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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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04.08.2013
 

Blumen und Bienen
Zeichen in der Natur

Form, Farbe und Duft der Blüten sind Zeichen, weil sie sich unter dem Einfluß der bestäubenden Insekten (manchmal auch Kolibris) so entwickelt haben. Diese "empfängerseitige Semantisierung" ist das Merkmal wirklicher Zeichen. (Dazu mein Text "Wirkliche Zeichen".)

Ich habe mich oft gewundert, warum wir Menschen den Duft von Blüten ebenfalls meistens als angenehm empfinden, denn von uns haben die Pflanzen ja nichts, im Gegenteil, wir ernten sie oft vor der Frucht. Aber sogar Elefanten pflücken sich Blumensträuße, um daran zu riechen.

Die Lösung dieses evolutionären Rätsels dürfte darin liegen, daß wir eigentlich nicht an den Duft der Blüten, sondern an den der Früchte angepaßt sind. Wie andere Tiere wählen wir die Nahrung mit der Nase aus, und was gut und appetitlich riecht und schmeckt, ist auch meistens zum Essen geeignet. Die Pflanzen erzeugen für die Bienen auch einen Duft, und weil die Riechstoffe in Blüten und Früchten im großen und ganzen dieselben sind, spricht unsere angepaßte Geruchswahrnehmung eben auch auf Blüten an. Diese Anpassung ist aber einseitig, daher nicht zeichenhaft. Die Pflanzen erzeugen die wohlschmeckenden Früchte und Blätter nicht, damit (evolutionär: weil) wir sie essen. Viele Aromen in Blättern und Wurzeln gehen sogar auf Abwehrstoffe gegen Freßfeinde zurück, aber wir haben "gelernt", sie trotzdem zu essen, vor allem, wenn die Freßfeinde weit von uns entfernt sind (Raupen, aber keine Säugetiere).



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Kommentare zu »Blumen und Bienen«
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.10.2023 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51865

Na ja, ich habe dort von den zwei Bedeutungen von Information geschrieben, hätte es besser Sichtweisen nennen sollen. Shannon/Weaver sehen vor allem die nachrichtentechnische Seite und haben natürlich recht, wenn sie sich in diesem Zusammenhang von "meaning" abgrenzen. Aber ist es in einem allgemeinen Sinne nicht völlig klar, daß die rote Farbe der Blüte doch auch etwas mit der Nachricht "Die Blüte ist rot" zu tun hat? Daß es letztlich um die gleiche Information geht?
Man kann nun zwar genau angeben, wieviel Bits man zur Übertragung/Speicherung dieses Satzes (der im übrigen nicht eindeutig ist und dessen Inhalt sehr vom gesamten Kontext abhängt) benötigt, aber wieviel Bits verwendet die Blüte für die gleiche, direkt vorgezeigte Information? Das kann man nicht in Bits ausdrücken, trotzdem aber ist die Zusammengehörigkeit beider Sichtweisen ganz offensichtlich, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51862

Gerade zieht der Mond am Jupiter vorbei. Sieht hübsch aus, hat aber nichts zu bedeuten. Im Osten geht die superhelle Venus auf. Astrologen deuten das alles als Zeichen, es sind aber keine. Sie senden keine Nachricht, keine Information.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 03.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51859

Soweit ich es verstehe, finde ich das nicht richtig. Sie waren auch schon mal anderer Meinung: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#49016

Und in dem seinerzeit zitierten Gründungstext von Shannon/Weaver, die es ja wohl wissen müssen, hieß es ausdrücklich:
„The word information, in this theory, is used in a special sense that must not be confused with its ordinary usage. In particular, information must not be confused with meaning. In fact, two messages, one of which is heavily loaded with meaning and the other of which is pure nonsense, can be exactly equivalent, from the present viewpoint, as regards information ... the semantic aspects of communication are irrelevant to the engineering aspects.“ (Claude E. Shannon/Warren Weaver: A Mathematical Model of Communication. Urbana 1949:99)

Im Augenblick sehe ich aber nicht, was ich noch sagen könnte, ohne mich dauernd zu wiederholen, und will darum das Thema Information erst mal nicht weiterverfolgen. Mein Hauptpunkt ist ja die Unterscheidung wirklicher Zeichen, die durch empfängerseitige Semantisierung entstanden sind, von bloßen Mustern, die keine solche Entstehungsgeschichte haben und höchstens als Anzeichen genutzt werden können. Darauf müßte man sich einigen können.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.10.2023 um 22.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51857

Ich habe zwei Einwände:

In der Natur gibt es kein "über", das sehe ich auch so, aber hier verwende ich "über" in meiner Sprache, um die Natur zu beschreiben.
Daß die Farbe Rot eine Information der Blüte "über" sich selbst ist, sage ich, nicht die Blüte. Die Blüte ist der Informationsträger.

Ich halte es für falsch und irreführend, von verschiedenen Informationsbegriffen zu sprechen. Es handelt sich in Wahrheit nur um verschiedene Aspekte oder Teilaspekte einer einzigen Eigenschaft von Materie, der Information.
Z. B. kann jemand, der die Blüte selbst nicht gesehen hat, die gleiche Information "Die Blüte ist rot" natürlich auch als Nachricht erhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2023 um 03.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51835

Sie wiederholen das, was ich bestreite. Es gibt den wahrscheinlichkeitsmathematischen Begriff von Information (Shannon/Weaver), der hier aber nicht gemeint sein kann. Denn Sie sprechen von "Information über...", d. h. vom alltagssprachlichen Begriff im Sinne von "Nachricht", also Kommunikation. Die Farbe Rot ist aber kein kommunikatives Zeichen. In der Natur gibt es kein "über...", keine Intentionalität. (Ich habe das sehr ausführlich unter "Naturalisierung der Intentionalität" begründet.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.10.2023 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51833

Der Mensch kann natürlich aus jeder Information Schlußfolgerungen ableiten. So gesehen ist die Farbe Rot dann für den Menschen in einem zweiten Schritt auch eine Information über Bestäubung und Bestäuber.

Aber der Mensch erzeugt diese Information nicht. Wenn man es genau nimmt, muß man schon unabhängige Information von bloß abgeleiteter Information unterscheiden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2023 um 22.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51832

Meiner Ansicht nach ist die Farbe Rot selbstverständlich eine Information, aber eine über die Pflanze selbst. Nicht über die Bestäubung oder den Bestäuber, sondern für den Bestäuber. Für den (nicht vom) Zoologen auch, wobei dieser natürlich nicht zur Spezialisierung der Pflanze beigetragen hat, sondern nur beobachtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2023 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#51827

Zur Kritik an Dawkins:
Manche Blüten, z. B. bestimmte Salbeiarten, zeigen ein klares Rot (ohne Blaustich), das von Bienen gar nicht wahrgenommen werden kann, wohl aber von Vögeln. (Das Beispiel ist von Dawkins selbst.) Der Biologe schließt messerscharf, daß solche Exophyten in ihrer Heimat von Kolibris bestäubt werden. Soll man nun sagen, die Pflanze enthalte eine „Repräsentation“ oder ein „Modell“ der Kolibris (und auch umgekehrt, wie bei jeder Koadaptation), oder gar eine „Information“ über Bestäubung und Bestäuber? Damit wäre nichts gewonnen. In Wirklichkeit wird die Information vom Zoologen erzeugt, der seine Erkenntnisse mitteilt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2020 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#44791

Ich habe die Reviermarkierung durch Urin erwähnt. Da gibt es aber ein Problem.

Tiere müssen ihre Blase entleeren, das ist die Primärfunktion. Die Nutzung als Zeichen ist eine Exaptation. Aber welche "Bedeutung" dieses Zeichenverhalten hat, scheint nicht ganz klar zu sein. Kater markieren wohl ihren Herrschaftsbereich. (Mich hat mal ein Tiger im Zoo als Grenzpfosten benutzt.) Außerdem scheint das Kratzen an Bäumen nicht (nur) ein Wetzen der Krallen zu sein, sondern auch Pheromone von den Fußballen zu übertragen. Aber Hunde (Wölfe)? Was der "Nachfolger" da alles herausschnüffelt und wozu eigentlich, wissen wir nicht. In meiner Terminologie sind die Urinspuren teilweise noch "Zeichenkandidaten".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2020 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#44441

Linné ordnete die Lebewesen (und die Mineralien) nach Ähnlichkeit aufgrund von willkürlich gewählten Merkmalen wie Zahl der Staubgefäße oder Schnabelform. So erfaßte er rund ein Tausendstel der heute bekannten oder vermuteten Arten.
Dieses Begriffssystem wurde zum Bestandssystem durch die Ergänzung und Korrektur durch den genetischen Gesichtspunkt. Die gemeinsame Abstammung, die besonders durch die Molekulargenetik noch einmal eine erhebliche Verfeinerung erfuhr, ist natürlich auch die Ursache mancher Ähnlichkeit. Wir Menschen ähneln einander, weil wir eine gemeinsame Mutter haben.
Linné hatte bis zur 5. Auflage noch eine Abteilung Fabelwesen (Paradoxa), wozu er nicht nur Einhörner usw. zählte, sondern auch Pelikane und Antilopen.

Damals war die Grenze zwischen Natur und Übernatürlichem noch fließend, worauf Garry Wills in seinem großen Werk "Head and heart" hinweist. Die Hexenverfolgung von Salem wird in diesen Zusammenhang gestellt. Einflußreiche Theologen konnten damals behaupten, in Massachusetts gebe es mehr Teufel als Einwohner. Die Indianer waren an sich schon teuflisch, wurden aber durch die jesuitischen Missionare gewissermaßen zu Doppelteufeln. Verblüffend die Statistiken, wonach die Amerikaner gerade durch das Disestablishment im Gefolge der Aufklärung immer frömmer wurden. Die Väter der Verfassung waren vergleichsweise unfromm ("Deisten" allenfalls), entgegen einer beliebten Erzählung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2020 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#44371

Noch ein Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#39999 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#40001)

Der Fußgänger kann sich schwer daran gewöhnen, „Verkehrsteilnehmer“ zu sein. Der prototypische Verkehr ist der Autoverkehr. Eine Fußgängerzone kann noch so belebt sein, man wird sie kaum „verkehrsreich“ nennen.

Es gibt bestimmte Verhaltensregeln, die die meisten Fußgänger nicht kennen, die jedoch eingehalten werden müssen. Wussten Sie zum Beispiel, dass Sie als Fußgänger eine Straße nicht quer passieren dürfen? Tatsächlich müssen Sie eine Straße auf dem kürzesten Weg zügig überschreiten. Vorab müssen Sie sich durch einen Blick zuerst nach rechts und dann nach links vergewissern, dass kein Fahrzeug naht. (https://atornix.de/bussgeldbescheid/verkehrsverstoesse-fussgaenger)

Ich gucke immer erst nach links und dann nach rechts und habe es auch den Kindern so beigebracht. "Erst rechts, dann links" dürfte einer gewohnten Abfolge entsprechen, sozusagen auch eine Lectio facilior. Statt „quer“ würde ich „schräg“ (für die Kinder) oder „diagonal“ sagen.

Von Land zu Land verschieden ist die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung. In vielen Texten wird daran erinnert, daß der Zebrastreifen in der Schweiz eher respektiert wird als von deutschen Autofahrern, die sich „kaum“ darum kümmern. Andererseits neigen deutsche Fußgänger dazu, auch in völlig verkehrsfreien Gegenden, sogar nachts, an einer Fußgängerampel zu warten, bis sie auf grün schaltet. Manche Ausländer finden das unbegreiflich oder eben "typisch deutsch".

Die Menschen unterscheiden sich auch individuell danach, ob sie eine Regel ausnahmslos befolgen, auch wenn die Einsicht dagegen spricht. Vom Piloten eines Verkehrsflugzeugs oder dem diensthabenden Ingenieur in einem Atomkraftwerk erwartet jeder, daß er die Sicherheits-Checkliste strikt abarbeitet. Ihr Zweck ist es gerade, Ad-hoc-Erwägungen auszuschließen. Es ist gewissermaßen ein überordneter Erfahrungswert, es hier nicht auf Erfahrung ankommen zu lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2020 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#43613

Der erwähnte, in der evolutionären Verhaltensbiologie viel zitierte Aufsatz ist dieser:

John R. Krebs/Richard Dawkins1984: „Animal signals: mindreading and manipulation“. In: J. R. Krebs & N. B. Davies: Behavioural Ecology: an Evolutionary Approach. 2. Aufl. Oxford 1984:380-402 (auch im Netz mehrfach zu finden)

Die Muskelkraft anderer auszubeuten ist nur eine der grundlegenden Sprachfunktionen und muß nicht einmal die erste gewesen sein. Man kann durch Ankündigen eines Verhaltens von anderen profitieren (s. "Naturalisierung der Intentionalität").

