zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Zum vorherigen / nächsten Tagebucheintrag

Zu den Kommentaren zu diesem Tagebucheintrag | einen Kommentar dazu schreiben


14.03.2006
 

Vor Wanka
Keine Illusionen bei dpa

Sehr treffend analysierten die dpa-Mitarbeiter Karl-Heinz Reith und Bärbel Schubert 27.10.1997 die Lage – und lieferten zugleich schon sehr früh die Stichwörter der folgenden Debatten („Gesichtsverlust“, „Staatsräson“):

„Auch wenn Schröder in Stuttgart von seinen Amtskollegen für den Alleingang beim vorläufigen Reformstopp Kritik einstecken mußte, so hat er damit doch den Weg für eine Bund-Länder-Lösung eröffnet. Der Wahlkampfdruck bei diesem Thema ist jetzt für beide Seiten zunächst weg. Und auch im Bundestag mehren sich die Stimmen für eine Konsenslösung, bei der weder der Bundestag noch die für die Schulen unstrittig zuständigen Kultusminister Gesichtsverlust erleiden.
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), die die Kompromißsuche forciert, zählt nicht zu den Reformbefürwortern. Aber die durch diesen Streit von vielen befürchtete weitere Staats- und Justizverdrossenheit liegt im Interesse keiner der etablierten Parteien. Ein Ausweg im Sinne der Staatsräson liegt deshalb auf der Hand. Die von den Kultusministern eingesetzte Rechtschreibkommission soll dazu einen Beitrag leisten und Ungereimtheiten im Reformwerk ausbügeln. Auch damit soll den Gegnern Wind aus den Segeln genommen werden.“

Hier wird auch klar, in welchem Sinn acht Jahre später das Wort der KMK-Präsidentin Wanka von der „Staatsräson“ durchaus berechtigt war: Es liegt im Interesse des Staates, die „Staats- und Justizverdrossenheit“ der Bürger gering zu halten.

Im gleichen Beitrag erinnern die Verfasser an die Mitverantwortung der Bundesregierung, die ja durch das Bundesinnenministerium die Wiener Absichtserklärung mitunterzeichnete, seither aber so tut, als habe sie mit der Rechtschreibreform nichts zu tun.



Diesen Beitrag drucken.

Kommentare zu »Vor Wanka«
Kommentar schreiben | älteste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.03.2006 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=453#3365

Menschen, die einen Fehler niemals zugeben und sich bei nachgewiesenen Fehlern auf keinen Fall dafür entschuldigen, sind mir wesentlich unsympatischer als solche, die zugeben, sich manchmal zu irren.
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 14.03.2006 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=453#3361

Staatsräson heißt, der Staat agiert um seiner Selbsterhaltung willen. Staatsräson wäre es gewesen, hätte die DDR 1989 schießen lassen. Bei einer Rückkehr zur normalen Schreibung wäre die Existenz des Staates hingegen nicht in Gefahr gewesen.

Hier wird lediglich im Sinne gewisser Interessensgruppen agiert, zu denen sich mittlerweile auch die Verantwortlichen gesellen, die einen Gesichtsverlust fürchten. Nur wird niemand gerne zugeben, er oder sie fürchte einen Gesichtsverlust. Da wird viel lieber zum falschen, aber unpersönlichen Wort von der Staatsräson gegriffen.

 
 

Kommentar von Kassandra, verfaßt am 14.03.2006 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=453#3355

"Es liegt im Interesse des Staates, die „Staats- und Justizverdrossenheit“ der Bürger gering zu halten."

Und gleichzeitig sind diese Volkszertreter unfähig genug zu erkennen, daß sie mit ihren Entscheidungen genau das Gegenteil dessen erzeugen, was sie vorgeben. Man kann nur hoffen, daß sich die Verdrossenheit auf diese Unfähigen bezieht und nicht auf die Systeme, in welchen sie sich eingenistet haben.
 
 

Kommentar von Johannes Faupel, verfaßt am 14.03.2006 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=453#3354

Im gleichen Beitrag erinnern die Verfasser an die Mitverantwortung der Bundesregierung, die ja durch das Bundesinnenministerium die Wiener Absichtserklärung mitunterzeichnete, seither aber so tut, als habe sie mit der Rechtschreibreform nichts zu tun.


Auch Roland Koch u.a. leiden offenbar an massivem Gedächtnisverlust. Sie wollen sich nicht mehr daran erinnern, was sie am 14.09.1995 an Manfred Kanther geschrieben haben. Hier kann es jetzt jeder nachlesen:

http://kmk-deutschland.de/kanther.html
 
 

Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 14.03.2006 um 10.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=453#3353

Das ist eine "Staatsräson" im Sinne von Andersens Kaisermärchen. (Hinter Staatsräson sollte vielleicht auch ein bißchen "raison" stehen.)
 
 

nach oben


Ihr Kommentar: Sie können diesen Beitrag kommentieren. Füllen Sie dazu die mit * versehenen Felder aus und klicken Sie auf „Kommentar eintragen“.

Sie können in Ihrem Kommentar fett und/oder kursiv schreiben: [b]Kommentar[/b] ergibt Kommentar, [i]Kommentar[/i] ergibt Kommentar. Mit der Eingabetaste („Enter“) erzwingen Sie einen Zeilenumbruch. Ein doppelter Bindestrich (- -) wird in einen Gedankenstrich (–), ein doppeltes Komma (,,) bzw. ein doppelter Akut (´´) werden in typographische Anführungszeichen („ bzw. “) umgewandelt, ferner werden >> bzw. << durch die entsprechenden französischen Anführungszeichen » bzw. « ersetzt.

Bitte beziehen Sie sich nach Möglichkeit auf die Ausgangsmeldung.
Für sonstige Diskussionen steht Ihnen unser Diskussionsforum zur Verfügung.
* Ihr Name:
E-Mail:
(Wenn Sie eine E-Mail-Adresse angeben, wird diese angezeigt, damit andere mit Ihnen Kontakt aufnehmen können.)
* Kommentar:
* Spamschutz:   Hier bitte die Zahl einhundertvierundfünfzig (in Ziffern) eintragen.
 


Zurück zur vorherigen Seite | zur Tagebuchübersicht


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM