Der Ausgangspunkt war wohl ein anderer: Niemand soll zwangsweise vorgeführt, festgeschnallt und gepiekst werden. Seine Zustimmung wird durch Strafdrohung gefördert, erzwungen, "genudgt", durch Gehirnwäsche herbeigezaubert – wie man will. Wichtig zu lernen ist Einverständnis. (Brecht)
Freiwillig heißt nicht gern – das war mein Punkt.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 12.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48332
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Wenn ich das richtig überblicke, wird die Sinnhaftigkeit einer Impfpflicht zum jetzigen Zeitpunkt von vielen seriösen Epidemiologen angezweifelt.
Zum Gewicht der Gründe:
Der Impfwillige hat folgende Wahl:
Pieks (evtl. plus Anstehen) oder Erkrankungsrisiko
Der Impfunwillige:
Riskanter Wirkstoff oder hohes Bußgeld.
Jeweils aus Sicht des "Freiwilligen".
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2022 um 12.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48331
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Bei der Abgrenzung von Freiwilligkeit und Zwang spielt sicher neben dem "Gewicht" der gegeneinander abzuwägenden Gründe auch die Willkürlichkeit eine Rolle, mit der bestimmte Entscheidungen überhaupt erst provoziert werden.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 12.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48330
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Wenn jede bewußt gesteuerte Handlung freiwillig ist, warum redet man bei der Impfung überhaupt von Freiwilligkeit? Da ist Freiwilligkeit ja immer gegeben und geradezu trivial.
Lauterbach scheint zwischen freiwillig und ganz freiwillig zu unterscheiden.
Die Kommunikation der Politiker ist teilweise so feindselig, daß ich sogar Sympathie für die Schwurbler empfinde. Kürzlich Emmanuel Macron, jetzt wieder Hendrik Wüst bei Anne Will. Was man damit langfristig in der Bevölkerung anrichtet, scheint den Leuten nicht bewußt oder einfach egal zu sein-
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2022 um 11.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48328
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Daß man verschiedene Gründe subjektiv gegeneinander abwägen kann, gehört m. E. gerade zum Wesen der Freiwilligkeit.
Es wäre aber übertrieben zu sagen, wenn jemand mit einer Pistole auf mich zielt, ich hätte ihm mein Portemonnaie freiwillig gegeben, weil ich ja die Wahl hatte, statt dessen zu sterben.
Es gibt immer eine Grenze, von der an die eine Seite so stark überwiegt, daß man vernünftigerweise nicht mehr von Abwägen, Wählen, Freiwilligkeit sprechen kann.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 07.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48322
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Es gehört zwar nicht in diesen Faden, den ich eher den philosophischen Verirrungen zugedacht hatte, aber selbst die Frage der freiwilligen Impfung kann man unter diesem Aspekt sehen. Abgesehen von der tagespolitischen Bedeutung könnte man nämlich sagen:
Freiwillig ist eine Entscheidung nicht dann, wenn sie überhaupt keine Gründe hat. Dann könnte man ja würfeln. (Ich erinnere an Buridans armen Esel.) Eine Impfpflicht würde mich vor die Entscheidung stellen, mich impfen zu lassen oder ein Bußgeld zu zahlen. (Ich nehme einmal an, daß es so geregelt werden wird.) Meine Entscheidung zwischen zwei Unannehmlichkeiten wäre dann in jedem vernünftigen Sinn freiwillig und gar nicht wesensverschieden von der Entscheidung, die ich letztes Jahr getroffen habe, als ich mich dreimal impfen ließ. Niemand wird gern geimpft, wenn es sich vermeiden läßt, aber es gibt Gründe dafür. Kant sah keine Beeinträchtigung der Menschenwürde darin, daß der prospektive Straftäter seinen Plan wohl aufgeben würde, wenn er direkt unter dem Galgen stünde und dort vor die Wahl gestellt würde. Nichtfreiwillig sind Reflex- und Affekthandlungen.
Wir tun den ganzen Tag Dinge, die in dem hier abgelehnten radikalen Sinn nicht freiwillig sind, weil sie Gründe haben.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.01.2022 um 04.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48305
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Lauterbach sagt gleich zweimal "freiwillig":
"Ich glaube, daß also Ärzte jeden impfen sollten: denjenigen, der geimpft werden will, weil er der Impfpflicht nachkommt, oder denjenigen, der sich impfen läßt ganz freiwillig. Es wird ja niemand gegen seinen Willen geimpft. Selbst die Impfpflicht führt ja dazu, daß man sich zum Schluß freiwillig impfen läßt."
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.01.2022 um 22.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48303
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Gesundheitsminister Karl Lauterbach vor 1 Tag:
"Es wird ja niemand gegen seinen Willen geimpft. Selbst die Impfpflicht führt ja dazu, daß man sich zum Schluß freiwillig impfen läßt."
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 04.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48229
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Die Italiener sollen entsetzt sein und die FAS ist gebührend erstaunt über den starrköpfigen Unsinn, den der Philosoph Giorgio Agamben im Alter verbreitet. Das erstaunt mich nun wieder. Immer wieder findet man die Volksweisheit bestätigt, daß der Mensch sich im wesentlichen gleich bleibt, im Alter nur noch mehr so. Wer uns z. B. schon immer als Grantler bekannt war, hat jetzt als Rentner die Möglichkeit, sich in Internet-Foren ungebremst von Gesprächspartnern in seine Aggressionen hineinzusteigern usw. Bei Philosophen ist das nicht anders. Zu Agamben vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1407#37114. Was habt ihr denn erwartet?
Manchmal wirft aber nicht das Alter ein Licht auf die Jugend, sondern umgekehrt. Als Carl Schmitts frühe Tagebücher bekannt wurden, wunderte sich mancher, wie einfach sein Denken im Grunde gestrickt war, bevor es unter der Eloquenz des Weisen von Plettenberg nahezu unkenntlich wurde.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2022 um 17.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#48216
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Ich habe ab und zu erwähnt: „The Oxford companion to the mind“ (hg. von Richard L. Gregory, Oxford,New York 1987)
Ob man es glaubt oder nicht - dieses umfangreiche Lexikon enthält kein Stichwort mind! Es definiert also seinen Gegenstand nicht, gibt aber auch keine Begründung dafür.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2021 um 06.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47978
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Eine Sprache, die nicht von anderen gelernt und nicht mit anderen gesprochen wird, also nicht kommunikativ, nicht gesellschaftlich und nicht historisch gewachsen ist – das ist eine phantastische, sprachwissenschaftlich nicht faßbare Idee, aber für die jüdische Religion und Theologie selbstverständlich: Gottes Wort, samt hellenistischer Logos-Metaphysik; also vom Anfang des AT bis fast zum Ende des NT. Da Chomsky, Sohn eines jüdischen Hebraisten, der schon als Kind mit seinem Vater den Talmud studierte, anders als die Katholikin Anna Wierzbicka weniger in der scholastischen Tradition (Wilhelm von Ockham) steht, liegt es nahe, seine Grundgedanken mit seiner Herkunft in Verbindung zu bringen. Chomskys Name steht in einer Wikipedia-Liste „Durch ihren jüdischen Hintergrund geprägte Philosophen“: https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Philosophie. Auch Jerry Fodor hätte hier genannt sein müssen.
Den Zusammenhang haben andere vermutlich schon genauer dargestellt.
Interessanterweise führt der Kreationist Roger Liebi auch Chomsky als Kronzeugen an. (https://www.leseplatz.de/media/pdf/15/14/60/256289.pdf) Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#45757
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2021 um 06.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47902
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Wie gezeigt, gibt es schlagende Belege dafür, daß die Alltagspsychologie unter "Denken" ein stummes Sprechen versteht. Die wissenschaftliche Psychologie verstrickt sich in das sinnlose Unterfangen, objektiv zu rekonstruieren, was das Denken wirklich ist – sinnlos, weil solche Konstrukte außerhalb der folk psychology überhaupt keinen Ort haben. (Mein alter Vergleich: "die Wahrheit über Rotkäppchen".)
Weil in der Rede ein Wort auf das andere folgt, glauben Philosophen, das Denken sei linear und der Bewußtseinsstrom (ein verführerisches Bild) müsse durch das punktförmige Ich, das berühmte Nadelöhr hindurch. Und die Form dieses Bewußtseins ist dann natürlich die Zeit (Kant).
Ist das wirklich alles so naiv? Ich denke schon. Man hatte sich eben zu wenig mit der Sprache beschäftigt, zu viel innerhalb des Konstrukts des "Geistes" aufgehalten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.12.2021 um 17.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47889
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jedes Jahr außer voriges Jahr, der Grund ist klar
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.12.2021 um 17.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47888
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Wir wollen nächstes Wochenende nach Sachsen ins Erzgebirge fahren. Das tun wir jedes Jahr im Advent, seit 30 Jahren. Das Hotel hatte ich schon im Oktober gebucht. Da gab es kein Problem, und für "vollständig" Geimpfte sowieso nicht.
Nun waren gerade 3 Wochen die Hotels nur für Dienstreisende geöffnet, nicht für Touristen. Allerdings haben sie Privatreisende, die (angeblich) Angehörige pflegen mußten, auch anerkannt. Ab 13. Dez. heißt die neue Regel in Sachsen: Rein touristische Reisen sind nach wie vor verboten, aber Reisen zu Verwandten sind auch besuchsweise möglich, und man darf dazu im Hotel übernachten. Für uns mit genügend Verwandten im Erzgebirge ist damit die Fahrt natürlich wieder möglich. Ich denke, das Hotel wird mich nächste Woche fragen, ob wir evtl. jemanden besuchen wollen.
Aber ist es nicht köstlich? Ende der 80er Jahre brauchten wir DDR-Bürger Verwandte im Westen, um mal nach Westdeutschland zu kommen. Jetzt brauchen wir Westdeutsche Verwandte in Sachsen, um ins Erzgebirge fahren zu dürfen. Spinne ich langsam?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2021 um 05.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47879
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Ich glaube, dass heute Freitag ist (Beispiel von Wolfgang Barz) ist keine Aussage über einen mentalen Zustand, in dem ich mich befinde. Es ist eine Äußerung, die einen autoklitischen (nicht behaupteten) Kommentar enthält, gewissermaßen ein Satzadverb: „Es ist Freitag (aber ich habe unzureichende Gründe, es zu sagen).“
Naive Philosophen (man verzeihe den Pleonasmus) verkennen das.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2021 um 05.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47878
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(Ich weiß nicht mehr, welcher Eintrag hier verschwunden ist, vielleicht dieser:)
Wenn Philosophen über eine „Sprache des Geistes“ spekulieren, die buchstäblich unvorstellbar verschieden ist von allem, was wir unter Sprache verstehen, ist es nicht möglich, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Wir wissen einfach nicht, was sie meinen. Es ist vergleichbar jener theologischen Debatte über die Eigenschaften Gottes: allwissend, allmächtig, allgütig, unendlich usw. - das sind formal deutsche Wörter, aber ihre Bedeutung läßt sich nicht nachvollziehen, daher sind es eigentlich eher Wortattrappen (flatus vocis). Die Theologen haben das auch anerkannt, indem sie davon sprachen, diese Wörter unserer Alltagssprache seien hier „analog“ zu verstehen. Damit ist aber nur verhüllt, daß wir sie gar nicht verstehen. Wozu werden sie dann überhaupt verwendet?
Was Theologen über „Analogie“ (analogia entis usw.) gesagt haben, ist leeres Gerede über Gegenstände, von denen man definitionsgemäß nichts wissen könnte, wenn sie nicht sowieso erfunden wären.
Ob man aus der Unverständlichkeit („... quia absurdum“) einen Triumph machen oder sich gar daran berauschen will, ist Geschmackssache. Unser Geschmack ist es nicht. Am besten, man geht seiner Wege. („Don’t spend time on paradoxes constructed by moving words around.“)
Kostprobe:
Die Analogia entis beschreibt nach Thomas von Aquino das Verhältnis zwischen dem vollkommenen göttlichen Sein und dem der geschaffenen Dinge, zwischen denen eine ontologische Differenz besteht: Der Begriff des Seins ist hier weder univok (gleich lautend und gleichsinnig) noch äquivok (gleich lautend, aber ungleichsinnig), sondern nur »analog« aussagbar. Die Analogie gründet darin, dass die Kreatur Gott nur nach dem Maß ihrer Teilhabe an seinem Sein, mithin unvollkommen, ähnlich ist. (https://universal_lexikon.de-academic.com/205772/Analogia_Entis)
Usw. - es ist offensichtlich ein müßiges Spiel, außer für die (stets apologetische) Theologie, die die Gläubigen schon lange nicht mehr erreicht. Man beachte, daß auch „analog“ in Anführungszeichen gesetzt ist; anscheinend ist es seinerseits auch nur analog zu verstehen...
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Kommentar von , verfaßt am 06.12.2021 um 04.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47822
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2021 um 04.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47775
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Seit 2007 arbeitet Hartmann an einem neuen „System der philosophischen Wissenschaften“. Auf der Grundlage erweiterter methodischer Mittel der „kulturalistischen Wende“ und nach dem Vorbild von G.W.F. Hegels Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundriss sollen philosophische Probleme in ihrem systematischen Gesamtzusammenhang bearbeitet werden. (...) Die Monographie wird sieben Bände umfassen. (Wikipedia über Dirk Hartmann)
Auch wenn ich nichts von Hartmann gelesen hätte, würde mich das trostlos anmuten. Niemand wird es lesen, international wird es nicht zur Kenntnis genommen werden. Daß die Zeit der Systeme vorbei ist, gehört eigentlich zum Allgemeingut; kein Bastler wird es ändern, auch nicht auf einem deutschen Lehrstuhl mit Projektmitteln. Es ist eher umgekehrt: Philosophie kann wegfallen, niemand würde sie vermissen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.11.2021 um 15.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47683
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Donald Duck ist eine Entität. Franz Gans ist keine Entität, weil er in Entenhausen keine Verwandtschaft hat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2021 um 05.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47678
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Entität ist eine schauderhafte scholastische Neubildung und bezeichnet „ein Seiendes, einen konkreten oder abstrakten Gegenstand. In diesem Sinn wird der Begriff der Entität in der Regel als Sammelbegriff verwendet, um so unterschiedliche Gegenstände wie Dinge, Eigenschaften, Relationen, Sachverhalte oder Ereignisse auf einmal anzusprechen. Dies ist die im zeitgenössischen Sprachgebrauch gängige Verwendung.“ (Wikipedia Entität)
Dinge werden als eine Art von Gegenständen angeführt, man könnte es ebenso gut umgekehrt machen. Es geht eben einfach darum, daß wir redetechnisch substantivieren, worüber wir sprechen. So kommt es zu lauter Etwassen. Es gibt ja keine abstrakten Gegenstände, sondern nur ein abstraktes Reden über Gegenstände (s. Porzig: Namen für Satzinhalte). Der abstrakte Gegenstand „Ehe“ ist einfach die Tatsache, daß Menschen verheiratet sind, und man kann darlegen, was alles dazugehört. Vgl. den Scherz über die „Entfernung der Sterne“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1545#41784).
Das Mißverstehen der eigenen Sprache ist aber fast unausrottbar. Die „Geschäftsordnung der Sprache“ ist einfach zu tief verwurzelt. „Über die Ehe“ – wer würde bestreiten, daß die Ehe hier irgendwie als Gegenstand eine Rolle spielt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2021 um 07.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47662
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Früher vertraten Philosophieprofessoren auch gleich noch die Psychologie, die damit als nichtempirische Wissenschaft gekennzeichnet war, eine Art Mischung aus Logik, Alltagspyschologie und Sprachreflexion. Heute bezeichnen sich in genau dem gleichen Sinn viele Philosophen als Kognitionswissenschaftler; z. B. war Chomskys Freund Jerry Fodor ein bekannter Vertreter. Der englische Wikipedia-Eintrag über ihn ist ziemlich ernüchternd, nicht so sehr wegen der naiven Theorie, sondern wegen der weltweiten Diskussion darüber.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2021 um 03.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47468
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Mackie gibt sich viel Mühe mit den Gottesbeweisen und geht sogar auf Küngs unerträgliches Geschwätz (Existiert Gott?) mit Engelsgeduld ein. Das hat ihm viel Anerkennung eingetragen, auch bei den Frommen. Solche Bücher werden aber nur deshalb geschrieben, weil die Religionen immer noch mächtig sind. Wenn das Kapitel Religion abgeschlossen wäre, hätte sich das Thema erledigt. Und so ist denn für jemanden, der auf natürliche Weise nichtreligiös ist, Mackies Buch eine ziemliche Tortur. (Wie eine ebenso lange Abhandlung über Russells Teekanne es wäre.)
In einer Amazon-Besprechung zu Mackies „Wunder des Theismus“ wird dieser gelobt, Dawkins geschmäht von einem Ralf Maucher, der sich „Gnostiker“, „Quantenpsychologe“, „Erleuchtungspsychologe“ nennt und Beratungstermine anbietet.
Man hat wohl nie festgestellt, welcher Anteil der Bevölkerung für Irrationalismus aller Art anfällig ist. Die meisten Rattenfänger sind keine Betrüger, allenfalls betrogene; sie glauben wirklich an ihr Metier. Nur bei besonderen Gelegenheiten zeigt sich, wie breit die Empfänglichkeit dafür ist, und dann ist man doch überrascht, selbst über nahe Verwandte und Bekannte. Die Religionsgesellschaften hatten das alles kanalisiert und diszipliniert (manchmal mit rauhen Maßnahmen), so daß man halbwegs wußte, womit man es zu tun hatte. Heute basteln sich viele ihren Glauben selbst oder halten sich in einem der Konventikel ("Blasen") auf, die man gar nicht mehr überschauen kann.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2021 um 04.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47461
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Ich gehöre zu den von Habermas und den Frankfurten nicht nur kritisierten, sondern beschimpften "Neopositivisten", die bei jedem Satz genau wissen wollen, was er bedeutet und wie er gegebenfalls zu widerlegen wäre. Die Habermassche Prosa erlaubt das an keiner Stelle. Nehmen wir aus dem zitierten Text nur einen Satz:
Gleichviel ob die dualistische Weltsicht wie in den Erlösungsreligionen Israels oder Indiens stärker oder wie in der griechischen Philosophie und den chinesischen Weisheitslehren schwächer ausgeprägt ist, vollzieht sich in all diesen Weltbildern ein kognitiver Durchbruch zu einem transzendentalen Standpunkt, der sowohl einen kognitiven wie einen sozial- und moralkognitiven Blickwechsel einleitet.
Das mit dem kognitiven Durchbruch verstehe ich sowieso nicht, aber ich beschränke mich auf die typischerweise in einem Nebensatz versteckte, also nicht einmal ausdrücklich vertretene These, in den indischen Erlösungsreligionen herrsche eine dualistische Weltsicht. Nanu? Ist nicht für ganz Indien die "Nicht-Zweiheit" der allbeherrschende Zug? Tat tvam asi – das kennt doch jeder. Neben "Advaita" (Nicht-Zweiheit) gibt es zwar andere Schulen, aber sie sind vernachlässigbar. Der Dualismus ist eine vulgäre Illusion, von der wir erlöst werden müssen (moksha) – davon ist der Hindu wie der Buddhist überzeugt.
So könnte man jedenfalls mit guten Gründen argumentieren. Wir wissen nicht, was Habermas darauf antworten würde. Wahrscheinlich wieder so eine Suada, nach der wir noch verwirrter wären.
Und das war nur ein Millimeter aus dem kilometerlangen Geflecht (1.700 Seiten diesmal).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2021 um 09.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47447
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In der Ev. Akademie Tutzing wurde Habermas gefeiert und ausgezeichnet. Aus dem enthusiatischen Bericht kann ich wieder einmal nicht entnehmen, was der große Mann zu meiner Bereicherung beigetragen hat. Hans-Peter Heekerens gibt eine Stilprobe aus Habermas’ neuestem Wälzer „Auch eine Geschichte der Phiosophie“ (die wahrscheinlich kein Mensch ganz lesen wird):
„Erst die Revolution der Denkweise, die sich ungefähr ein Jahrtausend später in den Achsenzeitenkulturen auf je verschiedene Weise vollzieht, erfüllt die für eine intellektuelle Herrschaftskritik notwendigen Bedingungen. Gleichviel ob die dualistische Weltsicht wie in den Erlösungsreligionen Israels oder Indiens stärker oder wie in der griechischen Philosophie und den chinesischen Weisheitslehren schwächer ausgeprägt ist, vollzieht sich in all diesen Weltbildern ein kognitiver Durchbruch zu einem transzendentalen Standpunkt, der sowohl einen kognitiven wie einen sozial- und moralkognitiven Blickwechsel einleitet. Der Bezug auf das Eine verschafft dem Betrachter die Distanz von dem Vielen, das in der Welt geschieht, erlaubt die Differenzierung des Innerweltlichen von der Welt im Ganzen und macht in einer immer weitergehend entmythologisierten Welt gesetzmäßige Zusammenhänge transparent“ (S. 186–187).
(https://www.socialnet.de/rezensionen/25963.php)
Die Lückenhaftigkeit dieses Werks, die mehrere Rezensenten festgestellt haben, mag man fast nicht glauben (wenn man Habermas nicht kennt).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2021 um 04.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47384
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„In welcher Weise können physikalische Prozesse überhaupt Bewußtseinszustände hervorbringen? Das aber läßt sich derzeit nicht beantworten. Wir haben nicht einmal den Schimmer einer Idee, wie eine Antwort aussehen könnte.“ (Rainer Mausfeld: „Über Ziele und Grenzen einer naturwissenschaftlichen Zugangsweise zur Erforschung des Geistes“. In: Adrian Holderegger et al. (Hg.): Hirnforschung und Menschenbild. Basel 2007:21-40, S. 22f.)
Natürlich nicht! Daran wird sich auch nichts ändern, die Unerklärbarkeit ist bereits hineinkonstruiert.
Daß wir etwas vollständig und endgültig wissen, ohne daß die Revision oder Erweiterung auch nur denkbar wäre („nicht einmal theoretisch möglich ist“), sollte stutzig machen. Wo sonst gibt es denn so etwas? Die Brentano-Nachfolger versichern uns nur, das sei eben das Einzigartige an den „psychischen Phänomenen“. Brentano definiert diese vermeintlichen psychischen Phänomene ausdrücklich so, daß sie nicht an physische anschließbar sind. Wir sagen: Konstrukte können nicht mit den Sachverhalten interagieren, zu deren Erklärung sie erfunden worden sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2021 um 03.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47382
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Zur "Phänomenologie", besonders zu Husserls "Krisis"-Schrift:
Wir haben es hier mit nicht weniger zu tun als mit der Stiftung der Philosophie als einer Gesamt-, Grund- und Zielwissenschaft, die sich mit dem Ganzen der Erfahrung, mit Grundbegriffen und Grundsätzen und mit letzten Zielen beschäftigt. (Bernhard Waldenfels: „Zwischen Fundamentalismus und Funktionalismus. Phänomenologie im kritischen Austausch mit den Human- und Sozialwissenschaften.“ In: Helmut Vetter, hg.: Krise der Wissenschaften – Wissenschaft der Krise? Reihe der Österreichischen Gesellschaft für Phänomenologie. Bd. 1, Wien 2005:56-67, S. 59)
Tiefer, noch tiefer... Da kann man nur noch lallen (das Was, das Wozu, das Wie, das Als-was... ebd.) Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31377.)
Die Fremdwörter (Epoché, Noema...) gehören zur Theorie des Phänomenologen, die lallende Rede zur Rekonstruktion seines Objekts, des einfach in-der-Welt-seienden Menschen, vorzugsweise des Schwarzwaldbauern.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2021 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47346
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„Wir erkennen die Welt nicht an sich, sondern nur wie sie uns erscheint.“
Ein philosophisches Credo und vollkommen sinnlos. Man kann sich nichts darunter vorstellen, daß ein Organismus die Welt an sich erkennt. Es paßt nicht zum relationalen Begriff des Erkennens, Wissens usw. (Die Frommen schreiben das Undenkbare ihrem „Gott“ zu, quia absurdum...)
Erkennen ist eine Art Anpassung. Der Schmied bearbeitet das Eisen so, wie es ihm erscheint. Der Lasertechniker bearbeitet das Eisen so, wie es ihm erscheint (nach einem langen Studium der Physik). Was denn sonst? Man kann das Eisen nicht so bearbeiten, wie es an sich ist...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 04.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#46797
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„Propositionale Einstellungen sind Relationen zwischen Personen und propositionalen Gehalten. Eine Person, die etwas glaubt, beabsichtigt, vermutet, hofft, steht in Beziehung zu einer Proposition, in einer Beziehung des Fürwahrhaltens, Beabsichtigens usw.“ (Geert Keil: Kritik des Naturalismus. Heidelberg 1993:220)
Das Fürwahrhalten ist keine Beziehung, und der propositionale Gehalt ist kein Gegenstand, zu dem man in einer Beziehung stehen könnte. Man sieht denn auch keinen Gehalt, sondern einen weiteren Satz bzw. Nebensatz („Satzradikal“ ohne Illokution).
Aus diesem "mentalistischen Sumpf" findet man nicht mehr heraus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2021 um 08.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#46388
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Meinongs Kalauer ("Es gibt Dinge, die es nicht gibt, sonst könnte man nicht von ihnen reden") liegt im Grund auf demselben Niveau wie der sprichwörtliche Schnitzer: Er beschwerte sich über fehlende Sicherheitsmaßnahmen oder auch Prof. Galetti: Ich sehe heute wieder viele, die nicht da sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2021 um 05.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#46341
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“Consciousness is, thus, a biological feature of certain organisms in exactly the same sense of ‘biological’ in which photosynthesis, mitosis, digestion, and reproduction are biological features of organisms” (Searle Rediscovery 93).
Dem steht schon entgegen, daß nicht die Biologen das Bewußtsein entdeckt haben. Darum kommt es in guten Biologiebüchern gar nicht vor. Das müßte dem Philosophen doch auffallen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2021 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#46325
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„Ein Satz ist die materielle Seite einer Aussage. Aussagen werden auch Propositionen genannt.“ (Wikipedia Semantische Rollen)
Also gibt es auch eine nichtmaterielle Seite? (Bei Frege ist es der „Gedanke“.) Daß diese alte Metaphysik immer noch weitgehend herrscht, ist doch sehr seltsam. Immerhin benutzen wir den Computer, der keine nichtmateriellen Größen verarbeitet.
Skinner: Sprachliche Äußerungen haben eine Form ("Topographie") – und eine Geschichte; die ist aber nicht "immateriell".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2021 um 06.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#46263
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Zu:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1651#39937
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1651#42720
Mit dem Begriff der politischen Differenz führt die Politische Theorie die Unterscheidung zwischen der Politik und dem Politischen ein.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Differenz)
Ich sehe nur Wortspielerei im Anschluß an Carl Schmitt. Auch Heideggers ontologische Differenz wirkt wohl nach. Im Ausland scheint es keine nennenswerte Diskussion über eine solche „Differenz“ zu geben, jedenfalls außerhalb der Schmitt- bzw. Heidegger-Exegese.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2021 um 04.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#46220
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Das fundamentum inconcussum („unhintergehbar“), auf das die Philosophen ihre Gebäude gegründet haben, sind Sätze wie:
Ich existiere.
Ich bin mir meiner selbst bewußt.
Es fühlt sich für mich irgendwie an...
Man kann sie aus logischen oder pragmatischen Gründen nicht negieren, also sind sie weder wahr noch falsch. Ihr Sinn besteht darin, exemplarische Bekenntnisse zur transgressiven Sprache der Innerlichkeit (Erlebnissprache) zu sein. Oder, wie ich gern sage: Sie exemplifizieren die Geschäftsordnung der Alltagssprache. Daher das Einleuchtende, aber auch irgendwie Leere.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2021 um 04.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#46159
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In der SZ wird ein Buch besprochen, das die abenteuerliche Rettung von Husserls Nachlaß vor den Nazis erzählt. Sicher sehr spannend, aber die 40.000 Seiten in Gabelsberger-Schrift, an deren Transkription immer noch gearbeitet wird, sind weniger spannend.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2021 um 06.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45735
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Wenn ich den fränkischen Bauern bitte, mir Rotkohl zu geben, und er mir Blaukraut gibt, beschwere ich mich nicht. Statt Möhren gibt er mir gelbe Rüben und statt Steckrüben Dorschen. Nur Philosophen machen daraus ein Problem. Vielleicht sollte ich dem Landwirt (? Bauern?) beim nächstenmal erklären: „Intentionale Begriffe schaffen intensionale Kontexte, d.h. solche, in denen die Substitution extensionsgleicher Termini nicht immer wahrheitswerterhaltend ist.“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2021 um 06.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45733
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1419#18437:
„Während es wahr ist, daß Ödipus absichtlich den Verkehrsrowdy erschlug, ist es unwahr, daß er absichtlich seinen Vater erschlug.“ (Geert Keil: Kritik des Naturalismus. Heidelberg 1993:205)
Es ist beschämend, sich nach zweieinhalbtausend Jahren immer noch mit solchen Wortspielen herumschlagen zu müssen, die genau auf dem Niveau der Sophisten-Späße im „Euthydemos“ liegen.
Wenn die Logiker es für nötig halten, mit propositionalen Einstellungen (Russell), referentiell opaken Kontexten (Quine) usw. zu arbeiten, sei es ihnen unbenommen. Für eine realistische Sprachwissenschaft und naturalistische Zeichentheorie hat es keine Bedeutung; oft sind es ja auch nur Äquivokationen („Einstellung“ zum Beispiel). Philosophen verstehen sich darauf, Kalauer durch anspruchsvolle Formulierungen zu camouflieren: „Intentionale Begriffe schaffen intensionale Kontexte, d.h. solche, in denen die Substitution extensionsgleicher Termini nicht immer wahrheitswerterhaltend ist.“ (Keil 104) Dagegen: „Don’t spend time on paradoxes constructed by moving words around.“ (Burrhus F. Skinner: Notebooks. Hg. von Robert Epstein. Englewood Cliffs 1980:321)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2021 um 05.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45541
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Auch die „Gegenstandstheorie“ wurde wie die „Phänomenologie“ als großes neues „Wissensgebiet“ angekündigt. Beide sind verweht. Man hat die Mühle klappern gehört, aber vergeblich auf das Mehl gewartet. Phänomenologische Gruppen Husserlscher oder Meinongscher Schule gibt es natürlich immer noch. Dort versichert man einander die große Bedeutung der überlieferten Argumente.
Obwohl Meinong nicht schwer zu lesen ist, dürfte folgende Zusammenfassung hilfreich sein: https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/gegenstandstheorie/770
Es ist komisch zu sehen, wie jemand eine Wissenschaft von allem, was es gibt und was es nicht gibt, ahnt und sich dann an die kunstreiche Ausarbeitung macht. In der Tat wurde Meinong im angelsächsischen Bereich erstaunlich beachtet (s. den obigen Link), auch in Passmores Überblick über 100 Jahre Philosophie ist ihm viel Platz eingeräumt.
Wittgenstein und andere der sprachanalytischen Richtung haben sich sehr mit der phänomenologischen Verhexung des Verstandes durch die Sprache herumgeschlagen, in merkwürdiger Parallele zu Platons lebenslanger Irritation durch die genau gleichartige eleatische Verhexung (Sophistik). Bei Parmenides wirkt alles noch frisch und beschwingt, in der Brentano-Nachfolge öde und bürokratisch. Der Vielschreiber Husserl in seinem Freiburger Ohrensessel ist ja völlig ungenießbar.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.03.2021 um 18.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45495
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Na ja, als Slowene und Jugoslawe, der schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs in Paris studieren konnte, hat Žižek den Zusammenbruch des Kommunismus eigentlich gar nicht nötig gehabt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2021 um 11.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45494
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Es ist z. B. ein Widerspruch, dass ein Körper beständig in einen andern fällt und eben so beständig von ihm weg flieht. Die Ellipse ist eine der Bewegungsformen, worin dieser Widerspruch sich eben so sehr verwirklicht als löst.
Solcher Stuß wurde einmal bewundert, und noch in meiner Studentenzeit wollten mir Kommilitonen einreden, es stecke eine tiefe Einsicht („Dialektik“) darin. Das kommt heraus, wenn Hegelianer sich an Naturwissenschaften machen. Die sowjetrussischen Lehrbücher, die auch in der DDR studiert werden mußten, waren keineswegs „vulgärer“ (wie uns Edelmarxisten weismachen wollten).
If there were no greater reason to regret the collapse of Communism in Eastern Europe, the release of Žižek on to the world of Western scholarship would perhaps already be a sufficient one. (Roger Scruton)
Hübsch böse gesagt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2021 um 08.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45272
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Klaas Willems übersetzt pathemata tes psyches mit „mental experiences“. Ob man das als Erfahrung oder Erlebnis versteht – in jedem Falle wird eine mentalistische, bewußtseins- oder eben erlebnisbezogene Begrifflichkeit eingeführt, die bei Aristoteles nicht vorliegt, wie denn auch das ständige Reden von „mind“ anachronistisch ist. „Widerfahrnisse“ oder „Modifikationen“, „Affektationen der Seele“ können auch medizinisch-biologisch verstanden werden. Die Psychologie des Aristoteles mutet nach Auffassung mancher Auoren geradezu behavioristisch an mit ihrer Vermeidung von Erlebnissprache.
Richtig dagegen: The word ´soul´ may sound archaic to some modern ears, and people may be tempted to substitute ´mind´. But then they are likely to confine the functions of the soul to what we call mental acts, and this will take them away from Aristotle´s conception of the soul. (Richard Sorabji: Body and Soul in Aristotle:164).
Wie Sorabji weiterhin zeigt, ist Seele bei Aristoteles beinahe das gleiche wie Leben oder Belebtheit. Daher sind auch Pflanzen beseelt, nämlich durch die „nutritive“ Seele, die niedrigste Form überhaupt, die dann beim Tier und beim Menschen durch Empfindung, Bewegung und schließlich den Verstand überbaut oder ergänzt wird.
Es gibt keine moderne Psychologie, in der von der Seele der Pflanzen gehandelt würde; schon dies zeigt, daß die aristotelische "Psychologie" nicht auf eine heutige abgebildet werden kann. Es wird aber immer wieder versucht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2021 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45196
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Wer viel Zeit hat, kann sich über den Berufsdenker Gabriel im Wikipedia-Eintrag informieren. Dort bin ich auf dies gestoßen:
Zu einem von der Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim auf YouTube veröffentlichten Video, in dem diese eine Einschätzung der im Rahmen der Corona-Pandemie öffentlich auftretenden Virologen vornahm, bezog Gabriel auf der phil.cologne 2020 sehr kritisch Stellung. Gabriel bezeichnete Nguen-Kims Video als einen „unvorstellbaren Skandal“ und nannte es einen „großen Angriff auf die Demokratie“. Durch das Video sei nämlich, so Gabriel, „die Expertise [der Virologen] in Frage gestellt“ worden. Tatsächlich bezog sich Nguyen-Kim in ihrem Video jedoch, wie in der Videobeschreibung vermerkt und dem Inhalt ihres Videos zu entnehmen ist, bloß auf die Medienkompetenz und öffentliche Kommunikation der Virologen und nicht auf deren fachliche Kompetenz.
Dazu muß man sich aber dann auch den "unvorstellbaren Skandal und Angriff auf die Demokratie" ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=u439pm8uYSk&feature=youtu.be
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2021 um 13.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#45195
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Philosoph widerspricht Ethikrat
„Geimpfte müssen unverzüglich ihre Grundrechte zurückerhalten“
Man braucht nicht weiterzulesen, um zu wissen, daß es Markus Gabriel ist. (Das war der mit den "Zellhaufen".)>
Man kann ihn übrigens bei der Agentur „Celebrity Speakers“ buchen. Ziert bestimmt jede Betriebsfeier.
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Kommentar von , verfaßt am 05.01.2021 um 05.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44955
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2020 um 05.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44927
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41611 und
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#38838
Heckhausen lieferte ein gutes Beispiel für Pseudoformalisierung:
„Die Heckhausen-Formel soll die Motivationsfaktoren darstellen: Motl = (LM*E*Ae)+As+N+[bld+bZust+bAbh+bGelt+bStrafv].
Motl = Lernmotivierung LM = Leistungsmotivation: Zielstrebiges Verhalten in Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab; E = Erreichbarkeitsgrad des in der Lernsituation gestellten Leistungszieles für den individuellen Schüler (erlebte Erfolgswahrscheinlichkeit in %); Ae = Anreiz von Aufgaben; As = sachbereichsbezogener Anreiz; N = Neuigkeitsgehalt eines dargebotenen Lehrstoffes; bId = Bedürfnis nach Identifikation mit dem Erwachsenenvorbild; bZust = Bedürfnis nach Zustimmung, positivem Feedback; bAbh = Bedürfnis nach Abhängigkeit von Erwachsenen; bGelt = Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung in den Augen des Lehrers und/oder der Mitschüler; bStrafv = Bedürfnis nach Strafvermeidung.“ (Wikipedia)
Das ist weder zum Rechnen noch als Merkformel geeignet. Was soll es also?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2020 um 07.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44910
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1587#39109
und zu Meinong:
Der Ausdruck „intentionaler Gegenstand“ bezeichnet somit keine mysteriöse Entität, sondern liefert einfach die Antwort auf die Frage, wovon mein geistiger Zustand handelt oder worauf ich gerichtet bin.
Um zu erklären, wie wir uns auf etwas beziehen können, das nicht existiert, werden
intentionale Zustände als Repräsentationen aufgefasst... (Tobias Schlicht)
Zustände können – wenn die deutsche Grammatik noch etwas gelten soll – nicht von etwas handeln, und ich kann nicht gerichtet sein.
Und wieder dieses verführerische einfach, das auf Husserl zurückgeht (dort meistens schlicht, aber so heißt schon der Verfasser unseres Textes...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2020 um 05.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44788
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Daniel Dennett ist ein kluger und belesener Mann und war auch für mich zunächst anregend zu lesen. Er hat sehr viel geschrieben, und man hat über die Jahrzehnte dann doch den Eindruck, daß es immer das gleiche ist. Vor allem fällt auf, wie geschickt er Schlagworte und Pointen erfindet, die wie Markenzeichen wirken und tatsächlich der Vermarktung dienen:
A scholar is just a library’s way of making another library.
Das ist Blendwerk, auf die Dauer nervt es. ("Dawkins’ kluger Affe", denke ich manchmal.) Und bei aller Offenheit für Biologie usw. kommt mir seine Theorie des Geistes oft ganz altmodisch vor, als hätte er die sprachkritische Wende verschlafen und vor allem den Behaviorismus, obwohl er Skinner gelesen und über ihn geschrieben hat, im Grunde nicht verstanden oder sich nicht getraut, ihn zu verstehen (da wäre er nicht der einzige).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2020 um 09.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44768
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„Trump ist Biden mit menschlichem Antlitz.“ (Usw., Slavoj Žižek, allgegenwärtiger Weltgeist und Possenreißer)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2020 um 16.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44756
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„Unter Proposition werden konzeptuelle Strukturen verstanden, die elementare Sachverhalte abbilden.“
Das schrieben zwei Germanisten, deren Namen nichts zur Sache tun. Hat es auch nur einen Hauch von Sinn?
Ich will nur noch einmal daran erinnern, daß Strukturen immer Strukturen von etwas sein müssen. Das Attribut "konzeptuell" füllt diese Stelle nicht. Und selbst wenn man wohlwollend annähme, daß es Strukturen von Konzepten sind – wäre das verständlicher?
Was sind elementare Sachverhalte? Wie bildet man sie ab, und wer bildet sie ab (vermutlich eine Metapher)? Warum müssen sie elementar sein – ist das eine Bedingung für "Propositionen"?
Und was geht dieser Galimathias einen Germanisten an?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2020 um 06.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44658
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Walter A. Koch: TRACTATUS LOGO-PHILOSOPHICUS: On the Subquantum Foundations of the World. Bochum 2009
Selbstanzeige:
A new form of Protophysics discerns clues to a deeper form of reality: it lies before, after, beyond, and within the more familiar universe, which is described by mainstream physics. “Tractatus” is a philosophic approach; it tries to give the preliminary outlines for a corresponding “Philosophy in a New Key”. It delineates an infinite “megaverse”, which seems weird at first sight and comforting at the same time. Seemingly incompatible realms of experience such as “The Structure of the Megaverse”, “The Frames for Unfolding and Evolution”, “The Role of Cognition and Emotion in the Universe”, “The Universality of Love”, “The Reality of Prayer and God”, “The Roots of Logic and Logos” fall into place: they appear to join in a harmonious whole. The New Philosophy relies on “biperspectivism” as the deepest structure in the Megaverse and in the human mind. Biperspectivism has many forms and names: “Energy vs. Information” is one of them. (Schopenhauer’s “Wille und Vorstellung” is but an echo of it all.) In the view of this philosophy, a New Physics spontaneously begets a new METAphysics.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.09.2020 um 00.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44312
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Die Uni Köln betreibt Genderforschung (https://www.hf.uni-koeln.de/40250):
Ausgangspunkt unseres Forschungsvorhabens ist die Problematisierung der binär vergeschlechtlichten Gegenüberstellung von Technik und Sorge und somit die zeitgenössische Herausforderung die Verschränkung von Wissen, Technik und Verantwortung bzw. Sorgeverhältnissen in den Blick zu bekommen. Mit unserer Konzeptionalisierung von Geschlecht als provisorischer Grenzziehung relationaler Materie "kommt (dagegen) eine Form von Handlungsfähigkeit in den Blick, die nicht von Kategorien, Binarität und Homogenität ausgeht", sondern von Relationen und Verschränkungen, und somit "gerade Politiken der Ausschließung sichtbar macht, insofern sie von der Unmöglichkeit des Ausschlusses handelt."
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2020 um 06.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#44239
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Zum Hegel-Jubiläum füllen sich die Zeitungsseiten mit Huldigungstexten, die SZ brachte ein ganzes Feuilleton, jeder grub irgendeine Einzelheit aus.
Aber der Versuch, die "Aktualität Hegels" nachzuweisen, hat ewas Paradoxes. Wenn Philosophie nichts anderes ist als "ihre Zeit, in Gedanken gefaßt", dann ist Hegels Philosophie die Zeit um 1800, in Gedanken gefaßt. Dazu gehört auch die These, jede Philosophie sei ihre Zeit, in Gedanken gefaßt.
Kann man nicht mal versuchen, unsere Zeit in Gedanken zu fassen? Dazu gehört das Bestaunen flotter Sprüche, aber auch die Kritik daran. Das kürzt sich weg, wie alle flotten Sprüche.
Einen richtigen schönen Hegeltext zu zitieren, z. B. den Anfang der "Wissenschaft der Logik", traut sich niemand. Und doch erweist sich die Güte eines Puddings beim Essen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2020 um 04.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43891
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You wake from a dreamless sleep and a world appears. More than just a world: an entire inner universe, populated with colours, sounds, shapes, smells, tastes and touches, all organised into a coherent conscious scene filled with objects, places, and people. And at the centre of all this is the unique experience of being you – the experience of being the subject of experience, of being a conscious self in the world.
What does it mean to be “me”? (...) You are the sum of your self-related perceptions, nothing more and nothing less.
Für mich hat das alles keinen Sinn, für andere den allertiefsten. Die Kluft ist nicht überbrückbar. Es gibt sogar Philosophenkongresse, an deren Ende man feststellt, daß alle aneinander vorbeigeredet haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2020 um 05.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43704
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Wie es der Zufall will, beschäftigt sich auch die FAS vom 7.6.20 mit Markus Gabriel, vor allem seinem neuen Buch und eben seinen steilen Corona-Thesen. Das Ergebnis ist das gleiche: dummes Zeug.
(Er wird nebenbei als "führender Philosoph seiner Generation" bezeichnet. Kann wegfallen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2020 um 17.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43700
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Herr Gabriel, momentan ist es sozial, zu anderen Abstand zu halten. Was macht das mit uns?
Das hat moralisch fragwürdige Seiten, auch wenn es aus gesundheitlichen Gründen geboten ist, die Hygiene hochzuhalten und Infektionsketten zu unterbrechen. Aber sozialpsychologisch wirkt es sich verheerend aus. Mit einem Mal betrachten wir andere Menschen als Zellhaufen, in denen sich Viren vermehren. Das ist gefährlich. Wir bekommen ein schiefes Menschenbild.
(Markus Gabriel im Handelsblatt)
So quasselt der Philosoph dahin, auch bei anderen Gelegenheiten. Irgendwelche Belege hat er nicht und braucht er nicht. – Betrachten Sie andere Menschen als Zellhaufen? Ich auch nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2020 um 05.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43603
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Nachtrag:
Unsere Studentinnen in Delhi (an der School of Languages meistens Frauen; die Männer studierten die besseren Fächer) trieben fast alle Yoga, was in Indien etwa die Stelle unseres Universitätssports einnimmt – weshalb es ja auch kaum Olympiasieger aus dem riesigen Indien gibt (9 Goldmedaillen in 120 Jahren, fast alle im Hockey; laufen können sie überhaupt nicht).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2020 um 05.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43602
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Durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen soll sich der Geist beruhigen und sammeln. (Wikipedia Meditation)
Tiefen- und Höhenmetaphern werden benutzt.
Meditation gilt von vornherein als etwas Gutes. Schon die Beschreibung ist von Wohlwollen durchtränkt, das Gegenteil wird als nervöse Zerstreuung, ungesunde Hektik usw. dargestellt.
Ich vermute, daß es hauptsächlich darum geht, die anstrengende agonale Komponente des alltäglichen Sprechens zu suspendieren. Aussagen machen heißt angreifen und verteidigen. Dagegen das entspannende Sichvergessen oder wie auch immer man es umschreibt.
Dazu die Aura der Sanftmut, die bei uns zum traditionellen Bild Indiens und auch des Fernen Ostens gehört. Es riecht nach Räucherstäbchen oder wenigstens nach Reformhaus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2020 um 04.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43590
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Ich sage einfach Corona für die Krankheit und Corona-Virus für die Partikel. Christian Drosten, dessen Podcast gestern besonders gut war, benutzt Virus meistens als Stoffsubstantiv ("da kann Virus drin sein"). Er bleibt übrigens bei seinen "Mykrometer" und "Ärosol", aber das mindert meine Wertschätzung nicht. Letzte Nacht habe ich sogar von ihm geträumt, und zwar habe ich einem guten Bekannten oder Verwandten, von dem ich aber nicht weiß, wer es war, eingehend nahezubringen versucht, daß er den Podcast hören muß. Das ist übrigens auch ein psychologisches Phänomen: daß man jemanden zu kennen glaubt, aber nicht weiß, wer es ist. Déjà-vu ist ähnlich.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.05.2020 um 18.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43589
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Heute war in der Tagesschau am Nachmittag vom „Covid-19-Virus“ die Rede. Nanu, ich dachte, Covid-19 heißt die Krankheit und SARS-CoV-2 das Virus?
Wie war das doch früher so schön einfach, als beides noch gleich hieß, und dazu hatten sie so schöne sprechende Namen wie Pocken oder Ziegenpeter.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2020 um 05.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43578
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Im Küchenradio höre ich zufällig ein Interview mit einem Mitglied von Laschets Expertenrat. Unkonzentriertes Stammtischgeschwätz über Corona, Bürgerrechte usw. Zum Schluß kommt heraus, daß es der Philosophieprofessor Otfried Höffe war. Experte wofür? Wie so oft, scheint die Politik ihre Verantwortung abschieben zu wollen ("Ethikrat"). Experte auf einem Gebiet zu sein schützt nicht davor, auf allen anderen dummes Zeug zu reden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2020 um 08.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43504
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Quora fragt: How is the soul linked to consciousness?
Geht’s noch?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2020 um 04.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43407
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„Blicken zwei Spiegel einander an, so spielt der Satan seinen liebsten Trick und öffnet hier auf seine Weise (wie sein Partner in den Blicken der Liebenden tut) die Perspektive ins Unendliche.“ (Walter Benjamin)
Das zitiert Claudius Seidl (ohne die änigmatische Parenthese) in einem Beitrag über das Wohnen (FAS 12.4.20). Der Leser ist verblüfft, der Zweck erreicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2020 um 06.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43347
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Die FAZ läßt sich auffallend oft selbst loben, via Leserbrief. Wie toll die Zeitung im allgemeinen ist und nun erst der Hölderlin-Sonderteil vor einigen Tagen! Ich kann das nicht finden. Beim Versuch, meiner Frau daraus vorzulesen, habe ich leider feststellen müssen, daß sämtliche Beiträge sprachlich in ungewöhnlichem Ausmaß mißraten waren. Immer dieser literarische Ehrgeiz von Journalisten, die um keinen Preis journalistisch schreiben wollen! Wir wollten die sechs Seiten eigentlich einer befreundeten Hölderlin-Verehrerin in den Briefkasten stecken (Corona!), haben es aber sein lassen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2020 um 16.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43254
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Auch wenn es in der Natur keine Modalitäten gibt, also keine Möglichkeit und keine Notwendigkeit, weil eben alles so ist, wie es ist – im allgemeinsprachlichen Umgang sind die Modalitäten unentbehrlich. Ihr Ort ist der Deliberationsdialog, also der Kern des Handlungsschemas. Wenn wir ankündigen, was wir tun werden, und andere uns zu- oder abraten, geht es um Alternativen oder Optionen, also Möglichkeiten.
Unsere Rede scheint sich auf etwas zu beziehen, was es (noch) nicht gibt, was vielmehr in der Zukunft liegt (wie man metaphorisch sagt). Wie ist das möglich? Naturalistisch gefragt: Wodurch wird das Sprachverhalten gesteuert, wenn der Gegenstand, auf den es sich – mentalistisch gesprochen – zu beziehen scheint, nicht anwesend ist und vielleicht nie existieren wird? Die Lösung hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1586 (letzter Absatz).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2020 um 04.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43242
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Wäre nämlich unser Verstand anschauend, so hätte er keine Gegenstände als das Wirkliche.
Holder Unsinn. Aber Kant hat hier (in der Kritik der Urteilskraft § 76) durchaus etwas Gescheites im Sinn, nur müßte es sprachkritisch rekonstruiert werden, ohne das traditionelle Gerede von "Vermögen", "Verstand", "Begriff" usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2020 um 17.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43208
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Das Meinongsche Sophisma findet sich auch anderswo:
„Es gibt ein Gesamtfeld unseres Meinens. Dieses Feld ist unbegrenzbar. Es umfaßt alles, Wirkliches, Unwirkliches, schon Gedachtes, noch Ungedachtes, Widerspruchsfreies, noch Widerspruchsvolles, Mögliches, Unmögliches. Denn unmeinbar ist nichts, Auch das Unmeinbare nicht. Denn damit ist es schon gemeint.“ (Günther Jacoby: Die Ansprüche der Logistiker auf die Logik und ihre Geschichtsschreibung. Stuttgart 1962:11)
"Meinen" ist hier eine Variante von "sprechen über..." (wie eben das Denken aus dem Sprechen heraus konstruiert wurde), und es liegt dieselbe falsche Zeichentheorie zugrunde.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2020 um 05.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43152
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In der deutschen Wikipedia gibt es zum stark überschätzten Philosophen John Searle einen ganzen Abschnitt über Franz Brentanos Intentionalitätsbegriff (mit Bild), in der englischen Fassung fehlt dieser Großvater der mentalistischen Verirrung gänzlich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2020 um 05.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43146
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Eine propositionale Einstellung (englisch propositional attitude) ist eine innere Haltung oder Beziehung kognitiver oder emotionaler Art, die jemand zu einem (möglichen) Sachverhalt haben kann. Zuschreibungen propositionaler Einstellungen werden häufig durch Dass-Sätze ausgedrückt, auf die Verben der propositionalen Einstellung („wissen“, „glauben“, „befürchten“, „hoffen“ u. v. a.) angewendet werden.
Typische Beispiele für Zuschreibungen propositionaler Einstellungen sind:
- Inge hofft, dass am Wochenende die Sonne scheint.
- Hans befürchtet, dass es regnen wird.
- Julia bedauert, dass sie nicht mitkommen kann.
- Hans argwöhnt, dass Inge Hühnerfett auf seine Bibel getropft hat.
- Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.
Propositionale Einstellungen sind für eine Reihe von wissenschaftlichen Disziplinen wie die Psychologie, die Semantik natürlicher Sprachen, die Sprachphilosophie, die Philosophie des Geistes, die Handlungstheorie und die Erkenntnistheorie von Bedeutung.[1] Laut Paul Churchland sind sie die „Grundbausteine der Alltagspsychologie“, nach Donald Davidson ist es das charakteristische Merkmal rationaler Wesen, propositionale Einstellungen zu haben. – Die Bezeichnung „propositionale Einstellung“ geht auf Bertrand Russell zurück. (Wikipedia)
Es geht um die naive Deutung von Satzgefügen aus einem Obersatz mit „intensionalem“ Verb (letzten Endes einem Verbum dicendi) und Inhaltssätzen. Linguisten und Logiker waren davon fasziniert. Eigentlich alles auf den Spuren von Franz Brentano, der merkwürdigerweise hier nicht erwähnt wird.
(Das Hühnerfett-Beispiel ist ein weiteres Beispiel für deutschen Linguistenhumor, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33249)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2020 um 08.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42984
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Philosophen fragen typischerweise: "Gibt es eine Außenwelt?" und nicht: "Gibt es eine Innenwelt?" Deren Existenz ist ihnen (und der älteren Psychologie) vielmehr die unerschütterlichste Gewißheit überhaupt. Dafür gibt es unzählige Belege (einige habe ich anderswo zitiert), ebenso wie für die Frage, wie man von da aus zur Außenwelt gelangt. Wer das pervers findet, liegt richtig. Es muß aber erklärt werden, und das ist die eigentliche Aufgabe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2020 um 12.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42969
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Den Nachruf auf Jens Halfwassen schreibt in der FAZ naturgemäß sein Schüler Markus Gabriel:
Wir haben einen der wichtigsten Metaphysiker und Gelehrten verloren. Jens Halfwassen hat sein Leben der Frage gewidmet, welche „Vollendungsgestalt“ eine Philosophie haben muss: Gelingt es, die mit Hegel gesetzte Version einer immanenten Geistmetaphysik auf eine Einheit hin zu überschreiten, die Geist und Selbstbewusstsein erst begründet? Kurzum: Jens Halfwassen war ein Denker des Absoluten, der um die damit verbundenen Paradoxien und begrifflichen Härten wusste. Ausgangspunkt seines Denkens war die Rekonstruktion der großen metaphysischen Gebäude der antiken Philosophie und des Deutschen Idealismus, die er in unübertroffener Klarheit darzustellen wusste.
(...)
Jens Halfwassen hat stets eine idealistische Lesart der antiken Metaphysik verteidigt. Das materiell-energetische Universum, zu dem wir durch unsere Sinne Zugang haben, hielt er für eine Manifestation von Prozessen, die dem Universum metaphysisch vorausliegen. Ausgangspunkt dieser These war die Selbsterforschung unserer eigenen Geistigkeit, die uns, wie er analysierte, auf einen Einheitsgrund führt, der Subjektivität und Objektivität gleichermaßen überschreitet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2020 um 16.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42898
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42080 noch dies:
"In der modernen Philosophie herrscht die Auffassung vor, dass die megarische Argumentation fehlerhaft und die Kritik des Aristoteles daran berechtigt sei. Allerdings hat Nicolai Hartmann die megarische These, dass nur das Wirkliche möglich sei, aufgegriffen und gegen die Einwände des Aristoteles verteidigt. Nach seiner Ansicht können die absurden Konsequenzen, auf die Aristoteles hinweist, vermieden werden. Für Hartmann ist das noch nicht Seiende immer zugleich ein noch nicht Mögliches und somit jedes Nichtsein ein Unmöglichsein. Die Möglichkeit des Seins und die des Nichtseins schließen sich in der Realität aus. Möglich ist etwas nur dann, wenn alle dafür erforderlichen Bedingungen erfüllt sind, und genau dann muss zwangsläufig die Verwirklichung eintreten. Die Welt ist, so wie sie ist, notwendig, das heißt determiniert. Die menschliche Rede von „möglich“ kann sich in der Realsphäre nur auf Gewissheitsgrade beziehen. Das aristotelische „der Möglichkeit nach Seiende“ kritisiert Hartmann als ein „Halbseiendes“, das eine Art Gespensterdasein führe."
(https://de.wikipedia.org/wiki/Möglichkeit#Nicolai_Hartmann)
Anscheinend nach Christoph Hubig: Möglichkeit. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie. Band 2, Hamburg 2010, S. 1642–1649, hier: 1644.
Man geniert sich fast, es zu zitieren, so kindisch ist es. Oder sophistisch, wenn man will, aber auf die Art, die Platon im "Euthydemos" persifliert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2020 um 06.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42895
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Mein Ich entsteht im Du (Franz Rosenzweig)
= Ich entstehe in dir.
Mein Ich kommt in vielen Buchtiteln vor und ist auch sonst sehr beliebt:
Mein Ich, die anderen und wir: Die Psychologie der Persönlichkeit und die Kunst des Wohlbefindens
Meine Handschrift und mein Ich
Gibt es eigentlich auch ein Ich meines Ichs?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2020 um 09.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42889
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„Unglücklicherweise ist mir Husserls Werk nicht wirklich verständlich.“ (Fritz K. Ringer: Die Gelehrten. München 1987:334)
= "Ich halte Husserls Werk für sinnlos." Ich übrigens auch.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2020 um 17.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42755
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Vermutlich eine absolute Metapher.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 14.01.2020 um 11.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42754
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Wie zündet man einen Turbolader?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2020 um 08.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42751
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Ein weiterer Band aus Blumenbergs Nachlaß ist zu rezensieren. Da ist guter Rat teuer. Helmut Mayer zieht sich achtbar aus der Affäre. Diesmal geht es um die Metapher der „nackten Wahrheit“:
An einzelne Autoren und Zitate wird angeknüpft, um dann den hermeneutischen Turbo zu zünden. Ob bei Kafka oder Madame de Châtelet, Rousseau oder Kant, Fontane oder Kierkegaard – Blumenberg arbeitet mit der ihm eigenen magistralen Eleganz heraus, was diese Autoren einer keinswegs exklusiven Metapher abgewinnen können. (...) Zitate, über die man hinwegläse, brächte sie nicht ein Interpret wie Blumenberg zum Funkeln.
Die erste Hälfte des Textes gilt freilich der Blumenbergschen Metapherntheorie, die auch alles andere ist, bloß nicht die nackte Wahrheit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2019 um 04.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42080
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In den Ausdrücken der "Modalität" möglich und notwendig steckt etymologisch der Bezug auf können und müssen, also letztlich wollen. Ist dieser Bezug auf das Handlungsschema überhaupt vollständig eliminierbar – d. h. ist eine Naturalisierung (Befreiung vom Mentalismus) möglich? Möglichkeit wird auch im Sinne von Wahrscheinlichkeit verstanden, das wäre dann ein statistischer Begriff ohne „menschliche“ Komponenten.
Philosophen haben folgenden Paralogismus konstruiert:
Alles Mögliche ist auch wirklich, denn möglich sein heißt, daß alle Bedingungen der Verwirklichung gegeben sind. Ähnlich das Notwendige: Alles Wirkliche ist notwendig, sonst wäre es nicht, und ebenso umgekehrt. Daher sind Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit identisch.
So weit kommt es, wenn man die Begriffe aus ihrem Alltagsgebrauch, wo sie einen guten Sinn haben, herausnimmt und philosophisch zuspitzt, sozusagen zu Ende denkt. Ebenso ging es mit Willensfreiheit, Bewußtsein usw. – Dagegen war die „Philosophie der normalen Sprache“ (eigentlich ein Teil der Sprachwissenschaft) im Recht. Sie sieht einfach genauer hin, wie die Ausdrücke wirklich funktionieren.
Zur Modalität gibt es ein oft zitiertes Werk "Möglichkeit und Wirklichkeit" von Nicolai Hartmann, gewohnt weitschweifig und für mich heute vollkommen unverständlich. (Wie anderswo berichtet, habe ich Hartmann, von meinem Deutschlehrer angeregt, als Oberprimaner gelesen und fand das damals ganz vernünftig. Inzwischen habe ich die Bücher weggeworfen. Eigentlich war ich schon vor 50 Jahren geheilt, aber man trennt sich ungern von Gedrucktem und Gebundenem.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2019 um 04.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#42029
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Zu den "Editionen" (von Autos, Armbanduhren usw.) paßt:
Bisher veröffentlichte er vier Parfüms. (Wikipedia über Justin Bieber)
(Englisch: launched)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2019 um 04.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41969
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In einem sehr bekannten Lehrbuch der Psychologie (Lindsay/Norman/Rumelhart) wird die Person durch die Merkmale "sterblich, zweibeinig, fähig zu sprechen" definiert.
Diese unfreiwillige Komik schleppt sich seit der Antike durch die Literatur; bekanntlich hat sich schon Diogenes darüber lustig gemacht.
Das Muster hat eine ganze Witzgattung hervorgebracht: Was ist der Unterschied zwischen einem Elefanten und einer Aspirintablette? Usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2019 um 06.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41904
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Viele haben sich gemüht, den Begriff der „Seele“ (psyche) bei Aristoteles (u. a.) herauszuarbeiten. Man muß vorab bedenken: Die Psychologien verschiedener Sprachgemeinschaften sind weder in sich konsistent noch auf einander abbildbar (ineinander übersetzbar).
Es ist daher nicht zu erwarten, daß Aristoteles dem herkömmlichen Begriff „Seele“ eine widerspruchsfreie Bedeutung gegeben hat. Wie besonders Richard Sorabji gezeigt hat, läßt sich der Seelenbegriff des Aristoteles weder auf den Descartes’ noch den Brentanos usw. abbilden. Auch kann er nie mit unserem Begriff des Bewußtseins identifiziert werden, den es damals noch gar nicht gab. Die Psychologie des Aristoteles ist eben ein Konstrukt eigener Art. Er hätte sich noch mehr von der griechischen folk psychology seiner Zeit lösen müssen und den ganzen Begriff auch gleich aufgeben können, weil die biologisch-medizinische Sicht, die ihm sonst nahelag, keinen Platz für einen Seelenbegriff vorsieht. Aber das schaffen ja nicht einmal heutige Zeitgenossen, wie die enorme Verbreitung der "Philosophie des Geistes" (Searle: the rediscovery of mind!) beweist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2019 um 04.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41887
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Wer mentale Zustände leugne, befinde sich selbst in einem mentalen Zustand und mache eine bedeutungsvolle Aussage, was selbst bereits mentale Phänomene impliziere. (Wikipedia „Seele“)
Es ist gleichgültig, wem dieses Argument zugeschrieben wird – es geistert seit der Antike durch die philosophische Literatur. Ähnlich die Widerlegung des Atheismus: Um Gott zu leugnen, muß man an seine Existenz glauben, sonst gäbe es nichts, was man leugnen könnte. - Der Diskussionsgegner wird vermeintlich dabei ertappt, dasjenige praktisch vorauszusetzen, was er zu leugnen versucht (Seele, Gott). Also ein „pragmatischer“ („performativer“) Widerspruch, kein logischer. Im Grunde ist Descartes’ cogito-Beweis der eigenen Existenz ähnlich gebaut. Das sah auch Jaako Hintikka so.
In der "protreptischen" Literatur wird "bewiesen", daß, wer das Philosophieren ablehnt, eben dadurch philosophiert.
Das Ganze ist natürlich ein sophistischer Trick. Meinong versuchte herauszukommen, indem er dem Nichtexistenten doch irgendeine Existenz zuschrieb (auf den Spuren der „intentionalen Inexistenz“ seines Lehrers Brentano). Zugrunde liegt eine falsche Zeichentheorie.
Man könnte es „Ätsch!“-Metaphysik nennen. Es ist Schadenfreude im Spiel, wenn jemand in aller Unschuld sagt, daß er nicht an Gott glaube, und man ihm dann beweist, daß er gerade dadurch das Gegenteil zugestanden habe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2019 um 15.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41850
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Gorgias von Leontinoi: Reden, Fragmente und Testimonien. Hg. mit Übersetzung und Kommentar von Thomas Buchheim. Hamburg 1989.
Aus der Einleitung des Herausgebers:
In dem gesuchten Entfaltungsraum der Rede sind Lautcharaktere und Bedeutungsfunktion der Sprache amalgamiert in einem eigenen Spiel von Intensität und Konfiguration begriffen. (XIII)
Gott, Mensch, Klage, Liebe, Gewalt usf. sind als Worte Konfigurationen, Intervalle im Entfaltungsraum der Sprache. (XV)
Darauf wäre ich nicht gekommen, und dabei habe ich in grauer Vorzeit für mein zweites Staatsexamen eine lesbare Fassung der Rede hergestellt und mit einer Oberprima in sechs Doppelstunden durchgenommen
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2019 um 11.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41806
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So erhebt sich der Zweifel an der Sicherheit unserer äußeren Wahrnehmung überhaupt. Um so sicherer aber bleibt dann eine Tatsache stehen, nämlich das Bewußtsein, daß wir zweifeln, oder daß wir jene Eindrücke haben, auch wenn es keine – oder wenigstens keine unserer Vorstellung entsprechende – Außenwelt gibt. Daß wir etwas vorstellen, daß wir etwas fühlen oder wollen und daß wir als vorstellende, fühlende, wollende Wesen wirklich existieren, das kartesianische: cogito ergo sum, steht uns unumstößlich fest. (Theodor Elsenhans: Psychologie und Logik. Leipzig 1909:12)
Man blendet aus, daß der einsame Denker, der so etwas vor sich hinspricht (aber, wie man sieht, auch anderen [!]) mitteilt), eine Lerngeschichte hinter sich hat, in der andere ihm die transgressive Metapher vom radikal privaten Innenleben beigebracht haben. Die Existenz dieser anderen anzuzweifeln und erst wieder umständlich beweisen zu wollen ist wirklich Unsinn. Der scheinbar einfache Anfang ist eine künstliche Veranstaltung in einer bestimmten kulturell-geschichtlich entstandenen gesellschaftlichen Situation. Darum sind auch die Philosophen erst so spät darauf gekommen (Descartes).
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.07.2019 um 09.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41792
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Was kann man aber gegen die Erschleichung machen, wenn es keine Möglichkeit gibt, bestimmte weltanschauliche Grundannahmen zu beweisen? Man ist eben auf Indizien angewiesen, auf die plausibelste Erklärung.
Was wären die Konsequenzen, wenn es kein Bewußtsein oder nur mein eigenes gäbe? Woher kommt das Wissen, meins und von anderen Personen, wenn es zu einem späteren Zeitpunkt als dem der Kenntniserlangung reproduziert wird? Es kann nur im Körper gespeichert worden sein, oder es muß eine vom Materiellen völlig unabhängige geistige Welt geben, deren Regeln und Zusammenhänge erst recht nicht zu verstehen sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2019 um 05.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41782
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It is crucial to start with our earlier point that the only direct access we have to consciousness is from the inside—that is, from the experience each of us has of our own personal consciousness. We feel most confident when extrapolating from our own kind of experience to other members of Homo sapiens, and progressively less confident when extending our empathic sense to members of other species, even those relatively close to our own. (Philipp R. Sullivan: „Are current philosophical theories of consciousness useful to neuroscientists?“ Behavior and Philosophy, 34, 2006:59-70, S. 67)
Das Changieren zwischen ich und wir ist charakteristisch für die phänomenologische Vorgehensweise. Wie kommt das we/us überhaupt in diese Gewißheit hinein? Wem trägt Sullivan diesen gemeinschaftlichen Solipsismus vor? Das Extrapolieren vom Sprecher und Hörer auf „andere Menschen“ ist ja längst geschehen, wenn er nach dessen Berechtigung fragt.
Man fragt in aller Unschuld, woher „wir“ wissen, daß auch andere Menschen Bewußtsein usw. haben. Daß die Überführung des Cogito in den gemeinschaftlichen Plural, ja schon die Mitteilung des Radikal-Privaten durch Texte wie den „Discours de la méthode“ eine Erschleichung ist, wird anscheinend gar nicht bemerkt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2019 um 11.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41780
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Auch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41451
Quine argumentiert: Pegasus ist kein Name, weil der vermeintliche Träger nicht existiert, aber trotzdem sei es ein Substantiv mit der Bedeutung „das geflügelte Pferd, das von Bellerophon erbeutet wurde“.
(The noun "Pegasus" is meaningful. If asked its meaning, we could reply with a translation into other words: "the winged horse captured by Bellerophon". (Willard V. O. Quine: „Designation and Existence“. The Journal of Philosophy, 36/26, 1939:701-709; S. 763))
Aber Pegasus wurde doch gar nicht von Bellerophon erbeutet! Das gilt nur für die fiktive Welt des Mythos, und in dieser „existiert“ dann auch das geflügelte Pferd, dessen Eigenname Pegasus ist. Beide Aussagen, daß Pegasus existiert und daß er von Bellerophon erbeutet wurde, haben genau den gleichen Geltungsgrad oder Wirklichkeitsanspruch. Die ganze Konstruktion scheint mir daher verfehlt. Ich würde den Gegenstand ganz anders behandeln. Eigennamen sind für den Hörer Eigennamenkandidaten – solange er den Träger nicht kennt und nicht einmal weiß, ob es einen solchen gibt. Fiktive Welten („Vorstellungen“) sind als Verstellungsverhalten zu naturalisieren. Eigennamen(kandidaten) sind wie Suchanweisungen. Man kann etwas suchen, was es nicht gibt – darin sieht niemand ein logisches Problem.
Eigennamen haben gewöhnlich eine Entsprechung in der Wirklichkeit, das haben wir von früh auf gelernt. Es muß aber nicht zutreffen; sie funktionieren trotzdem in der gewohnten Weise und werden nicht plötzlich zu Nicht-Namen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2019 um 12.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41611
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"Lernmotivation ist die momentane Bereitschaft eines Individuums, seine sensorischen, kognitiven und motivationalen Fähigkeiten auf die Erreichung eines Lernziels zu richten und zu koordinieren." (Heinz Heckhausen)
Wie richte ich meine motivationalen Fähigkeiten auf die Erreichung eines Lernziels? Könnte es sein, daß ich das Lernziel erreichen will?
Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#38838
(Ich bin auf das Zitat gestoßen, weil meine Tochter berufsbedingt wissen wollte, was "motivationale Fähigkeiten" sein könnten. Es ist von 1965, also vor der Zeit der "Kompetenzen", die man heute zweifellos bemühen würde, um das Nichts als Etwas erscheinen zu lassen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2019 um 04.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41590
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Die Rede „Es fühlt sich irgendwie an“ oder „Es ist für mich irgendwie“ läßt sich nicht sinnvoll bestreiten, d. h. man kann nicht sagen „Es ist für mich nicht irgendwie, ich zu sein“ usw. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, daß es sich nicht um eine wahrheitsfähige und damit sinnvolle Aussage handelt, sondern nur um einen Testsatz, mit dem das Funktionieren des „subjektiven“, fp Teils der Sprache überprüft wird. Es ist die Nullform psychologischer Rede, eine Art Mikrofonprobe. Wir gelangen nicht einmal zur fehlenden Falsifizierbarkeit, der Sinn geht schon vorher verloren ... Man kann allenfalls sagen: Ich kann mit solchen Sätzen wie dem Nagelschen nichts anfangen.
Ein solcher Test ist auch die Rede von der unaufhebbaren Subjektivität jeder Erfahrung usw. Das gehört einfach zum fp Konstrukt mit dazu. Es ist aber nicht mysteriöser oder bemerkenswerter als die Tatsache, daß meine Eingeweide nicht deine Eingeweide sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2019 um 04.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41519
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Ich teile die naturalistische These, dass das Psychische sich vollständig hirnphysiologischen Vorgängen verdankt, und vertrete die Auffassung, dass das Leib-Seele-Problem heute ausschließlich ein naturwissenschaftliches und kein philosophisches Problem mehr ist. (https://scilogs.spektrum.de/wirklichkeit/warum-qualia-den-naturalisten-nicht-allzu-sehr-beunruhigen-sollten/)
Das Leib-Seele-Problem ist kein naturwissenschaftliches, sondern ein sprachkritisches, also philosophisches. Aus naturwissenschaftlicher Sicht gibt es die Seele und damit das Problem gar nicht.
Und das Funktionieren eines Apparates läßt sich vielleicht vollständig aus seinem gegenwärtigen Zustand ableiten, aber es fehlt etwas: die Funktion selbst. Bei der Taschenuhr (um bei Paley und Darwin zu bleiben) also die Anzeige der Zeit. Erklärt wird nur die Bewegung der Zeiger. Strukturell gleich ist das Verhalten eines konditionierten Organismus: Ohne die Konditionierungsgeschichte fehlt etwas.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2019 um 17.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41510
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Die letzte Gewißheit, das fundamentum inconcussum wird auf zweierlei Art gelegt, räsonierend oder appellierend:
1. Es gibt mich. Selbst wenn ich alles nur träume, muß es mich geben, damit ich träumen kann.
Aus diesem (logisch anfechtbaren) Schluß soll dann alles andere folgen, was man gewöhnlich nicht bezweifelt.
2. Es ist für mich irgendwie (fühlt sich für mich irgendwie an), ein Mensch zu sein/Th. I. zu sein usw.
Das ist etwa die Nagelsche Fassung, sie findet sich ähnlich bei James, Dilthey und vielen anderen der Jahrhundertwende (vor dem Behaviorismus) und heute wieder.
Statt sich logisch mit solchen Wortspielereien herumzuschlagen, sollte man ihnen als Sprachverhalten auf den Grund gehen. Wann sagt man, daß es etwas gibt oder daß etwas existiert?
Alles, was man denken oder worüber man sprechen kann, existiert in irgendeiner „Seinsweise“. Das ist aber tautologisch, weil es dasselbe besagt wie „Gegenstand der Rede bzw. des Denkens sein“: Alles, worüber ich reden kann, ist Gegenstand der Rede.
Wie schon Kant drastisch bemerkte: „Hundert wirkliche Taler enthalten nicht das mindeste mehr, als hundert mögliche.“
Mauthner lobt Lichtenberg, der die Sprachverführtheit des cartesischen Schlusses aufdeckte:
„Wir kennen nur allein die Existenz unserer Empfindungen, Vorstellungen und Gedanken. Es denkt, sollte man sagen, so wie man sagt es blitzt. Zu sagen cogito ist schon zuviel, sobald man es durch ich denke übersetzt.“
„Kant wie Descartes hatten sich nicht über die Sprache erhoben wie Lichtenberg mit seinem: es denkt, wie man sagt es blitzt. Aus dem unpersönlichen es denkt könnte nicht einmal die Sprache den Schluß ziehen: Ich denke Gott. Das Subjekt des Satzes wäre ein Etwas, und über das Objekt dürfte man nicht einmal dieses Minimum aussagen.“
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Auch Lichtenberg geht unvermerkt zum Selbstbewußtsein im appellativen Sinn über: Wir kennen nur allein die Existenz unserer Empfindungen, Vorstellungen und Gedanken. Das ist auf andere Weise sprachverführt, nämlich auf die Nagelsche.
Mauthner hebt hervor, daß Descartes mit dem „ergo“ über das Ziel hinausschieße, indem er unnötigerweise – nach scholastischer Manier – einen logischen Schluß postuliere, der sich dann leicht als ungültig erweisen ließ. Tatsächlich stimmen heute wohl alle Philosophen darin überein, daß ein solcher Schluß nicht zu halten ist.
Ob man das ego hinzufügt oder sich mit der Personalform cogito begnügt, in der die erste Person enthalten ist (Mauthner moniert hier einen freilich irrelevanten Zitierfehler Lichtenbergs) – eines „Schlusses“ hätte es nicht bedurft, weil mit der Feststellung, daß „ich denke“, das Ich schon als existent gesetzt sei.
"Es ist darum ganz gleichgültig, ob das Sein des Ich aus cogito, aus volo oder meinetwegen aus mingo erschlossen wird; immer wird nur die Existenz des Subjekts, das in dem kurzen Satze cogito schon enthalten war, ausdrücklich bestätigt."
So glaubt Mauthner die räsonierende Argumentation Descartes´ schlicht auf die appellierende Berufung auf das Selbstbewußtsein zurückführen zu können, obwohl sich bei Descartes genau genommen nichts davon findet:
"... so wird man den faustischen Drang des Mannes nicht verkennen, der wirklich zum erstenmale das innere Erlebnis – das er als Selbstbewußtsein empfand – zum Ausgangspunkte machen wollte und alles sonst dem Zweifel preisgab."
Die Gewißheit des cogito ist nicht die eines Erlebnisses, sondern wird als evidente Grundlage des Räsonierens vorausgesetzt.
Nur dieser appellative Zugang spielt in der heutigen philosophischen Diskussion noch eine nennenswerte Rolle. Darum konnte der Fledermaus-Aufsatz von Thomas Nagel eine solche Verbreitung erlangen, obwohl er nichts als Unsinn enthält.
Nicht erst der Zweifel an allem und an meiner eigenen Existenz setzt Descartes ins Unrecht (pragmatischer Widerspruch), sondern schon das Reden selbst, ob zu anderen (den Lesern) oder scheinbar zu sich selbst.
Wie dann bei Husserls Meditationen, wo man immer fragen möchte: Zu wem sprechen Sie eigentlich, Herr Professor? Augustin spricht immerhin zu Gott, der natürlich Latein kann und die mentalistischen Voraussetzungen des Bischofs teilt. Aber Descartes hat kein Gegenüber, nur sich selbst, verwendet aber die allgemein übliche, gesellschaftlich geschaffene und von anderen gelernte französische oder lateinische Sprache und läßt seine einsamen Selbstgespräche drucken – für wen? Daß diese anderen existieren, setzt er also pragmatisch voraus und braucht weder sich noch uns seine eigene Existenz umständlich zu beweisen. Statt „Ich denke, also bin ich“ (mit zweifelhaftem Sinn) hätte er auch gleich sagen können: „Ich lege euch hier ein Buch vor, also gibt es euch.“ Auch daraus folgt alles übrige.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2019 um 07.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41451
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Wenn man nachsieht, was aus den sogenannten Problemen der Philosophie geworden ist, stellt man fest, daß kein einziges endgültig gelöst ist, sondern alle sich in unüberschaubar viele Theorien und Terminologien aufgefächert haben. Davon gibt die ausgezeichnete Stanford Encyclopedia of Philosophy einen guten Eindruck.
Kennen Sie den schon? Um sagen zu können, daß X nicht existiert, muß man annehmen, daß X existiert, denn sonst könnte man von ihm keine Aussagen machen, also auch nicht die der Nichtexistenz. Das ist der ontologische Gottesbeweis, und wenn die Philosophen heute meistens „Pegasus“ oder andere mythologische Wesen für X einsetzen, tun sie das nur, um nicht unnötig Ärger zu kriegen.
Manchmal glauben einem die Zeugen Jehovas noch mit solchen Kalauern beikommen zu können, aber sonst wird man nicht damit belästigt. Nur die professionellen Philosophen haben das Problem so verklausuliert, daß sie sich für alle Zukunft ernsthaft damit beschäftigen können, vgl. etwa den Eintrag „Nonexistent Objects“ in besagter SEP (von Maria Reicher-Marek).
„Don’t spend time on paradoxes constructed by moving words around.“ (Burrhus F. Skinner: Notebooks. Hg. von Robert Epstein. Englewood Cliffs 1980:321)
Bevor man sich um eine logische Aufklärung der Sophismen (allesamt in eleatischer Tradition, auch wenn sie es nicht wissen) bemüht, sollte man naturalistisch erklären, wie die Sprache funktioniert. Dann kann man erklären, wie solche scheinbar tiefsinnigen Sätze zusammengebaut werden, und damit ist der Fall erledigt. (Außer für Philosophen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2019 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#41040
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Jens Halfwassen (wer sonst?) würdigt den verstorbenen Werner Beierwaltes (FAZ 11.3.19, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37767). Die Aktualität Plotins, seine Bedeutung für die Metaphysik usw. – aber worum geht es? Kann man für heutige Menschen faßlich darstellen, was die Lehre eigentlich besagt und warum das mehr als historisches Interesse haben soll?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2019 um 16.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40975
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Die Sinnesorgane lassen sich täuschen. Wenn wir die Wirklichkeit „rein“, „unmittelbar“, ohne Vermittlung der Sinne erkennen könnten...
Auf einen solchen Gedanken könnten Philosophen kommen. Aber Erkennen ist eine Art der Auseinandersetzung mit den Dingen, mit der Welt. Wie sich ein Wesen ohne Sinesorgane mit der Welt auseinandersetzen würde – und ob überhaupt –, ist nicht vorstellbar.
Die sogenannte Selbstwahrnehmung, Introspektion, self-awareness ist angeblich gerade durch ihren Mangel ausgezeichnet: daß es nämlich hier offensichtlich keine Wahrnehmungsorgane gibt, „we do not have nerves going to the right places“ (Skinner in Catania/Harnad 1988:194). In den Augen der Introspektionskritik ist das fatal, aber die Introspektionisten, Bewußtseinstheoretiker, Phänomenologen finden es wunderbar und preisen die irrtumsfreie Innenschau (nicht alle, das sei zugegeben).
Wenn man einsieht, daß das Innere kein Erkenntnisgegenstand, sondern ein Konstrukt ist, in das die Unvermitteltheit und Irrtumslosigkeit schon hineinkonstruiert ist, wird die Sache klar genug – und trivial.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2019 um 06.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40969
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Gegen die Phänomenologie und ihre Filiationen hat Mario Bunge in seiner unverblümten Art Stellung genommen.
„In Praise of Intolerance to Charlatanism in Academia“ (auch in Paul R. Gross/Norman Levitt/Martin W. Lewis (Hg): The flight from science and reason. New York 1996) (Jetzt bequem zugänglich: http://docshare04.docshare.tips/files/21592/215929071.pdf)
Example 2: Phenomenology
This school, the parent of existentialism, is characterized by opaqueness. Let the reader judge from this sample of its founder´s celebrated attack upon the exact and natural sciences: "I as primaeval I [Ur-Ich] construct [konstituiere] my horizon of transcendental others as cosubjects of the transcendental intersubjectivity that constructs the world." Phenomenology is also a modern paragon of subjectivism. In fact, according to its founder the gist of phenomenology is that it is a "pure egology," a "science of the concrete transcendental subjectivity." As such, it is "in utmost opposition to the sciences as they have been conceived up until now, i. e., as objective sciences.“ The very first move of the phenomenologist is the "phenomenological reduction" or "bracketing out" (epoché) of the external world. "One must lose the world through epoché in order to regain it through universal self-examination." He must do this because his "universal task" is the discovery of himself as transcendental(i. e., nonempirical) ego.
Having feigned that real things such as chairs and colleagues do not exist, the phenomenologist proceeds to uncover their essences. To this end he makes use of a special intuition called "vision of essences" (wesensschau), the nature of which is not explained, and for which no evidence at all is offered.
The result is an a priori and intuitive science. This "science" proves to be nothing but transcendental idealism. This subjectivism is not only epistemological but also ontological: "the world itself is an infinite idea." How could anyone think that this wild fantasy could shed any light on anything except the decadence of German philosophy? This extravagance can only have at least one of two negative effects on social studies. One is to focus on individual behavior and deny the real existence of social systems and macrosocial facts; these would be the products of such intellectual procedures as aggregation and "interpretation" (guessing). The other possible negative effect is to alienate students from empirical research, thus turning the clock back to the times of armchair ("humanistic") social studies. The effect of the former move is that social science is impossible; that of the second is that social science is impossible. Either or both of these effects are apparent in the two schools to be examined next.
Example 3: Phenomenological Sociology
This school is characterized by spiritualism and subjectivism, as well as by individualism (both ontological and methodological) and conservatism ethical and political. The first two features are obvious: according to phenomenology social reality is a construction of the knower, not a given; for all social facts would be "meaningful" (have a purpose) and the subject of "interpretation" (guessing), whence everything social would be spiritual and subjective, or at most intersubjective, rather than material and observer independent. The ontological individualism of phenomenology derives from its subjectivism. Because individuals are said to "interpret" themselves and others, without ever facing any brute social facts, the task of the sociologist is to grasp "subjective meaning structures" rather than to construct or test models of social systems or processes. In particular, he must study the Lebenswelt or everyday life of individuals, skirting such macrosocial issues as gender and race discrimination, mass unemployment, social conflict, and war. The phenomenological sociologist claims to grasp directly the objects of his study, alleging that they are ordinary. Moreover, let us remember that he is graced with the "vision of essences," which gives him instant insight. Hence he can dispense with statistics, mathematical modeling, tedious argument, and empirical test. In short, phenomenological sociology is avowedly nonscientific and an invitation to sloth.
(Es folgt Ethnomethodologie.)
Bunge hat recht: Die Soziologie deckt ja gerade das auf, was der einzelne nicht bemerken kann und nicht „erlebt“. (Darauf hat Peter L. Berger hingewiesen.) Statistik usw. sind bewußtseinsfremd; ebenso die Geschichte der gegenwärtigen Verhältnisse. Die Phänomene sind eher etwas für Romane, die immer das Erleben schildern.
Es gibt allerdings auch Dinge, die unserer Aufmerksamkeit entgehen, obwohl wir sie eigentlich wissen: „Ach ja!“ Neue Einsichten quittieren wir eher mit: „Ach so!“ Die Soziologie kennt beide Arten der Aufklärung.
Zum Beispiel können wir auf beiderlei Art darauf aufmerksam werden, daß Juristen oder Lehrer oder Beamte überproportional in Parlamenten vertreten sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2019 um 03.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40962
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Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=57#1962
Als Gegenstand gilt nach Meinong alles, was irgendwie gemeint oder erkannt werden kann, also auch beliebige Bedeutungsgehalte. Somit gibt es unmögliche Gegenstände wie das »viereckige Dreieck«, denn man kann sich meinend auf diese beziehen.
Meinong selbst sagt:
Es gibt Gegenstände, von denen gilt, daß es dergleichen Gegenstände nicht gibt.
Also einfacher: Es gibt Dinge, die es nicht gibt.
Zugrunde liegt letzten Endes der alte Zeichenbegriff: Damit Zeichen sinnvoll sind, muß es etwas geben, worauf sie sich beziehen (oder was sie "repräsentieren"), notfalls eben auch etwas, was es nicht gibt (aber eben als Korrelat des Zeichens doch gibt). Meinong spricht ausdrücklich vom "Paradoxen" dieser These, ohne aber daraus zu folgern, daß etwas nicht stimmen kann.
Wir befreien uns aus dem Sumpf, indem wir nicht mehr die Referenz oder Aboutness für das Merkmal von Zeichen halten.
Ich vergleiche gern mit Eschers "unmöglichen" Zeichnungen. Damit Escher ein Haus zeichnen kann, muß es doch irgendwie existieren... So erkennt man den Trugschluß leichter.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2019 um 05.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40890
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Unter dem Slogan "Zu den Sachen selbst!" hat die Phänomenologie die Abwendung von den Sachen vollzogen - zugunsten künstlich konstruierter "Phänomene", "Erlebnisse", "innerer Wahrnehmung" u.ä. – Das wird immer ein Treppenwitz der Philosophiegeschichte bleiben.
Aus Husserls Nachlaß:
Betrachten wir den Menschen von außen, als Reales in der Raumzeitlichkeit, so vollziehen wir die psychophysische Auffassung, in der wir in eins mit der körperlichen Leiblichkeit in ihrer kontinuierlichen raumzeitlichen Erstreckung das Seelenleben haben (oder die Einheit der Seele als einer parallelen zeitlichen Einheit). In der psychophysischen Erfahrung ist beides erfahren, die körperlich-zeitliche Koextension und die seelisch-zeitliche Koextension. Achten wir auf die Letztere, so ist sie in sich abgeschlossene „immanente“ zeitliche Kontinuität, und in Hinsicht auf Erstere wieder abgeschlossen die körperliche. So an Anderen und an uns selbst. An uns selbst haben wir beides wahrnehmungsmäßig selbstgegeben, bei Anderen ist die Erfahrung des Seelischen die Einfühlungserfahrung. In jedem Falle liegt in der Kontinuität der Selbstbewährung dieser Erfahrung und in der Einheit der im Rahmen und auf dem Hintergrund der konkreten Welterfahrung sich haltenden Erfahrung konkreter Menschen (als psychophysischer Realitäten) die Selbstgegebenheit der parallelen und zugleich real einheitlichen zeitlichen Koextensionen. (1930)
Scheinbar selbstverständlich gegeben sind der raumzeitliche Leib und das nur zeitliche Seelenleben. Aber dieser Dualismus von Leib und Seele ist nichts Ursprüngliches und gar nicht selbstverständlich („selbstgegeben“), sondern philosophische Tradition. Das Selbstgegebene, daher Unbestreitbare sind die als „Erfahrung“ ausgedeuteten transgressiven Konstrukte der Bildungssprache, deren „Grammatik“ im Sinne Wittgensteins. Das verkennt Husserl und grübelt hunderttausend Seiten lang in immer seltsamer werdender Rede vor sich hin.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2019 um 05.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40857
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Seltsam ist neben der Ablehnung der "Schulmedizin" die Offenheit für alles andere: "intuitive Medizin, Ayurveda, Irisdiagnostik, Shiatsu, Vibrationstherapie" usw., wie denn in den Selbstanzeigen der Scharlatane, auch in der Psychologen-Branche, gern die Abschlüsse und Fortbildungen in allem und jedem angehäuft werden, solange es "alternativ", also keine anerkannte Wissenschaft ist (für die man ja auch formale Qualifikationen benötigt, die die Wunderheiler meist nicht nachweisen können). Ob das Angehäufte zusammenpaßt, spielt keine Rolle; Kumulieren (wie in der Homöopathie) ist die Devise. Das ist auch ein Kennzeichen des Esoterischen und macht Diskussionen unmöglich. (Den "Satz des Widerspruchs" haben auch unsere Dialektiker verhöhnt.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2019 um 05.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40856
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Natürlich werden auch die vielen Bücher des verstorbenen Quacks Andreas Moritz ("Krebs ist keine Krankheit" usw.) nur von den bereits Bekehrten gelesen, stets "verifiziert" gekauft und mit fünf Sternen bewertet. Wenn man einmal in diese paramedizinische Welt eintaucht, ist man erstaunt, wie viele Menschen sich dort tummeln. Dann wundert einen auch sonst nichts mehr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2019 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40817
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Der Philosoph Reiner Wimmer bemüht sich um „das Wesen der Stimmungen“ im Anschluß an das bekannte Werk Otto Friedrich Bollnows. (https://bollnow-gesellschaft.de/getmedia.php/_media/ofbg/201504/832v0-orig.pdf) Gedruckt in Friedrich Kümmel u. a., hg.: Otto Friedrich Bollnow – Rezeption und Forschungsperspektiven. Tübingen 2010.
„Dabei möchte ich allerdings nach Möglichkeit an Wortgebrauche der Alltagssprache anknüpfen...“ (S. 146)
„Beginnen wir unsere begriffliche Analyse mit der Unterscheidung zwischen Wahrnehmungen und Empfindungen. Manchmal, zumal in philosophischer Diktion, werden Sinneswahrnehmungen allgemein als ,Sinnesempfindungen‘ bezeichnet. Ich möchte als ,Empfindung‘ hier aber nur jene Wahrnehmung bezeichnen, die notwendig mit dem Bewußtsein ihrer selbst verbunden ist.“ Usw.
Wimmer sagt selbst, daß diese „terminologische Auszeichnung“ etwas Willkürliches hat. Als synonymische Differenzierung des Sprachgebrauchs kann sie nicht gelten. Sie stützt sich auch nicht auf eine Untersuchung des Sprachgebrauchs (der schon von „Bewußtsein ihrer selbst“ nichts wissen dürfte), sondern steht im Dienst einer bestimmten philosophischen Absicht.
Von dieser Art ist das meiste, was Philosophen in Anknüpfung und Verschärfung der Alltagssprache tun: Der wirkliche Sprachgebrauch, in dem allein die mentalistischen Ausdrücke ihre Funktion haben, wird übergangen, ein wirklich neuer Standpunkt außerhalb dieses Gebrauchs aber nicht gewonnen.
Entsprechend uninteressant sind der Vortrag und die anschließende Diskussion.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2019 um 07.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40775
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Noch einmal zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#36657
In der fortgeschrittensten Logik der Gegenwart, wie sie in Husserls Logischen Untersuchungen repräsentativen Ausdruck gefunden hat, wird Theorie »als in sich geschlossenes Sätzesystem einer Wissenschaft überhaupt« bezeichnet. (Max Horkheimer: Traditionelle und kritische Theorie, 1937)
Eine gewagte Behauptung. Sie erklärt sich wohl daraus, daß Horkheimer sich in der Logik und Wissenschaftstheorie nicht auskannte. In Wirklichkeit spielt Husserl für die moderne Logik keine Rolle. Nicht einmal seine Kritik des Psychologismus überzeugt, da Husserl selbst radikal psychologistisch argumentiert, ohne es zu wissen.
Heidegger, like Theodor W. Adorno, believed that the second volume of Logical Investigations marked an apparent revival of psychologism, which puzzled him.
The philosopher Ray Monk wrote that Logical Investigations is "made almost impenetrable by the obscurity of Husserl’s prose", adding that Bertrand Russell described trying to read the work as "very much like trying to swallow a whale".
(https://en.wikipedia.org/wiki/Logical_Investigations_(Husserl))
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2019 um 04.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40751
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Auch hübsch:
https://whyevolutionistrue.wordpress.com/2012/09/25/a-sokal-style-hoax-by-an-anti-religious-philosopher-2/
(Zum Stichwort „Sophisticated Theology“ vgl. https://rationalwiki.org/wiki/Sophisticated_theology)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2019 um 19.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40693
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„Da die Spur kein Anwesen ist, sondern das Simulacrum eines Anwesens, das sich auflöst, verschiebt, verweist, eigentlich nicht stattfindet, gehört das Erlöschen zu ihrer Struktur.“
(Jacques Derrida: Die différance. In: Peter Engelmann, hg.: Postmoderne und Dekonstruktion. Reclam, Stuttgart 1990. S. 107.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2019 um 15.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40637
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Das ist wohl schon widerlegt. Z. B. kann man anführen, daß besagte Drei oder Sechs auf dem Würfel ohne weiteres in jeder Orientierung wiedererkannt wird, was bei einer zufälligen Anordnung von drei oder sechs Punkten bei weitem nicht der Fall ist, auch wenn man sie vorher noch so oft gesehen hat.
Vgl. auch eine Ziffernfolge wie 8888 8888 8888. Ein Blick genügt, nicht wahr?
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Kommentar von tk, verfaßt am 21.01.2019 um 12.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40636
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... ist die Konstellation ... schneller zu erfassen, weil sie redundante Züge enthält.
Liegt das wirklich an der objektiven Form („Redundanz“)? Oder erkennt man nicht vielmehr eine bereits früher gesehene Gestalt wieder? Es ist ja beispielsweise auch viel einfacher, einen (kurzen) Satz zu wiederholen oder aufzuschreiben, wenn er in einer bekannten Sprache gesprochen wurde („Wie heißt du?“) und nicht in einer unbekannten („Ni jiao shen me mingzi?“).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2019 um 11.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40635
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38922
Eine Melodie ist mehr als die Summe ihrer Töne, ebenso ein Akkord. Aber was soll das heißen? Töne kann man ja nicht addieren.
Drei Punkte kann ich auf einer Ebene in unendlich vielen Weisen anordnen, aber einige zeichnen sich aus. Wenn die drei Punkte wie auf den üblichen Würfeln (oder im Gürtel des Orion) eine gerade Linie bilden und außerdem noch gleiche Abstände haben, ist die Konstellation oder eben „Gestalt“ schneller zu erfassen, weil sie redundante Züge enthält. Ebenso, wenn sie ein gleichseitiges Dreieck bilden. Bei mehr als vier Punkten muß man schon genauer hinsehen, falls solche Redundanz fehlt, aber mit Redundanz sind auch sechs Punkte (wie auf einem Würfel) kein Problem; ein kurzer Blick genügt.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.01.2019 um 09.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40514
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Die Leiterin der BKA-Abteilung Schwere und Organisierte Kriminalität, Sabine Vogt, weist in der Tagesschau vom 8. Januar auf die simple Tatsache hin, daß einige Hacker politische Motive haben. Im O-Ton klingt das so: »Es gibt […] Personenkreise, die […] mit einer politisch hinterlegten Agenda arbeiten.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2019 um 05.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40462
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Die Erfinderin der "Chinesischen Quantum Methode" wirbt mit einem Bauchladen ebenso sinnloser Begriffe:
„Neben ihrer Tätigkeit hat sie sich intensiv mit Neurolinguistischer Programmierung (NLP), der EMDR-Methode, Quantum Touch, EFT-Methode, Energie Balance, Hypnotherapie, Meditations- und Entspannungstechniken, Remote Viewing und vielen anderen Techniken, Methoden und Lehren beschäftigt.“
Die Masse macht’s, und wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Für teure Kurse scheint es zu reichen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2018 um 18.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40342
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Wie ich sehe, sind auch die Bücher des alten Scharlatans "Cheiro" noch im Handel und werden bei Amazon gekauft und mit der höchsten Punktzahl bewertet, besonders die "Numerologie".
Die Wikipedia-Einträge deutsch und englisch über ihn sind erstaunlich zurückhaltend, was Kritik am offensichtlichen Unsinn betrifft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2018 um 03.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40281
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Erbauungsbücher werden nicht nur gelesen, sondern auch gekauft. Bei Amazon sieht man das daran, daß es zu den – fast durchweg positiven – Rezensionen überdurchschnittlich oft heißt "Verifizierter Kauf", z. B. bei Holm Tetens: "Gott denken" (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38258). Auch die Rezensenten von Andreas Englischs „Der Kämpfer im Vatikan“ (über Franziskus) haben das Buch in der Regel wirklich gekauft. Es gehört eben nicht zu dem Genre, das man ausleiht. Paratheologisches.
„Verifizierte Kauf“ ist in der Regel auch: Thorsten Schulte: Kontrollverlust - Wer uns bedroht und wie wir uns schützen. (Kopp 2017) (Hunderte von positiven Amazon-Rezensionen)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2018 um 12.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40172
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Peter Cornelius Mayer-Tasch (Hg.): Zeichen der Natur – Sieben Ursymbole der Menschheit. Frankfurt 2001.
Der Verlagstext deutet an, was den Leser erwartet:
Sieben Grundsymbole haben die Struktur unseres Erkennens geprägt: Ei, Lotos, Lebensbaum, Kreuz, Spirale, Yin-Yang und Kreis. Die Zeichen der Natur verfolgen Entstehung und Entfaltung dieser Symbole, ihre mythenbildende Kraft ebenso wie ihren historischen Wandel, sowie die praktischen Anwendungen. Die vorliegenden Studien schöpfen aus dem vollen der Kulturgeschichte, und zwar nicht nur aus der abendländischen, sondern auch aus der hebräischen und ägyptischen, der indischen und chinesischen. Es begegnen sich Biologie und Mystik, Religionsgeschichte und Medizin, Astronomie, Philosophie und Politik.
All diese Symbole können heute durchaus als Konzentrations- und Meditationshilfe zur spirituellen Überwindung der Gegenwartskrise unserer Zivilisation dienen.
Die Autoren referieren also nicht nur kulturgeschichtlich, was andere sich bei ihren Symbolen gedacht haben, sondern wollen die Symbole und ihre Deutung ausdrücklich auch als Vorlagen und Anregungen für Meditationen des Lesers verstanden wissen. (Worin besteht eigentlich "die" als bekannt vorausgesetzte Gegenwartskrise?)
Das Buch ist durchgehend in einem kryptischen, eher verkündenden als begründenden Ton gehalten, wie er für esoterische Texte kennzeichnend ist. Mayer-Tasch spricht zum Beispiel von einem „parakarmischen Akt der Selbstreinigung“ (20), ohne zu erklären, was das sonst unbekannte Wort bedeutet. Eine Behauptung reiht sich an die andere, und soweit der Sinn überhaupt greifbar ist, zeichnet sich keine Möglichkeit der Falsifizierung ab.
Mayer-Tasch polemisiert gegen Mathematik und Naturwissenschaft, die er für oberflächlich hält, während er selbst symbolschaffend und -deutend in die Tiefe geht: Der im Symbol Wahrnehmende steht nicht an der Folterbank des Experiments und der Berechnung; er addiert, subtrahiert und multipliziert nicht nach Buchhalter-Art. (15) (Die „Folterbank des Experiments“ ist von Goethe, was Mayer-Tasch anscheinend als bekannt voraussetzt.
Armin Adam: „Der Wendepunkt des Kreuzes“ fängt so an:
Das Kreuz ist das Königs-Symbol unserer Kultur – sofern sie durch das Christentum geprägt ist. Im Kreuz hat, über beinahe 2000 Jahre hinweg, die Identität des Abendlandes Bild werden können.
Das Kreuz ist das wichtigste Symbol oder Erkennungszeichen der Christen, so kann man den ersten Satz auffassen, aber dann? Ich weiß nicht, was die Identität des Abendlandes ist oder wie sie Bild werden könnte.
Jochen Winter über Eier:
Die Welt im Ei ist dunkel, unberührt, absolut – ein von Schweigen erfüllltes Dort, das eine primäre Energie durchpulst, um die Verwirklichung des Möglichen, die Existenz eines strukturierten Ganzen aus dem Amorphen, wiewohl Präformierten, zu gewährleisten. Der Augenblick, da die Hülle aufbricht und die Geburt ans Licht gelangt, charakterisiert unwiderruflich die Manifestation im Hier; den Eintritt in die Sphäre des Werdens, wo die so erfolgte Abspaltung aus der homogenen Einheit den endgültigen Impuls zu immer weiterer, immer deutlicherer Differenzierung gibt. Reiner Inbegriff des Vitalen, wird das Ei zum Symbol der Offenbarung schlechthin, eben weil es die erhabene Idee der Verkörperung realisiert oder, anders ausgedrückt, das Paradox einer verborgenen Existenz, einer evidenten Verborgenheit anschaulich macht – und weil es demnach selbst das Werk einer in der Nacht des Schoßes tätigen Schaffenskraft ist, die in solchem Oval zu harmonischem Ausdruck kommt. (27)
So geht es über viele Seiten. Symbole sind semiotisch interessant, aber solche Mystifikationen bringen mich nicht weiter. Es ist eben ein Erbauungsbuch. (Ein merkwürdiges Licht fällt auf das Geschwister-Scholl-Institut, dem die Verfasser angehörten oder nahestehen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2018 um 06.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40054
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40053
Die "Erlanger Schule" (Paul Lorenzen) war zwar sehr "erfolgreich", besonders was die Besetzung philosophischer Lehrstühle betrifft, und durch Jürgen Mittelstraß hat sie hochschulpolitisch Einfluß gehabt wie kaum jemand sonst. Als Studenten glaubten wir die "Logische Propädeutik" von Kamlah/Lorenzen lesen zu müssen, und ich selbst habe damals die Idee einer "Orthosprache" eine Zeitlang interessant gefunden. Aber die Schwächen wurden mir bald klar, und ich habe mitgelacht, als in der Marburger Vorlesung über mathematische Logik der viel weniger bekannte H. A. Schmidt sich über Lorenzen lustig machte.
Aber mal im Ernst: Wie kommt es, daß die Erlanger Schule trotz prächtigem Wikipedia-Eintrag international so wenig beachtet wird? Ich bin zwar nicht vom Fach, aber ich kann mich nicht erinnern, außerhalb des deutschen Sprachraums je eine Erwähnung gefunden zu haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2018 um 05.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39953
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Die gesammte Welt unserer Erscheinungen zerfällt in zwei grosse Classen, in die Classe der physischen und in die der psychischen Phänomene.