A dog with its teeth bared is statistically more likely to bite than a dog with its teeth covered. This being a fact, natural selection or learning will shape the behaviour of other dogs in such a way as to take advantage of future probabilities, for example by fleeing from rivals with bared teeth. (Krebs/Dawkiins 187)

Der Hund reagiert auf eine vorgeschaltete Phase des Verhaltens, die mit dem eigentlichen Verhalten zusammen ein Bestandssystem bildet, also ein Teil davon ist. Dazu ist kein State of mind und kein Gedankenlesen notwendig. Auch metaphorisch sollte man nicht so reden.

The emergence of communication involves a chicken-and-egg problem: if signals and responses are dependent on one another, then how does such a relationship emerge in the first place?
(https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3311886/)

Das ist eindeutig zu beantworten: Die Zeichenentstehung geht vom Empfänger aus; "empfangsseitige Semantisierung" erzeugt den Selektionsdruck, der das Zeichen ins Leben ruft und immer prägnanter macht (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#39175).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2020 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#43592

Zeichen sind in der Natur auf verschiedenen Wegen entstanden. Evolutionsbiologen vermuten:
Hunde machten ursprünglich vor Angst in die Hose, wenn sie einem anderen, womöglich größeren Hund begegneten.
Daraus wurde durch Ritualisierung die bekannte Reviermarkierung durch Urin.
Vögel atmeten heftiger, wenn sie miteinander um das Territorium stritten. Daraus wurde der Gesang, den wir als lieblich empfinden.
Pinkeln und Singen sind weniger aufwendig als Kämpfen.

Ein anderer Weg ist die Vorspiegelung eines solchen Symptoms. Es kann vorteilhaft sein, ein Pokergesicht zu machen usw. John Maynard Smith hat hierzu viel geschrieben.

John Krebs schreibt: We [nämlich Krebs und Dawkins] saw communication as the means by which one individual, the actor, exploits the muscle power of another, the reactor. In other words we viewed communication as a form of manipulation.

Nun, das ist genau der Beginn von Skinners "Verbal behavior" und wiederum die Episode von Jack und Jill in Bloomfields "Language", das Skinner gleich nach dem Erscheinen gelesen hatte. Ontogenetisch und phylogenetisch die gleiche Struktur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2020 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#43579

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#39920

Ich bin nie dort gewesen, aber schon die Fotografie (https://de.wikipedia.org/wiki/Laetoli) hat einen eigentümlichen Reiz. Auch Dawkins ist davon berührt worden:

More poignant for us, at Laetoli in Tanzania are the companionable footprints of three real hominids, probably Australopithecus afarensis, walking together 3.6 million years ago in what was then fresh volcanic ash. Who does not wonder what these individuals were to each other, whether they held hands or even talked, and what forgotten errand they shared in a Pliocene dawn? (Richard Dawkins: The ancestor’s tale. New York 2004:73)

Ja, warum sollen sie nicht miteinander gesprochen haben? Es gibt kein Gegenargument, wenn man (wie ich) das Kehlkopfargument für nicht schlüssig hält.