So fängt Brentano sein berühmtes Werk an, aber ich kann nicht finden, daß der Satz wahr oder auch nur sinnvoll ist. Richtig wäre, daß wir uns zweier Redeweisen bedienen, einer realistischen über die Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und in der wir auch handeln, und einer übertragenen, transgressiven über das Konstrukt des Geistes, mit dessen Hilfe wir uns vor allem über unsere eigene Befindichkeit verständigen. (Phänomen wird offenbar als synonymische Ausdrucksvariation für Erscheinung gebraucht.) Jeder wird wohl zugeben, daß die „psychischen Erscheinungen“ nicht in derselben Weise gegeben sind wie die physischen. Die meisten Menschen haben nie etwas davon bemerkt und würden gar nicht verstehen, was wir damit meinen. Es handelt sich um eine menschheitsgeschichtlich späte Konstruktion. Die Phänomenologen haben immer rechtfertigen müssen, daß das scheinbar Urvertraute so spät entdeckt wurde. Glaubwürdig ist das nicht, und wir haben heute die sprachkritischen Mittel, es besser zu erklären.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2018 um 06.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39889
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Die Phänomenologen unterstellen dem gemeinen Mann eine "vortheoretische Einstellung". Indem sie diese Einstellung in Worte fassen, machen sie sie zu einer theoretischen und schieben das ganze auf ein falsches Gleis. Ich habe das schon an der Zweideutigkeit von "Voraussetzung" erläutert. Wenn ich gemeiner Mann aus dem Haus gehe, setze ich voraus, daß der Gartenweg nicht unter mir nachgeben wird. Ich setze aber nicht voraus: Der Gartenweg wird nicht nachgeben. Anders gesagt: die Voraussetzung, die mein Verhalten hat, ist keine Voraussetzung, die ich mache.
Mit dieser Verwechslung fangen die phänomenologischen Wortspielereien an, und der ganze Irrsinn nimmt seinen Lauf, letzten Endes bis zu Husserls Anspruch, das "europäische Menschentum" zu retten.
Man würde es leichter durchschauen, wenn es nicht durch einen Wust von Neologismen vernebelt wäre, die bekanntlich ein eigenes "Wörterbuch der phänomenologischen Begriffe" notwendig gemacht haben.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.10.2018 um 09.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39875
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Das ist ja bloß eine zusammengewürfelte Aufsatzsammlung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2018 um 09.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39874
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Ein Anfang wäre etwa mit diesem schon genannten Buch gemacht: David Stove: The Plato cult and other philosophical follies. Oxford 1991
(Ich teile aber keineswegs alle seine Ansichten.)
Für mich war die reizvollste Frage seit meinen späten Gymnasialtagen weniger die Verrücktheit der Stifter als die Leichtgläubigkeit ihrer Jünger.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.10.2018 um 09.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39873
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Eine Geschichte der lächerlichen Verirrungen der Philosophie bleibt ein Desiderat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2018 um 04.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39872
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Husserl hat die Welt der Gegenstände als Welt der Phänomene (der „Gegenstände im Wie ihres Erscheinens“, http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1541#39871) verdoppelt, und da die Welt ziemlich groß ist und viel zu erforschen gibt, ist auch die Welt der Phänomene keine Kleinigkeit. Der Meister und seine Nachfolger geben sich geradezu erschlagen von der Größe der „Arbeit“ (ein Lieblingsausdruck), die vor ihnen liegt, und ihre „Forschungen“ gehen denn auch bis heute weiter, aber, wie ein anderer Philosoph sagte: Man hört die Mühle klappern, sieht aber das Mehl nicht. Dabei wollte Husserl mit den Ergebnissen seiner „transzendentalen Phänomenologie“ nebenbei das europäische Menschentum retten und die Wissenschaften sowieso, die aber überhaupt keine Notiz davon nehmen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2018 um 07.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39836
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„Die innere Wahrnehmung ist nicht bloß die einzige unmittelbar evidente; sie ist eigentlich die einzige Wahrnehmung im eigentlichen Sinne des Wortes.“ (Franz Brentano)
Es müßte doch zu denken geben, daß es für die „innere Wahrnehmung“ keine Sinnesorgane gibt. Nur metaphorisch kann überhaupt von Wahrnehmung gesprochen werden. Es ist schon kraß, diese übertragene Bedeutung als die eigentliche auszugeben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2018 um 09.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39783
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Zur Neuauflage des Sokal-Hoaxes auch: https://bazonline.ch/wissen/bildung/Sozialwissenschaftler-mit-Hundesex-und-Mein-Kampf-veraeppelt/story/25949132
Auch diesmal wieder wird den Spaßmachern vorgeworfen, sie zerstörten das Vertrauen in das Wissenschaftssystem. Aber wenn die Texte so offensichtlich absurd und keineswegs nur einzelne Daten gefälscht sind, dann ist etwas faul und muß bloßgestellt werden.
Ähnlich bei den Plagiat-Jägern: Soll man die Plagiate unaufgedeckt lassen, um das Vertrauen in die Wissenschaft nicht zu untergraben? Das verbietet sich wohl von selbst.
Soll man den Humbug der "Gender-Forschung" unkritisiert lassen, um den Frauen nicht zu schaden?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2018 um 06.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39429
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29619
Amazon vermutet per Mail, daß mich das Buch von Jochen Bär "Hermeutische Linguistik" besonders interessieren könnte. Ein verzeihlicher Irrtum. Aber ich bin dadurch auf den Werbetext gestoßen:
Sprachliche Äußerungen, seien es einzelne Wörter oder Texte, werden in der Regel intuitiv verstanden und hinsichtlich des Verständnisses herrscht in der Regel weitgehender Konsens. Warum so und nicht anders interpretiert wird, kann dabei in den seltensten Fällen zufriedenstellend angegeben werden. DieseshandbuchartigeKompendium [sic] erklärt Semantik auf allen systematischen Rängen von der Morphem- bis zur Diskursebene nach einem einzigen Grundprinzip – sprachliche Zeichen verweisen auf andere sprachliche Zeichen – und leitet daraus ein komplexes Regelwerk ab, das der Interpretation sprachlicher Äußerungen dient. Vorgelegt wird nicht weniger als eine auf breiter empirischer Basis erprobte pragmasemantische Grammatik der neuhochdeutschen Schriftsprache (1750–1950) [Was bedeuten die Zahlen?]. Die Offenlegung bedeutungshaltiger sprachlicher Strukturen dient der Fundierung einer genauen Lektüre, auch und insbesondere literarischer Texte. Die Arbeit ist damit nicht nur für Vertreterinnen und Vertreter einer als Kulturwissenschaft verstandenen Linguistik, sondern auch für Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftler relevant.
Zusammen mit dem prohibitiven Preis dürfte das Warnung genug sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2018 um 06.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39405
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Das Auto darf nicht sterben – es sichert das Überleben unseres Ichs. (welt.de)
Ich habe kein Auto, also auch kein Ich. Aber mal im Ernst: was ist „unser Ich“? Mein Ich, dein Du, unser Wir... Manches wird erst diskutierbar, wenn man von dieser verwaschenen Philosophensprache herunterkäme. Freilich würde sich manche geistreich klingende These dann in Luft auflösen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2018 um 19.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39378
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Noch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1539 (Khajuraho)
„In der hinduistischen Mythologie beruht die göttliche Vollkommenheit auf der Einheit. Der natürliche Gegensatz zwischen Mann und Frau lässt sie nach Vereinigung und damit nach den Göttern gleicher Vollkommenheit streben. Im Geschlechtsakt, der als Zeugungsakt der Weltschöpfung der Götter verwandt ist, verschmelzen Mann und Frau zu einer Einheit... Die Erotik hebt sich durch die Sinnlichkeit vom bloßen Geschlechtsakt ab. Die den erotischen Akt bestimmende Phantasie stellt jenes ´Mehr´ dar, das die Lust preist und der Liebe die kosmische Dimension gibt. Die Kunst verklärt die Natur; sie verleiht ihr eine Mystik, die im Ritual sinnlichen Ausdruck erfährt. Die erotischen Szenen von Khajuraho illustrieren die Inszenierung des Geschlechtsakts, sie stellen ein Zeremoniell dar, das die Handlungen der Liebespaare (mithuna) sakralisiert.“ (Psychoanalytiker Helm Stierlin über den Kandariya-Mahadeva-Tempel bei Khajuraho, zit. bei Wikipedia)
Wissen wir jetzt, was die 1000 Jahre alten Tempelskulpturen bedeuten?
Übrigens waren die Tempel jahrhundertelang so abgelegen und überwachsen, daß die Muslime sie übersehen und nicht zerstört haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2018 um 11.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39254
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In der FAZ feiert der deutsche Philosophieprofessor Michael Hampe sehr ausführlich die Metaphysik eines ebensolchen französischen, Quentin Meillassoux. Dessen Buch enthält anscheinend nur Unsinn, und sogar Hampe selbst will diese „narrative Begriffsdichtung“ „nicht allzu ernst nehmen“.
Auf die Frage „Was ist Gott?“ antwortet der Philosoph: „Irgendjemand unter uns, solange er auf das Gottsein verzichtet.“
Ist das nicht wunderbar geistreich? Ich verzichte hiermit ausdrücklich auf das Gottsein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2018 um 16.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39113
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Darüber, daß in radikal säkularisierter Zeit der amoene Göttersegen die subjektive Ungestalt flirrender Seelentraumata angenommen hat, war sich kein anderer Aufklärer des 18. Jahrhunderts so mikroskopisch genau im klaren wie Karl Philipp Moritz. (Harro Zimmermann in SZ 26.6.93)
Klar!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2018 um 17.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39056
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38667
Die Psychologen Gadenne und Oswald meinen, jeder mentale Zustand könne auf sich selbst gerichtet sein. Zweitens könnte ein anderer, ein Hintergrundszustand, auf den ersten gerichtet sein.
Kann man das - auch nur rein sprachlich - verstehen? Für mich ist es eine unmögliche Redeweise, nicht nur im Deutschen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2018 um 15.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#39032
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In der FAZ schreibt ein Professor eine ganze Seite über Gertrude Bell. Ich wollte es meiner Frau vorlesen, die sich dafür interessiert. Nach zwei oder drei Absätzen gab ich auf. Wie kann man so schlecht schreiben? Anhaltende Verstimmung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2018 um 08.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38936
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Als „bejahrter Philosophiestudent“ (Ludwig Marcuse) kann ich „Metaphysik“, „Ontologie“, „intelligibel“, „transzendent“ definieren, aber ich verstehe trotzdem nicht, was solche Ausdrücke (oder eben ihre definierenden Paraphrasen, also Nominaldefinitionen) bedeuten. Diese Erfahrung habe ich schon gegen Ende meiner Schulzeit gemacht, und sie hat mich seither nicht losgelassen, im Gegenteil meinen Lebensweg mitbestimmt.
Der „exzellente“ Wiki-Eintrag zur Ideenlehre läßt ahnen, welche (im Grunde logischen, von den Eleaten gestellten) Probleme Platon lösen wollte, aber die Lösungen selbst sind mir strikt unverständlich.
Die von manchen angenommene „Prinzipienlehre“, die Platon für zu anspruchsvoll hielt, um sie seinen Texten anzuvertrauen, muß ja etwas ganz wunderbar Schönes gewesen sein. Die Rekonstruktionsversuche (vor allem der Tübinger Schule) lassen das aber nicht erkennen, man versteht eigentlich gar nichts.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2018 um 16.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38922
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Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Nicht sehr sinnvoll, weil der Begriff der "Summe" hier in einem undefinierten nichtmathematischen Sinn gebraucht wird. Aristoteles wollte offenbar nur sagen, daß ein System etwas anderes ist als ein Haufen.
Die Gestaltpsychologie hält an der sonderbaren Wendung fest. Wolfgang Metzger hat nur korrigiert: Nicht "mehr", sondern "etwas anderes als".
„The roots of emergentism can be traced to the work of John Stuart Mill (1930 [1843]), who proposed (Book III, Ch. 6) that a system can have properties that amount to more than the sum of its parts. As Mill observes, obvious examples of this come from chemistry. The chemical combination of two substances produces, as is well known, a third substance with properties different from those of either of the two substances separately, or both of them taken together. Not a trace of the properties of hydrogen or oxygen is observable in those of their compound, water.“
Ein Stuhl mit zwei Beinen fällt um, einer mit drei Beinen bleibt stehen. Das ist dann eine emergente Eigenschaft...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2018 um 06.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38667
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„...worauf der Zustand gerichtet ist, wovon er handelt, worum es in ihm geht“ (Searle, auf englisch auch nicht besser)
Man sagt nicht, daß ein Zustand gerichtet ist. Auch handelt ein Zustand nicht von etwas. Diese Verfremdungen müßten gerechtfertigt werden. Aber Searle erspart sich die Sprachanalyse. Die grammatische Abweichung müßte doch stutzig machen, zumal sonst immer die Alltagssprache als Kriterium herangezogen wird.
Der Tank ist gefüllt, die Batterie geladen, das Auto könnte losfahren. Ist es in einem „gerichteten Zustand“?
Wenn es „gerichtete Zustände“ gibt, dann ist alles möglich, dann kann ich gleich an Wunder glauben.
Erstaunlich, wie gedankenlos sonst scharfsinnige Philosophen daherreden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2018 um 06.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38666
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Wenn es Dinge gäbe, die über Dinge sind, und eine Landkarte über Deutschland sein kann, dann ist eine Mausefalle über Mäuse und ein Nußknacker über Nüsse. Mehr kann man dazu nicht sagen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2018 um 05.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38665
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37666
Some things are about, or are directed on, or represent, other things. For example, the sentence ‘Cats are animals’ is about cats (and about animals), this article is about intentionality, Emanuel Leutze’s most famous painting is about Washington’s crossing of the Delaware, lanterns hung in Boston’s North Church were about the British, and a map of Boston is about Boston. In contrast, ‘#a$b’, a blank slate, and the city of Boston are not about anything. (Alex Byrne: „Intentionality“. In: J. Pfeifer and S. Sarkar, Hg.: Philosophy of Science. An Encyclopedia. N. Y., London 2006:406)
Auch hier wieder die seltsame, weder im Englischen noch entsprechend im Deutschen mögliche Redeweise. Dinge können nicht "über" etwas sein, nur vom Sprechen und vom Nachdenken sagt man das. Ein Stadtplan von Boston ist kein Stadtplan über Boston usw. Überhaupt: Da es offenbar um Zeichen geht, sollte man daran festhalten, daß es Zeichen von etwas gibt, aber keine Zeichen über etwas.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2018 um 09.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38484
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In Platons „Timaios“, einem schwerverständlichen Spätwerk, das im Mittelalter fast der einzige bekannte, weil früh ins Lateinische übersetzte Text Platons war, wird an einer Stelle die chora (der „Raum“) eingeführt. Darüber ist fast so viel Tinte vergossen worden wie über die ganze Ideenlehre (mit der er zusammenhängt). Meine eigene Interpretation will ich hier zurückhalten. Platon vergleicht diese schwer definierbare chora, die selbst eigenschaftslos sein muß, damit sie die Qualitäten in sich aufnehmen kann, mit einer Mutter oder Amme, die das Kind in sich trägt und nährt, aber auch mit einer Salbengrundlage, die geruchlos sein muß, um die Parfümierung in sich aufzunehmen.
Die Dekonstruierer und Postmodernen haben sich naturgemäß gleich darauf gestürzt und philologisch indiskutable Interpretationen vorgelegt:
Kristeva is also known for her adoption of Plato’s idea of the chora, meaning "a nourishing maternal space" (Schippers, 2011). Kristeva’s idea of the chora has been interpreted in several ways: as a reference to the uterus, as a metaphor for the relationship between the mother and child, and as the temporal period preceding the Mirror Stage. In her essay Motherhood According to Giovanni Bellini from Desire in Language (1980), Kristeva refers to the chora as a "non-expressive totality formed by drives and their stases in a motility that is full of movement as it is regulated." She goes on to suggest that it is the mother’s body that mediates between the chora and the symbolic realm: the mother has access to culture and meaning, yet also forms a totalizing bond with the child. (Wikipedia)
Dazu: https://en.wikipedia.org/wiki/Khôra
Nun, die chora ist keine Metapher für die Mutter-Kind-Beziehung, sondern es ist gerade umgekehrt. Und in dem Text ist keineswegs von Mütterlichkeit und Uterus die Rede, sondern von den logischen und ontologischen Problemen der Ideenlehre. Das ficht aber die psychonanalytischen Entschlüsseler nicht an, für die ja der Text nichts, der angebliche Subtext alles ist. Kristevas bekannte Formulierungskunst auf Lacans und Derridas Spuren tut ein Übriges, die Schleusen feministischer Spekulation zu öffnen. Man schwebt himmelhoch über den Niederungen der Platonphilologie, was ja zugleich recht bequem ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2018 um 06.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38380
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Wenn man sieht, wie die Phänomenologen, ohne es zu merken, als nichthintergehbare „Phänomene“ feiern, was in Wirklichkeit aus der Sprache herausgesponnen ist, kann man ihr Gequassel kaum noch ertragen. Man stelle sich ein Parlament vor, das während der ganzen Legislaturperiode nur über die Geschäftsordnung diskutiert – ohne es zu merken!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2018 um 04.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38258
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Auch der Philosophieprofessor Holm Tetens will auf seine alten Tage "Gott denken" (Buchtitel). Warum drücken sich die Leute so komisch aus, daß man sie schon rein grammatisch nicht versteht? Wer den Valenzfehler hinnimmt, nimmt auch noch anderes hin. Andere wollen, wie schon gezeigt, Sprache denken, Humboldt neu denken, die Bombe denken usw. – Man schnappt nach frischer Luft.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2018 um 08.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38078
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Ich treffe erstaunlich oft Menschen, die einen gewissen Khalil Gibran ("The Prophet") sehr verehren. Es wundert mich, mit welchem Selbstbewußtsein so ein Mann seine Gemeinplätze vorträgt und wie sie dann von den Gläubigen als tiefe Weisheiten entgegengenommen werden.
“You give but little when you give of your possessions. It is when you give of yourself that you truly give.”
Usw., in diesem Stil. Man kann schlecht widersprechen, und damit ist eigentlich alles gesagt.
Wer sich der organisierten Religion mehr oder weniger entfremdet hat, sieht sich nach Ersatz um und wird an allen Ecken und Enden reich bedient mit philosophischem und irgendwie "spirituellem" Kunstgewerbe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2018 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#38052
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Ich habe nie verstanden, was ein Begriff sein soll. Das ärgert mich seit meiner Schulzeit, weil es so viele Texte für mich verriegelte. Die Lektüre seither hat mir nicht weitergeholfen, im Gegenteil. Die Erklärungen sind noch unverständlicher als das zu Erklärende, das immerhin einen alltagssprachlichen Gebrauch hat:
Tragen Sie den Begriff ein, den Sie regelmäßig falsch schreiben – in diesem Beispiel „druch“. In das Feld daneben tragen Sie die korrekte Schreibweise („durch“) ein. Usw.
Begriffe sind in der Alltagssprache einfach Wörter oder Ausdrücke, insbesondere solche mit einem Sachgehalt, also keine Funktionswörter (keine „leeren“ im Gegensatz zu den „vollen“ Wörtern, wie die Chinesen sagen). Etwas anspruchsvoller: Begriffe sind Wörter einschließlich ihrer Synonyme, Umschreibungen und Übersetzungsäquivalente. Aber ich würde nicht sagen, daß Wörter und ihre Äquivalente denselben Begriff bezeichnen – als wenn der Begriff ein Gegenstand neben ihnen wäre.
Aber nun:
Unter „Begriff“ verstehe ich eine geistige Struktur des Erkennens. Eine solche Struktur ist ein relativ stabiles geistiges Reaktionsmuster im Bewußtsein eines individuellen Menschen. Begriffe entstehen aus der Erfahrung eines Menschen mit seiner dinglichen und sozialen Umwelt und der Art und Weise, wie ein Mensch diese Erfahrung verallgemeinert. So kann man sagen, daß ein Begriff das gesamte Wissen eines Menschen über einen Gegenstand oder Sachverhalt darstellt. (Gisela Szagun: Sprachentwicklung beim Kind. 4. Aufl. München 1991:187)
Verstehen Sie das? Ich verstehe kein Wort. Ich verstehe auch den langen Wikipedia-Eintrag nicht.
Viele verfremden den Begriff zum „Konzept“ (nach englischem Vorbild), aber das macht die Sache nicht besser.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2018 um 15.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37962
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Aus phänomenaler Sicht gibt es zunächst mal nur mich und mein Ich, das ich beobachte, wobei ich wieder von mir selbst beobachtet werde usw. – Wie komme ich zum Anderen?
Interessant sind nicht solche Thesen, sondern wie es dazu gekommen ist, zu dieser besonderen "craziness" (Schwitzgebel) der Philosophie. Ein lösbares Problem, dessen man aber nicht ansichtig wird, solange man mitdeliriert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2018 um 06.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37767
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In der FAZ würdigt Jens Halfwassen den neuen Sammelband von Werner Beierwaltes, der den (christlichen) Neuplatonismus gegen die „aufklärerische Verunglimpfung“ als Schwärmerei rehabilitiert habe.
Ja, das Absolute bei Cusanus, das brauchen wir heute dringend. Die Aufklärung kann immer nur verunglimpfen, das ist fast eine Tautologie.
(Aber ist die Verbindung von „Mystik und Metaphysik“ denn keine Schwärmerei? Frage eines nachdenklichen Lesers, der allerdings die Antwort nicht gerade von Halfwassen erwartet.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2018 um 14.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37688
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Nicht nur Philosophen, auch Sprachwissenschaftler reden so:
... Gegenstand psychischer Prozesse... (Jochen Schröder: "Zur Beschreibung von ER-Verben". DaF 2/1991:95-100)
Was soll denn das sein? Prozesse haben keine Gegenstände!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2018 um 17.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37666
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Warum sind Philosophen verrückt? Daß sie es sind, braucht nicht bewiesen zu werden, es steht seit der Antike fest: Nescio quo modo nihil tam absurde dici potest quod non dicatur ab aliquo philosophorum.
Heute reden sie ohne Scham von "things about things" (Dennett); von "Zuständen, die auf etwas gerichtet sind" usw. – lauter schon rein sprachlich-grammatisch irre Thesen.
Mich hat schon immer interessiert, wie Menschen derart abgleiten, ohne es zu merken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2018 um 06.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37551
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Wenn ich als ich meine Meinung als solche äußern soll, würde ich mir als mir sagen, daß mein Wissen von mir als mir nicht beachtenswert ist und daß man dafür keine Steuergelder als solche ausgeben sollte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2018 um 17.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37546
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Sebastian Rödl: Selbstbewußtsein. Frankfurt 2011 (Suhrkamp)
„Der Gegenstand dieses Buchs ist Selbstbewußtsein, das heißt: das Wissen von sich als von sich. Sebastian Rödls zentrale These lautet, daß dieses Wissen nicht empirischer Natur ist und nicht auf sinnlicher Affektion beruht. Vielmehr ist es ein Wissen durch Spontaneität, dessen Gegenstand und Quelle die Tätigkeit des Subjekts sind, insbesondere sein praktisches wie theoretisches Denken, sein Urteilen wie Handeln.
Die Kapitel dieses Buches behandeln Überzeugung, Handeln, Vernunft und Freiheit, rezeptive Erkenntnis und die zweite Person. Jedes dieser Themen verdiente ein eigenes Buch. Und doch wären all diese Bücher solche über Selbstbewußtsein, denn Selbstbewußtsein ist das allen diesen Themen zugrundeliegende Prinzip. Diese fundamentale Einsicht erzwingt eine Neuorientierung in der Handlungstheorie, der Philosophie des Geistes und der Erkenntnistheorie, mit der das vorliegende Buch einen Anfang macht.“
Ja, wir leben in einer Zeit großer Entdeckungen!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2017 um 08.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37407
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Das Dasein zum Tode verhält sich nicht nur zu seinem Tode, sondern aus diesem Tod heraus auch zu seinem Leben und zu seinem Sein! Der Tod und das Nichts ist so der Anfang des Bezugs des Menschen zu seinem Sein. usw.
Besonders schön finde ich das triumphierende Ausrufezeichen hinter solchem Gefasel. Man versteht zwar nichts, aber dies mit Macht! (Die Heideggersche Verfremdung des "Menschen" zum "Dasein" wird umstandslos zurückübersetzt, das ist auch sehr nett.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2017 um 06.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37365
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Es gab nicht zuletzt mit der Gruppe 47 eine Autorenvereinigung, die, weil stets umstritten, stets auch ein manifester Faktor war. (FAZ 21.12.17 zu Bölls 100. Geburtstag)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2017 um 09.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37278
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Mit dem Vorlesen (auch mit dem Diktieren) habe ich mich zu wenig beschäftigt, befangen in der vieldiskutierten Unterscheidung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Dabei spielt das Vorlesen eine große Rolle in der Kulturgeschichte und sicher auch beim Sprachwandel.
Wenn ich still lese, habe ich den Verfasser als Gegenüber, und manchmal denke ich wohl im stillen: Mann Gottes, kannst du das nicht einfacher ausdrücken!
Beim Vorlesen versuche ich, meinem Zuhörer den Sinn zu vermitteln, leiere also nicht wie der Vorsitzende des ZK bei seiner neunstündigen Parteitagsrede, sondern betone an den richtigen Stellen usw., d. h. ich identifiziere mich gewissermaßen mit dem Verfasser, mache mir seinen Text zu eigen. Gerade deshalb kommt Scham auf, wenn ich merke, daß ich mich selbst nie so gedrechselt ausdrücken, niemals solche verschwiemelten Wörter benutzen würde. Ich lese weiter und fange an, mir selbst unausstehlich und richtig mißlaunig zu werden. Meine Lieblingszuhörerin nimmt es mir glücklicherweise nicht übel, wenn ich den Text beiseitelege und sie auch selbst von einer Last befreie.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2017 um 09.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37277
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Zum Winckelmannjahr bringt die FAZ einen großen, schwer lesbaren Überblicksaufsatz von Christina Dongowski und dazu eine kaum lesbare Spalte von Patrick Bahners. Wie monströs diese Prosa ist, fiel mir wieder mal auf, als ich meiner Frau die beiden Texte vorlas, und das ist auch der Grund, warum ich es hier erwähne. Nachdem Winckelmann und Lessing die deutsche Prosa zu edler Einfalt und stiller Größe verschlankt hatten, ist es späteren Generationen gelungen, sie wieder zu neobarockem Schwulst zurückzuentwickeln. Das Vorlesen ist der Königsweg, dieses Unwesen aufzudecken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2017 um 04.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37221
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Philosophie ist, um das schöne Wort Hegels zu gebrauchen, Arbeit des Begriffs. Wenn Hegel nicht von bestimmten Begriffen, sondern vom Begriff im Singular spricht, dann meint er die Form des philosophischen Wissens selbst, näher eine Struktur, in der sich alles Wissen herstellt und entwickelt. Gemeint ist das Verhältnis von Bewußtsein und Wirklichkeit, das vom Bewußtsein als reflektiertem Selbstbewußtsein übergriffen wird. Am Ende der Erfahrung, die das Bewußtsein mit der Wirklichkeit macht, steht dann der Begriff als Ausdruck dieser reflektierten Verhältnisstruktur, jenem Begriff, von dem Hegel am Ende der ‚Phänomenologie‘ sagt, er verbinde es, „daß der Inhalt eignes Thun des Selbst ist“; und das Ergebnis der ‚Phänomenologie‘ ist dann das „Festhalten des Begriffes in der Form des Begriffs.“ In allen Erfahrungen ist die Struktur des Begriffs anwesend, insofern alle Erfahrungen sich im Verhältnis von Selbstbewußtsein und Wirklichkeit bilden. Erst dann jedoch, wenn der Begriff sich in der Form des Begriffs weiß und bestimmt, ist der Standpunkt der Philosophie erreicht und das Verhältnis von Sein und Denken kann nun in der Form und im Element des Begriffs in der ‚Wissenschaft der Logik‘ logisch entfaltet werden. Sich im Element des Begriffs zu bewegen, ist unhintergehbar der Standpunkt der Philosophie, und zwar unabhängig davon, welche Ausrichtung sie sich geben mag. (Jörg Zimmer: Arbeit am Begriff. Bielefeld 2014:9)
Zimmer paraphrasiert Hegel und bleibt in dessen Sprache; nur das Modewort Struktur ist hinzugekommen. In Hegels Sprache Hegel kommentieren, das geht also immer noch. „wenn der Begriff sich in der Form des Begriffs weiß und bestimmt“ usw. - das kann nicht wörtlich verstanden werden, aber wie sonst? Warum ist es ein „schönes Wort“ Hegels, wenn man die Philosophie „Arbeit des Begriffs“ nennt?
Man könnte schopenhauerisch auf den Galimathias schimpfen, aber interessanter ist die Frage, wie Menschen dahin kommen, so etwas zu schlucken und sich dafür zu begeistern. Welche Merkmale hat diese Sondersprache? Wie hängt sie mit der Alltagssprache zusammen, die ja von denselben Menschen nach wie vor gesprochen wird?
Man sollte bei jeder Aussage fragen, wie man sie bestreiten könnte. Dann wird man regelmäßig finden, daß das wegen der Unbestimmtheit der Ausdrucksweise gar nicht möglich ist. Ist vielleicht nicht in allen Erfahrungen die Struktur des Begriffs (was ist das?) anwesend? Bilden sich manche Erfahrungen nicht im Verhältnis von Selbstbewußtsein und Wirklichkeit? Könnte der Standpunkt der Philosophie (welcher eigentlich?) manchmal schon erreicht sein, wenn der Begriff sich noch nicht als Begriff weiß und bestimmt?
In einem besonders unübersichtlichen Satz unterläuft dem Verfasser bezeichnenderweise eine falsche Apposition im Dativ (jenem Begriff), und dann kommt gleich wieder ein Hegel-Zitat, von dem er anzunehmen vorgibt, der Leser verstünde es.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2017 um 05.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37145
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Als unumstritten kann gelten, dass Kracauer in einer Zeit, in der Eindimensionalität und das Denken in geschlossenen Theorien die Regel waren, die Offenheit und Mehrdimensionalität der Perspektive in den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellte. (Wikipedia über Siegfried Kracauer)
eindimensional, geschlossen = schlecht
offen, mehrdimensional = gut
Aber was um Himmels willen ist gemeint? Kracauer hat sich essayistisch mit allem möglichen beschäftigt, das ist in der Tat "unumstritten". Aber muß man es so aufdonnern?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2017 um 18.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37138
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A physicist friend of mine once said that in facing death, he drew some consolation from the reflection that he would never again have to look up the word „hermeneutic“ in the dictionary. (Steven Weinberg)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2017 um 09.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37105
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Wenn man nur die Kinder dahin erziehen könnte, daß ihnen alles Undeutliche völlig unverständlich wäre. (Lichtenberg)
Das ist leider unmöglich. Die Kinder müssen sich jahrelang damit abfinden, daß sie vieles nur halb oder gar nicht verstehen, was die Erwachsenen sagen. Ohne Gewöhnung daran läuft gar nichts. Aufklärung besteht unter anderem darin, sich aus dieser Gewohnheit herauszugewöhnen; vgl. Kants Bemerkung hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35957
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2017 um 06.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#37050
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Als besonders lästig empfinde ich Abkürzungen, die nicht allgemein üblich sind (sei es auch nur innerhalb eines Faches), sondern nur für einen einzigen Text eingeführt werden. Ein germanistischer Aufsatz enthält zum Beispiel: LIW („literale Idee von Wort“), KES („Kriterium Einheit des Schriftbildes“), ORIW („orale Idee von Wort“).
Der Platzgewinn ist unbeachtlich, eine wirkliche Formalisierung liegt auch nicht vor. Ich möchte nicht ständig zurückblättern, um mich zu vergewissern, was die Kürzel bedeuten. Bin ich dem Verfasser so wenig wert?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2017 um 04.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36859
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Vermittelt durch die zueinander in Konkurrenz stehenden Charaktermasken mit ihrem, bei Strafe des Untergangs zu verfolgenden, Profitstreben, wurde die endlose spiralförmige Bewegung des Werts, als Kapital, zum alles sich unterordnenden »automatischen Subjekt«.
https://www.conne-island.de/nf/212/18.html
Solche Texte lagen vor 50 Jahren in der Universität herum und werden von heutigen Studentengruppen immer noch produziert, man kann sie nicht datieren, weil der orthodoxe Jargon sich gleich bleibt.
Hier sind in einem einzigen Satz die alten Formeln beisammen: bei Strafe des Untergangs, Charaktermasken, spiralförmige Bewegung... Man hat das Gefühl, daß diese Ausdrücke, die ja keine Fachsprache im engeren Sinne bilden, unbedingt eingefügt werden müssen, damit die Verfasser als linientreu dastehen. Es muß sehr befriedigend sein, die Leute, die man nicht leiden kann, als "Charaktermasken" abzutun. Der ganze Text ist so hochtrabend wie läppisch, eben "Theorie".
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 22.10.2017 um 12.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36731
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Man könnte auch vom bloßen Spielen mit dem Material sprechen: hier mit sprachlichem, in der modernen Musik z.B. mit klanglichem oder auch nur akustischem. Heutzutage ist es eigentlich nur noch die theologische Sprache (nicht die religiöse der Gläubigen, die einem Ausrucksbedürfnis dient), die so um sich selbst kreist. Es sind eben geschlossene Welten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2017 um 09.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36730
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Ich glaube, Uwe Pörksen war es, der vor vielen Jahren den Begriff des Selbstimponierens geprägt hat. Beobachtet worden ist es natürlich schon viel früher. Wer viel schreibt, kennt die Versuchung, etwas stehen zu lassen, weil es so toll klingt. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1346#26141
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 22.10.2017 um 09.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36729
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Die unangebrachte Ehrfurcht vor solchem gequirlten Quark (hier stand erst das Wort mit K.) verschwindet sofort, wenn man sich, wie auch vor sog. moderner Kunst, sagt: "Das könnte ich auch." – Der besagte Elektriker würde vielleicht 112 anrufen... oder eine Arbeitsstunde zusätzlich auf die Rechnung setzen.
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 22.10.2017 um 09.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36728
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Nicht gering veranschlagen sollte man den Wunsch, Eindruck zu machen. Vielleicht ist das sogar das Hauptmotiv. Der Verfasser will eigentlich keine Kenntnisse, nicht einmal Erkenntnisse vermitteln, sondern versteigt sich so hoch, daß ihm keiner mehr folgen kann – und wohl auch nicht soll. – Ich stelle mir vor, ein Elektriker kommt zu mir wegen einer Reparatur ins Haus und ich lese ihm Hegels Erguß vor... Wie reagiert der brave Mann?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2017 um 08.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36725
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Das Irritierende ist, daß es außer diesen sprichwörtlichen Beispielen auch heute unendlich viele Texte gibt, die auf jenes Kind aus dem Märchen warten: "Aber er hat ja gar nichts an!"
Darum diese Rubrik.