Manche meinen ohne irgendeinen Grund, daß die menschliche Sprache 100.000 Jahre alt oder noch jünger ist. Dreieinhalb Millionen Jahre bedeuten ungefähr die halbe Strecke seit der Trennung vom Schimpansen. Sagen wir um des lieben Friedens willen: eine "Protosprache" könnten sie gehabt haben...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2020 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#43506

Christliche Einwanderer erkannten in den Blüten Symbole der Passion Christi. Dabei symbolisieren die zehn Blütenblätter die Apostel ohne Judas und Petrus, die Nebenkrone (violett-weiß) als rotgetüpfelter Nektarienkranz die blutige Dornenkrone, die fünf Staubblätter (gelb, pentagon-ähnlich) die fünf Wunden Christi und die drei Griffel (rotbräunlich, oben) die Kreuznägel. Die Sprossranken sollen die Geißel symbolisieren. Entsprechend entstand der Name Passiflora incarnata – lat. „die fleischgewordene Passionsblume“. Im Laufe der Zeit deuteten die Christen auch andere Pflanzenteile als Leidenswerkzeuge, wie zum Beispiel das Blatt als die „Lanze des Longinus“. (Wikipedia über Passionsblume)

Die Passionsblume weckt durch eine gewisse Unwahrscheinlichkeit ihres Aussehens den Verdacht, ein Zeichen zu sein. Ich spreche hier von einem „Zeichenkandidaten“. Als man es noch nicht besser wußte, nahm man die Deutung in Angriff, s. o. Das entsprach ohnehin dem Geist einer Zeit, die weniger naturwissenschaftlich als theologisch an der Natur interessiert war. Ich habe schon den mittelalterlichen „Physiologus“ erwähnt.
Wir sind uns heute sicher, daß Blüten zwar Zeichen für bestäubende Insekten oder Vögel sind, aber nicht für uns. Die Semantisierung, die zu ihrer Ausprägung führte, fand also wirklich statt, aber wir Menschen waren daran nicht beteiligt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2018 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#40388

Die Zeichnung auf Muscheln oder die Spur des erwähnten Fichtensplintbocks sieht wie Schrift aus und kann daher als "Zeichenkandidat" Leseversuche in Gang setzen. Die Zeichnungen auf den Rollsiegeln der Induskultur sind höchstwahrscheinlich Schriftzeichen; wir bemühen uns weiterhin, sie zu lesen (was wir nicht tun würden ohne jene Vermutung). Bei den Ritzungen der Vinca-Kultur ist es zweifelhaft. Sie sind zweifellos Artefakte, aber die Ähnlichkeiit mit bekannten Schriften ist sehr gering.

Ich habe an verschiedenen Stellen Imponiersprache und Pseudoformalisierungen vorgeführt. Sie sind sprachliche Zeichen, aber es ist nicht von vornherein sicher, daß sie sprachliche Zeichen von der prätendierten Art, nämlich Wissenschaftssprache sind. Mit Formalisierungen kann man "rechnen", mit Pseudoformalisierungen kann man es versuchen, aber es wird nicht klappen. Man könnte also von Zeichenkandidaten zweiter Ordnung sprechen.
Sokal und andere haben sich mit solchem Stoff beschäftigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2018 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#40001

Nachtrag zu den Blinkern:

Ich erinnere mich noch, daß die "Fahrtrichtungsanzeiger" früher tatsächlich eine ikonische Seite hatten, nämlich als ausklappbare Zeiger, die den ausgestreckten Arm nachbildeten, mit dem die ersten Autofahrer ihre Absicht kundtaten. Bei Lastwagen bewegte sich der rote, beleuchtbare Zeiger auf und ab. Das alles war natürlich sehr störanfällig, aber die heutigen Blinkanlagen mußten sich erst gegen die Vorschrift durchsetzen, daß der Winker die Kontur des Fahrzeugs zu verändern hatte.

Ich glaube, daß der Opel P4 diese alten Winker hatte (die aber nicht wirklich winkten, sie hießen nur so, den Ausdruck "Blinker" kannten wir gar nicht).
Wir saßen als kleine Jungen vor der Haustür und zählten die Autos, die Anfang der 50er Jahre durch die Kleinstadt fuhren, kannten auch alle Marken und Typen und trugen sie in Strichlisten ein. Das hatte kein höheres Ziel, es war einfach unser Spiel.
Ich dachte auch immer, der besagte Opel P4 sei damals sehr häufig gewesen, aber wie ich jetzt sehe, kann das nicht stimmen, weil insgesamt nur 65.864 Stück gebaut wurden, alle vor dem Krieg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2018 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#39999