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 22.10.2017 um 08.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36724
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Auch über die Elektrizität schreibt Hegel wunderbare Poesie. Als was kann man heutzutage diese Texte noch lesen? Wissenschaft ist es nicht. Aber eigentlich irre ist es auch nicht, ja keine entstellte oder falsch gedeutete Wirklichkeit darin enthalten ist.
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 22.10.2017 um 08.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36723
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"FCB bangt um Müller-Verletzung" (Blickpunkt)
"FCB bangt um Einsatz von Thomas Müller ..."
(Abendzeitung)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2017 um 05.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36722
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Nachdem Hegel in der "Enzyklopädie" das Fallgesetz "aus dem Begriff der Sache" bewiesen hat, fährt er fort:
§ 268
Der Fall ist das nur abstrakte Setzen eines Zentrums, in dessen Einheit der Unterschied der partikularen Massen und Körper sich als aufgehoben setzt; Masse, Gewicht hat daher in der Größe dieser Bewegung keine Bedeutung. Aber das einfache Fürsichsein des Zentrums ist als diese negative Beziehung auf sich selbst wesentlich Repulsion seiner selbst; – formelle Repulsion in die vielen ruhenden Zentra (Sterne); – lebendige Repulsion, als Bestimmung derselben nach den Momenten des Begriffs und wesentliche Beziehung dieser hiernach unterschieden gesetzten Zentra aufeinander. Diese Beziehung ist der Widerspruch ihres selbständigen Fürsichseins und ihres in dem Begriffe Zusammengeschlossenseins; die Erscheinung dieses Widerspruches ihrer Realität und ihrer Identität ist die Bewegung, und zwar die absolut freie Bewegung.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 16.10.2017 um 16.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36623
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Zeitgleich mit Horkheimer bemühte sich in Deutschland der SD um die Förderung eines neuen Wissenschaftlertypus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2017 um 16.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36619
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Während der Fachgelehrte "als" Wissenschaftler die gesellschaftliche Realität mitsamt ihren Produkten für äußerlich ansieht und "als" Staatsbürger sein Interesse an ihr durch politische Artikel, Mitgliedschaft bei Parteien oder Wohltätigkeitsorganisationen und Beteiligung an den Wahlen wahrnimmt, ohne diese beiden und einige weitere Verhaltensweisen seiner Person anders als höchstens durch psychologische Interpretation zusammenzubringen, ist das kritische Denken heute durch den Versuch motiviert, über die Spannung real hinauszugelangen, den Gegensatz zwischen der im Individuum angelegten Zielbewußtheit, Spontaneität, Vernünftigkeit und den für eine Gesellschaft grundlegenden Beziehungen des Arbeitsprozesses aufzuheben. (Max Horkheimer)
Man ahnt, worum es geht (außer der gewohnten Selbstbeweihräucherung der Frankfurter Schule), aber man darf die Unterstellungen nicht zu genau unter die Lupe nehmen. Stimmt es denn, daß "der" Fachgelehrte "die" gesellschaftliche Realität als äußerlich ansieht? Hat Horkheimer das untersucht, und was bedeutet es eigentlich? Was sind denn genau die "für eine Gesellschaft grundlegenden Beziehungen des Arbeitsprozesses"? Usw. – Der hohe Ton läßt solche Fragen kaum aufkommen, und das ist auch der Zweck der Übung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2017 um 17.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36552
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Auch zum Vorbeiflug eines Asteroiden heute vormittag (oder "heute Vormittag", wie sogar die FAZ schreibt) gibt es natürlich viele Leserbriefe, die an sich nicht der Beachtung wert sind. Zweierlei ist aber ganz interessant:
Erstens stellen einige fest, daß das Gerede von dem "längst überfälligen" Einschlag statistisch falsch ist, weil das Eintreten eines Ereignisses nicht davon abhängt, wieviel Zeit seit dem letzten vergangen ist.
Zweitens nehmen manche Anstoß an der Angabe, der Himmelskörper sei etwa so groß wie ein Haus. Es gebe doch Einfamilienhäuser, Wolkenkratzer, Fabrikanlagen usw. – Dazu schon http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32623
Manche Brocken sollen ja auch kühlschrankgroß, so groß wie ein Bus usw. sein. Wenn man nichts Genaueres sagen kann, sind solche Vergleiche durchaus hilfreich. Bei "Haus" denkt man hier etwa an ein Einfamilienhaus. Man fordere ein Kind auf, ein Haus zu zeichnen, dann sieht man es: das ist der Prototyp.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2017 um 05.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36536
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Diskurs - semiotisch: Aspekte multiformaler Diskurskodierung (de Gruyter 2017), 109,95 €.
(Der Preis muß scharf kalkuliert sein, sonst wären es glatt prohibitive 110 € geworden.)
Übrigens sind Bücher mit "Aspekte" im Titel immer Buchbindersynthesen, also Sammlungen, die man nicht unter einen Hut bringen konnte, manchmal auch unzureichend durchdachte Monographien.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2017 um 05.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36371
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Kopfnoten: Holunderblüte, Aprikose, schwarze Orchidee und pinke Moleküle.
Basisnoten: Mahagoni, schwarzes Holz und Sahne.
(aus der Beschreibung eines der neuen „Molekül-Parfums“, die den „Körpergeruch unterstreichen“ sollen)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2017 um 05.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36317
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Der Tod ist der privilegierte Partner der Kontingenz. (Zeit 29.3.01)
Aha! Davor braucht sich wirklich niemand zu fürchten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2017 um 18.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#36089
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Laut Jürgen Habermas gehört Benjamin „zu jenen unübersichtlichen Autoren, deren Werk auf eine disparate Wirkungsgeschichte angelegt ist“ und an das man nicht „unbillige Konsistenzanforderungen“ stellen sollte. (Jürgen Habermas: Bewußtmachende oder rettende Kritik – Die Aktualität Walter Benjamins 1972. In: ders.: Kultur und Kritik. Verstreute Aufsätze. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973, S. 304.)
Das ist bei mir genauso: Ich schreibe mal dies, mal das, und mein Geschwätz von gestern kümmert mich nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2017 um 09.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35957
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Normalerweise verstehen wir um so mehr, je älter und wissender wir werden. Daß es aber ein Ziel sein könnte, immer weniger zu verstehen, ist ein neuartiger Gedanke. Wirklich? Eigentlich war schon Sokrates auf dieser Spur, jedenfalls in den aporetischen Dialogen Platons. Er brachte die Gesprächspartner zu der Einsicht, daß sie nicht wußten, wovon sie bisher so selbstverständlich geredet hatten.
Schon zitiert:
„Ich verstehe den Katechismus nicht, verstand ihn aber ehmals.“ (Kant)
So ist es richtig.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2017 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35956
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Es gibt nicht nur die "zwei Kulturen" (oder drei), sondern auch noch diese:
Nur der Philosoph ist die Rede jeder Rede.
Sprache ist nicht nur ein ursprüngliches Merkmal des Menschen – er selber ist Sprache, und zwar deshalb, weil sein Schöpfer ein im umfassenden Sinn Sprechender ist.
(Das ist aus zwei verschiedenen Texten, ich könnte gleich noch hundert ähnliche zitieren.)
Außer dem mutwilligen Kategorienfehler (der Mensch kann nicht Sprache oder Rede sein), der jedes Nachfragen sinnlos macht, möchte ich noch auf die beliebte Floskel im umfassenden Sinn hinweisen, die ähnich wie im tiefsten Sinn des Wortes usw. zu verstehen gibt, daß der Sprecher noch viel tiefer denkt, als er spricht. Der Leser ist beeindruckt, auch wenn und gerade weil er mit dieser Andeutung allein gelassen wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2017 um 09.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35873
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Bemerkung zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35498
In den strengeren Wissenschaften gibt es keine Synonymenvariation, das Stilgebot der Wiederholungsvermeidung gilt nicht. Darum wecken Texte, in denen diese Härten vorkommen, umgekehrt den Eindruck strenger Fachlichkeit:
Denn würde sich der gründende Grund selber dazu machen, gründend zu sein, so wäre er als sich selbst gründender Grund eo ipso gegründet; und das aus sich ausgehende Aus wäre zugleich ausgegangenes Aus. Somit können der gegründete Grund sowie das ausgehende Aus nur dann der für sie ruinösen Konsequenz entnommen werden, im Gründen gegründet bzw. im Ausgehen ausgegangen zu sein, wenn der gründende Grund aufgrund des schon gegründet habenden Grundes und das ausgehende Aus aufgrund des schon Ausgang seienden Aus gründend bzw. ausgehend sind.
Das klingt scharfsinnig. Die Wiederholungsvermeidung ist demonstrativ außer Kraft gesetzt, so daß der Leser den Eindruck gewinnt, die Beweisführung sei wichtiger als der Wohlklang. Dazu tragen auch die harten Konstruktionen bei: der gegründet habende Grund usw. Fachtexte sind nicht gefällig, aber nicht jeder ungefällige Text ist ein Fachtext.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.07.2017 um 09.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35757
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Das hat sicherlich auch damit zu tun, daß neuerdings alles in den Fokus gestellt wird. Das Wort Fokus wird zur Zeit dermaßen überstrapaziert, daß es eben öfters auch mal zum Verb abgewandelt wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2017 um 05.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35755
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Die "Episteme" der Phänomenologen gehört zum "pathetischen Getue", das Dornseiff verspottet hat: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1544#26320
Husserl und die Seinen gefallen sich einerseits in einem pseudo-ursprünglichen Lallen [die Wozu-Dinge usw.), andererseits verkleiden sie Alltägliches in gelehrt klingendes Griechisch.
Wenn bei dieser breit entwickelten Sondersprache noch etwas herauskäme! Aber das behaupten nur solche Leute, die ohnehin darin eingesponnen sind. (Manche sorgen sich um Lehrstühle, die bisher mit Phänomenologen besetzt waren und nun einer anderen Denomination zugeführt zu werden drohen...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2017 um 04.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35754
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Nachtrag: fokussiert scheint vor allem in Sportberichten gebraucht zu werden; das war mir gar nicht bewußt. Es ist ein neuerdings schick gewordenes Synonym für konzentriert und wird wie dieses teils mit auf + Akk. gebraucht, teils absolut.
Das Fremdwort s. konzentrieren ist kaum entbehrlich, weil man es versäumt hat, rechtzeitig ein deutsches dafür zu prägen. Das dürfte für viele Verben auf -ieren gelten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2017 um 12.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35751
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„Ich habe ihn als sehr authentisch empfunden. Außerdem war er sehr fokussiert“, sagte Lara Iglesias (26) aus Stuttgart. (Stuttgarter Nachrichten 16.7.17)
Ich kenne die Fremdwörter und weiß auch ungefähr, was sie bedeuten (oder bedeuten sollen). Aber es bleibt ein Rest von Unbestimmtheit. Im Grunde braucht sich jemand, der so etwas sagt, nie zu rechtfertigen: War Martin Schulz (um den es zufällig geht) wirklich „sehr fokussiert“? Usw.
Was denkt sich ein gewöhnlicher Nicht-Akademiker dabei?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2017 um 04.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35706
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„Husserl selbst hat dies in seinem Wiener Vortrag anerkannt, indem er sich auf das θαυμαζειν, das Staunen, berief, das nach Platon und Aristoteles die Urstiftung der Episteme motiviert hat.“ (Klaus Held)
Bei Platon und Aristoteles motiviert das Staunen nicht die Urstiftung der Episteme. Beide Philosophen haben schlicht festgestellt, daß das Philosophieren damit beginnt, daß man sich über etwas wundert: die Bewegung der Sterne, die Inkommensurabilität von Seite und Diagonale des Quadrats usw.
Die Phänomenologen verfremden alles durch ihre Sondersprache, bis man es nicht mehr wiedererkennt und nicht diskutieren kann. Wer sich in diese Sondersprache einspinnen will, kann jetzt das Wörterbuch der phänomenologischen Begriffe. Unter Mitarbeit von Klaus Ebner und Ulrike Kadi herausgegeben von Helmuth Vetter. Hamburg: Meiner 2004 (Philosophische Bibliothek; Band 555) benutzen.
Ich warne aber vor dem süßen Gift dieses philosophischen Autismus. Der weihevolle Ton verhüllt die Banalität.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2017 um 14.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35498
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Denn würde sich der gründende Grund selber dazu machen, gründend zu sein, so wäre er als sich selbst gründender Grund eo ipso gegründet; und das aus sich ausgehende Aus wäre zugleich ausgegangenes Aus. Somit können der gegründete Grund sowie das ausgehende Aus nur dann der für sie ruinösen Konsequenz entnommen werden, im Gründen gegründet bzw. im Ausgehen ausgegangen zu sein, wenn der gründende Grund aufgrund des schon gegründet habenden Grundes und das ausgehende Aus aufgrund des schon Ausgang seienden Aus gründend bzw. ausgehend sind.
(Falk Wagner: Christentum in der Moderne. Tübingen 2014:296)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2017 um 05.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35433
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Nachdem Bolz zustimmend das Geplapper einer gewissen Christine Eichel über Merkels "asexuelles Auftreten" zitiert hat, kommt er gar nicht mehr von "Mutti" los, was ihn ja schon mal als ausgemachten Trottel kennzeichnet. Er bringt es fertig, so etwas zu veröffentlichen:
Sie ist fleißig und diszipliniert, kinderlos, geschieden und, seien wir ehrlich, manchmal hässlich.
Er ist also nicht einmal ein richtiger Mann.
Eigentlich möchte Bolz ein Ehrenmann sein und so etwas nicht von einer Frau sagen müssen. Aber da steht er und kann nicht anders, gibt sich einen Ruck: „Seien wir ehrlich“ - es muß raus, um der Wahrheit willen. Die Niedrigkeit äußert sich in unscheinbaren Gesten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2017 um 19.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35413
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Im neuen Sammelband über Merkels Schreckensherrschaft beschäftigt sich der große Tabubrecher Norbert Bolz auch mit Merkels asexueller Erscheinung. Schon in sehr jungen Jahren soll sie keinen Jungen vom Hocker gerissen haben. Und dann die ewigen Blazer und dazu schwarze Hosen: "Mutti eines neuen Biedermeiers". Was es für uns alle bedeutet, habe ich noch nicht gelesen – es ist nicht auszudenken.
Andere finden ja, sie sei eine Gesandte der Hölle, was nun wieder nicht so biedermeierlich klingt. Jedenfalls eine böse Frau. Hoffentlich geht es uns bald so schlecht, wie wir es unter Merkel verdienen.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 01.06.2017 um 14.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35235
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Ob verzwickt oder nicht, jedenfalls enthält der Satz einen elementaren Kommafehler.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2017 um 04.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35233
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Gott ist die Liebe, in der er frei ist und die Freiheit, in der er liebt. (https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchliche_Dogmatik)
Eine grammatisch und logisch verzwickte Zusammenfassung von Karl Barths "Kirchlicher Dogmatik" (9000 Seiten). Es gibt eine ausgedehnte Karl-Barth-Forschung...
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2017 um 16.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35228
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Der Sokal-Hoax hat einen weiteren Nachfolger gefunden: über den Penis als Verursacher des Klimawandels. Nicht unbedingt nötig, auch nicht ganz unerwartet, denn einer der beiden Verfasser, Peter Boghossian, hatte sich schon mit dem Fall Sokal/Bricmont beschäftigt, zuerst im TLS vom 13.12.1996.
Aber gut ist, daß bald niemand mehr weiß, ob ein feministisch-dekonstruktivistisch-poststrukturalistischer Beitrag ernst gemeint ist oder nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2017 um 04.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#35132
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Wir stehen alle auf den Schultern Hegels.
Ich nicht, hoffentlich. Und:
"Die Phänomenologie des Geistes" befreit das Bewusstsein aus seiner Befangenheit in den endlichen Gestalten des Bewusstseins und führt es aus seiner Selbstvergessenheit hinauf zu dem Punkt, an dem das Selbstbewusstsein sich und seine Einheit mit der Wahrheit denkend erfasst. Hegel nennt ihn das "absolute Wissen" und meint damit die Identität von Denken und Sein.
Man kann sich an so etwas gewöhnen – und auch wieder davon entfernen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2017 um 06.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#34867
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"Als Alan Sokal vor zwanzig Jahren den postmodernen Zauber entlarvte, bediente er Ressentiments gegen die philosophische Einbildungskraft." Usw. – Ein gewisser Magnus Klaue schreibt in der FAZ im gewohnten Ton über Sokal/Bricmont. Er gehört ersichtlich zur Fraktion der getretenen Hunde, die noch mal zurückkläffen. Man sollte Sokal wieder lesen, um sich zu vergewissern, daß er keine Ressentiments bedient, sondern sich sogar auffallend zurückhält.
Schade, daß die FAZ wieder einmal eine Chance vertan hat, indem sie das Thema in die falschen Hände legte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2017 um 04.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#34635
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Ilias und Odyssee offenbaren uns noch immer, wie in diesem geschichtlichen Augenblick der griechische Genius seiner selbst inne wurde und zu seinem eigenen Wesen fand. (Rudolf Pfeiffer: Geschichte der klassischen Philologie. Reinbek 1982:41)
Was damals wirklich geschah, bleibt dunkel. Vielleicht ist gemeint, daß die Griechen seit Homer so sind, wie wir sie uns vorstellen. Um das zu sagen, hätte der große Gelehrte nicht den personifizierten griechischen Genius bemühen müssen, dem etwas Unbegreifliches widerfahren sein soll.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2017 um 18.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#34566
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Zu Sokal:
Im Times Literary Supplement von 1962 steht eine frühe Kritik an der Unklarheit der neueren französischen Schriftsteller und Philosophen (die damals noch nicht Poststrukturalisten genannt wurden): „The Myth of Clarity“. Auch Lacan wird schon zitiert mit einem Artikel aus „Les Temps Modernes“ von 1961, den man hier nachlesen kann: http://espace.freud.pagesperso-orange.fr/topos/psycha/psysem/merleau.htm
Der Verfasser kritisiert die Lust am eleganten Unsinn sehr ähnlich wie später Sokal und Bricmont.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2016 um 20.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#34112
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Thomas Thiel gibt in der FAZ einige recht treffende Beobachtungen zum weichgespülten Kulturchristentum und zu Theologen wie Bedford-Strohm, Käßmann wieder. Dann fährt er fort:
„Wenn Religion heißt, seinem Leben Verbindlichkeit zu geben, sind religiöse Riten insoweit weiter ernst zu nehmen, als sie den Anschluss an eine Sinnordnung ermöglichen, die menschliche Existenz für bedeutsam hält. Ein aggressiver Naturalismus, der sich nach außen hin mit der Sinnlosigkeit der Welt arrangiert und gleichzeitig positivistische Kathedralen baut, ist keine Alternative. Wer wirklich gottlos leben will, kann, wenn überhaupt, sich nur mit großem intellektuellen Aufwand behaupten. Solange wir die Grammatik gebrauchen, schreibt Nietzsche, werden wir Gott nicht los.“
Das ist doch dasselbe Gewäsch wie das kritisierte. „Seinem Leben Verbindlichkeit geben“ (das soll Religion heißen?), „Anschluß an Sinnordnung“, „menschliche Existenz bedeutsam“, und was sind die „positivistischen Kathedralen“? Aber am schönsten ist das vermeintliche, ohne Kontext unverständliche Nietzsche-Zitat, das an Spaemanns Gottesbeweis aus der Grammatik erinnert. Nietzsche schreibt in „Götzendämmerung“ (5, 5):
Und in Indien wie in Griechenland hat man den gleichen Fehlgriff gemacht: »wir müssen schon einmal in einer höheren Welt heimisch gewesen sein (– statt in einer sehr viel niederen: was die Wahrheit gewesen wäre!), wir müssen göttlich gewesen sein, denn wir haben die Vernunft!«... In der That, Nichts hat bisher eine naivere Überredungskraft gehabt als der Irrthum vom Sein, wie er zum Beispiel von den Eleaten formulirt wurde: er hat ja jedes Wort für sich, jeden Satz für sich, den wir sprechen! – Auch die Gegner der Eleaten unterlagen noch der Verführung ihres Seins-Begriffs: Demokrit unter Anderen, als er sein Atom erfand... Die »Vernunft« in der Sprache: oh was für eine alte betrügerische Weibsperson! Ich fürchte, wir werden Gott nicht los, weil wir noch an die Grammatik glauben...
Das ist denn doch etwas anderes.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2016 um 07.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#34075
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Die verstorbene Hamm-Brücher war die Grande Dame (so in allen Medien, da wird es wohl stimmen).
Wikipedia:
„Grande Dame (aus dem Französischen) bezeichnet eine Bühnengestalt, die eine wohlhabende, welterfahrene Frau verkörpert.
Im kulturellen Leben der Gesellschaft nennt man Grande Dame eine ältere Künstlerin, die wegen ihrer Lebensleistung, ihres Erfahrungsschatzes und ihrer inspirierenden Dynamik eine eigene Institution und ein unverwechselbarer Charakter geworden ist. Die Grande Dame hat es auf einem bestimmten, abgrenzbaren Gebiet zu erheblicher Prominenz gebracht und Generationen geprägt.“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2016 um 16.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#34031
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33793
Eine weiterer Vortrag: „Über die Wirksamkeit des Pädagogischen – geisteswissenschaftliche Annäherungen an ein Phänomen der Erzeugung von Präsenz- und Sinneffekten“.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2016 um 07.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33922
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Bier ist volkstümlich und wird rustikal beworben, Wein dagegen mit Hochglanz und edlen Worten. Dabei geht es hier wie dort darum, sich ein Räuschchen anzutrinken, und wenn der schmackhafteste Wein keinen Alkohol enthielte, würden die Feinschmecker ihn überhaupt nicht beachten. Sogar Whisky wird besprochen wie Literatur und Kunst. Fruchtsaft interessiert allenfalls Öko-Test.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2016 um 16.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33901
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Von unserem oft zitierten Institut bekam ich heute eine Mail unter dem Betreff "Bitte nehmen Sie mich aus dem Verteiler". Sehr lustig, was dort alles passiert. (Ich habe aber mit der Bitte geantwortet, mich nun wirklich aus dem Verteiler zu nehmen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2016 um 21.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33828
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Jede Religion verdankt ihr Entstehen einer Konstellation von Faktoren, die sie erst ermöglicht haben und die sie prägen. (FAZ 11.11.16)
Das ist nicht nur mit der Religion so. Alles geschieht nur, wenn es möglich ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2016 um 17.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33793
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Sehr geehrte Damen und Herren,
im Rahmen der Ringvorlesung „Pädagogisch Sehen und Denken“ des Instituts für Pädagogik hält am Montag, 14.11.2016 in der Zeit von 10:15 bis 11:45 Uhr Herr Prof. Dr. Benjamin Jörissen einen Vortrag zum Thema „Bildung als rationaler Prozess“ im Raum 00.011, Bismarckstraße 1a in Erlangen.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
10 Minuten später:
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei der Einladung zur Ringvorlesung am kommenden Montag ist mir beim Titel des Vortrages von Herrn Prof. Jörissen leider ein Fehler unterlaufen. Nachfolgend kommt die Mail mit dem richtigen Titel.
Im Rahmen der Ringvorlesung „Pädagogisch Sehen und Denken“ des Instituts für Pädagogik hält am Montag, 14.11.2016 in der Zeit von 10:15 bis 11:45 Uhr Herr Prof. Dr. Benjamin Jörissen einen Vortrag zum Thema „Bildung als relationaler Prozess“ im Raum 00.011, Bismarckstraße 1a in Erlangen.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Selten so jelacht. (Vielleicht muß es aber proportional oder refraktional heißen? Und Pädagogisch Sehen, an das ich mich schon gewöhnt habe, ist wohl zu verstehen wie Russisch Brot.)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 01.11.2016 um 08.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33733
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Und vor allem: Was hat der Faschismus mit Auschwitz zu tun?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2016 um 07.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33732
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Der Faschismus, schrieb Walter Benjamin, breche mit den bürgerlichen wie den sozialistischen Idealen und verhelfe den Menschen zu ihrem Ausdruck statt zu ihrem Recht. Er schrieb das, bevor man von Auschwitz und Vernichtungskrieg wusste; man muss ihm also verzeihen, dass er seinen Analysegegenstand damit verharmloste. (Dietmar Dath in der FAZ vom 1.11.16 in einem langen Beitrag über den amerikanischen Wahlkampf)
Selbst wenn wir Benjamin verzeihen – was lernen wir denn daraus?
Dasselbe Zitat hat Dath übrigens schon am 22.11.2004 gebracht, außerdem in einem Buch von 2012 (Der Implex). Ein Zettelkasten mit Benjaminschen Orakelsprüchen ist wirklich sehr nützlich, denn irgendwie paßt es ja immer.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2016 um 16.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33676
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Dieser unbezähmbare Drang der lieben Kollegen zum Aufschwemmen:
Adjektive leisten semantisch Unterschiedliches. (Dudengramatik 2005:346)
Adjektive decken eine breite Palette von Bedeutungen ab. (Dasselbe 2016:342)
= Adjektive haben verschiedene Bedeutungen (oder: bedeuten Verschiedenes).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2016 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33646
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Ein emeritierter Philosophieprofessor, der auch katholischer Theologe ist, versucht Interesse für die Philosophie des Mittelalters zu wecken:
Wählt man als Leitfaden die Frage nach dem der Antike folgenden Schicksal der „Philosophie“, erscheint das Mittelalter nicht länger als eine Art Gefangenschaft der Philosophie im Dienst der Theologie, aus der sie erst die Aufklärung befreit, sondern als die Epoche, die die Philosophie durch die Begegnung mit dem Anderen ihrer selbst einen neuen, zweiten Anfang nehmen lässt. (Ludger Honnefelder, FAZ 26.10.16)
Der ganze Beitrag besteht aus einem solchen Tanz der Abstrakta; es gibt keinen greifbaren Inhalt, man erfährt nicht, was diese Philosophie eigentlich will. Ob das ein FAZ-Leser bis zu Ende liest?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2016 um 05.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33554
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Freilich changiert Lyndal Ropers Biographie eigentümlich zwischen innovativen mikrohistorischen Perspektiven und prolongierten oder gar reaktivierten makrohistorischen Narrativen (...) (FAZ 15.10.16)
Könnte man die versehentlich hineingerutschten deutschen Wörter nicht auch noch beseitigen?
Der Inhalt, soweit greifbar, scheint recht einfach zu sein. Ich übersetze: „Einerseits stellt Lyndal Roper Luthers Leben wie gewohnt in geschichtliche Zusammenhänge, andererseits vertieft er sich – und das ist neu – in Einzelheiten.“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2016 um 04.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33510
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Insbesondere Doktoranden bearbeiten naturgemäß sehr eng begrenzte Gegenstände – sie müssen ja nicht gleich die Welträtsel lösen. Um ihren Elaboraten weiterreichende Bedeutung zu verleihen, schreiben sie in Titel oder Untertitel gern am Beispiel von. Schon unsere kleine Universitätsbibliothek beherbergt 3600 Arbeiten dieser Art: Textstrukturen und narrative Welten. Narratologische Untersuchungen zur Multiperspektivität am Beispiel von Bodo Kirchhoffs Infanta und Helmut Kraussers Melodien. Erst wenn sie in Amt und Würden sind, dürfen Wissenschaftler (zusammen mit 21 Koautoren) ungescheut eine Untersuchung über das elfte Segment des Gemeinen Regenwurms veröffentlichen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2016 um 17.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33380
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http://www.textlog.de/tucholsky-hitler-goethe.html
Mit Tucholsky (dem ich auch mal einen Aufsatz gewidmet habe) könnte man den Deutschunterricht von der ersten bis zur letzten Klasse des Gymnasiums bestreiten, da hätten die Schüler was davon.
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 25.09.2016 um 16.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33379
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Der Gegenstand als solcher...
Da fällt mir Kurt Tucholsky ein. Ich habe die genaue Stelle gerade nicht parat, daher zitiere ich sinngemäß:
Er habe geträumt, er müsse seinen Abituraufsatz noch einmal schreiben. Das Thema lautete: Goethe als solcher.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2016 um 12.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33371
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Jeder weiß, was ein Gegenstand ist – oder etwa nicht?
Der Gegenstand als solcher ist ein sprachlich verwendeter Begriff einer kognitiven Manifestation, die durch Sinnesreize und durch Denkprozesse ausgelöst wird. (Wikipedia)
Worin unterscheidet sich ein Gegenstand als solcher von einem Gegenstand? Und was bedeutet als solcher? Da nichts weiter gesagt war, kann es nur der Gegenstand als Gegenstand sein, und darum geht es ja gerade – was sonst? Was ist ein "sprachlich verwendeter Begriff"? Den restlichen Galimathias verstehe ich gar nicht mehr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2016 um 03.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#33134
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Als Kinder verstehen wir das meiste nicht, was wir hören, auch nicht das, was zu uns gesagt wird. Aber da müssen wir durch, und wir geben dem Unverstandenen nicht nur einen Vertrauensvorschuß (der sich auf längere Sicht ja auch als begründet erweist), sondern halten es nicht zu Unrecht für das Bedeutendere. So werden wir daran gewöhnt, wohlklingende, aber unverstandene Worte hinzunehmen. Es bedarf besonderer Anstrengung, sich davon wieder zu lösen.
Unsinn ist der Erbauung am wenigsten hinderlich; wo sie
Nicht ergründet den Sinn, legt sie den tiefsten hinein. (Friedrich Rückert)
Kein so toller Vers, aber Rückert konnte eben gar nicht mehr in Prosa reden, und recht hat er allemal.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2016 um 09.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32818
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Zum vorigen Eintrag:
Es geht nicht um einzelne mißglückte Stellen. Wer eine Banalität so hochgestochen formuliert, daß sie wie eine bedeutende Erkenntnis erscheint, muß als Hochstapler und Betrüger bezeichnet werden, es sei denn, man erkennt darin eine Suchtkrankheit. Jedenfalls ruft er den Verdacht hervor, daß seine anderen Äußerungen auch nicht besser sind. Wikipedia schreibt ihm einen „sprachstilistisch versierten Duktus“ zu, was immer das sein mag.
Die Entblätterung hat immer etwas Peinliches, auch für den Betrachter. Es ist ein gemischtes Vergnügen, den Kaiser nackt zu sehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2016 um 07.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32817
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Hermann Lübbe ist ja für seine Wortbildung und seine unverständlichen Satzriesenschlangen bekannt. Soweit erkennbar, hat er dieselben Meinungen wie andere Leute, drückt sie aber besonders "anspruchsvoll" aus. Religion definiert er als Kontingenzbewältigungspraxis handlungssinntranszendenter Kontingenzen. Seine Texte fangen oft ganz einfach an und verirren sich vom zweiten Satz an:
Menschen gelten als sprach- und handlungsfähige Wesen, gewiss. Aber diese Kennzeichnung hat den Charakter einer gleichheitsverfügenden transzendentalen Zuschreibung, zu der sich die soziale Realität mit ihren höchst differenzierten faktischen Kompetenzvoraussetzungen anerkannter Gesprächsfähigkeit komplementär verhält.
(Ich übersetze: "Menschen gelten als sprach- und handlungsfähige Wesen, gewiß. Aber nicht alle können gleich gut reden.")
Zum Individualstil gehört eine geradezu zwanghaft befolgte Wortbildungsmarotte; in einem einzigen Aufsatz in der FAZ vom 20.12.86 schreibt er:
erhaltungsinteressiert, umverteilungsbewußt, anschauungsgesättigt, einkommensförderlich, begründungsunbedürftig, herkunftsgeheiligt, selbstverwirklichungsdienlich, notlagenbedingt, wohlfahrtsabhängig, selbstbeobachtungsgeübt, lebensführungsbewirkt, steuerrechtsgeschichtlich, begründungspflichtig, rechtfertigungsfähig, notwendigkeitsentlastet, berufsarbeitsfrei, volksgesundheitssteigernd
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 19.05.2016 um 16.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32626
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Klingt, was die Ehrung betrifft, sogar fast nach Gegenbeispiel – sofern die Belege nicht von Nazianhängern stammen. Für den zeitlichen Abstand sind Belege aus den 1950er Jahren natürlich anders zu werten als neuere.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.05.2016 um 14.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32625
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Google findet immerhin 677mal "the late Joseph Goebbels" und 3640mal "the late Winston Churchill".
Allerdings wurde Churchill 90, Goebbels nur 47, insofern ist Goebbels kein besonders gutes Beispiel für diese These.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2016 um 11.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32623
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In einer dieser Diskussionen wurde geäußert, daß etwa 10 bis 15 Jahre der kritische Zeitraum sein dürften.
Im Deutschen sind kürzlich, neulich usw. vergleichbar. Hatte ich schon mal Fritz biegt Büroklammern erwähnt? (Ein Fall aus der Literatur.) Wer das hört, kann seltsamerweise ungefähr sagen, wie viele Büroklammern Fritz biegt, allerdings abhängig vom Kontext. Wenn man hört, daß Fritz ein nervöses Leiden hat, das sich im zwanghaften Biegen von Büroklammern äußert, dann biegt er wahrscheinlich hunderte. Sitzt er aber gerade an seinem Schreibtisch und überlegt, was er tun soll, biegt er vielleicht ein halbes Dutzend.
Wenn Astronomen kürzlich sagen, meinen sie manchmal ein paar Milliarden Jahre.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 19.05.2016 um 10.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32622
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Ja, wobei er dafür aber auch einfach zu lange tot ist. Man würde ja auch nicht schreiben the late Winston Churchill.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 18.05.2016 um 17.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32620
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"In der englischen Literatur wird hervorgehoben, daß late etwas Ehrendes hat."
In der Tat, es ist wahrscheinlich schwer vorstellbar, daß jemand sagt oder schreibt the late Joseph Goebbels.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2016 um 09.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32615
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Das stimmt und läßt sich vielfach belegen, z. B. hier:
It was while reading closely through the texts of the “late” Foucault (from the late seventies and early eighties) that it became clear to me that he himself fully took part in this operation. (https://www.jacobinmag.com/2014/12/foucault-interview/)
Die Anführungszeichen vielleicht deshalb, weil er nicht sehr alt geworden ist, wie man ja auch bei Mozarts oder Schuberts „Spätwerk“ gewisse Bedenken hat. Metonymischer Gebrauch von Eigennamen – statt deren Werk – wohl überhaupt eher ohne Vornamen; auch Er ist ein zweiter Mozart.