Ein Organismus kann sich besser an eine Veränderung seiner Umwelt anpassen, wenn dieser Veränderung ein weiteres Ereignis vorausgeht. Dem Donner geht der Blitz voraus, beide zusammen bilden ein „Muster“, das Redundanz schafft und Orientierung ermöglicht. Kinder, die den Lärm nicht ertragen, können sich rechtzeitig die Ohren zuhalten. (Daß der Blitz objektiv mehr zu fürchten ist als der Donner, spielt hier keine Rolle.) Ein Teil des Musters ist Anzeichen des anderen, aber kein wirkliches Zeichen, weil seine Existenz nicht von der Nutzung abhängt.

An ein abbiegendes Auto können sich andere Verkehrsteilnehmer besser anpassen, wenn zuvor der Blinker angestellt wird. Blinken und Abbiegen hängen aus der Sicht der anderen zusammen wie Blitz und Donner.

Wie sieht es mit der empfängerseitigen Semantisierung aus, die zum wirklichen Zeichen gehört? Der einzelne nachfolgende Verkehrsteilnehmer kann nicht dazu beigetragen haben. (Auch dies kommt vor, z.B. wenn sich in Familien oder zwischen Eheleuten bewußt oder unbewußt Zeichen herausbilden, die individuell verstärkt worden sind.)
Bräuche bilden sich in einer Gesellschaft. Aber das Zeichengeben der Autofahrer hat sich nicht durch Zufall und Bewährung entwickelt, sondern vermittelt durch den Gesetzgeber, der das Verhalten und die Sanktionen vorgeschrieben hat. Die Straßenverkehrsordnung vertritt den Zeichenempfänger. Sie bringt dem Autofahrer das Zeichengeben bei. Er wird nicht unmittelbar belohnt, sondern durch Vermeidung von Strafen.
Die Motive des Autofahrers interessieren die anderen Verkehrsteilnehmer nicht, ihnen ist nur der verläßliche Zusammenhang wichtig. Der Autofahrer mag aus Gewohnheit blinken, aus Angst vor Strafe oder aus Einsicht. Aus Einsicht kann er auch auf das Blinken verzichten, etwa weil weit und breit niemand zu sehen ist oder weil er Radfahrer nicht ernst nimmt.

(Blinkmuffel: Eine Studie des Auto Club Europa beobachtete 2008 das Blinkverhalten von 394.000 Fahrzeugen an 700 Kreuzungen in Deutschland. Etwa ein Drittel der Fahrzeuge blinkte der Straßenverkehrsordnung nach nicht vorschriftsmäßig, bei abknickenden Vorfahrtsstraßen waren es 45 %. (...) Bei Nicht-Blinken muss mit Verwarnung oder Bußgeld gerechnet werden (in Deutschland u. a. nach § 49 1 Punkt 9 StVO).)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2018 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#39920

Jahresringe in Baumstämmen sind Anzeichen, also keine Zeichen.

Dendrochronologen haben kürzlich aus den Jahresringen erschlossen, daß Wirbelstürme an der Westküste des Pazifiks im Laufe der Jahre immer weiter nördlich auftreten. Aber das war keine "Information" in den Jahresringen, wie Dennett und andere fälschlich meinen.
Bei mir hängt ein gerahmtes Bild, das mir ein paläontologischer Kollege vor 30 Jahren zur gemeinsamen Antrittsvorlesung geschenkt hat: ein selbstaufgenommenes Foto der berühmtesten Fußspuren von Laetoli. Ich habe sie als gerade wieder frischgebackener Vater damals besonders gerührt betrachtet, scheint es doch so, als sei vor 3,6 Mill. Jahren ein vormenschliches Kind an der Hand eines Erwachsenen durch die feuchte Vulkanasche gestapft. Man kann noch mehr rekonstruieren: wer vorher und nachher darübergelaufen ist usw.

Das alles ist vergleichbar den Jahresringen: "Symptome", aber keine Zeichen. Unsere Einführungen in die Sprachwissenschaft müssen von Grund auf überarbeitet werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2018 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#39908

Zeichenkandidaten regen zu Deutungsversuchen an und führen unter Umständen zum Aberglauben. Es gibt unzählige Beispiele. Muster von hoher Unwahrscheinlichkeit können z. B. wie Schriftzeichen anmuten. So funktionieren das chinesische Schafgarbenorakel oder die Deutung von Sprüngen in Schildkrötenpanzern.