In unserem Orginaltext könnte der Vorname weggelassen sein, weil er gleich darauf genannt wird. Der Kontext spielt überhaupt eine Rolle, auch der Grad der Vertrautheit, den man beim Publikum voraussetzt.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 18.05.2016 um 08.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32613
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Irritierend wird die zitierte Aussage durch die Weglassung des Vornamens. Man würde gewöhnlich den Verstorbenen selbst als the late Michel Foucault bezeichnen, die Spätphase seines Werks hingegen als the late Foucault.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2016 um 05.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32611
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In der englischen Literatur wird hervorgehoben, daß late etwas Ehrendes hat; dasselbe gilt für verstorben, hier auch durch die Wortbildung angezeigt ("Verlust"), im Englischen eher durch den Euphemismus.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.05.2016 um 20.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32610
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Ich würde im Deutschen gar nichts weiter sagen. Daß Foucault schon eine Weile tot ist, weiß man – oder auch nicht; normalerweise spielt es keine Rolle. Nur wenn es eine besondere Wichtigkeit hat und nicht als bekannt vorausgesetzt werden kann, würde ich sagen der inzwischen verstorbene F.
(Das zwanghafte Epitheton der DDR ist natürlich ideologisch motiviert.)
Aber wie sage ich es auf Englisch, wenn ich vom späten Kant oder Picasso rede im Gegensatz zum frühen, mich also auf sein Spätwerk beziehe?
("the later works of..." ist wieder was anderes)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2016 um 16.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32605
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Meiner Ansicht nach ist das englische late sogar eindeutiger als das deutsche verstorben. Man hat sich ja schon oft über die mögliche nekrophile Deutung von Er liebte die Verstorbene/Tote lustig gemacht.
Eine andere interessante Frage (die wir schon irgendwo besprochen haben) ist: Wie lange nach dem Tod einer Person kann man noch verstorben sagen? Ganz ähnlich diskutiert die englische Sprachpflege über late: the late Alan Rickman, *the late William Shakespeare.
Dazu auch unsere Diskussion über die ehemalige DDR.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.05.2016 um 15.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32603
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"a conversation he had with the late Foucault" – gemeint ist wahrscheinlich nicht der "späte" Foucault, also in seinen späteren Jahren, sondern der "verstorbene". Aber mit einem Toten kann man nicht reden. Das Englische hat hier keine sehr glückliche Ausdrucksweise.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2016 um 18.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32584
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John Searle once told me about a conversation he had with the late Foucault: 'Michel, you're so clear in conversation; why is your written work so obscure?" To which Foucault replied "That's because, in order to be taken seriously by French Philosophers, twenty-five percent of what you write has to be impenetrable nonsense. (Daniel Dennett: Breaking the spell. London 2007:403)
Eine Fassung der Anekdote ist hier zu hören:
Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=yvwhEIhv3N0
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2016 um 07.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32580
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Über eine deutsche Variante des Sokal-Hoaxes berichtet die FAS: Jemand hat sich den Scherz erlaubt, die Human Animal Studies ad absurdum zu führen (Nazi-Schäferhunde usw.). Der Unsinn wurde auf Tagungen vorgetragen und abgedruckt. Uwe Backes hat es anstandslos geschluckt und windet sich nun wie ein, na ja, geprügelter Hund eben.
Man könnte aber auch einen großen Teil der Genderforschung hier einordnen. Er hat sicher dazu beigetragen, daß heute alles für möglich gehalten wird.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2016 um 05.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32335
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Einige der Sonaten von Domenico Scarlatti spielt er wie Schallbilder einer bipolaren Erkrankung. Manisch-depressiv zerrissen wirkt das A-Dur-Stück K 24 bei ihm. (FAZ 18.4.16)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2016 um 05.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#32247
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Schon fast hundert Jahre alt, aber unveraltet:
„Es ist unheimlich, erfahren zu müssen, wie weitgehend sich menschliche Angelegenheiten großer Bedeutung mit abstrakten Phrasen erledigen lassen, wie weitgehend man mit an sich inhaltslosen Phrasen 'Eindruck schinden' kann.“ (...) „Kalte psychologische Überlegung zeigt, daß das sogenannte geistreiche Denken zu einem sehr erheblichen Teile nur scheinbares Denken ist, daß hier die begrifflichen Unbestimmtheiten, Phrasen, gefühlsmäßige Stellungnahmen usw. eine ganz überwiegende Rolle spielen. Ja, ich wage ruhig zu behaupten, daß ein sehr großer Teil des sogenannten geistreichen Denkens weiter nichts ist als regulärer Quatsch!“
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.03.2016 um 19.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31988
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Kleiner Nachtrag zu #28826ff. (in der Hoffnung, nicht gehässig zu wirken):
Habe jetzt mal die Gelegenheit genutzt, mir die Gîtâ ins Bücherregal zu gesellen. Philologisch leistet die Gesellschaft für Krsna-Bewußtsein ja exzellente Arbeit, auch wenn ich mit ihrem schwülstigen Geschwurbel sonst nichts anfangen kann. Jedenfalls steht bei Bh 18,61 im Original immerhin ein Avagraha, der in der Umschrift leider entfallen ist, mir aber vielleicht auf die Sprünge geholfen hätte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2016 um 12.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31770
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28766
Es gibt zahllose Belege für mein Ich, und auch so etwas wie mein eignes Ich bei Hofmannsthal. Das sind Redeweisen, wie sie sich in einer Kultursprache allmählich herausbilden und im Alltag unter Gebildeten auch einigermaßen bewähren, die man aber nicht zu scharf ansehen darf. Ein widerspruchsfreies "Menschenbild" könnte später auch der scharfsinnigste Philologe nicht herauslesen, wenn er sich über die Reste unserer Zivilisation beugt. Und nun denke man an die Philologen, die z. B. aus dem Anfang der Ilias das Menschenbild der alten Griechen herauslesen wollen: Viele tapfere Seelen schickte er zum Hades, "sie selbst" aber machte er den Hunden und Vögeln zur Beute! Die Hörer werden sich nicht viel dabei gedacht haben, weil der Sinn ja klar ist. Selbst oder nicht selbst: In der Unterwelt trifft Odysseus seine alten Kameraden, wie wesenlos auch immer, und mit ihnen unterhält er sich, nicht mit herumliegenden Leichen.
Es ist so vergeblich wie bei den zum Teil anatomisch abstrusen Vasenbildern der Frühzeit. Und sollten die Höhlenmaler vor 40.000 Jahren zwar Büffel, aber nicht Menschen realistisch haben malen können?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2016 um 17.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31714
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In den siebziger Jahren kam es zu einer großen Welle der "Verwissenschaftlichung", und das Delirium fing an:
Die Forderungen der neueren (kommunikativen) Sprachdidaktik zielen ja darauf ab, sprachliche Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, die dem Lernenden eine situationsadäquate Verwendung von Sprache ermöglichen, um so die eigenen Sprechabsichten im Kontext der jeweiligen Interaktionssituation wirkungsvoll zum Ausdruck bringen zu können bzw. auf die Sprechabsichten seiner Partner in geeigneter Weise eingehen zu können. (Karl-Heinz Jäger in: Texte gesprochener deutscher Standardsprache IV. München 1979:7)
(Dazu als Anmerkung ein Zitat eines anderen Autors:)
Ziel des modernen Fremdsprachenunterrichts ist es im allgemeinen, den Lernenden zu erfolgreichem kommunikativem Handeln in der Zielsprache zu befähigen; d. h. einmal, ihm die Mittel an die Hand zu geben, Intentionen und Inhalte mit dem Zeicheninventar der Zielsprache mündlich wie schriftlich korrekt und gebräuchlich auszudrücken, d. h. zum anderen, den Lerner in die Lage zu versetzen, Äußerungen in der Zielsprache inhaltlich richtig zu erschließen, wobei in beiden Fällen die jeweils gegebenen relevanten Faktoren der Kommunikationssituation zu berücksichtigen sind.
Preisfrage: Was ist an diesen Zielen des Sprachunterrichts eigentlich "modern"?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2016 um 10.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31636
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Noch etwas aus meinem Schatzkästchen:
Zu einer eigentlichen Periodisierung einer deutschen Sprachgeschichte und damit zum Bewußtsein einer stufengeschichtlichen Entwicklung der deutschen Sprache konnte es freilich erst nach den entscheidenden größeren Texteditionen, wie beispielsweise der althochdeutschen Evangelienharmonie Otfrids von Weißenburg (um 870) durch den lutherischen Theologen Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) in Basel 1571 oder der gotischen Bibelübersetzung des Missionsbischofs Wulfila (Mitte 4. Jh.) durch Franciscus Junius (1589-1677) in Dordrecht (Holland) 1665, ferner nach den entscheidenden größeren Sammelwerken mit alt- und mittelhochdeutschen Denkmälern etwa durch Melchior Goldast (1578-1635) in dessen Rerum Suevicarum scriptores aliquot veteres, Frankfurt 1605, und Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti, Frankfurt 1606, 31730, sowie durch Johannes Schilter (1632-1705) in verschiedenen Schriften (besonders Thesaurus antiquitatum Teutonicarum, postum Ulm 1726-1728) kommen. (Stefan Sonderegger: Grundriß deutscher Sprachgeschichte. Berlin 1978:2)
Schon das Ansinnen, siebzehn Jahreszahlen in ein und demselben Satz gedanklich zu verarbeiten, ist eine Zumutung; eine Tabelle wäre übersichtlicher. Man beachte außer dem ungeschickten Satzbau das zweimalige entscheidend; es ist überflüssig, denn die „entscheidende“ Bedeutung der Editionen besteht ja gerade darin, daß sie die Periodisierung der Sprachgeschichte ermöglichen, und das ist die Aussage des ganzen Satzes.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2016 um 09.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31634
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Je weicher das Fach, desto härter der Satzbau.
Insbesondere aber im Zusammenhang mit den in Verbindung mit Gedanken von Kaznelson (1974) von mir herausgestellten Verbindungen verschiedener semantischer Kategorien mit bestimmten Wortarten und möglichen Bereichswechseln solcher Kategorien als sekundärer Besetzung in anderen grammatischen Klassen läßt sich eine Ableitungsstruktur rekonstruieren. (Ludwig M. Eichinger: Transposition. Tübingen 1979:177)
Auf dem Papier kann man so etwas zusammenbauen.
Bei manchen ist es eine Jugendsünde, später formulieren sie menschlicher (wenn der Zwang zum Imponieren weggefallen ist), andere halten es umgekehrt, z. B. jener Germanist, der aus seiner "Deutschen Wortkunde" in der zweiten Auflage eine "Germanistische Lexikologie" und das ganze Büchlein unverständlich gemacht hat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2016 um 07.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31607
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„Dem ‚Laien‘ erscheint es sehr sonderbar, daß man sich um so etwas wie das Dasein der Dinge unserer Umgebung den Kopf zerbrechen kann.“ (Rudolf Eisler: „Über Ursprung und Wesen des Glaubens an die Existenz der Außenwelt“. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 22, Leipzig 1898:408)
Der „Laie“, was immer ihn vom Laien unterscheidet, hat vollkommen recht. Das Dasein der Dinge unserer Umgebung kann nicht in Frage gestellt werden, weil Dasein soviel heißt wie Ding der Umgebung zu sein. Die Dinge bilden mit uns ein Bestandssystem, und das nennen wir Dasein. Es gibt keinen Grund, sich über den Laien zu erheben. Der Phänomenologe klammert das Dasein der Umgebung und sogar sein eigenes ein, was ihn aber nicht hindert, munter weiterzureden - mit wem eigentlich und in welcher Sprache?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2016 um 16.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31382
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Man könnnte auch sagen: Bei den Alten fehlt es noch an philosophischen Abstraktionen, sie ringen erkennbar um den Ausdruck; Cicero quält sich geradezu, seinen Römern die weiter fortgeschrittenen griechischen Gedanken auf latein nahezubringen.
In der Neuzeit leiden wir umgekehrt an einer Überfülle blasser Abstraktion, und die Existenzphilosophen ebenso wie ihre theologischen Brüder geben sich Mühe, uns wieder so recht eigentlich an der Wurzel zu packen, daher die Stammelsprache: das "Woraufhin" usw.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2016 um 13.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31379
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O ja, Platon mit seinem "tode ti" (Timaios) und Aristoteles und dann in gewisser Weise die Scholastiker, die sich aber meist bemüht haben, ordentliche Substantive daraus zu machen ("haecceitas" usw.). Das war aber nicht der dadaistische Tonfall unserer "Eigentlichkeits"-Philosophen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 19.01.2016 um 11.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31378
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Damit hat Vaihinger mit seiner Philosophie des Als Ob [sic] begonnen, oder gibt es noch frühere Beispiele?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2016 um 10.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31377
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Phänomenologen erreichen die "Entselbstverständlichung" (O-Ton) auf zwei entgegengesetzten Wegen: die oft bemerkte Liebe zu Fremdwörtern (Epoché, Episteme, Noema usw.), andererseits die geradezu dadaistische Verwendung von substantivierten Pronomina und anderen Formwörtern:
Das Was unseres Weltverhaltens, verbunden mit dem Wozu unseres Handelns, fällt nicht zusammen mit dem Wie und dem Als-was unserer Auffassungen. usw.
So dann auch Heidegger ausgiebig, ebenso viele Theologen, wie bereits gezeigt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2016 um 08.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#31367
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Ein namhafter Phänomenologe schreibt:
Das erste Ansich ist die Vorgegebenheit der Welt für die Urgewohnheit. Diese Urvorgegebenheit erneuert sich selbst beständig dadurch, daß dem Universalhorizont durch Habitualisierung einzelne Horizonte zuwachsen, nach deren Vorzeichnungen wir uns in unserem Verhalten richten, indem wir bestimmte Vermöglichkeiten ergreifen, welche die Horizonte bereithalten. Mit den Vorzeichnungen liefern uns die Horizonte die Regeln dafür, wie wir von aktuell ergriffenen Vermöglichkeiten unseres Verhaltens zur Aktualisierung weiterer Vermöglichkeiten übergehen können. In diesem Sinne kann man die Horizonte als Regelstrukturen bezeichnen. Durch die Befolgung der Vorzeichnungen bringen wir in der Mannigfaltigkeit unseres Verhaltens vielfältige Vorkommnisse entsprechend unterschiedlicher Art für uns zum Erscheinen.
Aus dieser sprachlichen Sonderwelt findet niemand mehr heraus. Man müßte ja zuerst die "Phänomene", die man zu beschreiben glaubt, als Illusion durchschauen, aus der Sprache herausgesponnen. Dazu ist aber die selbstgeschaffene Begriffswelt zu verzweigt und verdichtet, eines stützt das andere.
Andererseits ist klar, daß man nur intra muros damit zufrieden sein kann, sehr zufrieden sogar, aber der übrigen Menschheit hilft es nicht weiter, löst keines ihrer Probleme, gibt keine Antworten auf Fragen, die ein Mensch vernünftigerweise stellen kann.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2015 um 04.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#30273
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Gleichzeitig werden systematische Perspektiven eröffnet und Analysen gegenwärtiger Phänomene beigesteuert. (Aus der Ankündigung einer Ringvorlesung, Universität Erlangen)
Wird schon stimmen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 15.10.2015 um 23.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#30255
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Das können die Philosophen gar nicht wissen, da sie sich mit den Naturwissenschaften nicht befassen (die meisten jedenfalls). Kann man auch verstehen, denn Physiker z. B. finden es ja eher blöd, wenn Außenstehende ankommen, die ihnen erklären wollen, was ihre neuesten Theorien eigentlich bedeuten. Also läßt man sich gegenseitig lieber in Ruhe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2015 um 17.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#30252
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Stimmt, deshalb bin ich auch aus der Gesellschaft für Analytische Philosophie ausgetreten und verstehe schon nicht mehr, warum ich je eingetreten war, so was Langweiliges!
Was ich sagen wollte: Zwischen den Wissenschaften gibt es keinen Platz mehr für Erklärungen der "allgemeinen Struktur der Wirklichkeit". Höchstens noch für Begriffskritik, wie Peter Hacker sagen würde, aber selbst das kann man einzelwissenschaftlich bearbeiten.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 15.10.2015 um 15.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#30251
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Mit der Wucht der analytischen Philosophie ist es nach einem Jahrhundert allerdings auch nicht mehr so weit her.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2015 um 13.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#30250
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Vor einigen Wochen brachte die FAZ einen längeren Beitrag der emeritierten Philosophieprofessors Manfred Frank:
Kontinentale Philosophie – Hegel wohnt hier nicht mehr
Wer kontinentale Philosophie studieren will, sollte nach China oder Brasilien gehen. In Deutschland liegt das Erbe des deutschen Idealismus am Boden. Seine gedankliche Wucht versandet im Kleinteiligen. (FAZ 24.09.15)
Titel und Vorspann deuten an, worum es geht. Beklagt wird das Verschwinden der klassischen deutschen Philosophie zugunsten der analytischen angelsächsischen usw. von deutschen Lehrstühlen.
Ein jüngerer Kollege, Tobias Rosefeldt, antwortete darauf; er führte vor, daß es immer noch reichlich Philosophie des deutschen Idealismus gebe usw. Als Aufgabe der systematischen Philosophie formulierte er: was die grundlegende Struktur der Wirklichkeit ausmacht, wie sich das menschliche Bewusstsein zur Natur verhält und ob es unbedingte und allgemeingültige Normen gibt usw.
Kann man mit solchen traditionellen Floskeln noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken? Wie könnte denn eine mögliche Antwort auf die Frage nach der "grundlegenden Struktur der Wirklichkeit" aussehen? Wenn jemand noch so schön bewiese, daß es unbedingte und allgemeingültige Normen gibt – wer sonst würde sich auch nur die Bohne dafür interessieren?
Und andererseits: Was ist denn „Wucht“ in diesem Zusammenhang? Und „Erbe“ – was ist das bei Theorien? Was hat uns denn die Philosophie des deutschen Idealismus, außer ihrer historischen Interessantheit, heute noch zu sagen, welches Problem löst sie? „Wucht“ ist keine brauchbare Kategorie.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2015 um 07.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29901
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„Hypoformen des Gegenwartsdeutschen manifestieren sich heterogen-attraktiv, komplementär-kooperativ, informell, wenngleich nicht konfliktfrei, bezogen auf unterschiedliche Level oder Repräsentationsniveaus sprachstil- und varietätenkonvergent in technisch mediatisierten Foren und Gesprächsöffentlichkeiten bzw. ›Tagungsräumen‹.“
(usw.)
(http://www.iablis.de/iablis_t/2013/nickl13.html)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2015 um 06.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29800
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Hawkings Theorie besagt laut "Telegraph" außerdem, dass Strahlungen, die ein schwarzes Loch verlassen, Informationen des Ereignishorizontes aufnehmen und nach draußen transportieren. „Die Information über eintretende Partikel kommt wieder hinaus, jedoch in chaotischem und unnützem Zustand“, sagte Hawking in Stockholm. (focus.de)
Was richten solche unverständlichen Texte in den Köpfen der Leser an?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2015 um 05.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29713
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Ein Sammel(surium)band von Suhrkamp hat den schönen Titel:
Stimme: Annäherung an ein Phänomen
Phänomen ist ein gelehrtes Wort für "etwas" oder "Dingsbums". Kann wegfallen (und sollte es deshalb auch). Es sind halt verschiedene Aufsätze zum Thema "Stimme", der einfallslose Untertitel suggeriert einen Zusammenhang.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.08.2015 um 16.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29659
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Angeblich behaupten manche Chinesen, das deutsche Wort "Tschüß" käme aus dem Chinesischen und bedeute "Geht zum Teufel!", was man den europäischen Seeleuten bei der Abfahrt nachgerufen habe. Bei Wikipedia steht etwas ganz anderes. Man darf "falsche Freunde" nicht mit Abstammung verwechseln.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2015 um 14.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29657
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Über die "chinesischen Sprichwörter" hatte ich mich anderswo lustig gemacht. Man kann sich leicht irgendeinen Sinnspruch ausdenken und als "chinesisches Sprichwort" ausgeben, denn in den ungeheuren Weiten der chinesischen Überlieferung findet sich bestimmt für alles ein Beleg.
Was uns etwas näher angeht: Der hier (#26681) zitierte Konfuzius übt mit seiner These von der "rectification of names" (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Rectification_of_names) eine unüberwindliche Anziehung auf Rechte wie Linke, Fromme wie "Humanisten" aus. Man muß ihn einfach liebhaben – oder?
Ich hatte leichtfertig eine Übersetzung aus dem Lun yü (XIII, 3f.) zitiert, die mir gerade zur Hand war (der Abschnitt ist ja wirklich allgegenwärtig), aber sie ist nicht richtig. Richard Wilhelm hat auch nicht "Justiz" übersetzt, sondern "Strafen", und so heißt es auch: fá. (Das Original liegt in der Studienausgabe von Creel vor mir.)
Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorge der Edle, daß er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, daß in seinen Worten irgend etwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.
Jürgen Schiewe meint, die Sätze behielten auch heute ihre Gültigkeit, wenn man "Strafen" durch "gesellschaftliche Ordnung" ersetzt. Warum nicht? Nur daß es eben nicht so heißt und auch nicht so gemeint ist.
James Legge ließ sich auch nichts vormachen:
If names be not correct, language is not in accordance with the truth of things. If language be not in accordance with the truth of things, affairs cannot be carried on to success. When affairs cannot be carried on to success, proprieties and music do not flourish. When proprieties and music do not flourish, punishments will not be properly awarded. When punishments are not properly awarded, the people do not know how to move hand or foot. Therefore a superior man considers it necessary that the names he uses may be spoken appropriately, and also that what he speaks may be carried out appropriately. What the superior man requires is just that in his words there may be nothing incorrect.
Wollen wir wirklich die Staatslehre des Konfuzius übernehmen? Das sollte man sich gut überlegen, auch wenn Meister Kong nicht so pessimistisch war wie die Legalisten. Einfach mal die Chinesen beiseite lassen und sehen, ob Sprachkritik nicht auch ohne sie möglich ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2015 um 12.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29619
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Habe gerade ein paar Seiten aus einem neuen Buch gelesen: Jochen A. Bär: Hermeneutische Linguistik. Berlin (de Gruyter) 2015. Die Habilitationsschrift hat aber 844 Seiten. So ist es eine Erleichterung, daß der Verfasser eine Kurzfassung ins Netz gestellt hat: www.baer-linguistik.de/hlr
Ich empfehle besonders die letzten Seiten (2.2. Semantische Relationen).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2015 um 06.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29567
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Henrichs Anliegen ist zunächst einmal: dass Philosophie überhaupt sei. (Lorenz Jäger in FAZ 29.7.15)
Kann man sich eine Diskussion vorstellen zum Thema "Ist Philosophie?" Natürlich nicht. Auf deutsch fragt man, ob es Philosophie geben muß oder ob man philosophieren soll. Aber das ist wegen seiner Banalität nicht besonders aufregend, und mehr als die schon in der antiken protreptischen Literatur verbreiteten Kalauer wird nicht dabei herauskommen.
Ich finde diese preziöse Sprache abstoßend und kann solche Texte einfach nicht lesen. Ob diese Ecke des Feuilletons mal trockengelegt wird? Vielleicht ein Generationenproblem.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2015 um 18.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29564
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„Begriffe sind kognitive Konzepte von Phänomenen oder Sachverhalten, die sich durch einige wenige generalisierbare Merkmale auszeichnen.“ (Hartmut E. Lenk/Ulrike Richter-Vapaatalo (Hg.): Sie leben nicht vom Verb allein. Berlin 2015:32)
Jetzt wissen wir endlich, was Begriffe sind.
Im selben Band wähnt sich ein anderer bekannter Germanist zwischen "Scilla" und Charybdis.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2015 um 12.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29304
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Der Vortrag greift die eher metaphorisch als analytisch konnotierten Konzepte über „das Bildungssystem“ und „das Erziehungssystem“ auf und kontrastiert diese mit dem system-theoretischen Vorschlag Luhmannscher Prägung, die Einheit von Erziehung und Bildung zu beschreiben. Beide Lösungen können aus der Sicht des Vortragenden aus organisations-pädagogischer Sicht nicht überzeugen. Mit Hilfe eines handlungstheoretischen Konzepts wird dann das pädagogisch organisierte System des lebenslangen Lernens unter Maßgabe der Arbeitsteilung, der Humanontogenese und der pädagogischen Kernaktivitäten beschrieben.
Danke für die Einladung!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2015 um 12.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29170
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Physik, Figur, Wissen. Das Superpositionsprinzip der Quantentheorie als Narrativ der Intersexualität in Ulrike Draesners „Mitgift“
(http://elinas.fau.de/media/pdf/publications/Aura-Heydenreich-Draesner-Physik-Figur-Wissen.pdf)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2015 um 06.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29130
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Als Derrida starb, zitierte der Economist in kritischer Absicht Platon, der sich auch schon mit unverständlichen Postmodernen herumzuschlagen hatte. Im "Theaitetos" läßt er den Mathematiker Theodoros sagen:
Was diese Herakleitischen oder, wie du sagst, Homerischen und noch Älteren betrifft, mit denen zu Ephesos, so viel deren der Sache kundig zu sein vorgeben, sich in ein ernsthaftes Gespräch einzulassen nicht besser angeht, als wollte man es mit solchen versuchen, die, von bösartigen Tieren zerstochen, nicht einen Augenblick stillstehen können; denn ordentlich, wie es in ihren Schriften heißt, fließen sie auch, festen Fuß aber zu fassen bei einem Satz und einer Frage, und gelassen jeder nach seiner Ordnung zu fragen und zu antworten, davon ist ihnen weniger verliehen als nichts. Ja nicht einmal nichts ist schon zu viel gesagt, so wenig Ruhe ist in diesen Leuten. Sondern wenn du einen etwas fragst, so ziehn sie wie aus ihrem Köcher rätselhafte kleine Sprüchlein hervor und schießen diese ab; und willst du dann darüber wieder eine Erklärung, wie es gemeint gewesen, so wirst du von einem andern ähnlichen getroffen von ganz neuer Wortverfertigung. Zu Ende bringen wirst du aber niemals etwas mit einem von ihnen, noch auch sie selbst unter einander. Sondern sehr genau beobachten sie dieses, daß ja nichts fest bleibe weder in der Rede noch auch in ihren eigenen Seelen, indem sie, wie mich dünkt, besorgen, dies möchte etwas Beharrliches sein, wogegen sie ebenso gewaltig streiten und es überall, wo sie nur können, vertreiben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2015 um 10.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29055
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Im folgenden Text gibt es keine handelnden Personen mehr; nur den Abstrakta wird eine eigentümliche Aktivität zugeschrieben:
Eine wenn auch anonym gewordene Volkssouveränität zieht sich in die demokratischen Verfahren und in die rechtliche Implementierung ihrer anspruchsvollen Kommunikationsvoraussetzungen zurück, um sich als kommunikativ erzeugte Macht zur Geltung zu bringen. Genau genommen entspringt diese den Interaktionen zwischen rechtsstaatlich institutionalisierter Willensbildung und kulturell mobilisierten Öffentlichkeiten, die ihrerseits in den Assoziationen einer von Staat und Ökonomie gleich weit entfernten Zivilgesellschaft eine Basis finden. (Jürgen Habermas: Faktizität und Geltung. Frankfurt 1994:365)
Was könnte man dagegen einwenden, wie könnte man es widerlegen? Was geschieht wirklich, wenn sich zum Beispiel die anonyme Volkssouveränität in die rechtliche Implementierung ihrer Kommunikationsvoraussetzungen zurückzieht? Vieles ist möglich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2015 um 16.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28952
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„Rhetorik ist kommunikatives Kontingenz-Management. Im abstrakten Sinn läuft die rhetorische, d.h. persuasionsorientierte Kommunikation (einschließlich ihrer erfolgsorientierten Textgestaltungsstrategien) auf eine vom Orator durch kommunikative Akte zu erzeugende Kontingenz-Reduktion hinaus, die die Vielfalt der Verstehens- oder Reaktionsmöglichkeiten auf eine bestimmte Selektion begrenzen will, was zugleich auf die Etablierung oratorinduzierter Ordnung im Denken und Fühlen des Adressaten hinausläuft.“ (Joachim Knape: Poetik und Rhetorik in Deutschland 1300-1700. Wiesbaden 2006:12)
(Tübinger Rhetoriker)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2015 um 12.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28950
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... sind doch die deutschen Präpositionen von ihrer Zahl her relativ begrenzt, aber von ihrer Frequentativität häufig [...]. Ohne diese relativ große Auftretenshäufigkeit [...]
(Jochen Schröder: Lexikon deutscher Präpositionen. Leipzig 1986:8)
= Es gibt nur wenige Präpositionen, sie werden aber oft gebraucht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2015 um 17.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28873
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Mein "geht nicht mehr" bezog sich auf den Inhalt bzw. die schwärmerische Prosa, nicht auf die Grammatik. Ich staune aber ehrlich, lieber Herr Strowitzi, wie gut Sie als Mathematiker noch mit dem Sanskrit zurechtkommen, fast wie Grassmann!
Das Kompositum hrd-desha (ich vereinfache die Transkription) ist aus dem neutralen Wurzelnomen hrd, das auch in "Herz" vorliegt, und dem Substantiv desha 'Gegend' zusammengesetzt, zur Wurzel dish, die wir im deutschen "zeigen" haben. Daher auch Bangladesh usw.
Ja, natürlich, ich begnüge mich auch nicht mit Übersetzungen, obwohl ich sie als Hilfsmittel sehr gern benutze - zumal es ja Interpretationen sind, also implizite Kommentare, deren Benutzung auch der professionelle Philologie nicht verschmäht.
Ich kann übrigens die Gita nicht auswendig, der Vers aus dem letzten Teil fiel mir nur gerade ein, weil ich ihn als Lehrbuchbeispiel im Ohr hatte. Der Text strahlt eine gewisse Erhabenheit aus, aber gerade deshalb ist es meine Meinung, daß ein heutiger Universitätsprofessor, der ja keineswegs poetische Ansprüche erhebt, nicht im selben Ton daherreden darf, wenn er ernst genommen werden will. Wie soll man mit Küng diskutieren, wenn man nicht einmal weiß, wie man seine paradoxen und überschwenglichen Sätze kritisieren, gar widerlegen könnte?
Gegen die ausweichende Prosa der Theologen kämpft auch Walter Kaufmann in einem bekannten Buch. Dort finde ich auch:
„Millionen wird nicht einmal bewußt, daß sie überhaupt gegen fundamentale christliche Dogmen verstoßen. Sie haben nie herauszufinden versucht, worin diese Dogmen eigentlich bestehen.“ (Walter Kaufmann: Der Glaube eines Ketzers. München 1965:13)
Diese Erfahrung habe ich immer wieder gemacht, auch bei mir sehr lieben Menschen.
Und weil ich gerade dabei bin, noch ein trefflicher Satz:
„Bescheidenheit ist leichter als Ehrlichkeit, denn sie verträgt sich mit Trägheit.“ (Ebd. 22)
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 12.05.2015 um 17.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28872
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Das Problem besteht generell darin, daß ich
a) sehr ungern auf vorgefertigte Übersetzungen zurückgreife, sondern den Anspruch habe, einen Text selber zu verstehen und, wenn möglich, zu erarbeiten. (Wofür hat man seine Lehr- und Wörterbücher, und vom Lesen irgendwelcher Übersetzungen wird man nie eine Sprache lernen, ganz abgesehen davon, daß es doch hier nicht darum geht, was der Text bedeutet, sondern warum wir ihn so nicht mehr formulieren können)
b) nicht über die tägliche Routine dessen, der jahrelang in Indien gelebt hat, verfüge. Allerdings stehe ich auch mit meinen rostigen und holprigen Kenntnissen selbst in dieser sprachforschenden Gesellschaft vermutlich noch ziemlich allein auf weiter Flur. (Wer sonst noch Ahnung von Sanskrit hat, möge bitte melden, wie er mit der Textpassage zurechtkommt.)
Konkret besteht – oder nunmehr bestand – das Problem darin, daß ich den a-Ausfall im Sandhi nicht erkannt habe (ja klar, alles trivial, ... – aber gerade einfach nicht auf dem Schirm). Das reichte schon, um das Wort nicht richtig zerlegen zu können. Man braucht eben erst den archimedischen Punkt, dann sortiert sich alles. (Daß ein auslautendes nacktes -a ohne Visarga eigentlich nur ein Vokativ sein kann, ist schon klar, aber das hat mir dann auch nicht weitergeholfen.)
Wir haben also den Vokativ von Arjuna und den Lokativ (-a + i > -e) von hṛd-deśa = Herz-Gegend.
[Fußnote: Formal ist das ein Tatpuruscha-Kompositum, also eine Gegend, die durch das Vorderglied irgendwie näher bestimmt (hier: verortet) wird. Faktisch kommt es aber nur auf dieses Vorderglied an, das ganze ist offenbar nur eine blumige Erweiterung von hṛd = Herz.]
Nachdem das geklärt ist, zurück zur Ausgangsthese: Was damals ging, geht eben heute nicht mehr. Jetzt muß ich aber fragen: What's the point? Gut, wir haben eine andere Satzstellung, keinen Lokativ und keinen Vokativ. Um das zu illustrieren, können wir auch irgendeinen lateinischen (in corde, domine, oder ganz exakt Candide = Arjuna) oder russischen (w serdce, Bo^ze) Satz anführen. Eine zeitliche Entwicklungstendenz ist nicht erkennbar: das heutige Russisch kennt noch den Lokativ, wenn auch immer mit Präposition, das Altgriechische hatte ihn schon verloren. Was war jetzt so bemerkenswert?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2015 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28868
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Wo ist jetzt das Problem? "Arjuna" (der Anfangslaut ist wg. Sandhi elidiert) ist die Anrede; Krshna als Wagenlenker spricht ja zu dem Helden. Also: "Der Herr (das höchste Wesen, eher unpersönlich gedacht) befindet sich im Herzen aller Wesen." Grammatisch könnte der Genitiv auch vom "Herrn" abhängen, aber der Kontext legt dieses allgemein übliche Verständnis nahe.
(Ich hatte die Fundstelle angegeben, damit man leicht auf die verschiedenen Übersetzungen und Kommentare im Internet kommen kann.)
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 11.05.2015 um 14.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28867
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Zum Bhagavadgita-Vers:
Der kritische Ausdruck, um den es hier geht, ist hṛddeśerjuna, alles andere ist trivial (Man merkt, ich bin von Hause aus Mathematiker: nach stundenlangem, manchmal tagelangem Grübeln, Brüten, Forschen und Analysieren stellt man fest: Ach klar, ist ja trivial!).
Also:
īśvaraḥ = Der Herrscher
sarvabhūtānāṃ = aller Wesen
tiṣṭhati = steht, auch in allen möglichen übertragenen Bedeutungen, vgl. Er steht auf Grünkohl mit Pinkel (was man bloß nicht wörtlich nehmen sollte); sie steht nicht an, das zu tun; das steht ihm nicht zu; dafür steht sie,...