Geschälte Baumstämme zeigen oft die Fraßspuren von Käferlarven, z. B. vom Fichtensplintbock. Wer es nicht besser weiß, könnte versucht sein, darin eine geheimnisvolle Schrift zu sehen. (Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich im Wald auf ein solches Muster stoße.)

Wegen der Schriftbezogenheit sind das natürlich verhältnismäßig "späte" Zeichenkandidaten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2018 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#39907

Den Unterschied zwischen bloßen Mustern (regelmäßigem Zusammenvorkommen) und wirklichen Zeichen hat Skinner (in etwas anderen Begriffen) folgendermaßen erklärt:

The word „sign“ does not commit its user to any theory of language. Smoke is a sign of fire and dark clouds a sign of rain. The growl of a vicious dog is a sign of danger. Organisms come to respond to signs through well known behavioral processes. To „signal“ is to make a sign; we account for it through the selecting consequences that would have followed. Fire and rain do not signal, but dogs do, if what other animals have done when they have growled has played a part in the selection of growling. (Burrhus F. Skinner: „The evolution of verbal behavior“. JEAB 1986, 45:115-122, S. 115)

Dieser kurze späte Aufsatz stellt auch die strukturelle Ähnlichkeit von Stammesgeschichte und Lerngeschichte (Konditionierung) besonders klar dar:

http://abacolombia.org.co/biblioteca_virtual/semskinner/verbal_b.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2018 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#39714

Der Zeichenbegriff muß präzisiert werden (wie in meinem Aufsatz "Wirkliche Zeichen").

Hühner gehen in Deckung, wenn sie die Silhouette eines Greifvogels am Himmel sehen.

Jungmöwen picken gegen den Schnabel des Elterntieres, wenn sie dort den roten Fleck sehen, und veranlassen so das Hervorwürgen der Nahrung.

Zwischen beiden Sachverhalten gibt es einen grundsätzlichen Unterschied. Die Hühner erkennen ein Muster, aber die Silhouette des Greifvogels existiert nicht deshalb, weil die Hühner darauf reagieren, sondern ergibt sich u.a. aus der aerodynamischen Optimierung. Dagegen hat sich der rote Fleck am Möwenschnabel zusammen mit der Reaktion der Jungvögel entwickelt: sie bedingen einander. Der Schnabelfleck ist ein wirkliches Zeichen, die Silhouette ein bloßes Muster ohne Zeichencharakter.

Dasselbe bei Verhaltensmustern:

Löwinnen bemerken, daß ein Herdentier lahmt, und erlegen es; das Lahmen geschieht natürlich nicht um dieses Erfolgs willen.

Manche Vögel stellen sich lahm, um einen Jäger vom Nest wegzulocken. Dieses Verhalten ist zeichenhaft.

Die Balztänze manche Vögel machen das Weibchen kopulationsbereit.

Der Honiganzeiger lockt durch sein Verhalten den Menschen und ursprünglich wohl den Honigdachs zu Bienennestern, die er selbst nicht öffnen kann, um sich dann von Honig, Wachs und den Insekten selbst zu ernähren.

Es sind Formen von hoher Unwahrscheinlichkeit, sie führen den forschenden Beobachter zu der Annahme, daß es sich um ein Zeichen handeln könnte. Ich spreche von theoretischen Zeichenkandidaten. (Praktische Zeichenkandidaten sind solche, die nicht vom außenstehenden Beobachter, sondern vom teilnehmenden Organismus gedeutet werden.)

Die Jahresringe einer Baumscheibe könnten eine Botschaft enthalten, aber wir wissen, daß sie eine natürliche Folge der jahreszeitlichen Vegetationsperioden sind. Daß wir ihnen gerade deshalb „Informationen“ entnehmen können, steht auf einem anderen Blatt. Auch bekommt normalerweise kein anderes Lebewesen den Schnitt durch einen Baumstamm zu Gesicht; schon darum können sie nicht als Mitteilungen gelten.