Nur bei dem letzten Ausdrucke beiße ich mir die Zähne aus (zu einem der beiden Verben hṛ oder zum Substantiv hṛd??).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2015 um 11.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28826
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Um es ganz konkret zu sagen: Von einem heutigen Universitätsprofessor, der sich zum Beispiel auch über Quantenmechanik und die Kopenhagener Deutung ausläßt, sollte man erwarten, daß er klarer sagt, was er mit der "wirklichsten Wirklichkeit im Herzen der Dinge" meint, obwohl es fast wörtlich dasselbe ist wie der 2000 Jahre alte Vers der Bhagavadgita: īśvaraḥ sarvabhūtānāṃ hṛddeśerjuna tiṣṭhati (18, 61). Was damals ging, geht eben heute nicht mehr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2015 um 10.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28825
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Meine Skepsis bezieht sich ja auch nicht auf die gottbegeisterten Schriften der Alten, sondern auf die Prosa heutiger Lehrstuhlinhaber. Wenn sie erkennbar auch nicht mehr wissen als wir gewöhnlichen Sterblichen (woher sollte es auch kommen), dann wird man wohl fragen dürfen, warum sie sich eine solche Redeweise erlauben zu können meinen. Außerdem mischen sie sich ja durchaus in die Diskussionen anderer Fakultäten ein, wie u. a. Hans Albert am Beispiel Küngs gezeigt hat. Sie wollen also akademisch ernst genommen werden, aber wie wäre das möglich, wenn die einfachsten Regeln der Argumentation mißachtet werden?
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 07.05.2015 um 10.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28824
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Zu #28822: Ähnlich frage ich mich, wie doch wohl ihre Welt ziemlich kritisch beobachtende Leute da im südöstlichen Mittelmeerraum Jahrtausende lang sich erstaunliche Geschichten erzählten und, nachdem sie schreiben gelernt hatten, sich daraus die Texte des ganzen Alten Testaments zusammenschrieben, weil sie meinten, sowas gehöre einfach in eine anständige Bibliothek. Dessen Geschichten und Gesänge sind ja auch nicht nur ein bißchen *out of this world*. Und auch was da als Geschehnis im Neuen Testament aufgezeichnet ist, ist ja ähnlichen Stils zu Papier gebracht und nicht so, wie wir in unseren Universitäten heute Geschichtsschreibung aus der Abteilung einen Stock höher erwarten. Aber erstaunlich ist für mich, wie irgendwie ergreifend alle diese Texte sind und wie sie immer wieder große Künstler zu ihnen gemäßer Interpretation inspiriert haben und immer noch inspirieren. Da ist eben was dran an dieser geistlichen Rede (deren letzter und einziger Sinn ist, meine ich, den "Glauben an den einen Gott" zu feiern und daneben eben keine fremden Götter zu haben [auch letzte germanische Erkenntnis, wurde ich gelehrt, war ja immer wieder, die Götter taugen nichts]), - da ist eben was, was sonst ganz normale Menschenkinder in ihre besondere Entwicklung mitreißt, ob jeder einzelne von uns das nun logisch und verständlich findet oder nicht. Doch auch unsere von uns wohlverstandene Wissenschaft ist ja nicht unbedingt immer so lupenrein, wie wir das anpreisen und zu Recht gerne hätten. So sagte mir jungen Idealisten mal ein alter Kollege aus der Geschichtsabteilung: Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Naja, und da ist ja was dran, nicht wahr? Küngs "Vernünftige" ist das, was er mit seiner Vernehmensfähigkeit aufgrund seines Lesens und seines Erlebens (auch dessen, was ihm die Liturgie mitteilt [auch so ein Ausdrucksmittel, das einer sachlichen Prosa nicht gut ansteht]) vernimmt. Man kann da natürlich vieles, was das Gehabe derer in der Abteilung da ganz oben unter dem schrägen Dach der Geisteswissenschaften kennzeichnet, sicher auch "als epigonales Posieren [...] sehen"; trotzdem sind einige von deren Büchern da lesenswert. Jedenfalls sagen das einige. Und deren Verleger ja sowieso.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2015 um 05.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28822
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Die Mystiker haben ihre Zustände mit einer Sprache zu erfassen versucht, die dazu offenbar nicht geeignet war, und sie deshalb durch neue Möglichkeiten bereichert. Dafür muß man ihnen dankbar sein, Allerdings griffen sie auch zu Ausdrucksmitteln, die einer sachlichen Prosa nicht gut anstehen. Wenn aber heute ein Professor sich in paradoxen Ausdrücken ergeht, fällt es mir schwer, darin etwas anderes als epigonales Posieren zu sehen. Nach Hans Küng ist Gott „die absolut-relative, diesseitig-jenseitige, transzendent-immanente, allesumgreifend-allesdurchwaltende wirklichste Wirklichkeit im Herzen der Dinge, im Menschen, in der Menschheitsgeschichte, in der Welt“. Auch bildet er ein Dutzend Wörter wie "Urgrund, Urwert, Ursinn, Urhalt, Urziel" usw., wie rasend. Das würden wir außerhalb der Theologie sowieso keinem durchgehen lassen, aber auch innerhalb ist es umstritten, zumal der Verfasser stets auf die "Vernünftigkeit" pocht.
Wieder stellt sich mir die Frage, wie der kleine Hans, der doch auch mal ein Schweizer Lausbub gewesen ist, sich entwickelt haben muß, um mit größter Selbstsicherheit Tausende von Seiten mit dieser Art von Texten zu füllen.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.05.2015 um 09.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28783
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Ich bin dem Vorschlag von #28766 gefolgt (auch hier hat's geregnet) und erinnerte mich dabei, daß einer meiner Deutschlehrer in der Unterstufe der Oberschule die Wendung "ich persönlich" aufs Korn genommen hatte. Weiter über diesen Anfang hinaus bin ich mit meinem Überlegungen zu "mein Ich" aber nicht gekommen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2015 um 06.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28782
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Es ist leicht, sich über einen „rasenden Fasler“ lustig zu machen. Aber die Frage aller Fragen ist: Wie kommt ein Mensch dazu, so zu reden? Jeder fängt doch einmal auf ungefähr dieselbe Art an zu sprechen, und noch in der Grundschule faselt niemand; „stilistische Pracht“ ist dort unbekannt. Ist es der deutsche Aufsatz, der die „differenzierte Ausdrucksweise“ belohnt, wie von Lehrplänen und Bildungsstandards gefordert? In den letzten Klassen des Gymnasiums zeichnen sich die Fasler schon ab, aber richtig schlimm wird es in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universität.
Einen Zipfel davon glaube ich schon einmal erhascht und hier beschrieben zu haben. Unsere jüngste Tochter erkundigte sich bei Tisch nach der Bedeutung eines Fremdwortes, für dessen Verwendung sie von ihrer Grundschullehrerin gelobt worden war. Sie hatte es irgendwo aufgeschnappt und auf gut Glück ins Gespräch geworfen. So beginnt die falsche Konditionierung durch die Schule. Es hätte also mit ihr ein böses Ende nehmen können, aber ich bilde mir ein, mit meinem tagtäglichen Bestehen auf sprachlicher Einfachheit das Schlimmste abgewendet zu haben. (Bei meiner Frau kommt "stilistische Pracht" sowieso nicht an.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.05.2015 um 09.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28769
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Dem ist zuzustimmen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2015 um 08.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28768
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Dietmar Kamper vermutet: Das Bild „hat den Zweck, die Wunde zuzudecken, aus der die Menschen stammen. Doch dieser Zweck ist uneinlösbar. Jede Deck-Erinnerung erinnert auch. Deshalb ist jedes Bild im Grunde ‘sexuell’, auch wenn es der Bewegung nach tief ‘religiös’ ist. Von daher lässt sich das Bild – wie Roland Barthes es tut – als ‘Tod der Person’ titulieren. Mittels der Angst spielt das Bild die Hauptrolle bei der Ablenkung des menschlichen Begehrens. Es substituiert die erfahrene Gleichgültigkeit der Herkunft. Es steht an der Stelle des ersten Bösen. Es hält zunächst die Hoffnung aus, dass die Stimme der Mutter mitschwingt durch alle Ambivalenzen. Es dreht sich auch mit vom Sakralen zum Banalen. Denn das zweite Kapitel in der Bewältigung der Angst heißt Vervielfältigung. Das Bild soll in den Bildern verloren gehen. Es geht nicht“ (Kamper 1997, 592).
http://cimuenster.de/biblioinfothek/open_access_pdfs/Religioese_Vorstellungen_bilden.pdf
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2015 um 06.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28766
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Sie wissen nicht, was Sie an diesem verregneten Sonntag tun sollen? Ich hätte da was für Sie. Versuchen Sie doch herauszufinden, was jemand meinen könnte, wenn er mein Ich sagt. Komme heute abend wieder vorbei.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2015 um 20.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28723
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Als eine meiner Töchter kürzlich einen Text wiederlas, den sie während ihrer Stippvisite in deutscher Literaturwissenschaft hatte durcharbeiten müssen, stieß sie auch auf folgenden Satz:
Zwar stellt die Person des Autors den Sinn her, doch erst der Text enthält ihn.
(Ich habe schon mal daraus zitiert, aber der Verfasser tut nichts zur Sache. Es ging um Kafka, Hermeneutik und so.)
Sie kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Aber eigentlich ist es traurig, wie viele Menschen sich mit so etwas beschäftigen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2015 um 17.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28609
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Medienkompetenz ist essentiell für den demokratischen Prozess. (FAS 12.4.15)
Es hätte auch existentiell heißen können, man würde keinen Unterschied bemerken. Und was ist „der“ demokratische Prozeß? Es gibt ja viele. Man wird an "das" Projekt der Moderne erinnert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2015 um 05.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28436
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Stilratgeber lassen sich selten die Anweisung entgehen, in EINEN Satz nur EINEN Gedanken zu verpacken. Leider weiß niemand, was ein Gedanke ist. Vielleicht besteht er gerade darin, mehrere Sachverhalte in einen Zusammenhang zu bringen, z. B. als Konditionalsatz. Das ist also kein brauchbares Kriterium, beruht aber auf einer richtigen Intuition.
Ich würde ganz praktisch so herangehen: Wenn man das Gefühl hat, ein Satz werde zu lang oder zu kompliziert für das unmittelbare Verstehen (beim Hören oder ersten Lesen), sollte man versuchen, ihn in mehrere Sätze zu zerlegen. Klingt banal, aber erfahrene Schreiber wissen, wie schwer es ist, sich von der einmal gefundenen Formulierung wieder zu lösen und noch einmal von vorn anzufangen.
(Dies noch im Anschluß an das zuletzt besprochene Beispiel.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2015 um 04.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28421
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Am Ende seines langen Satzes hat der Verfasser vergessen, daß er am Anfang statt jeder Mensch theologisch-bombastisch jedes menschliche Leben geschrieben hatte; sonst könnte er ja nicht schreiben, daß dieses menschliche Leben nach dem Sinn seines bzw. des (menschlichen) Lebens fragt.
Man kann die Gedankenlosigkeit bis zu einem gewissen Grade rein sprachlich nachweisen, etwa wie Karl Kraus es getan hat. Und bis zu einem gewissen Grade gilt auch, daß damit der betrügerische, im besten Fall selbstbetrügerische Charakter des Verfassers nachweisbar ist. Sagen wir es kurz und knackig: Böse Menschen schreiben schlecht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2015 um 09.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28413
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Ach so!
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Kommentar von R. M., verfaßt am 26.03.2015 um 08.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28411
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Übersetzung: »Jeder normale Mensch fragt sich irgendwann einmal, was das alles eigentlich soll.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2015 um 08.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#28409
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Jedes menschliche Leben, das aus der kindlich selbstverständlich gegebenen Unmittelbarkeit und damit in der Regel selbstverständlich gegebenen Akzeptanz seiner Lebensverhältnisse heraustritt und sodann nicht in einer das Bewusstsein trübenden Vermassung, in einer das Bewusstsein schwächenden Drogensucht, in einer das Bewusstsein umnachtenden geistigen Behinderung
oder ähnlichem die menschlichen Bewusstseinsmöglichkeiten Einschränkendem steckenbleibt, sondern sich (zumindest ansatzweise) zu einem reflektierten Welt- und Selbstbewusstsein erhebt, wird irgendwann – oft wahrscheinlich in Verbindung mit der Erfahrung und/oder Reflexion der Gebrechlichkeit bzw. Endlichkeit bzw. Kontingenz des Lebens – mit der Frage nach dem Sinn seines bzw. des (menschlichen) Lebens überhaupt konfrontiert werden.
(http://www.theologie-beitraege.de/sinn.pdf, erster Link vom Wikipedia-Eintrag „Sinn des Lebens“)
Wie bitte?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2014 um 04.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27595
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"Schon geht's los!" möchte man sagen, aber ich beschränke mich lieber auf eine Nebenbemerkung. Der Untergang ist ja in der lateinischen Vorlage, Okzident, noch deutlicher enthalten, auch wenn es bloß die Sonne betrifft. In Fernost heißt "nach Westen gehen" sterben. Und "Japan" (ri ben, Nippon, "Sonnenaufgang") kann logischerweise nur von den Chinesen stammen, ist also Fremdbezeichnung.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 22.12.2014 um 18.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27594
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"Man glaubt, weil es die Wörter gebe, müsse es auch ein damit Bezeichnetes geben. Voll kraß." Das mag man glauben, man muß es aber nicht. Das gehört etwas dahin, wo bei uns doch Recht und Gerechtigkeit herrscht und jeder seines Glückes Schmied ist. Brauchbar, doch durchaus keine Definition. Da ist für die Ostasiaten Japan das Land der aufgehenden Sonne und China das Land der Mitte, und für uns hat sich das Abendland relativ zuverlässig aus dem ergeben, was das alte Rom hinterlassen hat und zu einem nicht unwesentlichen Teil dann von kulturellem Gedankengut des *Heiligen* Römischen Reichs beeinflußt wurde und uns einigen nicht zu leugnenden kulturellen Hintergrund vermittelte und den in uns weiterentwickelte. So müssen bei uns am College Studenten zu ihrer Bildung einen Kurs in "Non-Western Studies" mitmachen, so daß sie nicht nur der abendländischen Kultur verhaftet bleiben; wir geben uns da zwar einiger Hoffnung hin, aber die Kultur der Amerikas ist also auch abendländisch, es wäre denn, man betrachtete da rein Prä-Kolumbianisches. Ich würde also angesichts doch einiger realer Drohungen jetzt, die ganz bestimmt nicht auf unserm Mist gewachsen sind, nicht so dahin sagen: "»Abendland« hat immer schon etwas von »Untergang«". Der Begriff ergibt schon einigen Sinn. Natürlich muß man ihn auch immer wieder zusammen mit anderen Umständen bedenken, denn auch das gehört ja gerade zur Kultur des Abendlandes.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 22.12.2014 um 12.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27593
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»Abendland« hat immer schon etwas von »Untergang«, auch ohne Spengler.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2014 um 05.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27590
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Aus gegebenem Anlaß wird wieder mal versucht, das "Abendland" zu definieren, ebenso "Europa", weil es beides angeblich zu verteidigen gelte. Man glaubt, weil es die Wörter gebe, müsse es auch ein damit Bezeichnetes geben. Voll kraß.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 18.12.2014 um 01.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27571
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»Das Schweizerische Bundesarchiv ist das Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum des Bundes für nachhaltiges Informationsmanagement. Es bewertet, sichert, erschliesst und vermittelt archivwürdige Unterlagen der Schweizerischen Eidgenossenschaft.«
Das heißt: »Das Schweizerische Bundesarchiv hebt manche Unterlagen der Schweizerischen Eidgenossenschaft auf und wirft andere weg.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2014 um 05.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27505
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Danke für die beiden letzten Einträge! Sie haben trefflich über das niederdrückende Nullwetter der letzten Tage hinweggeholfen.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 02.12.2014 um 18.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27476
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Also ungefähr so?:
"Die Currywurst, in einem promethischen Akte vom Menschen dem Urfeuer und damit dem göttlichen Lichte entrissen, erscheint uns in ihrem schlechthinnigen Sosein als Objekt einer niederen, unheiligen Körperlichkeit, fern der göttlichen Sphäre. Doch in ihrer ganzen Geworfenheit, ja Zerissenheit bahrt sie immer noch, mit allen Sinnen spür-bar, die Spuren des immateriellen Feuerlichtes, das ihr bloß physisches Sein transzendiert. Sie tritt uns zunächst protoypisch für das Anderssein, die elementare Fremdheit der Welt, entgegen. Doch in ihrer gastrischen Transsubstantation vollzieht sich dialektisch die Wendung zur Einheit alles Seienden, die uns sagen läßt: "Das ist mein Fleisch, das ist mein Leib." Der in einem schöpferischen Tun, das erst das wahre Humanum in seiner ganzen Zwiespältigkeit ausmacht, hinzugefügte Ketchup läßt uns dann gar das "Dies ist mein Blut" hinzufügen, das erst die volle Wandlung sub utraque specie bewirkt. Das gewissermaßen trinitarische Curryelement hingegen, das als conditio sine qua non erst das Sosein des Objektes unserer Begierde oder Abscheu konstituiert, verweist uns auf das altklassische tat tvam asi. Auch und gerade der moderne Mensch fühlt so über die Brücke der Jahrtausende hinweg noch einen Hauch des heiligen Schauders, des tremendum numinosum, von dem ein Rschi im Angesichte des Opferfeuers ergriffen wird. (...)"
(Das Andere der Currywurst. Prolegomena zu einer existenzialphänomenologischen Be-Trachtung der Currywurst in Bauch und Zeit. XXXIV, 712 S., o.O.u.J.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2014 um 10.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27468
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Als man zum erstenmal seine Mitmenschen durch logische Tricks (die Platon mit den Kunstgriffen eines Catchers verglich) aufs Kreuz zu legen verstand, indem man ihnen z. B. unwiderlegbar bewies, daß es gar nichts gibt oder daß es keine Veränderung gibt usw., muß das einen Heidenspaß gemacht haben. Und die Leute waren hingerissen, zumal im rhetorikbesessenen Griechenland. Immerhin war der Eleatismus, der hier in erster Linie zu nennen ist, für Platon zeitlebens ein Stachel im Fleisch, und er hat sich nicht ganz vergeblich damit abgequält, die mißbrauchte Sprache wieder auf die Beine zu bringen. So sind erste Ansätze der Sprachwissenschaft entstanden, wenn auch einer mäuschenkleinen im Vergleich mit dem Zugriff der alten Inder.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 29.11.2014 um 12.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27462
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Mani war Prophet, nicht Gott. – »Das Andere« des Soundso ist im allgemeinen seine (böse) Kehrseite, das darf man sich ruhig ganz platt dualistisch vorstellen. Deshalb geht »das Andere der Currywurst« auch nicht, denn sie ist ja selbst schon von Übel. »Das Andere der Nouvelle Cuisine« ginge hingegen.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 28.11.2014 um 16.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27456
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Der altiranische Gott der Manichäer hat hiermit wohl nichts zu tun ...
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Kommentar von R. M., verfaßt am 28.11.2014 um 11.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27455
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Mani?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2014 um 04.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27454
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Zu den modischen Wendungen, die mich seekrank machen, gehört auch das Andere + Genitiv, also: das Andere der Vernunft, das Andere des Rechts, das Andere des Subjekts, das Andere des Politischen. Woher stammt das eigentlich? Vielleicht von Hegel? Und über diesen aus Platons "Parmenides"?
Die heutige Geistreichelei hat Hunderte von solchen Verbindungen geschaffen. Ich habe mal probeweise das Andere der Großstadt gegoogelt und bin auch fündig geworden. Nur das Andere der Currywurst fehlt noch, aber nicht mehr lange, Jürgen Dollase arbeitet dran.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2014 um 04.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27385
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Nach idealistischer Auffassung ist Verstehen ein Sein, in der die Welt sich selbst auslegt. (Wikipedia „Hermeneutik“)
Sollte der grammatische Fehler kein Indiz der inhaltlichen Leere sein?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2014 um 16.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27379
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Daß es um (frühe Lessingsche) Theologie geht, ist für mich hier nur insofern relevant, als das natürlich ein Gebiet ist, auf dem die Menschen lange festgehalten werden, bevor sie sich etwas Nahrhafterem zuwenden. Philosophen halten es aber ebenso: Sie denken sich etwas aus wie "vollkommenst", oder vielmehr sie fügen diese Wörter so zusammen; denken kann man sich ja nichts dabei, höchstens weitere Sätze formal richtig, aber immer noch sinnlos daraus erschließen. Die verkorkste Grammatik deutet auf dasselbe: "sich selbst denken". Kann man sich jemanden vorstellen, der sich selbst denkt? (Wir hatten das schon anderswo: "Humboldt denken", "Sprache denken" usw. - niemand kann sagen, wie man das macht.)
Versteht sich, daß ich den großen Lessing nicht lächerlich machen wollte.
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Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 18.11.2014 um 14.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27377
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Lessings genannte Gedanken, aus seinem Nachlaß veröffentlicht, sollen vor 1753 niedergeschrieben worden sein. Er hat aber weitergedacht. Kurz vor seinem Tode hat er sich 1779 gegenüber Jacobi vorsichtig zustimmend zu Spinoza geäußert: „Die orthodoxen Begriffe von der Gottheit sind nicht mehr für mich; ich kann sie nicht genießen.“
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Kommentar von R. M., verfaßt am 18.11.2014 um 13.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27376
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Mit der theologischen Absicherung solcher Thesen ist es gar nicht so einfach. Im Grunde ersetzt Lessing hier die Theologie durch eine Metaphysik des Göttlichen.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.11.2014 um 12.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27375
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Das gedankliche Gefangensein im »Vollkommensten« ist eine Beschränkung, die mit Vollkommenheit kaum zu vereinbaren sein dürfte. Wenn Gott das Nichtvollkommene gar nicht denken kann, ist er nicht nur nicht vollkommen, er hat auch erstaunlich wenig Ahnung von seiner eigenen Schöpfung. Paßt alles irgendwie nicht zusammen, läßt sich aber bestimmt theologisch überzeugend erklären.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2014 um 11.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27374
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"Das einzige vollkommenste Wesen hat sich von Ewigkeit her mit nichts als mit der Betrachtung des Vollkommensten beschäftigen können. Das Vollkommenste ist er selbst; und also hat Gott von Ewigkeit her nur sich selbst denken können."
Es hat mich immer gewurmt, daß irregeleitete kluge (sogar sehr kluge!) Köpfe ihre Kräfte auf solch einen Unsinn verschwendet haben. Unter einem "vollkommensten Wesen" kann sich keiner etwas vorstellen, und der pseudo-scharfsinnige Schluß ist auch zum Jammern.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2014 um 05.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27276
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Eine philosophische Magisterarbeit, die auch im Netz steht, heißt: „Auf der Schwelle zum Fremden: Konstitution – Erfahrung – Verwandlung“ (2013).
Neugierig geworden? Ich auch nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2014 um 11.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27047
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Für die Sozialwissenschaften (im weiteren Sinn) bestreitet Michael Billig, daß sie nur unter Aufbietung pompöser Wörter zu vermitteln seien. Jedenfalls auf eine sehr lange Strecke hin gehe es auch anders, wenn man sich daran halte, daß nicht Abstraktionen, sondern Menschen handeln. Er legt das mit vielen Beispielen dar, wobei er auch auf Kurse in "Academic writing" eingeht; ich empfehle dringend die Lektüre.
Besonders interessant sind Billigs Zitate aus älteren sprachkritischen Texten, z. B. schon William James' Spott über Wundt. (Wundt soll ja der größte Vielschreiber aller Zeiten gewesen sein.)
Schwieriger geworden ist es doch nur auf Gebieten, die stark mathematisiert sind.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.10.2014 um 09.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27046
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An meiner Alma Mater hat der Fachbereich Germanistik während meiner Studienzeit eine Vorlesungsreihe zur deutschen Literaturgeschichte angeboten, und zwar chronologisch, so daß man während des gesamten (theoretisch) achtsemestrigen Studiums einen Überblick erhalten konnte. Die Abteilung Nachkriegsliteratur wurde von einem Adorno/Horkheimer-Adepten abgedeckt, und sein Jargon, inklusive der "korrekten" Plazierung der Reflexivpronomina, war so undurchdringlich, daß sich ein voller Hörsaal innerhalb kürzester Zeit geleert hat.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen galt er damals unter Studenten als unverbesserliches Fossil der 68er-Bewegung, während die meisten seiner Kollegen darauf bestanden, daß Studenten verständliches Deutsch zu schreiben sowie viel und gründlich zu lesen hätten. Indes konnte damals niemand ahnen, wie sehr die unkritische Übernahme englischsprachiger Konzepte und Vokabeln (in den 90ern erschienen vorübergehend und mit besserem Recht die französischen als attraktiv) einmal den Wissenschaftsbetrieb und dessen verschleiernde Sprache beeinflussen würde.
Dies ist übrigens kein Ausdruck einer anti-amerikanischen oder nationalistischen Haltung, sondern der Ausdruck des Bedauerns darüber, daß erstens die Klarheit im akademischen Diskurs immer mehr an Wert verliert und es zweitens immer schwieriger und aufwendiger wird, die Ergebnisse der Forschung der Allgmeinheit zu vermitteln.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2014 um 06.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#27044
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Ich möchte auf ein ausgezeichnetes neues Buch hinweisen:
Michael Billig: Learn to write badly. How to succed in the social sciences. Cambridge 2013.
Billig analysiert den akademischen Jargon so gründlich wie kaum jemand sonst. Er ist weniger polemisch als Sokal, aber seine Analysen und „Übersetzungen“ sind ebenso tödlich. Dabei entlarvt er nicht die Scharlatane, sondern den ganz normalen akademischen Betrieb mit viel Verständnis (als Soziologe) für dessen Notwendigkeiten. Er zeigt vor allem, wie der Gebrauch wissenschaftlich klingender Nominalisierungen suggeriert, daß es die damit bezeichneten Gegenstände wirklich gibt. Billig nimmt die Haltung des Kindes ein, das auf den nackten Kaiser zeigt.
„As a doctoral student (...) I never felt that I properly belonged to the world I was entering. My big problem was that I could not master the academic language which I was expected to use.“ (2)
Ich habe schon als Student die Erfahrung gemacht, daß ich heute nicht mehr verstehe, was ich gestern zu verstehen glaubte. Das geht bis heute so weiter. Früher konnte ich anderen Leuten Kant erklären. Heute lese ich bei Eisler, was Kant z. B. über "Apperzeption" geschrieben hat, und verstehe kein einziges Wort mehr. Das ist ein kleiner Fortschritt (im Sinne des sokratischen Nichtwissens). Ein großer wird daraus, wenn wir einmal wissen werden, wie es überhaupt zu solchem Wortgestrüpp kommen konnte ("das Ich" usw.).
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Kommentar von R. M., verfaßt am 05.10.2014 um 10.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26938
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Ja, Lynne Truss ist drüben auch verrissen worden, hat ihr Buch dort aber gut verkaufen können, obwohl die Zeichensetzungsregeln im Detail stark abweichen und die Amerikaner in diesen Dingen viel pedantischer sind als die Briten.
Safire hatte eine Sprachkolumne im Wochenendmagazin der NYT.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2014 um 06.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26935
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Truss und Crystal sind zwar hüben, aber drüben ging's ihr auch nicht besser, da haben Sie recht. Und Sie meinen William Safire, nicht wahr? (Ich komme mir pedantisch vor wie Truss oder wie deren Kritiker...) Daß das alles schon wieder zehn Jahre her ist! Vgl. übrigens
www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=383#9253
www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=383#2693
www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=282#24788
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Kommentar von R. M., verfaßt am 04.10.2014 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26934
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Lynne Truss springs to mind. Crystal muß sie ziemlich in die Pfanne gehauen haben. Pinker wiederum hat über Saphire geschimpft, aber dieser war ein ausgezeichneter Beobachter sprachlicher Entwicklungen und ganz bestimmt nicht nur ein Pedant der üblichen Art.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2014 um 14.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26933
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Wen hebt das Publikum in die Bestsellerlisten hüben und drüben? Das ist meiner Ansicht nach die interessante Frage. (Kann man sich drüben einen erfolgreich herumtingelnden Sprachkritiker wie Sick vorstellen? Ich weiß es nicht.)
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Kommentar von R. M., verfaßt am 04.10.2014 um 14.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26932
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Nun ja, Pinker ist Professor an einer der angesehensten Universitäten der Welt, da sollte man auch ein anderes Niveau erwarten dürfen als bei einem Sick.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2014 um 12.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26931
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Man muß es Pinker und den anderen amerikanischen Sprachkritikern hoch anrechnen, daß sie das akademische Schreiben aufs Korn nehmen und sich nicht wie unser Sick über die Sprachschnitzer einfacher Mitmenschen oder gar zugewanderter Dönerbudenbetreiber lustig machen. Bei uns kommt nach Eduard Engel, der niemals die kleinen Leute angriff, lange nichts mehr.
Pinker erwähnt ja auch, daß den Bad Writing Contest überwiegend Literaturwissenschaftler gewinnen... (Wer hätte gedacht, daß das schlechte Schreiben ausgerechnet aus Frankreich kommt? Das sagt Pinker zwar nicht, aber zusammen mit Sokal muß man es wohl so sehen. Judith Butler hat den Contest auch mal gewonnen, was ihrem Ruhm in Deutschland aber keinen Abbruch tat, im Gegenteil.)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.10.2014 um 07.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26929
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Wikipedia schreibt (Fettmarkierung von mir):
Seine Schwester, Susan Pinker, ist wie er Psychologin und populärwissenschaftliche Schriftstellerin
...
Pinker nennt sich selbst einen Anhänger des Gleichheitsfeminismus
Wirklich? Im Wikipedia-Artikel über Gleichheitsfeminismus ist nur von den Vertreterinnen die Rede, und in dem hier zitierten Text referiert Pinkert selbst auch nur mit her und she auf reader und writer. Da scheint mir, Steven Pinker würde sich auf deutsch auch eher eine Anhängerin des Gleichheitsfeminismus nennen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2014 um 06.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26928
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Jeder erfahrene Leser weiß, daß kaum etwas die Form amerikanischer und dann auch deutscher Fachaufsätze und Kapitel so durchgreifend bestimmt hat wie Ausubels Advance organizers. Deren Nutzen ist seither wohl nie mehr überprüft worden. Deshalb ist es an sich zu begrüßen, daß Pinker jetzt daran kratzt, allerdings ohne die Sache beim Namen zu nennen. Unter dem Stichwort schreibt die deutsche Wikipedia:
In einer Anleitung zur Benutzung eines Mobiltelefons könnte zu Anfang des Kapitels "Telefonieren mit dem Mobiltelefon" ein Advance Organizer in folgender Form stehen:
Im folgenden Kapitel werden Ihnen drei Möglichkeiten erklärt, wie Sie Anrufe mit Ihrem Mobiltelefon tätigen können.
Das ist also genau der öde Text, wie Pinker ihn kritisiert. Es kommt in anderen Fällen noch hinzu, daß der Vorspann oft sehr abstrakt und geradezu unverständlich ist, bevor man den Haupttext gelesen hat. Ausubel führt das auf Mißverständnisse und Ungeschick zurück (der englische Eintrag der Wikipedia über ihn ist in diesem Sinn einseitig apologetisch), aber so sieht die Praxis eben aus, und es war vorhersehbar. Ein Änderung ist nicht in Sicht, das Übel steht bereits in den Style sheets, und die sind auf Dauer angelegt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2014 um 05.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26926
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Pinker schreibt:
The preceding discussion introduced the problem of academese, summarized the principle theories, and suggested a new analysis based on a theory of Turner and Thomas. The rest of this article is organized as follows. The first section consists of a review of the major shortcomings of academic prose. …
Are you having fun? I didn’t think so. That tedious paragraph was filled with metadiscourse—verbiage about verbiage. Thoughtless writers think they’re doing the reader a favor by guiding her through the text with previews, summaries, and signposts. In reality, metadiscourse is there to help the writer, not the reader, since she has to put more work into understanding the signposts than she saves in seeing what they point to, like directions for a shortcut that take longer to figure out than the time the shortcut would save.
The art of classic prose is to use signposts sparingly, as we do in conversation, and with a minimum of metadiscourse.
Gut gesagt, aber die Schreiber tun das keineswegs "gedankenlos", sondern wenden eine Theorie an, die Pinkers eigene Zunft, die Psychologie, in die Welt gesetzt hat. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie wir selbst mit D. Ausubels "Advance organizers" traktiert wurden. Jedem Text sollte ein Metatext vorangestellt werden, der den Leser darauf vorbereitet, was ihn erwartet. Damit sollte die klare Gliederung der Information hervorgehoben und ihre Einordnung in das schon vorhandene Wissen gesichert werden. Das war natürlich durch Tests belegt (primitiv und unter weltfremden Laborbedingungen). Ich habe es von Anfang an als eine ungemein frustrierende Angelegenheit empfunden und seither Tausende von solchen Vorspanntexten übersprungen, weil ich sie einfach unerträglich finde.
Pinker übergeht also die Herkunft dieser fragwürdigen Praxis. Dafür erwähnt er später die von George A. Miller entdeckten, aber nie definierten "Chunks", von denen wir angeblich höchstens sieben im Arbeitsgedächtnis halten können - diese windige These ist auf dem gleichen Holz gewachsen wie die Advance organizers. (Letztere sind übrigens vor allem bei uns sehr oft als "Advanced organizers" aufgegriffen worden.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2014 um 10.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26922
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Pinker kann noch so lesbar schreiben, ich werde seiner Texte nicht froh werden, weil er so viel Falsches schreibt und außerdem sein Entdeckerpathos über uralte Weisheiten legt. Ich habe schon mehrmals auf Dawkins hingewiesen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1447#25889), von dem ich zur Zeit auch frühere Bücher (Climbing Mount Improbable) lese und neuere bestellt habe. Ähnlich gut schrieb Karl von Frisch. Die Entwicklung der Augen, der Spinnennetze, der Schneckenhäuser - bei Dawkins ist jede Seite eine Erholung vom Gewäsch des Tages! Es ist, als ob der Verfasser dem Leser immer wieder etwas Erstaunliches mitteilt und zugleich fragt, ob er das ebenfalls erstaunlich finde (an appetite for wonder, in der Tat!). Also keinerlei Imponiergehabe, das ist bei einer solchen Einstellung überhaupt nicht vorstellbar. Und dabei trifft er genau das Fassungsvermögen eines nichtspezialisierten Durchschnittsgebildeten. Das möchte ich auch können.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2014 um 09.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26921
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Natürlich hat er weitgehend recht, bei den Vorgängern nicht erstaunlich. Ich werde auch sein Buch zum Thema lesen. Zu den eigenen Schwächen rechne ich:
"(To avoid the awkwardness of strings of he or she, I borrow a convention from linguistics and will refer to a male generic writer and a female generic reader.)"