Wie anderswo schon gezeigt, sind also Anzeichen (Symptome) überhaupt keine Zeichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2018 um 17.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#37582

Laut Zeitungsberichten ist nun aufgeklärt, wie manche Paradiesvögel das schwärzeste Schwarz im Tierreich erzeugen, also die fast vollständige Absorption des Tageslichts in ihrem Gefieder. Alles für die Frauen. Das Balzverhalten kann man hier sehen: https://www.youtube.com/watch?v=Oe4AEcCDPmo
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 05.08.2013 um 09.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#23838

So sehr Vergangenheit ist "unsere äffische Vergangenheit" offenbar gar nicht. Irgendwo las ich kürzlich, daß jetzt mehr Menschen *cell-phones* haben als Zugang zu Toiletten/Latrinen. (Verzeihung. Zu welchen Gedanken ein Text wie "Wirkliche Zeichen" nicht alles führen kann! Ich bin ja selber erstaunt.)
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 05.08.2013 um 09.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#23836

Vielleicht sollten wir, was die Verdauungsresistenz von Samen angeht, auch an unsere äffische Vergangenheit denken. Wir könnten durchaus zum Kreis der möglichen Verbreiter gehört haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2013 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#23833

Ja, daran habe ich natürlich auch gedacht – wie könnte ich es vergessen, da ich im Vorgarten sowohl eine Eibe als auch den Amselschiß mit Obstkernen habe! (Diese kleine Eibe am Zaun haben mal die Müllmänner bei der januarlichen Einsammlung von Weihnachtsbäumen auszurupfen versucht, weil sie meinten, es sei ein an den Zaun gelehnter Weihnachtsbaum; ich habe ihnen vom Fenster aus amüsiert zugesehen.) Manche Samen müssen ja sogar durch den Darm, bevor sie keimen können.

Immerhin, Vögel sind ziemlich weit von uns entfernt, aber es ist möglich, daß wir Menschen, die wir wohl bei der Verbreitung der Samen keine Rolle spielen, sozusagen als Trittbrettfahrer auch den Geschmack der Früchte genießen. Wir würden uns dann Zeichen zunutze machen, die nicht an uns adressiert sind. Das kommt vor. Afrikaner haben gelernt, das zeichenhafte Verhalten des Honiganzeigers "mitzulesen".
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 05.08.2013 um 00.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1570#23832

Ich hoffe, daß ich den Satz nicht falsch verstanden habe. Zitat: "Die Pflanzen erzeugen die wohlschmeckenden Früchte und Blätter nicht, damit (evolutionär: weil) wir sie essen."
Von vielen Pflanzen sollen die Früchte gefressen werden (von Tieren) und haben daher oft leuchtende Farben. In den meisten Fällen sind die in den Früchten enthaltenen Samen verdauungsresistent. Sie werden also von den Tieren dann an anderer Stelle unversehrt ausgeschieden. Auf diese Weise hat die Pflanze nicht nur für ihre Fortpflanzung, bzw. Vermehrung gesorgt, sondern auch für ihre Verbreitung.
Ein anderer Mechanismus liegt bei der Mistel vor. Die weißen Beeren werden gern von Vögeln gefressen (Amseln). Der Saft der Beeren ist recht klebrig, daher muß sich der Vogel anschließend gründlich den Schnabel wetzen. Er tut das verständlicherweise am Ast eines Baumes – und bringt damit im Saft noch enthaltene Samen genau an die richtige Stelle.
Eibensämlinge findet man häufig am Fuß von alten Bäumen. Der Kleiber hat sie dort "gepflanzt". Das einzige, was an einer Eibe nicht giftig ist, das ist der rote (!) Samenmantel, der Arillus. Der Kleiber schleppt daher die ganze Frucht an einen Ort, wo er bequem den Samenmantel verzehren kann, indem er die Frucht zwischen Baumwurzeln einklemmt. Nach der Mahlzeit bleit der Samen liegen. Wenn man bedenkt, daß Eiben nur im Schirm höherer Bäume ihren eigentlichen Lebensraum haben, dann kommt diesem Geschehen durchaus evolutionäre Bedeutung zu.
 
 

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