Das ist Einknicken vor der PC und wird niemals zu leserfreundlichen Texten führen. Man kann sich allenfalls ein generisches Femininum vorstellen, aber ein Wechsel nach den Kategorien Schreiber und Leser kann nicht funktionieren. Man wird bei jedem Wechsel mit der Nase darauf gestoßen, daß Pinker ein politisch korrekter Mensch sein will. Genauer gesagt: Man stutzt und denkt dann "Ach so!", und das auf jeder Seite dreimal.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.10.2014 um 08.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26919
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Steven Pinker, was immer auch man von ihm halten mag, hat einige der Ursachen für die Unverständlichkeit wissenschaftlicher Texte hier (http://chronicle.com/article/Why-Academics-Writing-Stinks/148989/) aufgeführt. Allerdings leidet der Text selbst teilweise noch an den genannten Symptomen. Einiges trifft aber durchaus zu, auch im Deutschen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2014 um 18.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26887
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Im Eintrag über Horace Miner tut Wikipedia so, als sei dessen "bekanntestes Werk" ernstzunehmen. Der Nacirema-Hoax ist immer noch lesenswert, war ja auch Vorbild für viele Nachahmer (und hatte selbstverständlich Vorgänger).
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Kommentar von R. M., verfaßt am 25.09.2014 um 00.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26857
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»Und Houellebecqs vom Nikotin vergilbte Finger erinnern manchmal an die Hände von Gilles Deleuze im mehr als siebenstündigen Fernsehfilm „Das ABC des Gilles Deleuze“.
Deleuzes extrem lange Fingernägel sind darin nicht zu übersehen, haben aber ihren natürlichen Grund in einer unerträglichen Überempfindlichkeit der Fingerkuppen. Bei Houellebecq gibt es aber, und das macht den Unterschied aus, keinen solchen medizinischen Anlass für die Mängel seines Körpers. Er folgt ihm einfach, ohne jede Illusion der Verschriftlichung oder Einschreibung dieses Falles, und das ist die wirkliche Sensation.«
(Cord Riechelmann, F.A.Z.)
Der »medizinische Anlaß« für den körperlichen Verfall ist der Drogenkonsum Houellebecqs. Aber eine so triviale Feststellung kann natürlich keine »wirkliche Sensation« sein.
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Kommentar von Pt, verfaßt am 22.09.2014 um 15.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26836
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Zu #26810:
Es gab die sog. Ganzwortmethode beim Lesenlernen. Die hat sich aber nicht durchgesetzt bzw. wird sogar als ursächlich dafür angesehen, daß die Kinder damals nur schlecht lesen lernten. Deswegen ist man glücklicherweise wieder davon abgekommen.
Die Tatsache, daß Lerner zuerst Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben, sollte nicht überhastet dazu führen, die Methoden zu ändern. Es gehört zum Lernen dazu, ''am Ball'' zu bleiben und sich durch den Stoff durchzubeißen bzw. die Fertigkeit zu erwerben.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 22.09.2014 um 13.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26834
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Spiegel Online nimmt gerade in oberflächlicher, aber unterhaltsamer Art einige "Promi-Doktorarbeiten" aufs Korn, unter der Überschrift: Wer hat diesen Satz verbrochen? Bildunterschrift zum Beispiel Dr. Peter Ramsauer:
Ramsauers Dissertation – hier der Politiker im Jahr 1998 – liest sich recht sperrig. Ein Zitat: "Konkurrierende, komplementäre und indifferente Zielbeziehungen können sich – vorbehaltlich der folgenden Überprüfung – prinzipiell innerhalb der wirtschaftlich relevanten einerseits und weiteren Zielen andererseits und innerhalb der weiteren Ziele ergeben." Aha.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 20.09.2014 um 22.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26811
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Wenn jeder beim Lesen seinen eigenen Sinn konstruiert, dann frage ich mich, wie bei Pisa das Leseverständnis gemessen wird.
Wahrscheinlich können die Lehrer mit den „Bildungsstandards“ aber ohnehin genausowenig anfangen, wie heute mit den „Kompetenzen“ und seinerzeit den „lernzielorientierten Curricula“.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.09.2014 um 22.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26810
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Das galt wohl früher, z.B. in meiner Grundschulzeit, als man nur Buchstaben lernte und manche Mitschüler große Probleme hatten, daraus Wörter zusammenzusetzen. Ich glaube, heute lernen die Grundschüler gleich Wörter zu lesen.
Einen ähnlichen Effekt stelle ich bei mir fest, wenn ich aus einem kyrillischen Buchstabensalat Wörter erkennen will. Ich muß dahin kommen, Silben zu erkennen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2014 um 18.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26809
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„Lesen ist ein eigenaktiver Prozess der Sinnkonstruktion.“
So steht es in Bildungsstandards für die Grundschule und dann in Hunderten von pädagogischen Texten, auch auf den Websites von Schulen.
Der Satz enthält Restbestände gewisser psychologischer Lehren, aber was bedeutet er wirklich? Wie unterscheiden sich aktive oder gar eigenaktive Prozesse von nichtaktiven? (Die anderswo tatsächlich passiv genannt und dem Behaviorismus zugeordnet werden.) Was ist Sinn für ein merkwürdiger Gegenstand, daß man ihn "konstruieren" kann?
Die Pädagogen richten sich im geläufigen Unsinn ein. Hat man es hundertmal so ausgedrückt, merkt man gar nicht mehr, daß man eigentlich gar nichts gesagt, aber leider auch nicht geschwiegen hat.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2014 um 05.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26708
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Bei Husserl haben auch andere schon festgestellt, wie sprachverhaftet sein ganzes Werk ist (ohne daß er es merkt). Nun glaubt man, durch die Herausgabe von Seminarprotokollen könne das Interesse an Nicolai Hartmann wiederbelebt werden. Ich glaube das nicht, hoffe es auch nicht. Von der Langweiligkeit Hartmannscher Bücher kann sich der Laie keine Vorstellung machen. Wer will denn heute noch etwas von einer ontologischen "Schichtenlehre" hören? Es gibt keine Wissenschaft, für die solche Lektüre nicht Zeitvergeudung wäre. Meines Wissens ist Hartmanns Sprachverführtheit noch nicht untersucht worden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2014 um 04.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26681
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In jenem Heft über Leichte Sprache (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#26440) lese ich auch wieder einmal, was mir bei den Ausarbeitungen von Laien über Sprache solchen Überdruß bereitet: die allseits beliebten Zitate, aus dem Zusammenhang gerissen und Wissenschaft durch scheinbare Weisheit ersetzend:
Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. Ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist, so kommen keine guten Werke zustande. Kommen keine guten Werke zustande, so gedeihen Kunst und Moral nicht. Gedeihen Kunst und Moral nicht, so trifft die Justiz nicht. Trifft die Justiz nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Also dulde man keine Willkürlichkeit in den Worten. Das ist es, worauf es ankommt. (Konfuzius)
Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. (Wittgenstein)
Das erste darf man nicht genau bedenken, damit die Zumutung nicht erkennbar wird; das zweite ist ohne den Zusammenhang unverständlich oder wird zwangsläufig mißverstanden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2014 um 14.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26530
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„Weil die fortgeschrittenste Gestalt des Denkens in der Gegenwart die kritische Theorie der Gesellschaft ist ...“ (Horkheimer 1937) Also: „Meine Gedanken sind die fortschrittlichsten, die es gibt.“ Es muß große Freude bereiten, so etwas zu verkünden.
Im selben Text auch eine der Stellen, an denen die Dialektiker mit logischen Begriffen spielen, von denen sie nichts verstehen:
„Zwischen den Urteilsformen und den geschichtlichen Epochen bestehen Zusammenhänge, über die eine kurze Andeutung gestattet sei. Das kategorische Urteil ist typisch für die vorbürgerliche Gesellschaft: so ist es, der Mensch kann nichts daran ändern. Die hypothetische wie die disjunktive Urteilsform gehören im besonderen zur bürgerlichen Welt: unter gewissen Umständen kann dieser Effekt eintreten, entweder ist es so oder anders. Die kritische Theorie erklärt: es muss nicht so sein, die Menschen können das Sein ändern, die Umstände dafür sind jetzt vorhanden.“ (Horkheimer 1937)
Allerdings sind die Schriften der Frankfurter Schule voll kategorischer und apodiktischer Urteile, was man natürlich längst gemerkt hat. Sogar wohlwollende Beobachter wundern sich über den Ton des „So ist es und nicht anders“.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 09.08.2014 um 18.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26517
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Siehe auch unter »Disciplina arcani«. Letztendlich hat sich das Prinzip der wissenschaftlichen Offenheit durchgesetzt, selbst in Fächern wie der Philosophie, wo es nicht darauf ankommt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2014 um 17.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26516
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Platons Schriftkritik ist für uns hier interessant. Es kann sein, daß er mündlich etwas anderes gelehrt hat als in den Dialogen steht, die ja auch keine Lehrschriften sind. Der Wikipedia-Artikel zu "Platons ungeschriebener Lehre" ist gewiß so gut, wie er nur sein kann, aber wenn man sich das Referat der ungeschriebenen Lehre ansieht – kann ein normaler Mensch auch nur im entferntesten verstehen, was das Ganze bedeutet? Und wenn Plotin, wie vermutet wird, Platon gar nicht sehr verfälscht hat, sondern sich mit Recht als dessen getreuen Fortsetzer betrachten konnte – versteht denn jemand, was Plotin eigentlich sagt? Ich könnte natürlich auch lang und breit über Prinzipien, das Eine und das Gute reden, aber das wäre nur Wortemacherei, ich verstünde mich selbst nicht.
Und das mag letzten Endes der Sinn von Platons Schriftkritik sein: Verständnis kann nicht übertragen werden, sondern muß in jedem einzelnen selbst entstehen. Dorthin kann der Dialog führen, aber mehr auch nicht. Damit wären wir noch ganz nahe am "Phaidros". Die rekonstruierte ungeschriebene Lehre läßt den großen Mann als Mystifax erscheinen, der sich zweifellos was wunderlich Schönes gedacht hat, aber was geht es uns an? Die Philosophen haben sich allezeit mit den größten Gegenständen befaßt und folglich Antworten gefunden, die allesamt verweht sind.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2014 um 08.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26503
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Ich werde in dieser Anmerkung die Identität als den Satz der Identität näher betrachten, der als das erste Denkgesetz aufgeführt zu werden pflegt.
Dieser Satz in seinem positiven Ausdrucke A=A, ist zunächst nichts weiter, als der Ausdruck der leeren Tautologie. Es ist daher richtig bemerkt worden, daß dieses Denkgesetz ohne Inhalt sey und nicht weiter führe. So ist die leere Identität, an welcher diejenigen festhangen bleiben, welche sie als solche für etwas Wahres nehmen und immer vorzubringen pflegen, die Identität sey nicht die Verschiedenheit, sondern die Identität und die Verschiedenheit seyen verschieden. Sie sehen nicht, daß sie schon hierin selbst sagen, daß die Identität ein Verschiedenes ist; denn sie sagen, die Identität sey verschieden von der Verschiedenheit; indem dieß zugleich als die Natur der Identität zugegeben werden muß, so liegt darin, daß die Identität nicht äußerlich, sondern an ihr selbst, in ihrer Natur dieß sey, verschieden zu seyn.
Ist das verschieden von den Sophismen, über die sich Platon im "Euthydemos" lustig macht? Die Identität von Identität und Nichtidentität wird (in diesen Worten) weitergereicht bis zum heutigen Tage, als Kern der "Dialektik".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2014 um 04.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26355
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Als Beobachter der Welt können wir nach Luhmann nur das identifizieren und beschreiben, was für uns beobachtbar ist. (Wikipedia: Niklas Luhmann)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2014 um 11.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26344
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Neulich wollte ich Bernhard Greiners Buch "Die Tragödie" (Stuttgart 2012) lesen, bin aber nur bis S. 17 gekommen:
Es überrascht nicht, dass Nietzsche, der gegen den Substanzverlust des Tragischen durch sinnstiftende Einbettung in Modelle menschheitsgeschichtlicher Progression anschreibt und dem entgegen den ursprünglichen Gehalt des Tragischen aus einer Ästhetik der Präsenz wiedergewinnen will (u. a. in der Zentrierung auf das Pathos, auf die sich verselbständigende, aus der Zeit sich heraussprengende Sprachwerdung des Leidens des Helden bei entsprechender Abwertung der Handlung), dass dieser Nietzsche an der Durchdringung von Präsenz und Repräsentation im theatralischen Spiel das Moment der Präsenz des Absoluten oder Heiligen stark macht, sachgeschichtlich in der entschiedenen Rückführung der Tragödie auf das kultische Spiel nicht nur im Zeichen, sondern um den Gott Dionysos – wenn er ihn als den ›einzigen Bühnenhelden‹ bestimmt, während »alle die berühmten Figuren der griechischen Bühne […] nur Masken jenes ursprünglichen Helden Dionysus« seien –, wortgeschichtlich, indem er am Drama den Aspekt des Ereignisses, also dessen, was sich – zeitlicher – Vermittlung verweigert, als das Wesentliche aufweist: (folgt Nietzsche-Zitat)
So geht es über 800 Seiten, durchweg gesundheitsschädlich. Der letzte Satz auf S. 834 ist griechisch, aber mit falschem Spiritus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2014 um 08.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#26061
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Alle höchsten Wahrheiten jeder Art sind durchaus trivial und eben darum ist nichts notwendiger als sie immer neu, und wo möglich immer paradoxer auszudrücken, damit es nicht vergessen wird, daß sie noch da sind, und daß sie nie eigentlich ganz ausgesprochen werden können. (Friedrich Schlegel: Über die Unverständlichkeit)
Was mag das bedeuten? Der enorme Anspruch, etwas über „alle höchsten Wahrheiten jeder Art“ zu sagen, sollte stutzig machen. Sätze sind wahr oder nicht, es gibt nicht ohne weiteres eine Rangordnung zwischen höchsten, hohen und weniger hohen „Wahrheiten“. Wissenschaftler freuen sich, wenn sie einen wahren Satz aufstellen können, zum Beispiel in der von Schlegel ebendort erwähnten Chemie oder Mathematik. Man könnte aber auch die Sprachwissenschaft nennen, der Schlegel näher steht. Was bedeutet „trivial“ hier? Höchste Wahrheiten, die „nie eigentlich ganz ausgesprochen werden können“, erinnern an die Theologie, durch die sich die Menschen an eine solche schwärmerische Ausdrucksweise gewöhnt haben. Daher auch der fortwährende Gebrauch des Wortes Unendlichkeit in einem nichtmathematischen Sinn, auch bei Fichte und Novalis, die Schlegel zitiert.
Schlegel gibt den Terror des allseitig um sich greifenden Verstehens-Imperativs, jener „Wut des Verstehens“, wie Hörisch formuliert, der Lächerlichkeit preis.
(http://edoc.hu-berlin.de/hostings/athenaeum/documents/athenaeum/2010-20/renneke-petra-211/PDF/renneke.pdf)
(Mit der „Wut des Verstehens“ zitiert Jochen Hörisch Schleiermacher, der den Ausdruck in seinen Reden über die Religion verwendet.)
Ist „Terror“ nicht ein bißchen hoch gegriffen? Petra Renneke zitiert weiter:
„Ich wollte zeigen, daß die Worte sich selbst oft besser verstehen, als diejenigen von denen sie gebraucht werden, [...] ich meine eine reelle Sprache, daß wir aufhören möchten mit Worten zu kramen, und schauen alles Wirkens Kraft und Samen. (KFSA 2, S. 364)
Durchaus im Vorgriff auf die moderne Sprachästhetik verweist Schlegel auf die Selbstreflexivität der Sprache, die sich auf sich selbst konzentriert und nicht so sehr auf ihre Verwendung; denn der Rezipient der Worte scheint weniger zu verstehen als die Worte selber sagen.“
„Die moderne Sprachästhetik“ - damit sind offensichtlich Derrida und seine – überwiegend französischen – Gesinnungsgenossen gemeint, anderes kommt gar nicht erst in Betracht. Wer außerhalb dieses Kreise steht, in dem man sich die Bälle zuwirft, dem kann man nicht einmal erklären, was überhaupt gemeint ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2014 um 03.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#25886
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Nachtrag zu Sokal:
Michel Foucault, Roland Barthes, Julia Kristeva and other icons of haute francophonyism. (Richard Dawkins: The God Delusion. London 2006:347)
Hübsch gesagt.
Im selben Buch stoße ich auf the Diet of Worms, was abgesehn von der Großschreibung ja auch eine lustige Sache ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2014 um 04.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#25641
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Aus dem „Manifest Geisteswissenschaft“ (im Singular!) von Mittelstraß u. a.:
In den USA (auch in einigen europäischen Ländern) gibt es an jeder Universität, die etwas auf sich hält, ein Institute for Advanced Study, vornehme kleine Forschungseinheiten, in denen jenes nationen-, fach- und disziplinenübergreifende Gespräch gepflegt wird, aus dem die gedankliche Innovation entstehen kann. Der französische Romancier Michel Houellebecq hat diesem Gespräch den Erfolg der berühmten Kopenhagener Schule im Umkreis von Niels Bohr und seiner Nobelpreisschmiede zugeschrieben. In seinem Landhaus Tilsvilde empfing Niels Bohr ‚Wissenschaftler aus anderen Fachrichtungen, Politiker, Künstler; die Gespräche verliefen in zwanglosen Bahnen, von der Physik zur Philosophie, von der Geschichte zur Kunst, von der Religion zu Alltäglichem. Seit den Anfängen der griechischen Philosophie hatte es nichts Vergleichbares gegeben; in diesem außergewöhnlichen Kontext wurden in den Jahren 1925 bis 1927 die grundlegenden Begriffe der 'Kopenhagener Deutung' formuliert, die die bestehenden Kategorien Raum, Kausalität und Zeit weitgehend aufhoben‘.
Hier wird mit windigen Zusammenhängen ein sekundärer Nutzen der Geisteswissenschaften unterstellt, ähnlich wie mit dem dürftigen Hinweis, Heisenberg habe das altsprachliche Gymnasium besucht usw. Das läßt man sich dann sogar von dem Romanautor Houellebecq bestätigen, der bisher nicht als Wissenschaftssoziologe hervorgetreten ist. Wie ist die Entwicklung der modernen Physik wirklich verlaufen, welchen Einfluß hatte die Kunst darauf? Ist „Vornehmheit“ überhaupt eine relevante Eigenschaft für Wissenschaftseinheiten?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2014 um 09.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#25368
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Das Feuilleton der FAZ will eine Serie bringen, zu der Gumbrecht schon mal den einleitenden Essay beigesteuert hat, anscheinend wählt er auch die künftigen Beiträger aus, sicher in Abstimmung mit Schirrmacher (Morozov usw., alte Bekannte).
„Die Geisteswissenschaften reagieren ratlos auf die digitale Revolution. Doch die verändert die Welt und die Art, wie wir uns selbst erleben, dramatisch. Es ist überlebenswichtig, diesen Wandel mit neuen Begriffen fassen und beeinflussen zu können.“
Reagieren „die“ Geisteswissenschaften überhaupt auf diese „Revolution“ (falls es eine solche gibt)? Wer reagiert wann und wo? Deutlich wird nur der Machtanspruch: man will etwas beeinflussen. Aber warum eigentlich? Und wer ist es, der diesen Anspruch erhebt, und was berechtigt ihn dazu? Bei den Religionen wußten wir es noch, bei den Geisteswissenschaften versteht es sich keineswegs von selbst.
„Unsere in programmatischer Absicht zugleich publizistische und akdemische Initiative schließt in drei Hinsichten an eine von Martin Heidegger freigesetzte Dynamik an. Sie unterstellt, dass das Denken der Gegenwart in einer Öffnung auf die neueste Technik seine Bewährung finden muss; dass davon tatsächlich das Überleben der Menschheit abhängen könnte; und dass das Denken der Gegenwart seine entscheidenden Fragen und Perspektiven noch immer zu identifizieren hat.“
Verstehen Sie das? Welche Dynamik hat Heidegger freigesetzt? Woran merkt man, daß das Denken seine Bewährung findet? Welche Fragen des Denkens der Gegenwart sind entscheidend, und was entscheiden sie - zumal man sie erst noch zu identifizieren hat?
"Erst in dieser gesellschaftlichen und intellektuellen Konstellation zeigt sich die ganze Signifikanz eines Motivs, von dem große Denker der vorigen Generation, Jacques Derrida etwa oder Friedrich Kittler in Deutschland, besessen waren. Sie hatten immer wieder darauf hingewiesen, wie das klassische westliche Denken (und die Wissenschaft als sein Produkt) seit den griechisch-antiken Ursprüngen vom strukturellen Impuls der linearen Schrift ermöglicht und zugleich limitiert worden war. Vieles spricht dafür, dass die Entfaltung dieser Möglichkeiten um 1900 ein Ende und ein Stadium der Ermüdung erreicht hatte, so dass sich die Philosophie und die Geisteswissenschaften im zwanzigsten Jahrhundert mit der Produktion von Alternativen und Varianten am Leben gehalten hatten.
Jetzt stehen wir - als Intellektuelle und Wissenschaftler - wieder an einem Anfang, der als Herausforderung durchaus mit dem Anfang des fünften vorchristlichen Jahrhunderts zu vergleichen ist, aber aufgrund der demographischen, ökologischen und auch politischen Bedingungen, unter denen wir mit ihm konfrontiert sind, eine ganz andere Dimension der Dringlichkeit und vor allem des Risikos mit sich bringt."
Das könnte uns interessieren wegen der Erwähnung der Schrift, aber es geht alles unter im bildungsgesättigten Wortschwall.
Bei Husserl sollte das Überleben der Menschheit davon abhängen, daß die Wissenschaften Husserls Phänomenologie zu ihrer Grundlage machten. Die Phänomenologie ist verschollen, die Menschheit lebt immer noch. Nun geht es, wie Gumbrecht ständig wiederholt, schon wieder um das Überleben der Menschheit. Es ist aber doch nur Wichtigtuerei und höherer Blödsinn.
(Wieso waren Derrida und Kittler "große Denker", und was ist ein großer Denker? Haben sie was herausgefunden oder nicht? Den Vergleich mit dem Beginn des 5. vorchristlichen Jahrhunderts kann man ja schon mal hinschreiben, die Einzelheiten folgen auf Nachfrage, nehme ich an, das ist gar kein Problem. Dazu paßt, daß der Wikipedia-Eintrag über Gumbrecht vermerkt: "Seit der Jahrtausendwende besitzt Gumbrecht die amerikanische Staatsbürgerschaft." So ein Zusammentreffen muß gefeiert werden: Das Jahrtausend und die Staatsangehörigkeit Gumbrechts wechselten zum selben Zeitpunkt!)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2014 um 16.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#24971
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Kleine Denksportaufgabe:
x ist die Tat der theoretischen Intelligenz im eigentlichen Sinne, denn sie ist die äußerliche Äußerung derselben.
Welches Wort habe ich durch x ersetzt?
(Und wenn Sie es erraten haben: Welchen Gewinn ziehen Sie aus dieser Definition?)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2013 um 09.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#24412
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Hegel spricht in der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes bekanntlich (?) von der "Anstrengung des Begriffs", und das ist ihm inzwischen 76.000 mal nachgesprochen worden. Ich weiß nicht. was es an Ort und Stelle bedeutet, ich verstehe den Abschnitt nicht und auch die ganze Einleitung so wenig wie die Phänomenologie, obwohl ich allein über die Einleitung vor 50 Jahren ein ganzes Seminar besucht habe. Allerdings weiß ich noch, daß dieses Buch mich in eine Art Rausch des Unverständlichen versetzen konnte, wie manche Unsinnspoesie oder auch Adorno/Horkheimer.
Ob die Nachplapperer wissen, was sie damit meinen? Oder sagen sie es nur, weil es ungemein putzt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2013 um 13.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#24403
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Nicht mal Geisteswissenschaftler, sondern eben Geistwissenschaftler (Spökenkieker und Wunderheiler).
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.11.2013 um 12.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#24402
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Es gibt Skalarfelder (Temperatur, Druck usw.), aber keine Skalarwellen (jedenfalls nicht in der Antennentechnik) – außer, Geisteswissenschaftler haben wieder einmal physikalische Begriffe zweckentfremdet, genauer gesagt, mißbraucht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2013 um 05.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#24397
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Das Irritierende am Sokal-Hoax ist, daß erwachsene Menschen nicht immer in der Lage sind, Unsinnstexte in ihrer Muttersprache zu erkennen. Das ist wie bei einem Vexierbild. Gebäude, die M. C. Escher gezeichnet hat, scheinen auf den ersten Blick bewohnbar zu sein, erst auf den zweiten erkennt man, daß das doch recht ungemütlich werden könnte. Okkultisten aller Art mischen die Wörter in einer scheinbar sinnvollen Weise:
Das Nervensystem und das Quantenvakuum – die virtuell-energetischen Welten – besitzen jeweils Potenziale und Ladungen, die über Skalarwellen und das universale Informationsfeld, die so genannte Holographische Fraktalmatrix gegenseitig in Kontakt stehen und wechselwirken können. (Norbert Schattmann)
Jede Buchhandlung hat heute eine Abteilung, in der solcher Unsinn verkauft wird (hier "Quantenmedizin").
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2013 um 11.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#24047
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Was Sokal seinerzeit nur andeutete, findet man zum Beispiel bei Mara Beller mit krassen Zitaten nachgewiesen: Schon die Heroen der modernen Physik (Bohr, Born, Pauli, Jordan) haben die Grenze ihres Faches in fataler Weise überschritten und sich zu Fragen der Psychologie und Philosophie in einer Weise geäußert, die mindere Geister anregen und ermuntern mußte, es ihnen gleichzutun, obwohl sie nicht einmal auf Verdienste in harten Wissenschaften verweisen konnten:
www.mathematik.uni-muenchen.de/~bohmmech/BohmHome/sokalhoax.html
Ich verstehe nicht viel von Physik und Mathematik, aber schon als Gymnasiast habe ich mich bei zufälliger Lektüre von Pascual Jordan und anderen davon überzeugt, daß diese Großen in philosophischen Dingen auch nur mit Wasser kochen und überhaupt keine Beachtung verdienen.
In der FAZ erschien gerade ein Artikel von David Gelernter, der wie so viele darauf besteht, daß es neben der physischen Welt noch eine geistige gebe, den Geist oder das Bewußtsein oder die Subjektivität. Er berief sich naturgemäß auch auf Searle, dessen "Wiederentdeckung des Geistes" wohl sein schlechtestes Werk ist. Auch Thomas Nagel wurde erwähnt, dessen Fledermaus-Aufsatz leider sehr erfolgreich war. Er hat den Mentalismus noch einmal mächtig gestützt.
Diese Denkweise ist meiner Ansicht nach die wichtigste Voraussetzung all der Verirrungen. Und sie läßt sich fast gar nicht bekämpfen, denn das Bewußtsein, verdammt noch mal, das gibt es doch einfach, oder? (Damit versuche ich Searles Tonfall zu treffen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2013 um 05.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#24015
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In der FAZ bespricht eine Altphilologin eine Schrift, die sich mit Deleuze' Interpretation des Lukrez beschäftigt. Über Deleuze, der einen wohlverdienten Platz auf Sokals Abschußliste hat, heißt es bei Wikipedia:
"Deleuze' Schriften entziehen sich der leichten Lesbarkeit, was einem artifiziellen, hochkomplexen und assoziativen Schreibverfahren geschuldet ist. (...) Seine Schriften befassen sich eklektisch mit so unterschiedlichen kulturellen Gebieten wie Psychoanalyse, Anthropologie, Sprachwissenschaft, politischer Ökonomie, Soziologie, Geschichte, Biologie, Musik, Kunst, Literatur, Architektur und Kino. Mit Enthusiasmus wurden sie in den Geisteswissenschaften aufgenommen, vor allem in Medientheorie, ästhetischer Theorie, Literaturwissenschaft, Cultural Studies und Gender Studies, aber auch politisch im Neoanarchismus und im Postoperaismus."
Warum sollte uns interessieren, was Deleuze zu Lukrez sagt? Irgendwie gehört er zu denen, die poststrukturalistisch etwas mit Lukrezens "Simulacrum" angestellt haben, aber ich halte mich lieber an den wundervollen Lukrez selber.
Übrigens geht es natürlich nicht um die "Interpretation" des Lukrez, das ist völlig überholt. Interpretationen können mehr oder weniger richtig sein. Heute widmet man den Autoren „Lektüren“, gern auch „Relektüren“, und es wäre lächerlich, hier die Wahrheitsfrage zu stellen. Wahrheit ist überhaupt ein überholtes Konstrukt. Lektüren sind einfach Ereignisse, die stattfinden, und alle sind gleich unmittelbar zu Gott. Deshalb kann jeder zu allem etwas beisteuern. Fachkenntnisse sind nicht nur unnötig, sie sind der Gipfel der Lächerlichkeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2013 um 05.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#23467
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Rudolf Steiner glaubte, das unpersönliche es der Witterungsimpersonalia sei eine Verkürzung von Zeus. Überhaupt seien viele deutsche Wörter aufs Griechische zurückzuführen.
Wer sich einmal als Prophet etabliert hat, kann jeden Einfall, sei er noch so albern, zu Papier bringen, und es werden sich Leute fiinden, die auch das noch hinnehmen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2013 um 17.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#23162
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Die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie (so heißen wir hier) ist in einem "Leitbildprozess", dieser wiederum im "Entstehungsprozess", und wir sind aufgefordert, uns daran zu beteiligen. Es gibt an jeder Universität Leute, die sich gern mit so etwas beschäftigen.
Man sollte das Leitbild, wenn es fertig ist, am Ersten Mai vorstellen, dem Kampftag der internationalen Arbeiterklasse. Anschließend beginnt der Prozess des Erfüllens und Überbietens.
Vor einigen Jahren wollte die Regierung Stoiber den bayerischen Beamten schon ein Leitbild vorsetzen, das aber wegen zu großer Ähnlichkeit mit Scientology erst mal wieder in der Versenkung verschwand. Aber wer weiß, vielleicht ist es dann doch in Kraft getreten, und ich habe meinen Beruf ausgeübt, ohne davon zu wissen.
Leitbilder kosten wenigstens nichts.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2013 um 06.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#23134
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Vor einigen Jahren wurde an der Universität Köln ein üppig finanziertes "Internationales Kolleg" gegründet: Morphomata – Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen. Die FAZ (Oliver Jungen) hat sich damals schon darüber lustig gemacht, sogar der Festredner Gumbrecht (der die Gabe der Allgegenwart besitzt) scheint seine Zweifel gehabt zu haben. Das Programm liest sich so:
Abgeleitet von dem griechischen Wort mórphôma – die durch den Prozess der Gestaltgebung entstandene Form kultureller Gegenstände – bezeichnet der neu eingeführte Konzeptbegriff Morphom sinnlich wahrnehmbare Formen: Gebilde, Artefakte und Figuren, in denen sich unser Wissen manifestiert. Der Kerngedanke des Internationalen Kollegs zielt auf diese Konkretionen und verhandelt sie gleichsam als Denkbilder einer historischen wie interkulturellen Vermittlung.
Forschungsperspektive
Einen interdisziplinären wie kulturübergreifenden Ansatz verfolgend, beschäftigt sich die Morphom-Forschung mit der Entstehung, dem Wandel und der Medialität dieser Figurationen.
An die Stelle einer Einfühlung in fremde Kulturen tritt hier die Übersetzung fremder Denkbilder und Formen in das eigene Denken, um kulturellen Wandel verständlich zu machen. Goethes Verständnis von „Literatoren“ als Agenten einer Weltliteratur und -kultur steht hierfür Pate.
Digitale Agora
Eine Digitale Agora symbolisiert die Arbeit des Kollegs und fungiert nicht nur als Diskussionsforum und Begegnungsstätte, sondern dient der Bildung eines historischen und interkulturellen kommentierten Archivs von Morphomen. Geschaffen wird hiermit ein virtueller Wissensraum, der Archivstrukturen in eine interaktive Plattform einbettet, Informationstausch und Öffentlichkeitswirksamkeit verbindet.
Man tut also dasselbe wie andere, nur unter lauter neuen Bezeichnungen. Es erinnert mich an die Interkulturelle Germanistik.
Natürlich kann man sich bei Lust und Laune auch an den einzelnen"Konzeptbegriffen" ergötzen. So soll also die Form kultureller Gegenstände "durch den Prozess der Gestaltgebung entstanden" sein. Ja, wie denn sonst? Und der Prozeß der Gestaltgebung ist einfach die Gestaltgebung selbst.
Man wird sehen, daß der gänzlich überflüssige Begriff des "Morphoms" nicht mehr aus den Geisteswissenschaften verschwindet. Dutzende von Autoren werden sich bemühen, ihn zu definieren ...
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.01.2013 um 01.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#22501
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Vielleicht bräuchten die Sprachwissenschaftler mal einen Sokal.
http://en.wikipedia.org/wiki/Sokal_affair
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 20.01.2013 um 22.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#22415
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Bei Wikipedia gibt es einen Artikel Illokutionärer Akt, in dem man erfährt:
Der illokutionäre Akt ist ein "Aspekt", eine "Teilhandlung", "Funktion", "Komponente", "Zweckbestimmung" oder "spezifische Rolle" des Sprechaktes, der "Handlungszweck einer Äußerung". In der Sprechakttheorie wird er abgegrenzt von den Aspekten der Lokution und Perlokution (lokutiver Akt, perlokutiver Akt) und bei Searle auch von der Prädikation. [...]
Zentraler Gedanke des Konzepts der Illokution ist, dass mit einem lokutiven Akt zugleich auch ein illokutiver Akt ausgeführt wird. Neben der Bedeutung, die zum lokutiven Akt gehört, ist eine spezifische illokutive Kraft (auch: illokutive Rolle; kommunikative Kraft; engl. illocutary force) auszumachen. Damit wird die "behauptende Kraft" von Gottlob Frege "verallgemeinert". [Und so weiter]
Darüber hat ein kluger Kopf den Hinweis eingebaut: Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht allgemeinverständlich formuliert.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2013 um 17.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#22255
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Einverstanden! Allerdings sehe ich nicht nur die Einzelblüte, sondern einen gewaltigen Zusammenhang: Die strukturalistische und dann generativistische Theorielastigkeit der Sprachwissenschaft hat auch einen Wortschwall erzeugt, der oft sinnfrei vor sich hin sprudelt. Der Physiologe Otto-Joachim Grüsser schrieb mal:
"Der Verlust des Bezuges zur Wirklichkeit ist die Gefahr, die immer droht bei differenzierterem Gebrauch der Sprache."
Das ist so, aber eigentlich ist es doch eine Ungeheuerlichkeit. Kann jemand kauen und kauen und gar nicht merken, daß er nichts im Mund hat?
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.01.2013 um 16.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#22254
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Gehört dieser Tagebucheintrag nicht eher in die Rubrik »Blüthen der Thorheit«?
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Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 03.01.2013 um 16.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#22253
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Loriot hätte wohl gesagt: "Ach!?"
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